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Hans-Jürgen Hübner:

Geschichte Ägyptens

Version 2.17 (18. Juni 2018)

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Die Sphinx von Gizeh repräsentiert eine Vielzahl von Bauwerken, die heutige Besucher mit dem Alten Ägypten verbinden.

Ägypten dürfte für die frühen Menschen eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Ostafrika und Asien gewesen sein, wenn auch nicht die einzige. Der aus Ostafrika stammende Homo erectus kann jedoch das Land vor mehr als 1,8 Millionen Jahren kaum durchquert haben, da der Nil zu dieser Zeit nicht aus den heutigen Quellen gespeist wurde. Kein Fluss verband zu dieser Zeit Ostafrika mit der Mittelmeerküste. Daher fanden sich in Ägypten bisher keinerlei Spuren aus der frühesten Menschheitsgeschichte. Das Niltal dürfte erst seit 500.000 Jahren durchgängig von Menschen bewohnt sein, die Sahara hingegen ließ dies nur in regenreicheren Phasen zu. In den Trockenphasen war das Niltal weitgehend isoliert, umgeben von Wüste.

Älteste Spuren von Hütten mögen 200.000 Jahre alt sein, wichtigste Jagdbeute unserer Vorfahren waren Gazellen. Anscheinend scheiterte der erste Anlauf des anatomisch modernen Menschen, der sich vor etwa 300.000 Jahren aus Homo erectus entwickelt hatte, aus Afrika auszuwandern, vor etwa 130.000 Jahren. Erst der zweite Versuch vor etwa 80.000 Jahren gelang. Bestimmte Steinarten, die für Werkzeuge besonders geeignet waren, wurden durch die im Lande Verbliebenen in größerem Maßstab abgebaut, die älteste bergbaumäßige Abbaustätte dürfte 40.000 Jahre alt sein.

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Topographische Karte Ägyptens

Während der Eiszeiten sank der Wasserspiegel des Mittelmeers um mehr als 100 m. Außerdem sank das Niltal so tief ab, dass es an seinen steiler gewordenen Ufern zu verstärkter Erosion kam. Daher gibt es aus der Zeit seit der letzten Eiszeit, die vor über zehn Jahrtausenden endete, kaum Spuren, denn sie sind im Wasser des Mittelmeers oder des Nils versunken. Deutlich ist, dass der Fischfang inzwischen eine zentrale Rolle spielte. Die Erwärmung nach dem Ende der letzten Eiszeit hatte massive Überschwemmungen am gesamten Nil zur Folge. Diese als „wilder Nil“ bezeichnete Phase hatte ihre Ursache in einer starken Klimaveränderung im subsaharischen Afrika. In dieser Zeit sind Fundstätten zwischen 12.000 und 7000 v. Chr. im Nildelta äußerst selten. Ein über 10.000 Jahre alter Fund von Massengräbern mit 59 Toten weist weiter im Süden auf erste Kriege hin. Domestizierte Tiere lassen sich für das 6. Jahrtausend nachweisen, Viehhaltung jedoch bereits im 9. oder 8. Jahrtausend. Die Fischer fuhren bereits mit Booten auf den Nil. Offenbar entwickelten die Ägypter ihre Landwirtschaft und ihre Keramik (10. Jahrtausend v. Chr.) aus eigener Wurzel. Es bestand wohl eine Mischkultur aus Viehhaltung, kleinräumigem Anbau verschiedener Getreidesorten und Sammeln. Muscheln zeigen, dass Kontakte zum Mittelmeer und zum Roten Meer bestanden.

Um 5400 v. Chr. hing die Ernährung weitgehend von Viehherden ab, vor allem von Ziegen, Jagd wurde nur noch gelegentlich betrieben. Um 5000 v. Chr. tauchen erste Ansätze zu Monumentalbauten auf. Für das Nildelta besteht zwischen 7000 und 5400 v. Chr. eine Fundlücke. Die Merimde-Kultur, die sich gegen Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. weiter im Süden herausbildete, endete im späten 5. oder frühen 4. Jahrtausend v. Chr. In ihrer späten Phase entstanden große Siedlungen, es dominierten Rinder, aber auch Schweine waren präsent, Fischfang war überaus wichtig. Kennzeichnend sind Stierplastiken und Straußeneiperlen. Ägypten übernahm im 3. Jahrtausend v. Chr. nicht die Verarbeitung von Zinn und Kupfer zu Bronze.

Der Merimde- folgte die Badari-Kultur Oberägyptens, die bis etwa 4000 v. Chr. reichte. Am Rand ihrer Dörfer setzten die Bewohner ihre Toten in ovalen Gruben meist linksseitig, in Hockstellung und mit Blick nach Westen bei, wie es in den nachfolgenden Epochen üblich war. Dieser Grabkult und seine für die spätere ägyptische Kultur typische Symbolik tauchen hier bereits auf. Der ersten Reichseinigung Ägyptens vor etwa 5000 Jahren ging die Naqada-Kultur voraus. Die Menschen lebten praktisch nur noch von der Landwirtschaft, Jagd und Sammeln spielten kaum mehr eine Rolle. Die gesellschaftliche Hierarchie wurde steiler. Es gibt erste Hinweise auf Menschenopfer.

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Tönernes Bootsmodell, Ägyptisches Museum, Berlin

Schon vor der Reichseinigung bestand ein intensiver Austausch zwischen den Regionen, so dass hier eine kulturelle Vereinheitlichung erkennbar ist. Unter den ersten Pharaonen entstanden diversifizierte Ämter und Provinzen, bald wurden riesige Grabmäler, die Pyramiden errichtet. Ein wichtiger Reichseinigungsfaktor war der Zwang zur Bewässerung, die wiederum einen erweiterten Anbau von Getreide, Gemüse und die Aufzucht von größeren Nutzviehherden gestattete. Die Verarbeitung von Kupfer und Steinen wurde in größtem Ausmaß betrieben, was dazu führte, dass die Wege zu den entsprechenden Lagerstätten militärisch gesichert wurden. Häufig fanden Militärexpeditionen und Kriege statt. Erstmals entstanden Siedlungszentren, allen voran Abydos, mit Monumentalbauten, während der Nil zu einer langen Kette von dorfartigen Siedlungen wurde. Mit den Nachbarreichen der Levante und Nubien lässt sich Tauschhandel belegen. Um den Aufgaben der Verwaltung nachzukommen, wurde die Schrift entwickelt. Zudem unterhielt die Krone zahlreiche Handwerker, die dem legitimatorischen Totenkult zu künstlerisch-rituellem Ausdruck verhalfen. Die Sitte des Menschenopfers verschwand bald. Am Ende der ersten Dynastie kam es zu Unruhen, der Königsfriedhof von Abydos wurde ein Opfer von Plünderern und Brandstiftern. Solche Bürgerkriege waren wohl häufig. Bald folgte der Aufstieg des Sonnengottes Ra oder Re, die Pharaonen der 2. und 3., vor allem aber der 4. Dynastie errichteten gewaltige Pyramiden und ließen sich in ihnen beisetzen. Berühmtester Baumeister war Imhotep, die größten Pyramiden waren die des Cheops und des Chephren.

Nach ihnen wurde aus dem Konzept des göttlichen Pharao das der Gottessohnschaft entwickelt, wodurch der Herrscher den Göttern gegenüber in eine stärkere Verantwortungsposition gerückt wurde. Nun ging die Verehrung des Sonnengottes Ra oder Re zurück, stattdessen übernahm der Totengott Osiris eine bedeutende Rolle. Dies mag auch Ausdruck extremer sozialer Spannungen gewesen sein, denn wer ihm diente, verpflichtete sich, sich wie ein Vater um die ärmeren Glieder der Gesellschaft zu kümmern. Unter der 6. Dynastie stellte die Dezentralisierung der Verwaltungsstrukturen regionale Zentren her, die mit nachlassendem Einfluss der Herrscher an Bedeutung gewannen. Nach der 6. Dynastie zerfiel Ägypten für über ein Jahrhundert in mehrere Herrschaftsgebiete; besonders wichtig wurdeh dabei Theben und Herakleopolis. Es kam sogar zu einer ausgeprägten Regionalisierung der Kultur. In Theben zog man die Konsequenz, dass nicht wieder ein lockeres Bündnis lokaler Magnaten, wie es das Alte Reich zuletzt dargestellt hatte, sondern enge Bindung und dichte Kontrolle die Herrschaft sichern sollten. Das nun entstehende Mittlere Reich wird auch als feudalistische Epoche bezeichnet. Später kam es zu einem erneuten Zentralismus. Pharao Sesostris I. förderte die Priesterschaft des Osiris, was den von ihm propagierten Glauben an das Leben nach dem Tod stark verbreitete und zugleich die Macht der alten Priesterschaft untergrub. Die Außenpolitik kulminierte vielfach in Raubzügen nach Westasien, so dass die Zahl der Asiaten in Ägypten erheblich anstieg. Zwar orientierten sich die Herrscher am Alten Reich, doch entwickelten sie ein neues Fiskalsystem. Ernten und Wasserwege entschieden über die Höhe der Abgaben, die in Naturalien geleistet wurden. Viele Tempel blieben dabei teilweise oder ganz abgabenfrei. Wer sich der Arbeitsverpflichtung entzog, der wurde hart bestraft, ebenso wie seine Familie.

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Frauenstatuette, Ägyptisches Museum, Berlin

Als Zweite Zwischenzeit (ca. 1685 bis 1532/28 v. Chr.) gilt die Epoche vom Mittleren zum Neuen Reich, in der neben den aus Westasien stammenden Hyksos die Nubier einen Teil Ägyptens beherrschten. Über die Kleinkönigreiche ist nur wenig bekannt. Seit langem wanderten Hirten, Bauern und Handwerker, aber auch Händler nach Ägypten, es wurden aber auch Kriegsgefangene nach Ägypten verschleppt. Wichtigste Stadt der Hyksos wurde Auaris oder Avaris am Ostrand des Nildeltas, das eine über 8 m dicke Stadtmauer schützte. Avaris wurde durch den Zwischenhandel reich, zunächst zwischen Ägypten und Palästina, dann mit Zypern. Der Süden des Landes wurde zwar tributpflichtig, doch von Theben aus gelang die Rückeroberung und die Vertreibung der Hyksos. Damit entstand das Neue Reich, dessen Herrscher bis in die heutige Südost-Türkei Feldzüge führten, aber auch bis weit in den Sudan. Diese aggressive Phase endete mit Königin Hatschepsut. Die Beziehungen zur Ägäis verdichteten sich bald, erstmals erscheinen griechische Städte in Hieroglyphen. Auch weiteten sich die diplomatischen und Ehekontakte erheblich aus. Durch den verstärkten Austausch öffnete sich Ägypten in einem bis dahin nicht bekannten Ausmaß den Einflüssen der Nachbarkulturen. Insgesamt zeichnete sich eine Tendenz zum Monotheismus ab. Schließlich bahnte sich ein Religionskonflikt an, der das Land grundlegend veränderte, wenn auch die Herrschaft des monotheistischen Gottes Aton kaum zwei Jahrzehnte währte. Amenophis IV. und seine Frau Nofretete gründeten eine neue Hauptstadt und entmachteten die Amun-Priesterschaft, die jedoch nach Jahrzehnten zurückschlug und versuchte, alle Erinnerungen an diesen radikalen Umsturz auszulöschen. Es war zu Konflikten mit den Hethitern gekommen, die große Teile der heutigen Türkei beherrschten und nach Syrien marschierten, jedoch wurde dieses Reich von Seevölkern zerstört, im Gegensatz zu Ägypten, das ihre Invasion abwehren konnte. Ramses III. (1184-1153 v. Chr.) war der wohl letzte Pharao, der die ägyptische Vormacht zur Geltung bringen konnte. Da die Kräfte für die gewohnten Plünder- und Handelszüge nach Nubien nicht mehr genügten, begann eine Epoche von einem Jahrhundert, in dem man sich beim Gold der Ahnen im Tal der Könige bediente. Bis auf wenige Ausnahmen, darunter ausgerechnet die Gräber der Pharaonen Echnaton und Tutenchamun, die von der Priesterschaft so vehement bekämpft worden waren, wurden fast alle Gräber geplündert. Bald besetzten Libyer aus dem Westen und Nubier aus dem Süden große Teile Ägyptens und erhoben sich zu Pharaonen. Im Kern entstand spätesten jetzt eine Theokratie, in der Gott Amun den Pharaonen über Orakel Anweisungen erteilte. Es kam zu Aufständen der Priester, die sogar eine eigene Dynastie gründeten. 674 v. Chr. fielen die Assyrer in Ägypten ein, eroberten Memphis und nahmen fast die gesamte Königsfamilie gefangen. Der nubische Pharao selbst konnte allerdings nach Süden entkommen. Die Assyrer eroberten Theben, doch wurden sie nach zwei Jahrzehnten aus dem Land vertrieben.

Ägypten baute erstmals eine umfangreiche Kriegsflotte, die jedoch von Kleinasiaten und Griechen bemannt wurde. Ein Kanal erlaubte es, Kriegsschiffe vom Roten in das Mittelmeer zu bringen, und umgekehrt. Doch 605 v. Chr. scheiterten Expansionspläne in Syrien gegen das Neubabylonische Reich in einer katastrophalen Niederlage. Bald bestand das Heer fast nur noch aus Libyern und Griechen. Es kam schließlich zu einem Aufstand gegen die griechische Vorherrschaft der Stadt Naukratis, die um 630 v. Chr. von griechischen Einwanderern aus Milet gegründet worden war. Sie erhielt den Status einer Art Freihandelszone, in der der gesamte Handel zwischen Griechenland und Ägypten zu erfolgen hatte. Doch 525 v. Chr. besetzten die Perser, die ein Reich von Thrakien bis Indien errichtet hatten, Ägypten. Auch wenn sich die Ägypter nach der persischen Niederlage gegen die Griechen bei Marathon 490 v. Chr. erhoben, und dies 455 v. Chr. erneut versuchten, konnten sie doch erst 404 v. Chr. für einige Jahrzehnte bis 341 v. Chr. letztmals die Unabhängigkeit durchsetzen. Wenige Jahre später zerschlug der Makedone Alexander der Große das Perserreich. Zu dieser Zeit war Ägypten längst in die Abhängigkeit seiner griechischen Söldner geraten. Alexander ließ sich zum Pharao erheben, das nach ihm benannte Alexandria gründen, um dann weiter nach Persien zu ziehen. Im Lande herrschte wenige Jahre nach Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr. mit den Ptolemäern eine Dynastie, deren Gründer ein General Alexanders war. Damit begann für Ägypten eine lange Kette wechselnder Fremdherrschaften, die bis in die jüngste Geschichte reichte.

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Bild aus Karnak, das die Dimensionen der Kolossalstatuen vergegenwärtigt, Gina Kamm, 2015

Gegen die Ptolemäer, die außenpolitisch schwere Niederlagen einstecken mussten, kam es zu Söldneraufständen. Dennoch wurde das Land weniger von den Diadochenkämpfen verwüstet, in denen es nictht nur um Macht sondern vor allem um Prestige ging, als etwa Syrien. Alexandria wurde zur reichsten Stadt am Mittelmeer, letzte Ruhestätte Alexanders des Großen, ausgestattet mit der größten Bibliothek und dem Leuchtturm als einem der Weltwunder. Die Alexandriner bestimmten zu erheblichen Teilen die Politik und mischten sich massiv in dynastische Fragen ein. Dabei sprachen die meisten Ptolemäer nicht Ägyptisch, die ländlichen Gebiete wurden kaum hellenisiert. Der politische Ehrgeiz der Amunpriesterschaft in Verbindung mit religiös begründeter Fremdenfeindlichkeit führte zudem zu Aufständen.

273 v. Chr. kam es zu einem ersten offiziellen Kontakt mit Rom, das in den nächsten beiden Jahrhunderten alle hellenistischen Reiche am Mittelmeer besetzte. Im römischen Bürgerkrieg lavierte die letzte Ptolemäerin Kleopatra VII., indem sie sich zunächst mit dem siegreichen Caesar - dabei ging die große Bibliothek in Alexandria in Flammen auf -, dann mit Marcus Antonius verbündete. Dieser unterlag jedoch 31 v. Chr. gegen Octavian, den späteren Augustus. Dieser annektierte Ägypten für Rom, das nun für über sechs Jahrhunderte römische Provinz blieb. Das Land wurde zur Kornkammer des Römerreichs, aber auch Lieferant gewaltiger Mengen an Baumaterial. Wichtigste Stadt blieb Alexandria, dessen Handel das Mittelmeer durch das Rote Meer mit Südasien verband. Die Verwaltungsspitze war römisch, die mittlere Verwaltungsschicht griechisch und nur die lokale Verwaltung ägyptisch. Gleichzeitig strahlte die ägyptisch-griechische Mischreligion, die im Ptoelemäerreich entstanden war, ins Römerreich aus, wo nun Serapis und Isis verehrt wurden. 115 bis 118 n. Chr. kam es zu einem umfassenden Aufstand der Juden, der offenbar von einheimischen Bauern unterstützt wurde und bei dem mehr als 200.000 Menschen ums Leben kamen. Nachdem kaum zwei Jahrzehnte später der letzte jüdische Aufstand in Palästina niedergeschlagen worden war, flohen viele von ihnen nach Nordafrika. Dort wurden ab dem 3. Jahrhundert die Bauern zunehmend an das Land gebunden, bis schließlich das Kolonat entstand. Dabei waren die Bauern verpflichtet, ihrem Herrn Abgaben und Dienste zu leisten. Ende des 4. Jahrhunderts wurde ihnen das Recht entzogen, ihren Herrn zu verklagen. 268 wurde Unterägypten durch das Heer der Königin Zenobia von Palmyra im heutigen Syrien besetzt, doch wurde ihr Reich wenig später zerschlagen. Oberägypten fiel zeitweise an die Nubier. Die Grenze wurde zum ersten Katarakt zurückverlegt. 292 bis 295 kam es zu einem Aufstand, der das ganze Land erfasste.

Um 150 lassen sich in Alexandria Christen belegen. Im Lande entstanden wichtige Grundlagen für das abendländische Mönchtum und die Einsiedler. Mit der Tolerierung durch Konstantin den Großen und endgültig mit der Erhebung zur Staatsreligion suchte man ab 391 die heidnischen Kulte auszulöschen. Die Bischöfe in der jeweiligen Hauptstadt wurden ab 325 Erzbischöfe, denen die anderen Bischöfe der Provinz Gehorsam schuldeten. Der Klerus war dabei der einzige Stand, zu dem alle sozialen Schichten Zugang hatten, sieht man von der Armee ab. Über theologische Fragen kam es über Jahrhunderte zu heftigen Auseinandersetzungen, denn sie wirkten sich bis in die feinsen Verästelungen des Lebensalltags aus. In diesem Zuge formierten sich die Kopten, während sich vor allem Rom und Konstantinopel in wechselnden Konstellationen stritten. Schließlich eroberten die Perser, mit denen es seit langer Zeit zu Konflikten gekommen war, 619 bis 630 Ägypten, bevor das Land ab 639 von muslimischen Arabern erobert wurde.

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Ostmauer der Ibn-Tulun-Moschee in Kairo

Diese errichteten ein Weltreich, das vom Atlantik bis nach China reichte. Die Einheit der islamischen Gemeinde, die weiterhin stark expandierte, zerbrach jedoch 660/680. Aus dieser Spaltung gingen die Schiiten und die Sunniten hervor. Die Herrscher verlegten die Hauptstadt nach Damaskus. Nachdem Konstantinopel 668 bis 669, 674 bis 678 und 717 bis 718 den Belagerern standgehalten hatte, und mehrere Feldzüge nördlich des Kaukasus erfolglos, blieben, schließlich auch die Vorstöße ins Frankenreich 732 aufgehalten wurden, schwächte sich die islamische Expansion ab. Schließlich stürzten 750 die Abbasiden die seit 661 herrschenden Umayyaden und verlegten ihre Hauptstadt 762 nach Bagdad. Doch bald verlor das Reich die Kontrolle über die Randgebiete, wie die iberische Halbinsel oder den Maghreb. Die Überspannung des Steuersystems führte zu zahlreichen Aufständen, darunter 789 und 793 in Ägypten. Als Soldaten wurden ab dem 9. Jahrhundert zunehmend Türken herangezogen, die als Mamluken bekannt wurden. Ab 856 wurde Ägypten von türkischen Statthaltern verwaltet, 869 machten sich die türkischen Tuluniden unabhängig. 875 und 878 expandierte die kurzlebige ägyptische Dynastie nach Libyen und nach Palästina und Syrien, die Unterwerfung Mekkas misslang jedoch. 905 besetzten die Abbasiden Ägypten erneut, doch hatten sie äußerste Mühe, das Land 914 gegen die Fatimiden aus dem Maghreb zu verteidigen, die Alexandria zweimal eroberten, jedoch 920 abziehen mussten. Die chaotischen Zustände wurden erst um 939 durch die Ichschididen beendet, eine Dynastie aus dem Ferghana-Gebiet, doch 969 konnten die schiitischen Fatimiden Ägypten erobern.

Die Fatimiden, ursprünglich eine schiitische Sekte, die seit 909 im Maghreb dominierte, beherrschten Ägypten zwei Jahrhunderte lang. Unter ihnen wurde Kairo ab 972 zur Zentrale eines Reiches, das von Marokko bis nach Mekka reichte. Nun nahm die Wirtschaft einen großen Aufschwung, auch Kultur und Wissenschaft wurden von den Fatimiden gefördert, wobei die Gründung der Kairoer al-Azhar-Universität größte Bedeutung erlangte. Unter Al-Hakim (996–1021) wurde die Religionspolitik intoleranter. Wein und Bier wurden verboten, für Frauen wurde der Schleier obligatorisch. Ihnen war nun der Zugang zu öffentlichen Bädern, der Ausgang ohne männliche Begleitung, die Teilnahme an Begräbnissen verboten. Um 1017 entstand eine Sekte, die al-Hakim als die Inkarnation Gottes ansah. Aus dieser entwickelte sich die Religionsgemeinschaft der Drusen. Den Kampf um die Macht am Kairoer Kalifenhof zwischen Berbern und Türken gewannen die türkischen Mamluken. 1006 erließ al-Hakim geradezu ein Toleranzedikt für die Sunniten, hingegen wurden 1004 Prozessionen und Feste der Christen und Juden in der Öffentlichkeit verboten, ebenso das Glockenläuten, das Tragen von Kreuzen, Kirchenneubauten wurden abgerissen. Christen mussten schwarze Turbane und Kopftücher tragen. Nach dem Tod al-Hakims und einem Vorstroß byzantinischer Truppen Richtung Jerusalem (1030) kam es 1038 zu einem Friedensschluss, der die religiösen Rechte der Minderheiten wiederherstellte.

Mit dem Vormarsch der gleichfalls türkischen Seldschuken fiel 1076 Syrien, 1099 eroberten Kreuzfahrer Jerusalem und setzten sich für fast zwei Jahrhunderte am Ostrand des Mittelmeers fest. Sie versuchten mehrfach Ägypten zu erobern, doch scheiterten sie letztlich an den kurdischen Ayyubiden Saladins, der zum Herrn des Gebietes zwischen Tigris und Nil wurde. Diese hatten in Ägypten die schiitischen Fatimiden durch ihre eigene sunnitische Dynastie ersetzt und 1187 die Kreuzfahrer entscheidend besiegt. Erbteilungen schwächten ab 1193 das Reich, so dass Kreuzfahrer 1217 bis 1221 versuchten, Ägypten zu erobern, doch 1244 fiel Jerusalem endgültig.

Das Mamlukenreich (1252–1517), dessen Gründer die Ayyubiden stürzten, verteidgte sich zunächst erfolgreich gegen alle Invasionsversuche der Mongolen, denen das Abbasidenreich von Bagdad zum Opfer gefallen war. Die Mamluken waren anfangs Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Sklavenmärkten Anatoliens oder des Kaukasus gekauft und dann zu Reitersoldaten wurden. Sie konnten nach einer gewissen Dienstzeit die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben und an sich binden. Auch wenn sie eine militärische Elite bildeten, waren die Mamluken weder Adlige noch hatten sie einen besonderen Segen durch Abstammung von der Prophetenfamilie. Ihr Führer Baibars begann mit der Rückeroberung der Kreuzfahrergebiete. Dabei zerstörten seine Nachfolger nach und nach nahezu alle der alten Seestädte an der syrischen Küste. Auch die Islamisierung des Nordsudans machte seit den 650er Jahren erstmals wieder Fortschritte. Zugleich warb Kairo gewaltige Mengen von Tscherkessen aus dem Kaukasusgebiet an, die ein Jahrhundert später selbst die Dynastie stürzten und eine eigene Dynastie installierten. Währenddessen widerstand Ägypten allen Versuchen von Seiten der Kreuzfahrer (insbesondere 1365) und vor allem der Mongolen, das Land zu erobern. Innenpolitisch gelang es den Mamluken, sich in eine Kaste von Großgrundbesitzern zu verwandeln und dadurch neben der Politik auch die Wirtschaft zu kontrollieren.

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Die Schlacht bei den Pyramiden, Gemälde von François-Louis-Joseph Watteau (1758–1823), entstanden 1798/99, Öl auf Leinwand, 94 × 120,4 cm, Musée des Beaux-Arts, Valenciennes

Einer weiteren türkischen Gruppe, den Osmanen aus dem Westen Anatoliens, gelang es, obwohl sie 1402 von dem Mongolen Timur besiegt worden waren, zur regionalen Vormacht aufzusteigen. Dies galt umso mehr, als es ihnen 1453 gelang, Konstantinopel zu erobern. Schon hier machten sie sich die technologische Neuerung der Kanonen zunutze, während die Mamluken die „unehrenhaften“ Feuerwaffen ablehnten. Das gab den Osmanen, die 1517 Ägypten eroberten, endgültig die militärische Überlegenheit. Damit wurde Konstantinopel zum Sitz des Kalifen und zahlreiche Künstler gingen von Kairo dorthin. Doch die fest im Land verankerten Mamluken rangen schon bald wieder um die Macht, wenn es auch bis etwa 1630 dauerte, bis sie die osmanischen Janitscharen und Statthalter wieder schrittweise von der Macht verdrängten. Schließlich gelang es zwei Mamluken-Emiren 1790, die mit den Türken verbündeten Mamluken-Fraktion von der Macht zu verdrängen. Napoleon griff unter dem Vorwand ein, Frankreich sei mit Konstantinopel verbündet, und versuchte von 1798 bis 1801 letztlich erfolglos, das Land zu erobern. Großbritannien fürchtete um seine Kommunikationswege nach Indien und seine Dominanz im Mittelmeer. Trotz der französischen Niederlage blieb die Expedition nicht folgenlos. Die Modernisierung der Verwaltung, die Einführung eines neuen Postdiensts, die Förderung des Baus von Windmühlen und die Bekämpfung der Beulenpest, dazu der Buchdruck brachten einen Modernisierungsschub, den der Albaner Muhammad Ali für seinen Aufstieg zu nutzen wusste.

ModernEgypt, Muhammad Ali by Auguste Couder, BAP 17996
Muhammad Ali, Gemälde von Auguste Couder (1790-1873), Öl auf Leinwand, 75 × 93 cm, 1841, Schloss Versailles

Muhammad Ali, ab 1805 Statthalter, machte sich nach und nach von Konstantinopel unabhängig. Ab 1811 stürzte er die Herrschaft der Mamluken und ließ viele von ihnen ermorden. Durch die Befriedung des Landes und den Ausbau der Bewässerungssysteme sowie einer an europäischen Maßstäben orientierten Verwaltung kam es zu einem Wirtschaftsaufschwung, der zudem durch den Versuch einer staatlichen Industrialisierung gefördert wurde. Die modernisierte Armee besiegte die arabischen Wahabiten und eroberte den nördlichen Sudan, besetzte schließlich Palästina und Syrien. Allerdings musste sie vor Konstantinopel umkehren und auf internationalen Druck die Eroberungen 1840 zurückgeben. Doch wieder gealng es der türkisch-tscherkessischen Konkurrenz, ihre Machtpositionen auszubauen. Die Orientierung auf den Export von Baumwolle führte zur verstärkten Bildung von Großgrundbesitz, was wiederum zu einer deutlichen Landflucht führte. Zwar wurde 1869 der Sueskanal eröffnet, doch gewann Ägypten dadurch für die europäischen Mächte so große strategische Bedeutung, dass es zu Einmischungen kam. Nach dem faktischen Staatsbankrott wurde eine internationale Finanzaufsicht unter britischer Leitung gebildet. Gegen den britischen Einfluss richtete sich die Urabi-Bewegung (1881–1882), die von Offizieren der Armee getragen wurde. Dies wurde von London genutzt, um Ägypten 1882 zu besetzen und die Urabi-Bewegung zu zerschlagen.

Mit der Besetzung durch Großbritannien im Zuge der Zerschlagung der Urabi-Bewegung, der nationalen Volksbewegung der Jungägypter im osmanischen Vizekönigreich, übernahm London die Kontrolle über das Land, ohne dessen Zuordnung zum Osmanischen Reich zu beenden. Der Khedive blieb daher weiterhin Vasall der Osmanen, der britische Generalkonsul war jedoch der tatsächliche Herrscher des Landes. Die Baumwolle stellte bald 92 % der ägyptischen Ausfuhren, bald musste Ägypten Getreide einführen. Zu Anfang des Ersten Weltkriegs machte London aus dem gerade gegründeten Sultanat Ägypten ein britisches Protektorat. Ein britischer Hochkommissar übernahm die Verwaltungsaufgaben. Nach dem Ende des Krieges kam es zu Unruhen, so dass London Ägypten 1922 in die Unabhängigkeit entließ. Fuad I. wurde sein erster König. Durch den Bündnisvertrag von 1936 verzichtete Großbritannien auf bestimmte Rechte und zog seine Truppen bis auf die Sueskanalzone ab, wobei es sich aber das Zugriffsrecht auf das Transport- und Kommunikationssystem im Kriegsfall sicherte. 1937 wurde Ägypten in den Völkerbund aufgenommen. 1942 wurde das Land im Zuge des Zweiten Weltkriegs erneut besetzt, um gegen Nazideutschland zu kämpfen. Nach der schweren Niederlage von 1948 gegen das neugegründete Israel, nach Korruptionsvorwürfen und Misswirtschaft wurde der König durch einen Militärputsch gestürzt.

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Einer der Demonstranten auf dem Tahrir-Platz schwenkt die ägyptische Flagge

Ab 1954 war Nasser unumschränkter Herr Ägyptens. Es erfolgten eine sozialistische Ausrichtung der Regierung und der Aufbau eines Einparteienstaats unter der Arabisch Sozialistischen Union. Um die Errichtung des Assuanstaudamms finanzieren zu können, wurde 1956 der Sueskanal verstaatlicht, was zur Sueskrise führte als Großbritannien, Frankreich und Israel Ägypten angriffen und die Sueskanalzone und den Sinai besetzten. Auf Druck der Großmächte USA und Sowjetunion mussten sich die Intervenienten wieder zurückziehen. Ägypten wurde ein führendes Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten und unterstützte den antikolonialen Befreiungskampf. Die Niederlage Ägyptens im Sechstagekrieg im Jahr 1967 und die Besetzung des Sinai durch Israel führte zu einer noch engeren Anlehnung an die Sowjetunion. Unter Anwar as-Sadat kam es 1972/1976 zum Bruch mit der Sowjetunion und zu einer Annäherung an die USA. 1979 wurde ein Frieden mit Israel geschlossen. Dieser Ausgleich führte jedoch zu einer Isolierung Ägyptens in der islamischen Welt; so erfolgte der Ausschluss aus der Arabischen Liga und 1981 die Ermordung Sadats. Unter seinem Nachfolger Mubarak wurde das Land wieder in die Arabische Liga aufgenommen, doch wurde sein Regime 2011 durch eine unerklärte Koalition aus weltlichen Gruppen, Kopten und Muslimbrüdern nach dem Vorbild des Aufstands in Tunesien gestürzt (Arabischer Frühling). Die Muslimbrüder gewannen die Wahlen, setzten jedoch eine so intolerante Verfassung durch, dass das Militär die Regierung stürzte und die Muslimbrüder zu einer terroristischen Vereinigung erklärte.

Der Nil auf einem Satellitenbild

Inhalt

Paläolithikum

Altpaläolithikum

Pierre taillée Melka Kunture Éthiopie fond
1,7 Millionen Jahre alte Chopper aus dem äthiopischen Hadar

Chopper of Dmanisi
Etwa 1,8 Millionen Jahre alter Chopper aus Dmanisi in Georgien

Unter Paläoanthropologen herrscht Einvernehmen darüber, dass sowohl der Neandertaler, der im Raum zwischen Westeuropa und Zentralasien lebte, als auch der afrikanische anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) im gleichfalls afrikanischen Homo erectus einen gemeinsamen Vorfahren hatten. Aufgrund von Fossilien- und Werkzeugfunden gilt es als erwiesen, dass einige Vertreter des Homo erectus Afrika während einer ersten Ausbreitungswelle vor rund 2 Millionen Jahren Richtung Levante, Schwarzmeerraum und Georgien sowie möglicherweise über Nordwestafrika Richtung Südspanien verließen.1 Dabei müsste zunächst die Frage geklärt werden, auf welchen Wegen dieses Out of Africa 1 zunächst einmal innerhalb Afrikas vonstatten gegangen sein kann, eine Ausbreitung, die vielleicht nur partiell entlang des Roten Meeres erfolgte.1a Frühe Funde in Algerien weisen auf die Route über die Straße von Gibraltar nach Südwesteuropa hin, doch gilt diese Route nicht als sehr wahrscheinlich. Die frühe Besiedlung Georgiens ist durch die 1,8 Millionen Jahre alten Fossilien von Dmanissi belegt; die ältesten Funde in Europa stammen aus Spanien und sind 1,4 Millionen Jahre alt. Voraussetzung für eine solche Nordwanderung scheint die frühe Gewöhnung an fleischreiche Nahrung gewesen zu sein. In jedem Falle haben andere Arten den Weg von Afrika nach Asien gewählt. Es könnte also sein, dass nicht nur afrikanische Tierarten, wie Theropithecus oswaldi, der zur heute sehr seltenen Primatenart Dschelada zählt, oder Megantereon whitei aus der Gattung Megantereon, die wiederum zu den Säbelzahnkatzen zählten, aber auch Hippopotamus antiquus, von Afrika nach Asien wanderten, sondern auch der Homo erectus.

Vor rund 600.000 Jahren kam es wohl zu einer zweiten Ausbreitungswelle des afrikanischen Homo erectus.2 Danach entwickelte sich Homo erectus in Europa über die Homo heidelbergensis genannte Zwischenstufe zum Neandertaler, während in Afrika vor ca. 300.000 Jahren aus Homo erectus – belegt in Marokko – der sogenannte frühe oder archaische anatomisch moderne Mensch und aus diesem der anatomisch moderne Mensch hervorging. Eine Neuberechnung ergab im Jahr 2012 Hinweise auf eine recht frühe Trennung der beiden Menschenformen;34 sie wurde in die Zeitspanne zwischen 800.000 und 400.000 Jahren vor heute datiert.5 Gestützt wird die Datierung unter anderem durch den rund 400.000 Jahre6 alten Swanscombe-Schädel, der – obwohl meist noch zu Homo heidelbergensis gestellt – bereits deutliche Merkmale der frühen Neandertaler aufweist.7

Die europäischen Populationen von Homo erectus bzw. des Neandertalers sowie die in Afrika lebenden Vorfahren des anatomisch modernen Menschen lebten demzufolge bis zur Einwanderung des modernen Menschen vor rund 45.000 Jahren mehrere hunderttausend Jahre räumlich voneinander getrennt.

Das Niltal dürfte für die frühen Menschen beider Wanderungsphasen eine der wichtigsten Süd-Nordverbindungen zwischen Ostafrika und dem Mittelmeer gewesen sein, wenn auch nicht die einzige, wie man lange annahm. Dem steht entgegen, dass vor 2,5 Millionen Jahren der Nil zwar die ägyptische Wüste durchströmte, wenn auch auf einer anderen Route, doch hatte er seine Quellen wohl ausschließlich im Lande selbst. Damit lag er wohl außerhalb der Reichweite der Menschen und daher kann der (Paläo-)Nil nicht, wie heute, die Entstehungsgebiete des Menschen in Ostafrika mit der Mittelmeerküste verbunden haben. Als vor 2,5 Millionen Jahren an der Grenze zwischen Pliozän und Pleistozän die Trockenheit zunahm, riss der Fluss ganz ab. Erst vor 700.000 Jahren entstand er neu. Die Nordwanderung kann also entweder am Roten Meer entlang, oder über die Zentralsahara via Tschadsee, Tibesti, Hoggar-Tassili und die Wadis des südlichen Atlas stattgefunden haben, oder über die Westsahara. Dann wären die Menschen eher über den Senegal und mauretanische Wasserstellen nordwärts gezogen. Bleibt als fünfte mögliche Route die am Roten Meer entlang, jedoch nicht entlang der Westseite, sondern entlang der Ostseite. Möglicherweise gab es hier zeitweise Landbrücken, die Afrika mit Westasien verbanden. Allein sechs Oldowan-Stätten fand man am Bab al-Mandab, einer heute 27 km breiten Wasserstraße zwischen Arabien und Ostafrika. Auf der Arabischen Halbinsel könnten sich die Wege Richtung Norden und via Jemen und Oman Richtung Südasien aufgeteilt haben. Genetische Untersuchungen deuten im Gegensatz zu den frühesten Wanderungen darauf hin, dass vor 60.000 Jahren eher die Nilroute zur Wanderung nach Norden genutzt worden ist.7d

Acheulean hand-axe from Egypt. Found on a hill top plateau, 1400 feet above sea level, 9 miles NNW of the city of Naqada, Egypt. Paleolithic. The Petrie Museum of Egyptian Archaeology, London
Faustkeil des Acheuléen, laut Beschriftung auf einem Plateau in etwa 500 m Höhe und 15 km nordwestlich von Naqada entdeckt

Der aus Ostafrika stammende Homo erectus durchquerte eine oder mehrere dieser Routen nordwärts wohl bereits vor mehr als 1,8 Millionen Jahren, wie Funde aus Georgien nahelegen. Doch fanden sich in Ägypten bisher keinerlei Spuren aus der frühesten Menschheitsgeschichte, was nach den dargestellten bisherigen Forschungsresultaten nicht überraschen kann. Bereits im 19. Jahrhundert fand man zwar Steinwerkzeuge im Niltal, die dem späten Acheuléen zuzuordnen sind. Die Chopper und Abschläge, die man aus Ägypten kennt, stammen jedoch allesamt aus Fundstellen wie Abbassiya oder Stätten bei Theben, die sich nicht näher datieren lassen. Hobbyarchäologen fanden an der Straße von Deir el-Medina ins Tal der Könige zahlreiche Faustkeile, in der Qena-Region fanden sich geschlossene Gruppen von Faustkeilen in alten Lehmlagerstätten, die möglicherweise 300 bis 400.000 Jahre alt sind. Diese Zuwanderung ließe sich mit der Neuentstehung des Nils vor etwa 700.000 Jahren gut erklären. Im Gegensatz zu den ersten Auswanderern aus Afrika könnte also die zweite Auswanderergruppe nicht mehr nur die Route über das Rote Meer genommen haben, sondern auch und besonders über den Nil. Notgrabungen in Nubien, die vor dem Baubeginn des Nasser-Stausees begannen, zeigten, dass die Region vielleicht eine eigene Kulturprovinz darstellte, denn die für Afrika typischen Cleaver fehlten. Dabei handelt es sich um große, rechteckige, in der Regel zweiseitig gearbeitete Artefakte mit scharfer, breiter Kante an einem Ende. Bei Umm Shagir (Fundstätte 8715) fand man eine Abbaustelle für Quarzit auf einem erodierten Hügel. Die Stätte umfasst 700 mal 400 m und barg 159 stark abradierte Artefakte.

Das Niltal dürfte seit rund 500.000 Jahren durchgängig von Menschen bewohnt sein. Die Sahara hingegen war nur phasenweise bewohnbar, dann nämlich, wenn genügend Niederschläge eine ausreichende Flora und Fauna zuließen.8 Der untere Nil war zwar nicht unmittelbar von den Kaltzeiten betroffen, wie der Norden Amerikas, Europas und Asiens, doch im Süden nahmen die Gletscher in diesen Phasen Wasser auf, das dem Unterlauf des Flusses nur noch in verringertem Maße zufloss. Die Überreste dieser Phasen liegen heute 20 bis 30 m über dem heutigen Überschwemmungsniveau. Seltene altpaläolithische Fundstätten und häufigere mittelpaläolithische befinden sich meist in diesen höher gelegenen Zonen. Fischfang begann spätestens im Mittelpaläolithikum, das in Ägypten vor 230.000 Jahren fassbar wird. Arkin 8 im Wadi Halfa liegt im nördlichen Sudan und stellt eine der bedeutendsten Acheuléenfundstätten Ostafrikas dar. Dort fand man auf 64 m² und einer maximalen Tiefe von kaum 25 cm genau 2.754 Artefakte. Dort fanden sich, sieht man von den umstrittenen Funden im libyschen Fezzan ab, die ältesten Behausungen Nordostafrikas, die sich anhand einer 30 cm tiefen und 1,2 mal 1,8 m messenden Grube nachweisen ließen. Der Boden dieser „Hütte“ war mit flachen Sandsteinplatten ausgelegt; möglicherweise wurden zeltartige Strukturen mit Hilfe von Steinen stabilisiert.

Auch in den Oasen Charga und Dakhila, sowie Bir Sahara East, etwa 350 km westlich von Abu Simbel, fanden sich Artefakte aus dem Altpaläolithikum. 10 km weiter östlich, bei Bir Tarfawi und in einem Wadi 50 km südöstlich davon (Bir Safsaf), eine Stätte, die an einem ephemeren See lag, fanden sich Artefakte wohl aus dem Mittleren Acheuléen des Grenzgebiets zwischen Ägypten und Sudan; das Mindestalter von Bir Tarfawi wird mit 300 bis 350.000 Jahren angegeben. Offenbar wurden Werkzeuge aus dem unmittelbar vor Ort befindlichen Stein hergestellt und nicht weiter mitgeführt. Es zeigte sich, dass das Klima feuchter war als heute.9

Mittelpaläolithikum

Nucleus Egypte MHNT PRE 2004.0.99
Feuerstein-Kern aus dem Tal der Könige. Er bildete das präparierte Rohstück zur Herstellung abgeschlagener Steinartefakte. 8,8 × 5,1 × 2,0 cm, Muséum de Toulouse

Silex MHNT PRE.2004.0.94 Noir
Noch dünnerer mittelpaläolithischer Kern, ebenfalls Flint, 10,8 × 4,9 × 1,6 cm, unbekannter Fundort in Ägypten

Ägyptisches Museum Leipzig 264
Faustkeil, Feuerstein, Herkunft unbekannt, heute im Ägyptischen Museum Leipzig

Kennzeichnend für das Mittelpaläolithikum ist, wie im übrigen Mittelmeerraum auch, die Schildkern- oder Levalloistechnik, die in Europa und im Nahen Osten sowie Westasien mit dem Neandertaler assoziiert wird, der jedoch nicht in Nordafrika lebte. Diese Technik zeichnet sich durch eine aufwändige Präparation des Kernsteins aus, bevor ein Abschlag durch einen einzelnen gezielten Schlag gewonnen wird. Die so erzielten Abschläge sind häufig recht groß und dünn und weisen umlaufend scharfe Kanten auf. Diese Abschlagtechnik rationalisierte den Einsatz des gesuchten Rohstoffes Stein - insbesondere von Feuerstein, aber auch von sehr hartem Sandstein - und führte zur Verfeinerung der damit hergestellten Werkzeuge. Es dürfte sich in Nordwesteuropa um eine Weiterentwicklung der Clacton-Technik handeln, bei der die Steinartefakte Spuren einer Verbindung mit Schäften oder sonstigen Haltemöglichkeiten aufweisen; ansonsten weist Vieles auf eine Fortentwicklung des gleichzeitigen Acheuléen hin. Neben den Levallois-Zielabschlägen wurden auch Klingen, Spitzen und Schaber hergestellt. Auch in Ägypten ließen sich im Mittelpaläolithikum die durch Verbindung mehrerer Teile erstellten Kompositwerkzeuge belegen, ebenso wie eine vorausschauende Planung schon bei der Gewinnung und Zurichtung der steinernen Bestandteile des Gesamtwerkzeugs.10

Die als Nubian Middle Stone Age (nubische mittlere Steinzeit oder nubisches Mittelpaläolithikum) bezeichnete Epoche gliedert sich in vier Phasen, die als Nubian Mousterian, Denticulate Mousterian sowie Nubian Middle Paleolithic und schließlich nach dem namensgebenden Fundort Khormusan benannt werden. Die beiden ersten Phasen weisen starke Ähnlichkeiten mit den gleichzeitigen Kulturen des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens auf, hingegen zeigen sich in der letzteren Phase eher Einflüsse des zentral- und westafrikanischen Sangoan-Lupemban (vor 30.000 v. Chr. bzw. bis nach 13.000 v. Chr.). Die ersten drei Phasen sind offenbar ohne Faustkeile ausgekommen, stattdessen dominierten Blattspitzen oder Abschlagwerkzeuge. Zugleich wurde hier als Ausgangsmaterial nicht Feuerstein benutzt, sondern ein sehr harter Sandstein (ferrocrete sandstone, sinngemäß: Eisenbetonsandstein). Die Funde aus dem Khormusan, einige in Levalloistechnik gefertigt, werden auf ein Alter von 65.000 bis 55.000 Jahren datiert.11 Anscheinend entstammt das Khormusan der gleichen Zeit, wie das Dabhan in der Kyrenaika. Doch folgte eine trockene Phase, in der die verbindenden Regionen zwischen den beiden Kulturen unbewohnbar wurden.12

Zum Jagdspektrum gehörten gelegentlich Hasen und Stachelschweine sowie Wildkatzen, aber auch Büffel, Flusspferde und Giraffen. Doch die häufigste Nahrung war die Gazelle, insbesondere die Dorkasgazelle, die in allen trockenen Gebieten Nordafrikas vorkommt. Ausgrabungen in der Sodmein-Höhle etwa 40 km nordnordwestlich von Quseir im Gebirge am Roten Meer (Gebel Umm Hammad/Gebel Duwi) weisen - erstmals anhand einer terrestrischen Station - auf erheblich feuchtere Phasen hin, in denen hier Krokodile, Büffel, Elefanten, Kudus und andere große Säugetiere lebten. Über lange Zeit wurde die Höhle während des mittleren Mittelpaläolithikums immer wieder kurzzeitig aufgesucht, große Feuersteinstellen wurden immer wieder genutzt. Die früheste Datierung in den 4 m starken Fundschichten liegt bei 118.000 ± 8.000 Jahren, jüngst bei 123.000 ± 15.000. Doch bestehen hier noch Datierungsprobleme. Hinzu kommen Häufungen aus dem Nubian complex (etwa 50.000 Jahre) und dem Jungpaläolithikum (etwa 25.000 Jahre). Bei jüngeren Untersuchungen ließen sich auch mittelpaläolithische Funde auf etwa 60 bis 70.000 Jahre datieren. Insgesamt gilt die Höhle als eine der Schlüsselfundstätten für die Rekonstruiktion der Interaktion zwichen Mensch und Natur im ostafrikanischen späten Pleistozän. Die Höhle ist eine der extrem wenigen in Ägypten, ja in ganz Nordostafrika, die keine Stätte der Rohstoffbeschaffung sondern eine Wohnstätte darstellt. Insgesamt lassen sich nun feuchtere Phasen zwischen 87 and 81.000, 107 und 94.000 sowie 122 und 117.000 Jahren nachweisen. Inzwischen wird die Höhle allerdings durch industriellen Gesteinsabbau gefährdet, die Vibrationen führten wahrscheinlich zu einem Riss in der Decke. Eine nur 4 km entfernte weitere wichtige Stätte, diesmal für die Einführung von Viehhaltung in Nordostafrika zwischen 8000 und 3700 cal BC, wurde 2011/12 bereits zerstört.12g

Solche Stellen fanden sich bisher im Niltal nicht, stattdessen entdeckte man dort Abbaustellen für Rohmaterial, wie Nazlet Khater und Taramsa(n) bei Qina.13 Dabei lassen sich an der Art der Levalloistechnik nubische und unterägyptische Gruppen (K, N) unterscheiden. Ebensolche Rohstoffplätze fanden sich aus dem späteren Mittelneolithikum; dort fanden sich Halfan- und Safahan-Artefakte (Levallois Idfuan). Diese fanden sich auch in bewohnten Stätten, also an Stellen, die nicht nur der Steingewinnung wegen aufgesucht wurden, wie etwa Edfu. Das Halfan lässt sich allerdings nur in Nubien belegen.

Zugleich wurde das Klima trockener. Damit existierten Jagdtiere und essbare Pflanzen fast nur noch in den Flusstälern, und die Menschen in den austrocknenden Gebieten waren gezwungen, dorthin zu ziehen. Im letzten Abschnitt des Mittelpaläolithikums, dem Taramsan, einer erheblich trockeneren Phase14, gelang die Herstellung einer großen Zahl von meist langen Klingen aus einem einzigen, ausgesprochen großen Kern.15 In der beeindruckenden Abbaustätte Taramsan I bei Qina, das der Epoche den Namen gab, lässt sich damit der Übergang zu jungpaläolithischer Klingenherstellung genauso fassen, wie in der Wüste Negev an der Fundstätte Boker Tachtit für die Zeit vor 43.000 Jahren16. Dort, an der Fundstelle Taramsa I, fand sich auch ein anatomisch modernes Skelett von einem dort beigesetzten Kind. Es dürfte mit etwa 55.000 Jahren das älteste Kind Afrikas sein.17

Bei der Wanderung moderner Menschen Richtung Levante („Out of Africa“) gab es anscheinend zwei Höhepunkte, nämlich vor 130.000 und vor 80.000 Jahren. Die beiden Vorgänge wurden durch die besagte drastische Klimaveränderung voneinander getrennt. Dabei wird gelegentlich zwischen Out of Africa 2a und Out of Africa 2b unterschieden, wobei vielleicht die ersten Auswanderer im Nahrungswettbewerb mit den Neandertalern unterlagen (oder aus sonstigen Gründen scheiterten), während die zweite Auswanderung gelang.18

Jungpaläolithikum

Jungpaläolithische Fundstätten sind in Ägypten selten. Daher sind Skelettfunde der frühesten Vertreter des modernen Menschen, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf ihrem Weg nach Westasien und Europa auch das Niltal durchquerten, von größter Bedeutung. Die älteste Fundstätte Nazlet Khater – eigentlich handelt es sich dabei um acht Stätten – liegt in der Übergangskante zwischen Wüste und Niltal beim Dorf Nazlet Khater. Rund 40.000 Jahre alte Spuren der wohl ältesten bergbaumäßigen Feuersteingewinnung, vor allem aber Überreste eines modernen Menschen (Nazlet Khater 2), die sich auf ein Alter von 38.000 Jahren datieren ließen, fanden sich dort seit 1980.19 Um an die begehrten Steinsorten zu kommen, wurden hier erstmals nicht nur 2 m tiefe Gräben gezogen und Gruben ausgehoben, sondern auch unterirdische Galerien angelegt. Sie sind die derzeit ältesten bekannten Galerien. Diese entstanden auf einer Fläche von über 25 km² in einer Zeitspanne vor 35 bis 30.000 Jahren.

Bei dem 1980 entdeckten Toten, der als ältester moderner Mensch Ägyptens gilt, handelte es sich um einen 1,65 m großen Halbwüchsigen mit sehr starken Armen, der in etwa 60 cm Tiefe in Rückenlage unter Steinen und Sand beigesetzt wurde.20 Man fand ihn etwa 250 m vom nächsten Feuersteinlager entfernt. Der Oberkörper des insgesamt sehr gut erhaltenen Skelettes ist am besten erhalten. Der Leichnam wurde auf dem Rücken liegend beigesetzt.21 Seine Kopfform weist auf Ähnlichkeiten mit dem ältesten Fund des modernen Menschen in Europa hin, den man bei Peștera cu Oase in Rumänien machte.22 Die starken Veränderungen des Rückgrats weisen möglicherweise auf (zu) frühe, harte Arbeit im Bergbau hin. Neben seinem rechten Ohr befand sich ein Breitbeil oder Dechsel, wie er beim Bergbau eingesetzt wurde.

Beim Abbau des Feuersteins wurden verschiedene Methoden angewandt. So wurden Gräben gezogen, vertikale Schächte und unterirdische Galerien. Als Picken wurden die Hörner von Kuhantilopen und Gazellen eingesetzt, ebenso wie Steinbeile. Verkohltes Holz ließ sich auf 30.400 bis 35.100 Jahre BP datieren. Einer der Gräben maß 9 mal 2 m und wurde 1,5 m in das Wadi gegraben. Vertikale Gänge wurden bis hinunter auf den Kiesgrund mit dem Flint gegraben, um dort glockenförmig ausgeweitet zu werden. Letzteres war nur aufgrund des robusten Untergrunds ohne Gefahr möglich. Es handelte sich um eine Industrie mit prismatischen Klingen, wobei sich vier Reduktionstechniken erkennen lassen. So lässt sich die Levalloistechnik nachweisen, wenn sie auch eher selten zur Anwendung kam. Typologisch ähneln die Klingen denen von Haua Fteah in der libyschen Kyrenaika23 und Boker Tachtit in Israel.24

Die nächstjüngere archäologische Industrie ist das Shuwikhatien, bei dem faustkeilartige (bifacial) Werkzeuge fehlen. Shuwikhat 1, entdeckt 1984, wurde auf 25.000 BP datiert. Es handelte sich um ein Fischfang- und Jagdlager, von denen sich um das oberägyptische Qina und Esna mehrere fanden. Klingen, end-scrapers und Stichel herrschten vor.25

In den westlichen Wüstengebieten fanden sich Artefakte des sonst im Nordwesten Afrikas vorherrschenden Atérien.26 Doch scheint das Jungpaläolithikum Ägyptens vergleichsweise isoliert gewesen zu sein, wenn auch Kontakte zur Dabban-Industrie der Kyrenaika und zum Ahmarien (39.000 bis 24.000 v. Chr.) im Süden Israels und in Jordanien möglich sind.

Spätpaläolithikum

Aus dem späten Paläolithikum sind in Ägypten, im Gegensatz zum Jungpaläolithikum, recht viele Fundstätten bekannt. Sie reichen zwischen 21.000 und 12.000 Jahre zurück. Das Klima blieb extrem trocken, zudem führte der Nil wegen zunehmender Trockenheit am Oberlauf weniger Wasser. Starke Erosionsvorgänge in Äthiopien ließen die Schlammschichten in Nubien auf eine Höhe von 25 bis 30 m über dem heutigen Niveau anschwellen. Gleichzeitig sank der Spiegel des Mittelmeers um mehr als 100 m, als es zu den letzten großen Vereisungen im Norden Europas, Asiens und Amerikas kam. Diese beiden Prozesse haben zur Folge, dass die potentiellen Fundstätten für Archäologen unerreichbar sind; demzufolge gibt es aus dem unteren und dem mittleren Ägypten keine Funde. Außerdem sank das Niltal so tief ab, dass es an seinen steiler gewordenen Ufern zu verstärkter Erosion kam. Am oberen Nil genügte die Wassermenge des Nils nicht mehr, um die Wanderdünen fortzuschwemmen. Deren Sandmengen verursachten Stauungen und in deren Folge entstanden neue Gewässer. An ihnen siedelten sich nun Fischer an, so dass vor allem zur Zeit des letzten Maximums der Gletscherausdehnung trotz extremer Trockenheit eine verhältnismäßig hohe Besiedlungsdichte im Niltal bestanden haben muss.26d

Im Wadi Kubbaniya27 bei Assuan fand sich ein 20- bis 25-jähriger Mann, der offenbar durch Pfeilschüsse in den Bauch vor 23.000 Jahren getötet worden war.28 Sein rechter Arm muss beim Versuch, einen Angriff abzuwehren, gebrochen sein. Der Fund liegt zeitlich vor dem Nubian Upper Stone Age, das vor 20.000 Jahren begann. Der Mann lebte in einem für Jäger und Sammler sehr vorteilhaften Gebiet, denn die Dünen des Nils, die alljährlich von seinen Fluten aufgeschichtet wurden, blockierten den Abfluss des Wadis, so dass hier ein See entstand. Hier fanden sich mehrere Lager, die saisonal aufgesucht wurden. Zur Nahrung gehörten Sauergrasgewächse, Kamille oder Erdmandel. Letztere erforderte eine sorgfältige Behandlung, was die große Zahl von Mahlsteinen erklären könnte, die sich an der Stätte fanden. Den größten Anteil an tierischer Nahrung stellte Fisch, vor allem Welse. Offenbar wurden sowohl die steigenden Fluten, als auch das flache Wasser der beginnenden Trockenzeit im November genutzt, um ganze Schwärme zu fangen.29

Die Schlachtstätte E71K12 bei Esna gehört zum Fakhurien. Hier versammelten sich zahlreiche Tiere, die aus den Überschwemmungsgebieten zu diesem natürlichen Grundwassersee auswichen. Hauptbeute der Jäger waren Kuhantilope, Auerochse oder Wildrind und Gazelle. Die Fundstätten dürften den allgemeinen, stark saisonalen Jahresabschnitt am Ende der Nilüberflutung und der Zeit danach repräsentieren.30

Die Ballanan-Silsilien-Industrie (18.000 bis 6.000 v. Chr.) nutzte Mikro-Stichel, wie sie auch im Negev und in Jordanien vorkamen. Ouchtata-Retusche und geometrische Mikrolithen sind hingegen selten.31

Der nubischen oberen Steinzeit oder Jungsteinzeit folgte eine letzte steinzeitliche Phase, die als Nubian Final Stone Age bezeichnet wird, als Spätsteinzeit des nördlichen Sudan. Dessen erste Phase wird als Halfan bezeichnet (nach Shinnie 18.000-15.000 v. Chr.); ihm folgten das Qadan (zwischen dem 2. Katarakt und Südägypten, etwa 12.500-9.000 v. Chr.), das Arkinien (nur von einer Fundstätte bekannt, um 7500 v. Chr.) und das Shamarkien (5750-3700 v. Chr.).

Nile watershed topo
Heutiges Entwässerungsgebiet des Nils

Die Erwärmung nach dem Ende der letzten Kaltzeit hatte massive Veränderungen am gesamten Nil zur Folge. So waren die Überschwemmungen außergewöhnlich ergiebig und erreichten Gebiete, die seit langem kaum mehr Wasser gesehen hatten. Diese als „wilder Nil“ bezeichnete Phase hatte ihre Ursache nicht in Niederschlägen im weiterhin trockenen Unterägypten, sondern in einer starken Klimaveränderung im subsaharischen Afrika. Makhadma 4, eine Fundstätte der Affan-Industrie aus der Zeit um 12.900 bis 12.300 BP nördlich von Qena, wurde von den katastrophalen Überschwemmungen nicht erreicht. Sie liegt heute 6 m über dem Überschwemmungsniveau. 68 % der dort gefundenen Fischüberreste stammten von Tilapia, 30 % von Raubwelsen. Offenbar wurde der Fisch durch Trocknung in Gruben haltbar gemacht. Die Isman-Industrie ließ sich an verschiedenen Stellen im Wadi Kubhaniya und auf der Dischna-Ebene belegen. An der Stätte Makhadma 2 waren Raubwelse offenbar die Nahrungsgrundlage während der Phase des „wilden Nils“ um 12300 BP.

Die mikrolithische Qadan-Industrie südlich des 2. Katarakts ist vor allem mit drei Grabstätten assoziiert. Dort, 300 km südlich des Wadi Kubbaniya, fand sich der Friedhof am Gebel Sahaba (12.000 bis 10.000 v. Chr.). Von den dort ausgegrabenen Überresten von 59 Männern, Frauen und Kindern wiesen 24 Spuren erheblicher Verletzungen auf. Einige trugen noch Pfeilspitzen im Körper, sogar im Schädel, so dass von einem Massaker ausgegangen werden kann.32 Dieses Bild wird durch eine Art Massengrab von bis zu 8 Menschen in einer Grube bestätigt. Ein kleinerer Friedhof fand sich auf der gegenüber liegenden Nilseite. Dort wurden keinerlei Spuren von Gewalt festgestellt.

Die Sibilien-Industrie ist im gesamten Raum zwischen Qena und dem 2. Katarakt anzutreffen. Große Abschläge und eine Vorliebe für Quarz und vulkanische Gesteinsarten kennzeichnen diese Industrie. Da solcherlei Präferenzen in Ägypten ansonsten nicht vorkommen, könnte es sich um das Eindringen von Gruppen von außerhalb des Landes handeln.

An Fundstelle XXXII am 2. Katarakt entdeckte man das erste Beispiel für Felsmalerei. Südlich von Edfu, also im eigentlichen Ägypten, fand man Abbildungen von Fischfallen bei el-Hosh.33

Zwischen 12000 und 7000 v. Chr. sind Fundstätten im Nildelta äußerst selten. Nur einige wenige Funde vom 2. Katarakt datieren um 9400 BP. Offenbar wurde das Gebiet beinahe vollständig entvölkert, wozu Trockenheit, aber vielleicht auch die hohe Sterblichkeit beigetragen haben. Nur noch geringe Spuren von Fischfang und Mahlsteinen fanden sich.

An der Fundstätte Nabta siedelten um 6700 v. Chr. Hirten mit ihren Rindern an einem flachen See kaum 100 km von Wadi Kubbaniya, am Ostrand der Sahara. Dort fanden sich 12 runde und ovale Hütten.34 Um 5800 v. Chr. kamen Schafe und Ziegen hinzu. Diese Funde lösten eine Debatte um die frühesten Hirtenkulturen aus, die bis heute nicht beendet ist. Auch genetische Untersuchungen lieferten widersprüchliche Ergebnisse.34a

Keramik lässt sich in seiner ältesten Form in Nubien dem Shamarkian zuordnen; dies gilt auch für die etwa gleichzeitigen Phasen des Abkan und des Khartum. Dabei sind diese Keramiktypen stark von Ägypten beeinflusst, das Khartum jedoch stärker vom zentralsudanesischen Shaheinab. Die späteren Siedlungen waren erheblich größer, als die früherer Epochen, so dass man vermutet, dass es sich bereits um Dörfer mit Bodenbebauung handelte.

Epipaläolithikum im Niltal und in der Wüste

Ab 7000 v. Chr. lebten wieder Menschen im Niltal, doch sind nur wenige Fundstätten bekannt. Daher lassen sich nur zwei Kulturen, das Elkabien und das Qarunien unterscheiden. Jagd, Fischfang und Sammeln lieferten weiterhin die Lebensgrundlagen. Bei Elkab fanden sich Artefakte aus der Zeit zwischen 7000 und 6700 v. Chr. Im Gegensatz zu den Fischern der vorhergehenden Perioden rüsteten die Bewohner Boote aus. Im Gebiet der Wadis ging man auf die Jagd nach Auerochsen, Dorkas und Mähnenschafen. Die Elkabian-Industrie war mikrolithisch, es existierten zwar Mahlsteine, doch fanden sich an vielen von ihnen rote Pigmente, so dass sie nicht als Beleg für Ackerbau gelten können. Die Bewohner waren wohl eher Nomaden, die im regenreicheren Sommer in die Wüste zogen und im Winter im Niltal jagten und fischten.

Das Qarunien hieß früher Fayyum B. Ihre Stätten finden sich oberhalb des um 7050 v. Chr. entstandenen Proto-Moeris-Sees. Die reichen Fischvorkommen ermöglichten es den Bewohnern, überwiegend von diesen Fängen zu leben. Nur ein einziger Begräbnisplatz ist bekannt. Eine etwa 40-jährige Frau wurde in leichter Hockstellung auf die linke Seite gelegt. Ihr Kopf wies nach Osten mit Blick nach Süden. Physiologisch wirkt sie moderner als die spätneolithischen Mechtoiden (Mechta-Afalou), die mit dem Ibéromaurusien in Beziehung standen.

Mikrolithische Industrien im Gebiet von Heluan sind seit dem 19. Jahrhundert bekannt, doch lassen die kargen Funde kaum Aussagen zu, außer, dass sie Ähnlichkeiten mit dem akeramischen Neolithikum der Levante aufweisen. An weiteren Siedlungsspuren im Gebiete des Roten Meeres, genauer gesagt in dessen Gebirgszone, wie etwa in der Sodmein-Höhle bei Quseir, lässt sich die Einführung domestizierter Schafe und Ziegen für die erste Hälfte des 6. Jahrtausends belegen.

Neolithikum (ab 8800 v. Chr.)

Westliche Wüste: Neolithikum ohne Bodenbearbeitung

FogginiCaveTotal
Gesamtansich der Foggini-Mestikawi-Höhle, Westliche Wüste, nahe der Grenze zu Libyen (um 4400 v. Chr.). Sie wurde 2002 von Massimo Foggini und Ahmed Mestekawi entdeckt. Neutraler wird sie als Wadi Sura II bezeichnet, nachdem Wadi Sura I die benachbarte Höhle der Schwimmer bezeichnet. Die bemalte Fläche ist 18 m breit und 6 m hoch; zu ihr gehören auch einige Gravuren. Während neben Menschen hier Straußen, Giraffen und Gazellen oder Antilopen erkennbar sind, fehlen Rinder. Die Menschen tragen vielfach Pfeil und Bogen, auch scheint es sich um Gruppen zu handeln, die Rituale und Tänze aufführen. 2009 waren beeits über 800 Fundstätten im Raum Gilf Kebir/Jebel Ouenat bekannt. Die Hauptbesiedlungsphase lag zeitlich zwischen 6500 und 4400 v. Chr. (Gilf-B-Phase). Der nachfolgenden Gilf-C-Phase (bis 3500 v. Chr.) konnten nur wenige Tonscherben zugewiesen werden. In der vorangehenden Gilf-A-Phase (8500-6500 v. Chr.) fanden sich keinerlei Anzeichen von Keramik. Bei einer Nachgrabung im Jahr 2011 wurde der Sand über einen Meter tief abgetragen, so dass weitere Zeichnungen zutage traten. Darunter waren überraschenderweise Ziegen und möglicherweise sogar eine Kuh, also wohl domestizierte Tiere, die man bis dahin bei den Bewohnern nicht vermutete.

FogginiLake
Malereien aus der Foggini-Mestikawi-Höhle, die eher einen Felsüberhang darstellt. Sie stellen möglicherweise Menschen an einem See dar,

FogginiBeasts
hier sind es Menschen und meist kopflose Tiere. Leider bedrohen touristische Aktivitäten die Stätte seit über zehn Jahren.

In der gegen Ende des mittleren Paläolithikums aufgegebenen westlichen Wüste stiegen um 9300 v. Chr. die Niederschläge leicht an, so dass dort für einige Zeit wieder Menschen Fuß fassen konnten. Sie kamen wahrscheinlich aus dem nubischen Teil des Niltals, und sie wiesen ein wesentliches Merkmal des Neolithikums auf, nämlich die Viehhaltung. Bei den zwischen dem Norden des heutigen Sudan und Tansania verbreiteten Völkern, die der kuschitischen Sprache zugerechnet werden, lässt sich Viehhaltung bereits im 9. und 8. Jahrtausend v. Chr. nachweisen.34e Damit unterscheidet sich das beginnende Neolithikum Ägyptens grundlegend von demjenigen des benachbarten Israel, wo es mit der Bodenbearbeitung verbunden war, wie auch sonst im Fruchtbaren Halbmond. Außerdem fand sich in der westlichen Wüste, deren Neolithikum wohl vor Ort entstand, Keramik (Bir Kiseiba).34f Hingegen entdeckte man in der libyschen Kyrenaika, an der küstennahen Stätte Hagfet al-Gama (8900-4500 BP), domestizierte Formen von Gerste und Hartweizen, was auf eine Mischkultur aus Viehhaltung, kleinräumigem Anbau einiger Getreidesorten und Sammeln hindeutet, denn die Funde wurden zusammen mit Überresten von Schafen, Ziegen und Landschnecken gemacht.34h

Man unterscheidet dort ein Frühes Neolithikum (8800-6800 v. Chr.) sowie ein Mittleres (6500-6100 v. Chr.) und ein Spätes Neolithikum (5100-4700 v. Chr.). Die Zeiten zwischen diesen Phasen entstanden durch Rückkehr der Trockenheit, die das Gebiet unbewohnbar machte.

Wichtigste Fundplätze für die frühe Phase sind Nabta Playa und Bir Kiselba. Die kleineren Fundplätze waren meist Lager von Jägern und Sammlern in Salztonebenen, sogenannten Playas. Diese Playaplätze wurden längerfristig genutzt, mussten jedoch während der jährlichen Überschwemmungen geräumt werden. Bis 7500 v. Chr. kamen diese Viehhalter vielleicht nur mit den sommerlichen Regenfällen in die Wüste, wodurch man den Nilüberchwemmungen zugleich ausweichen konnte. Die geringe Zahl der Tierknochen könnte darauf hinweisen, dass die Tiere vor allem der Nahrungsmittelgewinnung durch Milch und Blut dienten, weniger durch Schlachtung. Zwar findet man an allen Stätten Mahlsteine, doch die dazugehörigen Pflanzen, wie Wildgräser, wilder Sorghum und Ziziphus, ein Kreuzdorngewächs, fanden sich nur an Fundstätte E-75-6 (7000 v. Chr.) bei Nabta Playa. Keramik war selten, zum Wassertransport bevorzugte man die Eier von Straußen. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Keramik, deren Verzierung auf die symbolische Ebene verweist, um eine eigenständige Erfindung Afrikas. Das rund 9000 Jahre alte E-75-6 bestand aus Hütten, die in drei oder vier Reihen standen, was wahrscheinlich den sich verändernden Uferlinien entsprach. Obwohl glockenförmige Vorratsgruben und Brunnen gebaut wurden, war die Siedlung nicht dauerhaft bewohnt.

Während der folgenden beiden Phasen erreichte die menschliche Besiedlung ihren Höhepunkt. Die meisten der zahlreichen Lager aus dieser Zeit sind klein, doch einige erreichten beträchtliche Ausdehnungen. Bauliche Strukturen, wie lehmbeworfene Hütten, Grubenhäuser sowie Brunnen erscheinen nun häufiger. Die großen Siedlungen an den Playa-Seen waren wohl nun dauerhaft bewohnt. Muscheln zeigen, dass Kontakte sowohl zum Mittelmeer als auch zum Roten Meer bestanden. Um 5600 v. Chr. erscheinen Schaf und Ziege als neue Haustiere, dennoch stammte der überwiegende Teil des Fleisches nach wie vor von Wildtieren; ähnliches gilt für die pflanzliche Nahrung.

Im Mittleren Neolithikum änderte sich die Werkzeugindustrie drastisch. Die bisherige Klingenproduktion ging zugunsten von Abschlägen für blattartige und an der Basis konkave Pfeilspitzen zurück. Im Späten Neolithikum gelten sogenannte side-blow flakes als charakteristisch. Die Keramik bleibt derjenigen des frühen Neolithikums ähnlich und gehört vor 5100 v. Chr. der Sahara-sudanesischen oder Khartum-Tradition an. Allerdings wurde die Dekoration komplizierter.

Kurz vor 4900 v. Chr. wurde sie recht abrupt von gebrannter und geglätteter Ware ersetzt. In Nabta Playa fand sich neben einem ungewöhnlich großen, längst verschwundenen See, ein monumentaler Komplex. Dieser bestand aus 10 Steinen von 2 * 3 m, einem Kreis von aufrechtstehenden Platten mit einem Durchmesser von fast 4 m. Hinzu kamen zwei mit Platten abgedeckte Tumuli, in einem der beiden Gräber fanden sich in einer Kammer die Überreste eines Bullen mit langen Hörnern. Auch an anderen Stellen fanden sich kleine Steinreihen im Nabta-Gebiet.

In der Dakhla-Oase unterscheidet man die Masara-, die Bashendi- und die Sheikh-Muftah-Phase. Erstere datiert in die Zeit des Frühneolithikums von Bir Kiselba und Nabta Playa. Die beiden anderen Phasen reichen bis in die dynastische Zeit. Die Sheikh-Muftah-Stätten lagen an Seen, während die Bashendi-Stätten außerhalb der eigentlichen Oasen lagen. Sie könnten auf nomadische Viehhalter hinweisen.

Um 5400 v. Chr. hing die Ernährung weitgehend von Viehherden ab, Jagd wurde nur noch gelegentlich betrieben. Diese Herden, die überwiegend aus Ziegen bestanden, stammten ursprünglich aus der Levante. Kurz vor 4900 v. Chr. wurde an Bashendi-Stätten Keramik hergestellt, die der von Nabta Playa und Bir Kiselba gleicht. In der Dakhla-Oase erschien hingegen manchmal oben schwarze Keramik. Dort fanden sich im Südosten steinerne Strukturen, die kulturelle Parallelen zum Niltal aufweisen.

Nach 4900 v. Chr. nahm die Regenmenge wieder ab, noch stärker nach 4400 v. Chr. Dennoch blieben einige Gebiete bis in die historische Zeit bewohnt. Ein erheblicher Teil der Bewohner der entstehenden Sahara dürfte in das Niltal und das Delta gedrängt haben, wie es in Trockenphasen, die zur Ausbreitung der großen Wüste führten, immer wieder vorkam. Dies dürfte für alle Gebiete rund um die Sahara gegolten haben.

Niltal: Ackerbau (ab 5450 v. Chr.)

Für die Zeit zwischen 7000 und 5400 v. Chr. fehlt praktisch jedes Wissen. In der Nekropolis von Theben, in el-Tarif fand sich eine kleine Stätte, eine weitere nahe Armant. Diese epipaläolithische, keramische Tarifen-Kultur bleibt kaum greifbar. Die Keramikfunde bestehen nur aus kleinen Fragmenten. Auch fehlen Spuren von Viehhaltung oder Ackerbau.

Zwischen 5450 und 4400 v. Chr. bestand die Fayyum-Kultur (früher Fayyum A). Ihre Werkzeuge stehen in enger Beziehung zur Kultur der westlichen Wüste. Hier, am Fayyum-See, fanden sich Vorratsgruben für Getreide. Hier ist in Ägypten erstmals der Ackerbau die Grundlage der Ernährung. In einem Vorratsareal fanden sich 109 Silos mit Durchmessern zwischen 30 und 150 cm. An Vieh finden sich weiterhin Schaf und Ziege sowie Rind, aber auch Schweine; die Fischerei blieb bedeutend. Die Keramik war undekoriert, teils jedoch rot gefärbt und gebrannt. Neben Muscheln aus dem Mittel- und dem Roten Meer fand man nubischen Diorit und Perlen aus grünem Feldspat, jedoch kein Kupfer.

Merimde-Kultur

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Prädynastische Keramik mit einer Bootsdarstellung

Die Merimde-Kultur war eine jungsteinzeitliche Kultur, die sich etwa zum Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. herausbildete und im späten 5. oder frühen 4. Jahrtausend v. Chr. endete. Ihr Name leitet sich von dem Fundort Merimde Beni Salama ab, der 1928 nahe bei dem Dorfe Benisalame, etwa 45 km nordwestlich vom heutigen Kairo am Rande des Nildeltas entdeckt wurde.35

Zu unterscheiden sind drei zeitlich aufeinanderfolgende Siedlungskomplexe, nachweisbar in fünf Schichten, die sich durch materielle Kultur (Keramik, Steingeräte, Kleinfunde), Bestattungssitte und Siedlungsbild unterscheiden. Die erste Siedlung, die Ursiedlung, die in den Anfang des ägyptischen keramischen Neolithikums einzuordnen ist, wies durch ihr Fundgut südwestasiatische Wurzeln auf. Der Merimde-Kultur zeitlich vorhergehend und mit ihr wegen des südwestasiatischen Ursprungs verwandt, ist ein präkeramisches Neolithikum des Fundplatzes Heluan, einem Ort 25 km südöstlich von Kairo.

Fassbar werden diese Beziehungen in der ornamentierten Keramik (Fischgrätmuster), dem Vorkommen von flachen und abgesetzten Böden von Gefäßen, der Gestaltung von Geschossspitzen (gestielte Pfeilspitzen) und dem Gebrauch von Muscheln aus dem Roten Meer als Schmuckanhänger.

Die Ursiedlung

Die Keramik der Ursiedlung umfasst größtenteils einfache Teller-, Schalen- und Kumpformen. Diese lässt sich in eine in dunklen Rottönen polierte und in eine meist in orangebraunen Tönungen erscheinende, geglättete Gattung gliedern. Auffallend ist, dass ihre Grundsubstanz ohne Magerungszusätze hergestellt wurde. Meist an geschlossenen Formen der polierten Gattung wurde als einzige Verzierung ein Fischgrätmuster angebracht. Bei den Gefäßen sind Rundböden vorherrschend, nur gelegentlich kommen Flachböden vor. Der Rand der Keramik läuft in der Regel spitz zu. Besonderheiten der Keramik sind Gefäße zum kultischen Gebrauch (zylindrische Becken mit ausgeprägten Standringen, „Altärchen“), Miniatur- und Henkelgefäße.

Die Steingeräteherstellung ist in wesentlichen Teilen durch eine Klingen-Abschlagtechnik geprägt, die eher aus epipaläolithischen Industrien herzuleiten ist. Die daraus entstandenen Klingen und Abschläge sind unterschiedlich retuschiert und zu verschiedenen Werkzeugen verarbeitet. Typisch sind aus Spänen hergestellte Bohrer mit einer Spitze. Sehr zahlreich sind Grobgeräte vertreten, unter ihnen am häufigsten einseitig bearbeitete Schaber. Geschossspitzen und eine Pfeilspitze mit Stiel und seitlichen Kerben weisen auf die hier übliche Bewehrung hin. Auffallend ist das Vorkommen von groben zweiseitig bearbeiteten Geröllen, unter denen ein grobgearbeitetes Beil hervorragt.

An Kleinfunden sind ein menschlich gestaltetes Idol, Stierplastiken, Schmuck in Form von bearbeiteten Süßwassermuscheln und Anhänger aus marinen Mollusken, Straußeneiperlen, Knochenartefakte mit feinen Ösen, ein durchbohrter Rinderzahn, Schliffartefakte aus Hartgesteinen, Rötel zur Körperbemalung sowie Mahl- und Reibsteine zu vermerken. Muscheln und Mollusken weisen auf weitreichende externe Beziehungen hin.

Die Siedlung der mittleren Merimde-Kultur (5500-4500 v. Chr.)

Nach Aufgabe der ersten Siedlung dauerte es einige Zeit, bis der Platz erneut besiedelt wurde. Doch außer im kultischen Bereich (Stierplastiken) gibt es nur wenige Kontinuitäten, die auf eine Verbindung zur Ursiedlung hinweisen. Obwohl keine Datierungen bestehen, wurde die Phase auf 5500 bis 4500 v. Chr. datiert.

Die Unterschiede zur Ursiedlung in der Keramik sind gravierend, wenn auch Ähnlichkeiten erkennbar sind. Zum einen ist die Keramik häckselgemagert; davon profitierte ihre Stabilität, so dass sehr viel größere Gefäße hergestellt werden konnten. Das Formenspektrum ähnelt dem der Ursiedlung, so wurden Schalen und Gefäße in unterschiedlichen Größen und Wandungsverläufen gefunden, ihre Randausbildung ist abgeschnitten, Rund- und Schaukelböden dominieren. Als Sonderformen kamen Ovalgefäße hinzu, die zur Leitform der mittleren Siedlungsschicht wurden. Neben die bekannten rot polierten Keramiken trat eine grau polierte Gattung, die mit der geglätteten Ware das Keramikinventar vervollständigt. Im Gegensatz zur Ursiedlung tritt keine Verzierung der Keramik auf, Kultgefäße fehlen.

In der Herstellung von Steingeräten ist ein vollkommener Bruch mit der mittleren Merimde-Kultur zu erkennen. Dieser äußert sich in der Fertigung von geschlagenen Artefakten aus Kernen. Zur Bewehrung von Waffen wurden Pfeilspitzen mit sehr langen Flügeln, trianguläre Spitzen mit flacher Schäftungskerbe und geschliffene Speerspitzen in Form von Querschneidern hergestellt. Andere Erzeugnisse aus Stein stellen Messerklingen, Beilformen und spitz- und stumpfnackige Dechsel, also Querbeile, vorwiegend zur Holzbearbeitung dar. Sicheleinsätze weisen auf Erntegeräte hin. Sehr lange und schmale Bohrer sind typisch.

Im Gegensatz zur Ursiedlung ist das Aufkommen an Kleinfunden hoch. Es fanden sich wieder Stierplastiken und Straußeneiperlen, doch nun kamen Perlen verschiedener Form, kleine Tonsphäroide und Angelhaken aus Muschelschale hinzu. Zahlreiche Geräte aus Knochen kamen in Gebrauch: so Pfrieme, flache Spateln, geschossspitzenartige Geräte, geöste Artefakte, Perlen, Fingerringe, Harpunen und Dechsel. Als Schmuck dienten Anhänger aus Hundezähnen und Armreife aus Elfenbein. Auffallend ist eine aus Knochen geschnitzte Tierfigur. Sie stellt wahrscheinlich ein Flusspferd dar. Aus Stein gefertigte Kleinfunde sind ebenfalls recht zahlreich: Steingefäße aus Alabaster, Keulenköpfe, Netzsenker sowie Mahl- und Reibsteine. Rötel diente den Menschen zu Schmuckzwecken.

Die Siedlungen der jüngeren Merimde-Kultur (4600-4100 v. Chr.)

Im Gegensatz zu den Funden der ersten drei Schichten, die auf kleine, flussnahe Siedlungen hinweisen, zeigen die vierte und fünfte Siedlungsschicht größere Ausmaße und -dichte.

Die deutlichsten Veränderungen ergeben sich bei den Keramikfunden der jüngeren gegenüber denen der mittleren Merimde-Kultur. Von Schicht III an gesellt sich zu den rot und grau polierten eine schwarz polierte Ware. Neu ist, dass die Polituren unterschiedliche Muster auf dem jeweiligen Gefäß bilden. Ab Schicht IV tauchen Verzierungen verschiedenster Art auf: in der geglätteten Gattung plastisch verzierte sowie ritz- und impressodekorierte Gefäße. Auch pastos bemalte Keramik findet sich gelegentlich. Zu den bisherigen Gefäßen kamen vermehrt geradwandig-konische Schalen und Töpfe mit kegelförmiger Schulterzone und Doppelkoni vor. Die Ränder münden in weichen Rundungen.

Anspruchsvollere Formen erschienen: Gefäße mit s-förmig profilierter Mündungspartie (vereinzelt schon in der mittleren Merimde-Kultur) und kugelige Flaschen mit vertikaler Halszone und ausladendem Rand. Doppelkammergefäße tauchen erstmalig in den jüngeren Schichten von Merimde als Sonderformen auf; zu diesen sind auch Standplatten und Standringe als Bodenformen zu zählen, die vermehrt in den späteren Siedlungen zu finden sind. Insgesamt kann mit aller Vorsicht gemutmaßt werden, dass Ansätze zu einer Differenzierung in eine althergebrachte geglättete Gebrauchskeramik und eine polierte, gegenüber Neuerungen aufgeschlossene Feinkeramik sichtbar werden.

Der qualitative Standard der steinernen Güter ist vereinzelt sehr hoch. Weiterhin wurden Steingeräte aus Kernen gefertigt, nur noch wenige Werkzeuge wurden aus Klingen hergestellt wie zum Beispiel kleine dentikulierte Sägen. Die Grobgeräte nahmen beständig ab. Die Geschossspitzen entwickelten sich in Schicht IV zur klassischen Merimde-Spitze mit kurzen abgeschrägten Flügeln, in Schicht V zu Spitzflügelgeschossen mit stark konvexer Schneidenbahn. Diese Pfeilspitzen erschienen dann auch in der Fayum-A-Kultur. Außerdem fanden sich verschiedene Formen von Schneidegeräten und unterschiedliche Beilformen, die Dechsel unterlagen laufenden Weiterentwicklungen. Verschiedene Formen von Sicheln kamen vor, sie wurden größer. Auch Bohrer erschienen wieder, wie in den vorhergehenden Siedlungen, mit der Besonderheit allerdings, dass sie mehrere Bohrerspitzen an einem Gerät besaßen.

Im Vergleich zu Keramik und Steingeräten ist das Aufkommen von Kleinfunden gering. Menschen- und tierähnliche Tonfigürchen sind auch wieder in den Schichten IV und V belegt. Neu sind impressoverzierte Armbänder. Die Knochenartefakte bilden die größte Gruppe der Kleinfunde. Neuartige Funde aus den jüngeren Siedlungen sind mit Ösen versehene Artefakte und Knochenfassungen zur Aufnahme von Steingeräten. Wie in den vorherigen Siedlungen kommen auch wieder kleine Beile, palettenförmige Artefakte, Keulenköpfe, Netzsenker und Reib- und Mahlsteine vor.

Die Menschen hielten Haustiere und ergänzten ihre Nahrung durch Jagd und Fischfang. Von Anfang an dominierte der Anteil der Rinder und wurde sogar noch bis in die jüngeren Siedlungen größer. Schweine waren in allen Siedlungsphasen mehr oder weniger präsent. Die Anzahl der Schafe nahm jedoch von Beginn der Besiedlung an stetig ab. Der Fischfang gewann ab der mittleren Siedlung sehr stark an Bedeutung und trug auf hohem Niveau bis in die jüngeren Siedlungen zur Ernährung bei. Zusammen mit der Jagd auf Nilpferde, Krokodile und Schildkröten und dem Verzehr von Flussmuscheln zeigte die Fischerei eine Orientierung der Bevölkerung auf den Nil an. Die Jagd auf Wild der Wüste dagegen war geringfügig, die Jagd auf Wildwiederkäuer weitete sich dagegen aus. Kleinere Landtiere und Vögel waren eher Zufallsbeute. Nur in der Ursiedlung sind Wüstenschnecken noch als Nahrung merklich nachweisbar.

Die Keramik wurde innerhalb der Häuser hergestellt, Vorräte gehalten, Getreide gemahlen. Die Getreidevorräte gehörten offenbar zu einzelnen Häusern, so dass die ökonomische Einheit der Familie größere Unabhängigkeit erlangte. Diese Häuser waren zwischen 1,5 und 3 m breit, ihre Fußböden waren etwa 40 cm in den Boden vertieft; die Dächer wurden mit Zweigen und Reet gedeckt. Es wurden kaum Grabbeigaben entdeckt. Eine kleine Zahl von Figurinen wurde entdeckt, von denen ein ungefähr zylindrischer Kopf als die älteste Repräsentation des Menschen in Ägypten gilt.

Die Stellung der Merimde-Kulturen zueinander und zu anderen Kulturen

Gewisse Kontinuitäten der ersten beiden Besiedlungsphasen können in den Keramikformen und im Vorkommen von Stierplastiken und Straußeneiperlen gesehen werden. Im Gegensatz zur Ursiedlung hat sich jedoch der kulturelle Bezugsraum bei der mittleren Merimde-Kultur geändert. Nicht mehr Südwestasien spielt eine Rolle, sondern der afrikanische Raum. Erkennbar ist dies bei Harpunen, Dechseln, Muschelangelhaken und Beilen. Dieser kulturelle Wechsel ist mit einer ariden Phase in Palästina in der Zeit zwischen der Mitte des 6. und der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. zu erklären, aus der für den Raum südlich des Libanon keine Siedlungen nachzuweisen sind. Das dadurch entstehende kulturelle Vakuum wird dann durch saharosudanesische Einflüsse kompensiert.

Die jüngeren Merimde-Siedlungen weisen dagegen ein ganz anderes Kulturprofil auf. Sie haben sich mittlerweile zu einer neolithischen Kultur in Unterägypten entwickelt, deren Einflüsse auf die Fayum-A-Kultur (spitzflügelige Geschossspitzen, s-förmig profilierte Gefäße, erweiterte Standplatten, buckelverzierte Keramik, Korbspeichergruben) und die spätvorgeschichtlichen Deltakulturen wie der Buto-Maadi-Kultur (s-förmig profilierte und flaschenartige Gefäße) an den Hinterlassenschaften ablesbar sind.

Die Tasa-Kultur weist ähnliche Keramiken wie die mittlere bzw. späte Merimde-Kultur und die Fayum-A-Kultur auf.

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Karte der Ausbreitung der Kupferverarbeitung. Sie folgt dem umstrittenen Modell einer Ausbreitung von einem einzigen Ort der „Erfindung“, doch scheint dies an mehreren Stellen unabhängig voneinander geschehen zu sein.

Ägypten übernimmt im 3. Jahrtausend v. Chr. nicht die Verarbeitung von Zinn und Kupfer zu Bronze, sieht man von zwei Artefakten ab. Dabei handelt es sich um zwei Gefäße aus Abydos (Cowell: 1987) und unklare Metallbruchstücke vom Tell el-Fara'in im Nildelta (Pernicka, Schleiter 1997).

el-Omari-Kultur (4600-4350 v. Chr.)

Nahe dem unterägyptischen Wadi Hof-Helwan fanden sich Siedlungen und Grabstätten einer neolithischen Kultur. Sie wurde nach ihrem Entdecker Amin el-Omari benannt. Die Baustrukturen waren sehr leicht, Vorratsgruben bestanden, die ökonomische Basis war ähnliche wie in Merimde, jedoch dominierte der Fischfang stärker. Um 5900 v. Chr., also ein halbes Jahrtausend vom dem Niltal, führten die Wüstenkulture die Ziege ein. Das Jagen in der Wüste wurde fast gänzlich aufgegeben.

Die Grabstellen entstanden dort, wo Teile der Siedlung geräumt worden waren.

Prädynastik

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Badari-Kultur

Als Prädynastik wird in der Ägyptologie die Zeit vor dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. bezeichnet, wobei hier die erste Reichseinigung im Mittelpunkt stand. Im Zeitalter des Nationalismus stellte dies unhinterfragt einen Epocheneinschnitt dar; daher wurden die Zeiten der nicht von Ägyptern getragenen Herrschaft, also Fremdherrschaften oder Phasen der Zersplitterung, nur als „Zwischenzeiten“ wahrgenommen. Diese Wertungen spiegeln sich bis heute in den Epochenbezeichnungen wider. Man unterscheidet daher neben der Prädynastik drei „Reiche“ und drei „Zwischenzeiten“, die Zähllung der 31 Dynastien endete mit dem Ptolemäern. Die Prädynastik umfasst zudem nicht die gesamte Zeit vor der ersten Einigung Ägyptens unter einer zentralen „nationalen“ Macht, sondern reicht von der Badari-Kultur bis zum Beginn der 1. Dynastie.36

Badari-Kultur (5000/4400 bis 4000 v. Chr.), Kupferverarbeitung

Die Badari-Kultur ist die älteste aus Oberägypten bekannte Kultur mit sesshafter, bodenbebauender Lebensweise.37 Sie wird auf etwa 4400 bis 4000 v. Chr. angesetzt - vielleicht setzte sie bereits um 5000 v. Chr. ein - und folgte der Merimde-Kultur. Eine vorausgehende Tasa-Kultur (4300-4000 v. Chr.) wird diskutiert. Diese Kultur besaß keramische Beziehungen in den Sudan, doch Viehhaltung und Art der Landwirtschaft deuten auf Palästina. Möglicherweise handelte es sich um eine nomadische Kultur, die in Wechselwirkung mit der Badari-Kultur stand. Die Badari-Kultur ihrerseits war möglicherweise gleichfalls von saisonalen Wanderungen geprägt. Insgesamt fand man etwa 600 Gräber und 40 Siedlungen.

Die Bezeichnung Badari-Kultur stammt von dem gleichnamigen Dorf el-Badari südlich von Assiut am Ostufer des Nils. Funde um die Dörfer Qau el-Kebir, Hammamiya, Mostragedda und Matmar bezeugen kleine Dörfer auf dem Flachwüstenstreifen am Rande des fruchtbaren Nils. Die dort lebenden Menschen betrieben Ackerbau, Viehzucht, daneben Jagd und Fischfang. Es gibt die ersten Belege für Kupfer- und Fayencebearbeitung sowie für kulturelle Beziehungen zu Palästina sowie zum Roten Meer. Von dort stammen Muscheln der Badari-Kultur. Es bestanden runde Häuser, wahrscheinlich für das Vieh, das während der Überschwemmungsphasen geschlachtet wurde. Weizen, Roggen, Linsen und Hackfrüchte wurden in Vorratsgruben gelagert. Die meisten der flussnahen Siedlungen dürften verschwunden sein. Neben dem Kerngebiet fanden sich auch Badari-Artefakte im Süden bei Mahgar Dendera, Armant, Elkab und Hierakonpolis, sowie im Osten bis zum Wadi Hammamet.

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Frauenfigurine, Prädynastik, Louvre

Am Rand ihrer Dörfer setzten sie ihre Toten in ovalen Gruben meist linksseitig, in Hockstellung und mit Blick nach Westen bei, wie es in den nachfolgenden Epochen üblich war. Sie wurden auf Matten gelegt und mit Beigaben versehen. Diese Beigaben waren sehr ungleich verteilt, die reicheren Gräber konzentrierten sich in bestimmten Bereichen der Friedhöfe. Sehr kleine Kinder wurden innerhalb derjenigen Teile der Siedlungen beigesetzt, die nicht mehr in Gebrauch waren. Als symboltragende Beigaben wurden Figurinen mit Gazellen- oder Flusspferdköpfen verwendet. Solcherlei Symbole aus der Tierwelt prägten die gesamte altägyptische Kultur.

Während die Menschen im Alltag eher grobe Keramikgefäße verwendeten, gaben sie ihren Toten feinkeramisches Geschirr aus rot oder braun poliertem Ton mit. Typisch für die Keramik der Badarikultur war der schwarze Randstreifen, der durch eine besondere Brenntechnik hergestellt wurde. Auch charakteristisch ist eine gerippte Oberfläche, die die Menschen durch das „Kämmen“ der Politur an den feinsten Gefäßen erzeugten. Besonders dünnwandige Gefäße kennzeichnen eine gewisse Luxusproduktion. Unter den Beigaben befinden sich auch Schnitzereien aus Elfenbein und Knochen von besonderer Schönheit. Zudem ist Kupfer vereinzelt in Form von Nadeln und Perlen vorzufinden, jedoch in sehr geringen Mengen. Dieser ausgeprägte Grabkult ist erstmals in der ägyptischen Kultur vorzufinden und prägte die folgenden Epochen.

Ägyptisches Museum Leipzig 029
Keramikgefäß, Naqada I, um 3700 v. Chr.

Kämme und Schmuck, wie Armreifen, Perlen aus Knochen und Elfenbein, vor allem aber Grauwacke-Prunkpaletten fanden sich recht häufig. Letztere wurden für die nachfolgende Naqada-Kultur typisch. Nur wenige abstrakte bis realistische Statuetten von Frauen fanden sich; sie bestehen aus Lehm und Elfenbein.

Wissenschaftlich untersucht wurden die Badari-Gräber erstmals zwischen 1922 und 1931 von den britischen Archäologen Guy Brunton und Gertrude Caton-Thompson.38

Ab dem Beginn des vierten Jahrtausends v. Chr. ging die Badari-Kultur in die Naqada-Kultur über, wobei in der Forschung diskutiert wird, ob die Badari-Kultur nur eine örtliche Variante der Naqada-Kultur war. Die Bestattungsrituale wurden weitgehend übernommen.

Naqada-Kultur (4000-3200 v. Chr.)

Die Naqada-Kultur (auch Negade-Kultur genannt, etwa 4000 v. Chr. bis 3.200 v. Chr.39) gilt als Vorläuferin des eigentlichen ägyptischen Reiches.

Sie wird in drei Stufen unterteilt (Naqada I – III), wobei die erste Stufe bis etwa 3500 v. Chr. reicht, die zweite bis 3200 und die dritte bis etwa 3000 v. Chr. Die erste Stufe ist allerdings nur wenig von der Badari-Kultur unterschieden. Die letzte Phase vor der 1. Dynastie wird als Naqada IIIB bezeichnet, die Staatsgründung erfolgte also in Naqada IIIC. Nach Untersuchungen des Jahres 2013, die auf statistischer Methodologie und C-14-Daten basieren, könnte dieser Übergang zwischen 3218 und 3035 v. Chr. stattgefunden haben.38c

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Vordere, knauflose Seite des Messers mit kämpfenden Männern

Produzierende Lebensweise, Expansion nach Süden und Norden

Erst im 4. Jahrtausend lässt sich eine fast ausschließlich produzierende Wirtschaftsweise belegen. Ob die Vorfahren der domestizierten Rinder, Schweine und Ziegen aus dem vorderen Orient oder aus Nordafrika stammten, ist ungeklärt. Fundstellen wie Naqada liefern Nachweise von Ackerbau und Viehhaltung, daneben wurde aber auch Wild gejagt und Wildpflanzen gesammelt. Die räumliche Ausdehnung der Naqada-I-Fundstätten reicht von Matmar im Norden bis Kubaniya und Khor Bahan im Süden. In Stufe II dehnt sie sich nordwärts bis zum Ostrand des Deltas und südwärts bis zu den nubischen Nachbarn aus.

Siedlungen, Häuser

Nur wenige Siedlungsspuren von Naqada I sind erhalten, meist handelt es sich um Pfostenlöcher und Anhäufungen organischer Substanzen. Die Häuser bestanden aus gestampftem Lehm, aus Holz, Gras und Palmblättern. In Hierakonpolis gruben amerikanische Archäologen einen Herd und ein rechteckiges Haus aus, das 4 mal 3,5 m maß.

Gräber, Machtsymbolik

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Naqada-I-Kultur

Die Begräbnisplätze wuchsen in Stufe I im Verhältnis zu den Vorgängerkulturen an. Die Toten wurden in hölzernen oder Erdsärgen beigesetzt, die Gräber reicher ausgestattet. Das größte Grab in Hierakonpolis maß 2,5 mal 1,8 m. Scheibenkeulen bezeugen die herausgehobene Stellung einiger der Toten, die Gesellschaft wurde offenbar hierarchischer, wobei sich belegen lässt, dass nun der Status der Familie erblich wurde, wenn Kindergräber dem Status der Familie entsperchend ausgestattet wurden. Eines der Leitmotive von Naqada II sind Boote. Figurinen sind häufig, sie stellen entweder die Jagd oder den siegreichen Krieger dar. Die Jagd fand mit Pfeil und Bogen statt, häufig mit Hunden. Offenbar besaßen beide Typen eine Aura der Kraft und der Macht, die im gesamten Alten Reich ihre symbolische Bedeutung behielt. Von den Tausenden von bekannten Gräbern beinhalteten nur wenige Figurinen, meist nur eine. Die höchste Zahl an Figurinen in einem einzigen Grab lag bei 16. Männer und Frauen wurden zunächst nur durch ihre Geschlechtsmerkmale unterschieden, doch erhielt bald der dreieckige Bart und eine Art phrygischer Kopfbedeckung stark auszeichnende Bedeutung, die ebenfalls weit in historische Zeit fortwirkte.

Naqada II weist größere und aufwändigere Gräber auf. Gleichzeitig wurde das Spektrum breiter, das nun von kleinen ovalen Gruben bis hin zu rechteckigen Gruben mit separaten Abteilungen für Grabbeigaben reichte. Einige der Leichname wurden bereits in Leinenstreifen gewickelt. In Adaima bei Hierakonpolis fand sich ein Doppelgrab mit ersten Spuren von Mumifizierung. Auch wurden die Leichname gelegentlich zerlegt, so dass etwa Schädelreihen entstanden. In Adaima fanden sich Anzeichen für Menschenopfer (Spuren von durchschnittenen Kehlen mit nachfolgender Enthauptung).

Schrift

Auf 3320 v. Chr. datierte archäologische Funde auf dem Friedhof U von Umm el-Qaab bei Abydos (Grab U - j) deuten möglicherweise darauf hin, dass die Schrift hier entweder unabhängig von oder sogar vor der sumerischen Schrift entwickelt wurde.

Serech des Wadji (um 2880-2870 v. Chr.). Der königliche Name wird vom Serech umrahmt und vom Horusfalken gekrönt. Die Stele (143cm × 65 cm) stammt aus dem Grab in Abydos und befindet sich im Louvre in Paris.

Der ebenfalls gebräuchliche Begriff „0. Dynastie“ umschreibt den Zeitraum, in dem die ersten inschriftlich fassbaren Kleinkönige nachweisbar sind. Diese Herrscher benutzen erstmals den Serech als Namenssiegel, allerdings sind auch viele anonyme Serechs entdeckt worden. Dabei kann aufgrund der Überlappungen einzelner Regierungszeiten mit denen gleichzeitig herrschender Könige keine fließende Chronologie erstellt werden.

Ober- und Unterägypten

Hinsichtlich der prädynastischen Gebietsaufteilung kann mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass unter den Königen bereits ein festes Machtgebilde von Ober- und Unterägypten existierte und dass Oberägypten unterägyptische Regionen insgesamt eroberte, die eine großflächige Reichseinigung zur Folge hatten. Die rote Krone des Nordens, die später symbolisch Unterägypten repräsentierte, stand in prädynastischer Zeit noch für den nördlichen Teil von Oberägypten, während die weiße Krone hauptsächlich von Königen im südlichen Oberägypten getragen wurde.40 Zudem markierten die Grenzen von Ober- und Unterägypten gegenüber dem späteren Verlauf noch völlig andere Gebiete, weshalb mehrere Lokalkönige gleichzeitig ihren Regierungsanspruch geltend machten.41

Kulturelle Homogenisierung, komplexere Ämterorganisation

In der Zeit von Skorpion II., Ka und anderen Herrschern werden außerdem kulturelle Neuerungen deutlich. Die Bodenbewirtschaftung und der Handel wurden komplexer. Skorpion diversifizierte Ämter und Hierarchien; Provinzen und Fürstentümer verschmolzen miteinander und expandierten.42

Ideologische Veränderungen dürfte auch der extensive Tauschhandel zwischen den Kleinkönigreichen hervorgerufen haben. So wurden im Nildelta Gefäße mit typisch oberägyptischem Dekor gefunden und umgekehrt. Dieser nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideologisch motivierte, permanente Austausch zwischen den Königtümern führte schließlich zu einer gewissen Vereinheitlichung der Wertauffassungen und der materiellen Kulturen. Spätestens unter König Narmer wird in den Gefäßinschriften und in den Funden in abydenischen und thinitischen Grabanlagen deutlich, wie vielschichtig und komplex das hierarchische Klassensystem schon seit der Naqada-Kultur gewesen sein muss. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass jedes Königreich zu Skorpions Zeiten sein eigenes zentrales Verwaltungs- und Machtzentrum dieses Formats besaß, scheint es nur eine Frage der Führungsstärke gewesen zu sein, welcher der frühdynastischen Herrscher letztendlich die Reichseinigung abschließen konnte.43 Die sich in zahlreichen Inschriften und Dekorationsausführungen widerspiegelnde gesellschaftliche Anähnelung, wie sie sich auch in anderen Kulturräumen zeigen lässt, gehörte zu den „Meilensteinen“ auf dem Weg zur Reichseinigung.44

Bewässerung, Steinbearbeitung, Kupfer

Einer der größten Wirtschafts- und Machtfaktoren werden die Bewässerungsanlagen gewesen sein, deren Entwicklung und Nutzung unter Skorpion II. ihren ersten Höhepunkt erreichte. Michael Allan Hoffman verweist, unter Berufung auf die Dissertationen von Karl W. Butzer, auf sich mehrende Hinweise auf künstliche Bewässerungssysteme. Bewässerungsanlagen erlaubten einen erweiterten Anbau von Getreide, Gemüse und die Aufzucht von größeren Nutzviehherden. Dieser Faktor war für den sich bildenden Staat von größter Bedeutung, da die Macht eng mit der Kontrolle über die Ernten verbunden war. Doch die Gebiete mit kontrollierter Irrigation waren offenbar auf sehr kleine Areale begrenzt. Dies ist insofern verwunderlich, als dass archäologische Hinweise über kontrollierte Bewässerung bis in die Naqada-Kultur zurückreichen, die Methode der Anlegung einfachster Bewässerungsanlagen war den Ägyptern also schon lange bekannt. Es bleibt daher zu klären, ob die Irrigationsareale vielleicht bewusst knapp gehalten wurden, um sich die Machthabe zu sichern.45

Naqada II weist enorme Fortschritte in der Steinbearbeitungstechnik und -gewinnung auf. Alabaster und Marmor, Basalt und Gneis, Diorit und Gabbro wurden entlang des Nils abgebaut, insbesondere aber im Wadi Hammamet. Kupfer kam nun nicht mehr nur an kleinen Objekten zum Einsatz sondern ersetzte seinerseits nun zunehmend steinerne Werke. So entstanden aus dem Material nunmehr Beile, Klingen, Armreifen und Ringe. Auch Gold und Silber kamen verstärkt in Gebrauch, was möglicherweise eine der Ursachen für die Ausplünderung fast aller Grabstätten war.

Erste Städte

Erstmals entstanden mit Naqada II regelrechte Siedlungszentren, während der Nil zu einer langen Kette von dorfartigen Siedlungen wurde. Die wichtigsten Zentren lagen in Oberägypten. Diese waren Naqada, dann Hierakonpolis mit vielleicht 10.000 Einwohnern, schließlich Abydos, wo die ersten Pharaonen ihre Nekropole errichten ließen. In der Südstadt von Naqada fand man eine bauliche Struktur von 50 mal 30 m, die einen Tempel oder eine Residenz dargestellt haben dürfte. Südlich davon lagen von einer Mauer umgebene Häuser, was typisch für die städtischen Siedlungen der Zeit war.

Maadi-Kultur im Norden

In der Zeit vor der Expansion der Naqada-Kultur bestanden im Norden eigenständige Kulturen, die auf neolithische Wurzeln zurückgehen. Der Kairoer Stadtteil Maadi ist dabei der Namensgeber einer solchen Kultur. Sie ist ab der zweiten Hälfte von Naqada I fassbar und bestand bis Naqada IIc/d. Maadi geht auf die neolithischen Kulturen des Fayyum und von Merimda Beni Salama sowie el-Omari zurück. Die Kultur unterscheidet sich auch archäologisch dadurch, dass hier kaum Friedhöfe bekannt sind, während unsere Kenntnisse, im Gegensatz zu Naqada, auf Siedlungsfunde zurückgehen.

In Maadi bedecken die prädynastischen Überreste eine Fläche von 18 ha. Drei Siedlungstypen lassen sich unterscheiden, von denen einer stark an Siedlungen wie Beersheba in Südpalästina erinnert. Zu den Häusern zählen ovale Gebäude von 3 mal 5 m, die bis zu 3 m tief eingegraben sind. Ein einziges Haus weist Steinwände auf, sowie Lehmziegel. Die anderen Haustypen von Maadi finden sich auch im übrigen Ägypten. Dazu zählen ovale Hütten mit externen Öfen und Vorratsgruben, aber auch rechteckige Hütten mit Wänden aus pflanzlichem Material.

Die meist kugelförmige Keramik mit plattem Boden ist wenig dekoriert. Die ältesten Keramikstücke weisen hingegen auf oberägyptische und sudanesische Kontakte hin. Handelskontakte nach Palästina bestanden bereits zu dieser Zeit, wie der Fund eines ägyptischen Alabastergefäßes im Tempel von Ein Gedi am Toten Meer beweist.45f So stammten Öl, Wein und Rosinen von dort. Werkzeuge aus Feuerstein belegen ebenfalls einen starken nahöstlichen Einfluss (kanaanäische Klingen). Aus Oberägypten stammten Kämme und Objekte aus poliertem Knochen und Elfenbein, wie etwa Nadeln oder Harpunen. Viel geläufiger als im Süden waren Metallobjekte. Sie verdrängten entsprechende Objekte aus Stein, wie etwa Beile. Erhebliche Kupfermengen fanden sich in Maadi, die wahrscheinlich aus Kupferstätten im Wadi Arabah im Südosten der Sinai-Halbinsel stammten.

Trotz dieser bedeutenden Einflüsse basierte die Kultur von Maadi auf Viehhaltung und Bodenbebauung. Schweine, Rinder, Ziegen und Schafe stellten die Hauptmasse an tierischen Nahrungsmitteln. Esel, die in Ägypten erstmals nachweisbar sind, dienten als Transporttiere.

Nach den etwa 600 Grabstätten - im Süden waren es 15.000 - zu urteilen war die gesellschaftliche Hierarchie wenig ausgeprägt. Auch waren die Grabbeigaben höchst schlicht. Meist gab man den Toten ein oder zwei Tongefäße auf den Weg, häufig nichts. Dennoch waren einige Gräber aufwändiger ausgestattet als die anderen. Die Toten wurden in Hockstellung beigesetzt, mit den Händen vor dem Gesicht.

Drei Phasen werden unterschieden, die näherungsweise den Friedhöfen von Maadi, Wadi Digla und Heliopolis entsprechen. Die aufwändiger ausgestatteten, wenn auch im Vergleich zum Süden immer noch einfachen Gräber, traten mit Hunde- und Gazellengräbern vermischt auf. Die Fundstätte Buto zeigt den Übergang zur Naqada-Kultur. Anfangs nahm die Naqada-Keramik deutlich zu und es zeichnet sich ein kultureller Assimilationsprozess an. Auch die gesellschaftliche Komplexität in dem Handelsemporium nahm zu. Nach diesem Fundort wird die Maadi-Kultur auch Buto-Maadi-Kultur genannt.

Naqada III (3200-3000 v. Chr.) und Frühdynastische Periode (3100 – 2686 v. Chr.)

Zwei Faktoren begünstigten eine kulturelle, vielleicht auch eine ethnische Expansion von Süd nach Nord. Zum einen war Naqada offenbar wesentlich stärker im Handel tätig, als es der Norden war. Zentrales Handelsmittel waren Boote und Schiffe, deren Baumeister wiederum auf Zedernholz aus dem Libanon angewiesen waren. Es war zugleich eine stete Herausforderung, die Handelswege zu kontrollieren und zu sichern. In jedem Falle endete spätestens mit Naqada III die eigenständige kulturelle Entwicklung des Nordens. Doch Naqada selbst spielte bald keine Rolle mehr sondern wurde von Abydos überflügelt. Dies könnte auf eine oberägyptische Machtverschiebung auf die dort dominierenden Gruppen hinweisen.

Die Handelswege nach Palästina wurden offenbar schon zu dieser Zeit gesichert. Dort befanden sich Ägypter, die mit lokalen Materialien in ägyptischer Technik arbeiteten. Sie unterhielten offenbar ein Netzwerk von Siedlungen. Umgekehrt tauchten in Buto im Nildelta Artefakte auf, die aus Uruk bekannt sind, wie die Grubenkopfnägel, die zur Verzierung von Tempelfassaden dienten. Möglicherweise stehen sie aber auch mit der Salzgewinnung in Zusammenhang.46 Noch viel weitere Räume erfasste in dieser Zeit der Handel mit Lapislazuli, das aus Afghanistan kam. Dieser Handel unterlag offenbar viel weniger der staatlichen Steuerung und Kontrolle, als lange angenommen. So spielten Händler und bewegliche Gruppen, wie Nomaden, auch in gesamtstaatlicher Zeit eine so große Rolle, dass von einer staatlichen Verteilungswirtschaft kaum mehr die Rede sein kann.46b

Die Frühdynastische Periode, auch Thinitenzeit genannt, schließt sich an die Prädynastische Periode an. Zu ihr zählen die 1. und 2. Dynastie der Könige oder Pharaonen, wohingegen die 3. Dynastie bereits zum Alten Reich gerechnet wird.

Die Frühdynastische Periode beginnt mit der Vereinigung Ober- und Unterägyptens unter dem mythologischen Pharao Menes. Der Bewertung als „erster Reichseiniger“ steht entgegen, dass sich bereits seine Vorgänger im Rahmen des Vereinigungsfests als Herrscher von Ober- und Unterägypten verstanden. Zudem stammt der erste Beleg für den Namen „Menes“ erst aus der Zeit Königin Hatschepsuts in der 18. Dynastie. Ein Skarabäensiegel zeigt den Namen „Meni“ (Mnj) im Ring, darunter die Namen der Königin und den des Königs Thutmosis III.47 Auch in der Königsliste von Abydos aus der Zeit von Sethos I. leitet er als erster Kartuschenname die Königsliste ein. Im Turiner Königspapyrus taucht er als vergöttlichter Ahnherr und als Name für einen verstorbenen Herrscher auf. In der Königsliste von Sakkara erscheint er hingegen nicht.48

NarmerPallette-Back
Prunkpalette des Narmer, sie erinnert womöglich an den Sieg Narmers über die „Papyrusleute“ Unterägyptens. In Abydos wurde eine Tontafel entdeckt, die Öllieferungen auf „das Jahr in dem Narmer die Papyrusleute besiegte“ datiert war.

Erster König der 1. Dynastie (vielleicht auch letzter der 0. Dynastie) war Narmer, letzter Herrscher war Qaa. Ein Teil der Ägyptologie bevorzugt König Ka, während der andere Teil König Skorpion II. als Vorgänger ansieht.49 Insgesamt werden der Dynastie acht Herrscher zugeordnet. Sie ließen sich in Abydos bestatten. Bis zum Ende der 1. Dynastie war es Tradition, dass die engste Verwandtschaft sowie hochrangige Bedienstete dem König in den Tod folgten. Sie wurden in kleinen, fast quadratischen Nebengräbern am Königsgrab beigesetzt.

Gefäßaufschriften und Tonritzungen aus Girga, Tarchan und Abydos belegen einen Güteraustausch zwischen Ober- und Unterägypten. Sie gehören zu den frühesten Belegen für schriftliche Dokumente aus diesem rituellen oder Tauschhandel, der, so die Annahme, nur über eine zentrale Verwaltung funktionieren konnte.50 Im Südwesten Israels (Tel Arad, En Besor, Rafah, Tell Erani) fanden sich Gefäße mit Narmers Namen.51 Die ältesten bekannten Textfragmente entstanden in hieratischen Schrift, sie sind älter als die ältesten bekannten Hieroglyphen. Aus dieser frühen, eng an die Hieroglyphen gebundenen kursiven Schrift entstand das seit der 4. Dynastie belegte Althieratische. Es wurde in senkrechten Spalten geschrieben, die von rechts nach links auf dem Papyrusblatt angeordnet waren. Später entstand hieraus eine Kanzleischrift und eine Buchschrift.

Während der ersten Dynastie verlagerte sich der Entwicklungsschwerpunkt des Landes nach Norden. Die Steuerung des Staates erfolgte durch einen Gottkönig aus der jungen Gründung Memphis, dessen Machtbereich sich bis zur Insel Elephantine ausdehnte, wo zuvor nubische Gruppen nachzuweisen sind. Abydos blieb ein bedeutendes Kultzentrum, zudem die Grablege der Herrscher, das stark ausgebaut wurde. Ob das Ägyptische als Sprache bereits von erheblicher Einheitlichkeit war, ist unklar. Schriftlichkeit spielte für die Herrschaftsvermittlung von Anfang an eine bedeutende Rolle, etwa durch Siegel. Auch bestand bereits ein einfaches Besteuerungssystem. Ökonomische Grundlage des ungewöhnlich weiträumigen Staates war die Getreidewirtschaft auf der Basis von Dorfsiedlungen. Unbehindert von Versalzung, die die jährlichen Nilfluten verhinderten, waren die Überschüsse so groß, dass sie die materielle Grundlage für einen reich ausgestatteten, mächtigen Staat lieferten. Dieser brachte sich vor allem durch monumentale Architektur als Symbole der kosmischen Ordnung zur Geltung, aber auch durch Bootsbegräbnisse, die möglicherweise die Überfahrt in die Totenwelt symbolisierten. Dazu unterhielt die Krone zahlreiche Handwerker, die dem legitimatorischen Totenkult zu künstlerisch-rituellem Ausdruck verhalfen. Die höchsten Beamten nutzten diese Ressourcen und symbolischen Formen ebenfalls, um sich Grabmäler errichten und Bootsbegräbnisse durchführen zu lassen (vor allem in Nord-Sakkara, Elephantine). Hingegen finden sich dort keine Monumente der mittleren und unteren Beamtenschaft. Ihre einfachsten Gräber entsprachen den traditionellen Gruben und kamen ohne Sarkophag und Grabbeigaben aus, jedoch bestanden auch überall im Land aufwändigere Grabbauten.

Es erscheinen erstmals Titel wie Hatia, Adj-mer und Iripat für hohe Beamte und Angehörige des Königshauses. Unter König Hor-Den wird der Königstitel Nisut-Bitj eingeführt, sein Nachfolger Anedjib ergänzt diesen durch den Titel Nebuj. Jeder Herrscher der ersten Dynastie ließ eigene Residenzen errichten. Mit den Nachbarreichen in Syrien, der Levante und Nubien lässt sich Tauschhandel belegen. Gegen das im Westen gelegene Libyen und gegen Nubien ging Ägypten wiederholt militärisch vor, wie Inschriften auf Elfenbeintäfelchen aus Abydos belegen. So nennt ein Jahrestäfelchen unter Aha ‚das Schlagen der Nubier‘.54 Er entsandte außerdem mehrere Expeditionen in den Libanon und nach Palästina. Bei En Besor im Südwesten Israels fand sich die Ruine einer Bastion, die aufgrund von Keramik- und Elfenbeinfunden in die frühe 1. Dynastie datiert werden kann. In Ahas Grab wiederum wurden Gefäßfragmente mit palästinischem Dekor gefunden.55

Unter Aha wurde die Königsnekropole von Sakkara begründet, da unter ihm dort ein mastabaförmiges Zweitgrab angelegt wurde (41,6 m × 15,5 m). Im Norden der von einer Ziegelmauer umschlossenen Anlage befand sich ein Kultbezirk. Es handelt sich um eine rechteckige, festungsartige Anlage, in der vermutlich die Totenfeierlichkeiten stattfanden.56 Dieses Gut zur Versorgung mit Opfergütern nahe Sakkara wuchs mit anderen Siedlungen zur Stadt Memphis zusammen.

Djer regierte wohl 54 Jahre.57 Er gründete die Domäne Semer-netjeru58, sowie die neue Residenz Hor-sechentj-dju59). Zudem ordnete er mehrere Expeditionen in den Sinai an.59c In seinem 70 mal 40 m messenden Grabkomplex bzw. in seiner 18 mal 17 mal 2 m messenden Grabkammer (und der seiner Tochter Meritneith) fanden sich Schmuckstücke aus Türkis, der traditionellerweise aus dem Sinai stammt. Er war zugleich der Pharao, dem mit 338 „Begleitern“ für das Jenseits die meisten menschlichen Opfer gebracht wurden. Diese Sitte verschwand mit der 1. Dynastie. Die Opfer wurden später durch Dienerstatuen und Shabtis, Begräbnisfigurinen ersetzt.

Königin Meritneith übernahm zu Beginn der Regierungszeit des Königs Den, so interpretierte man Tonsiegel aus ihrem Grab in Abydos sowie die außergewöhnlich große Grabanlage mit eigenem Kultbezirk und eigener Grabstele königlichen Formats, eine Zeit lang die Regierungsgeschäfte für den König, da dieser wohl noch zu jung für das Amt war. Ähnliches ist auch für die Königinnen Nofrusobek (12. Dynastie) und Hatschepsut (18. Dynastie) bekannt.

Den führte den Königstitel Nesu-bit ein. Damit legitimierte er sich als „Herr über Ober- und Unterägypten“.60 Zudem fand sich in seinem Grab die erste Darstellung eines Pharaos mit Doppelkrone.61 136 Menschen folgten ihm in den Tod. Sein Nachfolger Anedjib ergänzte den neu eingeführten Thronnamen mit dem weiteren Epitheton die beiden Herren (Nebui). Der Zusatztitel, der die beiden Gottheiten Horus und Seth jeweils mit einer Falkenstandarte darstellte, symbolisierte die Regionen der roten und der weißen Krone, die später für Unter- und Oberägypten standen. Mit dem Nebui-Titel verfügte Anedjib über die göttliche Legitimation durch die beiden Herren.62 Gegen Ende seiner Regierung vermerkte Anedjib den ersten Lauf des Apis-Stieres.63 Das Horusgeleit in Verbindung mit einer zweijährlichen Steuererhebung kann allerdings erst bei Anedjibs Nachfolgern nachgewiesen werden.64

Auf mehreren Elfenbeinplaketten wurde der Sieg über eine fremde Streitmacht festgehalten. Die Gegner waren Nomaden von der Sinai-Halbinsel, die in einer Reliefinschrift des Königs Sechemchet (3. Dynastie) erwähnt werden.66

Den-Palermo
Jahr 18–22 auf der Rückseite des Kairostein-Fragments C5

In die Regierungszeit des Anedjib fällt die Gründung der Götterfestung „Hor-nebu-chet“67 und der Residenz „Hor-seba-chet“.68 In Memphis ließ er den Palast „Hut-sa-cha-Hor“ errichten, der noch in der 2. Dynastie bestand.69

Unter Qaa ist zum ersten Mal das Amt eines Tjati bezeugt.70 Es gibt Anzeichen, dass das Ende von Qaas Regierungszeit bereits von Instabilität gekennzeichnet war. Für das Ende der ersten Dynastie vermuten Wolfgang Helck, Peter Kaplony und Dietrich Wildung Thronwirren; der Königsfriedhof von Abydos wurde ein Opfer von Plünderern und Brandstiftern. Im Grab des Beamten Merka fand sich der Name eines sonst wenig bezeugten Herrschers namens Seneferka. Auf weiteren Gefäßfragmenten fand sich der Name eines gewissen Königs „Vogel“. Beide Herrscher erscheinen nicht in späteren Königslisten. Möglicherweise kämpften diese Herrscher nach Qaas Tod um den Thron, und Hetepsechemui, der erste Herrscher der 2. Dynastie, nutzte dies zur Gründung einer eigenen Dynastie.71

Unsere Kenntnisse über die 2. Dynastie sind wesentlich geringer. Dem Beginn der Dynastie ordnen Ägyptologen drei Könige chronologisch sicher zu. Erster Regent war Hetepsechemui. Ihm folgten die Könige Nebre und Ninetjer.

Nach dem Tod des dritten Regenten scheint es abermals zu Thronwirren gekommen zu sein. Tonsiegelinschriften zufolge gründete der König eine Residenz nahe Thinis und nannte sie „Hor-chaj-seba“, zudem ließ er einen Tempel für die Gottheit Netjer-Achti nahe Buto errichten.72 Die tatsächliche Dauer seiner Herrschaft ist nicht bekannt, der Turiner Königspapyrus bescheinigt dem Regenten 95 Jahre.73 Da für Hetepsechemui kein Sed-Fest belegt ist, dürfte er nicht länger als etwa 30 Jahre regiert haben.74

Möglicherweise kam es während der 2. Dynastie zu einer Reichsteilung. Könige wie Sened, Seth-Peribsen und Sechemib-Perenmaat regierten demzufolge nur in Oberägypten, wo sie ihr Machtzentrum in Abydos besaßen, während gleichzeitig Herrscher wie Sneferka, Neferkare/Aaka, Hudjefa und Neferkasokar in Unterägypten residierten und Memphis als Regierungssitz wählten. Auf Tonsiegelinschriften nannten sich einige „Siegler des Königs von Oberägypten“ oder „Verwalter des Königs von Oberägypten“. Als weiterer Anhaltspunkt für eine Reichsteilung gilt der Serechname des Königs „Seth-Peribsen“, der traditionswidrig den Horusfalken durch das Sethtier ersetzte und damit zu erkennen gab, dass er aus dem Süden stammte und nur dort herrschte. Auch sind in der Königsliste von Sakkara und dem Turiner Königspapyrus für die zweite Dynastie auffällig viele Kartuschennamen aufgelistet.

Grund für die Spaltung Ägyptens könnten staatsreligiöse oder wirtschaftlich-fiskale Konflikte gewesen sein. Diese Vermutung wird durch Peribsens Entscheidung, das Seth-Tier über seinen Serech zu setzen genährt, aber auch der Name des Königs Nebre gab Anlass zu Spekulationen, da dieser als erster Herrscher die Sonnenscheibe des (späteren) Gottes Re in seinen Namen integrierte. Belege für Konflikte zwischen Priesterkasten als Ursache für die Reichsteilung gibt es jedoch nicht und die besagten Thesen blieben nicht unwidersprochen. So lehnen einige Forscher die Reichsteilungsthese ab und vermuten, dass die unmittelbaren Nachfolger von Ninetjer lediglich die Amtstitel von Würdenträgern und hohen Funktionären änderten, um ihren übermäßig starken Einfluss zu beschränken. Offenbar fürchteten die Könige um ihren Thron. Außerdem können viele ramessidische Königsnamen keinem zeitgenössischen König zugeordnet werden, was zu der Vermutung führte, sie seien fiktiv.74d

Jahreseinträge für Ninetjer auf dem Palermostein (v.r.n.l.: Jahr 7 - 21)

Für Ninetjers Regierungszeit ist der Palermostein die wichtigste Quelle. Auf dem Kairostein sind dazu die Regierungsjahre 36 bis 44 erhalten.75 Ein möglicher Hinweis auf einen Feldzug nach Nubien fand sich bei Abu Handal in Unternubien.76 Unter Ninetjer wurde dauerhaft das Horusgeleit durch eine Viehzählung ergänzt, was auf eine neue Form der Steuereinziehung hindeutet, das Horusgeleit hingegen wurde in der 3. Dynastie aufgegeben.77

Peribsen 2c
Tonsiegelinschrift des Peribsen mit dem ersten vollständigen Satz der ägyptischen Geschichte

Peribsen griff offenbar wieder auf das oberägyptische Abydos als Begräbnisstätte zurück. Auch einer seiner Nachfolger, Chasechemui, ließ sich in Abydos beisetzen. Grund für die Rückkehr dürften die thinitische Herkunft Peribsens und seiner Nachfolger sowie die auf den Süden beschränkte Herrschaftsgewalt gewesen sein.78 Eine Dürrekatastrophe als Reichsteilungsgrund kann inzwischen ausgeschlossen werden,79 doch bleibt die Ursache unklar.

Durch die archäologische Fundlage gilt als gesichert, dass Peribsen nur in Oberägypten regierte. Sein Reich erstreckte sich bis hinauf nach Elephantine, wo er ein neues Verwaltungszentrum namens „Weißes Schatzhaus“ gründete. Seine neue königliche Residenz „Schutz von Nubti“ (Nubti war die Bezeichnung für Naqada) verlegte Peribsen nach Kom Ombo, 150 km südlich von Luxor.80 Eine weitere, häufig erwähnte Domäne nannte sich „Herr der Barken“ (ägypt. Iti-meshemtiu), wichtige Städte waren Afnut („Kopftuchstadt“), Nebi („Unterstützerstadt“) und Hui-setjet („Asiatenstadt“).81 Inschriften auf Steingefäßen erwähnen Tributzahlungen der Bewohner aus Setjet (Sethroë), was darauf hinweisen könnte, dass Peribsen im Nildelta einen Kultort für Seth gründen ließ. Dies würde allerdings voraussetzen, dass er entweder über ganz Ägypten herrschte oder zumindest auch von Unterägypten als Herrscher anerkannt wurde.82 Weitere Tonsiegel belegen zudem Reformen der Beamtenschaft, die nun nach der von Peribsen regierten Landeshälfte ausgerichtet wurden: Man benannte althergebrachte Titel wie „Verwalter des Königs“ und „Siegler des Königs“ explizit in „Verwalter von Oberägypten“ und „Siegler von Oberägypten“ um.83

Die Spaltung der Verwaltungszentrale endete mit Chasechemui, wo sie unter der neuen Zentralverwaltung „Haus des Königs“ zusammengefasst und wieder vereinheitlicht wurde. Seit Peribsen ist damit eine klare Verwaltungshierarchie belegt, die unter Chasechemui vervollkommnet wurde. Dem „Haus des Königs“ unterstand nun die „Versorgungsabteilung“ und ihr wiederum war das „Schatzhaus“ unterstellt. Darunter fanden sich Gutsanlagen. Außerdem waren dem Haus des Königs verschiedene Domänen abgabepflichtig, wie die Domäne „Sitz des harpunierenden Horus“.84

Auf einem der Tonsiegel, die in Peribsens Grab gefunden wurden, ist der erste bekannte vollständige Satz in Hieroglyphenschrift festgehalten. Die Inschrift lautet: „Der Goldene/Der von Ombos überreicht die beiden Länder seinem Sohn, dem König von Ober- und Unterägypten, Peribsen.“ Die Anrede „Der Goldene“ oder auch „Der von Ombos“ ist der ranghöchste und am häufigsten verwendete Beiname des Seth.8586

Alabasterfragment mit dem Nebti-Namen Weneg.87

Da die Tonsiegel- und Gefäßinschriften darauf hindeuten, dass Peribsen und sein Nachfolger, Sechemib-Perenmaat, nur in Oberägypten regierten, wird erforscht, wer zu dieser Zeit in Unterägypten geherrscht haben könnte.

Ein weiteres Problem stellen die vielen Horus- und Nebtinamen dar, die in Inschriften auf Steingefäßen auftauchen. Diese wurden in der Großen Westlichen Galerie in der Nekropole des Königs Djoser (3. Dynastie) in Sakkara entdeckt. Sie erwähnen Könige wie Nubnefer, Sneferka, Weneg, Horus Ba und „Vogel“.

Chasechemui, der letzte Herrscher der zweiten Dynastie, konnte die Verwaltungszentren wieder zusammenführen und daher als Herr über ein wahrscheinlich wiedervereintes Ägypten regieren.

Inschriften berichten, dass es zum Zeitpunkt der Machtergreifung Chasechemuis zu Bürgerkriegen im Nildelta kam. Chasechemui besiegte die unterägyptischen Fürsten, worauf er in der Hauptstadt Nechen für deren „Himmels- und Kronengöttin“ Nechbet mehrere Siegesdenkmäler stiftete. Er bezog sich in diesen auf die Tradition der früheren Könige Skorpion II. sowie Narmer. Die „Reichseinigung“ soll nach den Inschriften des Chasechemui die Göttin Nechbet vollzogen haben, weshalb er an die alten Traditionen anknüpfte und damit verbunden das Vereinigungsfest feierte.88 In einer Beischrift gab Chasechemui dem Unterwerfungsjahr den Namen „Jahr des Kampfes und des Schlagens Unterägyptens“. Zusätzlich nannte er „47.209 erschlagene Rebellen“, die er während seiner Feldzüge getötet habe.89

An die Frühdynastische Periode schloss das Alte Reich an.90

Geschichte der urgeschichtlichen Archäologie in Ägypten

Altes Reich (ca. 2686–2160 v. Chr.)

Antico regno, macinatrice di grano, V dinastia, 2465-2323 ac. 01
Hölzerne Skulptur einer Frau, die Teig (?) ausrollt, ca. 2465-2323 v. Chr., Museo archeologico nazionale, Florenz

Das Alte Reich (ca. 2686–2160 v. Chr.91), also die Zeit der 3. bis 6. Dynastie, ist die älteste der drei klassischen Perioden. Die Hauptquelle sind die Pyramiden und ihre Tempelanlagen. Vor allem in den Pyramidengrabkammern der 6. Dynastie fanden sich Texte, die eine umfangreiche Quelle zu den Glaubensvorstellungen darstellen. Daneben finden sich Friedhöfe der höchsten Beamten, deren Gräber mit Reliefs und Inschriften ausgestattet sind.

Nekropolen in den Provinzen fanden in der Forschung bisher wenig Beachtung, Siedlungen sind bisher kaum ausgegraben. Eine Ausnahme stellt die Pyramidenstadt von Gizeh dar. Nur wenige Tempel sind bisher untersucht worden, im Gegensatz zu späteren Epochen scheinen sie eher klein und undekoriert gewesen zu sein. Eine Ausnahme stellen zwei Heiligtümer zum Sonnen- und Königskult dar. Nur wenige Papyri haben überdauert, die wichtigsten fanden sich in Abusir und stellen Verwaltungsurkunden eines Pyramidentempels dar.

Erste Monumentalgräber, Tjati als dynastisches Familienamt, Sonnenkult des Re

Pyramid of Djoser
Djosers Stufenpyramide.

Die in der 2. Dynastie entstandenen Grabbauwerke wurden in der 3. Dynastie weiterentwickelt. Djoser war der erste, der sich in einer unterhalb des Bauwerkes gelegenen Grabkammer beisetzen ließ. Die nach ihm benannte Djoser-Pyramide in Sakkara, eine Stufenpyramide, ist die älteste ägyptische Pyramide. Sie bedeckt eine Grundfläche von 140 mal 118 m und ragt 60 m empor. Das von einer Mauer umgebene Gebiet maß 545 mal 277 m und barg eine Reihe weiterer Gebäude. Der Tradition nach war Imhotep der Baumeister der Anlage, Hoherpriester von Iunu (Heliopolis, heute ein Teil Kairos am Ostufer des Nils). Er galt später als Sohn des Gottes Ptah, Patron der Schreiber und Ärzte; später wurde er mit Asklepios gleichgesetzt. Seine Historizität erwies eine Nennung Imhoteps auf einer Säule Djosers. In einer Inschrift ist Djosers Regierungsübernahme in der Jahreszeit „Überschwemmung“ des ägyptischen Kalenders belegt.92 Djoser, dessen Name „heilig“ oder „geheiligt“ bedeutet, wurde noch unter Ptolemaios V. (205-180 v. Chr.) auf der Insel Sehel im Gebiet des 1. Katarakts durch eine Stele geehrt.

Unter Djoser gelangten mehrere Beamte und Tjati zu hohem Ansehen, allen voran Imhotep und Hesire. Während Imhotep Djosers besondere Gunst genoss und in späterer Zeit sogar vergöttlicht wurde, zeugen vom Beamten Hesire beeindruckende Paneelen aus wertvollem Zedernholz. Wolfgang Helck vermutete, dass zunächst der Hauptsohn des Königs den Posten des „Tjet“ besetzte.93 Später löste sich das Amt aus der Herrscherfamilie und konzentrierte eine enorme Macht. Spätestens im Neuen Reich erhielt der Tjati schriftliche Anweisungen. Zunächst inspizierte er bestimmte Einrichtungen des Palastes, danach besuchte er zusammen mit dem Schatzmeister den Pharao und berichtete ihn über den Zustand des Landes. Darauf hielt er Audienz in seinem eigenen Büro. Auch der Umgang mit Bittschriften von untergebenen Beamten wurde geregelt, zudem sollte er unparteiisch sein.

Der Sonnenkult, der mit einer erhöhenden Bedeutung des Königs verbunden war, erlebte einen weiteren Aufschwung. Mindestens seit der 1. Dynastie zeigte sich die Verbindung vom König als lebender Horus unter der Sonne im Beinamen Nebu, aber erst Djoser erhöhte den Königsstatus als lebender Horus auf Erden gleichrangig mit der Sonne.94 Diese Parallelen zeigten sich auch im Pyramidenbau, der immer größere Maße annahm. Außerdem ließ Djoser sein Grab in seiner Pyramide errichten und verlegte ergänzend sein Scheingrab von Abydos nach Sakkara.95

In einer Inschrift aus dem Wadi Maghara (Sinai) erscheint Djoser, wie er einen Gefangenen erschlägt. Neben ihm steht eine Göttin, hinter dieser steht nach der Beischrift der Verwalter der Wüste Anch-en-iti, der also diese Expedition durchgeführt hatte.96 In der Nähe befinden sich Türkisminen, die wohl das Ziel waren.

Der Grabbezirk von Djosers Nachfolger Djoserteti befindet sich in Sakkara beim Djoser-Komplex. Die geplante 7-stufige Sechemchet-Pyramide mit einer Seitenlänge von 120 m blieb mit einer Höhe von nur 7 m unvollendet.97 In der in 32 m Tiefe angelegten Grabkammer fand sich ein Alabastersarg, der jedoch leer war. Die Seitengänge des Grabzugangs führen zu einem langen Stollen, der U-förmig in den Felsen gehauen ist und an den sich insgesamt 132 kleinere Magazinräume anschließen.98 Im mastaba-förmigen Südgrab fand man die Überreste eines etwa zweijährigen Jungen.99 Auch die Pyramide seines Nachfolgers, der gleichfalls zu kurz regierte, um sein Grabmal vollenden zu können, blieb unfertig.

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Die Nilinsel Elephantine bei Assuan

Die letzten Könige der 3. Dynastie sind kaum zu fassen. Das einzige Monument, das sicher ihrem letzten Vertreter Huni zugeordnet werden kann, ist ein grauer Granitblock, der 1909 auf Elephantine gefunden wurde. In einem rechteckigen Fenster ist Hunis Kartuschenname sowie der Name eines Palastes eingraviert.100 In der Mastaba des hohen Beamten Metjen wird eine Domäne mit dem Palast „Hut-nisut-hu“ des Huni erwähnt. Des Weiteren wird Huni auf der Rückseite des Palermosteins genannt. Huni wird außerdem im Papyrus Prisse (vermutlich 13. Dynastie) aufgeführt, in dem die Lehre für Kagemni erzählt wird. Dort heißt es: „...dann aber verstarb Seine Majestät Huni und Seine Majestät Snofru stieg auf als gesalbter Herrscher im ganzen Land“101 Auch der Turiner Königspapyrus nennt Huni als Snofrus Vorgänger.

Aegypt-fourth-dynasty-stone-movements
Steinbewegungen der 4. Dynastie

Ab der 4. Dynastie wurde der Sonnengott Re endgültig zur wichtigsten Gottheit. Pharao Snofru erweiterte das Reich nach Westen und Süden. Die Rote Pyramide in Dahschur bei Sakkara wird ihm zugeschrieben. Die Regenten Cheops, Chefren und Mykerinos errichteten die Pyramiden von Gizeh. Zusammen stellen diese drei Viertel der gesamten Pyramidenmasse dar. In der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends entstand die erste heute noch erhaltene Talsperre, der Damm der Heiden, Sadd-el-Kafara.

Die einzige bekannte Ehefrau Snofrus war Hetepheres I., die allerdings nicht den Titel einer Königsgemahlin trug und daher wohl nur als Nebenfrau anzusehen ist. Aus dieser Verbindung gingen zwei Söhne hervor, zum einen Snofrus Thronfolger Cheops und wohl auch Kawab, der lange als jung verstorbener Kronprinz des Cheops angesehen wurde.102

Wohl gleich zu Beginn von Snofrus Herrschaft103 wurde in Meidum mit dem Bau der ersten monumentalen Pyramide begonnen. Der ursprüngliche Plan sah eine siebenstufige Pyramide vor, doch nach vier oder fünf Stufen sollte die Pyramide auf acht Stufen erweitert werden. Ein bis zwei Jahre nach Fertigstellung und unmittelbar nach dem Beginn der Bauarbeiten an Snofrus zweitem Großprojekt, der Knickpyramide, erfolgte ein letzter Umbau. Hierbei wurde das achtstufige Bauwerk mit einer glatten Verkleidung versehen und so zu einer echten Pyramide gemacht, mit einer Seitenlänge von 144 m und einer Höhe von knapp 92 m. Während bei älteren Pyramiden die Grabkammern stets sehr tief unter dem eigentlichen Pyramidenkörper lagen, wurde sie bei Snofru auf dem Niveau der Basis angelegt. Auch die Deckenkonstruktion, für die ein Kraggewölbe verwendet wurde, stellt eine Neuerung dar. Lediglich mit der nordsüdlichen Ausrichtung ihrer Längsachse blieb die Grabkammer noch den älteren Bautraditionen verbunden, während die Grabkammern späterer Pyramiden stets ostwestlich ausgerichtet wurden. Möglicherweise spiegelt diese Neuausrichtung einen Wechsel von durch die Sterne determinierten Mustern zur stärkeren Dominanz der Sonne.

Der Totentempel der Pyramide wurde erstmals an deren Ostseite und nicht wie früher üblich an der Nordseite errichtet. Er gilt als der am besten erhaltene Tempel des Alten Reiches, die Deckenplatten befinden sich noch an ihrem ursprünglichen Platz. An der Südseite der Pyramide stehen die Überreste einer kleinen, ursprünglich auch in Stufenform errichteten Kultpyramide, die als symbolisches Grab für das Ka des Pharao diente. Es handelt sich hierbei um die erste bekannte Nebenpyramide. An der Nordseite der Pyramide liegt eine Mastaba, die vielleicht als Königinnengrab diente. Alle drei Bauwerke sind von einer Umfassungsmauer umgeben.

Dahschur Sattelite Pyramid 01
Die Kultpyramide in Dahschur

Die Knickpyramide in Dahschur wurde wohl von Anfang an als echte Pyramide geplant. Der Plan sah eine Pyramide mit einem sehr steilen Neigungswinkel von etwa 60° vor. Als dieser Winkel sich als zu steil erwies, wurde die Pyramidenbasis verbreitert und der neue Neigungswinkel auf 54° verringert. Als das Bauwerk schließlich eine Höhe von 45 m erreicht hatte, kam es erneut zu einer Planänderung: Bei allen höher liegenden Steinlagen wurde der Neigungswinkel nun auf nur noch 43° reduziert, wodurch die Pyramide ihre charakteristische Form erhielt. Nach ihrer Fertigstellung hatte sie schließlich eine Seitenlänge von 183 m und eine Höhe von knapp 105 m. An der Südseite der Knickpyramide wurde erneut eine Kultpyramide errichtet, dieses Mal allerdings nicht mehr in Stufenbauweise. Mit einer Seitenlänge von 52,5 m stellt sie sowohl in absoluter Größe als auch in Relation zur Hauptpyramide das mit Abstand größte Exemplar aller Kultpyramiden dar. Der gesamte Pyramidenbezirk wurde von einer Mauer aus Kalkstein umschlossen. Den Zugang bildete ein Aufweg, der von Osten kommend in die Nordseite der Umfassungsmauer mündet. Er verbindet den Komplex mit dem Taltempel, der das älteste bisher bekannte Exemplar dieses Gebäudetyps darstellt. Die Rote Pyramide, nur wenige Kilometer nördlich der Knickpyramide, erreichte schließlich eine Seitenlänge von 219 m und eine Höhe von 109,5 m. Die Kalkstein-Verkleidung wurde in späterer Zeit fast völlig abgetragen, dennoch hat sich der Abschlussstein des Bauwerks, das sogenannte Pyramidion, erhalten. Bei ihm handelt es sich um den bisher ältesten Fund dieser Art. Doch es könnten noch weitere Pyramiden auf Snofru zurückgehen, wenn sich auch nur die Pyramide von Seila zweifelsfrei diesem Pharao zuordnen lässt, denn eine Stele trägt seinen Namen.104

Das einzige sicher belegte und in größeren Teilen erhaltene rundplastische Abbild des Snofru ist eine in Dahschur ausgegrabene, 2 m hohe Kalksteinstatue. Der König trägt die weiße Krone Oberägyptens, einen breiten Halskragen, ein Armband und einen kurzen Schurz.105

Einteilung in Gaue, gesteigerter Totenkult, Gottessohnschaft des Pharao

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Sitzender Schreiber, wohl 4. Dynastie, seit 1850 im Louvre, Paris

Unter Snofru fand eine Umgestaltung der administrativen Gliederung statt. Während die Verwaltung sich bis dahin auf einzelne Landgüter stützte, wurde nun das ganze Land in Gaue eingeteilt. Bis zum Ende des Alten Reiches existierten 38 Gaue, deren Zahl sich durch Teilungen bis in die Römerzeit auf 42 erhöhte. Aus der Zeit des Djoser, des ersten Herrschers des Alten Reiches, ist lediglich der Name eines Gaues überliefert. Dann wurden sechs Gaue im Grab eines hohen Beamten namens Metjen in Abusir genannt, der in der Zeit des Übergangs von der 3.zur 4. Dynastie lebte. Zehn weitere Gaue werden erstmals im Taltempel der Knickpyramide in Dahschur erwähnt, zwei auf einer Stele von Snofrus Sohn Netjeraperef und zwei im Grab des Beamten Pehernefer in Sakkara. Bis zum Ende der Regierungszeit des Snofru war die Zahl der Gaue auf mindestens 22 angewachsen.106 Der Palermostein berichtet außerdem von der Einrichtung von 35 Gütern sowie dem Bau einer Festung.

Die Außenkontakte waren einerseits friedlicher Natur. Der Palermostein berichtet vom Bau von Schiffen und der Ankunft von 40 Schiffsladungen Zedernholz aus dem Libanon, aus dem Schiffe gebaut und Palasttüren gefertigt wurden.

Andererseits führte Snofru Feldzüge gegen Nubien und Libyen. In Nubien wurden angeblich 7.000 Gefangene und 200.000 Stück Vieh erbeutet. Zusätzliche Angaben zu diesem Feldzug liefern zwei Felsinschriften bei Khor el-Aquiba, gegenüber von Karanog, nördlich des zweiten Nilkatarakts. Die vom Beginn des Feldzuges stammende Inschrift beziffert die Stärke des Heeres auf 20.000 Mann, die zweite Inschrift wurde nach der Rückkehr angebracht und berichtet von 7.000 gefangenen Nubiern.107 Die Folgen dieser auf völlige Entvölkerung hinauslaufenden Feldzüge lassen sich archäologisch darin ermessen, dass die A-Gruppe, eine lokale nubische Kultur, zwischen dem 1. und dem 2. Katarakt verschwindet.108

Der zweite Feldzug richtete sich gegen Libyen und fand gegen Ende von Snofrus Regierungszeit statt. Dabei wurden 1.100 Libyer und 13.100 Stück Vieh erbeutet. Möglicherweise fand unter Snofru eine militärische Sicherung der Sinai-Halbinsel mit ihren Kupfer- und Türkisvorkommen statt. Die einzige Quelle hierfür ist eine Felsinschrift im Wadi Maghara, auf der Snofru einen Beduinen erschlägt.

Vor allem seinen Söhnen übertrug Snofru die wichtigsten Ämter. Sein Sohn Rahotep wurde zum General und Hohepriester in Heliopolis erhoben und zugleich „Erster der Großen der Halle“, „Vorsteher der Lastträger“ und als „Magazinältester“ der Leiter des großen königlichen Nahrungsspeichers. Nefermaat hatte als Tjati das höchste Amt inne. Beide wurden in großen Mastabas in Meidum begraben. Auch Anchhaf und Kawab bekleideten später das Amt des Tjati.

Snofru genoss einen umfangreichen Totenkult. Bis zum Ende der 6. Dynastie sind achtzehn Totenpriester und mit dem Totenkult in Zusammenhang stehende Beamte belegt. Vier von ihnen sind aus Gizeh bekannt, einer aus Abusir, einer aus Meidum und zwölf aus Dahschur. Offenbar war Dahschur das Zentrum seiner Verehrung.109 Für seine Nachfolger Cheops und Chephren sind sogar 73 und für Chephren 32 Totenpriester und Beamte bezeugt. Der Totenkult hatte große wirtschaftliche Bedeutung, da für die Versorgung mit Opfergaben Domänen eingerichtet wurden, von denen sich für Snofru 16 nachweisen lassen. Hinzu kommen noch elf Ortsnamen, die mit dem Namen des Snofru gebildet wurden.110

Chufu oder Chnum-chufu (‚der Gott Chnum schützt mich‘, Chnum war der Lokalgott von Elephantine), bekannter in der griechischen Namensform Cheops, folgte seinem Vater oder Stiefvater Snofru auf den Thron. Er war mit Meritites I., einer Tochter Snofrus, sowie mit Henutsen und weiteren namentlich nicht bekannten Frauen verheiratet. Die einzigen genauer datierbaren Ereignisse aus seiner Regierungszeit sind zwei Expeditionen, die er in die Oase Dachla in der Libyschen Wüste entsandte und die der Beschaffung von Pigment dienten.111 Durch Graffiti ist er in Elkab und auf Elephantine, sowie in den Steinbrüchen von Hatnub und des Wadi Hammamat belegt. Auch außerhalb der Grenzen ist sein Name in den Diorit-Steinbrüchen westlich von Abu Simbel und im Wadi Maghara auf dem Sinai - dort als Beschützer der Minen - belegt. Auch Handelsbeziehungen mit der phönizischen Stadt Byblos lassen sich nachweisen.

Durch ihre Gräber in Gizeh sind hohe Beamte belegt. Auffällig ist, dass auch während der Herrschaft des Cheops wieder die höchsten Ämter von Mitgliedern der königlichen Familie bekleidet wurden. Den Titel des Tjati trugen Anchhaf, Chufuchaef I. und Minchaef, möglicherweise auch Kawab. Westlich der Cheops-Pyramide sind mehrere Beamte bestattet, der bedeutendste war Hemiunu, wohl ein Neffe des Cheops. Er bekleidete das Amt des Tjati und trug darüber hinaus den Titel Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs. Er war demzufolge der Verantwortliche für den Bau der Cheops-Pyramide und der umliegenden Anlagen.

Cheops’ besondere Bekanntheit ist vor allem durch seine Pyramide in Gizeh begründet, die höchste Pyramide der Welt. Er nannte seine Pyramide Achet Chufu, was Horizont des Cheops bedeutet. Ihre Seitenlänge beträgt 230 m und sie war ursprünglich 147 m hoch. Insgesamt wurden 2,5 Millionen Steinblöcke verwendet. Als Baumaterial diente hauptsächlich örtlich vorkommender Kalkstein. Die Verkleidung der Pyramide bestand ursprünglich aus weißem Tura-Kalkstein. Die Pyramide wurde spätestens im Mittelalter, wahrscheinlich sogar schon zu pharaonischer Zeit ausgeraubt.

An der Ostseite der Pyramide befindet sich der Totentempel, von dem heute nur noch die Fundamente erhalten sind. Der Taltempel konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden, da sich auf seinem vermuteten Standort heute ein Dorf erstreckt. Östlich und westlich der Pyramide entstanden unter Cheops zwei große Friedhofsanlagen. Auf dem Ostfriedhof befinden sich drei Königinnenpyramiden für die Ehefrauen des Cheops. Eine vierte, kleinere Pyramide diente als Kultpyramide für den König. Ebenfalls im Osten wurden mehrere große Mastabas gebaut, in denen die nahen Verwandten des Cheops, vorwiegend seine Söhne und deren Ehefrauen, beerdigt wurden. Die westliche Friedhofsanlage besteht aus kleineren Mastabas, deren Besitzer hauptsächlich hohe Beamte waren. Beide Friedhöfe wurden in den folgenden beiden Dynastien weitergenutzt und vergrößert. „Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs“ war der Tjati Hemiunu, dessen Vater bereits Tjati unter Snofru gewesen war.

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Granitblock mit dem Horusnamen des Cheops aus Bubastis

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Modell der geborgenen Cheops-Barke

Insgesamt sieben Bootsgruben wurden im Pyramidenbezirk angelegt. Die beiden Gruben auf der Südseite wurden 1954 entdeckt und enthielten noch zwei vollständige, auseinandergenommene Barken. Eines dieser Schiffe, das eine Länge von 43,4 m aufweist und aus Zedernholz bestand, wurde restauriert und ist heute in einem eigenen Museum zu besichtigen.

Die Sphinx wird mehrheitlich für ein Werk des Chephren gehalten, wofür es allerdings keine eindeutigen Belege gibt. Die Annahme beruht hauptsächlich auf der Tatsache, dass sich die Sphinx und ihr Tempel unmittelbar neben dem Taltempel der Chephren-Pyramide befinden. Anhand der stilistischen Darstellung des Kopfes glaubt Rainer Stadelmann allerdings, dieses Monument Cheops zurechnen zu können. Die Sphinx trug zwar einst einen Bart, doch wurde dieser erst im Neuen Reich angebracht. Mit einer Länge von 72 m und einer Höhe von 20 m war sie die größte Statue der antiken Welt.

Nur wenige Bauprojekte des Cheops außerhalb Gizehs sind belegt. Ein Granitblock wurde in Tida bei Buto gefunden, weitere Blöcke in Tanis und Bubastis wurden wohl sekundär dorthin verschleppt. Eine Inschrift im aus ptolemäischer Zeit stammenden Hathor-Tempels von Dendera nennt Cheops außerdem als Erbauer des heute nicht mehr erhaltenen Vorgängerbaus.112

Durch Inschriften ist bezeugt, dass Radjedef (oder Djedefre, Hardjedef) eine Expedition nach Dachla entsandte, wie es bereits vor ihm sein Vater Cheops getan hatte. Ziel all dieser Expeditionen war die Gewinnung von mineralischen Pigmenten. Die inschriftlichen Zeugnisse hierfür stammen von einem Lagerplatz in der Wüste, etwa 60 km von Dachla entfernt. Dieser liegt am Fuß eines Sandsteinfelsens und wurde offenbar als „Wasserberg des Radjedef“ bezeichnet.113

Unter Radjedef wurde der Kult des Sonnengottes Re zur höchsten Staatsreligion erhoben. Die königlichen Eigennamen trugen nun bis auf wenige Ausnahmen bis zum Ende der 5. Dynastie den Namen des Re als Bestandteil (bspw. Chephren = Cha-ef-Re bzw. Ra-cha-ef oder Mykerinos = Men-kau-Re). Passend dazu führte Radjedef das Epitheton „Sohn des Re“ (Sa-Re) ein, welches ab dem Mittleren Reich zum festen Titel des königlichen Eigennamens wurde. Der Pharao gilt als Verfasser der ältesten erhaltenen Sebayt, einer Belehrung über das rechte Leben.

Dieser religiöse Wandel machte auch eine neue Interpretation der Natur des Königs notwendig. Galt er vorher als Verkörperung des Horus und somit selbst als höchster Weltgott, rückte nun das Konzept der Gottessohnschaft in den Vordergrund, wodurch die eigene Göttlichkeit des Königs vermindert und er den Göttern gegenüber in eine stärkere Verantwortungsposition gerückt wurde.114

Nach Radjedefs Tod folgte ihm zunächst nicht einer seiner Söhne, sondern sein Bruder Chaefre, bekannter als Chephren, auf den Thron. Da in der Regel die Herrschaft vom Vater auf einen Sohn überging, war dieser Regierungswechsel Anlass für zahlreiche Spekulationen.

Seine Pyramide errichtete Radjedef in Abu Roasch, nördlich von Gizeh. Mit einer Seitenlänge von 106,2 m und einer Höhe von 67,4 m war sie deutlich kleiner als die Grabanlagen seiner beiden Vorfahren Snofru und Cheops. Teile der zum Pyramidenkomplex gehörenden Tempelanlagen wurden aber wohl erst nach Radjedefs Tod fertiggestellt, da sie in zeitsparender Ziegelbauweise errichtet wurden. Das innere Kammersystem wurde gegenüber den Pyramiden von Snofru und Cheops wieder stark vereinfacht. Die Grabkammer wurde nun wieder wie bei den Pyramiden der 3. Dynastie unterirdisch angelegt und nicht mehr im eigentlichen Pyramidenkörper. Der Taltempel liegt etwa 1,5 km nordöstlich der Pyramidenanlage und ist mit dieser durch einen Aufweg verbunden, der an der Nordseite einer Umfassungsmauer endet. An der Ostseite der Pyramide liegt der Totentempel und südlich von diesem eine Bootsgrube, die allerdings beraubt und von den Steinräubern als Schutthalde genutzt worden war. Hier wurden die Überreste mehrerer Statuen des Königs gefunden. Zum Grabkomplex gehören auch zwei kleine Nebenpyramiden. Die erste befindet sich an der Südwestecke der Königspyramide und diente als sogenannte Kultpyramide. Bei der zweiten, die an der Südostecke der Königspyramide entdeckt wurde, scheint es sich um das Grab einer Königin zu handeln.

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Rekonstruktion des südlichen Teils der Werkstätten, Radjedef-Pyramide, Abu Rawasch

Das größte und berühmteste Fundstück ist ein aus Sandstein gefertigter Kopf einer Sphinx des Radjedef (Louvre E 12626). Er ist 33,5 cm hoch, 28,8 cm breit und 26,5 cm lang. Der König ist mit Nemes-Kopftuch dargestellt. Auf den Augen sind noch die Reste einer schwarzen Bemalung erkennbar, welche die Iris darstellte.115 Der Louvre beherbergt außerdem den unteren Teil einer Sitzstatue des Radjedef (E 12627).116 Er misst 28 × 19,5 × 23 cm und nennt den Eigen- sowie den Horusnamen des Königs. Zur Linken des Herrschers ist deutlich kleiner eine kniende Königin dargestellt. Darüber hinaus gehören zur Sammlung des Louvre noch einige Bruchstücke weiterer Sitzstatuen des Radjedef und seiner Gemahlin Chentetenka.

Chephren folgte seinem Bruder Radjedef auf den Thron, nachdem dieser für etwa ein Jahrzehnt regiert hatte. Die genaue Regierungsdauer des Chephren ist unbekannt. Der Königspapyrus Turin, der im Neuen Reich entstand und ein wichtiges Dokument zur ägyptischen Chronologie darstellt, ist an der entsprechenden Stelle beschädigt, so dass sich nur noch die Angabe 20 + x Jahre herauslesen lässt. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot nennt 56 Regierungsjahre, der im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. schreibende ägyptische Priester Manetho 66. Das höchste zeitgenössisch belegte Datum ist ein „13. Mal der Zählung“. Problematisch hieran ist, dass diese Zählungen ursprünglich alle zwei Jahre stattfanden, später aber auch jährlich stattfinden konnten.118

Abgesehen von seiner Bautätigkeit existieren kaum Zeugnisse aus Chephrens Regierungszeit. Durch ein Graffito ist eine Expedition in die Steinbrüche des Wadi Hammamat bezeugt, eine weitere Inschrift wurde in Bir Menih in der Ostwüste gefunden.119 Handelsbeziehungen mit dem syrischen Raum lassen sich durch eine Schale aus Ebla und einen Siegelzylinder aus Byblos belegen, die beide den Namenszug des Chephren tragen.

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Büste des Anchhaf im Museum of Fine Arts, Boston

Nur sehr wenige hohe Beamte sind bekannt. Neben dem Palastvorsteher Achethotep, einem Schwiegersohn des Cheops, sind nur Träger des höchsten Beamtentitels, die Tjati, überliefert. Dieses Amt versahen während der 4. Dynastie lediglich Angehörige des Königshauses. Unter Chephren waren dies sein Bruder oder Onkel Anchhaf, sein Bruder Minchaef und sein Cousin Nefermaat II. Auch Chephrens Söhne Anchmare, Duaenre, Iunmin, Nebemachet, Nikaure und Sechemkare bekleideten im späteren Verlauf der 4. Dynastie das Amt des Tjati.

Chephren ließ seine Pyramide gleichfalls bei Gizeh errichten. Sie hat eine Seitenlänge von 215 m und ist mit einer Höhe von 143,5 m lediglich drei Meter niedriger als die Cheops-Pyramide. Als Baumaterial für das Kernmauerwerk diente lokaler Kalkstein, die unterste Reihe der Verkleidung besteht aus Rosengranit, alle weiteren aus Tura-Kalkstein. Die Pyramide war ursprünglich größer geplant und sollte weiter nördlich stehen. Aufgrund der Planänderung hat die Chephren-Pyramide auch zwei Eingänge. Der ältere liegt etwa 30 Meter außerhalb des Bauwerks. Von dort aus führt ein Gang schräg nach unten, von dem westlich ein Raum abzweigt. Der jüngere Eingang liegt in etwa 12 m Höhe an der Nordwand. Die Grabkammer liegt zentral am Boden der Pyramide. Der Granitsarkophag misst 2,64 × 1,07 × 0,97 m.120

Südlich von Chephrens Grabmal steht eine kleine Kultpyramide, die als symbolisches Grab für die Ka-Seele des verstorbenen Pharao diente. Im Osten liegt der Totentempel, in dessen Nachbarschaft fünf Bootsgruben entdeckt wurden. Der Totentempel ist durch einen Aufweg mit dem Taltempel verbunden, der von allen Heiligtümern des Alten Reiches den besten Erhaltungszustand aufweist. Im Norden, Westen und Süden wird die Pyramidenanlage von einer Umfassungsmauer begrenzt. An deren westlicher Außenseite befinden sich Magazine und Arbeiterkasernen.

Unter Chephren entstanden auch mehrere neue Friedhöfe. Südlich des Totentempels erstreckt sich ein Steinbruch, aus dem sowohl Cheops als auch Chephren Baumaterial für ihre Pyramiden bezogen und in dem Letzterer für seine Frauen und Söhne Felsgräber anbringen ließ. Östlich des königlichen Friedhofes entstand das Central Field, auf welchem zahlreiche Beamtengräber errichtet wurden und das in den folgenden Dynastien massiv erweitert wurde.

Menkaure bzw. Mykerinos folgte seinem Cousin Bicheris auf den Thron, der nur für kurze Zeit regiert hatte. In einer Inschrift ist der Regierungswechsel im ägyptischen Kalender belegt; zugleich der Beweis eines schon verwendeten 365-Tage-Kalenders.121 Die Regierungsdauer des Mykerinos ist unbekannt. Der Königspapyrus Turin ist an der entsprechenden Stelle beschädigt und es lässt sich nur noch die Angabe x + 8 Jahre ablesen. Der im 3. Jahrhundert v. Chr. lebende ägyptische Priester Manetho gibt ihm 63 Jahre, was aber viel zu hoch angesetzt sein dürfte.

Das höchste zeitgenössisch belegte Datum ist ein „11. Mal der Zählung“, möglicherweise auch ein „Jahr nach dem 11. Mal der Zählung“, wobei sich die bereits genannte Problematik des ein- oder zweijährigen Zyklus ergibt. Außer dem Bau seines Pyramidenkomplexes sind aus der Regierungszeit des Mykerinos keinerlei Ereignisse bekannt.122 Der Name des Herrschers erscheint auf einem Objekt aus Byblos123 und von dem Herrscher sind zahlreiche Siegelabrollungen aus Buhen bezeugt.124

Mykerinos war der Erbauer der dritten und letzten der drei Pyramiden von Gizeh. Mit einem Basismaß von 102,2 x 104,6 m und einer ursprünglichen Höhe von 65,55 m ist sie deutlich kleiner als die des Cheops und des Chephren. Als Baumaterial für das Kernmauerwerk diente Kalkstein aus der unmittelbaren Umgebung des Bauwerks, die Verkleidung bestand bis zu einer Höhe von 15 m aus Rosengranit und in den restlichen Lagen aus Tura-Kalkstein. Unterhalb der Vorkammer liegt die eigentliche Grabkammer. Der dort aufgefundene Granit-Sarkophag maß 2,43 × 0,94 × 0,88 m.125 und war erstmals mit Vor- und Rücksprüngen im Palastfassadenstil gearbeitet. Er unterschied sich somit recht deutlich von den sehr schlicht gestalteten Sarkophagen seiner Vorgänger; auch der extensive Einsatz von Granit war ungewöhnlich.

An der Ostseite der Pyramide steht der Totentempel, der in seinem Grundriss dem des Cheops ähnelt. Über einen 600 m langen Aufweg ist er mit dem Taltempel verbunden. Die Tempelanlagen sollten ursprünglich in Stein errichtet werden, allerdings starb Mykerinos noch vor ihrer Fertigstellung. Erst sein Nachfolger Schepseskaf vollendete beide Tempel sowie den Aufweg, verwendete dafür aber die zeit- und kostensparende Ziegelbauweise.

Die Pyramide besitzt drei Nebenpyramiden. Das ausgedehnte Gräberfeld in Gizeh scheint unter Mykerinos keine bedeutende Erweiterung erfahren zu haben. Erwähnenswert ist dort lediglich das Felsgrab seines Sohnes Chuenre, das in einem Steinbruch südöstlich der Mykerinos-Pyramide angelegt wurde. Auch Bootsgruben, wie sie bei den Grabanlagen von Cheops und Chephren gefunden wurden, konnten in der Umgebung der Mykerinos-Pyramide nicht ausfindig gemacht werden.

Fast alle bekannten Statuen des Mykerinos stammen aus Grabungen, die George Andrew Reisner ab 1908 in dessen Pyramidenkomplex durchführte. Die meisten Stücke wurden im Taltempel gefunden, unter ihnen auch die berühmten Mykerinos-Triaden. Weitere Funde wurden im Totentempel gemacht.

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Triade mit 7. oberägyptischem Gau (Diospolis Parva); Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. JE 46499 Triade mit 17. oberägyptischem Gau (Schakalgau); Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. JE 40679 fragmentierte Triade mit Gau; Museum of Fine Arts, Boston, Inventar-Nr. 11.3147 (Kopf in Brüssel) Triade mit 15. oberägyptischem Gau (Hasengau); Museum of Fine Arts, Boston, Inv.-Nr. 09.200

Alle Triaden bestehen aus Grauwacke, sind etwa einen Meter hoch und zeigen den König zusammen mit der Göttin Hathor, die dort als „Herrin der Sykomore“ bezeichnet wird, und einem personifizierten ägyptischen Gau. Der König ist, soweit noch erkennbar, auf allen Triaden im gleichen Ornat dargestellt. Er trägt die weiße Krone Oberägyptens, den zeremoniellen Kinnbart und einen plissierten Schurz. Neben den Triaden wurden im Taltempel noch zahlreiche weitere Statuen gefunden.

Die Pyramidenbauer des Menkaure arbeiteten unter extrem schwierigen Bedingungen, wie archäologische Untersuchungen zeigen konnten. Die Handwerkerstadt war in einem normalerweise trockenen Wadi bei Gizeh errichtet worden, doch gerade die Zeit des Pyramidenbaus fiel in eine etwa 120 Jahre dauernde Wetteranomalie, die von starken Niederschlägen gekennzeichnet war, die etwa alle vier Jahre auftraten. Die Lehmziegelgalerien wurden mehrfach zerstört, katastrophale Überschwemmungen führten zur Zerstörung der Arbeitersiedlung. Die Arbeiten wurden jedoch nach diesen Katastrophen jeweils wieder aufgenommen.125c

Der siebente und letzte zeitgenössisch belegte König der 4. Dynastie war Schepseskaf, dessen Verwandtschaftsverhältnis zu seinem Vorgänger unklar ist. Die einzigen bekannten Ereignisse aus seiner kurzen Regierungszeit sind die eilige Vollendung der Tempelanlage der Mykerinos-Pyramide und der Bau seiner eigenen Grabanlage in Sakkara-Süd, deren Basis 100 mal 72 m maß. Er war der einzige Pharao des Alten Reiches, der auf den Pyramidenbau verzichtete.

Sein erstes Regierungsjahr ist zum Teil auf dem Palermostein erhalten. Demnach bestieg er am 25. Peret IV den Thron. Das genaue Datum ließ sich aus der Kalenderjahrregelung im ägyptischen Verwaltungskalender ermitteln, der für die Regierungszeiten maßgebend war.126 Auf dem Fragment wird auch von den Thronbesteigungszeremonien im Rahmen des Vereinigungsfestes der beiden Länder berichtet, mit Sicherheit wird dort Qebeh Schepseskaf, der Name seines Grabmales, genannt.127 Der Übergang zur 5. Dynastie nach seinem Tod ist noch größtenteils unklar. Zwischen ihm und Userkaf scheint für lediglich zwei Jahre ein König geherrscht zu haben, den Manetho Thamphthis nennt, der aber zeitgenössisch nicht belegt ist. Auch Chentkaus I. wird teilweise als kurzzeitige Herrscherin oder Regentin in Betracht gezogen.128

Pyramiden bei Abusir, Aufstieg von Adel und Beamtenschaft, Tjati nicht mehr in Dynastiehand

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Statue des Ptah-Priesters Ka-nefer und seiner Familie; 5. Dynastie, wahrscheinlich Sakkara; Höhe: 35,6 cm, Kalkstein mit Farbresten, Kimbell Art Museum, Fort Worth im US-Bundesstaat Texas

Die Herrscher der 5. Dynastie sind sowohl durch archäologische Funde als auch durch Texte genauer bekannt als die der vorangegangenen Dynastien. Ihre Zeit ist durch kleinere Pyramiden, oft bei Abusir gelegen, und Tempel des Sonnengottes Re gekennzeichnet. Die Pharaonen mussten ihre absolute Macht mit dem aufstrebenden Adel und einer wachsenden Bürokratie teilen. Letzterer verdanken wir viele der erhaltenen Texte.

Userkaf gilt als erster Herrscher der 5. Dynastie. Unklar ist dabei das Verhältnis zur Königsfamilie der 4. Dynastie und zu seinen Nachfolgern. Eine Erzählung aus dem Papyrus Westcar, in dem Userkaf und seine beiden Nachfolger Sahure und Neferirkare als Drillinge und Söhne einer Rudj-Djedet bezeichnet werden, ist die einzige Quelle. Rudj-Djedet wird meist mit Chentkaus I. identifiziert, die als „Stammmutter“ der 5. Dynastie gilt und den einmaligen Titel „Mutter zweier Könige von Ober- und Unterägypten“ trug. Durch den Fund einiger Reliefblöcke bei der Pyramide von Sahure ist mittlerweile gesichert, dass die Gemahlin von Userkaf eine Königin namens Neferhetepes war. Sie ist auch die Mutter von Sahure, dem Nachfolger von Userkaf.129

Unter Userkaf setzte sich der Re-Kult endgültig durch. Er gilt als Erbauer eines Sonnenheiligtums bei Abusir und ist damit der erste Pharao, der ein solches Heiligtum errichtete.130 Es gilt als sicher, dass zu seiner Zeit bereits Expeditionen zum Libanon und nach Punt durchgeführt wurden, das wahrscheinlich am Horn von Afrika lag.131

In der Unas-Pyramide (Seitenlänge 73,3 m, ursprüngliche Höhe 49,4 m) fanden sich erstmals die so genannten Pyramidentexte, die ältesten religiösen Texte der Menschheit. Die Tradition der Anbringung von Jenseitsliteratur in Königsgräbern wurde im Mittleren Reich mit den Sargtexten und im Neuen Reich mit den verschiedenen Unterweltsbüchern, wie Amduat, dem Höhlenbuch oder dem Pfortenbuch fortgeführt. In nicht-königlichen Gräbern des Neuen Reiches fand man Papyri mit dem Totenbuch.

Unter Sahure standen der Spitze der Verwaltung mindestens zwei Tjati vor, nämlich Sechemkare und Werbauba.132 Mit Werbauba setzte Sahure die seit Beginn seiner Dynastie verfolgte Politik fort, hohe Staatsämter zunehmend mit nicht der Familie angehörenden Männern zu besetzen. Ihre Entlohnung erfolgte in Form von Domänen, was jedoch auf die Dauer die königlichen Ressourcen erschöpfen musste. Zudem erhielten die Pyramiden, an denen ein ausgedehnter Kult unterhalten wurde, reiche Zuwendungen.

Der einzige Feldzug, der als gesichert gilt, richtete sich gegen Beduinen auf dem Sinai, wovon der König auf einem großen Relief berichten ließ.133 Ein möglicher zweiter Feldzug richtete sich gegen Libyen. Dieser ist auf Reliefs im Totentempel der Sahure-Pyramide dargestellt. Da sich jedoch eine beinahe identische Abbildung auch in der Pyramidenanlage von Pepi II. fand, ist unklar, ob wirklich ein Ereignis dargestellt ist oder eher ein symbolisches Schlagen der Feinde Ägyptens, das von jedem neuen König wiederholt werden musste.134

Der Palermostein nennt für das letzte Regierungsjahr Sahures die Ankunft von Handelsgütern aus dem Land Punt. Weitere Handelsbeziehungen sind mit Vorderasien bezeugt. So wurde in Byblos ein Gefäß und im anatolischen Dorak ein Thron mit dem Namenszug des Sahure gefunden. Letzterer könnte allerdings auch sekundär an seinen Fundort gelangt sein. Unterstrichen werden die Handelsbeziehungen in diese Region außerdem durch ein Relief im Totentempel der Sahure-Pyramide, auf dem Schiffe abgebildet sind, deren Besatzungen aus Syrern bestehen. Des Weiteren sind durch Siegelabdrücke aus Buhen Beziehungen nach Nubien belegt. Zwei Expeditionen sind durch Inschriften überliefert. Eine führte zu den Diorit-Steinbrüchen bei Abu Simbel, eine weitere zu den Goldminen des Wadi al-Gidami in der Ostwüste.135

Unter Sahures Nachfolger Neferirkare entstand der Annalenstein der 5. Dynastie, eines der wichtigsten Dokumente für die ägyptische Chronologie. Im Papyrus Westcar aus dem Mittleren Reich werden Userkaf, Sahure und Neferirkare als Brüder bezeichnet. Als Mutter der Brüder kann Sahures einzige bekannte Gemahlin und leibliche Schwester Meretnebty angesehen werden.136 Neferirkares Große königliche Gemahlin war Chentkaus II. Sie brachte den ältesten Königssohn zur Welt, der unter dem Namen Raneferef den Thron bestieg, und einen weiteren Sohn namens Niuserre, der nach dem frühen Tod seines Bruders ebenfalls König wurde.137

Der Palermostein, das größte Bruchstück des Annalensteins der 5. Dynastie

Mit Neferirkares Regierungszeit enden die Aufzeichnungen des Annalensteins der 5. Dynastie, er scheint also unter seiner Herrschaft in Auftrag gegeben worden zu sein. Doch beschränken sich die Angaben auf das Datum der Inthronisation, Stiftungen an sein Sonnenheiligtum oder den Erlass eines Dekrets für den Tempel des Chontamenti in Abydos.

Die ritualisierten Umgangsformen zwischen Pharao und den Spitzen der Verwaltung scheinen gelegentlich in Inschriften auf, die sich in Bauwerken hoher Beamter fanden. So sah es Ptahschepses, der Hohepriester des Ptah von Memphis, als große Ehre an, dem König die Füße küssen zu dürfen, statt lediglich den Boden.138 Eine andere Inschrift berichtet von einer Zeremonie, in welcher der Beamte Rawer versehentlich von einem Stab des Königs berührt wurde. Das hätte eigentlich seinen Tod zur Folge haben müssen, doch Neferirkare rief ihm augenblicklich „Heil“ zu.139 Wichtigster Beamter Neferirkares war Waschptah, der das höchste Staatsamt des Tjati bekleidete und außerdem oberster Richter und Baumeister war. Der später unter Niuserre verstorbene Ti war Oberfriseur des Königs. Er stand den beiden Pyramidenanlagen des Neferirkare und Raneferef sowie den vier Sonnenheiligtümern von Sahure, Neferirkare, Raneferef und Niuserre vor. Zudem beaufsichtigte er über 100 Domänen.

Aus der Festung Buhen am zweiten Nilkatarakt sind Siegel und Ostraka mit seinem Namen bekannt. In Byblos wurde eine Alabasterschale mit dem Namenszug Neferirkares gefunden.140

Wachsende Macht des Tjati, Osiriskult

Seine Nachfolger regierten nur kurz, über ihre Regierungszeit ist wenig bekannt. Unter Djedkare, dem 8. König der Dynastie, der, wie sich anhand einer Mumie ermitteln ließ, die mit ihm identifiziert wird, etwa 50 bis 60 Jahre alt wurde,141 und der vielleicht 30 Jahre regierte, kam es zu bedeutenden Reformen in der Verwaltung, aber auch im religiösen Bereich.

Flickr - Gaspa - Giza, mastabe (1)
Mastaba des Tjati Senedjemib Inti 142, eines Grabtyps, der bis in die 12. Dynastie gebräuchlich war

Senedjemib-Tjefi
Der Tjati Senedjemib Inti und seine Frau Tjefi

Djedkares Ziel war es, viele Kompetenzen in einem Amt, nämlich dem des Tjati, zu bündeln. So wurden die Ämter des „Vorstehers der Beiden Schatzhäuser“, des „Vorstehers der Beiden Scheunen“ und des „Vorstehers der Schreiber der königlichen Dokumente“ ausschließlich von ihnen bekleidet und weiterhin das Amt des „Vorstehers aller Arbeiten des Königs“ eng mit dem des Schreiber-Vorstehers verknüpft. Gleichzeitig wurde das Tjatiamt nun nicht mehr mit einem, sondern mit zwei Würdenträgern besetzt, von denen einer für die Residenz- und der andere für die Provinzverwaltung zuständig war.143 Die Anzahl der mittleren Verwaltungsämter wurde hingegen reduziert. Unter Djedkare war Senedjemib Inti Tjati und Oberbaumeister.

Die Verehrung des Sonnengottes Ra oder Re ging zurück, stattdessen übernahm der Totengott Osiris eine bedeutende Rolle, der während Djedkares Regierungszeit zum ersten Mal belegt ist. Daher errichtete Djedkare kein Sonnenheiligtum. Osiris wurde ursprünglich im östlichen Nildelta verehrt und war mit den Naturzyklen und der Bodenbearbeitung verbunden. Er symbolisierte die Wiederauferstehung nach den jährlichen Nilfluten aber auch den Tod. Wer von ihm „geehrt“ (imachu) wurde, erfüllte zugleich moralische Verpflichtungen, die die inzwischen extremen sozialen Gegensätze ausgleichen sollten. Dazu gehörte die Verpflichtung, sich wie ein Vater um die ärmeren Glieder der Gesellschaft zu kümmern.

Ein goldbeschlagenes Siegel eines Beamten aus der Zeit Djedkares deutet auf Handelsbeziehungen mit der Ägäis hin.144 Mehrere Felsinschriften berichten von den üblichen Expeditionen in die Türkis-Minen im Wadi Maghara, und ein in Byblos gefundenes Alabastergefäß mit der Nennung eines Sed-Festes des Königs belegt Handelskontakte dorthin. Ein Kriegszug nach Vorderasien ist durch eine bildliche Darstellung im Grab des Inti in Deschascha belegt. Dargestellt ist die Einnahme einer Festung.145

Expeditionen ins südlich von Ägypten gelegene Nubien belegen Siegelabdrücke aus Buhen, eine Stele in den Diorit-Steinbrüchen von Toschqa sowie Inschriften auf dem Karawanenweg zwischen den Oasen Dachla und Dungul.146 Aus der 6. Dynastie stammt außerdem eine autobiografische Inschrift des Expeditionsleiters Harchuf, in welcher in einem kopierten Brief des Königs Pepi II. eine Expedition erwähnt wird, die während der Regierungszeit Djedkares stattgefunden hatte. Ziel dieser Expedition war das Land Punt.

Aufstieg regionaler Zentren, Niedergang der Zentralherrschaft

Als letzter König der 5. Dynastie gilt Unas, obwohl er nicht aus königlichem Hause stammte und er in Heliopolis residierte. Doch bestanden verwandtschaftliche Beziehungen zur nachfolgenden Dynastie.147 Dabei ist zu bedenken, dass die Einteilung in Dynastien an der Residenzstadt hängt, weniger an der Frage genetischer Abstammung.

Mastaba of Ti 11 h
Feldarbeit mit einfachen geschäfteten Querbeilen (Holzhacken, hier die sog. Kniestielhacke), Grab des Ti, Sakkara, 5. Dynastie.

Fishermen in Mereruka’s tomb (Kairoinfo4u)
Relief, das Fischer darstellt (Mastaba des Mereruka)

Nubisches Gewölbe in den Ruinen von Ayn Asil

Teti II., der Begründer der 6. Dynastie, stammte nicht aus königlichem Hause. Er kam durch die Eheschließung mit Iput I., einer Tochter von Pharao Unas an die Macht. Aus der Ehe mit Iput I. ging der spätere Pharao Pepi I. hervor. Tetis Pyramide in Sakkara wies 78,8 m Seitenlänge auf und war 52 m hoch. In einer der drei stark verfallenen Nebenpyramiden fand man die Mumie der Königin Iput.

Die 6. Dynastie setzte die Vorgängerdynastie kulturell fort. Eine Dezentralisierung der Verwaltungsstrukturen mit über das Land verteilten Verwaltern stellte regionale Zentren her, die mit nachlassendem Einfluss der Herrscher an Bedeutung gewannen. Die Zentralregierung verlor nach Kriegszügen gegen Libyen, Nubien und Palästina an Einfluss. Zwischen dem 3. und 4. Katarakt erscheint die C-Gruppe, die nubische Kultur um Kerma. Nubische Gruppen wurden erstmals als eine Art Grenzpolizei eingesetzt, höchste Würdenträger waren für die Durchführung der Karawanen verantwortlich, die Luxusgüter transportierten. Solche Karawanenwege waren nicht leicht zu sichern. Sie verbanden das Niltal von Abydos aus mit den Oasen von Charga und Selima. Von Kharga ging eine Route westwärts nach Dachla, wo zur Zeit Pepis II. eine wichtige Station bei Ayn Asil bestand.

Klimaveränderungen mit ausbleibenden Nilhochwassern trugen zum Niedergang des Reiches bei.148 Auch die gleichzeitigen Umbrüche in Sumer und der Indus-Kultur sprechen für einen solchen Zusammenhang. Die Archäologin Marija Gimbutas sieht für die Zeit zwischen 2500 und 2200 v. Chr. Belege für einen Vorstoß von Völkern der von ihr definierten späten Periode der Kurgankultur aus dem Großbereich der Ukraine bis nach Ägypten.

Nach Manetho wurde Teti von seinen Leibwächtern ermordet. Dies könnte der Grund dafür sein, dass sein Nachfolger der sonst unbekannte Userkare war. Tetis Sohn und Nachfolger Pepi I. kam erst nach ihm auf den Thron. Weni, ein hoher ägyptischer Beamter und Heerführer unter den Pharaonen Teti II., Pepi I., Userkare und Merenre I., war unter Merenre „Gouverneur des Südens“. Unter seiner Leitung wurden durch den ersten Nilkatarakt fünf Kanäle gestochen, um die Stromschnellen schiffbar zu machen. Ein Relief in den Felsen von Assuan zeigt Merenre, wie er persönlich von den Häuptlingen der nubischen Stämme Huldigungen entgegennimmt. Der Nachfolger des Weni unternahm drei Expeditionen in das Land Jam im Sudan.

Pepi II. kam nach Manetho mit 6 Jahren auf den Thron und regierte, folgt man dem Turiner Königspapyrus 94 Jahre. Belegt ist das Jahr der 31. Viehzählung, was auf eine über 60-jährige Regierungszeit hinweist, da die Viehzählung alle zwei Jahre stattfand.149 Anfangs stand er unter der Regentschaft seiner Mutter und seines Onkels Djau (D´w). Das Tjati in Mennefer (Memphis) bekleideten verschiedene Männer, in Abydos und Mair sind weitere Amtsinhaber belegt. Diese Dezentralisierung gilt als eine der Ursachen für den Verfall des Reiches. Pepis Sohn und Nachfolger Nemtiemsaef II. überlebte seinen Vater nur wenige Jahre.

Erste Zwischenzeit (2160 – 2055 v. Chr.), Zersplitterung, Vormacht von Theben und Herakleopolis

In der Ägyptologie gelten die Perioden, in denen es keine zentrale Herrschaft in Ägypten gab, die das ganze Land erfasste, traditionell als „Zwischenzeiten“. Die erste dieser Zeiten war vom Gegensatz zwischen den beiden am Ende der Periode mächtigsten Städten Theben und Herakleopolis bestimmt.

Nach der 6. Dynastie zerfiel Ägypten für über ein Jahrhundert in mehrere Herrschaftsgebiete. Unter den neu entstandenen Machtzentren gelangten zwei Städte zu besonderem Einfluss, nämlich Theben und Herakleopolis. Den Herakleopoliten Unterägyptens gelang es, verlorene Gebiete wieder zurückzugewinnen. Der Thebaner Mentuhotep II. vereinigte am Ende Unter- und Oberägypten erneut, Nubien wurde bis Wawat zurückerobert.150 Wahrscheinlich war er es auch, der die Kharga-Oase besetzen ließ, wo ab 2005 ein ausgedehntes Militär- und Verwaltungszentrum entdeckt wurde. Dies erreichte seine größte Bedeutung in der Zeit zwischen 1650 und 1550 v. Chr.150b

Nach Manetho regierten in der 7. Dynastie 70 Könige in 70 Tagen. Es wurden bisher keine Spuren gefunden, die sich dieser Dynastie zuordnen lassen. In Memphis herrschten Angehörige der 8. Dynastie, ihr erster König war vielleicht Neterikare. Die weiteren der Dynastie zugeschriebenen Herrscher sind oftmals nur aus der Königsliste im Tempel des Sethos I. in Abydos bekannt. In dem halben Jahrhundert nach dem Ende der 6. Dynastie meldeten in Memphis wahrscheinlich 17 Könige ihre Ansprüche auf die Herrschaft an, jedoch übten sie nie eine wirkliche Herrschaft über Beide Länder aus. Die Reihenfolge der Herrscher ist völlig unsicher.

Kennzeichen der Ersten Zwischenzeit

Deir el-Bahari 04
Grabhöhlen in Deir el-Bahari („Nordkloster“) in Theben-West (Luxor)

Neben der Existenz mehrerer Staaten auf dem Boden Ägyptens ist es kennzeichnend, dass der alles dominierende Totenkult des Alten Reiches keinerlei Ausdruck mehr in entsprechenden Bauten der Pharaonen fand, bis Mentuhotep II. seinen Tempel in Deir el-Bahri im westlichen Theben errichten ließ. Dennoch kam die gesellschaftliche Entwicklung in der ersten Zwischenzeit keineswegs zum Erliegen. Sie fand nur neue räumliche und thematische Schwerpunkte, und die Forschung sieht sich veranlasst, ihren Schwerpunkt von der Hofkultur und ihren Monumentalbauten abzulenken und Provinzstädte und die mittleren und unteren Schichten der Gesellschaft ins Auge zu fassen.

Der Zusammenbruch des Alten Reiches weist mehrere Gesichtspunkte auf, die zu verschiedenen Erklärungsansätzen verdichtet wurden. Bereits in der 5., vor allem aber seit der 6. Dynastie waren Verwaltungsstellen in den Provinzen zunehmend erblich geworden. Damit wurden Güter nicht mehr zunächst am Pharaonenhof zentralisiert, um von dort in die Gesellschaft verteilt zu werden, sondern lokale Machthaber griffen unmittelbar auf die Produkte ihres Gebietes zu. Damit ergab sich eine Aufspaltung der Herrschaftseliten in die hofnahe und in die hofferne Gruppe. Gleichzeitig eiferten die neuen Höfe dem Hof des Pharaos nach, wie zahllose Gräber belegen. Das ländliche Ägypten wurde nicht nur einflussreicher, sondern auch kulturell komplexer. Die Verfügungsgewalt über die lokalen Ressourcen führte möglicherweise zu einem erheblichen Bevölkerungswachstum und zur Urbanisierung, was wiederum die lokalen Dynasten stärkte. Auch schärfte sich der Sinn für produktivere Techniken, wie die nun überall eingesetzte, seit der 5. Dynastie bekannte Töpferscheibe. Den Gräbern der einfachen Leute gab man keine Gegenstände des Alltags mehr bei, sondern eigens für die Beisetzungen hergestellte Objekte. Auch wurden nun Gesichtsmasken aufgelegt. Es scheint, als sei die Sperre zwischen der Hofkultur und der der Provinzen gefallen.

Die Objekte waren oftmals roh und einfach, was frühere Ägyptologen zur Annahme eines allgemeinen Kulturverfalls veranlasste. Dabei wurde vielfach die Übernahme höfischer Elemente und die allgemeine Verbreitung, eine Art Massenkonsum übersehen, ebenso wie die häufig anzutreffende Originalität, etwa in der Malerei.

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Statue des Nomarchen Metjen, 4. Dynastie, Neues Museum Berlin

Neue Wege der Religiosität, wie die Texte in den Sarkophagen, die später das Mittlere Reich kennzeichnen, wurden hier erprobt. Zudem kam es zu einer ausgeprägten Regionalisierung der Kultur, was sich auch in sehr verschiedenen Grabformen niederschlug, die offenbar bewusst lokalen Stilen folgten. Lokale Herrscher, oftmals Nomarchen genannt, dominierten, darunter fanden sich Aufseher der Priester. Einer dieser Nomarchen war Ankhtifi von Hierakonpolis. Seine auf den Säulen seines Grabmals gefundene Autobiographie etwa 30 km südlich von Theben zeugt vom enormen Selbstbewusstsein dieser Männer, trotz augenscheinlich geringer politischer Erfolge. Er hatte die beiden höchsten, oben genannten Funktionen in Edfu und Herakonpolis inne, womit er die religiöse und die weltliche Administration führte. Offenbar gelang es ihm, als sich Menschenmassen auf der Suche nach Lebensmitteln in Bewegung setzten, den Exodus zu stoppen und sein Herrschaftsgebiet ausreichend zu versorgen. Nachrichten von solchen Hungersnöten tauchen häufig in den Quellen auf, doch die neolithische Feuchtphase hatte bereits im Alten Reich geendet, so dass die Klimaveränderung wohl nicht für die schwierige Versorgungslage verantwortlich gewesen sein kann. Die Lösung der Problemlagen brachte jedenfalls nicht mehr der Pharao sondern eine lokale Gottheit, die nun lokalen Machthabern als Legitimation in turbulenten Zeiten diente.

Einen weiteren Ansatz bieten jüngere Untersuchungen, diei zu dem Schluss kommen, dass die wachsende Zahl der Angehörigen der herrschenden Klasse, nicht die der Staatsdiener, selbst zunehmend Probleme aufwarf. Dies umso mehr, als zugleich der Umfang der Ackerflächen zurückging und es Aufgabe des Pharaos war, diesen wachsenden Teil der Bevölkerung weiterhin zu versorgen. Die Nachkommen der einmal Aufgestiegenen blieben demnach Angehörige der obersten Klasse und damit bestanden ihre Ansprüche fort. Da keine größeren Ressourcen zur Verfügung standen als zuvor, versuchte der Hof einen gewissen Ausgleich durch Titelvergaben zu schaffen, was geradezu zu einer Inflation der Rangtitel führte. Das angesichts schwindender Ressourcen nicht aufzuhaltende Absinken vieler dieser Familien lässt sich an den Grabgrößen insbesondere der mittleren und niederen Beamtenschaft belegen. Zu einer Steigerung der Produktion - im Gegensatz zu einer Erhöhung des Abgabendrucks und einer Verfeinerung der Verwaltung - war das altägyptische Reich wohl nicht in der Lage.151t

Herakleopolis

Die 9. und 10. Dynastie, deren Könige in Herakleopolis regierten, dem heutigen Ihnasya el-Medina, kontrollierten zwar das Niltal, doch nur bis Assiut. Weiter südwärts bildete sich mit der Hauptstadt Theben ein weiterer Herrschaftsbereich. Die 9. und 10. Dynastie in Herakleopolis hatte 12 bis 19 Könige, die Reihenfolge und Datierung ist unbekannt, einige Namen sind ganz oder teilweise verloren. Auf den Königstafeln von Abydos und Sakkara fehlen diese Könige. Auf dem Turiner Papyrus sind die Könige 2 sowie 10 bis 18 verloren. Die Dynastie herrschte vielleicht 185 Jahre lang. Gründer war wohl ein Khety, den auch Manetho nennt, doch ist weder seine Herkunft noch der Verlauf seines Aufstiegs bekannt. Die Könige der Dynastie residierten wohl in Herakleopolis, doch einer ihrer letzten Angehörigen ließ sich in Sakkara beisetzen, was wohl als Fortsetzung der Tradition des Alten Reiches zu deuten ist.

Die Grabmäler der Dynastie sind fast durchgängig unbekannt. Als Sprachmonumente der Zeit gelten hingegen „Die Lehre für König Merikarê“ und die „Erzählung vom beredten Bauern“, die vielfach dem Mittleren Reich zugeschrieben werden. Die materielle Kultur, allen voran die Keramik, orientierte sich am Alten Reich, viel stärker jedenfalls, als im Süden. Im Norden behielt man ovoide Gefäße bei, während im Süden die Töpferscheibe begann, die Formen zu verändern. Dennoch blieben auch die handwerklichen Traditionen im Norden nicht von den gesellschaftlichen Veränderungen unberührt, und die ersten Könige des Mittleren Reiches konnten auf hochentwickelte Fertigkeiten auch in Memphis zurückgreifen.

Theben

Während sich in Herakleopolis die Fürsten als rechtmäßige Nachfolger der Könige des Alten Reiches sahen, entstand in Theben zur gleichen Zeit ein ebenso mächtiges Fürstengeschlecht, das als 11. Dynastie bezeichnet wird. Die ersten Könige der 11. Dynastie gehören noch zur Ersten Zwischenzeit, wie etwa Mentuhotep I. Theben, zunächst wenig bedeutend, wurde von Aufsehern der Priester geführt, wie andere Städte auch. Einer Reihe dieser Herrscher folgte der Nomarch Intef, der neben der Oberaufsicht über die religiösen Dinge bald auch die weltliche Herrschaft an sich zog. Bald wurde er zum Herrn Oberägyptens, und Funde in Dendera belegen, dass er nicht nur in Theben Anerkennung fand. Senusret I., ein König des Mittleren Reiches, widmete Intef eine Statue im Tempel von Karnak. Intef ließ sich ein Grabmal von 300 mal 54 m in den Fels graben (Saff Dawaba), und setzte damit eine lokale Tradition, wenn auch in monumentaler Form fort.

Antef II. regierte fast ein halbes Jahrhundert. Ständig lag er mit den unterägyptischen Königen im Streit. Zu Beginn seiner Regentschaft war er Herrscher über die oberägyptischen Gaue 1 bis 6 und die Stadt Abydos. Zweimal eroberte er Thinis, bis die Hauptstadt des 8. oberägyptischen Gaues endgültig zu seinem Einflussbereich zählte. Es gelang ihm, seinen Herrschaftsbereich bis Qaw el-Kebir auszudehnen, etwa 100 km nördlich von Abydos, was allerdings zu Dauerkonflikten mit Herakleopolis führte. Zeitweise gelang Herakleopolis sogar die Rückeroberung von Abydos, was möglicherweise mit der „Rebellion von Thinis“ zusammenhängt, die auf einer Säule aus dem 14. Jahr Mentuhoteps II. genannt wird. Trotz dieses langfristigen Erfolgs beanspruchte Antef nicht den vollen, fünfteiligen königlichen Titel. Wahrscheinlich zogen die Herrscher jedoch aus ihrem eigenen Aufstieg die Konsequenz, dass sie nicht mehr die Etablierung lokaler Nomarchen duldeten. Nicht mehr ein lockeres Bündnis lokaler Magnaten, wie es das Alte Reich zuletzt dargestellt hatte, sondern enge Bindung und dichte Kontrolle kennzeichneten die Herrschaftssysteme, ebenso wie die landesweite architektonische Repräsentation des Herrschers.

Mentuhotep Closeup
Statue Mentuhoteps II. aus Bab el-Hosan

Einem der Nachfolger des Herrschers, Mentuhotep II., gelang es irgendwann zwischen seinem 14. und 39. Regierungsjahr152 das Reich wieder zu vereinigen und zugleich eine neue zentrale Begräbnisstätte bei Deir el-Bahri zu errichten. Wahrscheinlich war der bisherige Boden bei el-Tarif überfüllt. Möglicherweise hängt die völlige Zerstörung der Tempel von Herakleopolis mit der Eroberung durch die Thebaner zusammen. In jedem Falle beginnt die Ägyptologie mit dieser Eroberung das Mittlere Reich. Das überaus schlechte Bild, das die Wissenschaft lange von dieser Zwischenperiode entworfen hat, geht stark auf die entsprechenden „pessimistischen“ Texte aus dem Mittleren Reich zurück, die darin eine Epoche von Chaos, Verkehrung der Gesellschaftsordnung, Hunger, Unruhen, Kriege und Desintegration, der Zerstörung der Heiligen Schriften und der Moral sahen.

Koptos

Die Koptosdekrete spiegeln die Bedeutung der Stadt Koptos sowie der Familie des Beamten Schemai wider. Sie umfassen zwanzig Kopien von Königsdekreten aus der späten 6 und 8. Dynastie. Die in Stein aufgezeichneten Dokumente umfassen Verwaltungs- und Anerkennungsdekrete sowie Königsbriefe und gelten als eine der wichtigsten Quellen für Diplomatie und Verwaltung dieser Zeit.153

Kom Dara

Eine gewaltige Tempelanlage aus der ersten Hälfte der ersten Zwischenzeit ist Kom Dara, etwa 27 km stromabwärts von Assiut gelegen. Die Anlage war von 138 mal 144 m langen, einst bis zu 20 m hohen Mauern umgeben. Ein auf der Nordseite das Monument durchbrechender, stetig fallender Korridor erreichte eine einzige unterirdische Grabkammer. Trotz dieser Bauweise stellte sich heraus, dass hier nie eine Pyramide geplant war. Auch ließ sich das Bauwerk keinem bestimmten König zuordnen, wenn es auch sicherlich schon allein aufgrund der Ausdehnung königliche Ambitionen des Bauherrn verkörpert haben dürfte.

Mittleres Reich (2055 – 1650 v. Chr.)

Den Beginn des Mittleren Reichs stellt die Wiedervereinigung des Reiches unter Mentuhotep II. in der Mitte der 11. Dynastie dar. Das Reich wird auch als feudalistische Epoche bezeichnet. Tatsächlich gibt es kaum eine andere Periode, in der man so viele Denkmäler auch in den abgelegenen Provinzen findet. Dabei reicht das frühe Mittlere Reich bis etwa Sesostris II. und ist architektonisch und künstlerisch noch stark von den Traditionen der Ersten Zwischenzeit geprägt. Das späte Mittlere Reich (ab Sesostris III. bis in die 13. Dynastie) ist hingegen durch eine erneute Zentralisierung des Landes gekennzeichnet. Das Herrscherideal war nicht länger ein junger idealisierter Pharao, sondern ein weiser, lebenserfahrener Herrscher. Die Sprache des Mittleren Reiches galt für die folgenden Epochen als klassisch.

Der Königspapyrus Turin nennt für die 11. Dynastie sieben Könige und eine siebenjährige weggelassene Zeit am Ende der Dynastie. Als Gesamtregierungszeit werden 143 Jahre angegeben.154

Reichseinigung

Die Reihenfolge der drei oder gar vier thebanischen Könige, die vor Mentuhotep II. geherrscht haben, ist umstritten, da über sie verschiedene Angaben existieren. So erscheint Mentuhotep I. auf der Königsliste von Karnak als Vorfahre von Antef I., während Mentuhotep II. nicht ihn als König nennt, sondern zuerst Antef I. (Relief vom Schatt Er-Rigal). Auch als Mentuhotep II. um 2055 v. Chr. in Theben an die Macht kam, setzten sich diese Kämpfe fort. Das Grab der 60 im Kampf getöteten Krieger von Deir el-Bahri, in dem die Männer unmumifiziert so schnell austrockneten, dass sie die besterhaltenen Leichname des Mittleren Reiches darstellen, steht möglicherweise in Zusammenhang mit diesen abschließenden Kampfhandlungen. Die Reichseinigung wird um Mentuhoteps 39. Regierungsjahr vollzogen worden sein, er regierte von Theben aus. Einige der Herren in verschiedenen Gauen ließ er in ihren Stellungen, doch kontrollierten regelmäßig umherreisende Emissäre ihr Amtsgebaren. Auch gelang es offenbar, wieder einen gewissen Einfluss außerhalb Ägyptens zu gewinnen, wie etwa im Libanon. Während seine Regierungszeit von einer gewissen Prosperität und bald innerem Frieden gekennzeichnet war, und er sich selbst vergottete („Sohn des Hathor“), wie sonst erst die Pharaonen des Neuen Reiches, brach die Herrschaft seiner Dynastie rund 19 Jahre nach seinem Tod zusammen. Sein Sohn Mentuhotep III. - das Grab seiner Mutter Tem ist bekannt - führte eine Expedition mit 3.000 Mann durch das Wadi Hammamat zum Roten Meer. Von dort aus sandte er Schiffe unter Führung eines Henenu in das Land Punt. In seine Regierungszeit fällt eine Reihe von künstlerischen und architektonischen Neuerungen, die Steinarbeiten sind überaus fein.

Mentuhotep IV., der vielleicht gar nicht der königlichen Familie angehörte, wurde möglicherweise von seinem Tjati Amenemhet, der wahrscheinlich identisch mit Amenemhet I. ist, gestürzt. Dieser wurde der Begründer der 12. Dynastie, die ihren Schwerpunkt in der Region el-Lischt etwa 60 km südlich von Kairo hatte. Die erste Hälfte der 13. Dynastie, die allerdings nicht die Residenz wechselte, zählt ebenfalls zum Mittleren Reich, wenn auch ihre Monumente wesentlich kleiner sind - was wiederum mit den kurzen Herrschaftsdauern zusammenhängen mag.

Aufstieg des Tjati zum Pharao, neue Hauptstadt, Mitregentschaft, Zentralisierung

Amenemhet I. war wahrscheinlich ein Mann aus dem thebanischen Volk, seine Eltern hießen Senusret und Nefret. Mütterlicherseits soll er aus der Gegend um Elephantine stammen. Er stärkte die Macht seiner neu gegründeten Dynastie und verlegte die Hauptstadt nordwärts nach Itj-taui an einen bisher unentdeckten Ort (Itjtawy). Zudem führte er die Institution der sogenannten Mitregentschaft ein. Der König ernannte noch zu Lebzeiten einen Mitkönig und Nachfolger. Am Ostrand des Deltas ließ er zum Schutz vor asiatischen Invasionen Mauern errichten, ähnlich wie in Nubien Festungen entstanden, wie Semna und Quban. Im letzten Jahr seiner Regierung zog sein Sohn Senusret (Sesostris) gegen die Libyer. Bei der Rückkehr dieses Sohnes war der Vater bereits tot, wahrscheinlich ermordet.

Sesostris I. gilt als einer der bedeutendsten Könige des Mittleren Reichs; er herrschte 44 oder 45 Jahre lang. Schon als Mitregent seines Vaters, eine Mitregentschaft, die Claude Obsomer 1995 bestritt, leitete er Feldzüge nach Unternubien, das durch eine Reihe von Festungen gesichert wurde. Unter seiner Herrschaft entfalteten sich Kunst und Literatur. Sesostris baute systematisch an allen wichtigen Tempeln des Landes und ersetzte kleine, oftmals aus Lehmziegeln erbaute Gebäude durch solche aus Stein. Mit der Verteilung solcher Tempel im ganzen Land unterminierte er die lokale Priestermacht. Auch förderte er die Priesterschaft des Osiris, was wiederum den von ihm propagierten Glauben an das Leben nach dem Tod stark verbreitete. In seinem 18. Regierungsjahr sandte er eine Armee bis an den 2. Katarakt. Buhen wurde die Südgrenze, dort entstand eine Siegessäule, wenn auch General Mentuhotep noch weiter nach Süden vorstieß. Die Hekanakht-Papyri, Briefe eines alten Bauern, beleuchten erstmals die Verhältnisse in den ländlichen Gebieten. Zunächst der Regierungszeit Mentuhoteps II. zugeschrieben, scheinen sie doch aus der frühen Zeit Sesostris' I. zu stammen. Der Brief einer Frau an ihre Mutter weist darauf hin, dass Literalität unter Frauen vielleicht verbreiteter war, als lange angenommen. Immerhin existieren Hinweise auf zwei weibliche Schreiber.

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Pyramide von Lahun, Sesostris II.

Sesostris' Sohn Amenemhet II. ist vor allem durch einen in Memphis gefundenen Annalenstein bekannt, auf dem Feldzüge nach Palästina erwähnt werden. Sogenannte Genut, eine Art Tage-Buch, unter ihnen der bedeutendste, in Memphis gefundene, gibt Auskunft über Gaben des Pharao, Listen von Statuen und Gebäuden, Kriegs- und Handelsexpeditionen, aber auch alltägliche Handlungen, wie königliche Jagden. Er zeigt aber auch, dass es häufig Konflikte und Vertragsabschlüsse mit Asiaten (Aamu) gab, wie schon Herodot (Historien 2.106) bemerkte. Byblos und das nordsyrische Tunip erscheinen als Handelspartner, andere Städte als Kriegsgegner, von denen angeblich 1554 als Gefangene fortgeführt wurden. Diese hohen Zahlen würden erklären, warum in späterer Zeit so viele asiatische Sklaven in ägyptischen Häusern lebten. Sein Nachfolger Sesostris II. regierte wohl nur acht oder neun Jahre. Er erbaute seine Pyramide bei El-Lahun, was auf ein verstärktes Interesse des Königs am Fayyum hindeuten könnte. Der König begann damit, diese Flussoase zu erschließen.

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Drei Statuen Sesostris' III., ursprünglich aus Deir el-Bahri

Senuseret oder griechisch Sesostris III. galt im Bewusstsein der Ägypter als wohl bedeutendster König überhaupt; ihm werden rund vier Jahrzehnte Regierungszeit zugeschrieben. Herodot und Manetho berichten von zahlreichen Feldzügen, vor allem nach Asien. Diese Unternehmungen sind nur schlecht bezeugt, im Gegensatz zu seinen Feldzügen nach Unternubien. Sie waren besonders brutal, die Männer wurden getötet, Kinder und Frauen versklavt, ihre Felder verbrannt, ihre Brunnen vergiftet. Die Macht der lokalen Fürsten wurde deutlich eingeschränkt. Nördlich der Grenze wurde bei schweren Strafen das Weiden der Herden verboten. Die Briefe aus Semna, einer der Grenzfestungen, nach Theben geben einen Eindruck von den unsicheren Verhältnissen an der Südgrenze. In den zeitgenössischen Quellen taucht ein einziger Feldzug nach Asien auf, stattdessen gilt er dort als Initiator des Bewässerungssystems im Fayyum. Mittels Kanälen und Deichbauten wurde das Gebiet vom Bahr Yusuf aus bewässert.

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„Nilometer“ im Amuntempel von Tanis (San el-Hagar)

Amenemhet III. scheint mit seinem Vater Sesostris III. etwa zwanzig Jahre gemeinsam regiert zu haben, ein Phänomen, das mehrfach auftrat und Rätsel aufgibt. Während der Vater durch Feldzüge die Grenzen des Reiches festigte, betätigte sich der Sohn vor allem innenpolitisch. Unter seiner Herrschaft wurde die Regulierung der Wasserzufuhr in den „Moeris-See“, also in das Fayyum abgeschlossen, was die Agrarflächen weiter ausdehnte. In Nubien ließ er den Wasserstand des Nil messen, der in seinem 40. Regierungsjahr 5,1 m erreichte, während er bald bis auf 0,5 m absank, was sicherlich zu erheblichen Versorgungsproblemen führte. Entsprechend dem bereits üblichen Verfahren ernannte auch Amenemhet III., dessen Regierungszeit vergleichsweise friedlich war, auch wenn er die nubischen Grenzwerke befestigte, drei Jahre vor seinem Tod seinen Sohn Amenemhet IV. zum Mitregenten.

Nur ein Tjati namens Chety kann mit Sicherheit in die Regierungszeit des Herrschers datiert werden, denn er erscheint auf einem Papyrus aus El-Lahun. Auch die Tjati Chnumhotep und Amenemhet dienten vielleicht unter diesem Regenten. Als sicher belegt gilt jedoch nur Iychernofret in seiner Funktion als Schatzmeister am Beginn der Regierungszeit Amenemhets III.

Halskragen der Königin Neferuptah

Amenemhet III. ließ zwei Pyramiden erbauen, deren erste bei Dahschur entstand und „Die Schwarze“ genannt wurde, da ihre Kalksteinummantelung schon früh verloren ging. Sie hatte etwa 105 m Seitenlänge und war vielleicht 60 oder 75 m hoch. Beigesetzt wurde der Pharao jedoch nicht dort, sondern in Hawara im Fayyum. Ähnliches gilt für Prinzessin Neferuptah, die möglicherweise typisch ist für das wachsende Ansehen der Herrscherfrauen.

Wegen der Baumängel an seiner Pyramide ließ sich der Pharao in Hawara eine zweite Pyramide bauen. Diese Pyramide bestand aus den üblichen Lehmziegeln, war allerdings über einem etwa 12 m hohen Felskern errichtet, und war mit Kalkstein verkleidet. Ihre Grundfläche betrug – wie in Dahschur – etwa 105 × 105 m und ihre Höhe wohl 58 m. Der Pyramide von Hawara war das so genannte Labyrinth vorgelagert, das der griechische Geograph Strabon beschrieb und als Weltwunder pries. Hierbei handelte es sich um den Totentempel Amenemhets III., der mehr als 1500 Räume gehabt haben soll.

Über seinen Nachfolger Amenemhet IV. und Königin Nofrusobek oder Sobekneferu ist wenig bekannt, der Pharao war entweder Sohn oder der Enkel seines Vorgängers. Er regierte nur neun Jahre. Seine Frau übernahm als letzter Pharao die Regentschaft. Eine Inschrift in der nubischen Festung Kumnu gibt für ihr drittes Herrschaftsjahr eine Nilhöhe von 1,83 m an. Auf einem Siegel finden sich ihr Name und ihre Titel, Manetho nennt sie in seiner Königsliste.

Fiskalsystem, Verwaltung, Alltagsleben

Zwar orientierten sich die Herrscher am Alten Reich, doch ihre wirtschaftliche Basis beruhte auf einem Fiskalsystem eigener Art. Ernten und Wasserwege entschieden über die Höhe der Abgaben, die in Naturalien geleistet wurden. Viele Tempel waren allerdings teilweise oder ganz abgabenfrei gestellt. Zwangsarbeit wurde durch Eintragung in Listen kontrolliert, dazu gehörten auch Militärdienste. Dieses frondienstartige System wurde von städtischen Beamten gesteuert, es wurde zentral von der „Arbeitsorganisation“ überwacht. Wer sich dieser Arbeitsverpflichtung entzog, der wurde hart bestraft, ebenso wie seine Familie. So konnte er in die Grenzfestungen geschickt werden, oder in die Bergwerke. Allerdings konnte man gegen Bezahlung einen Ersatzmann stellen und die Nubier scheinen davon frei gewesen zu sein. Der Außenhandel war ein königliches Monopol.

Der Papyrus Westcar (Altes Museum, Berlin)

Die Verwaltung wuchs offenbar an, denn die Titel differenzierten immer stärker nach den zu bewältigenden Aufgaben. Der Tjati verlor ab der 11. Dynastie einen Teil seiner Aufgaben und seiner Bedeutung, der königliche Siegelhalter hingegen wurde mit verschiedensten Aufgaben betraut. Insgesamt wurden die Provinzen viel stärker der Zentrale angepasst, viele Aufgaben lagen bei den Bürgermeistern der Dörfer und Städte. Dabei kämpften die Pharaonen bei den hohen Ämtern gegen die lokale Erblichkeit an und beharrten bis zum Anfang der 12. Dynastie darauf, die Ämter persönlich zu vergeben. Dennoch gelangten einige von ihnen zu einer Art Hofhaltung mit Ämtern wie Schatzmeister oder Kanzler. Als Gegenleistung gegen das königliche Wohlwollen hatten sie die Grenzen zu schützen, Feldzüge zu führen und wahrscheinlich Gäste zu empfangen. Die Söhne der Nomarchen wurden an den Hof geholt und von dort als Beamte im Reich eingesetzt, so dass die Zahl der Nomarchen vielleicht aus diesem Grund immer mehr abnahm. Spätestens zur Zeit Amenhemets II. setzte der Niedergang dieser Funktion ein. Die Beamten, die nun eingesetzt wurden, verrichteten ihre Tätigkeit von der Hauptstadt aus. Für Ober- und Unterägypten wurde jeweils eine Art Büro eingerichtet, mit einer Reihe von hierarchisch organisierten Beamten. Ein Schatzamt, ein Fiskalamt, eine Arbeitsbehörde entstanden, sogar ein Büro des Tjati und eine Beamtenschaft für den Palast. Im Gegensatz zum Alten Reich wurde der Gebrauch der Schrift ubiquitär, was wiederum die Ausbreitung der Verwaltung verstärkte. Sie erlaubte aber auch literarische Werke, die tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Zeitgenossen erlauben, wie der Papyrus Westcar, der zudem das Gerichtswesen beleuchtet. Weder Die Geschichte von Sinuhe (ca. 1900 v. Chr.) noch der „schiffbrüchige Seemann“ hätten literarische Figuren im Alten Reich werden können.

Die Tempel stellten eigene Verwaltungseinheiten dar, die Anspruch auf eine jährliche Abgabe von 5 l Getreide aus der ersten Ernte hatten. Wenn die Tempel nicht von Abgaben freigestellt waren, mussten sie ebenfalls Steuern entrichten. Der Bau neuer Tempel reduzierte dementsprechend nicht nur die Macht der vorhandenen, sondern brachte dem Pharao auch neue Mittel ein.

Zwar existieren Texte aus dem Mittleren Reich, die die Verhältnisse bei Hof erschließen, doch der wichtigste hierfür ist der Papyrus Bulaq 18, der die räumliche und organisatorische Unterteilung des Hofes sowie die Versorgung zeigt. Dabei war das kap die Domäne der königlichen Familie, ihres Personals und bestimmter Kinder, die auf des Königs Kosten ausgebildet wurden, dann das wahy oder der Audienzbereich der Säulenhalle, wo auch Bankette stattfanden, und schließlich khenty, der äußere Bereich des Palastes, wo die Hofgeschäfte getätigt wurden. Nur der Aufseher über das kap agierte sowohl in den inneren als auch in den äußeren Palastbereichen.

Die königlichen Handwerker lebten in einer eigenen Stadt, etwa in Hetep-Senusret. Anhand der Speicher konnte man seine Bevölkerung auf 5.000 schätzen. An solchen Orten fand sich der einzige Feuerstock des Alten Ägypten, aber auch Lehmziegelformen, ärztliche Werkzeuge, aber auch der älteste medizinische Text, der Kahun Medical oder Gynaecological Papyrus.

Machtverfall, Zersplitterung, Asiaten

Das Ende des Mittleren Reiches und damit der Beginn der Zweiten Zwischenzeit wurde durch Thronstreitigkeiten, Zersplitterung und durch das Eindringen der Hyksos hervorgerufen.155

Die 13. Dynastie wird von einigen Forschern noch zum Mittleren Reich gezählt, während andere sie der Zweiten Zwischenzeit zuordnen. Manetho ordnet der 13. Dynastie mehr als fünfzig Könige zu, deren Zentrum nach wie vor Itj-taui, das heutige el-Lischt war. Die dreizehnte Dynastie ließ das Königsamt möglicherweise innerhalb der führenden Familien zirkulieren, was die hohe Zahl von Namen erklären könnte. Zwar blieb das Land vermutlich weiterhin politisch geeint, doch es folgte eine erhebliche Zahl nur kurz herrschender Könige. In welcher Reihenfolge die Herrscher regiert haben, ist für den Beginn der Periode durch das Turiner Königspapyrus bekannt, auch wenn viele Fragen diskutiert werden. Nach dem Eintrag über König Merkaure Sobekhotep ist das Papyrus zudem schlecht erhalten. Die Reihung der nachfolgenden Herrscher ist daher unklar. Obwohl kein kultureller Bruch zu erkennen ist, so wurden die Grabmäler doch erheblich bescheidener.

Erster König der 13. Dynastie war wohl Wegaf. Das Grab des Königs Hor I., dessen Regierungszeit unbekannt ist, wurde in Dahschur in der Nähe der Pyramide Amenemhets III. gefunden.

Chendjer ließ eine Pyramide in Sakkara errichten, die die einzig bekannte Pyramide dieser Dynastie ist, die vollendet wurde. Unter Sobekhotep III. kam es anscheinend zu einer Stabilisierung, denn er hinterließ Säulen von Bubastis im Norden bis Elephantine im Süden. Seine Nachfolger Neferhotep I. und Sobekhotep IV. regierten zusammen etwa zwei Jahrzehnte lang und sind gut belegt, doch kurz nach Aja I. scheint die Einheit des Landes zerfallen zu sein. Noch Sobekhotep IV. hinterließ eine Säule südlich des 3. Katarakts, die in Tanis erneut aufgestellt wurde. Anscheinend gab es aber unabhängige Herrscher im Nildelta. Die Dynastie endete um 1723 v. Chr. Besonders die Könige, die zum Ende der 13. Dynastie geherrscht haben sollen, sind sehr umstritten. Der letzte König könnte Neferhotep III. gewesen sein. Nubien machte sich unabhängig, bald zerfiel auch der mittlere Teil des Reiches.

Zweite Zwischenzeit (ca. 1685 – 1532 oder 1528 v. Chr.)

Als Zweite Zwischenzeit gilt die Epoche vom Mittleren zum Neuen Reich, in der neben den aus Westasien stammenden Hyksos die Nubier einen Teil Nord- bzw. Südägyptens beherrschten. Zudem bestanden Kleinkönigreiche, von denen nur wenig bekannt ist. Die Zweite Zwischenzeit reicht von der späten 13. bis zum Ende der 17. Dynastie; 105 Königsnamen sind überliefert, 15 kennen wir nur von Skarabäen. Bei letzteren könnte es sich um lokale Magnaten gehandelt haben, die königliche Macht beanspruchten. Die 14. und 15. Dynastie hatte ihren Herrschaftsschwerpunkt in Auaris im östlichen Nildelta, auch wenn die 15. Dynastie gleichzeitig Gebiete bis südlich von Memphis kontrollierte. Die 16. und 17. Dynastie hatte hingegen ihren Schwerpunkt in Theben, wobei Africanus die Könige der 16. Dynastie (noch) als Hirtenkönige bezeichnete, was eine Zuordnung zu den Hyksos nahelegte, während Eusebius sie als thebanisch bezeichnete.

Von der sehr quellenarmen 14. Dynastie, zu der wohl einige Kleinkönigreiche im Nildelta gehörten, ist sehr wenig bekannt. Nach Manetho hatte diese älteste, von der Regierung in Itj-taui unabhängige Dynastie, ihren Sitz in Xois im westlichen Nildelta. Sie entstand parallel zur 13. Dynastie. Nur die Könige Nehesy und Merdjefare sind durch Bautätigkeit belegt. Durch ihre exponierte Lage kamen sie möglicherweise als erste mit den Hyksos in Berührung, die ihr Zentrum im östlichen Nildelta errichteten.

Das Einsickern der Hyksos

Dass Westasiaten bereits früher zugewandert und zu beträchtlichem Einfluss gelangt waren, belegt der stellvertretende Schatzmeister Aamu („der Asiate“), der sich möglicherweise unabhängig machte. Auch weisen die Begräbnissitten auf asiatische Zuwanderung hin, denn im Gegensatz zu den Ägyptern, die in liegender Haltung beigesetzt wurden, wurden die Toten der Zuwanderer in Hockstellung beerdigt. Zudem brachten sie eigene Waffen und eigene Keramik mit, die sie den Toten beigaben. Außerdem erscheinen bei ihnen zum ersten Mal Esel in Gräbern. Offenbar wanderten Hirten, Bauern und Handwerkern, aber auch Händler nach Ägypten, es wurden aber auch Kriegsgefangene nach Ägypten verschleppt. So brachte eine Flottenexpedition unter Amenemhet II. 1.554 Gefangene aus dem Libanon ins Land. Gegen mögliche Angriffe aus dem Osten richtete man im Mittleren Reich Festungen wie Tell el-Habua ein, die sich östlich der späteren Hyksos-Hauptstadt Auaris befanden. In Avaris oder Auaris lassen sich Asiaten bereits während der 12. Dynastie fassen. Diese Stadt war als Festung bereits in der Ersten Zwischenzeit gegründet worden, doch erst gegen Ende der 12. Dynastie kam es zu einem kräftigen Wachstum der Stadt. Am Übergang zur 13. Dynastie lassen sich syrische Häuser, Gräber innerhalb der Siedlung, beigesetzte Esel, syrische Siegel als Belege für die Zuwanderung asiatischer Gruppen anführen, es fand sich aber auch minoische, also kretische Kamares-Keramik, die der frühen Palastzeit der Insel zuzuordnen ist. Stammten in der Frühzeit der Stadt die meisten Bewohner aus dem Libanon und aus Syrien, so kamen sie in der späteren Zeit eher aus Palästina und von Zypern. Diese Zeit entspricht der Mittleren Bronzezeit II A-C in Syrien-Palästina, wobei sich neun Schichten unterscheiden lassen, die von Amenemhet IV. bis Ahmose I. reichen, also weit über 200 Jahre umspannen.

Die erste Phase war eine der Expansion, die aber auch von schweren Epidemien gekennzeichnet war, was sich an ungeordneten Massengräbern ablesen lässt. Die Gesellschaft war, folgt man der Annahme, dass sich dies in Unterschieden in der Grabausstattung niederschlägt, vergleichsweise egalitär. Dies änderte sich in der Folgezeit (ab Schicht F).

Der asiatische Söldnerführer Schalik (bei Manetho Salitis), der vielleicht bereits vorher Herr eines Fürstentums im östlichen Delta war, besetzte um 1650 v. Chr. die Residenz der 13. Dynastie bei Itj-taui und ließ sich zum König von Ägypten krönen. Die Ägypter bezeichneten ihn als Heka-chasut (Herrscher fremder Länder, eigentlich bergiger Länder, griech. Hyksos), ein Titel, den sich diese Könige bisweilen auch selbst zulegten. „Hyksos“ ist also ein Herrschertitel, und nicht – wie ihn die griechische Überlieferung verstand – eine ethnische Bezeichnung.

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Rekonstruierte Landschaft von Auaris / Tell el-Dab'a im östlichen Nildelta am Pelusischen Nilarm; Österreichisches Archäologisches Institut

Avaris erstreckte sich auf einer Fläche von bis zu 400 ha, womit die Stadt ihre Fläche seit der Zeit der 13. Dynastie verdoppelt hatte. Zugleich war sie damit drei Mal so groß wie Hazor, die größte Stadt in Palästina. Eine Stadtmauer von 6,2 später sogar 8,5 m Stärke sicherte die gewaltige Stadt. Ihren Zenit erlebte die Hauptstadt unter König Apepi um 1555 v. Chr. In dieser Zeit nahm der Schriftgebrauch offenbar stark zu, was in Ägypten die Hieroglyphenschrift meint.

Die Herrscher der 15. Dynastie könnten, ebenso wie die Masse ihrer Gefolgsleute, Kanaanäer (Amoriter) aus Palästina gewesen sein; ihre Namen lassen sich jedenfalls aus semitischer Herkunft erklären. Obgleich nicht auszuschließen ist, dass sich unter ihren Kriegern auch Hurriter befanden, die aus Nordsyrien bereits vereinzelt nach Süden gelangt sein mögen, handelte es sich wohl nicht um die Eroberung durch eine hurritische Völkerwanderung. Sie ist eher das Ergebnis einer bereits seit zwei Jahrhunderten andauernden Einwanderung, die namentlich im Ostdelta zu umfangreicher Ansiedlung geführt hatte. Archäologische Zeugnisse für die Hurriter in Palästina lassen sich erst für die Mitte des 16. Jahrhunderts v. Chr. erbringen, wie sich etwa an einer Platte für Apepis Tochter Herit zeigt, die in hochentwickelter Hieroglyphenschrift bearbeitet, im Grab Amenhoteps I. gefunden wurde, der der 18. Dynastie angehörte. Auch in anderen Siedlungen ließen sich diese starken Mischungen ägyptischer und westasiatischer Kulturelemente belegen. Avaris wurde durch den Zwischenhandel vermögend, zunächst zwischen Ägypten und Palästina, dann durch den Handel mit Zypern. Im Hafen fanden 300 Schiffe Platz, mehr als 2 Millionen kanaanitische Amphoren landeten binnen 250 Jahren in Avaris. Schon 1700 v. Chr. hielten sich in der Grenzstation zum Süden, in Dakhla, private Händer auf.155q Die Abwesenheit von Grabmälern und Inschriften für Händler, und die äußerst seltene Nennung derselben deutet weniger auf geringe private Handelsaktivität hin, als darauf, dass sie keinen Zugang zu den prestigeträchtigen Ausdrucksmitteln der Zeit hatten. Gelegentlich erschienen sie dennoch. So heiratete Prinz Simontu, Sohn Ramses II., die Tochter eines syrischen Schiffsbesitzers. Andererseits begegnete der Klerus von Elephantine dem Sohn eines Händlers feindselig, als dieser versuchte, einer seiner Angehörigen zu werden. Mindestens zwei Gräber von Händlern werden jedoch in einer Quelle erwähnt. Gut möglich, dass Inschriften zwar die angesehenen Taten vermerkten, die weniger angesehenen oder banalen, wie den Handel, jedoch verschwiegen.155s

Verbreitung von Streitwagen etwa zwischen 2000 und 500 v. Chr

Die Hyksos führten Streitwagen und Pferde, Schiffe und Holz, Gold, Silber und Lapislazuli, Türkis und Bronze ein, dann Öl, Duftstoffe, Fette und Honig, wie eine Stele des Kamose auflistet. Der König von Avaris beanspruchte Ober- und Unterägypten zu beherrschen, doch die Südgrenze lag (nach etwa 1650 v. Chr.) bei Cusae, etwa 40 km südlich von Hermopolis (el-Aschmunain). Der Handel musste diese Abgabenstelle passieren, ansonsten hielt Unterägypten über die Oasenroute Kontakt zu Nubien und seiner Hauptstadt Kerma, und damit zum nubischen Gold. Auch in der ehemaligen Grenzfestung Buhen scheint der Handel nicht unterbrochen worden zu sein. Wichtigstes Herrschaftszentrum neben der Residenz war Memphis, doch der kulturelle Einfluss der Hyksos war hier offenbar gering. Während palästinische Keramik in Avaris 20 bis 40 % der Funde darstellt, liegt ihr Anteil in Memphis bei 2 %.

Fraglich ist die Ansicht, die Hyksos hätten sich Ägyptens mit Hilfe einer bis dahin unbekannten Waffe, des von Pferden gezogenen zweirädrigen Streitwagens bemächtigt. Die Kenntnis des in Innerasien domestizierten Pferdes und des zweirädrigen Wagens mit Speichenrädern verbreitete sich in dieser Zeit über den gesamten vorderen Orient. Die Datierungen eines Pferdeskeletts aus der zwischen 1700 und 1650 v. Chr. zerstörten nubischen Festung Buhen ist noch umstritten; es würde allenfalls beweisen, dass Pferde schon vor der Hyksoszeit vereinzelt durch Handel ins Nildelta gelangten. Wahrscheinlich wurden Pferd und Wagen erst im Verlauf der Hyksosherrschaft in Ägypten eingeführt.156

Regionale Kleinkönige und die Hyksos

Asiatenkopf
Haupt eines asiatischen Würdenträgers, Avaris

Weite Abschnitte der 13. Dynastie in Itj-taui, der 14. Dynastie im Delta, der 16. Dynastie in (nach bisheriger Sicht) Memphis und der 17. Dynastie in Theben überlappen sich zeitlich mit der Hyksosherrschaft.

Die Große Hyksos-Dynastie im Nildelta wurde durch König Salitis begründet, eventuell auch Schalik oder Scharek. Salitis gründete die Hauptstadt Auaris (ägypt.: Hut-waret). Es herrscht bei dieser Dynastie große Uneinigkeit über die Zuordnung der einzelnen Könige, da diese kaum durch Hieroglyphen nachgewiesen sind. Der bestbelegte König ist Apopi I.

Die 16. Dynastie bestand annähernd gleichzeitig mit der 15. Dynastie. Diese Annahme geht auf Sextus Iulius Africanus zurück, der sich wiederum nach Manetho richtete. In dessen Liste werden Kleinkönige zusammengefasst, die den Hyksos tributpflichtig waren, jedoch eine gewisse Eigenständigkeit behielten. Daher wird auch von der Kleinen Hyksos-Dynastie gesprochen.

Kim Ryholt definierte die 16. Dynastie neu. Er beruft sich auf Eusebius von Caesarea, der diese Dynastie nach Manetho als „thebanisch“ bezeichnet. Er sieht in dieser Dynastie die Herrscher, die am Ende der Kolumne 10 und in Kolumne 11 (bis Zeile 15) des Turiner Königspapyrus erscheinen.157 Die meisten der hier erscheinenden Herrscher sind bisher der 13. oder 17. Dynastie zugeordnet worden.

Die Hyksos drangen zwar bis Theben vor, es war ihnen aber nicht möglich, so weit südlich gelegene Gebiete dauerhaft zu kontrollieren. So waren die ersten Herrscher der oberägyptischen 17. Dynastie den Hyksos zwar tributpflichtig, doch erstarkte das Südreich. Die Reihenfolge der Könige ist nicht nur in der ersten Hälfte der Dynastie sehr unsicher. Die Wiederauffindung des Grabes des Nub-cheper-Re Anjotef durch das Deutsche Archäologische Institut im Jahr 2000, stets als Anjotef V. an den Beginn der Dynastie gesetzt, erforderte eine weitgehende Neuordnung der Chronologie. Daniel Polz datiert diesen König nunmehr an das Ende der 17. Dynastie in die Nähe des Senachtenre.

Zum Ende der 17. Dynastie unter der Herrschaft der Ahmosiden verstärkte sich die ägyptische Politik gegen die Hyksos. Dies veranlasste den Hyksoskönig Apophis dazu, eine Allianz mit dem Königreich von Kerma in Nubien zu suchen. Doch das Bündnis scheiterte an den Wüstenposten der Ägypter, die jeden Boten in Richtung Nubien abfingen.

Etwa 50 km südlich des Grenzpostens Cusae fanden sich Friedhöfe der als pan-grave people (Pfannengräberleute) bezeichneten Nubier der Region. Sie waren halbnomadische Viehhirten, die am Wüstenrand lebten. Es handelte sich wahrscheinlich um die „Medjay“, die Kamose nennt. Ihre Gräber finden sich nordwärts bis Memphis. In der Grenzregion lebten offenbar eine Art Söldnerarmeen, die in der späten Phase der Hyksos offenbar näheren Kontakt zu Kerma hatten. Die Kultur von Kerma reichte bis in das frühe Alte Reich zurück. Die klassische Kultur von Kerma entspricht zeitlich etwa der Zweiten Zwischenzeit. Die Krieger kämpften vor allem mit ihren Bögen. Große Gebäude für religiöse und Verwaltungszwecke entstanden in der Stadt, die keinen Gebrauch der Schrift annahm. Auch wenn Kerma herausragt, so müssen nicht alle Nubier ihre Autorität anerkannt haben. Der Handel sowohl mit Ober- als auch Unterägypten durchlief wohl die Forts an den Katarakten. Kerma wurde von den Königen der 18. Dynastie gründlich zerstört.

Krieg zwischen Theben und Avaris

Letztlich setzte sich die thebanische Dynastie gegen die Hyksos und die Nubier durch. Steleninschriften belegen, dass einige der Könige nur lokale Herrschaften, etwa in Abydos oder Edfu führten.157d Rahotep, der erste König der 17. Dynastie, berichtet, er habe Tempel in Abydos und Koptos wiederherstellen lassen. Sobekemsaf II. nahm die Expeditionen in das Wadi Hammamat wieder auf, wenn auch mit nur 130 Mann. In der 12. Dynastie hatten derlei Expeditionen noch aus Tausenden bestanden. Auch sind entsprechende Züge aus der Zeit des Nub-cheper-Re Anjotef belegt.

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Inschrift über den Kampf gegen die Hyksos, Felsengrab des Ahmose, Sohn von Ibana, unter den Felsengräbern von Necheb bei el-Kab, das wiederum 65 km südlich von Luxor bei der Mündung des Wadi Hilāl und 15 km nördlich von Edfu liegt

Theben war vom Zentrum der Gelehrsamkeit Memphis abgeschnitten und so musste man dort eigene Texte für die Begräbnisrituale entwickeln, ohne die dortigen Archive nutzen zu können. Nach und nach erreichte der Schriftgebrauch jedoch wieder die ursprüngliche Höhe. Zur kulturellen Eigenständigkeit und dem Rückgriff auf mittelägyptische Formen kam spätestens unter Kamose der politische Wille, Avaris zu erobern. Ihm gelang zunächst die Besetzung von Buhen, so dass die Goldroute nach Süden wieder offenstand. Zudem entstand eine Kriegsflotte, die Nubier wurden nach Süden vertrieben. Der Krieg gegen die Hyksos zog sich wohl über drei Jahrzehnte hin. Schon Seqenenre bekämpfte die Hyksos, er starb offenbar, wie die Untersuchung seiner Mumie ergab, im Kampf. Sein Sohn Kamose kämpfte spätestens in seinem dritten Herrschaftsjahr vor Avaris. Mit einer Armee und einer Kriegsflotte zog er nordwärts und zerstörte Nefrusi, das nördlich von Cusae, dem Grenzort lag. Auf dem Weg nach Norden geriet einer der Boten aus Avaris in seine Hände, woraufhin er die Grenzen stärker kontrollieren ließ, um ein Bündnis zwischen Avaris und Kerma zu verhindern. Vor Avaris angekommen, kontrollierte seine Flotte die Wasserwege um die Stadt, sein Heer suchte an Land einen Gegenangriff zu verhindern. Trotz erfolgreicher Plünderungen, die Kamose auf einer Stele aufführt, kam es nicht zu einer Belagerung. Erst mindestens 11 Jahre später erreichte eine thebanische Armee erneut das östliche Nildelta. Inzwischen herrschte in Theben der noch sehr junge Ahmose bzw. für ihn seine Mutter Ahhotep II., dem Hyksoskönig Apepi, der als der bedeutendste unter ihnen gilt, war Chamudi gefolgt.

Avaris wurde erst im 18. oder 22. Jahr des Ahmose erobert. Danach eroberte er nach dreijähriger Belagerung Scharuhen in der Negevwüste südlich von Gaza. Zunächst hatte er Memphis umgangen und Heliopolis erobert. Mit der Eroberung von Tell el-Habua schnitt er die Hyksos wohl von Nachschub und Unterstützung aus Osten ab. Nach einer Schlacht begann der König die Belagerung von Avaris. Nach Josephus brachte der Thebaner 480.000 Männer vor die Mauern der Stadt, doch, so berichtet er weiter, konnte er sie nicht erobern. So musste er die Bewohner aus Ägypten abziehen lassen. Tatsächlich lässt sich archäologisch kein Massaker nachweisen, jedoch ein scharfer kultureller Bruch. Das gleiche gilt für Memphis, wo ebenfalls alle Spuren der bisherigen Mischkultur schlagartig verschwanden. Hingegen bestand ein Teil der immateriellen Kultur fort, wie etwa die Verehrung des Seth, der partiell auf einen westasiatischen Wettergott zurückgeht.

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Rekonstruktion eines minoischen Freskos aus Avaris

Nach dem Sieg über die Hyksos attackierten die Thebaner die Nubier von Kerma. Die letzten fünf Jahre der Herrschaft Ahmoses galten der Durchführung eines gewaltigen Bauprogramms vor allem in Abydos, aber auch in Memphis, Karnak und Heliopolis, ebenso wie in den Grenzräumen, vor allem in Avaris und Buhen. In Avaris ließ der König Paläste und Verteidigungsanlagen zerstören und neue aufbauen. Die Wände wurden in minoischem Stil - ob von Kretern oder Ägyptern ausgeführt, bleibt unklar - bemalt. Es besteht anscheinend keinerlei Verbindung zu den früheren minoischen Einwohnern Ägyptens, und neben den Malereien findet sich nichts zu ihrer Kultur.

Die spätere Datierung würde zur „Unwetter-Stele“ des Ahmose160 passen. Diese Schilderung einer Naturkatastrophe berichtet von ungeheurem Tosen und tagelanger Finsternis in ganz Ägypten, doch kann dies auch als Metapher für den Zustand Ägyptens gedeutet werden.161 Datierte Funde von Tephraschichten in Ägypten könnten hier Klarheit verschaffen.

Neues Reich (1550/1528 bis 1070 v. Chr.)

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Die Großreiche der Hethiter, Assyrer und Ägypter um 1400 v. Chr.

Das Neue Reich ist durch eine erheblich stärkere Verwicklung in externe Konflikte gekennzeichnet, zunächst in Syrien gegen Hethiter und Mitanni, aber auch gegen die dortigen Stadtstaaten, in der Spätzeit gegen die sogenannten Seevölker, dann gegen Libyer und Nubier. Doch der intensivierte Handel in den Friedenszeiten und die Produktivität des Landes selbst brachten in weiteren Kreisen als bisher einen sichtbaren Wohlstand hervor, der sich in monumentalen Bauwerken überall im Land niederschlug. Die großen Tempel, zu denen die für die vergotteten Pharaonen kamen, wurden zu gewaltigen Grundherren. Schließlich kam es zu religiösen Auseinandersetzungen (Aton) und zur zunehmenden Dominanz der Amunpriesterschaft.

Expansion nach Asien, Eroberung Nubiens, Königin Hatschepsut

Ahmose I. gilt als Begründer der 18. Dynastie. Mit der Eroberung von Avaris 1532 oder 1528 v. Chr. begann das Neue Reich, das sogleich Richtung Palästina und Nubien im Nordosten und Süden expandierte. Diese Politik setzte sein Nachfolger Amenophis I. fort.

Der zeitweilige ägäische Kultureinfluss wich einem Rückgriff auf ägyptische Traditionen, bei denen die Götter Ptah, Amun, Montu und Osiris, aber auch der Mondgott Iah, dessen Namensbestandteil etwa in Ahmose vorkommt („Sohn des Mondgottes Iah“), im Mittelpunkt standen; zugleich wurden Avaris und Memphis zu Metropolen des Reichs ausgebaut, die Tempel der besagten Götter reichhaltig ausgestattet, nachdem die Grabmäler der Vorgängerdynastie in Theben vergleichsweise schmucklos gewesen waren.

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Die Arbeitersiedlung Deir el-Medina

Die königlichen Grabmäler wurden zunächst weiterhin in der Nekropole von Dra Abu el-Naga errichtet, wo bereits Nub-cheper-Re Anjotef aus der 17. Dynastie beigesetzt worden war. Nun jedoch entstand in Theben-West, gegenüber von Karnak, am Rand der Wüste das Tal der Könige, dazu das Tal der Königinnen für die nahen Angehörigen der Pharaonen. Dort entstand mit Deir el-Medina eine ganze Handwerkerstadt, deren Patrone und Götter Ahmose und seine Schwestergemahlin Ahmose Nefertari wurden.

Auch Amenhotep I. (Amenophis I.) wurde dort vergottet, dem durch die endgültige Eroberung Nubiens enorme Mengen an Gold und Waren zuflossen. Wohl in seinem 8. Herrschaftsjahr begann er seine Kampagnen gegen den südlichen Nachbarn; ob er oder sein Vater den „König der Bogenmänner“ tötete, ist unklar. Die Dynastie konzentrierte sich auf die Verehrung des Amun in Karnak, um die Ausnahmestellung der Herrscher herauszustellen, die Ausweitung des Einflussbereiches nach Süden, um an die dortigen Reichtümer zu gelangen, sowie auf die Errichtung von familienbasierten Verwaltungszentren um Ekab, Edfu und Theben.

Zudem begrenzte sie strikt den Zugang zur Dynastie dadurch, dass Prinzessinnen nur Könige heiraten durften. Erst Ramses II. durchbrach diese Regel, die für die männlichen Angehörigen des Herrscherhauses nie galt. Gleichzeitig erlangten einige Herrscherfrauen einen erheblichen Einfluss. Auf einer Stele erkennt Ahmose seiner Frau und Schwester königsgleiche De-Facto-Rechte zu. Sie hat demnach Rebellen unterworfen und Oberägypten befriedet. Ähnliche Titel wie Königsschwester, Königstochter, und Gottesgemahlin des Amun trug Satamun, Tochter von Ahmose I. und Schwester Amenophis' I.

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Elfenbeinstatuette, Höhe: 10,5 cm, um 1300 v. Chr., Louvre, Paris

Die Könige Amenophis I. und Thutmosis I. stießen bis zum Euphrat vor, wo sie mit dem Mitannireich in Konflikt gerieten.

Im Süden schoben sie die Grenzen weit nilaufwärts vor. Thutmosis war nicht, wie sonst üblich, der Sohn seines Vorgängers Amenophis. Sein Vater ist unbekannt, seine Mutter war Seniseneb, seine Frau (und möglicherweise Schwester) hieß Ahmose. Der Name könnte ein Hinweis auf ihre Zugehörigkeit zur Familie des Amenophis sein. Ihre gemeinsame Tochter war jedenfalls Hatschepsut. Unter ihrer Herrschaft, die nach dem Tod ihres Halbbruders und Mannes Thutmosis II. die Macht übernahm, endete die kriegerische Phase der 18. Dynastie vorläufig.

Der Angriff Thutmosis' I. auf Kerma wird in der Felsinschrift von Tombos, unweit der Nubierhauptstadt am dritten Katarakt, beschrieben. Nach dem Sieg zog die Armee durch die Wüste, um die große Nilschleife abzukürzen und stieß am 4. Katarakt bei Kurgus und Kenisa auf den Fluss. Der nubische König wurde offenbar mit dem Kopf nach unten am Bug des Bootes aufgehängt, mit dem der Pharao nach Karnak zurückkehrte. Nach diesem Erfolg zog Thutmosis nach Syrien, wie spätere Dokumente aus der Zeit Thutmosis' III. berichten, doch kam es wohl nur zu wenigen Kontakten mit den Vasallenstaaten der regionalen Großmacht Mitanni, vor allem mit dem Königreich Niya.

Die kurze Regierungszeit Thutmosis II., des Bruders und Gatten der Hatschepsut, sah nur einen Kriegszug, der in der endgültigen Unterwerfung von Kusch in seinem ersten Herrschaftsjahr endete, wie eine Stele in Sehel südlich von Assuan berichtet. Kaum trat jedoch Thutmosis III. nach dem Tod seiner Tante und Stiefmutter Hatschepsut 1479 v. Chr. im 20. oder 21. Jahr seiner Regierung die Nachfolge an, begannen neue Feldzüge, wobei Palästina und Syrien bis in die Gegend von Karkemiš erobert wurden. In der Schlacht bei Megiddo gelang ihm ein Sieg über eine syrische Fürstenkoalition. Dieser Sieg war jedoch nur der Auftakt für fast jährlich stattfindende Feldzüge nach Vorderasien. Neben dem 1. kam es nur beim 8. und 10. Feldzug zu offenen Feldschlachten, bei den übrigen Feldzügen handelte es sich eher um Unternehmungen, um Tribute einzusammeln.

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Expedition nach Punt im Totentempel der Hatschepsut

Diese aggressive Außenpolitik stand in scharfem Kontrast zur Politik Hatschepsuts, die ein gewaltiges Bauprogramm durchführen ließ, wie etwa den Horustempel von Buhen, vor allem aber in Karnak. Diese Arbeiten leiteten verschiedene Männer, darunter Djehuti, Nomarch des mittelägyptischen Herwer und Schatzhausvorsteher sowie Aufseher des Thot-Tempels von Hermopolis, dann Hapuseneb, Hoherpriester des Amun und Senenmut, ihr oberster Baumeister, Obervermögensverwalter und damit auch ihr engster Vertrauter. Zwar wurden Strafexpeditionen sowohl nach Syrien als auch nach Nubien durchgeführt, doch zur einzigen Eroberung, der von Gaza, kam es erst gegen Ende ihrer Regierungszeit.

Eine ihrer größten Unternehmungen fand in ihrem 9. Regierungsjahr statt. Die Expedition nach Punt nimmt bei der Dekoration ihres Totentempels entsprechend viel Platz ein. Die wichtigsten aus Punt eingeführten Güter waren Weihrauch und Ebenholz. Da die Darstellungen den Transport in Töpfen gepflanzter Weihrauchpflanzen zeigen, gilt dies als die erste botanische Sammelreise.

Thutmosis III. als Alleinherrscher, sein Sohn Amenophis II., Frieden mit Mitanni

Unter dem Vorwand, sich bei Scharuhen in lokale Auseinandersetzungen einmischen zu müssen, zog Thutmosis III. von der Grenzfestung Tjaru nach Gaza. Eher war es wohl so, dass die Oberherrschaft Mitannis den Zugriff Ägyptens auf libanesisches Zedernholz, auf Kupfer und Zinn gefährdete. Die sich anschließenden Kriege dauerten zwei Jahrzehnte an und erfassten ganz Palästina und Syrien. In der Schlacht bei Megiddo und der siebenmonatigen Belagerung der Stadt erbeutete der Pharao 894 Streitwagen, 200 Rüstungen, mehr als 2.000 Pferde und 25.000 Tiere. Die Kinder der unterworfenen Herrscher wurden nach Ägypten verbracht, um dort erzogen zu werden. Starb einer ihrer Väter, dann sorgte Ägypten dafür, dass eines dieser Kinder ihm nachfolgte. Trotz einiger Siege über Vasallen Mitannis, wie das wenig bekannte Nahrin, war der Gegner nicht besiegt.

Zunächst kamen Beutestücke, dann verstärkt syrische Handelsgüter nach Ägypten. Schließlich machte sich ein zunehmender kultureller Einfluss geltend, der sich in der Übernahme syrischer Gottheiten, wie Reschef und Astarte äußerte, ein Kult, der sich vor allem seit Amenophis II. ausbreitete. Die drei Frauen Thutmosis' III., die im Wadi Qubanet beigesetzt wurden, trugen asiatische Namen und stammten möglicherweise aus Syrien. Im 51. Herrschaftsjahr machte Thutmosis seinen Sohn zum Mitherrscher. Bereits einige Jahre zuvor hatte die ideologische Bekämpfung des Erbes der Hatschepsut begonnen. Systematisch wurden ihre Tempelanlagen umgebaut, vielfach ersetzte der Name des Pharaos den der Herrscherin. Vielleicht wurde damit ihre Linie innerhalb der Dynastie verdrängt. Diese Politik der Auslöschung aus dem Gedächtnis verfolgte auch sein Sohn Amenophis.

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Wand des Annalensaals im Karnak-Tempel, wo sich die Beschreibung der Schlacht bei Megiddo und der Feldzüge Thutmosis' III. findet.

Die Milizen wurden zugunsten eines Berufssoldatentums verdrängt, und dessen Einfluss wuchs gegenüber der bis dahin einflussreichen Beamtenschicht. Unter Amenophis II. kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Großreich Mitanni am oberen Euphrat, Thutmosis IV. schloss Frieden. Dieser wurde mit den Mitteln der Heiratspolitik stabilisiert.

Zwar führte Thutmosis' Sohn Amenophis II. in seiner knapp dreißigjährigen Regierungszeit einen Feldzug bis nach Qatna in Nordsyrien, der Fürst von Kadesch schwor einen Treueid, doch blieben die Machtverhältnisse dort unsicher. Als Beute brachte er mit: 6.800 Deben Gold, 500.000 Deben Kupfer, was unter der Annahme, dass ein Deben zu dieser Zeit 91 g entsprach, fast 700 kg Gold bzw. 55 t Kupfer bedeutete. Hinzu kamen 550 Gefangene, 210 Pferde und 300 Streitwagen. In späteren Feldzügen gelangte der Pharao nach Nubien und in seinem zweiten Syrienfeldzug bis nach Megiddo, dessen Fürst gefangengesetzt wurde. Von diesem Feldzug brachte Amenophis als Beute mit: 127 Fürsten aus Retjenu, 179 Brüder der Fürsten, 3600 Aper (Apiru?), 15020 Schasu-Beduinen, 36300 Hurriter und 15020 Leute aus Nuhašše.162 Nach diesen zweiten Syrienfeldzug schlossen Ägypten und Mitanni Frieden.

Der Nachfolger des Pharaos, Thutmosis IV., heiratete eine Tochter des Mitanni-Königs Artatama I. namens Mutemwiya. Der Sohn aus dieser Ehe wurde später Pharao unter dem Namen Amenophis III. Damit brach er mit der Tradition, dass König nur der Sohn einer königlichen ägyptischen Frau sein konnte. Außerdem identifizierte er sich mit dem Sonnengott, daher wurde er gelegentlich als Falke dargestellt, dem Symbol des Gottes. Seine Mutter Tiaa wurde dementsprechend mit der „Gottesgemahlin des Amun“, der Göttin Mut identifiziert.

Amenophis III. herrschte 38 Jahre lang vergleichsweise friedlich. Das Land prosperierte, allerdings wissen wir nicht, ob dieser Reichtum auch die Armen in der Gesellschaft erreichte. Die Beziehungen zur Ägäis verdichteten sich, erstmals erscheinen Namen wie Mykene oder Knossos in Hieroglyphen. Zu Babylon, Arzawa und Mitanni bestanden regelmäßige diplomatische Kontakte in Schriftform, der Hof Amenophis' III. wurde zu einem Zentrum der Diplomatie. Vor allem mit dem Mitannikönig Tušratta bestanden enge Beziehungen, hingegen verschlechterten sich die zunächst guten Beziehungen zu Babylon unter Burna-buriaš II., der sich im Rahmen der gängigen Heiratspolitik über den Geiz des Pharaos beklagte. Durch den verstärkten Austausch öffnete sich Ägypten in einem bis dahin nicht bekannten Ausmaß den Einflüssen der Nachbarkulturen, akzeptierte einige ihrer Götter und die Pharaonen nahmen sie in den Kreis der Völker auf, für die sie Verantwortung trugen, statt sie, wie bisher, als Feinde zu betrachten. Sie wurden zu Teilen der Schöpfung des Sonnengottes Ra, während die anderen Götter zunehmend zu Aspekten des Gottes wurden. Insgesamt zeichnete sich damit eine Tendenz zum Monotheismus ab. Während Memphis zur Hauptstadt der meisten Pharaonen der 18. Dynastie wurde, entwickelte sich ihr Stammsitz Theben zum religiösen Zentrum.

Der Pharao ließ einen Tempel zu seiner persönlichen Verehrung in Nubien errichten, wahrscheinlich wurde er auch in Ägypten als Gott verehrt. Zumindest ab seinem 30./31. Jahr wurde er als Gott Ra in einem königlichen Boot dargestellt. Als Ramses II. vergottet wurde, wurde dieser Akt durch zahlreiche Bauten dokumentiert und propagandistisch aufbereitet. Auch Amenophis' Frau Teje, die ihn um wenige Jahre überlebte, wurde vergottet. Die Mitanniprinzessin Taduhepa erreichte Ägypten zwar noch, doch war sie bei ihrer Ankunft Witwe, so dass sie Amenophis IV. heiratete.

Insgesamt wurde die Verwaltung, die, bedingt durch die zahlreichen Kriegszüge, lange von Militärs dominiert worden war, unter Thutmosis IV. zunehmend von Bürokraten geleitet. So tauchten weniger Generäle in der Verwaltungs- und Hofhierarchie auf, dafür aber zunehmend „königliche Schreiber“. Im Alten und im Mittleren Reich hatte es zudem nur einen Tjati gegeben, im Neuen Reich hingegen für die Reichsteile Ober- und Unterägypten jeweils einen dieser höchsten Beamten, die auch für die Spätzeit belegt sind. Er war der Mittelsmann zwischen dem Pharao und den Beamten und zugleich die oberste Rechtsinstanz sowie Koordinator der von Gaufürsten geleiteten Provinzen.

Religionskonflikte: Amun und Aton

Echnaton mit seiner Familie unter Aton (Klappaltar von Kairo)

In Ägypten bahnte sich ein Religionskonflikt an, der das Land grundlegend veränderte, wenn auch die Herrschaft eines monotheistischen Gottes Aton kaum zwei Jahrzehnte währte.

Da die Amunpriesterschaft in Theben bereits zu mächtig geworden war, begann unter Amenophis III. eine deutliche Abgrenzung gegen den ausschließlichen Amun-Kult. Der König zog sich noch stärker als seine Vorgänger in die frühere Residenzstadt Memphis zurück und hob andere Götter hervor, wie z. B. die Göttinnen Hathor und Mut sowie die Götter Sobek und Aton. Dies geschah ohne gewaltsame Mittel.

Doch sein Sohn und Nachfolger Amenophis IV. ging ab seinem 5. Regierungsjahr deutlich härter vor. Gesichert ist, dass er in seine neu gegründete Hauptstadt Achet-Aton (Horizont des Aton) bzw. Amarna zog, die allein seinem Hauptgott Aton geweiht war. Zunächst aber entwickelte er eine intensive Bautätigkeit in Karnak, dem Hauptzentrum des Amunkults, doch galt die dortige Verehrung dem stark veränderten Sonnengott, der „lebenden Sonnenscheibe“, Aten. Auch sein Vater erscheint in seinen späten Jahren bereits auf einer Statue als „blendender Aten“. Doch der Sohn ersetzte den falkenköpfigen Pharao, über dem die Sonnenscheibe schwebt durch eine Sonnenscheibe, von der Strahlen ausgehen.

Nofretete Neues Museum
Büste der Nofretete („Die Schöne ist gekommen“). Sie entstand zwischen 1353 und 1336 v. Chr., entdeckt wurde sie 1912 in Amarna. Ägyptisches Museum Berlin. Nofretete trug den Titel „Die Herrin beider Länder“.

Auch spielte seine Frau Nofretete eine außergewöhnlich herausgehobene Rolle, sie durfte Rituale durchführen, die bis dahin den Pharaonen vorbehalten waren. Das Paar schlüpfte in die Rolle des von Atum, dem ursprünglichen Gott hervorgebrachten mythischen Zwillingspaares Schu und Tefnut. Shu war der Herrscher der Luft, Brudergemahl der Tefnut und Vater der Nut - Göttin des Himmels - und des Geb - Gott der Erde. Hierbei handelte es sich allerdings nicht nur um die Veränderung des obersten Gottes, oder die Abkunft des Herrscherpaares von Atum, sondern um eine neue Weltanschauung.

Im frühen 5. Jahr seiner Herrschaft brach das Paar mit dem Herkommen. Amenophis begann auf unbebautem Boden eine neue Hauptstadt für Aton und seine Kinder zu bauen, in die er spätestens drei Jahre später umzog. Er nannte sich nun Echnaton, „der für Aton handelt“ oder die „schöpfende Manifestation des Aton“. Alle Bauarbeiten in Theben wurden eingestellt, was allein schon einem enormen wirtschaftlichen Schaden gleichkam. Die Hauptstadt hieß „Horizont des Aton“. Mit der Stadtgründung folgte er dem Beispiel seines Vaters, der ebenfalls eine neue Residenz in Malkatta gegründet hatte. Schließlich wählte er jedoch einen anderen Ort aus, 400 km nördlich von der ehemaligen Hauptstadt Theben, auf einer am Ostufer des Nils von Felsformationen umgebenen Sandfläche. Zwischen Memphis im Norden und Theben im Süden glaubte Echnaton in einer der dortigen Felsformationen das Hieroglyphenzeichen für „Horizont“ (= Achet) mit der mythologischen Bedeutung von „Anfang und Ende“ zu erkennen, als er mit einem Streitwagen flussabwärts gezogen war. Im 9. Jahr seiner Herrschaft begann Echnaton, die anderen Götter zu bekämpfen, er ließ ihre Symbole entfernen. Die staatlichen Tempel wurden geschlossen, die traditionellen Prozessionen und Feierlichkeiten endeten.

Echnaton galt lange als friedfertig, doch für die Durchsetzung seines Programms musste er auf die Armee zurückgreifen, ohne die sich die abrupten Veränderungen nicht hätten durchsetzen lassen. Zudem entsandte er im 12. Jahr eine Armee nach Nubien, um einen Aufstand niederzuschlagen. Doch in diesem Jahr besiegten die Hethiter den König von Mitanni, so dass das seit Jahrzehnten stabile Machtgleichgewicht zerfiel, auch wenn die ägyptische Armee durch kleinere Unternehmungen versuchte, die lokalen Herren daran zu hindern, die Seite zu wechseln.

Der Hethiterkönig Šuppiluliuma I. hatte Echnaton zu seiner Thronbesteigung brieflich gegrüßt. Zur Einweihung der neuen Hauptstadt Achet-Aton war eine hethitische Delegation mit Geschenken erschienen, doch wenig später fragte der Hethiterkönig, warum man seine Briefe nicht beantworte.

Mit dem Fall Mitannis wurde die Lage in Syrien kompliziert. Abdi-Aschirta und sein Sohn und Nachfolger Aziru herrschten seit längerer Zeit am oberen Orontes über das Reich der Amurriter. Sie und der syrische Fürst Itakama von Kadesch wechselten später die Seiten. Bis auf die Städte Sumuru und Byblos eroberte Aziru alle nordsyrischen und phönizischen Küstenstädte. Hintergrund war die Ernennung vom zuvor gleichrangigen Abi Milki zum Gouverneur für die gesamte Region. Nach dessen Ernennung kündigten Aziru und Zimrida von Sidon das Bündnis auf. Zusammen mit den Hethitern eroberte er Nij und drang gegen die Stadt Tunip vor.

Die Stadtältesten riefen den Pharao um Hilfe an: „Wer hätte früher Tunip plündern können, ohne dass Manachpirija (Men-cheperu-Re) ihm zur Strafe geplündert hätte? ...und wenn Aziru in Simyra eindringt, so wird er uns tun, was ihm gefällt auf dem Gebiete unseres Herrn, des Königs, und trotz alledem hält unser Herr sich von uns zurück. Und nun weint Deine Stadt Tunip und ihre Tränen fließen, und es gibt keine Hilfe für uns. ...haben wir an unseren Herrn, den König von Ägypten, Boten gesandt, aber keine Antwort ist uns gekommen, nicht ein einziges Wort.“ Auch Rib-Addi aus Byblos bat Echnaton wiederholt um Hilfe gegen die Truppen Azirus bei dessen Angriff auf Simyra, aber ebenso vergeblich. Simyra wurde zerstört, der ägyptische Gesandte erschlagen. Mehr als 60 Schreiben des Rib-Addi mit der Bitte um Hilfe sind in Amarna gefunden worden.

In Palästina regte sich der Widerstand unter den Apiru, die Megiddo, Askalon und Gezer bedrohten und letztlich unter ihre Kontrolle brachten. Die Hilferufe aus dieser Region führten zu erfolglosen Maßnahmen durch den Pharao. In dieser Zeit fand der Aufstieg des Offiziers Haremhab zum späteren Pharao statt.

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Familienszene im Grab des Huja mit den vier ältesten Töchtern der Nofretete

Nofretete als Hauptfrau des Pharaos wurde zu einer Art Mitregentin gemacht und zumindest mit den pharaonischen Machtsymbolen ausgestattet. Später wurde sie sogar in den Felsengräbern von Amarna zusammen mit Echnaton mehrfach in einer Art abgebildet, dass Forscher sogar eine dominante Mitregentschaft von Nofretete in den späten Regierungsjahren von Echnaton annehmen. Sie brachte zwar sechs Töchter zur Welt, jedoch nicht den späteren Thronfolger Tutanchamun. Echnaton starb im 17. Jahr seiner Herrschaft, möglicherweise war seine Frau bereits einige Jahre früher gestorben.

Wahrscheinlich waren von den Religionskämpfen vor allem die Machteliten und die Tempel betroffen, weniger das übrige Volk. Selbst in Amarna fanden sich Votivgaben, Stelen und Wandmalereien, die Götter und Göttinnen nennen, die spezifische Aufgaben hatten, wie etwa Bes, die für die Geburt zuständig war, aber auch Thoth oder lokale Gottheiten, ja, selbst Amun. Ähnliches galt für die Verwaltung. Zwar ging einer der beiden Tjati164 nach Amarna, doch der zweite blieb in Memphis, die Stadt, die bis zu den Ptolemäern ihre Bedeutung behielt.

Rückseite
Totenmaske des Tutenchamun

Nach dem Tod des Königs versuchten die neuen Machthaber, zu den alten Verhältnissen zurückzukehren und die Macht der alten Götter wiederherzustellen. Tatsächlich wurden unter Tutanchamun, der vier Jahre nach dem Tod Echnatons Pharao wurde, und Eje II. auch einige der neuen Einflüsse, wie z. B. in der Kunst, beibehalten, jedoch war der Hass auf Echnatons scharfen Bruch mit den Traditionen so stark, dass man versuchte, die Erinnerung an diese Zeit möglichst an allen Orten auszulöschen. Der Pharao änderte seinen Geburtsnamen von Tutanchaton (lebendes Abbild des Aton) in Tutanchamun (lebendes Abbild des Amun oder zu Ehren des Amun) und den seiner Gemahlin von Anchesenpaaton (sie lebt für/durch Aton) in Anchesenamun (sie lebt für/durch Amun). Im zweiten Regierungsjahr gab er Echnatons Hauptstadt Achet-Aton (Tell el-Amarna) auf und der Hof zog nach Memphis um.

Röntgenaufnahme des Schädels des Tutanchamun, die zu einer Mordthese führte

Der Übergang vollzog sich jedoch recht langsam. In Tutanchamuns Grab befinden sich zahlreiche Gegenstände, auf denen das Motiv der Amarna-Zeit, Aton als lebensspendende Sonnenscheibe, zu sehen ist. Der Thronsessel, den Tutanchamun in seinen ersten Regierungsjahren benutzte, weist in die gleiche Richtung. Tutenchamun starb jung. Die Computertomographie vom 6. Januar 2005 ergab ein Todesalter von 18 bis 20 Jahren. Zudem wurden zwei Brüche am Oberschenkel des linken Beines festgestellt, dazu ein Bruch der rechten Kniescheibe und des rechten unteren Beines. Die meisten Ägyptologen gehen von einem Jagdunfall aus.

Nach der Amarnazeit wurde Osiris als nächtliche Manifestation des Ra besonders verehrt. Die Grabmale wurden nun wie Tempel gestaltet, die Lebensläufe an den Wänden wichen weitgehend Darstellungen, wie der Tote Osiris oder Ra anbetet, oder andere Götter, Szenen, in denen der Tote dem Pharao Gaben überreicht, verschwinden vollständig. Die Zwischenstellung des Pharaos zwischen den Toten und den Göttern verschwand. Zwei Jahrhunderte später regierte Amun selbst über das Land, er intervenierte über Orakel. Der Schatzhausvorsteher Maya organisierte die Zerstörung der Atontempel und die Wiederherstellung der Besitzverhältnisse zugunsten der Amuntempel sowie den Wiederaufbau der Arbeitersiedlung von Deir el-Medina.

Konflikt mit Hethitern, Wiederherstellung der Amunsherrschaft

Amenophis III. knüpfte mit König Tarhundaradu von Arzawa in Westanatolien Kontakte an (die 1887 gefundenen Arzawa-Briefe aus dem Amarna-Archiv), ein mächtiger Gegner der Hethiter, der anscheinend zur Eroberung des Hethiterreichs ansetzte. Doch Šuppiluliuma I., der Sohn des hethitischen Königs, setzte sich gegen diese Koalition durch, ohne jedoch Arzawa besiegen zu können. Erst Muršili II. gelang schließlich die Eroberung Arzawas. Besonders heftig wurden die Auseinandersetzungen zwischen den Großreichen in Syrien, bei denen Ägypten unter Thutmosis III. und Mitanni wichtige Rollen spielten. Kizzuwatna in Südostanatolien wurde zunächst als Pufferstaat zwischen diesen Großmächten aufrechterhalten. Nachdem Šuppiluliuma I. den innerhethitischen Widerstand überwunden hatte, nahm er den Kampf gegen Mitanni, das mit Ägypten verbündet war, wieder auf. Er schloss einen Vertrag mit dem zwischen Hatti und Mitanni gelegenen Hajaša, ebenso wie mit Ugarit, und er bot Babylon ein Heiratsbündnis an.

Tafel mit dem Vertrag von Kadesch zwischen Hethitern und Ägyptern

Der Pharaonenthron wurde von einem ehemaligen General übernommen; zur selben Zeit wurde von Norden die ägyptische Herrschaft in Syrien durch die Hethiter unter König Šuppiluliuma I. zerschlagen. Ägypten war zu dieser Zeit mit der Amarna-Revolution unter Echnaton beschäftigt und griff daher kaum ein. Die Hethiter zerstörten Qatna, worauf ägyptische Streitwagen gegen Kadesch vorrückten, während Truppen des Mitannireichs die Hethiter in Nordsyrien angriffen. Etwa zur selben Zeit wurde der König von Mitanni gestürzt, sein Sohn floh zu Šuppiluliuma und heiratete eine seiner Töchter. Nun zog eine hethitische Armee nach Mitanni, eine andere gegen die Ägypter. Die Dahamunzu-Affäre versinnbildlichte die inzwischen eingetretene Gleichrangigkeit des Hethiterreichs mit dem der Ägypter. Die Witwe des Pharaos wollte einen der Söhne Šuppiluliumas ehelichen, damit die beiden Reiche vereint würden. Dieser eroberte jedoch Karkemiš und setzte seinen Sohn Šarri-Kušuh als Vizekönig ein. Nach einer erneuten ägyptischen Gesandtschaft im folgenden Jahr sandte Šuppiluliuma seinen Sohn Zannanza nach Ägypten, der jedoch zu Tode kam, woraufhin die Hethiter das ägyptische Syrien attackierten. König Eje II., der als Nachfolger Tutenchamuns etwa drei Jahre Pharao war, beteuerte zwar seine Unschuld, doch erst als Epidemien das Hethiterreich schwächten, ließen deren Angriffe nach. König Muršili II. sah sich veranlasst, ebenfalls religiöse Reformen zur Besänftigung der Götter durchzuführen; er eroberte weite Gebiete Kleinasiens im Westen und Karkemiš im Südosten.

Noch immer grassierte die besagte Seuche in Hatti, die Krankheit, der schon König Šuppiluliuma und sein ältester Sohn und Nachfolger Arnuwanda II. zum Opfer gefallen waren. Muršili versuchte mittels Orakelanfragen den Grund für den Zorn der Götter und den damit verbundenen Ausbruch der Seuche festzustellen. Im 2. Pestgebet der „Mannestaten Šuppiluliumas“ (auch „Annalen Šuppiluliumas“ genannt) nennt der König den Bruch des Kurustama-Vertrages. Diese Erkenntnis ist hier weniger von Bedeutung als die Tatsache, dass der Kurustama-Vertrag der älteste bekannte zwischenstaatliche Vertrag ist. Am ehesten kommt die Regierungszeit Thutmosis III. für den Abschluss dieses Vertrages in Frage.

Muršilis Sohn und Nachfolger Muwattalli II. geriet gleichfalls in Konflikt mit Ägypten und dessen Pharao Ramses II. Die Schlacht bei Kadesch im Jahr 1274 v. Chr. brachte keine Entscheidung im Dauerkonflikt. Muwattallis Bruder Hattusili III. schloss 1259 einen Friedensvertrag.

Der Drahtzieher der Ermordung des Zannanza war wahrscheinlich der spätere Pharao Haremhab in seiner Eigenschaft als oberster General, doch ist dies nicht belegt. Haremhab, der schon unter Tutanchamun ein hohes Amt innehatte, war der letzte Pharao der 18. Dynastie. Er ließ viele Überbleibsel der Amarna-Kultur vernichten. Möglicherweise schloss er einen Vertrag mit den Hethitern, sein Versuch Kadesch zurückzuerobern scheiterte wohl.

Nach innen legitimierte er seine Usurpation dadurch, dass der Gott Horus ihn auserwählt habe. Amun habe ihn während des Opetfestes mittels eines Orakels ausgesucht, um ihn später zu krönen. Solch ein Rückgriff auf ein Amunorakel hatte schon Hatschepsut legitimiert. Haremhab suchte sich mit Paramessu, der aus Avaris stammt, persönlich seinen Nachfolger aus, erhob ihn zum Tjati und verlieh ihm militärischen Rang. Er ließ zudem einen Tempel des Seth in Avaris bauen. Paramessu folgte Haremhab nach dessen Tod auf den Thron und nahm den Namen Ramses an.

Seevölkerwanderung, Ende des Hethiterreichs, Verselbstständigung der Amunpriesterschaft

Abydos Tempelrelief Sethos I. 17
Relief des Königs Sethos I. vor dem Gott Amun-Re im Totentempel des Pharaos in Abydos

Mit der Machtübernahme durch Ramses I. wurde die 19. Dynastie begründet, wenn er auch kaum ein Jahr regierte und die Könige wohl eher Haremhab als Gründer der neuen Dynastie betrachteten. Ramses' Sohn Sethos I. führte schon in seinem ersten Regierungsjahr einen Feldzug nach Syrien und später auch nach Libyen. Sethos hinterließ aus seiner Amtsperiode Bauwerke fast überall im Lande, stellte die Darstellungen des Amun, die Echnaton hatte zerstören lassen, wieder her und ließ Werke aus der Vor-Amarna-Zeit restaurieren. In Abydos fanden Archäologen das Osireion, das wohl zur Aufbewahrung seines Leichnams bis zur Bestattung 1279 v. Chr. gedient hatte. Dort fand man eine Königsliste, die zeigt, dass die Amarnazeit aus dem Gedächtnis gelöscht werden sollte: auf Amenophis III. folgt Haremhab, dessen Herrschaftsjahren die nun fehlenden Jahre einfach zugeschlagen wurden. Auch Avaris, das zur Hauptstadt der Ramessiden werden sollte, erhielt einen Tempel des Seth.

Das nötige Gold und die Arbeitskräfte beschaffte man sich wie gewohnt durch Kriegskampagnen in Nubien, die Rohstoffe kamen von dort und von der Sinai-Halbinsel. In seinem ersten Jahr führte Sethos eine kleine Kampagne gegen die Schasu in Süd-Palästina durch, doch stieß er bald weiter nach Norden vor und besetzte Kadesch. Amurru stellte sich auf die ägyptische Seite, was die Hethiter dazu veranlasste, die beiden Vasallenstaaten erneut zu unterwerfen. Gegen die erstmals aus Westen wohl aus Hunger in das Nildelta vordringenden Libyer setzte Sethos ebenfalls die Armee ein.

Sein Sohn Ramses II. folgte seinem Vater auf dem Thron, für einige Zeit regierte er mit ihm gemeinsam. Um zu dokumentieren, dass die dynastische Folge wieder über die leiblichen Kinder zu erfolgen hatte, ließ er seine noch sehr jungen Söhne in bildlichen Darstellungen als Krieger darstellen, die ihrem Vater beistanden. Die potentiellen Erben erhielten fortan, ob fiktiv oder nicht, den Titel eines Armeeführers.

Im 4. Jahr seiner überaus langen Herrschaft musste er sich mit der Bedrohung durch die Hethiter an der Nordostgrenze auseinandersetzen. Amurru unterstellte sich wieder Ägypten, doch im folgenden Jahr zog Ramses wieder über die Grenze. Dort kam es zur Schlacht bei Kadesch. Sie ist an den Mauern der Tempelanlagen von Karnak, Luxor, dem Ramesseum und anderen Tempeln dargestellt und wurde in propagandistischer Absicht als gewaltiger Sieg dargestellt. Doch die Auseinandersetzungen setzten sich über Jahre fort, Kadesch und Amurru gingen endgültig verloren. Nichtsdestotrotz ließ sich der Pharao spätestens im 8. Jahr seiner Herrschaft vergotten, wie eine Kolossalstatue ausweist, die „Ramses der Gott“ genannt wurde.

Als der Hethiterkönig Muršili III. gestürzt und verbannt wurde, woraufhin sein Gegner als Hattušili III. König wurde, versuchte Muršili ein Komplott mit Babylonien zu schmieden, an dessen Hof seine Schwester lebte. Der Plan schlug fehl und er wurde nach Alašija (Zypern) verbannt. Von dort floh er in den ägyptischen Teil Syriens. Hattušili verlangte seine Auslieferung, die jedoch verweigert wurde. Während der Hethiterkönig den Krieg gegen Ägypten vorbereitete, wurden seine Vasallen von den erstarkenden Assyrern attackiert. So musste er mit Ramses verhandeln. In einem Vertrag wurde festgelegt, dass Muršili fortan in Ägypten zu bleiben habe, wo er sich noch 20 Jahre nach seiner Absetzung aufhielt. Zwar musste Ramses auf Nordsyrien, also auf Amurru und Kadesch verzichten, doch der Handel über den Euphrat bis zum Schwarzen Meer, mit Zypern und dem ägäischen Raum florierte wie seit den Tagen Amenophis III. nicht mehr. Im 34. Jahr seiner Herrschaft heiratete der Pharao eine hethitische Prinzessin namens Maathorneferure. Sie war seine dritte Hauptfrau. Ramses hatte wohl über 40 Söhne und eine unbekannte Zahl an Töchtern, für die er im Tal der Könige Begräbnisstätten einrichten ließ (KV 5). Wie sein Vater setzte er ein gewaltiges Bauprogramm um - wie etwa in Abu Simbel -, doch hatte er im Gegensatz zu jenem sehr viel mehr Zeit, denn er regierte 67 Jahre lang. Aus Avaris machte er seine große Hauptstadt, die den Namen Piramesse erhielt, Haus des Ramses. Dies gab Ramses die Mittel, die Westgrenze gegen die Libyer durch eine Kette von Festungen zu sichern.

Die Bautätigkeit Ramses' II. erreichte ihren Höhepunkt mit dem Bau des Ramesseums und des Tempels von Abu Simbel, den er sich selbst zu Ehren und nicht zuletzt für seine Frau Nefertari errichtete, der ein eigener kleinerer Tempel gewidmet ist. Ramses starb im hohen Alter von 92 Jahren und wurde im Tal der Könige beigesetzt. Er überlebte auch seinen Sohn Chaemwaset, der einige Sedfeste seines Vaters ausrichtete. Er mag Wissen der alten Schriften und Zeiten gesammelt haben, man hielt ihn für einen Weisen und Magier. Sein Andenken wurde in der demotischen Literatur in den „Setne-Geschichten“ bewahrt. Er starb etwa 56-jährig im 55. Regierungsjahr seines Vaters, drei Jahre nachdem er als vorletzter noch lebender Sohn zum Kronprinzen ernannt worden war.165

Unter Merenptah, dem 13. Sohn Ramses' II., kam es zu Revolten in Palästina, die er jedoch niederschlagen konnte. Die Stele des Merenptah erwähnt die Eroberung von Aschkelon, Gaza, Gezer und Yeno’am, Städte, die einst den Hurritern („Hurru“) gehörten, aber nun Teil Ägyptens waren (Hurru ist wie eine Witwe geworden). Auch erwähnt die Stele erstmals nicht nur Israel als Land, sondern als Volk. Es ist auch eine Weizenlieferung an das hethitische Volk überliefert, als in deren Land eine Hungersnot ausbrach. Bei einem zweiten Angriff der Libyer, der zu Zerstörungen in den Westoasen und Nubien führte, war das Eingreifen des Merenptah gleichfalls erfolgreich. Führer der Invasoren war der Libyerkönig Mereye, der auch „Völker aus dem Norden“ führte, nämlich Hardana, Teresh, Lukka, Shekelesh und Ekwesh, die zu den sogenannten Seevölkern zählen, die die politische und ethnische Lage im gesamten östlichen Mittelmeerraum erheblich veränderten. Sie waren erstmals in Ägypten, genauer zwischen der Kyrenaika und Mersa Matruh, an Land gegangen und verbündeten sich mit den Libyern, so dass eine 16.000 Mann starke Armee zustandekam. Da sie Frauen und Kinder, aber auch ihr Eigentum, dazu Vieh mitgebracht hatten, planten sie wohl, sich in Ägypten anzusiedeln. Sie drangen ins Nildelta vor und bedrohten Memphis und Heliopolis. Merenptah sah sich im Auftrag Amuns, der ihm das Schwert überreicht hatte, womit er eine Art „Heiligen Krieg“ führte. Zwar wurden in der Schlacht, die der Pharao gewann, Tausende getötet, doch wurden auch viele gefangengenommen und im Delta angesiedelt. Ihre Nachkommen sollten zu einem gewichtigen politischen Faktor werden. Der Pharao starb in seinem 9. Jahr. 2017 teilte die Stiftung Luwian Studies mit, dass eine luwische Hieroglypheninschrift übersetzt worden sei, die Hinweise auf die Herkunft der Seevölker gebe. Die Inschrift aus dem Nachlass von James Mellaart war demnach von dem Archäologen George Perrot 1878 in Bey­köy im Landkreis İhsaniye kopiert worden, wobei die dortigen Steinblöcke später in das Fundament einer Moschee eingemauert wurden. In der knapp 30 m langen Inschrift werden Kriegszüge des westanatolischen Kö­nig­reichs Mi­ra geschildert, darunter ein Unternehmen von vier luwischen Herrschern mit 500 Schif­fen und 10.000 Krie­gern ge­gen Zy­pern, Kar­ke­misch und Sy­ri­en, das bis an die Grenzen Ägyptens reichte.165d

Nach seinem Tod bestieg Amenmesse den Thron. Hierbei könnte es sich um den Sohn einer Nebenfrau des Merenptah gehandelt haben. Amenmesse regierte nur knapp drei Jahre im Süden des Landes, und mit Sethos II. bestieg (gleichzeitig) der Sohn des Merenptah den Thron. Nach dem Tod seines Rivalen ließ er dessen Kartuschen mit seinen eigenen besetzen, der Tote wurde in späteren Texten nur noch als „der Feind“ bezeichnet. Doch auch Sethos' Herrschaft währte nur sechs Jahre, ebenso wie die seines Sohnes Siptah, der bereits im sechsten Amtsjahr verstarb, und der der Sohn einer syrischen Geliebten namens Sutailja war. Seine Mutter Tausret nahm nun den vollen Titel eines Pharaos an und regierte das Land zwei Jahre lang bis etwa 1186 v. Chr. Zeitweilig war der Syrer Bay als Kanzler die eigentliche Graue Eminenz im Land.

20. Dynastie

Twosret
Tausret als Große königliche Gemahlin im Tempel von Amada

Die Machtübernahme durch den neuen Herrscher Sethnacht (1186-1184 v. Chr.) ist weitgehend ungeklärt (20. Dynastie). Auch ist seine Herkunft nicht bekannt. Der Übergang zur neuen Dynastie muss in den Thronwirren nach Königin Tausret erfolgt sein. Die einzigen Quellen sind eine Stele Sethnacht und der drei Jahrzehnte später entstandener Papyrus Harris I, die beschreiben, dass massiver Druck von außerhalb zu einer gesetzlosen Zeit und zur Machtübernahme eines Syrers geführt habe. Ähnlich wie Haremhab sah sich der Pharao von den Göttern berufen, die Feinde zu vertreiben und die Ordnung wiederherzustellen.

Ramses III. (1184-1153 v. Chr.) folgte seinem Vater wenig später auf dem Thron. Er war der wohl letzte Pharao, der die ägyptische Vormacht zur Geltung bringen konnte. In seinem zweiten und fünften Amtsjahr sah er sich mit Einfällen der Libyer bis in das mittlere Nildelta konfrontiert, die sich mit den Mešweš und Seped verbündet hatten. Sie wurden jedoch vom ägyptischen Heer geschlagen.

Weit gefährlicher wurde die große Völkerwanderung im östlichen Mittelmeerraum. Sie brachte heute als Seevölker bezeichnete Gruppen in Bewegung, die eine wichtige Rolle beim Untergang des Hethiterreiches gespielt haben. Die Angreifer, die als Šikalayau in den Quellen erscheinen, „leben in Schiffen“. Wenig später fanden sich diese Seevölker aus Sizilien, Sardinien, Etrurien,166 aber auch Männer aus Adana und Philister in Mukiš, nördlich von Ugarit und an zahlreichen anderen Orten bis nach Ägypten. Im Gegensatz zum Hethiterreich überstand Ägypten die Wanderungszüge dieser Völker. In einer Seeschlacht, in der die Seevölker im Nildelta in die Falle gelockt und geschlagen wurden, siegten die Ägypter. Den Angriff über Land konnte Ramses bei Djahi in Palästina abfangen, das vielleicht im Gazastreifen lag. Der Angriff der Seevölker veranlasste Ramses III. in seinem 8. Regierungsjahr zu folgendem Bericht: „(15) Ich [Ramses III.] schütze es [Ägypten], (16) indem ich (für es) die Neunbogen abwehre. Die Fremdländer vollzogen alle zusammen die Trennung von ihren Inseln. Es zogen fort und verstreut sind im Kampfgewühl die Länder auf einen Schlag. Nicht hielt irgendein Land vor ihren Armeen stand; und die Länder von Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, (17) und Alasia an waren (nun) entwurzelt auf [einen Schlag]. Es wurde ein Lager aufgeschlagen an einem Ort im Inneren von Amurru. Sie vernichteten seine Leute und sein Land, als sei es nie gewesen. Sie kamen nun, indem die Flamme vor ihnen bereitet war, vorwärts gegen Ägypten, ihre Zwingburg (?). (18) Die plst, ṯkr, šklš, dnjn und wšš, verbündete Länder, legten ihre Hände auf alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll: Unsere Pläne gelingen.“ – Auszug aus der Inschrift im Totentempel Ramses' III. in Medinet Habu.166c Einige Jahre später attackierten Libyer das Nildelta, doch auch sie schlug Ramses zurück.

Als Tjati während der Regierung Ramses' III. sind Hori und Ta bekannt, Vizekönig von Kusch (also Verwalter der nubischen Provinzen im Neuen Reich und in der ersten Hälfte der Dritten Zwischenzeit) war Hori III. Theben konnte seine Sonderstellung in vielfacher Hinsicht ausbauen. Ihr Bürgermeister war Paser; Hohepriester des Amun in derselben Stadt waren Bakenchons, Usermaatrenacht und Ramsesnacht.

Abgesehen von den umfangreichen Schenkungen zugunsten der Götter167 ist die Innenpolitik nur bruchstückhaft dokumentiert. Seine Großzügigkeit sicherte Ramses die Unterstützung einer mächtigen Priesterschaft. Vor allem die Tempelbezirke in Karnak und Medinet Habu, in Heliopolis und Memphis wurden dazu bedacht. Laut dem Papyrus Harris I168, der eine Liste der königlichen Geschenke enthält, besaß allein der Amuntempel in Karnak am Ende seiner Regierungszeit 86.486 Leute, 433 Gärten, 83 Transportschiffe, 46 Werften, 65 Städte und Dörfer, davon 9 in Palästina, 421.362 Rinder, sowie einen Bodenbesitz von 864.168 Aruren169, was mit rund 2.500 km² einem Zehntel des gesamten Ackerlandes entsprach.170 Unter den Nachfolgern vergrößerte sich der Besitzstand des Amun-Re noch erheblich durch weitere Zuwendungen, Immunitäten und Sonderstiftungen, so dass gegen Ende der 21. Dynastie die Domäne des Gottes nahezu deckungsgleich mit Oberägypten war.171 Schon zu Ende der Regierungszeit Ramses' III. gehörte ein Drittel des Ackerlandes ganz Ägyptens den zahlreichen Tempeln, davon drei Viertel dem Amun-Tempel von Theben. Zu diesem Zeitpunkt war der Hohepriester des Amun-Re faktisch Herrscher von Theben, während der in Tanis oder Memphis residierende Pharao nur noch nominell als König von Ober- und Unterägypten galt. Unter diesen Umständen war eine geregelte „Staatsfinanzierung“ unmöglich, und ein ökonomischer Niedergang des Staates setzte ein. Die monatlichen Getreidemengen, die den Arbeitern in Deir el-Medina zustanden, verzögerten sich, im 29. Herrscherjahr kam es zu Streiks.

Thronstreitigkeiten, Versorgungskrise, Abspaltung der Amunpriesterschaft

Ramses III mummy head
Kopf der Mumie Ramses' III.

Untersuchungen am Leichnam Ramses III. mit einem Computertomographen erwiesen eine 7 cm breite Wunde am Hals. Speiseröhre, Luftröhre und alle Blutgefäße bis zum fünften bis siebten Halswirbel waren durchtrennt. Bei der Einbalsamierung wurde ein Horusamulett mit einem Durchmesser von 15 mm in der Wunde platziert, was der Heilung von Wunden dienen sollte.172 173

Ramses IV. ließ die Verschwörer bestrafen. Der Papyrus Harris I erwähnt, dass am Ende der Regierungszeit seines Vorgängers noch neun Städte aus Kanaan zum thebanischen Amuntempel gehörten und dass der Bau eines ägyptischen Tempels in Gaza geplant war. Auch wurden die Minen im Sinai weiterhin aufgesucht und die Lieferrouten im südlichen Kanaan fortwährend kontrolliert. Aus der Zeit von Ramses IV. existieren keine Hinweise auf militärische Operationen, jedoch wurden in Amara-West hieratische Stelenfragmente gefunden, die auf mögliche militärische Operationen im dritten Herrschaftsjahr Ramses' IV. hindeuten.174

Unter Ramses V. entstand der Papyrus Wilbour. Der zweiteilige Papyrus listet einerseits über 2.800 vor allem zu Tempeln gehörige Landparzellen zwischen dem heutigen al-Minya und Madinat al-Fayyum auf, andererseits das Kronland. Jeder Abschnitt ist in fünf Unterabschnitte aufgeteilt, wobei die ersten drei den thebanischen, heliopolitischen und memphitischen Tempeln zugeordnet sind, der vierte kleineren Tempeln und der fünfte weltlichen, meist königlichen Besitzern.175 Ramses VI. setzte in Theben seine Tochter Isis in Anwesenheit seiner Mutter Isis-Tahabasillat und des Tjati Nehi als Gottesgemahlin des Amun ein. Er war der letzte Pharao, der in Palästina erwähnt wurde.

Unter Ramses VII. stiegen die Getreidepreise drastisch, wie Dokumente aus der Arbeitersiedlung von Deir el-Medina zeigen. Infolge der Teuerung kam es zu Plünderungen der Nekropole, die unter Mitwirkung der lokalen Autoritäten stattfanden. Schon unter Ramses III. war es erstmals zu organisierten Streiks der Arbeiter gekommen. Diese Krise steigerte sich unter Ramses IX. Einfälle von Libyern bis nach Theben, die Korruption der Staatsdiener, an ihrer Spitze der Bürgermeister von Westtheben Pawera, sowie die Plünderung königlicher und privater Gräber durch organisierte Banden gelten als Krisenanzeichen. Von der Arbeit der Untersuchungskommission und den Grabräuberprozessen berichten mehrere Papyri, darunter der Papyrus Abbott. Die Täter wurden gepfählt, doch kam es zu weiteren Plünderungen.

Es ist bezeichnend, dass während dieser Zeit nur ein einziger Tempel entstand, nämlich der des Chons in Karnak. Eine Außenpolitik war kaum mehr möglich, die Einheit des Landes zerbrach endgültig. Ramses XI. regierte den Norden von seiner Hauptstadt Pi-Ramesse aus, im Süden dominierte der Hohepriester des Amun, Amenhotep (er stellte sich auf zwei Reliefs genauso groß dar, wie Pharao Ramses IX.) Am Ende der 20. Dynastie herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände in Oberägypten

Panehsi, der Vizekönig von Nubien setzte sich in den Besitz der Kornspeicher von Theben, was ihn in offenen Konflikt mit dem Hohepriester des Amun, Amenophis, brachte. Dieser rief den Pharao zu Hilfe, was Panehsi veranlasste nordwärts zu ziehen. Er wurde jedoch von einem Heer Ramses' XI. besiegt. Wahrscheinlich übernahm der Sieger dieser Schlacht, General Pianch, das Amt des Hohepriesters. Schon Ramsesnacht hatte sich über Verwandtschaftsbeziehungen ein Imperium aufgebaut und das Amt, das sich dem Pharao nach und nach entzog, an seine Söhne vererbt. Ab dem 19. Jahr der Regierung Ramses XI. (1099-1069 v. Chr.) übernahm Pianchs Schwiegersohn Herihor die Regierung in Theben. Herihor herrschte unabhängig vom Pharao über den Süden Ägyptens, als Hohepriester des Amun und als Vizekönig von Kusch. Als Ramses XI. starb, beanspruchte er dessen Herrschertitel. Unklar ist, ob Smendes I., der sich in Unterägypten ebenfalls selbstständig machte (21. Dynastie), Herihors Sohn war. Da die Kräfte für die gewohnten Plünder-, Raub- und Handelszüge nach Nubien nicht mehr genügten, begann eine Epoche von rund einem Jahrhundert, in dem man sich beim Gold der Ahnen im Tal der Könige bediente. Bis auf wenige Ausnahmen, darunter ausgerechnet die Gräber der Amarnakönige Echnaton und Tutenchamun, wurden fast alle Gräber geplündert. Die politischen Verhältnisse, vor allem aber die religiöse Welt und damit die Stellung des Pharao in ihr hatte sich radikal verändert.

Dritte Zwischenzeit (1069 – 664/652 v. Chr.)

Ungefähre Machtsphären der Teilreiche

Die drei Phasen staatlicher Machtzersplitterung werden in der ägyptischen Geschichte als „Zwischenzeiten“ bezeichnet. Wieder bildeten sich verschiedene Königshäuser heraus, die in den Städten Memphis, Tanis, Bubastis, Herakleopolis, Hermopolis und Leontopolis residierten. Hinzu kam das Ausgreifen nubischer Herrschaften von Süden her, wo sich neben der thebanischen Priesterschaft das Reich von Kusch etablierte. Mit dem Beginn der nubischen Herrschaft endete die Zwischenzeit. Doch die Veränderungen waren diesmal grundlegender, und zwar sowohl in organisatorischer, als auch in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht. Zudem veränderte die Zuwanderung von Nubiern und Libyern die ethnische Zusammensetzung der Ägypter, zugleich ging der Einfluss des Landes in den Nachbargebieten stark zurück. Dennoch stellte die Phase keineswegs, wie der Name vermuten lassen könnte, die Ausnahmesituation zur ruhigen pharaonischen Herrschaft dar. Sie war sogar vergleichsweise friedlich, die Veränderungen, die sie brachte waren vielfach langlebig. Zugleich ist die Quellenlage sehr viel ungünstiger. Keine Königsliste umfasst die Könige der 21. bis 25. Dynastie, Manetho, dessen Quellen eher der Deltaregion angehören, liefert ein höchst unvollständiges Bild, die Chronologie kann nur aus verstreuten Funden und dem Abgleich mit nahöstlichen Quellen einigermaßen gesichert werden; noch schlechter sieht es bei der Wirtschaftsgeschichte aus, da entsprechende Papyri aus der Verwaltung extrem selten sind.

Die thebanische Priesterschaft

Auf Pianch, dem es nicht gelang, Nubien zurückzuerobern, womit auch der Zugang zu den dortigen Mitteln verloren ging, folgte sein Schwiegersohn Herihor. Dieser tauchte zwischen dem 12. und 19. Regierungsjahr Ramses' XI. in Inschriften auf. Er schwang sich nicht nur zum Vizekönig von Nubien auf, sondern hatte auch das Amt des Tjati inne. Seine große Machtstellung zeigt sich darin, dass er seinen Namen in einer Kartusche schreiben ließ, wie etwa an den Tempelwänden des Chons Tempels in Karnak, den er selbst errichten ließ. Möglicherweise war seine Frau Nodjmet eine Schwester Ramses' XI., womit sein Aufstieg über Einheirat in die Herrscherfamilie erklärbar wäre.

Sein Nachfolger Pinudjem I. machte sich einen Namen durch die Restaurierung von Königsmumien, auf denen sein Name auftaucht. Er war Amunspriester unter Smendes I. Seine größte Fälschung ist jedoch sein Namenszug auf der kolossalen Sitzstatue Ramses' II. im Vorhof des Tempels von Karnak. Pinodjem war mit Henuttaui, einer Tochter Ramses' XI. verheiratet. Psusennes I., der dritte König der 21. Dynastie, war einer seiner Söhne, womit die Familie zeitweilig Ober- und Unterägypten dominierte. Mencheperre und Masaharta, zwei weitere Söhne, wurden seine Nachfolger im Priesteramt.

Libysche Herrschaft (ca. 1075 v. Chr.)

Die 21. Dynastie gilt als libysche Dynastie. Obwohl in der älteren Literatur erst die 22. Dynastie als die „libysche“ bezeichnet wird, bezeugen Quellen inzwischen, dass bereits während der 21. Dynastie sowohl das unterägyptische Königshaus als auch die Hohepriester und Militärführer in Theben (zumindest teilweise) libyscher Abstammung sein müssen. Der Ägyptologe Jan Assmann vermerkte, dass der entscheidende Kulturbruch bereits zwischen der 20. und 21. Dynastie zu konstatieren ist.

Im Gegensatz zu den Kuschiten passten sich die libyschen Herrscher nicht an die ägyptische Kultur an, weshalb sie in der Ägyptologie als „Fremdherrscher“ bezeichnet werden. Ihre ethnische Grundlage waren die Mešweš oder Ma sowie die Libu, die ihren Schwerpunkt wohl in der Kyrenaika hatten. Sie hatten als Hirtenvolk bereits das Neue Reich bedroht, in ihrer Heimat gibt es allerdings auch Hinweise auf feste Siedlungen. Die Libyer assimilierten sich offenbar viel weniger als andere Völker in Ägypten. Ihre Führer trugen eine Feder in den Haaren, ihnen waren lange Ahnenreihen, die sich als Signum illiterater Völker deuten lassen, von großer Wichtigkeit. Damit konnte der Gegensatz zu den landsässigen, literaten, bäuerlichen Ägyptern nicht größer sein. Der ägyptische Zentralismus passte auch nicht zu ihrer familienorientierten, durch Heiratsbündnisse stabilisierten Herrschaftsform, in der einer von ihnen als Oberherr anerkannt wurde, dem aber eine Reihe von mehr oder weniger unabhängigen Lokalfürsten gegenüberstanden. Die wohl früher eingesicherten Mešweš hielten das bessere Land um Mendes, Bubastis und Tanis, die später gekommenen Libu um Imau am Westrand ihres Kernsiedlungsgebietes im westlichen Nildelta. Südlich von ihnen lebten die ebenfalls libyschen Mahasun. Die Gegnerschaft der Ägypter Thebens gegen die Libyer war so stark, dass sie selbst nach der Vertreibung der kuschitischen Monarchen weiterhin nach ihnen datierten. Dies hielten sie bis zur Zeit Psammetichs I. (664-610) durch.

Maske des libyschen Generals Wendjebauendjed

An einer Vielzahl kulturell Elemente ist dieser Nord-Süd-Gegensatz unverkennbar, dennoch fanden die Libyer den herrschaftlichen Rückgriff auf altägyptische Traditionen zumindest nützlich. Doch ihre Vorstellung, dass mehrere Könige gleichzeitig existieren konnten, widersprach diesen Traditionen. Zudem führten nun nicht-königliche Personen Handlungen aus, die bis dahin dem Pharao vorbehalten waren. So wendet sich ein libyscher Häuptling mit seinen Gaben unmittelbar an einen Gott. Auch Tempelzuwendungen, bis dahin nur vom Pharao geleistet, konnten nun von jedem Vermögenden überantwortet werden. Der König war eine Art Feudaloberherr, in dessen Grabkomplex sogar Menschen eine Grabkammer erhalten konnten, die nicht der Dynastie angehörten, wie etwa ein General namens Wendjebauendjed im Grabkomplex Psusennes I. Zudem durchsetzten die Libyer das Land mit zahlreichen Festungen, und auch die Städte wurden stark befestigt.

Die Thronbesteigung des Smendes I. um 1069 v. Chr. kann als Beginn der 21. Dynastie angesehen werden. Über seine Herkunft ist nichts bekannt, aber es ist möglich, dass er gleichfalls seine Legitimation durch die Heirat mit einer der Töchter Ramses' XI. erlangte. Er verlegte seine Residenz nach Tanis. Doch residierte der König laut einer Inschrift (auch) in Memphis.176

Im Kern war spätesten jetzt eine Theokratie entstanden, Amun erteilte den Pharaonen über Orakel Anweisungen. In der Erzählung des Wenamun wird Smendes und seine Gemahlin Tentamun als „Pfeiler, die Amun für den Norden des Landes aufgestellt hat“ bezeichnet. In der Erzählung ist von einer Fahrt des Wenamun mit dem Schiff nach Byblos die Rede, bei der Holz für eine Barke des Amun in Karnak beschafft werden soll, doch wird er ausgeraubt. Smendes bezahlt dennoch den Kaufpreis. Das fünfte Jahr, in dem Wenamun abreist, bezieht man meist auf Ramses XI. (= sein 23. Jahr). Deshalb kann Smendes I. bis dahin auch nicht als Pharao bezeichnet werden (Name nicht in Kartuschen). Das oben genannte Jahr und ein auf Sargetiketten in Theben genanntes sechste Jahr kann aber auch auf Smendes I. bezogen werden.

Unter dem in Tanis regierenden Smendes war Oberägypten politisch und wirtschaftlich nahezu unabhängig und wurde von den Hohepriestern des Amun verwaltet. Der Pharao wurde aber als Oberherrscher anerkannt, was die Inschrift einer Stele in den Steinbrüchen von Dibabieh in der Nähe von Gebelen belegt.177 Der Haupttext berichtet in Form der Königsnovelle, wie der König über Zerstörungen des Luxor-Tempels durch Flutungen Informiert wurde, Anweisungen gab, diese zu reparieren und dass er über den Erfolg der Mission informiert wurde.

Pinudjem I. wurde etwa zur Zeit der Thronbesteigung Semendes' I. Hohepriester des Amun in Theben und war vielleicht sein Neffe. Die Beziehungen zwischen Tanis und Theben blieben freundschaftlich und waren verwandtschaftlich wohl eng verbunden und wurden durch Eheschließungen weiter gestärkt.178

Goldmaske Psusennes' I.

Der bekannteste König dieser Dynastie ist Psusennes I. (1039-991 v. Chr.), dessen Goldmaske im Ägyptischen Museum in Kairo liegt. Er scheint gute Beziehungen zur thebanischen Priesterschaft gepflegt zu haben, denn sein äußerer Sarkophag gehörte vor ihm Merenptah, dem Nachfolger Ramses II.

Erst Siamun (978-959 v. Chr.) nahm den Titel „Pharao“ („Per aa“) als Königstitel an. Der alttestamentlich vermerkte Palästinafeldzug, der mit Siamun in Verbindung gebracht wurde, konnte inzwischen Scheschonq I. zugeordnet werden. In dessen Ortsnamenliste tauchte der von ihm zerstörte Ort Gezer ebenfalls auf. Der alttestamentliche Text bezüglich der Zerstörung von Gezer enthält keinen Namen eines Pharaos und wird daher als „nachbearbeitete volkstümliche Überlieferung“ gewertet. Dazu zählt auch die Erwähnung von „Salomos Wiederaufbau von Gezer“, einem späteren Zusatz, sowie der Bericht, dass „Siamuns Tochter Salomos Frau wurde“. Sicherlich zerstörte ein Pharao Gezer und vermählte seine Tochter mit König Salomo. Eine mögliche Verbindung lässt sich jedoch nur zu Scheschonq I. ziehen, der 926 v. Chr. als erster Pharao wieder einen Palästinafeldzug durchführte.179 Gegen die Herrschaft der Amunpriester in Theben wurde eine formale Grenze bei Teudjoi (el-Hiba) festgelegt, südlich des Zugangs zum Fayyum.

Die 22. Dynastie, die besagter Scheschonq I. (945-924 v. Chr.) gründete, wird häufig als Bubastidische Dynastie bezeichnet. Manetho gibt die Königsabstammung mit der Stadt Bubastis im östlichen Nildelta an. Ihr Begründer Scheschonq I. war Libyer. Obwohl diese immer wieder von den Pharaonen besiegt worden waren, gelangten immer mehr Libyer in das Nildelta. Möglicherweise stellten sie sogar den überwiegenden Teil der Armee. Er selbst war ein Neffe des Taniten Osorkon des Älteren, seinen Sohn Osorkon (I.) verheiratete er mit Maatkara, einer Tochter des letzten Pharaos der 21. Dynastie Psusennes II. Durch geschickte Familienpolitik gelang es ihm, das Reich unter seiner Macht zu vereinen. Er setzte dazu Familienangehörige wie seine Söhne und seinen Bruder in hohe Ämter ein, u.a. in das Priesteramt in Theben. Er eroberte in einem Feldzug um 925 v. Chr. Teile des Königreichs Juda, das ihm Tribut zahlte, doch endete damit seine Offensive. Immerhin wurden die traditionellen Handelskontakte mit Byblos wieder aufgenommen.

Die ersten vier Jahre war Scheschonq I. nur in Unterägypten als Pharao anerkannt. In Oberägypten trug er in dieser Zeit noch den Titel „Fürst der Mešweš“, ehe er im fünften Jahr in Theben als Pharao erwähnt wird. Schwerpunkte seiner Regierung waren die innere Festigung Ägyptens, der Feldzug nach Palästina nach Gaza und Megiddo und die Bautätigkeit insbesondere in Karnak. Sein Sohn Iuput wurde Hoherpriester in Theben, Magnaten wurden durch Ehen mit Prinzessinnen an das Herrscherhaus gebunden.

Scheschonq I. stärkte seine Macht, indem er das Amt des Hohepriesters seinem zweiten Sohn Iupet übertrug. Und auch die Ämter des 2., 3. und 4. Hohepriesters wurden mit Vertrauten besetzt. Der ältere Sohn Namilt (I.) wurde Statthalter in Herakleopolis. Im 5. Jahr Scheschonqs stellte der Sohn eines untergebenen Fürsten der Mešweš nach Unruhen die Ordnung in der Oase Dachla wieder her und regelte Land- und Wasserstreitigkeiten, wie die Dachla-Stele belegt.

Scheschonqs Nachfolger konnten nicht verhindern, dass die hohen Priesterämter und die der Verwaltung bald wieder erblich wurden, so dass die Macht wieder starker Zersplitterung unterlag. Das System der Zuwendungen an die Tempel wurde fortgesetzt. Von reichen Schenkungen Osorkons I. im Umfang von 27.000 kg Gold und 180.000 kg Silber an die Tempel zeugt eine Inschrift am Tempel von Bubastis. Osorkon II. besetzte zur Festigung seiner Macht ebenfalls hohe Stellungen mit seinen Söhnen, doch mit der Ernennung von Harsiese, ob durch Osorkon II. selbst oder durch seinen Vater Takelot I. ist unklar, wurde die Regel gebrochen, dass niemand Hohepriester werden sollte, dessen Vater auch schon Hohepriester war. Harsiese riss tatsächlich im Süden die Macht an sich. Nach dessen Tod setzte Takelot I. seinen Sohn Namilt (II.), Hohepriester und General in Herakleopolis, als Nachfolger ein. Hohepriester des Ptah in Memphis war sein ältester Sohn Scheschonq.

853 v. Chr. bedrohten die Assyrer unter Salmanassar III. den Nordosten, so dass sich König Osorkon II. genötigt sah, eine Waffenbruderschaft mit Byblos einzugehen, um das assyrische Heer zurückzuschlagen. Dies gelang den Verbündeten in der Schlacht von Quarqar am Orontes.

Aufstand der thebanischen Priesterschaft, Königreiche von Bubastis, Leontopolis, Sais

Unter Takelot II. kam es 839 v. Chr. zu einem Aufstand der thebanischen Priesterschaft, der von ihm niedergeschlagen wurde. Doch einige Jahre später flammte der Aufstand wieder auf, und er dauerte rund zehn Jahre an. Nach seinem Tod stritten sich die Söhne um den Thron. Der jüngere erklärte sich zum König. Scheschonq III. (825-773 v. Chr.)) regierte mehr als ein halbes Jahrhundert lang. Sein älterer Bruder Osorkon IV. wurde 20 Jahre später als Hohepriester von Theben erwähnt.

Während der Regierungszeit Scheschonqs III. begründete Prinz Petubastis I. (818-793 v. Chr.) im mittleren Nildelta die 23. Dynastie, die in Leontopolis residierte. Die Legitimierung der neuen Dynastie kann darin gesehen werden, dass die Amunpriester in Theben zwei Söhne dieser Dynastie in ihre Dienste aufnahmen. Zudem war die 23. Dynastie wohl eng mit der 22. Dynastie verwandt. Um 730 v. Chr. existierten zwei Könige im Delta, in Bubastis und Leontopolis, einer in Hermopolis, dann weitere in Herakleopolis in Oberägypten, hinzu kam ein „Prinzregent“ und weitere lokale Herrscher, sowie der Herrscher von Sais, Tefnachte.180

Auch die 24. Dynastie Tefnachtes (727-720 v. Chr.) regierte gleichzeitig mit der 22. und 23. Dynastie im Nildelta. Er herrschte über das westliche Delta und Memphis. Ihm gelang es, mit den anderen Dynastien einen Bund gegen die im Süden vorrückenden Nubier zu schließen. Allerdings unterlagen sie um 727 v. Chr. bei Herakleopolis der Streitmacht der Nubier unter Pianchi.

Nubische Herrschaft, Unterwerfung der übrigen Dynastien, Assyrer (747-664 v. Chr.)

Merotische Keramik vom Gebel Barkal, Ägyptisches Museum Berlin

Der Kult des Amun hatte sich während des Neuen Reichs auch in Nubien etabliert und eine mächtige Priesterschaft hervorgebracht. Genau wie ihr Pendant in Theben begannen die Priester, ihre Namen in Kartuschen zu schreiben, und herrschten wie Könige. So entstand ein Königreich mit dem Namen Napata unter der 25. Dynastie. Das Zentrum des Amunkults in Nubien war der „reine Berg“, der Dschabal Barkal. Flussabwärts vom 4. Katarakt entwickelte sich ein Machtzentrum, dessen erste Herrscher in el-Kurru beigesetzt wurden. Auch fanden sich Überreste einer Verteidigungsmauer, so dass der Ort möglicherweise auch die Residenz darstellte. Während die frühen Gräber stark nubisch geprägt waren, wurden die älteren zunehmend von ägyptischen Einflüssen gekennzeichnet. Ende des 8. Jahrhunderts verlagerte sich jedoch der Schwerpunkt nach Napata, das Mitte des Jahrhunderts die Hauptstadt des Reichs von Kusch wurde. Diese Stadt war schon im Neuen Reich das Zentrum des Amunkultes in Nubien, die dominierende Gruppe in diesem Reich war daher stark nach Ägypten orientiert, zu dem ab 750 v. Chr. wieder direkte Kontakte bestanden.

Der nubische Amunspriester Pije oder Pianchi, Sohn des Kaschta, schwang sich durch Heirat mit der Tochter des 7. Königs von Napata gegen 748 v. Chr. selbst zum Herrscher auf und gründete damit die 25. Dynastie. Angesichts der unruhigen Zustände in Ober- und Unterägypten zog er mit seiner Streitmacht in seinem 21. Regierungsjahr gen Norden, um die Macht des Amun wiederherzustellen. In Theben angekommen, zog er die dortige Priesterschaft auf seine Seite, indem er die Göttliche Anbeterin des Amun Schepenupet I. veranlasste, seine Schwester Amenirdis als Nachfolgerin zu adoptieren. Dann feierte er dort das Opet-Fest. Schließlich besiegte er bei Herakleopolis die Allianz der anderen Dynastien, die sich ihm unterwarfen, ebenso wie die Stadt Memphis. Diese durften, obwohl sie als einzige Stadt Widerstand geleistet hatte, weiterhin als Statthalter ihre bisherigen Gebiete verwalten. Der Pharao von Ägypten und Nubien zog wieder nach Süden, wo er in el-Kurru beigesetzt wurde. Dort, wo bereits seit etwa 860 v. Chr. die Herrscher begraben wurden, entstand die erste ost-west-orientierte Pyramide. Trotz dieser Orientierung an Ägypten blieben auch nubische Traditionen stark. Nahe seiner Grabpyramide wurden die Lieblingspferde des Königs in eigenen Schachtgräbern stehend und mit dem Kopf nach Süden beigesetzt. Insgesamt wurden 24 Pferdegräber entdeckt.

Abdruck der Siegel der Könige von Assyrien und Ägypten
Die Siegelabdrücke von Schabaka und des assyrischen Königs Sennacherib, gefunden in Niniveh auf einer Tonbulle

Die 25. Dynastie regierte das Reich (hauptsächlich Oberägypten) von Napata aus. Schabaka, der Bruder des Pianchi, regierte nach dessen Tod noch 14 Jahre. In seinem zweiten Jahr (716 v. Chr.) eroberte Schabaka, vielleicht als Reaktion auf expansive Bestrebungen des Bakenrenef, der von Sais aus expaniderte, Ägypten.

Militärische Überlegenheit war die Grundlage der kuschitischen Vormacht. Der Leistungsstand des Heeres wird auf der 1977 gefundenen sogenannten Laufstele des Taharqa erwähnt. Dort wird von einem Lauf der Soldaten von Memphis ins Fayyum und zurück und der Inspektion der Truppen von Taharqa berichtet.181 Andererseits knüpften die neuen Herrscher zunehmend an ältere Traditionen an, vor allem an die des Alten Reiches. Das galt besonders für Memphis, aber auch für die Grablege in Nubien, wo Pyramiden entstanden, und wo sich die Maler an den Werken des Alten Reiches orientierten, vor allem an Sakkara und Abusir. Die Herrscher der 25. Dynastie versuchten auch an Traditionen anzuknüpfen, indem sie sich nach früheren Pharaonen benannten und die Inschriftensprache an das Ägyptisch des Alten Reichs anähnelten.182 Auch wurde unter allen wechselnden Herrschern der Apis-Kult in Memphis fortgesetzt, wie die Zuordnung von Tieren zu bestimmten Göttern zunahm.

Grabkammer des Tanotamun
Grabkammer des Tanotamun (664 - 657 v. Chr.) in el-Kurru

In Theben wurde das Amt der Gottesgemahlin des Amun von den Prinzessinnen der Dynastie besetzt, die praktisch zu Herrscherinnen Oberägyptens wurden. Die Nachfolgerin wurde jeweils aus der Dynastie ausgewählt, so dass es nicht wieder zu einer lokalen Erblichkeit kommen konnte. Auch das Amt des Tjati wurde beibehalten, allerdings verlor es erhebliche Teile seiner Machtausstattung. Auch der Hohepriester des Amun, ein Amt das Ende des 8. Jahrhunderts vakant war, wurde wieder von einem der Söhne des Herrschers eingenommen. Doch die meisten dieser Amtsträger wurden nach wenigen Jahren durch andere Familienangehörige ersetzt.

Auf Schabaka folgten die Söhne Pijes Schebitko und Taharqa (690-664 v. Chr.). In seiner Regierungszeit kam es immer wieder zu Konflikten mit Assur, das seine Vormacht im Nahen Osten ausbaute und Babylon unterwarf. Das wichtigste Dokument seiner Politik ist die Traumstele des Tanotamun, deren Text von der im Traum befohlenen Rückeroberung des Nordens und den darauf folgenden Ereignissen berichtet. Demnach eroberte er Memphis und das Delta zurück, wobei der dem Assyrischen Reich loyale Necho I. getötet wurde. Die übrigen Fürsten unterwarfen sich Tanotamun 674 v. Chr.

Nun fiel der Assyrerkönig Asarhaddon in Ägypten ein, eroberte Memphis und nahm fast die gesamte Königsfamilie gefangen. Taharqa selbst konnte allerdings nach Süden entkommen, wenn auch seine Frau und sein Sohn in assyrische Gefangenschaft gerieten. Die Assyrer eroberten Theben. Bis zur Rückeroberung durch Psammetich I. 655 v. Chr. blieb das Delta unter assyrischer Herrschaft, die dortigen Fürsten mussten schwören, die Eroberung des Nordens zu verhindern. Der Sohn Nechos, eben jener Psammetich, wurde in die Assyrerhauptstadt Niniveh verbracht. Dort sollte er assyrische Sitten lernen, bevor er als Herr von Athribis zurückkehrte. Inzwischen kam es zu neuen kuschitischen Eroberungsplänen, so dass Asarhaddons Sohn Assurbanipal 667 v. Chr. abermals einmarschierte. Nekau von Sais, der spätere Necho I., der dem Aufstand ferngeblieben war, profitierte nun davon und wurde Gouverneur von Memphis. Taharqa starb 664 v. Chr. in Nubien.

Oberägypten wurde faktisch von dem immer noch amtierenden Bürgermeister von Theben Montuemhat und der Gottesgemahlin Schepenupet II. regiert, während Taharqas Nachfolger Tanotamun noch bis 656 v. Chr. formell anerkannt war und nach ihm datiert wurde. Ihm gelang zwar die Rückeroberung Ägyptens bis nach Memphis, doch kurz darauf schlugen die Assyrer unter Assurbanipal zurück. Sie drangen bis zur nubischen Grenze vor und verwüsteten bei diesem Feldzug 652 v. Chr. Theben schwer. Erst einem der assyrischen Vasallenkönige, der in Assyrien gelebt hatte, Psammetich von Sais, gelang es, Ägypten wieder unabhängig zu machen.

Spätzeit (664-332 v. Chr.)

Die Spätzeit wird im Allgemeinen im Übergang von der nubischen zur saitischen Herrschaft oder hin zur Eroberung des Landes durch die Perser angesetzt. Sie endete mit der makedonischen Besetzung des Landes unter Alexander dem Großen.

Assyrer (664-653 v. Chr.) und Saiten (653 – 525 v. Chr.)

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Teilansicht einer Statue der Göttin Neith, sie trägt die Krone Unterägyptens, die Rote Krone des Nordens mit der Kobra der Wadjet, Gesamthöhe 23 cm, Louvre, Paris

Die 26. Dynastie wird gelegentlich als Zeit der „ägyptischen Restauration“ bezeichnet. Mit assyrischer Unterstützung konnte sich im Nildelta eine neue Dynastie etablieren. Diese wird nach dem Namen ihrer Hauptstadt Sais auch als Saïtendynastie bezeichnet. Ihr Gründer Psammetich I., der von 664 bis 610 v. Chr. als Pharao regierte, wurde von den Assyrern als König eingesetzt. Dieser hob für die Erfüllung seiner Aufgabe, Frieden zu wahren, ein Heer aus, das sich nicht nur aus Ägyptern, sondern auch aus Söldnern aus dem östlichen Mittelmeerraum zusammensetzte. Darunter waren hauptsächlich Griechen und Karier aus Kleinasien.

Als das assyrische Reich durch Rebellionen in Babylon geschwächt wurde, nutzte Psammetich 653 v. Chr. die Gelegenheit zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit. Einen Versuch des erstarkenden neubabylonischen Reiches, Ägypten unter seine Kontrolle zu bringen, konnte er abwehren. Zuvor musste er eine Invasion der Kimmerer vom Land fernhalten.

Während seiner langen Regierungszeit konnte Ägypten von einer wirtschaftlichen Öffnung nach außen profitieren. Kultur und Kunst erlebten einen erneuten Aufschwung. Dies war umso erstaunlicher, als das Land zuvor von dauerhafter Zersplitterung, von wirtschaftlichem Niedergang und drohenden Eroberungszügen der Nachbarmächte gekennzeichnet war, sowie von Zerstörungen in ihren bedeutendsten Städten. Noch Psammetichs Vater war 664 durch die Kuschiten während ihres Kampfes gegen die Assyrer ums Leben gekommen. Der Sohn erhielt Unterstützung von Gyges von Lydien, karische und ionische Söldner unterstützten ihn. Um 660 beherrschte er bereits das Delta, um 656 v. Chr. endete die assyrische Herrschaft. In Theben gelang es ihm, seine Tochter Nitiqret zur Gottesgemahlin des Amun zu erheben, womit er auch Mittelägypten der Herrschaft seiner Dynastie unterstellte. Er verfügte über griechische, karische aber auch jüdische, phönizische und vielleicht Schasu-Truppen. Die Griechen wurden dabei so zahlreich, dass es sogar zu Animositäten kam, die Psammetichs Sohn und Nachfolger Necho II. zwangen, sie zeitweise abzuziehen. Unter dessen Nachfolger Apries (589-570 v. Chr.) kam es sogar auf Elephantine zu einem Aufstand der griechischen Söldner.

Doch die Machtkonstellationen im Nahen Osten begannen sich gegen Ende des 7. Jahrhunderts massiv zu verschieben. Assur, das ab 626 gegen Babylon in die Defensive geriet, verbündete sich nun mit Ägypten, dessen Truppen 616 v. Chr. infolgedessen in Regionen kämpften, in denen nie zuvor Soldaten dieses Landes gestanden hatten. Als Assur und Niniveh zerstört wurden, stand Ägypten ab 605 allein gegen einen expansiven Gegner, das Neubabylonische Reich.

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Relief mit Necho II. (rechts) und der Kuhgöttin Hathor, die als Kopfschmuck Hörner und die Sonnenscheibe trägt, 14,5 × 27,2 × 3,5 cm, Walters Art Museum, Baltimore

Necho II. (610-595 v. Chr.) war der erste Pharao, der eine Seestreitmacht aufbaute. Da die Ägypter über vergleichsweise wenig nautische Erfahrung verfügten, rekrutierte er die Besatzungen im Wesentlichen aus Griechen und Karern. Er begann auch das Projekt eines Kanals zwischen dem Roten Meer und dem pelusischen Nilarm, des Bubastis-Kanals, was auf ein Wiederaufleben des Rotmeerhandels hinweist. In diesem Zusammenhang könnte auch die Umrundung Afrikas stehen, von der Herodot berichtet: Als der Bau des Kanals, der vom Nil zum Arabischen Golf führen sollte, fertig war, sandte er Phöniker aus, um Afrika, ausgehend von dem Kanal, im Uhrzeigersinn zu umrunden.183. Ausgrabungen am Tell Defenna zeigten am Nordostrand des Deltas, dass die Griechen, die die Hafenstadt Daphnae nannten, in einer Zitadelle wohnten und zudem eine wichtige Rolle in der Seekriegführung spielten.184 Insofern könnte der Kanal auch dazu gedient haben, leichter Kriegsschiffe vom Roten in das Mittelmeer zu bringen, und umgekehrt.

Versuche Nechos, sein Gebiet um die syrischen Provinzen des Neubabylonischen Reiches zu erweitern, scheiterten, obwohl er 609 v. Chr. den König von Juda unterwarf. Auch zog die Armee bis an den Euphrat. Dort erlitt sie jedoch 605 eine katastrophale Niederlage bei Karkemiš. Sie musste sich bis an die ägyptische Grenze zurückziehen.

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Hauptgruppe der Pyramiden von Nuri in Napata von Nordosten. Die Kapellen an den Ostseiten der Pyramiden fehlen. Die insgesamt 82 Pyramiden wurden mindestens bis 330 v. Chr. als Grablegen der nubischen Könige genutzt.

Psammetich II. (594-589 v. Chr.) rüstete Heer und Flotte weiter auf. 592 v. Chr. führte er einen Feldzug gegen Nubien, wobei er mindestens bis zum 3. Katarakt vordrang. Sein Heer bestand dabei zu einem Großteil aus griechischen Söldnern, die von einem Feldherrn namens Potasimto geführt wurden. Die einheimischen Soldaten wurden von Amasis befehligt. Dieser Feldzug hatte das Ziel, Nubien so sehr zu schwächen, dass es zu keinem Angriff auf Ägypten mehr fähig sein sollte. Dieses Ziel erreichte Psammetich II. durch die Plünderung und Zerstörung nubischer Städte. Gleichzeitig ließ er alle Namen von Pharaonen der nubischen 25. Dynastie, sowie den Namen seines Vaters Necho II. in seinem Einflussbereich tilgen. Die Südgrenze des Reiches wurde unter ihm am 1. Katarakt festgelegt. Im 4. Jahr seiner Herrschaft zog der Pharao auch nach Osten, wo er versuchte, einen Aufstand gegen den babylonischen König anzufachen.

Überreste des Palastes des Apries in Memphis

Apries (589-570 v. Chr.), der Enkel Nechos II., führte jahrelange Grenzkämpfe in Palästina gegen das neubabylonische Reich, die Phönizier und gegen das griechische Kyrene in Libyen. Zwar konnte er die Belagerung Jerusalems mit seinem Heer unterbrechen - die Babylonier zogen zeitweise ab -, doch letztlich erstürmten die Babylonier die Stadt und nahmen König Zedekia und sein Volk in jahrzehntelange Gefangenschaft.

Nach einer schweren Niederlage gegen Kyrene rebellierten einheimische Soldaten, die durch den Feldherrn Amasis niedergeschlagen werden sollten. Nach der Rückkehr des Pharaos Apries in das Nildelta eskalierte die Revolte zu einem Aufstand gegen die griechische Vorherrschaft. Die Erhebung wurde nun von Amasis selbst geleitet und endete mit der Niederlage bei Momemphis und dem Sturz Apries' und seiner Flucht. Der siegreiche General bestieg den Thron. Apries kam drei Jahre später bei dem Versuch ums Leben, die Macht zurückzuerobern.

Unter Pharao Amasis (570-526 v. Chr.) oder Ahmose II. verstärkte sich der griechische Einfluss weiter. Zunächst aber konnte er einen Angriff der Babylonier abwehren, im nächsten Jahr kam Apries ums Leben. Die Stadt Naukratis, gegründet um 630 v. Chr. von griechischen Einwanderern aus Milet, erhielt einen besonderen Status als eine Art Freihandelszone, in der der gesamte Handel zwischen Griechenland und Ägypten zu erfolgen hatte. Weiterhin gestattete Amasis den Griechen die Errichtung von Heiligtümern. Umgekehrt beeinflusste Ägypten stark die politischen und vor allem wirtschaftlichen Veerhältnisse in Griechenland, denn die am Nil geläufige zwangsweise Ökonomisierung aller Individuen wurde nach Griechenland exportiert. So weist Herodot auf ein Gesetz des Pharaos Amasis hin, das der Athener Gesetzgeber Solon übernommen haben soll: „Amasis gab den Ägyptern auch folgendes Gesetz: Jeder Ägypter muß jedes Jahr dem Verwalter des Gaues angeben, wovon er lebt, und wer das nicht tut und keine rechtmäßigen Einkünfte nachweist, wird mit dem Tod bestraft. Solon aus Athen hat dieses Gesetz von den Ägyptern übernommen und in Athen eingeführt.“184h Die letzten Jahre seiner Regierungszeit waren bereits durch den Kampf gegen das expandierende Persische Reich geprägt.

Neben der politischen Restauration der Verhältnisse ist auch in Bezug auf andere gesellschaftliche Aspekte eine Hinwendung zu den „klassischen“ Normen zu beobachten. Dies betrifft sowohl die Kunst als auch die Religion. Trotz dieses Festhaltens an der Tradition war das Land auch großen Veränderungen unterworfen. Beispielsweise verlor die Stadt Theben ihre Bedeutung als kultureller und administrativer Mittelpunkt des Landes an Saïs. Weiterhin lässt sich bei allen Herrschern der 26. Dynastie eine starke Anlehnung an die griechischen Stadtstaaten feststellen, wenn auch unter Pharao Apries der Versuch einer Loslösung von den Griechen erkennbar ist, die das Heer dominierten. Amasis eroberte Zypern im ersten Jahrzehnt seiner Herrschaft und schloss ein Bündnis mit Kyrene (Herodot II, 181-182), das sein Vorgänger noch bekämpft hatte. Dazu heiratete er eine kyrenische Prinzessin. Dieses Bündnis war noch intakt, als 525 v. Chr. die Perser Ägypten attackierten.

Darüber hinaus blieb seine Herrschaft als eine Zeit wachsender Prosperität in Erinnerung. Herodot (Historien, 2.177.1) meinte, es sei überliefert, dass niemals zuvor solcher Reichtum in Ägypten herrschte, und dass 20.000 Städte im Reich bestanden hätten. Vielfach waren die Händler wiederum Griechen, die an Orten lebten, die sie „Ephesos“, „Chios“ oder „Lesbos“ nannten. Der bestdokumentierte Fall ist Naukratis nicht weit von der Hauptstadt Sais entfernt. Gegründet von Miletern Mitte oder Ende des 7. Jahrhunderts, kamen bald auch Siedler aus anderen griechischen Städten dorthin. Ab 570 v. Chr. wurde der gesamte griechische Handel hier konzentriert.

Insgesamt förderte die Dynastie die alten Kultzentren und errichtete auch in Sais eine Reihe von Tempeln. Schließlich war der lebende König Horus, der tote Osiris. Letzterer war längst Ra angenähert und so nahm der Pharao teil an den kosmischen Zyklen. Beigesetzt wurden die Pharaonen im Tempel der Neith in Sais.

Erste persische Herrschaft (525-404 v. Chr.), Aufstände (524-18, 490-84, 465-54)

Cambyses II capturing Psamtik III
Kambyses mit ägyptischen Gefangenen tötet den Pharao, persisches Siegel, 6. Jahrhundert v. Chr.

Zum ersten Mal fanden sich die Großmächte des östlichen Mittelmeeres, Ägypten, Babylon und Lydien, dazu Sparta, zu einer Koalition gegen einen gemeinsamen Gegner zusammen. Dieser Gegner, die Perser, war 550/549 in den Besitz von Ekbatana gelangt, der Hauptstadt der Meder. 547 eroberte ihr König Kūruš (Kyros II.) Urartu in Ostkleinasien, dann besiegte er den mit Ägypten verbündeten Lyderkönig Kroisos in Westkleinasien und annektierte wohl 541185 dessen Hauptstadt Sardes und sein Reich, das bis zu den Griechenstädten an der ägäischen Küste reichte. 539 fiel schließlich Babylon mitsamt Palästina und Syrien. Die Perser wurden zu unmittelbaren Nachbarn der Ägypter. Zudem konnten sie nun auf die Ressourcen der mittelmeerischen Seefahrervölker zurückgreifen,186 was den Ägyptern den Vorteil der marinen Überlegenheit nahm.

Ein halbes Jahr nach der Thronbesteigung Psammetichs III. kam es 525 v. Chr. gegen die persischen Angreifer zur Schlacht bei Pelusion. Psammetichs Armee unterlag. Der Pharao wurde vom persischen König Kambyses II. zunächst ehrenvoll behandelt, jedoch nach einem Aufstandsversuch hingerichtet. Mit ihm endete die 26. Dynastie.

Herodot zufolge eroberte Kambyses II., der Sohn und Nachfolger des Kyros, Ägypten (27. Dynastie) und, nach dem Zusammenhang zu deuten, auch Zypern.187 Zumindest ein Teil der Zyprer hatte Kyros bereits beim Kampf gegen Lydien, dann gegen Babylon und schließlich gegen Ägypten unterstützt. Nach der Eroberung Unterägyptens zog Kambyses mit seinem Heer weiter nach Westen. Dort verließ ihn sein Schlachtenglück. Nach einer Legende soll ihm in der Nähe der Oase Siwa sein ganzes Heer abhandengekommen sein. Herodot berichtet, sein Heer sei in einem Sandsturm untergegangen. Kambyses blieb bis 522 v. Chr. in Ägypten. Das Bild des Herrschers ist in den griechischen Quellen ausgesprochen negativ, während die einzige ägyptische Quelle zeigt, dass er sich wie ein Pharao zu verhalten versuchte.

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Statue des Udjahorresnet im Museo Gregoriano Egizio, Rom

Diese Quelle ist die Statue des Udjahorresnet, der in Abusir begraben wurde, wo sich sein riesiges Schachtgrab fand. Udjahorresnets Statue trägt seinen Lebenslauf. Er gibt sich als treuer Untergebener der Perserkönige Kambyses II. und Dareios I. zu erkennen. Kambyses hat demnach die Rolle des Pharao eingenommen, dann arbeitete er mit einheimischen Verwaltern zusammen und förderte sie, und schließlich erwies er der ägyptischen Religion seinen Respekt.

Nach dem Tod Kambyses' bestieg 521 Dareios I. den persischen Thron, der sich in Ägypten massivem Widerstand gegenübersah. Dort war es schon um 524 zu Unruhen gekommen, die von einem Mann namens Petubastis entfacht worden waren. Nach Erkenntnissen des Archäologen Olaf Kaper diente die Oasenstadt Dachla diesem Petubastis als Hauptstützpunkt. Kaper folgerte daraus, dass Siwa keineswegs das Ziel des gewaltigen Kriegszuges der Armee des Kambyses gewesen sein kann, wie es Herodot berichtet. Entgegen der Darstellung Herodots waren die (wohl übertriebenen) 50.000 Mann des Kambyses demnach weder auf dem Weg nach Siwa sondern nach Dachla, und sie wurden nicht von einem Sandsturm erstickt, sondern von dem Ägypter besiegt. Der Führer der Aufständischen zog sogar nach Memphis und ließ sich dort zum Pharao erheben.187f

Erst der Satrap188 Aryandes schlug den Aufstand bis 519/18 endgültig nieder. Auch er behielt die Gesetze der Pharaonenzeit und die kulturellen und religiösen Traditionen bei. Herodot zufolge veranlasste Aryandes, von der aus Barka in der Kyrenaika stammenden Fürstin Pheretime davon überzeugt, einen Feldzug gegen die Stadt. Durch List konnten die Perser die Stadt erobern. Ob es sich um die Niederschlagung eines Aufstands oder um eine Eroberung handelte, ist unklar. Herodot zufolge soll der erfolgreiche Aryandes beim Großkönig in Ungnade gefallen sein, als er nach dessen Vorbild eigene Silbermünzen prägen ließ.

Dareios ließ sich offenbar Listen der Priester zur Genehmigung vorlegen, wie aus Briefen hervorgeht, die der Satrap Pherendates I. († 465 v. Chr.) auf Elephantine hinterließ. Unter Dareios wurde der unter Necho II. begonnene Kanal zwischen etwa 510 und 497 v. Chr. fertiggestellt, Tempel restauriert und neue gebaut, wie etwa der Tempel des Amun von Hibis in der Oase Kharga. Insgesamt beließen die Perser das Land soweit wie möglich in dem Zustand, den sie vorgefunden hatten, und änderten nur das, was zur Integration in ihr Riesenreich, das bis nach Indien reichte, nötig war. Dazu gehörte die Einsetzung eines Satrapen, der ein Angehöriger des höchsten Adels war, und der Inspektoren und Spitzel mitbrachte. Die Administration erfolgte durch eine Kanzlei. Da deren Verwaltungssprache Aramäisch war, bedurfte es einer Schar von Übersetzern. Unterhalb dieser Spitzenpositionen wurden kaum Änderungen vorgenommen, so dass sich die ägyptischen Verwalter leicht in das nur an der Spitze persische System einfügten. Zudem blieb das Rechtssystem ägyptisch. Andererseits standen persische Truppen im Land, falls es der Verwaltungsspitze nötig erschien, wurden Beamte ausgetauscht, und Ägypten musste die gleiche Rolle übernehmen, wie die anderen Satrapien des Reiches. So halfen Ägypter beim Angriff auf das griechische Milet, mit dem 494 v. Chr. der Ionische Aufstand in Westkleinasien zusammenbrach.

Als die Perser in der Schlacht bei Marathon im September 490 eine schwere Niederlage gegen die Athener erlitten, erhoben sich die Ägypter erneut gegen ihre Eroberer. Xerxes I., der nach dem Tod des Dareios 486 v. Chr. neuer persischer König geworden war, ernannte seinen Bruder Achaimenes zum Satrapen von Ägypten. Dieser unterdrückte 494 v. Chr. den Aufstand und herrschte mit großer Härte über das Land. Ägypter mussten nun an den Angriffen auf Griechenland in den Jahren 490 und 480 v. Chr. teilnehmen, der Bruder des Xerxes kommandierte 200 ägyptische Triremen in der Schlacht von Salamis.

Als während der persischen Thronwirren 465 v. Chr. Xerxes I. ermordet wurde, kam es unter dem libyschen Fürsten Inaros II. von Heliopolis189, einem Sohn Psammetichs IV., und Amyrtaios von Sais erneut zu einem Aufstand. Achaimenes, Satrap und Prinz des persischen Achämenidenhauses, kam mit seinem gesamten Heer in Papremis in der Nähe des heutigen Port Said bei einer Schlacht im Jahre 463 v. Chr. ums Leben.190 Inaros wurde 454 v. Chr. nach der Niederschlagung des Aufstands hingerichtet.

Erneute Unabhängigkeit (404-341 v. Chr.)

Unter Artaxerxes I. herrschte in Ägypten relative Ruhe. Doch während der Herrschaft des nachfolgenden Königs Dareios II. flammten die Kämpfe, unterstützt durch griechische Söldnerheere, erneut auf. Ausgangsort war wieder die Stadt Sais. Ägypten sagte sich nach Dareios' Tod 404 v. Chr. vom persischen Großreich los. Artaxerxes II. wurde dennoch in Oberägypten noch zwei Jahre lang als ägyptischer Herrscher anerkannt.

Der einzige König der 28. Dynastie war wohl der Enkel des Aufständischen Amyrtaios von Sais mit dem gleichen Namen. Amyrtaios sagte sich 404 v. Chr. vom persischen Großreich los und regierte zunächst nur in Unterägypten. In Oberägypten wurde er erst 400 v. Chr. anerkannt. Möglicherweise starb er 399 v. Chr. eines gewaltsamen Todes. Tamos, ein aufständischer persischer Admiral ägyptischer Herkunft, setzte sich 400 v. Chr. mit seiner Flotte nach Ägypten ab, doch wurde er von einem ägyptischen Herrscher, wohl Amyrtaios, ermordet.

Nepherites I. kam durch die Entmachtung und Hinrichtung des Amyrtaios an die Macht (29. Dynastie). Unter ihm wurde die Hauptstadt von Sais nach Mendes verlegt. Es folgte für kurze Zeit gemäß der demotischen Chronik sein Sohn, von Manetho als Muthis benannt. Ihn löste Hakor (393-380 v. Chr.) als neuer König ab, der zunächst aufgrund fehlender Akzeptanz mit Psammuthis zweimal gekrönt wurde. Hakor gelang der Abschluss eines Bündnisvertrags mit den Griechen gegen die Perser, die erneut versuchten, nach Ägypten vorzudringen. Er konnte mit seinen See- und Landstreitkräften die Grenzen sichern. Nach seinem Tod folgte für vier Monate Nepherites II. als letzter Pharao der 29. Dynastie.

Nektanebos I. (380-362 v. Chr.) aus Sebennytos entstammte einer Militärfamilie. Er löste Nepherites II. ab und riss die Macht an sich (30. Dynastie). Während seiner Regierungszeit erfolgte eine Aufrüstung des Heeres, um die Perser von Ägypten fernzuhalten. Sein zum Mitregenten erhobener Sohn Tachos (Teos) zog nach dem Tod seines Vaters 359 v. Chr. nach Phönizien, um im Bündnis mit den Griechen den persischen König Artaxerxes II. anzugreifen. Agesilaos führte die griechischen Söldner, der Athener Chabrias die Flotte. Das Oberkommando übernahm Teos.

Sein Bruder, den er als Statthalter in Ägypten eingesetzt hatte, nutzte die Zeit von Tachos Abwesenheit und usurpierte für seinen Sohn Nektanebos II. mit Unterstützung der Priesterschaft den Thron. Der Spartaner entschied sich nach einem Schreiben aus seiner Heimat, mit den Söldnern die Fronten zu wechseln, obwohl der Athener noch versucht hatte, ihn auf der Seite des bisherigen Pharaos zu halten, wie Plutarch (Leben des Agesilaos, 36-39) berichtet.

Kopf des Nektqanebos II., Grauwacke, Musée des Beaux-Arts, Lyon

Die letzten Pharaonen lehnten sich ideologisch an das letzte Goldene Zeitalter, an das der 26. Dynastie an, wie an den Horus- und Nebtinamen zu erkennen ist. Auch setzten sie die Arbeiten an den Tempeln fort, wie in Mendes, Karnak oder Sakkara. Vor allem Nektanebos II. spielte eine Rolle im Apiskult, baute aber auch in Sais, Philae, Karnak und Hermopolis. Er schrieb seine Erfolge der Neith, Göttin von Sais zu. Demnach war Reichtum eine Gabe der Göttin, und er habe die Aufgabe, das von den Vorgängern Geschaffene zu bewahren.

Erst 374/373 v. Chr. unternahmen die Perser einen ersten Versuch, Ägypten zuzrückzuerobern. Artaxerxes III. unternahm nicht weniger als drei Versuche, das Land zu erobern, denn es spielte eine für Persien gefährliche Rolle in den Aufständen im Reich und im Kampf mit den Griechen. In diesen Kämpfen spielten wiederum griechische Söldner, die Ägypten für sich einsetzte, eine immer wichtigere Rolle. 361/360 standen 10.000 Söldner auf ägyptischer Seite, als Artaxerxes III. das Land 343/342 angriff, standen Nektanebos 20.000 Mann zur Verfügung, während die Milizen immer wieder schwere Kämpfe ausstanden, wie gegen Artaxerxes 374/373 und im Bürgerkrieg 360 v. Chr., auch wenn sie hier gegen die Griechen unterlagen. Beide Gruppen neigten dazu, die Rolle des Königsmachers einzunehmen. Auch Spartaner und Phönizier spielten eine wichtige Rolle, ebenso wie Libyer, von denen Nektanebos 20.000 aufbieten konnte. Hinzu kam, dass jede der sieben Nilmündungen von einer massiv befestigten Stadt gesichert wurde. Schwachpunkt der Verteidigung war demnach nicht die Armee oder die Flotte, nicht die Festungsbesatzungen sondern die Spitze der Armee, der Pharao und seine Generäle.

Zweite Perserherrschaft (341–332 v. Chr.)

Die zweite persische Ära (31. Dynastie) dauerte nur von 341 bis 332 v. Chr. Artaxerxes III. soll mit harter Hand geherrscht haben. Die große Zerstörungswelle, die ihm zugeschrieben wird, mit der Zerstörung ganzer Städte und Tempelanlagen sowie den Plünderungen vieler Heiligtümer, hat aber so wohl nie stattgefunden. Auch die Tötung des Apis-Stiers ist nicht nachweisbar. Artaxerxes wurde 338 v. Chr. vergiftet. Auch sein Nachfolger Arses erlag 336 v. Chr. einem Giftanschlag.

Gegen die Perser kam es unter Chabbasch zu einem Aufstand. Er herrschte wohl 338 bis 336 v. Chr. als Pharao und dominierte zeitweise erhebliche Teile des Landes.191

MacedonEmpire
Reich Alexanders des Großen bei seinem Tod im Jahr 323 v. Chr.

Nur für wenige Jahre konnten die Perser ihre Herrschaft wiederherstellen. Dareios III. musste sich 333 v. Chr. in der Schlacht bei Issos dem anrückenden makedonischen Heer unter Alexander dem Großen geschlagen geben. Da der Satrap Ägyptens, Sabakes, in der Schlacht ums Leben gekommen war und fast die gesamten persischen Besatzungstruppen aus Ägypten mit sich geführt hatte, konnte Alexander im Jahr 332 v. Chr. das Land kampflos einnehmen.

Doch zuvor traf der makedonische Söldner Amyntas in Ägypten ein und beanspruchte die Statthalterschaft im Namen des persischen Großkönigs. Seine Armee zog plündernd von Pelusium den Nil hinauf. Bei Memphis stellte ihn der Satrap Mazakes zum Kampf und tötete ihn und die meisten seiner Söldner. Mazakes übergab Alexander kampflos das Land und den Staatsschatz. Er selbst wechselte in die Gefolgschaft des Makedonen, der Kleomenes von Naukratis zu seinem Verwalter in Ägypten ernannte.

Alexanderreich, Ptolemäer (332-30 v. Chr.)

Alexander der Große (332 v. Chr.), Reichsteilung

Ausdehnung des ptolemäischen Reiches

Nachdem Alexander der Große bei Issos (333 v. Chr.) den persischen König Dareios III. besiegt hatte, zog er nach Tyros, das seiner Belagerung sechs Monate Widerstand leistete.192 Nach der Eroberung hatte Alexander als nächstes einen Angriff auf Zypern geplant (Arrian 2, 18), doch wandte er sich nach Süden, eroberte nach zweimonatiger Belagerung Gaza und zog dann nach Ägypten weiter. Von Pelusium, das er kampflos einnahm, zog er Richtung Heliopolis und Memphis.193 Die Bevölkerung empfing die Makedonen freundlich, da sie vermutlich glaubte, dass die Perser vertrieben werden, aber nicht, dass die Makedonen an deren Stelle treten würden. Der persische Satrap Mazakes übergab vor Memphis, mit 8000 Talenten und dem Inventar der königlichen Residenz, die Herrschaft über Ägypten an Alexander. Kurze Zeit später ließ sich der Makedone wohl von den Hohepriestern des Ptah in Memphis nach ägyptischem Ritus zum Pharao krönen und nahm den Namen „der Geliebte des Re, der Erwählte des Amun“ an. Seine ägypterfreundliche Haltung brachte er durch ein „prächtiges Opfer“ für Apis, den heiligen Stier von Memphis, zum Ausdruck, um sich von Kambyses, der gegen Apis gefrevelt haben soll, und von den Persern insgesamt abzuheben.194 Anschließend ließ er für seine Soldaten einen gymnischen und einen musischen agón ausrichten, zu dem Sportler und Künstler Griechenlands nach Memphis eingeladen worden waren. Nach den Feierlichkeiten nahm er auch das übrige Ägypten in Besitz.195

Die Gründung der Hafenstadt Alexandria im westlichen Nildelta „zu Beginn des Jahres 331 v. Chr.“196 erfolgte partiell nach Plänen des Königs und Pharaos. „Der König entwarf eigenhändig eine Planskizze und legte fest, wo die agorá anzulegen sei, wo die Straßen verlaufen sollten, wieviele Tempel für welche Götter … zu erbauen seien und wo die (80 stádia lange) Stadtmauer errichtet werden sollte.“197 Er hatte Alexandria als griechische Stadt mit demokratischem Zuschnitt konzipiert.198 Auf seine Veranlassung erfolgte der Wiederaufbau und die Restaurierung der von den Persern zerstörten Tempel. Die Einwohner Alexandrias richteten wahrscheinlich noch zu Lebzeiten des Königs einen Kult des Gründer-Heros (héros ktístes), ja des Gründergottes (théos ktístes) ein.199

Da Alexander mit seinem Heer relativ schnell aus Ägypten abzog, setzte er wie die Perser einen Satrapen ein. Der Bankier Kleomenes von Naukratis war der erste in diesem Amt. Ihm oblag die Einziehung der Abgaben, wobei er sich vor allem selbst bereicherte. Der Verwaltung stand bald ein gewisser Doloaspis vor. Alexander machte Peukestas, seinen Leibwächter, im Frühjahr 331 v. Chr. zusammen mit Balakros zum Befehlshaber (strategos) der in Ägypten zurückgelassenen Truppen.200 Ihm sollen 4.000 Mann unterstanden haben.201 Möglicherweise lag Peukestas' Zuständigkeitsbereich in Unter- und die des Balakros in Oberägypten.

Alexander, der am 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon starb, hatte vor seinem Tod seinen Siegelring an Perdikkas übergeben und ihm damit „gewisse ordnende Funktionen“ „in der Zeit unmittelbar nach dem Tod des Königs“ übertragen.202 Einige, wie auch Perdikkas selbst, sprachen sich für ein Gesamtreich unter einem Statthalter als Vormund für die Erben aus, andere, wie Ptolemaios, dafür, die führenden Mitstreiter des Verstorbenen in ein Gremium zu berufen, in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen werden sollten.203

Philippos Arrhidaios, der spätere König Philipp III. von Makedonien und Halbbruder Alexanders, sowie der erwartete Sohn der schwangeren baktrischen Frau Alexanders, Roxane, wurden zu Königen gewählt. Perdikkas erhielt für sie das Sorgerecht. Doch alle drei wurden ermordet: Philippos Arrhidaios wurde 317 v. Chr. vergiftet. Nach ihm wird in den Königslisten Alexander IV. bis 305 v. Chr. geführt, obwohl dieser schon 311 zusammen mit seiner Mutter Roxane durch Kassander ermordet worden war.

Die Entscheidung welcher General die Kontrolle über welche Satrapie erhielt konnte Perdikkas nicht treffen. Er musste sich mit den makedonischen Vornehmen beraten. In der „Reichsordnung von Babylon“ wurden 323 die Satrapien den einzelnen Generälen übertragen, wobei Ptolemaios Ägypten erhielt.204

Ptolemäer

Der Satrap Ptolemaios, ein ehemaliger hoher Militär, bemächtigte sich des Leichnams Alexanders und verschleppte ihn zum Heiligtum nach Siwa, um ihn dort beisetzen zu lassen. Doch die Fertigstellung des Grabmals dauerte zu lange, daher fand die Beisetzung in Alexandria statt. In Kyrene ließ er sich mittels des Diagrammas von Kyrene (321/320 v. Chr.) zum permanenten Strategen und obersten Gerichtsherrn erklären, 319/318 v. Chr. annektierte er nach dem Tod des Antipatros große Teile Syriens und Phöniziens, zog aber den überwiegenden Teil seiner Truppen bald wieder ab.

Aufteilung des Reiches Alexanders

Im Gegensatz zu Ptolemaios versuchte eine Gruppe von Offizieren das Reich Alexanders zusammenzuhalten und seinem noch nicht geborenen Sohn Alexander (IV.) die Nachfolge zu sichern. Unter ihnen war Perdikkas, der Träger von Alexanders Siegelring und Führer des Heeres. Er rückte mit einer großen Streitmacht 321 v. Chr. nach Ägypten vor. Ptolemaios konnte ihn jedoch bei Memphis zurückschlagen. Mit seinen beiden Verbündeten Lysimachos und Kassander zog Ptolemaios kurz darauf gegen Antigonos I. Monophthalmos, den Nachfolger des ermordeten Perdikkas, in den Krieg. Er konnte bei Gaza 312 v. Chr. das Heer des Sohnes des Antigonos besiegen und wurde in einem Friedensvertrag als ägyptischer Satrap bestätigt. Nach dem Sieg von 306 über den zweiten, der versuchte Ägypten zu erobern, über besagten Antigonos I., den Einäugigen, der noch immer die Sache des Einheitsreiches verfocht, und der 301 in der Schlacht von Ipsos ums Leben kam, etablierten sich die Reiche der Diadochen. Ein letzter Versuch der Reichseinigung scheiterte 281 v. Chr.. Es blieben als mächtigste Reiche Makedonien und die Reiche der Seleukiden im Osten und der Ptolemäer Ägyptens.

Diadochen1
Die Diadochenreiche um 300 v. Chr.

Der 60jährige Ptolemaios I. regierte ab 306 v. Chr. mit dem Beinamen Soter („der Retter“) als unabhängiger Monarch, nicht mehr als Satrap. Ab Januar 304 war er Pharao - bis dahin wurde im ganzen Land weiterhin nach dem längst toten Alexander IV. datiert, dem Sohn des Großen Alexander. Dies konnte Ptolemaios umso leichter, als 310/09 Alexanders Sohn ermordet worden war. Doch Ptolemaios hatte die Jahre seit Alexanders Tod auch innenpolitisch genutzt. Als er von den Machenschaften seines Vorgängers Kleomenes erfuhr, der Tempel hatte ausplündern lassen und den Armeesold nicht ausgezahlt hatte, ließ er ihn verhaften und zum Tode verurteilen. Stärkstes Motiv dürfte jedoch gewesen sein, dass Kleomenes sich für die Reichseinheit einsetzte, während Ptolemaios den Partikularismus vertrat. Bei den Ägyptern versuchte er daher eine Verbindung zu den Pharaonen und vor allem zu jenen herzustellen, die für die Unabhängigkeit des Landes standen. Unter diesen war jener Chabbasch, der 338 bis 336 v. Chr. versucht hatte, die Perserherrschaft abzuschütteln, und dem Ptolemaios in einem Dekret ein langes Leben wünschte.204q

Außerdem suchte er gute Kontakte zu alteingesessenen Familien und vor allem zur Priesterkaste, wie den Familien des Hohepriesters des Ptah in Memphis oder des Hohepriesters des Thoth in Hermupolis. Auch die Griechen versuchte er stärker einzubeziehen. Das beste Beispiel für seine Versuche, die griechischen und ägyptischen Bevölkerungsteile unter einer Ideologie zusammenzubringen, stellt die Förderung des Sarapis-Kultes dar. In Alexandria installierte er zudem den landesweiten Alexanderkult, dessen erster Priester sein Bruder Menelaos wurde. Bei seinem Tod im Jahr 282 v. Chr. hinterließ der 84jährige Ptolemaios ein stabiles Großreich, seine zahlreichen Kinder spielten bedeutende politische Rollen in mehreren hellenistischen Reichen. Berenike I. war die Mutter des Thronfolgers, während der Sohn der Erstfrau Eurydike übergangen wurde. Er wurde später König von Makedonien.

In Kleinasien erkämpften sich die kleineren hellenistischen Königreiche Pergamon, Bithynien, Pontos und Kappadokien ihre Autonomie, während sich die Ptolemäer in den meisten Küstengebieten festsetzen konnten, zunächst in Phaselis und Xanthos, auf Zypern fanden sie Verbündete. Die griechischen Staaten erhofften sich dabei ägyptische Hilfe gegen die makedonische Übermacht, die sich ihrerseits mit den Seleukiden verbündete.

Verlust der levantinischen, kleinasiatischen und griechischen Gebiete

Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts verlor jedoch Ägypten die meisten seiner Stützpunkte in Griechenland, und nur auf Thera verblieb bis 145 v. Chr. eine Garnison. Im Fünften Syrischen Krieg verlor Ägypten nach der Niederlage bei Panion (200 v. Chr.) im Jahr 195 v. Chr. auch seinen Einfluss in Syrien an die Seleukiden. Zypern jedoch, das 306 bis 294 an die Gegner verlorengegangen war, blieb ab 294 v. Chr. dauerhaft ägyptisch.

Egitto tolemaico, tolomeo I, statere di cirene, 305-209 ac ca
Münze aus Kyrene mit Streitwagen, der von Elefanten gezogen wird, Altes Museum Berlin

Dabei veränderte sich an der makedonisch inspirierten Kampftechnik, die auf der Phalanx und der schweren Reiterei basierte nur wenig, doch es kamen später Kriegselefanten zum Einsatz, vor allem bei den Seleukiden, die die Tiere leicht aus Indien beschaffen konnten, an das ihr Reich grenzte. Bald nahm der Anteil der Ägypter und Libyer an der Reiterei stark zu, doch auch im Fußvolk stellten sie bald jeden zweiten Mann. Die übrigen stellten zunehmend Söldner, der Anteil der Makedonen ging stark zurück. Die Veteranen wurden an zahlreichen Orten angesiedelt, wo sie Landzuweisungen erhielten. Diese Militärbauern oder Kleruchen wurden gelegentlich in Kriegen eingesetzt, ab der Schlacht von Raphia (217 v. Chr.) auch die ägyptischen Milizen. Weniger erfolgreich waren die Ptolemäer mit Blick auf die Flotte, die mit etwa 140 Schiffen 306 v. Chr. vor dem zyprischen Salamis eine katastrophale Niederlage erlitt. Die Kampftechnik verlagerte sich auf eine Art Landkrieg zur See, so dass die Schiffe immer größer wurden. So behauptete Ptolemaios IV., sein größtes Schiff habe nicht weniger als 2.850 Seemänner getragen. Um das Deck zu vergrößern, baute man eine Art Katamaran. Signalsysteme wurden entwickelt, man übertrug die makedonische Taktik auf die See, führte Katapulte mit. Doch drei schwere Niederlagen beendeten die ptolemäische Seeherrschaft. 258 v. Chr. unterlag sie gegen die Flotte eines rhodischen Admirals, eine zweite Niederlage erfolgte vor Kos durch den makedonischen König und 245 v. Chr. unterlagen die Ägypter vor Andros.

Trotz des Verlustes der Seeüberlegenheit blieb Zypern mehr als ein Vierteljahrtausend ptolemäisch. Während unter dem ersten Ptolemäer auf Zypern noch Widerstand anzutreffen war - so versuchte Nikokreon von Salamis (331-311/10), dessen Vater Prytagoras bereits 332 Alexander bei der Belagerung von Tyros unterstützt hatte, und der noch unter Belassung des Königstitels zum ersten Strategen von Kypros ernannt worden war -, kam es unter seinen Nachfolgern zu keinen größeren Aufständen mehr. 321 v. Chr. verbündeten sich vier Könige von Zypern mit Ptolemaios I. und hielten die Insel gegen Antigonos. Ptolemaios verlor die Insel jedoch 306 und 294 an Demetrios Poliorketes, danach verblieb sie bis 58 v. Chr. im Ptolemäerreich. Mit Athen und Zypern bestanden zunächst enge Handelsbeziehungen, die die Ptolemaier jedoch zunehmend auf Ägypten konzentrierten. Das geschlossene Währungssystem galt nicht nur für Ägypten sondern auch für Kyrene und Zypern.205 Ohne eine schlagkräftige Flotte war ein solches System jedoch kaum aufrechtzuerhalten.

Innere Konflikte, wirtschaftlicher Niedergang

Doch nicht nur die griechischen Gegner machten den Ptolemäern zu schaffen. Als es 246 v. Chr. zu einem ersten Aufstand gegen die Ptolemäer in Ägypten kam, lieferte Zypern Getreide, das zur Beilegung genutzt wurde. 217 bis 197 kam es zu einem Aufstand der Soldaten in Unterägypten, der auch die Herrschaft über Zypern erschüttert haben dürfte.

Im Kampf der hellenistischen Herrscher, in dem Prestige und Ruhm an oberster Stelle standen, spielte der Glanz der Hauptstadt eine enorme Rolle. Daher bauten die Herrscher Alexandria zu einer beeindruckenden Metropole aus. Der unter Ptolemaios begonnene Bau der Bibliothek von Alexandria sowie der Bau des Leuchtturms, der eines der sieben Weltwunder war, wurden unter Ptolemaios II. vollendet. Mindestens ein Viertel der Stadt wurde von Palästen eingenommen, der Sema, die Grablege, wo Alexander in einem goldenen, später gläsernen Sarg lag, war eines der Prunkstücke. Allein dieser Leichnam war von größtem propagandistischem Wert. Auch das vom ersten König der Dynastie gegründete Mouseion, zu dem die berühmte Bibliothek mit ihren über 700.000 Bänden gehörte, sollte Alexandria zum Zentrum der griechischen Kultur machen. Ptolemaios' Sohn stiftete ihm zu Ehren wohl 279/278 v. Chr. die penteterischen Festspiele (Ptolemaieia) und erhob ihn zum „rettenden Gott“ (Theos Soter). Man verband die Dynastie zunehmend mit Zeus, Dionysos und Apollon. Alle Ptolemäer gehörten einer Familie von Göttern an, denen ein eigener Kult mit umfangreichen Opferritualen galt. Dies passte sowohl in die hellenistische, als auch in die ägyptische Vorstellungswelt, ebenso wie die häufigen Geschwisterehen. Diese setzten mit Ptolemaios II. ein, der seine Schwester Arsinoe II. ehelichte. Hier boten Isis und Osiris, aber auch Zeus und Hera mögliche Vorbilder. Zwar wurde erst Ptolemaios V. 205 v. Chr. sicher in den rituellen Formen eines Pharaos gekrönt, doch vermutlich setzte diese Tradition bereits mit Alexander ein.

Feierlichkeiten boten Gelegenheit, Reichtum, Raffinesse, aber auch militärische Überlegenheit zu demonstrieren. So marschierten bei einer Gelegenheit nicht weniger als 57.600 Infanteristen und 23.200 Kavalleristen auf. Zugleich zog man altägyptische Bauwerke nach Alexandria und die Ptolemäer stellten Statuen auf, die sie in ägyptischem Stil darstellten.

Eines der vier Fragmente des Papyrus Nash, wohl aus dem 2./1. Jahrhundert v. Chr., die bis 1947 als älteste Bibelhandschrift galten.

Die größte Ausdehnung unter den Ptolemäern hatte Ägypten unter Ptolemaios III. Euergetes, der von 246 bis 221 v. Chr. regierte. Nach dem gewaltsamen Tod von Ptolemaios IV. Philopator, wurde sein minderjähriger Sohn Ptolemaios V. Epiphanes sein Nachfolger. Diese innere Schwäche bezahlte Ägypten mit dem Verlust von Syrien und Stützpunkten in Kleinasien. Dennoch überspannte die Herrschaft der Dynastie drei Jahrhunderte vergleichsweise intensiver Herrschaft. Sie erreichte eine bisher nicht mögliche Integration mit Blick auf die Verwaltung und die Wirtschaft in das Reich, worauf zahlreiche Siegel hinweisen.206 Auch die Tempel spielten dabei weiterhin eine Rolle, wie der Tempel von Edfu zeigt. Diese enorme Wirtschaftskraft wiederum floss zu erheblichen Teilen in die Ausstattung Alexandrias und die Finanzierung der Kriege.

Doch neben den äußeren zogen sich inneren Kämpfe unter der Verwandtschaft der Ptolemäer durch alle folgenden Generationen, in die sich auch die Bevölkerung einmischte. So wurde 203 v. Chr. der Geliebte Ptolemaios IV, Agathokles und seine Anhänger und Verwandten von einer wütenden Menschenmenge gelyncht (Polybios, 15,33). Auch im Streit zwischen Ptolemaios VI. und Ptolemaios VIII. mischte sich die Menge in Alexandria ein, 80 v. Chr. ermordete sie Ptolemaios X. Kleopatra VII. war die letzte Ptolemäerin auf dem Pharaonenthron. Auch sie blieb von den inneren Kämpfen nicht verschont. Als sie die Regierungsgeschäfte als Siebzehnjährige 51 v. Chr. von ihrem Vater Ptolemaios XII. Neos Dionysos übernahm, tat sie dies unter der Bedingung, ihren jüngeren Bruder Ptolemaios XIII. zum Mann nehmen zu müssen. Die Macht der Alexandriner brachen erst die Legionen Caesars 48/47 v. Chr.

Edfu Tempel 42
Der idealisierte Pharao Ptolemaios VIII. zwischen den Göttinnen Wadjet von Unterägypten (links) und Nechbet von Oberägypten (rechts), Wandrelief im Tempel von Edfu

Mit Ptolemaios VIII. Physkon („der Dicke“), den die Alexandriner für kurze Zeit zusammen mit seiner Schwester Kleopatra II. ausgerufen hatten, und der schließlich auch noch gemeinsam mit seinem älteren Bruder Philometor regieren musste, wandte sich erstmals 164 v. Chr. ein Ptolemaier an Rom, um eine Entscheidung in dem permanenten Intrigenspiel zu erhalten. Doch dies misslang. Bis zu seinem Tod am 26. Juni 116 v. Chr. wurde Ägypten immer wieder von heftigen innerdynastischen Kämpfen erschüttert. 163 v. Chr. beschränkte sich Physkon in einer dynastischen Vereinbarung auf die Kyrenaika. Er überzeugte den römischen Senat, seinen Anspruch auf Zypern zu unterstützen, den sein Bruder Philometor ignorierte; nach Physkons vergeblichem Versuch, die Insel zu erobern, schickte Rom Philometors Gesandte 161 v. Chr. nach Ägypten zurück. Nach einem Mordanschlag reiste Physkon erneut nach Rom, zeigte dort seine Verletzungen, woraufhin der Senat ihn unterstützte. Eine Inschrift berichtet, Ptoelmaios habe Rom in der Kyrenaika im Falle der Kinderlosigkeit als Erben eingesetzt.206d Doch auch der zweite Eroberungsversuch Zyperns scheiterte. Erst nach dem Tod seines Bruders wurde „der Dicke“ als Ptolemaios VIII. Euergetes II. - ein Name, der an seinen Ahnen Ptolemaios III. erinnern sollte - Alleinherrscher. Menekles von Barka berichtet von Massenvertreibungen von Juden und Intellektuellen aus Alexandria, die Philometor unterstützt hatten. Flavius Josephus erwähnt gar ein gescheitertes Massaker an Juden mit Unterstützung durch Kriegselefanten. In jedem Falle verließen viele Gelehrte das Land, darunter Aristarchos von Samothrake (der bereits 146 v. Chr. nach Zypern gegangen war) und Apollodor von Athen. Die Vertriebenen sollen an vielen Orten Kunst und Wissenschaften stark belebt haben, da die hochgebildeten Exilanten dort Unterricht gaben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Polybios (Historíai 34, 14, 1−7) gibt an, dass fast die gesamte griechische Bevölkerung aus Alexandria vertrieben worden sei - sicherlich eine Übertreibung. Schließlich mündeten die Hofintrigen - der König hatte seine Schwester geheiratet und deren Tochter missbraucht - in einen Bürgerkrieg, in dem das Volk Alexandrias den königlichen Palast in Brand steckte. Dieser Bürgerkrieg vertiefte zugleich die Kluft zwischen Kleopatras Alexandria und dem flachen Land, das Ptolemaios unterstützte. Kleopatra bot den ägyptischen Thron sogar dem Seleukiden Demetrios II. Nikator an, der aber mit seiner Armee, wie so viele vor ihm, nur bis Pelusion kam; 127 v. Chr. floh Kleopatra zu den Seleukiden, während Alexandria den Kampf noch ein Jahr fortsetzte.

Der ptolemäische Tempel von Edfu, an dem zwischen 237 und 57 v. Chr. immer wieder gebaut wurde. Dort betonte man die Verbindung zur letzten Pharaonendynastie, besonders zu Nektanebos II. Die bedeutendsten Priester waren jedoch inzwischen die Hohepriester von Memphis

Außerhalb Alexandrias gelang vielen Ägyptern ein gesellschaftlicher Aufstieg, sie erscheinen sogar als Provinzgouverneure (strategos). Vielfach wurden die Konflikte als „nationalistisch“ motiviert gedeutet, doch einerseits trug die Schwäche der Regierung, kulturelle Gegensätze (Kleopatra VII. war anscheinend der einzige Ptolemäerkönig, der Ägyptisch sprach), aber auch Regionalismen zu den Auseinandersetzungen bei, die sich in Rivalitäten zwischen den Städten niederschlugen. So bestand in der Thebais sogar zwischen 205 und 186 ein unabhängiger Staat unter König Haronophris, dem 197 v. Chr. sein Sohn (?) Chaonnophris folgte. Vielleicht zeigte sich hierin auch der politische Ehrgeiz der Amunpriesterschaft in Verbindung mit religiös begründeter Fremdenfeindlichkeit. Hinzu kamen Brigantismus und Banden, Tempelraub und die Suche nach Asyl in den Tempeln, die die Härte der Konflikte nur andeutungsweise fassbar machen. Auf der anderen Seite stand eine unverständliche, oftmals korrupte, repressive Gewalt, die zu wenig gegen den Hunger oder die unsicheren Verhältnisse unternahm. Gerade letztere schadeten wiederum der Wirtschaft und verstärkten den Kampf der Marginalisierten gegen die Inhaber der Macht, die sie nicht mehr schützten.

Sklaven wurden zwar aus Nubien verschleppt, und auch Kriege hatten Versklavungen zur Folge, doch war Sklaverei für die Ptolemäer von untergeordneter Bedeutung. Die Arbeit der ländlichen Bevölkerung, die theoretisch frei war, stand in ausreichendem Maße zur Verfügung. Zudem trocknete der Zustrom von Kriegsgefangenen angesichts der Niederlagen und des nur mit Mühe zu haltenden Status quo zunehmend aus. Andererseits sorgte die Piraterie, die ab etwa 250 v. Chr. angesichts der Schwäche der ägyptischen Flotte wieder zunahm, für einen steten Zustrom. Dieser wuchs erheblich stärker an, als es auch den Rhodiern nicht mehr gelang, die Piraten zu bekämpfen. So lag der Höhepunkt des Sklavenhandels zwischen etwa 150 und 67 v. Chr., als es Pompeius gelang, ihre Flotten zu vernichten. Die geringe Bedeutung für die ägyptische Agrarproduktion stand dabei in scharfem Kontrast zu den großen Mengen an Haus- und Hofsklaven in den Städten, wo die handwerkliche Produktion, wie überall in der griechischen Welt, bei Sklaven lag.206s

Einmischung Roms

Rom mischte sich immer stärker in die Verhältnisse im östlichen Mittelmeer ein. Bereits mit dem Sieg über den hellenistischen König von Epirus, Pyrrhus, im Jahr 275 v. Chr. begann Rom den rein italischen Rahmen zu sprengen und seine Macht auszudehnen. Es führte bald Kriege gegen die hellenistischen Reiche (200 bis 146 v. Chr.), 167 v. Chr. verschwand das Königreich Makedonien, schließlich folgte die Expansion nach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) und am Ende stand die Annexion des Restreiches der Seleukiden (64 v. Chr.). Dieser lange Prozess begann zwischen Rom und Alexandria mit einer Gesandtschaft im Jahr 273 v. Chr., die Geschenke und Höflichkeiten unter Gleichen austauschte. Dies führte zu einer informellen Erklärung der Freundschaft (amicitia), was einer Erklärung guten Willens gleichkam. Jedenfalls verband man damit keinerlei Verpflichtungen.207 Doch bald wurde Rom zur Garantiemacht für den Fortbestand des Ptolemäerreiches. Nach dem römischen Sieg über Makedonien begab sich Gaius Popillius Laenas nach Alexandria, um dem Seleukiden Antiochos IV. ein Ultimatum zu überbringen, das den sofortigen Abzug aus dem besetzten Ägypten verlangte. Als dieser zögerte, zeichnete Laenas an einem Julitag des Jahres 168 v. Chr. mit seinem Stock einen Kreis in den Sand. Dieser umschloss die beiden Männer. Laenas forderte vom König, sich vor dem Verlassen des Kreises zu entscheiden. Durch seine schroffe Art veranlasste er Antiochos zur Annahme der römischen Forderung (Polybios 29,27; Tag von Eleusis). Und Rom expandierte weiter, etwa in Kleinasien, das zu großen Teilen an die Tibermetropole vererbt wurde. 96 v. Chr. erwarb Rom die Kyrenaika, 58 v. Chr. Zypern. Von dort war es nur ein kurzer Weg, sich auch in die innerdynastischen Auseinandersetzungen Ägyptens einzumischen. König Ptolemaios XI. verdankte 80 v. Chr. Rom seinen Thron.

Strabon behauptet, der zyprische König Ptolemaios (80–58 v. Chr.), ein jüngerer Sohn des Ptolemaios IX. Soter von Ägypten, habe sich unangemessen verhalten und sei daher abgesetzt worden. Er war im Seeräuberkrieg mit Clodius Pulcher in Gegensatz geraten, wurde geächtet und vergiftete sich schließlich. Die Insel wurde zwischen 58 und 56 v. Chr. prätorianische Provinz und tributpflichtig, die Schätze des Ptolemaios im Wert von 7000 Talenten durch den Quästor Cato den Jüngeren wie Kriegsbeute nach Rom geschleppt.

Während der römischen Bürgerkriege spielte Ägypten noch einmal eine wichtige Rolle, als zunächst der unterlegene Feldherr Gnaeus Pompeius auf der Flucht bei der Landung in Alexandria ermordet wurde und dann sein siegreicher Konkurrent Julius Caesar in den ägyptischen Zwist eingriff, um ihn zugunsten von Kleopatra gegen ihre Brüder Ptolemaios XIII. und XIV. zu entscheiden. Ägypten war längst in großen Schwierigkeiten. Viele Dörfer waren entvölkert, da man die Steuern nicht mehr zahlen konnte. So verließen 51/50 v. Chr. alle Einwohner den mittelägyptischen Ort Hiera Nesos - bis auf die Priester des zugehörigen Tempels. Auch verließen alle nicht Einheimischen den Ort Tinteris im Jahr 50/49 v. Chr. Im selben Jahr gab es eine nur schwache Nilflut, im herakleopolitschen Gau kam es zu Unruhen, die jedoch niedergeschlagen wurden. Schließlich wurde am 27. Oktober 50 v. Chr. ein königlicher Befehl erlassen, in dem alle Getreidekäufer in Mittelägypten bei Todesstrafe verpflichtet wurden, ihre Waren nur in die Hauptstadt zu bringen, offenbar, um einer Hungersnot in Alexandria vorzubeugen.208 Kleopatra dominierte anfangs die Regierung und gebärdete sich für etwa 18 Monate als Alleinherrscherin. In besagtem Königsbefehl erscheint hingegen wieder ihr Bruder zuerst. Ungefähr im Herbst 49 v. Chr. wurde Kleopatra aus Alexandria vertrieben.209 Nun warb sie in Palästina Söldner an und marschierte mit ihrer Privatarmee gegen die Grenzfestung Pelusion. Mit seinen Ratgebern und der Armee zog Ptolemaios XIII. seiner Schwester entgegen, doch bevor es zum Kampf kam, erschien Pompeius an der Küste, wohin er nach seiner Niederlage bei Pharsalos geflohen war. Der römische Feldherr, der wegen seines Freundschaftsverhältnisses mit Ptolemaios XII. als Vormund von dessen Sohn Ptolemaios XIII. auftreten konnte, bat die ptolemäische Regierung um Unterstützung und Aufnahme. Der Römer wurde jedoch ermordet, zwei Tage später landete der siegreiche Caesar in Ägypten.

48/47 v. Chr. übertrug Marcus Antonius Kleopatra und ihrer jüngeren Schwester Arsinoë IV. die Herrschaft über Zypern, was nach seinem Tod jedoch rückgängig gemacht wurde.210 Als Kleopatra, nunmehr die Geliebte Caesars, im Sommer 46 v. Chr. nach Rom eingeladen wurde, nahm sie Ptolemaios XIV. und ein großes Gefolge mit. Nach dem Tod Caesars im Jahr 44 floh Kleopatra nach Ägypten, ließ bald ihren Bruder beseitigen. Dort gewann die Königin auch das Herz des Marcus Antonius, der ihr 36 v. Chr. die früheren ptolemäischen Gebiete in Syrien und Kleinasien zuerkannte. Nachdem jedoch die Flotten des Antonius und der Kleopatra 31 v. Chr. in der Schlacht bei Actium von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus besiegt worden waren, fiel Ägypten im folgenden Jahr an das Römische Reich. Dabei wurde Alexandria mitsamt seiner Bibliothek ein Raub der Flammen.

Römisches Reich

Römische Provinz

30 v. Chr. nahmen die römischen Truppen Alexandria, die Hauptstadt der Ptolemäer, ein. Octavian annektierte das Land als neue römische Provinz, die er jedoch nur einmal, im Jahr 27 v. Chr. besuchte.

Unter den römischen Provinzen nahm Aegyptus lange Zeit eine Sonderstellung wegen ihres großen Reichtums, aber auch ihrer kulturellen Andersartigkeit ein. Sie war in der Folge die Kornkammer des Reichs und unterstand unmittelbar dem Kaiser, der die Provinz über den praefectus Aegypti verwaltete. Augustus alleine erteilte den Senatoren sowie Angehörigen der kaiserlichen Familie die Erlaubnis, das Land zu betreten. Diodorus Siculus (1.31.6-9) gibt die Einwohnerzahl Ägyptens im 1. Jahrhundert mit 3 Millionen an, während Flavius Josephus 7,5 Millionen angibt - ohne Alexandria, das 300.000 bis 500.000 Einwohner hatte (Diodorus 17.52.6) auf einer ummauerten Fläche von 825 ha. Roger Bagnall und Bruce Frier schätzten die Einwohnerzahl auf 4-5 Millionen, davon 1,75 Millionen in Städten mit 20 bis 40.000 Einwohnern.210d Es existierten 2.000 bis 3.000 Dörfer, die vielleicht 1.000 bis 1.500 Einwohner hatten. Sklaven bildeten vielleicht 11 % der Bevölkerung, von ihnen waren etwa zwei Drittel weiblich. In der übrigen Bevölkerung gab es eher einen Männerüberschuss. Die Lebenserwartung für Mädchen lag bei der Geburt vielleicht bei 20 bis 25 Jahren, die der Jungen lag sicherlich über 25 Jahren. Folgt man den Untersuchungen, so wurde ein Sechstel der Ehen zwischen Geschwistern geschlossen, die Männer heirateten später als die Frauen.

Für die historischen Wissenschaften ist Ägypten von enormer Bedeutung, da sich in seinem trockenen Klima Papyri besser erhalten haben, als in den übrigen Provinzen. Hier ragt Oxyrhynchus heraus, ein Ort 200 km oberhalb von Kairo, nach dem die Oxyrhynchus Papyri benannt wurden. Auch die Ostraka, beschriebene Tontäfelchen aus der östlichen Wüste, genauer gesagt dem Kastell Mons Claudianus, von denen man mehr als 9.000 fand, bieten ungewöhnlich breite und tiefe Einblicke in die Gesellschaften, die sie hervorbrachten. Neben Papyri erhielten sich wegen der Trockenheit auch andere organische Materialien besser, wie etwa Stoffe und Kleider, Körbe, Leder, aber auch Lebensmittel.

Präfekt, zivile und militärische Verwaltung, ethnisch bestimmte Hierarchie

Rom übernahm die administrative Einteilung des Landes, so dass weiterhin 30 nomes unter den jeweiligen strategoi, die dem Präfekten Rechenschaft schuldeten, mit einer eigenen Hauptstadt existierten. Der Präfekt war persönlicher Repräsentant seines Herrn in Ägypten, militärischer Befehlshaber der dort stationierten Legionen, Appellationsinstanz in Rechtsfragen und Spitze der Verwaltung. Einmal jährlich reiste er durch das Land. Das Amt galt über weite Strecken der Kaiserzeit als Gipfel der ritterlichen Laufbahn.

Derniers hieroglyphes
Die letzten Hieroglyphentexte stammen aus Philae, 2. Jahrhundert

Der erste Präfekt in Ägypten war Cornelius Gallus.211 Schon kurz nach seiner Ernennung zog er 29 v. Chr. nach Oberägypten, um dort einen Aufstand niederzuschlagen. Weiter im Süden schlug er anschließend die vorrückenden Äthiopier zurück. Nachdem er bei Augustus in Ungnade gefallen war und der Kaiser formell mit der Aufkündigung der Freundschaft (renuntiatio amicitiae) reagierte, woraufhin der Prozess gegen den Präfekten eingeleitet wurde, tötete sich Gallus 26 v. Chr.

Um 70 n. Chr. trat die Präfektur von Ägypten in der Rangfolge der ritterlichen Ämter hinter den Prätorianerpräfekten zurück. Dem praefectus Aegypti waren drei oder vier Epistrategen untergeben, die ebenfalls dem Ritterstand angehörten. Die Verwaltung einer Provinz in dieser Form war einzigartig im Reich. Die Verwaltungsspitze war römisch, die mittlere Verwaltungsschicht der Gauebene (Gaustrategen) griechisch und nur die lokale Verwaltung ägyptisch.

Der praefectus Aegypti hatte seinen Sitz in der Hafenstadt Alexandria. Er reiste regelmäßig durch Ägypten, um Gericht zu halten und Verwaltungsentscheidungen zu treffen. Seine wichtigste Aufgabe waren die Steuer- und die Finanzverwaltung, bei der er von Prokuratoren aus dem Ritterstand unterstützt wurde. Er führte auch den Befehl über die in Ägypten stationierten Legionen und Hilfstruppen. Die Amtszeit des praefectus Aegypti war nicht festgelegt und wurde vom jeweiligen Kaiser bestimmt. Sie betrug üblicherweise zwei oder drei Jahre, manchmal, wie unter Kaiseer Tiberius, war sie auch deutlich länger.

Wirtschaftlich änderte sich die Situation in Ägypten fundamental.211k Anzeichen dieser Veränderung sind der Verfall der Tempel, das Verbot verschiedener Steuerarten, wie das der ptolemäischen Erntesteuer, das Auftauchen einer neuen Landbesitzerführungsgruppe in den Orten auf dem Lande, die nach und nach erfolgende Ersetzung der traditionellen Administration durch obligatorische öffentliche Dienstpflichten (Liturgien) sowie die Ersetzung landsuchender ptolemäischer Hofbeamteer durch Gruppen, die auf der Suche nach höheren Gewinnen auf Erwerb und Intensivierung der Landwirtschaft und einen freieren Arbeitsmarkt setzten. In der Zeit nach Augustus scheinen die Abgaben gesunken zu sein, die zunächst leicht über den ptolemäischen gelegen hatten. Die Schaffung öffentlicher Archive mag die Möglichkeiten einer Fernverwaltung von Gütern, zu denen nicht mehr notwendigerweise direkte Kontakte bestanden, vereinfacht haben. Monson bezeichnete hingegen das ptolemäische Regime als einen Banditenstaat, dessen Vertreter die Landgemeinden ausplünderten, bevor dies andere taten. Die Römer hingegen erhoben die Steuern nach ihren Bedürfnissen und vor allem in der Hoffnung auf spätere, höhere Gewinne. Dies führte zumindest bis zu den schweren Epidemien unter Antoninus Pius zu erheblicher Steigerung der Erträge, wenn sich auch das spätere römische Kaiserreich wieder zu einem „Räuberstaat“ entwickelte, wie schon Augustinus urteilte. Die Kaiser wiederum waren oftmals von den Forderungen ihrer eigenen Eliten getrieben, wenn auch das Verhältnis zwischen Landbesitzern, Hof und Kaiser noch zu wenig erforscht ist, um die Wege dieser wirtschaftlich-politischen Einflussnahmen genauer beschreiben zu können. Dabei wurde privater Landbesitz keineswegs von den Römern in Ägypten eingeführt, wie lange angenommen, sondern er bestand, wenn auch in viel geringerem Umfang, bereits unter den Ptolemäern.

Die Städte genossen zunächst keinerlei Selbstverwaltung. Dies änderte sich unter Kaiser Septimius Severus im Jahr 200, als in jeder der dreißig Hauptorte ein Stadtrat eingeführt wurde. Damit entwickelten sich die Orte zu Municipia. Ab dem Jahr 212 besaßen dann alle Städte des Reiches mindestens den Rang eines municipiums, was allerdings erhebliche finanzielle Lasten mit sich brachte. Jeder männliche Bewohner zwischen 14 und 60 hatte eine jährliche Abgabe zu entrichten. Die kleine Gruppe der römischen Bürger war hiervon allerdings befreit, die oberen Klassen (metropolites) zahlten eine verminderte Abgabe.

Strabo (17.1.12) nennt drei Legionen, nämlich die XXII Deiotariana, die III Cyrenaica und die II Traiana sowie die XV Apollinaris. davon eine in Alexandria. Dort standen auch drei römische Kohorten, dazu je drei weitere in Syene an der Südgrenze, schließlich drei im übrigen Land. Auch die drei Reiterabteilungen (alae) waren im Land verteilt. In Alexandria stand die Festung Nikopolis, etwa 5 km östlich des Stadtzentrums. Im ganzen Land gab es Beobachtungstürme, denn jede Bewegung durch die Wüste war nur mit entsprechenden Genehmigungen, sei es auf Ostraca, sei es auf Papyrus geschrieben, erlaubt. Entlang der Karawanenrouten war die Gefahr besonders groß, so dass dort eine lange Kette von Wachtposten eingerichtet wurde. Zudem begleiteten Legionäre die Steuereintreiber, bewachten den Getreidetransport auf dem Nil, sicherten Minen und den Transport der Materialien.

Unruhen, Aufstände, Gegenkaiser

Während der Regierungszeit Kaiser Caligulas kam es in Alexandria zu einem Kleinkrieg zwischen der hellenischen und der jüdischen Bevölkerung. 69 wurde Vespasian, der zu dieser Zeit Prokonsul der Provinz Africa war, nach dem Tod des Vitellius in Alexandria zum Kaiser ausgerufen. Sein Sohn Titus zog von Ägypten aus mit seinem Heer nach Palästina, um den jüdischen Aufstand zu unterdrücken. Er ließ im Jahr 70 die Stadt Jerusalem zerstören.

Im Jahr 115, während Trajan einen Eroberungskrieg im Osten führte, brach in den östlichen Diasporaländern ein umfassender jüdischer Aufstand aus. Er entwickelte sich bald zum offenen Krieg, der auf die Kyrenaika und Libyen, auf Ägypten, Mesopotamien und Zypern übergriff. Diesem Krieg gingen Gefechte zwischen Juden und Christen in Alexandria und Kyrene voraus, doch richtete er sich bald gegen Rom. Die Kämpfe waren so heftig, dass noch nach drei Jahrzehnten Städte verwüstet waren. Zudem weisen Inschriften aus der Zeit Kaiser Hadrians daraufhin, dass die Straße zwischen Kyrene und Apollonia „während des jüdischen Aufstands verwüstet und unbenutzbar gemacht worden war“. Auch wenn Cassius Dio (Römische Geschichte, LXVIII, 32) hundert Jahre später sicherlich jeden erdenklichen Vorwurf der Unmenschlichkeit der Aufständischen versuchte aufzuhäufen, wie es nicht selten zwischen politisch-religiösen Gegnern geschah, so spiegelt sich in seiner Beschreibung wohl auch die Erinnerung an die Brutalität der Auseinandersetzungen wider: „Inzwischen hatten die Juden der Kyrenaika einen gewissen Andreas zum Anführer gemacht und vernichteten sowohl Römer als auch Griechen. Sie aßen vom Fleisch ihrer Opfer, machten sich Gürtel aus Eingeweiden, schmierten sich mit dem Blut ein und kleideten sich in die Häute; viele zersägten sie von oben nach unten, andere warfen sie wilden Tieren vor und wieder andere zwangen sie, als Gladiatoren zu kämpfen. Insgesamt starben zweihundertzwanzigtausend Menschen.“211n Immerhin sahen sich die Kaiser veranlasst, zahlreiche Kolonisten ins Land zu holen, um die menschlichen Verluste auszugleichen.

Anscheinend unterstützten die nichtgriechischen Bauern die Juden gegen Rom, denn dort, wo sie es nicht taten, wurden sie mit Lob überhäuft. Die jüdischen Armeen zogen nach Ägypten, doch unterlagen sie schließlich den Legionen Kaiser Hadrians im Jahr 118. Anführer des Aufstands war ein Jude namens Andreas oder Lukas; vermutlich trug er sowohl einen hebräischen wie auch einen griechischen Namen. Da er als König bezeichnet wird, wird er als messianischer Prätendent anzusehen sein, vergleichbar Simon bar Kochba, dem Anführer im letzten großen Aufstand der Juden von 132 bis 135. In Kyrene scheinen vor allem die griechischen Tempel Ziel der Zerstörungen gewesen zu sein. Die Tempel des Apollon, des Zeus, der Dioskuren, der Demeter, der Artemis und der Isis, aber auch die Symbole römischer Herrschaft wie das Caesareum, die Basilika und die Thermen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Neu errichtete Gebäude und Meilensteine geben als Grund der Erneuerung den jüdischen Aufstand (tumultus Iudaicus) an.211p Die jüdische Gemeinde verschwand nach den Kämpfen zwar nicht, doch war die Zeit ihres großen Einflusses vorbei

Avidius Cassius, der es als Abkömmling der Seleukiden bis zum praefectus Aegypti brachte, wurde 166 Statthalter seines Heimatlandes Syrien, wo er in Kyrrhos geboren worden war. Unter Antoninus Pius war er in den Senat aufgenommen worden, 161-166 führte er im Partherkrieg des Lucius Verus eine Legion und Auxiliartruppen. 165 gelang ihm die Eroberung der parthischen Doppelhauptstadt Seleukeia und Ktesiphon. 172 beendete er den Aufstand der Bukolen in Unterägypten, der 166/67 begonnen hatte (Cass. Dio 71, 4). Anführer war ein Priester mit dem Namen Isodorus gewesen. Den Bukolen hatten sich viele auf dem Land lebende Ägypter angeschlossen.212 Spätestens 172 führte Avidius Cassius ein Oberkommando über alle Provinzen des Ostens. 175 wurde er von den ägyptischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, nachdem sich eine Falschmeldung vom Tod Kaiser Mark Aurels verbreitet hatte. Folgt man Cassius Dio, so stand er in Korrespondenz mit Faustina, der Ehefrau des Kaisers, die glaubte, beim Tod ihres Mannes, den sie erwartete, nur mit seiner Hilfe Kaiserin bleiben zu können. Doch Marc Aurel, der sich gezwungen sah, einen übereilten Frieden mit Germanen und Sarmaten zu schließen, überlebte und Avidius Cassius wurde noch im selben Jahr in Syrien ermordet.

Als Kaiser Caracalla im Winter 215 Alexandria besuchte, schrieben alexandrinische Künstler eine Satire auf den Tod seines Bruders Geta durch angebliche Notwehr Caracallas. Caracallas Soldaten metzelten daraufhin tausende Bewohner der Stadt nieder, unter ihnen den Statthalter, und wüteten tagelang in Alexandria. Nachdem Macrinus Caracalla im April 217 ermorden ließ, wurde er von den Ägyptern sofort als Kaiser anerkannt.

Wirtschaft, Fiskus, Kolonat

Blick von Nordosten auf das Lager Mons Claudianus, östliche Wüste

Der verkürzende historische Rückblick vermittelt stets den Eindruck permanenter Unruhe, doch erfreute sich Ägypten im Gegenteil einer langen Phase relativen Friedens. Gleichzeitig war die Gesellschaft in höchstem Maße gespalten, die Wirtschaft wurde zunehmend auf Rom ausgerichtet. Diese Metropole und Hauptstadt des mittelmeerumspannenden Reiches wurde schnell von den Weizenlieferungen des fruchtbaren Landes am Nil abhängig. Ein zweiter bedeutender Bereich waren die Minen vor allem im östlichen Wüstengebiet (darunter Goldminen), wo seltene Steinarten, wie Porphyr (am Mons Porphyrites213 von 29 n. Chr. bis ins 4. oder 5. Jahrhundert), Roter Granit bei Assuan oder Granodiorit am Mons Claudianus214 abgebaut wurden. Diese Materialien dientem dem gigantisch anwachsenden Baubedarf im Römerreich, im Fall des Mons Claudianus wohl sogar ausschließlich den kaiserlichen Bauten in Rom. Darüber hinaus lief der gesamte Handel mit dem Osten, also Richtung Persischer Golf, Indien, Malaysia, vielleicht sogar China durch Ägypten mit seinem Zentrum in Alexandria. Haupthafen am Roten Meer war Berenike, das das in ptolemäischer Zeit bedeutende Myos Hormos („Muschel-Hafen“) überflügelte. Die Schiffe segelten im Juli südwärts Richtung Golf von Aden und kehrten im November zurück. Die größeren Schiffe, die in Alexandria oder Berenike ablegten, mögen 60 m lang gewesen sein und trugen etwa 1000 t. Entlang der 350 km langen Karawanenstraße von Berenike nach Koptos am Nil fanden sich alle 20 bis 30 km Wasserstellen, wobei ein Abzweig nach Edfu (Apollinopolis Magna) führte. Vor allem der ansteigende Bedarf an Baumaterialien und Luxusgütern stimulierte die Wirtschaft.

Die Abgaben bemaßen sich danach, wie hoch die Nilflut war, wie Plinius berichtet. Ein Pegel von 5,5 m verursachte Hungersnot, 6 m bedeuteten Hunger, 6,5 m Freude, 6¾ m Vertrauen, 7 m Begeisterung.215 Roms erster Schritt in eine Abhängigkeit vom ägyptischen Getreide lässt sich 211 oder 210 v. Chr. fassen. In diesem Jahr bat die Stadt am Tiber in der am Nil erstmals um Getreidelieferungen. Unter Augustus brachten die Flotten als Steuer 20 Millionen modii à ca. 8,7 l an den Tiber. Dies entsprach über einer Million Tonnen, wobei die Lieferanten möglicherweise auch noch den Transport finanzieren mussten. Die Lieferungen von den Anbaugebieten zum Hafen von Alexandria wurden strenger Kontrolle unterworfen, besiegelte Muster wurden den Flusskapitänen mitgegeben, die in Begleitung eines Soldaten fuhren; damit sollte Unterschleif oder der partielle Austausch der Ware gegen minderwertigen Ersatz verhindert werden. Römische Prokuratoren nahmen das Korn in Empfang und waren für Lagerung und Sicherheit zuständig. Im Mai oder Juni fuhren die Schiffe Richtung Rom, wobei sie wegen der vorherrschenden Gegenwinde einen, häufig zwei Monate unterwegs waren. Dabei bevorzugten sie küstennahe Routen. Für die Rückfahrt brauchten sie nur zwei Wochen.

Glasgefäß aus dem Edfu des 5. Jahrhunderts, Louvre

Papyri zeigen, wie ein Agrarbetrieb, wie der des vermögenden Landbesitzers Aurelius Appianus im Fayyum funktionierte. Die Verwalter stammten aus der Region, waren entweder Ratsherren oder selbst Landbesitzer. Die eigentliche Produktion leiteten phrontistai, die möglicherweise für mehrere Güter gleichzeitig tätig waren. Die eigentliche Arbeit verrichtete ein Stamm von Beschäftigten, der in der Erntezeit verstärkt wurde. Anscheinend handelte es sich um Lohnarbeiter, die die Sklaverei unnötig machten. Diese Vollzeitkräfte gliederten sich in paidaria, oiketai und metrematiaioi. Die ersten beiden arbeiteten lebenslang auf dem Gut und hatten freie Unterkunft, letztere waren freie Arbeiter, die einen oft mehrjährigen Kontrakt schlossen und aus den umliegenden Dörfern stammten. Appianus produzierte vor allem Exportwein, dazu Futter für das Vieh, Getreide für die Steuer und für die Beschäftigten.

Dies verweist auf die Übergangsphase in der Entwicklung vom freien Bauern zum Kolonat. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich auf Initiative der großen Landbesitzer, die Voraussetzungen, um beinahe unbeschränkte Verfügungs- und Polizeigewalt an lokale Herren abzutreten, deren wachsende Wirtschaftseinheiten sich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung wurde zunächst gezwungen, das Land zu bebauen und Abgaben (tributum) zu entrichten. War bis ins 5. Jahrhundert vielfach die bodenbearbeitende Bevölkerung an ihr Land gebunden, während ihr Besitz ihrem Herrn gehörte, so konnten andere nach drei Jahrzehnten in diesem Rechtszustand ihren mobilen Besitz, bzw. ihr Vermögen in eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. wurde nicht mehr zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden. Kolone und Unfreier wurden nun identisch gebraucht, um Ackerbauer zu beschreiben, die an die Scholle gebunden waren und kein freies Eigentum besaßen.

Seit Konstantin dem Großen durften die Herren flüchtige Kolonen, die vor weniger als dreißig Jahren verschwunden waren, in Ketten legen.216 Seit 365 war es den Kolonen verboten, über ihren eigentlichen Besitz zu verfügen, wohl in erster Linie Arbeitsgeräte.217 Seit 371 durften die Herren die Abgaben der Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren die Ackerbauer 396 das Recht, ihren Herrn zu verklagen.218

Verwaltung

Aufteilung in drei Provinzen, dux, praefectus, praesides

Im Rahmen der Provinzreform Diokletians, die eine Trennung der Zivilverwaltung von den militärischen Aufgaben mit sich brachte, kam es zur Aufteilung der Provinz Ägypten, die später noch mehrfach verändert wurde. Der Verwaltungsbereich des praefectus Aegypti beschränkte sich auf Unterägypten und zeitweise das Fayyum-Becken, die übrigen Teilgebiete wurden von praesides verwaltet. Für militärische Fragen war nun allein der dux Aegypti et Thebaidos utrarumque Libyarum zuständig.

Dem Praefectus praetorio per Orientem unterstanden dabei die Diözesen Oriens, zu der neben Ägypten die Levante bis Kilikien und Isaurien gehörte, dann Pontica (Nord- und Ostanatolien) und Asiana (Süd- und Westanatolien). 395 wurde Ägypten jedoch abgetrennt, die Zahl der Präfekturen auf fünf erhöht.219

Abspaltung des Ostens unter Zenobia (268-272), Aufstand (292-295)

Im Jahr 268 wurde Unterägypten durch das Heer der Königin Zenobia von Palmyra besetzt. Oberägypten wurde teilweise von den Blemmyern, einem nubischen Hirtenvolk, eingenommen. Nach Strabon (17, 53) waren die Blemmyer Wanderhirten und lebten am rechten Nilufer, unterhalb von Meroe gegenüber den Nubiern. Nach ihm waren sie den Aithiopiern untertan. Von Ptolemaios wurden sie hingegen östlich des Tanasees im Norden Äthiopiens lokalisiert.

Maximin II Daïa Daza, nummus, Genio Augusti, Serapis, Alexandrie, Tétrarchie
Münze des Kaisers Maximinus Daia, des letzten in Ägypten belegten Kaisers

270 gelang es, wenn man der Historia Augusta folgt, dem römischen Feldherrn und späteren Kaiser Probus Ägypten wieder zurückzugewinnen. Dies ist jedoch wohl eher einem seiner Generäle namens Tenagino Probus gelungen,219b der jedoch in einen Hinterhalt geriet. Erst 272 gelang es Probus, Ägypten wieder in das römische Reich einzugliedern. Er wurde 276 zum römischen Kaiser proklamiert und führte 279 einen erfolgreichen Feldzug gegen die Blemmyer, die aber auch danach noch eine Bedrohung darstellten. Kaiser Diokletian zahlte ihnen Jahrgelder, was sie jedoch nicht von weiteren Raubzügen abhielt; schließlich sah sich Diokletian gezwungen, Teile der bedrohten Provinz aufzugeben. Die Grenze wurde zum ersten Katarakt zurückverlegt und durch Festungen gesichert. Die Region Dodekaschoinos wurde von den Blemmyern und den Nobaten, die ebenfalls Raubzüge unternahmen, übernommen. Die Blemmyer waren schließlich die wichtigste Macht am südlichen Roten Meer, wo die Römer in den Häfen von Myos Hormos und Berenike Troglodytica den ertragreichen Handel mit Indien kontrollierten.

Wie unsicher die Verhältnisse im Osten weiterhin blieben, zeigt sich auch in der Erhebung des Julius Saturninus, des Statthalters von Syrien zum Gegenkaiser gegen Probus im Jahr 281 in Alexandria. Er wurde jedoch durch seine eigenen Truppen ermordet.219c Als 292 ein Aufstand in Oberägypten losbrach und sich 294 auch Alexandria gegen die Römer erhob, eroberte Kaiser Diokletian 295 das Land zurück. In seine Herrschaftszeit fielen die letzten, aber auch die gewalttätigsten Christenverfolgungen. Maximinus Daia war der letzte in Ägypten belegte römische Kaiser (bis 313).

Neuordnung der Provinzen

Unter Konstantin dem Großen (306-337) wurde die Verwaltung neu geordnet. Ägypten wurde Diözese und in die sechs Provinzen Ägypten, Augustamnica, Heptanomis (später Arcadia), Thebais, Oberägypten und Unterägypten geteilt. 365 traf das Nildelta ein schweres Erdbeben mit Epizentrum vor Kreta. Kaiser Theodosius II. teilte 449 die Provinz Thebais und unterstellte die Militär- und Zivilverwaltung einer Person, wahrscheinlich wegen fortgesetzter Angriffe der Blemmyer und Nobadae. Der dux Florus konnte die Blemmyer schließlich 451 besiegen. Ein Friedensvertrag sah vor, dass die Blemmyer zum Isis-Tempel auf der Nilinsel Philae erhielten. Nach dem Tod des Unterhändlers Maximinus widerriefen die Stammesoberhäupter (Basiliskoi) jedoch das Bündnis. Dennoch blieb Philae in den folgenden Jahrzehnten wichtiger Kontaktpunkt zwischen Römern und Blemmyern; der Tempel war infolgedessen das einzige offiziell geduldete pagane Heiligtum im christlichen Römerreich. Schließlich wurden sie vom König des nordsudanesischen Reichs von Nobatia unterworfen und christianisiert.

Religion

Ägyptische, griechische, römische Götter

Priester der Isis, Marmor, 1. Jahrhundert

Die Götter des Alten Ägypten veränderten sich. So wurde aus Amun, der ursprünglich der Gott des Wassers und der Luft war, der Spender des Lebens, Horus war oftmals nicht von Ra zu unterscheiden. Die Griechen identifizierten die ägyptischen Götter mit ihren eigenen, so dass Horus mit Apollo, Thoth mit Hermes, Amun mit Zeus oder Hathor mit Aphrodite gleichgesetzt wurden. Serapis sollte dem Ptolemäerreich eine größere Einheitlichkeit verleihen; er leitete sich vom ägyptischen Gott Osirapis ab, doch wurde er nicht als Tier sondern als bärtiger Mann dargestellt. Er wurde vor allem in Memphis und Alexandria verehrt, wo 285 v. Chr. das Serapeum von Alexandria fertiggestellt wurde. Der Name entstand aus der Bezeichnung des Osiris (Sir/Sar) und des Apis (Hepi). Der Apis-Stier verkörperte die Fruchtbarkeit. Der Serapiskult breitete sich in vielen Provinzen des Römerreichs aus, aber auch in Rom selbst. Der Kult seiner Gattin und Schwester Isis breitete sich gleichfalls aus, vor allem in Hispanien. Dem Hathor-Tempel in Dendera, der zwischen 125 v. Chr. und 60 n. Chr. errichtet wurde, brachten auch römische Kaiser Opfer, zumindest als Statuen.

Nach der lange zu stark vereinfachenden Darstellung ließen sich die römischen Kaiser von der Bevölkerung als Pharaonen verehren - und verehrten selbst die ägyptischen Götter - und nannten sich wieder Pharao von Ägypten. Dabei wurde man den besonderen Bedingungen Ägyptens edoch nicht gerecht, dass nämlich seit Augustus die ptoelmäische Vergottung des Herrschers aufgehoben wurde. Daheer wurde nur Nero vergöttert und nur Augustus und Hadrian wurden eigene Tempel errichtet. Der ägyptische Kaiserkult unterschied sich von dem der übrigen Provinzen Roms darin, dass der Roma keine Bedeutung zukam. Ägyptische Traditionen fanden sich dabei nirgends. In vielen Tempelanlagen finden sich kaiserliche Reliefdarstellungen und Plastiken in ägyptischer Tracht während der Ausführung von Ritualen, die Kaiser wurden an vielen Stellen durch Opfer geehrt, ohne dass es zu einem Kaiserkult kam, also zur Vergottung des Herrschers. Spätestens im 3. Jahrhundert gab es keinen Kaiserkult mehr, sondern eine Verehrung des Menschen. So kam es, dass Kaiserverehrung und Kaiserkult letztlich nicht zur Herrschaftssicherung beitragen konnten.

Entsprechend der ethnischen und religiösen Vielfalt der Provinz unterschieden sich die rituelen Formen stark. Im Totenkult ist eine Mischung römischer und altägyptischer Elemente zu beobachten, so bei den in römischem Stil gemalten Mumienporträts. Während eines Besuchs Kaiser Hadrians ertrank im Jahr 130 seine jugendliche Liebe Antinous im Nil. Hadrian erhob ihn zum Gott und ließ ihm zu Ehren die Stadt Antinoupolis gründen, die einzige römische Gründung in Ägypten. In der Alltagskultur wurden dagegen in allen Bereichen Formen und Stile aus der hellenistisch-römischen Welt übernommen. Die materielle Kultur wurde im ersten nachchristlichen Jahrhundert weitestgehend römisch. Die Stabilität der Provinz beruhte also weniger auf einer ideologischen und religiösen Integration, die sich sowieso nur für Alexandria nachweisen ließe, sondern in der politischen, militärischen und ökonomischen Dominanz Roms.

Christianisierung

Codex Tchacos aus dem 4. Jahrhundert mit dem Beginn des Judasevangeliums

Koptischer Relieffries, 5. Jahrhundert

Leichentuch mit dem Abbild des Verstorbenen zwischen Osiris und Anubis, 1. Hälfte 3. Jahrhundert

Gegen Mitte des 2. Jahrhunderts lassen sich in Alexandria erste christliche Gruppen fassen, Ende des 2. Jahrhunderts hatten sich im Nildelta schon viele Gemeinden gebildet, aber Kaiser Septimius Severus verbot 204 per Edikt den Übertritt zum christlichen Glauben. Unter Kaiser Decius (249-251) begannen erhebliche Christenverfolgungen im ganzen Land, die bis in die Regierungszeit Valerians anhielten. Erst unter Kaiser Gallienus wurden diese 260 eingestellt, endgültig nach den Verfolgungen des Diokletian. Unter Julian kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Heiden und Christen. Theodosius I. machte die christliche Religion 380 zur Staatsreligion. Unter Justinian I. sind noch heidnische Kulthandlungen belegt (Philae), die dann aber unterbunden wurden.

Eine Besonderheit des ägyptischen Christentums entstand der Überlieferung nach durch Paulus von Theben (228-341), der durch die Vita des Kirchenvaters Hieronymus als erster Eremit und Anachoret gilt. Hingegen wurde Antonius der Große (vielleicht 251-356) zum „Vater der Mönche“. Die beiden Männer erreichten nicht nur ein „biblisches Alter“ sondern gründeten Institutionen, die den Mittelmeerraum zutiefst prägten. Er entzog sich den Christenverfolgungen unter Kaiser Decius.

Mit dem Ende der Verfolgungen seit Konstantin I. (313) und der zunehmenden Privilegierung durch den Staat, wozu die Steuerfreiheit zählte, entstand eine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe in der jeweiligen Metropolis der Provinzen wurden ab 325 Erzbischöfe, denen die anderen Bischöfe der Provinz Gehorsam schuldeten. Unterhalb der Bischofsebene fanden sich Diakone (männliche und weibliche), Presbyter und Lektoren, hinzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter und Subdiakone. Der Klerus war dabei der einzige Stand, zu dem alle sozialen Schichten Zugang hatten, wenn auch nicht jeder in die höchsten Positionen der bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte und die höheren Schichten wohl nicht nach einem Bistum in wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus auf den Landgütern der Großgrundbesitzer stellten die dort wohnenden Kolonen.

Christentum als Staatsreligion (380/91), Reichsteilung (395)

Mit der Verlegung der Reichshauptstadt von Rom nach Byzanz wurde das Christentum nach und nach die dominierende Religion im Römischen Reich, 380 sogar Staatsreligion, 391 folgten Verbote gegen die paganen Kulte. Das Griechische erlangte über das Lateinische als Amtssprache im Osten des Reiches endgültig die Oberhand. Bei der Teilung des Reiches im Jahr 395 wurde Ägypten dem Osten zugeschlagen.

391 kam es in Alexandria zu Zusammenstößen zwischen Heiden und Christen. Unter anderem hatten Heiden sich im Serapisheiligtum verschanzt, einige Christen zum Opfern gezwungen oder gekreuzigt. Um die Situation zu beruhigen, begnadigte Kaiser Theodosius I. die Mörder, ordnete aber als Warnung an die Heiden der Stadt die Zerstörung des Tempels an. Im Zusammenhang dieser Zerstörung kam es dann unter der Führung von Theophilos von Alexandria zur Zerstörung auch der übrigen Tempel. Bereits zuvor waren andere Tempel durch das Vorgehen lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zerstört worden. In Alexandria wurde 415 die heidnische Philosophin Hypatia von einem christlichen Mob ermordet; doch auch nach ihr gab es noch jahrzehntelang pagane Gelehrte in der Stadt.

Zur Zeit des Kaisers Arcadius war der Gründer der koptischen Kirche, Schenute, Vorsteher des Weißen Klosters bei Sohag. Die Kopten vertraten die Auffassung, Jesus habe zwei Naturen besessen, die aber nicht getrennt voneinander, sondern vermischt gewesen seien, wobei die göttliche dominiert habe. Über diese christologischen Fragen kam es über Jahrhunderte zu heftigen Auseinandersetzungen, denn sie wirkten sich bis in die feinsen Verästelungen des Lebensalltags aus und sie hatten größte Auswirkung auf die Frage nach dem unter ihrem Blickwinkel angemessenen Leben.

412 starb Patriarch Theophilus von Alexandria. Sein Nachfolger wurde Kyrill, einer der mächtigsten Kirchenmänner seiner Zeit, der 431 auf dem ökumenischen Konzil von Ephesos seine theologischen Positionen für die Reichskirche verbindlich durchsetzen konnte und bis heute als wichtigste Gründergestalt der Miaphysiten oder Monophysiten gilt.

Kyrills Nachfolger Dioskur, der 444 das Patriarchenamt übernahm, konnte sich auf der so genannten Räubersynode von Ephesos 449 mit seiner monophysitischen Lehre zunächst durchsetzen. Doch nur zwei Jahre später kam es auf dem vierten ökumenischen Konzil in Chalcedon zur Spaltung: Papst Leo der Große verwarf die monophysitische Lehre, und die Konzilsmehrheit und Kaiser Markian schlossen sich dieser Position an. Die Ägypter hielten aber mehrheitlich an der Ablehnung der Konzilsbeschlüsse fest, was in den folgenden 200 Jahren immer wieder zu Spannungen führte

Der Monophysitismus entstand vor dem Hintergrund von Rivalitäten zwischen dem Patriarchat von Alexandria und dem von Antiochia. Außer in Ägypten gewann der Monophysitismus auch in Syrien an Boden. In den 480er Jahren versuchten die Kaiser, eine im Henotikon formulierte Kompromisslösung durchzusetzen, die alle Streitpunkte zwischen „orthodoxen“ und „monophysitischen“ Christen ausblendete und die Beschlüsse von Chalkedon ignorierte; doch dieser Versuch scheiterte und führte statt zu einer Einigung mit den Monophysiten nur zum 30 Jahre währenden Akakianischen Schisma mit der römischen Kirche (bis 519). Auch das 2. Konzil von Konstantinopel von 553 konnte keine Einigung erzielen. Gleiches galt für die kurzlebige Förderung der monophysitischen Sonderströmung des Aphthartodoketismus durch Kaiser Justinian I. Im Gegenteil kam es von etwa 583 bis 588 zu einem Aufstand im Nildelta, der möglicherweise anti-orthodoxe Züge trug und die Versorgung des Reiches mit Weizen gefährdete. Ihr Anführer, ein Beamter namens Abaskiron, ließ die Getreideschiffe auf dem Nil beschlagnahmen, was in Alexandria zu einer Hungersnot führte. In deren Folge erhob sich die Stadtbevölkerung gegen den Statthalter, der fliehen musste. Isaak, Abaskirons Sohn, griff mit einer Flotte Zypern an. Nach der militärischen Niederlage der Aufständischen wurden die Städte Aykilah und Abusan zur Strafe für ihre Beteiligung an dem Aufstand niedergebrannt.219q Die Quellen berichten von weiteren Aufständen, auch unter Maurikios' Nachfolger Phokas. Dort erhoben sich fünf Städte, die jedoch mit brutalter Härte niedergeworfen wurden.

Im frühen 7. Jahrhundert wurde als Versuch einer Kompromisslösung der Monotheletismus entwickelt. Danach besitzt Jesus eine göttliche und eine menschliche Natur. Göttliche und menschliche Natur haben in ihm aber nur einen einzigen, gemeinsamen Willen. Auch dieser Versuch, den Abstand zwischen Monophysitismus und der Position von Chalcedon zu überbrücken, scheiterte. Der Monotheletismus wurde nach dem Einspruch von Maximus Confessor in der Reichskirche zurückgewiesen. Mit dieser Zerrissenheit des Landes dürfte sich wenigstens partiell erklären lassen, warum Perser und Araber das Land so leicht erobern konnten.

Ende Westroms (476), Renovatio (ab 533)

Doch diese religiösen Spannungen störten die Wirtschaft des Landes nur teilweise. Zwar bekämpfte Kaiser Markian während seiner Herrschaft (450–457) die Nubier und Blemmyer und für das Jahr 502 ist eine Hungersnot belegt. Im übrigen erlebte das Land aber, praktisch ungestört von äußeren Angriffen, eine Friedenszeit und eine wirtschaftliche Blüte. Ägyptisches Getreide versorgte Konstantinopel. Doch zugleich gerieten die Bauern in eine sich deutlicher abzeichnende feudale Abhängigkeit, die ihnen die Bindung an die Scholle und Frondienste aufzwang. Damit vertiefte sich die gesellschaftliche Kluft weiter.

Ende des 5. Jahrhunderts bestand zudem das Weströmische Reich nicht mehr. 476 hatte mit dem Sturz des Romulus Augustulus formal das dortige Kaisertum geendet, spätestens jedoch, nachdem 480 Julius Nepos in Dalmatien ermordet worden war. Odoaker erkannte die Herrschaft des Ostkaisers formal an. Er wurde jedoch 493 von Ostgoten gestürzt, die ihn im Auftrag des oströmischen Kaisers in Italien angegriffen hatten. Diese machten sich jedoch völlig unabhängig von der Oberherrschaft Konstantinopels. Mit der Rückeroberung von Teilen des Weströmischen Reiches, also insbesondere des Vandalenreichs in Nordafrika und des Ostgotenreichs in Italien, wurde zugleich der Balkan auf Anweisung Kaiser Justinians massiv befestigt. So ließ der Kaiser 600 Festungen bauen, wohingegen im asiatischen Teil des Reiches nur ein Achtel dieser enormen Menge entstand.220 Eine albanische Inschrift aus Ballshi bei Bylis belegt, dass Viktorinus, der Architekt Justinians, die Festungen in den Provinzen Moesia, Scythia Minor, Illyricum und Thracia errichten ließ.221

Isis-Tempel von Philae auf der Insel Agilkia

Kaiser Justinian I. erließ während seiner Regierungszeit neue Verwaltungsregeln für das Land. Ägypten war im 6. Jahrhundert immer noch eine der reichsten und wichtigsten Provinzen des Reiches. In Alexandria wurde die antike Bildung noch lange gepflegt, und auch auf dem Land gab es am Nil noch in dieser Zeit Menschen, die eine klassisch-griechische Erziehung (paideia) genossen hatten, wie das Beispiel des Dioskoros zeigt. Unter Justinian wurde allerdings 535 oder 537 der letzte geduldete pagane Tempel Ägyptens, das Isisheiligtum von Philae, von kaiserlichen Soldaten geschlossen.

Perser erobern Ägypten (619), Awaren und Slawen den Balkan

Die ägyptischen Kornlieferungen waren für Konstantinopel überlebenswichtig; hart traf Ostrom daher der vorübergehende Verlust des Landes an die persischen Sassaniden im Jahr 619. Kaiser Herakleios konnte Ägypten 630 wieder für Ostrom zurückgewinnen, doch schon wenige Jahre später fiel das Land an die Araber. Wenige Jahrzehnte später wurde Griechisch in Ägypten wie im gesamten Kalifat als Amtssprache durch Arabisch ersetzt.222

Das persische Sassanidenreich um 620

Die Kriege zwischen Ostrom und Persien hatten sich über Jahrzehnte zugespitzt. Diese römisch-persischen Kämpfe des 7. Jahrhunderts waren bald vom Willen geprägt, den Gegner vollständig zu schlagen, nicht mehr, nur Gebietsgewinne zu erzielen. Nach mehreren Kriegen, in deren Verlauf die Perser 544 kurzzeitig Edessa besetzt hatten, war es zwischen Ostrom-Byzanz und Persien 562 zum Abschluss eines „ewigen Friedens“ gekommen. Doch in den 570er und 580er Jahren kam es erneut zu heftigen Kämpfen im oberen Tigrisgebiet. 575 besetzten die Byzantiner Lazika am Ostrand des Schwarzen Meeres, das wiederum die Perser 588 kurzzeitig hielten. Daraufhin dehnten die Byzantiner ihr Gebiet fast bis zum Kaspischen Meer aus, ohne diese Regionen jedoch langfristig halten zu können. 591 kam es zu einem erneuten Friedensschluss. Nachdem bereits diese Kriege in der Zeit Chosraus I. (531–579) mit großer Intensität geführt worden waren, begannen die Perser unter Chosrau II. (590–628) zwischen 603 und 627 oströmisches Gebiet systematisch zu besetzen.

Dazu kam, dass seit Anfang des 7. Jahrhunderts die uneingeschränkte Dominanz des Römerreichs über das östliche Mittelmeer endgültig geendet hatte. Die Awaren griffen ab 570 die Balkanprovinzen an und slawische Gruppen fielen im 7. Jahrhundert bis nach Griechenland ein. Ende des Jahrhunderts eroberten die Bulgaren den Großteil des Balkans und erweiterten ihr Einflussgebiet. Slawen und Awaren drangen dabei weit nach Süden vor. 600 und 616 zogen große Verbände Richtung Konstantinopel, erneut 626 in einem Zangenangriff mit den Persern, die gemeinsam die byzantinische Hauptstadt belagerten. Schon 618 erreichten Slawen den Peloponnes, 623 gar Kreta. 223 Zugleich griffen die Perser von Osten an und eroberten 617 Zypern, attackierten bald Rhodos, eroberten 619 Ägypten.

623 kehrte der Kaiser nach einem kleineren Sieg in die Hauptstadt zurück und nahm anschließend Kontakt zur christlichen Bevölkerung im Kaukasus auf. Die beiden eigentlichen Gegenoffensiven des Herakleios fanden 624/25 und 627/28 statt. Der Kaiser zog sich 625 zunächst nach Kilikien zurück und nahm Kontakt mit den Kök-Türken auf, um ein Bündnis zu schließen. Am 12. Dezember 627 kam es bei den Ruinen von Ninive zur Schlacht. Herakleios besetzte nach dem Sieg die Lieblingsresidenz des Großkönigs in Dastagird. Chosrau, der sich weigerte, mit Herakleios zu verhandeln, verlor bei den Großen seines Reiches den Rückhalt und wurde im Februar 628 ermordet. Die Bestimmungen des 628 geschlossenen Friedens sahen vor, dass Persien alle seit 603 gemachten Eroberungen aufgab und das Heilige Kreuz zurückerstattete, wofür Herakleios den Persern freien Abzug garantierte; sie mussten nicht einmal Entschädigungszahlungen leisten. Auch restituierten sie das Heilige Kreuz, dessen feierliche Rückführung wohl im März 630 einen Höhepunkt in der Regierungszeit des Herakleios darstellte. Sie wird in mehreren orthodoxen Kirchen bis heute gefeiert. Der Prestigegewinn für den Kaiser war gewaltig.

Ägypten wurden von den Persern etwa ein Jahrzehnt lang von 619 bis 628/29 als dauerhafte Eroberung administrativ in das Perserreich eingegliedert, wie Papyrusfunde erweisen.223c In den amtlichen Dokumenten aus dieser Zeit wurde Ägypten meist als direktes Herrschaftsgebiet des Großkönigs verstanden, manchmal aber auch als indirekt beherrschtes Territorium, das der Kaiser als Vasall und Sklave Chosraus in dessen Namen verwaltete.223d

Arabische Eroberung, Islamisierung (ab 639)

Die islamische Expansion zwischen 622 und 756

Eroberung

Ab 632 drangen muslimische Araber gegen Ostrom und das Perserreich vor. 636 fiel Damaskus und die kaiserliche Armee wurde in Syrien geschlagen. Der arabische Feldherr Amr ibn al-As eroberte mit nur 9.000 Mann im Auftrag des Kalifen Umar ibn al-Chattab 639 Pelusium und schlug 641 ein oströmisches Heer bei Heliopolis, 642 fiel Alexandria. Einige Jahrzehnte später wurde Griechisch als Verwaltungssprache durch Arabisch ersetzt. Wichtigstes Zentrum wurde al-Fustat, Amrs Heerlager bei Babylon, das die Ägypter Pi-Hapi-n-On („Haus des Hapi“, eines Nilgottes) nannten. Hier ließ der Eroberer die nach ihm benannte erste Moschee Afrikas errichten.

Weniger eindeutig ist die Überlieferung, was das Schicksal Alexandrias anbetrifft. Nach den arabischen Quellen beherbergte die gewaltige Stadt 600.000 Männer, davon waren 200.000 „Römer“ und 70.000 Juden. Johannes von Nikiu berichtet, die Hauptstadt, Sitz des Patriarchen Kyros (von den Arabern „Muqauqis“ genannt), habe Anfang November 641 mit Amr vereinbart, dass Juden und Christen bleiben und ihre Religion ausüben dürften, dass die „Römer“ jedoch nach elf Monaten unbehelligt abziehen dürften, wenn die Stadt eine entsprechende Abgabe entrichtete und die „Römer“ nicht versuchten, die Stadt zurückzuerobern. So habe Amr die Abgaben eingezogen, es sei zu keinerlei Übergriffen gekommen. Tatsächlich verließen die „Römer“ demnach am 17. September 642 die Stadt auf Schiffen. Die arabischen Quellen berichten hingegen von einer 14-monatigen Belagerung, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass eine eroberte Stadt jeden Schutz vor Plünderung und Zerstörung verlor, während eine Stadt, die kampflos kapitulierte, zu schonen war. Die Legende, Amr habe die Bücher der großen Bibliothek zum Beheizen der öffentlichen Bäder verbrennen lassen, erscheint erst im 13. Jahrhundert bei Abd al-Latif al-Baghdadi und Gregorius Bar-Hebraeus.223f

Byzantinische Versuche, Alexandria vom Meer aus zurückzugewinnen, wie von Dezember 644 bis 646, blieben letztlich erfolglos. Nach der Eroberung wurde Ägypten, dessen erster muslimischer Gouverneur Amr bis 644 war, Ausgangspunkt für weitere Feldzüge. Während Vorstöße nach Nubien 641 und 651 scheiterten und die Unabhängigkeit des dortigen christlichen Reiches Makuria 652 vertraglich anerkannt wurde (die Grenze blieb bei Assuan), standen 643 Araber in der Kyrenaika, 647 in Tripolitanien, 654 wurde von Ägypten aus erstmals Kreta erobert, 674 erfolgte eine zweite Besetzung. Trotz herber Rückschläge gelang ab etwa 670 die Eroberung des Maghrebs, der bis 705, wie alle Gebiete des islamischen Nordafrika, dem Statthalter von Ägypten unterstand. In der Folgezeit wurde Ägypten erst von den Umayyaden, dann (ab 750) von den Abbasiden beherrscht, während sich die iberische Halbinsel unter dem einzig überlebenden Umayyaden von dem binnen weniger Jahrzehnte entstandenen Großreich abspaltete. Flüchtlinge aus al-Andalus wiederum eroberten von Ägypten aus das byzantinische Kreta, wo sie ein eigenes Emirat gründeten.

Umayyaden (632 – 656)

Kairo Ibn Tulun Moschee BW 4
Innenhof und Minarett der Ibn-Tulun-Moschee

Muslimischer Überlieferung zufolge stammen sowohl die Umayyaden als auch der Prophet Mohammed von Abd Manaf ibn Qusayy, einem Mitglied des Stammes der Quraisch, ab. Dessen Söhne, Abd Schams ibn Abd Manaf und Haschim, wurden jeweils zu Stammvätern der Umayyaden bzw. der Haschimiten (dem Klan Mohammeds). Zum Namensgeber der Umayyaden wurde Abd Schams’ Sohn Umayya ibn Abd Schams.224

Zu Beginn des 7. Jahrhunderts waren die Nachkommen Umayyas eine der einflussreichsten Familien Mekkas. In dieser Zeit begann Mohammed damit, seine neue Religion in der Stadt zu verkünden. Nachdem er 622 mit seinen Anhängern nach Medina fliehen musste und es in der Folge zu Kämpfen zwischen den geflohenen Muslimen und Mekka kam, nahmen Mitglieder der Umayyadenfamilie führende Positionen auf Seiten der Mekkaner ein. Im späteren Verlauf der Kämpfe stand mit Abu Sufyan ibn Harb das Oberhaupt des Klans an der Spitze der mekkanischen Politik. Am Ende musste dieser sich jedoch Mohammed geschlagen geben und konvertierte noch kurz vor der Einnahme Mekkas durch die muslimischen Truppen im Jahr 630 selbst zum Islam.

Dieser Seitenwechsel stellte sich für die Umayyaden als vorteilhaft heraus, da sie auch in dem nun entstehenden islamisch-arabischen Staat eine wichtige Rolle spielten. So diente beispielsweise Muawiya, ein Sohn Abu Sufyans, einige Jahre als Mohammeds Sekretär. Nach dem Tod des Propheten nahm er an den Feldzügen der Muslime gegen das Oströmische Reich teil und wurde 639 mit dem Posten des Statthalters von Syrien belohnt. Im Jahr 644 wurde mit Uthman ibn Affan sogar ein Mitglied des Umayyadenklans zum Kalifen gewählt. Uthman zählte im Gegensatz zum Rest seiner Familie zu den frühsten Unterstützern Mohammeds und war bereits 622 bei der Flucht aus Mekka dabei gewesen. Bei der Vergabe einflussreicher Posten im Reich begünstigte er in hohem Maße seine eigenen Verwandten, sodass sich bald eine Opposition gegen seine Herrschaft bildete. 656 wurde er schließlich in Medina ermordet. Zu seinem Nachfolger wurde Ali ibn Abi Talib, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten, gewählt.

Der erste Bürgerkrieg, Spaltung der Gemeinde, die Herrschaft Muawiyas I. (656/660 – 680)

Die Umayyaden-Moschee von Damaskus

Die Wahl Alis zum Kalifen wurde von den Muslimen nicht allgemein anerkannt. Als Anhänger des ermordeten Uthman ließ sich Muawiya im Jahr 660 im syrischen Damaskus ebenfalls zum Kalifen ausrufen. Damit war die muslimische Gemeinschaft (die Umma) erstmals gespalten. Die Folge war die erste Fitna, der erste Bürgerkrieg des islamischen Staates.

Zwar konnte Muawiya I. nach Alis Ermordung durch die Charidschiten (661) seine Herrschaft unter den Muslimen durchsetzen und die Dynastie der Umayyaden begründen, doch wurde er von den Anhängern Alis weiterhin nicht als rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Es kam somit zum Schisma zwischen Sunniten und Schiiten.

Zunächst verlegte Muawiya die Hauptstadt von Medina nach Kufa, dann nach Damaskus, womit Arabien politisch schnell an Bedeutung verlor. Muawiya schaffte auch die Wahl des Kalifen ab und ersetzte sie durch die Erbfolge, indem er seinen Sohn Yazid I. zum Nachfolger erklärte. Der Ältestenrat musste nur noch formal dem neuen Kalifen seine Zustimmung erteilen. Unter den Umayyaden begann sich eine arabische Aristokratie herauszubilden.

Endgültige Aufspaltung in Sunniten und Schiiten (680), erneute Expansion (bis etwa 750)

Nach dem Tod Muawiyas brachen unter seinem Nachfolger Yazid I. (680–683) mehrere Aufstände gegen die Umayyaden aus. Husain, der zweite Sohn Alis und Enkel Mohammeds, nutzte die Situation und zog gegen Yazid zu Felde. Er wurde jedoch in der Schlacht von Kerbela 680 getötet. Dieser Akt besiegelte die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten und wurde Anlass für das schiitische Trauerfest Aschura.

Nach dem Tod Yazids I. und seines Sohnes Muawiya II. war die Thronfolge unter den Umayyaden 684 völlig ungeklärt. Dies nutzte die Opposition und rief Abdallah ibn az-Zubair in Mekka zum Kalifen aus. Zeitweise wurde dieser sogar von der Mehrheit der Muslime anerkannt. Den nun folgenden Bürgerkrieg konnten die Umayyaden erst 692 unter Abd al-Malik (685–705) für sich entscheiden.

Nach der Beendigung des Bürgerkriegs begann erneut eine Zeit weiträumiger Eroberungen. So wurden im Osten das Indusgebiet (711) und Transoxanien (712) besetzt. Im Westen wurde bis 709 der Widerstand der Berber gebrochen und der Maghreb unterworfen, 711 bis 715 das Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel. Es folgten Raubzüge in das Frankenreich bis an die Loire und nach Burgund.

Doch an drei Stellen, allen voran an Byzanz, scheiterten alle Eroberungsversuche. Nachdem Konstantinopel 668 bis 669, 674 bis 678 und 717 bis 718 den Belagerern standgehalten hatte, und mehrere Feldzüge gegen die Chasaren nördlich des Kaukasus weitgehend erfolglos, blieben, schließlich auch die Vorstöße ins Frankenreich 732 vom fränkischen Hausmeier Karl Martell aufgehalten wurden, schwächte sich die islamische Expansion ab.

Noch gravierender, aber damit in Zusammenhang stehend, waren die inneren Konflikte. Seit 718 hatten sich schiitische, persische und andere muslimische Gruppen um die Abbasiden geschart, die Nachfahren von Muhammads Onkel Abbas. Diese forderten, dass nur Männer aus dem Zweig dieses Onkels das Amt des Kalifen ausüben durften. Da die Umayyaden diese verwandtschaftliche Legitimation nicht besaßen, versuchten sie die abbasidische Propaganda zu unterbinden. Doch wurde die Dynastie zunehmend durch heftige Rivalitäten zwischen den arabischen Stammesfraktionen geschwächt. Der 747 im Ostiran ausbrechenden Aufstand des Abu Muslim konnte von den Umayyaden deshalb nicht mehr unterdrückt werden. 750 wurden diese unter Marwan II. von den Abbasiden im Nordirak am Großen Zab vernichtend geschlagen. In der Folgezeit wurden die Umayyaden im Orient von den Abbasiden ausgerottet.225

Abbasiden (ab 750)

Islam und arabische Dominanz, Dynastiewechsel

Die abbasidischen Kalifen kamen durch eine Aufstandsbewegung an die Macht, die sich gegen die von vielen Muslimen als zu weltlich angesehenen Umayyaden richtete. Letztere repräsentierten eher die alte arabische mekkanische Aristokratie. Deshalb wird der Übergang von den Umayyaden zu den Abbasiden von manchen Wissenschaftlern als „konservative Revolution“ beziehungsweise „abbasidische Revolution“ angesehen.

Blatt aus einer Koranhandschrift in kufischer Schrift aus dem 9./10. Jahrhundert, 22,5 * 29,7 cm

Eine entscheidende Rolle für den Erfolg der abbasidischen Revolution kommt dabei der proto-schiitischen Gruppe aus Kufa, der Haschimiyya, zu. Abu Muslims Name und Herkunft bleiben rätselhaft, er wurde jedoch sicher von den Abbasiden aus Kufa nach Chorasan entsandt.227 Er führte ab 747 in Merw/Chorasan den Aufstand gegen die Umayyaden an und trug dazu bei, dass Abu l-Abbas as-Saffah, ein Nachkomme von Abbas, des Onkels des Propheten Mohammed, Kalif wurde.

Zulauf erhielten die Aufständischen vor allem aus der persischen bzw. iranischen Bevölkerung, die mit der Herrschaft des arabischen Adels unzufrieden war. Da unter den Umayyaden nur Männer wichtige Ämter bekleiden durften, die eine arabische Herkunft nachweisen konnten, fühlten sich Viele in Persien und Syrien benachteiligt. Indem die Abbasiden versprachen, jedem Muslim unabhängig von seiner Herkunft den Zugang zu wichtigen Posten zu gestatten, gewannen sie rasch Unterstützung.

750 brachen die Abbasiden in der Schlacht vom Großen Zab in Nordirak den letzten Widerstand der Umayyaden unter Kalif Marwan II. Dem folgenden Massaker an den Umayyaden entkam ein einziger Umayyadenprinz nach Westen, wo er 756 als Abd ar-Rahman I. das Emirat von Córdoba gründete. Während ihnen Andalusien damit entglitt, konnten die Abbasiden 751 in der Schlacht am Talas das gerade erst erworbene Transoxanien gegen die Chinesen behaupten.

Konsolidierung

Abu ’l-Abbas as-Saffah starb 754. Sein Bruder und Nachfolger al-Mansur ließ Abu Muslim 755 ermorden und organisierte den Staat als persisches Großreich. Im Gegensatz zu den Umayyaden stützten sich die Abbasiden bei ihrer Herrschaft vor allem auf Iraner und später auf die Türken. In vier Jahren ließ er bis 762 Bagdad erbauen und machte es zur Hauptstadt. Die Verwaltung wurde sparsam und effektiv organisiert, vollkommen in der Hand des Kalifen zentralisiert und durch ein Spitzelsystem abgesichert. Eine Rebellion der Schiiten im Hedschas wurde 762–763 unterdrückt.

Der Herrschaftsbereich der Abbasiden

Al-Mansurs Nachfolger al-Mahdi (775–785) begann mit dem Aufbau eines prachtvollen Hofstaates, wobei die Sassaniden Pate standen. In der Verausgabung der Staatsgelder zu Zwecken der Repräsentation wurden die Umayyaden von al-Mahdi bald bei weitem übertroffen.

Unter Harun ar-Raschid (786–809) erreichte die von seinen Vorgängern eingeleitete Entwicklung ihren Höhepunkt. Das Wesirat der persischen Barmakiden sicherte die Stabilität des Reiches. Dennoch ging nach dem Verlust von al-Andalus (756) auch die Kontrolle über den Maghreb verloren, als zwischen 778 und 800 Rustamiden, Idrisiden und Aghlabiden die faktische Unabhängigkeit erlangten.

Trotz dieser Gebietsverluste profitierte das Reich von einer einzigartigen wirtschaftlichen Expansion, die zur Entwicklung einer blühenden Stadtkultur führte. Menschen aller Berufe siedelten sich in den neuen Wirtschaftszentren an, es entstanden neue Paläste, Märkte und Wohnviertel. Hinzu kam der Handel, der von einer gemeinsamen Sprache und Religion sowie großer Freizügigkeit profitierte. Es entstanden Warenströme mit seit langer Zeit nicht mehr gekannten Dimensionen, begleitet von Bankgeschäften. Die Landwirtschaft stabilisierte sich in dieser Zeit durch die Erschließung neuer Landstriche mit Hilfe von Bewässerungsanlagen, der Trockenlegungen von Sümpfen und dem nachfolgenden Anbau von Produkten wie Zuckerrohr, Datteln, Orangen und Baumwolle.

Die blühende Stadtkultur führte aber zu sozialen Spannungen. Steuerpächter setzten die Abgaben gern willkürlich fest, die ihnen noch dazu im Voraus bezahlt werden mussten. Auch die Abgaben, die die Christen zu zahlen hatten, wurden hart eingetrieben (siehe zu diesen Repressalien die Chronik des Pseudo-Dionysius von Tell Mahre). Viele Steuerpächter machten mit Kaufleuten, welche die Ernten aufkauften, gemeinsame Sache: den Bauern wurde zu wenig bezahlt und der Gewinn dann geteilt.

Diese Überspannung des Steuersystems hatte die Verschuldung der Bauern zur Folge. Es kam zu Landflucht und zu religiös-sozial geprägten Unruhen (Nordafrika 767 ff., Ägypten 789, 793, Syrien 796, Tabaristan unter dem Aliden Yahya bis 792, Chorasan unter al-Muqanna bis 796, in Aserbaidschan, Sistan und Kirman).

Nach dem Tod Haruns 809 wurde die Macht unter den Brüdern al-Amin (in Bagdad) und al-Ma'mun (in Merw) geteilt. 810 kam es zwischen den beiden zum Waffengang, den al-Ma'mun, der Sohn einer persischen Mutter, 813 für sich entschied. Er zog allerdings erst 819 wieder in Bagdad ein und wurde bis zu seinem Tod 833 hauptsächlich durch seine Förderung der Wissenschaft berühmt. Um 825 gründete al-Ma'mun zu diesem Zweck das Haus der Weisheit (bait al-hikma), das die sunnitische Reaktion seines Nachfolgers al-Mutawakkil (847–861) allerdings nicht überstand (ein entsprechendes Haus der Weisheit gründeten später die Fatimiden in Kairo. Auch diese Zeit war von Aufständen begleitet (813 in Bagdad, in Aserbaidschan unter Babak (816–837) und in Tabaristan 840).

Niedergang

Nach al-Ma'mun regierte sein Bruder al-Mutasim (833–842). Zwei Verschwörungen bewogen ihn 836 zum Bau einer neuen Hauptstadt, Samarra, und zur Aufstellung einer türkischen Leibgarde, den Mamluken. In der Folgezeit wuchs der Einfluss dieser Garde auf die Kalifen. Schon Mu'tasims Nachfolger al-Mutawakkil wurde 861 von ihr auf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet.

Nun wechselten sich in ähnlichen Revolten ständig machtlose Kalifen ab. Ein Kalif flüchtete nach Bagdad und wurde dort 866 belagert und später hingerichtet. Die Armee verbrauchte die Hälfte der Staatseinnahmen und verlangte sichere Geldquellen, weshalb schon Ma'mun mit einer persönlichen Lehenvergabe an seinen verdienten General Tahir (in Chorasan) begonnen hatte. In der Folgezeit wurde es üblich, solche Lehen (iqta) an türkische Militärführer zu vergeben, die ihre Ländereien bald als unabhängige Feudalfürsten regierten.

853 und 859 griff die byzantinische Flotte Ägypten an.

Die faktische Entmachtung der Dynastie

Wegen des Niedergangs der Zentralgewalt erkannten die Tahiriden in Chorasan, die Saffariden in Sistan und die Tuluniden in Ägypten die Abbasiden nur noch nominell auf Münzen und im Freitagsgebet als Kalifen an und betrieben ansonsten eine unabhängige Politik. Um 900 beherrschten die Kalifen gerade noch den Irak, den westlichen Iran (Dschibal), Syrien und zeitweise Ägypten. 945 übernahmen die aus dem Iran stammenden Buyiden die Macht in Bagdad, 1055 die Seldschuken unter Toghril-Beg.

Tuluniden (869 – 905), letztmalige Herrschaft der Abbasiden (905 – 935)

احمد بن طولون 1
Ibn-Tulun-Moschee in Kairo, von 876 bis 879 erbaut

Bereits um 750 begann ein Prozess, in dem sich die Randgebiete Schritt für Schritt der Kontrolle des arabischen Riesenreiches entzogen. Schon 740-742 kam es im äußersten Westen zum Aufstand des Maysara, einige Berbergruppen machten sich unabhängig, schließlich lösten sich 789 die Idrisiden (789–985) vom Reich, im Jahr 800 folgten die Aghlabiden.

Seit 856 wurde Ägypten von türkischen Statthaltern verwaltet. Dort schwang sich 868 der ehemalige türkische Sklave Ahmad ibn Tulun (868–884) im Alter von 33 Jahren zum Statthalter auf, 870 machte ihn der Kalif zum Herrn Alexandrias. 815 war sein Vater vom Gouverneur von Buchara als Geschenk an den Kalifen nach Ägypten gekommen, wo viele dieser Sklaven freigelassen wurden und gesellschaftlich aufstiegen. Ahmad ibn Tulun proklamierte die Unabhängigkeit vom Kalifat und vertrieb die Anhänger Alis in die westliche Wüste. Da die Steuereinnahmen nun nicht mehr an die Kalifen abgeführt wurden, war der Ausbau der Bewässerungsanlagen und der Aufbau einer Flotte möglich, durch die der Handel stark gefördert und der Schutz vor Flottenangriffen verbessert wurde. 878 expandierte die kurzlebige ägyptische Dynastie nach Palästina und Syrien. Die neuen Einnahmen ermöglichte Ahmad ibn Tulun den Aufbau eines Heeres, mit dem er 875 Barka (Kyrenaika) besetzte. Im April 878 eroberte er Damaskus und ganz Syrien, dazu zog er nach Tarsus in Kilikien. Im September fiel Antiochia. Während er in Mesopotamien eindringen wollte, unterstützte der abbasidische Regent al-Muwaffaq eine Revolte seines Sohnes el-Abbas, der versuchte, sich in Barka ein eigenes Königreich aufzubauen. Er belagerte Tripolis und plünderte Lebda, das alte Leptis Magna, bis er von den tunesischen Aghlabiden geschlagen wurde. In der Folgezeit misslang die Unterwerfung Mekkas, aber auch Kilikien ging wieder verloren. Dennoch prosperierte das Land und der Staatsschatz war gut gefüllt. In Kairo entstand eine Moschee, die ein Kopte erbaute.

Unter seinem Sohn Chumarawaih (884–896) konnten die Abbasiden zwar Nordsyrien zurückerobern, doch im Juni 886 stand Chumarawaih in Damaskus. In einem Friedensabkommen verzichtete Chumarawaih auf Ansprüche in Mesopotamien und stimmte der Zahlung von Tributen zu. Dafür erkannte Kalif al-Mutadid (892–902) die Herrschaft der Tuluniden in Ägypten und Syrien an und eine Tochter Chumarawaihs namens Katr-en-neda (‚Tautropfen‘) sollte den Sohn des Kalifen heiraten, die er jedoch selbst ehelichte. Chumarawaih entrichtete einen jährlichen Tribut von 300.000 Dinar, die Ehe seiner Tochter kostete eine Million. Unter al-Mutadids Herrschaft breiteten sich zugleich die ismailitischen Qaramita in Syrien aus, die im 10. Jahrhundert die islamischen Kerngebiete beherrschen sollten.

Trotz der enormen Belastung durch die Verheiratung seiner Tochter kam es unter Chumarawaih zu einer weit ausgreifenden Bautätigkeit. Ein bemerkenswertes Zeugnis wurde mit der al-Kata´i-Moschee (876-879 erbaut) in einem neu gegründeten Stadtteil in Kairo hinterlassen. Dabei eiferte man den Zielsetzungen der mesopotamischen Vorbilder nach. Eine kostspielige, weil prunkvolle Hofhaltung belastete weiter die Staatsfinanzen. Nach der Ermordung Chumarawaih kam es infolge von Haremsintrigen zum raschen Niedergang der Dynastie. Sein 14-jähriger Sohn Abu l-Asakir wurde bereits im November 896 ermordet, nachdem er selbst drei seiner Onkel hatte ermorden lassen. Sein Bruder Abu Musa Harun überließ die Regierung weitgehend dem Wesir Abu Dschafar ibn Ali, er selbst war genauso unfähig wie sein Bruder, die schwierige Lage zu meistern. Die Gruppe der Heeresemire beherrschte zunehmend das Land, einer der noch lebenden Onkel rebellierte, wurde aber geschlagen.

Diese Situatiion nutzten die Abbasiden und griffen Syrien 904 an. Da die Truppen der Tuluniden desertierten, zogen sie in das Niltal weiter. Bei Kämpfen zwischen Truppenteilen wurde Harun am 30. Dezember 904 ermordet. Sein Nachfolger, der ihn ermordet hatte, wurde sein Onkel Schaiban (904–905), der jedoch Mohammed, den Feldherrn der Abbasiden, nicht aufhalten konnte. Mohammed ließ die Gründung Tuluns zerstören, die schwarzen Soldaten abschlachten und ihre Quartiere niederbrennen. Nur die Moschee wurde verschont.

Allerdings verloren die Abbasiden Ägypten 935 bereits wieder an die Ichschididen und ihre Herrschaft wurde zunächst von Mohammed-el-Khalangi bedroht, der in Syrien eine Rebellion führte und nach Ägypten marschierte. Zwar unterlag er schließlich und wurde im Mai 906 in Bagdad hingerichtet, doch zeigten diese acht Monate die Schwäche der abbasidischen Position in Ägypten. 909 zeigte sich dies erneut, als der von den Fatimiden vertriebene Aghabide nach Ägypten floh. Der Fatimidengeneral Khubasa eroberte 913 Barka und zog weiter zum Nil. Im Juli 914 eroberten die Fatimiden Alexandria. Erst im Fayyum konnten sie zurückgeschlagen werden. 919 plünderten die Fatimiden Alexandria erneut und plünderten das Land bis el-Ashmunain, bis zum alten Hermopolis Magna also. 20 abbasidische Schiffe, mühsam aus Tarsus herbeigeführt, attackierten nun mit Naphta die 85 fatimidischen Schiffe im Hafen der Hauptstadt und vernichteten sie. Dukas der Grieche (Duka er-Rumi), der Provinzgouverneur, starb und sein Nachfolger Tekin, konnte die Fatimiden schlagen. Doch immer noch hielten sich die Eindringlinge in Oberägypten und hielten Kontakt zu ihren heimlichen Verbündeten in Fustat. Doch Ende 920 mussten die Fatimiden abziehen, nachdem sie mehrere Schlachten verloren hatten. Der Eunuch Munis, der die Truppen aus Bagdad befehligt hatte, wurde 921 abberufen. Er hatte praktisch eigenständig in dem chaotischen Land regiert. Danach dominierten und plünderten verschiedene Armeeeinheiten das Land bis zum August 935.

Ichschididen (935/39 – 969)

Die Ichschididen lassen sich auf das Ferghana-Gebiet zurückführen, dessen Prinzen den Titel „Ichschid“ trugen. Einer von ihnen trat in die Dienste al-Mu'tasims. Er war der Großvater des Dynastiegründers Muhammad ibn Tughdsch. Dieser stieg in der Militärkaste auf, kämpfte unter Tekin, und wurde vom Kalifen 930 zum Statthalter von Syrien und 933 von Ägypten erhoben. Doch erst 935 konnte er Syrien verlassen und bahnte sich mit Gewalt seinen Weg. Er besiegte seine Gegner bei Farama, dem alten Pelusium. Trotz der starken Machtposition erkannte er die Oberhoheit der Abbasiden weiter an, denn er brauchte Rückhalt, um seine Herrschaft gegen die Angriffe der Fatimiden aus Ifriqiya und Aufstände von Schiiten im Innern zu verteidigen. Dennoch herrschte er ab 939 praktisch unabhängig und konnte so die Dynastie der Ichschididen gründen. Die militarisierte Gesellschaft bewunderte seine Stärke. Man erzählte sich, niemand könne seinen Bogen spannen. Muhammad schützten 8.000 Leibwächter, ihm standen 400.000 Soldaten zur Verfügung, mit der er die Fatimiden erneut vertrieb. Er besetzte zwischen 942 und 944 Palästina, den Hedschas und Syrien bis nach Aleppo. 945 kam es zu einem Abkommen mit den Hamdaniden über die Aufteilung der Herrschaft in Syrien.

Für die Nachfolger Muhammads errang der schwarze Eunuch Abu l-Misk Kafur, meist einfach Kafur genannt, die Regentschaft. Er förderte Kunst und Wissenschaft und konnte 966 seine Anerkennung als Statthalter durch den Kalifen erreichen. Allerdings gelang es den Fatimiden schon unter dem Ichschididenherrscher Abu l-Fawaris Ägypten 969 zu erobern und den im Vorjahr zur Herrschaft gelangten letzten Vertreter der kurzlebigen Dynastie, den zwölfjährigen Abu l-Fawaris zu stürzen.

Fatimiden (969–1171)

Herkunft, Ausrichtung auf Schiitismus

Aqmar Mosque - Cairo
Teilansicht der Al-Aqmar-Moschee in Kairo, auch Graue Moschee genannt. Sie entstand unter dem Wesir Al-Ma'mun al-Bata'ihi während des Kalifats al-Amirs (1101-1130)

Nach der Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten wurden Letztere von Imamen geführt, die Nachkommen des Ali ibn Abi Talib und Fatimas, der Tochter des Religionsstifters Mohammed († 632) waren. Allerdings kam es unter den Schiiten zu weiteren Spaltungen, da der Übergang der Führungsrolle umstritten war. So entstanden bis ins 9. Jahrhundert die schiitischen Hauptzweige der Imamiten (auch Zwölfer-Schiiten), der Ismailiten (auch Siebener-Schiiten) und der Zaiditen (auch Fünfer-Schiiten). Die Ismailiten erkannten als rechtmäßigen Nachfolger Dschafar as-Sadiqs nicht Musa al-Kazim sondern Ismail ibn Dschafar an – daher ihr Name. Ismails Sohn Muhammad spielt die zentrale Rolle im ismailitischen Lehrsystem: Er wurde von seinen Anhängern als siebenter Imam betrachtet (daher Siebener-Schiiten) und soll nicht gestorben, sondern in eine Verborgenheit gegangen sein, aus der er als Qaim („der sich Erhebende“, „der Aufstehende“) oder Mahdi wiederkehren würde.

In der Mitte des 9. Jahrhunderts begann Abdallah al-Akbar († nach 874), als Stellvertreter für den Mahdi Muhammad ibn Ismail aufzutreten. Er verkündete das Erscheinen des verborgenen siebenten Imams, durch den die Abbasiden gestürzt, alle Gesetzesreligionen (neben dem Christentum und Judentum auch der Islam) abgeschafft und die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte. Der Sektengründer trat mit seiner Verkündigung erstmals in Askar Mukram im iranischen Chusistan hervor, floh dann aber über Basra nach Salamya in Syrien. Er scharte eine wachsende Gemeinde um sich und entsandte in alle Teile der islamischen Welt Missionare (Dais), die die Lehre ihres Großmeisters verbreiteten und ein Netzwerk geheimer Ismailitenzellen aufbauten.228

Nach Abdallahs Tod übernahm erst sein Sohn Ahmad und dann sein Enkel Abu sch-Schalaghlagh die Leitung der Sekte. Unter Letzterem erzielte die Mission erhebliche Erfolge, vor allem im Maghreb, wo Abu Abd Allah asch-Schiʿi wirkte. Da Abu sch-Schalaghlagh keinen Sohn hatte, designierte er als Nachfolger seinen Neffen Said ibn al-Husain, der sich schließlich als der wahre Mahdi zu erkennen gab. Damit löste er wiederum eine Spaltung der Ismailiten aus, da die Qarmaten und andere Gruppen weiterhin an der Erwartung des verborgenen Mahdis Muhammad ibn Ismail festhielten.

Nachdem der Missionar Abu Abd Allah asch-Schiʿi die Lehre der Ismailiten unter den Berbern des Maghrebs verbreitet hatte, stürzte er die Dynastie der Aghlabiden in Ifriqiya, die ihre Machtbasis in Ost-Algerien, Tunesien und Nord-Libyen hatte. Damit ebnete er den Weg für seinen aus Salamya geflohenen Herrn Abdallah al-Mahdi, d. h. Said ibn al-Husain, der in Ifriqiya das Reich der Fatimiden begründete. Dieser führte nun als Nachkomme des Imams Dschafar as-Sadiq seine Abstammung auf die Prophetentochter Fatima zurück.

Kalifat (909), Eroberung des Maghreb, erste Angriffe auf Ägypten (ab 914)

Im Dezember 909 rief er sich zum Kalifen aus und gründete damit die Fatimiden-Dynastie (bis 1171). Er betrachtete die sunnitischen Umayyaden auf der Iberischen Halbinsel und die ebenfalls sunnitischen Abbasiden als Usurpatoren. Seine Missionare nahmen Kontakt zu oppositionellen Gruppen im Abbasidenreich auf, ab 901 auch bei den Kutama Ostalgeriens. Diese beseitigten die Macht der Aghlabiden. Der Fatimidenstaat breitete seinen Einfluss auf ganz Nordafrika aus, indem er die Karawansereien und damit die Handelswege mit dem transsaharischen Afrika unter seine Kontrolle brachte. 911 beseitigten sie die Berber, vor allem die Kutama, als Rivalen um die Vorherrschaft in Ifriqiya. Die Dynastie scheiterte allerdings bei der Einführung der Scharia.

Unter al-Qa'im bi-amri 'llah, dem Sohn und Nachfolger des Dynastiegründers, begannen erste Expansionsversuche Richtung Ägypten, doch scheiterten sie 914–915 und 919–921 im Kampf gegen die Abbasiden. Ab 917 begann die Eroberung des westlichen Maghrebs, doch die Berber des Westens widerstanden erfolgreich. Hingegen stand der Takalata-Zweig der Sanhajah-Konföderation, zu der die Kutama gehörten, auf Seiten der Fatimiden. Von einer echten Herrschaft konnte jedoch nur in Ifriqiya die Rede sein.

Unter Abu l-Qasim al-Qaim (934–946) wurde Sizilien erneut unterworfen und die Küsten Italiens und Frankreichs durch Flottenexpeditionen geplündert. Um Sizilien zu befrieden, wurden die Kalbiten als Emire eingesetzt. Allerdings kam es durch den Aufstand der charidschitischen Berber unter Abu Yazid (944–947) zu einer schweren Krise, als die Aufständischen die Hauptstadt al-Mahdiya belagerten. Nachfolger des bereits 946 verstorbenen zweiten Fatimidenherrschers wurde Ismail al-Mansur (946-953). Nach dem Ende der Revolte der charidschitischen Banu Ifran im Jahr 947 nahm der dritte Fatimidenkalif den Beinamen „al-Mansur“ an. Bei Kairuan entstand mit al-Mansuriya eine neue Residenz. Al-Mansur ließ auch die verbliebenen Gebiete Siziliens erobern; die dort herrschenden Kalbiten machten sich jedoch zunehmend unabhängig, erst recht, nachdem die Fatimiden Ägypten erobert hatten.

Nach der Reorganisation des Reiches durch Ismail al-Mansur und Abu Tamin al-Muizz (953–975) gelang den Fatimiden unter dem Feldherrn Dschawar as-Siqilli zwar der Vorstoß bis zum Atlantik, doch konnte die Herrschaft über Marokko nicht behauptet werden, da sich der Schwerpunkt der fatimidischen Politik auf die Eroberung Ägyptens ausrichtete.

Eroberung Ägyptens (969), Gründung der Hauptstadt Kairo

969 gelang die Eroberung Ägyptens und der Sturz der dortigen Ichschididen. Kalif al-Muizz verlegte nun 972 die Hauptstadt des Reiches nach Kairo und setzte die Ziriden als Vizekönige im Maghreb ein. Damit war dieser nur noch ein Randbereich des fatimidischen Imperiums, das Zentrum war Ägypten mit seiner Hauptstadt Kairo.

Unter al-Aziz wurde die fatimidische Herrschaft in Ägypten konsolidiert, das Amt des Wesirs („jemand, der einem hilft eine Last zu tragen“) wurde von den Abbasiden übernommen, die es bereits seit dem 8. Jahrhundert kannten.228a Dabei wurden, trotz des schiitisch-ismailitischen Bekenntnisses der Fatimiden, die sunnitischen Muslime toleriert. Palästina und Syrien unterwarfen die Fatimiden bis 978; auch gewannen sie die Kontrolle über Mekka und Medina. Damit unterstanden die wichtigsten Heiligtümer des Islams den Fatimiden.

Unter ihrer Herrschaft nahm die Wirtschaft Ägyptens durch den Bau von Straßen und Kanälen und durch Förderung des Handels zwischen Indien und dem Mittelmeerraum einen großen Aufschwung. Auch Kultur und Wissenschaft wurden von den Fatimiden gefördert, wobei die Gründung der al-Azhar-Universität größte Bedeutung erlangte. Sie ist heute ein sunnitisches Zentrum.

Unter Al-Hakim (996–1021) wurde die Religionspolitik gegenüber Nichtmuslimen deutlich intoleranter. So wurden öffentliche Prozessionen und Kulthandlungen der Christen und Juden ebenso wie der Genuss von Wein und Bier untersagt. Zeitweise wurden auch christliche Kirchen und Klöster geplündert, um Geldmittel für das Heer und den Bau von Moscheen zu beschaffen. So kam es 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem. Um 1017 entstand in Ägypten eine Sekte, die al-Hakim als die Inkarnation Gottes ansah. Aus dieser entwickelte sich später die Religionsgemeinschaft der Drusen.

In der Anfangszeit der Regierung al-Hakims musste er noch einen Vormund hinnehmen. In dieser Zeit trat die Rivalität zwischen Berbern und Türken in den Vordergrund, denn letztere erhielten seit al-Hakims Vater immer häufiger Kommandos und Statthalterposten. Den Kampf um die Macht am Kairoer Kalifenhof zwischen Berbern und Mamluken gewannen die türkischen Mamluken unter der Führung des osteuropäischen Eunuchen Barğuwān. Al-Hakim entledigte sich des allmächtigen Mannes durch Meuchelmord im März 1000. Die Jahre der Demütigung machten aus al-Hakim allerdings einen misstrauischen Menschen, der, um seine Macht zu erhalten, alle stürzte, die ihm gefährlich werden konnten. Doch versprach er eine gerechte Regierung und er war nun persönlich anwesend, wenn sein Wesir Petitionen entgegennahm. Bis dahin war der Kalif nach byzantinischem Vorbild hinter einem Vorhang verborgen. Al-Hakim schwebte eine ideale Glaubensgemeinschaft vor, daher überschüttete er seine Untertanen mit einer gewaltigen Menge von Dekreten, die jedoch die Sicherheitsgarantien des Ğawhar von 969 für die geduldeten Sunniten berücksichtigten. Er ließ Maße und Gewichte kontrollieren, sorgte für zollfreie Grundnahrungsmittel, aber er ließ auch Trauben, Rosinen und Honig, die Grundlagen der Weinherstellung, vernichten; auch Honig- und Hirsebier wurden verboten. Für Frauen wurde der Schleier obligatorisch, ihnen war nun der Zugang zu öffentlichen Bädern, der nächtliche Ausgang, die Teilnahme an Begräbnissen verboten. Schließlich durften sie überhaupt nur noch in Begleitung eines männlichen Verwandten das Haus verlassen. Doch die Dekrete mussten andauernd wiederholt werden, was darauf hinweist, dass sie nicht durchsetzbar waren. 1006 erließ al-Hakim geradezu ein Toleranzedikt für die Sunniten, das 1009 wiederholft wurde. Doch schlließlich musste er wohl schiitischem Druck nachgeben und das Edikt partiell zurücknehmen. Auch gegenüber den Drusen, die al-Hakim als Heilsbringer sahen, ließ sich der Kalif nicht zu einem Urteil bewegen. Für diese Bewegung war die Zeit der Buchreligionen, mit denen Gott mehrfach die Menschheit auf den rechten Pfad hatte bringen wollen, vorbei, die paradiesische Urreligion, das kultlose Bekenntnis der Engel und des ersten Menschen zur Einzigkeit des unverhüllten Gottes, das durch den Sündenfall Adams verdunkelt worden war, sollte nun wiederkehren. Was für die Ismailiten eschatologische Heilserwartung war, war für den aus dem Ostiran stammenden Schöpfer der neuen Relgion, Ḥamza al-Labbād (der Filzmacher), in der Gegenwart zu erreichen. Ab 1017 verfasste er Traktate, zwei Jahre später kam es in der Kairoer 'Amr-Moschee zum Eklat. Es kam zu Tumulten, die sich zum Pogrom steigerten. Darzī, den man der Führerschaft verdächtigte und der von einer empörten Menschemenge verfolgt wurde, verschwand im Palast, um nie wieder aufzutauchen. Al-Hakim behauptete, er habe ihn hinrichten lassen. Darzī wurde zum Namensgeber der Drusen, obwohl er als vorzeitigrer Enthüller des göttlichen Geheimnisses als Verräter gebrandmarkt wurde. Sein Meister Ḥamza ging in den Untergrund. 1043 stellten die Drusen die Mission ein, doch lebten sie in Libanon und Hermon fort. Wenig besser erging es den Christen. 1004 wurden Prozessionen und Feste der Christen und Juden in der Öffentlichkeit verboten, ebenso das Glockenläuten, das Tragen von Kreuzen, Kirchenneubauten wurden abgerissen. Die Christen mussten schwarze Turbane und Kopftücher tragen. Viele Christen verließen das Land und gingen nach Nubien oder Nordsyrien. Am 13. Februar 1021 kehrte der Kalif von einem Ausritt nicht zurück; er war offenbar ermordet worden.

Seine ältere Schwester Sitt al-Mulk übernahm die Herrschaft und ließ die als Mörder verdächtigten, allen voran den Häuptling der Kutama-Berber Ibn Dawwas, hinrichten. Al-Hakims Sohn und Nachfolger Az-Zahir (1021–1036) gelang wieder die Befriedung des Reiches und die Niederschlagung einiger Beduinenaufstände in Syrien. Der Patriarch von Jerusalem verhandelte in Sitt al-Mulks Auftrag mit dem byzantinischen Kaiser, der sich aus den Kämpfen in Syrien heraushielt. Die Kilab griffen nach Aleppo, die Kalb der Palmyrene bedrohten Damaskus, die Tayyi' bedrohten Ägypten selbst. Dem türkischen Gouverneur von Damakus, Anuschtekin, gelang es, sie bei Tiberais 1029 zu schlagen. Ein byzantinischer Vorstoß Richtung Jerusalem im folgenden Jahr zeigte die Gefahr auf. Jerusalem erhielt eine neue Stadtmauer. Erst 1038 kam es zu einem Friedensschliuss, der dann jedoch bis 1055 hielt. Den Höhepunkt der Macht erreichten die Fatimiden unter al-Hakims Enkel al-Mustansir (1036–1094) als ismailitische Missionare im Jemen die Macht ergriffen und die Abbassiden in Bagdad 1059 kurzzeitig gestürzt werden konnten.

Gebietsverluste durch Seldschuken und Kreuzfahrer (ab 1098), Sturz durch die kurdischen Ayyubiden

Allerdings führte diese ausgedehnte Machtpolitik zur Auszehrung des Reiches und zum Niedergang der Dynastie. Zwar konnten die Ziriden in Ifriqiya durch die Abschiebung der Banu Hilal und Banu Sulaym wieder unter die Botmäßigkeit der Fatimiden gezwungen werden, doch gingen Syrien und Palästina 1076 an die Seldschuken verloren. Auch im Inneren musste die Regierung zunehmend den Befehlshabern der Truppen und den Wesiren (wazir) überlassen werden.

Die Eroberung von Jerusalem 1099 durch die Kreuzfahrer während des Ersten Kreuzzugs und die Gründung des Königreichs Jerusalem konnten die Fatimiden nicht mehr verhindern. Nach erfolglosen Rückeroberungsversuchen (Schlacht von Ramla) gerieten sie 1130 zunehmend unter den Einfluss der Kreuzfahrer. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Belagerung von Askalon (1153) durch König Balduin III. von Jerusalem verloren die Fatimiden den letzten Stützpunkt in Palästina. Um einer Eroberung Ägyptens durch die Kreuzfahrer zuvorzukommen, führte Nur ad-Din, der Herrscher von Damaskus, bereits 1163 einen Feldzug nach Ägypten, bis sein Offizier Saladin 1171 die Fatimiden stürzte und die Dynastie der Ayyubiden begründete.

Die schiitisch-ismailitischen Fatimiden gründeten Missionsanstalten und Schulen zur Verbreitung ihrer Lehren, die anfangs nur denen der Sunniten entgegengesetzt waren. Obwohl die Sunniten die allegorische Interpretation des Koran verwarfen, konnten doch erhebliche Missionserfolge in der islamischen Welt erzielt werden. Auch wenn es im 11. Jahrhundert mit dem Erstarken der orthodoxen Sunniten vor allem im Iran zu erheblichen Rückschlägen kam, bestanden die ismailitischen Gemeinden auch nach dem Untergang der Fatimiden fort. Für die Ismailiten sind die Fatimiden auch deshalb von Bedeutung, da unter diesen von an-Numan die Grundlage für die ismailitische Rechtsschule gelegt wurde.229 Am 7. Oktober 1130 fiel Kalif al-Amir dem Anschlag eines Assassinen zum Opfer. Sein Vetter und Nachfolger al-Hafiz (1131-49) konnte nicht verhindern, dass sich Provinzstatthalter und Generäle gewaltsam die Macht streitig machten. Zudem erkannte ihn ein Teil der Ismailiten nicht an, da er kein Nachkomme des Ermordeten war. Im Jemen nutzte man diesen Vorwand, um die fatimidische Oberhoheit abzuschütteln. In Kairo gelangten darüber hinaus neben den ismailitischen nun auch imamitische und sunnitische Richter ins Amt, zudem sorgte der armenisch-christliche Wesir Bahram dafür, dass mehrere tausend Armenier nach Kairo kamen, so dass die Kopten um ihre dominierende Stellung fürchteten. Doch unter dem Kalifen az-Zafir (1149-54) begann, allerdings eingeleitet durch den Wesir Ibn Sallar, die politisch-militärische Zusammenarbeit zwischen Kairo und Aleppo, dem bald die Kreuzfahrerstaaten erlagen.

Sowohl die Kreuzfahrerstaaten als auch Byzantiner und Zengiden versuchten die Schwäche der Fatimiden zu nutzen. Nachdem 1161 der letzte energische Wesir ermordet worden war und ein Minderjähriger auf dem Thron saß, die Kreuzfahrer nur durch einen jährlichen Tribut von 160.000 Dinar abgewehrt werden konnten und 1162 erneut in Ägypten standen, sahen sich die Zengiden veranlasst, zuzugreifen.

Ayyubiden (1171 – 1252)

Im Namen des Ayyubiden al-Adil geprägte Münze

Sturz der Fatimiden (1171)

Mit dem Niedergang der Fatimiden in Ägypten begannen verstärkte Angriffe der Kreuzfahrer des Königreichs Jerusalem. Gegen diese riefen die Fatimiden die Zengiden zur Hilfe, die Syrien beherrschten und 1144 mit Edessa den nördlichsten Kreuzfahrerstaat zerschlagen hatten. Diese entsandten Truppen unter Sirkuh nach Ägypten, nachdem einer der Kairoer Wesire im Jahr zuvor dort Zuflucht gesucht hatte. Der verdrängte Wesir Schawar setzte sich jedoch mit Jerusalem ins Einvernehmen, um 1164 die Zengidenarmee aus Ägypten zu drängen. 1167 rettete der Jerusalemer König Amalrich erneut den Kairoer Wesir und verfolgte die Zengidenarmee bis nach Syrien. Jerusalem erlangte eine Art Protektorat über Ägypten, doch überspannte Amalrich im nächsten Jahr den Bogen, als er versuchte, Ägypten zu erobern. Im Januar 1169 konnte nun Sirkuh Kairo einnehmen, doch starb er bereits am 23. März.

Saladin (1171–1193), Eroberung Jerusalems

Nach seinem Tod wurde sein etwa 31-jähriger Neffe Saladin Wesir. Im August 1169 wurden die schwarzen Regimenter und die armenischen Bogenschützen in Kairo besiegt. Schließlich beseitigte Saladin 1171 die Dynastie der ismailitischen Fatimiden-Kalifen und begründete die kurdischstämmige, sunnitische Dynastie der Ayyubiden. Die ismailitischen Richter wurden nun durch sunnitische ersetzt. Am 10. September 1171 wurde das Freitagsgebet in der 'Amr-Moschee in Kairo erstmals wieder im Namen des Abbasidenkalifen gehalten, am 17. September in der Azhar-Moschee. Nun wurden erstmals wieder Münzen mit den Namen der Abbasidenkalifen geprägt. Die Zengiden besoldeten ihre Truppen bei ihren Feldzuügen nicht mit Geld, wie die Fatimiden, sondern mit Zuteilungen (iqta'), d. h. mit dem Recht, von bestimmten Dörfern Abgaben einzuziehen, um ihren Unterhalt zu bestreiten. Allerdings hatte dies den Nachteil, dass diese Rechte oftmals als erblich betrachtet wurden, so dass eine Art Lehen in einem Feudalsystem entstand, das die nachfolgenden Dynastien bis zu den Osmanen übernahmen. Im Gegensatz zu den Fatimiden setzten die Zengiden auf die sunnitische Lehre und gründeten nach seldschukischem Vorbild die juristisch-theologische Hochschule (madrasa). Zudem propagierten sie den Heiligen Krieg zur Vereinigung ganz Syriens gegen die Kreuzfahrerstaaten. Saladin, der keinesfalls gewillt war, wie sein Onkel Sirkuh ein Vasall der Zengiden zu bleiben, musste sich darauf gefasst machen, dass Nur ad-Din, der Herr von Damaskus, versuchen würde, seinen Anspruch durchzusetzen. Doch dieser starb bereits 1174, so dass der offene Konflikt ausblieb. Saladin nutzte die Gelegenheit, seine Machstellung in Syrien auszubauen. Zugleich hielt er sich durch Verträge mit den Franken aus den Jahre 1175, 1180, 1183 und 1185 den Rücken frei. Er eroberte nun den mesopotamischen Norden und hielt sich permanent in Syrien auf. Er machte der zengidischen Herrschaft ein Ende und besetzte 1186 auch das zengidische Mossul. In Ägypten herrschte sein Bruder al-Adil. Den Handel mit den oberitalienischen und südfranzösischen Händlern rechtfertigte Saladin gegenüber dem Kalifen von Bagdad damit, dass sie die für den Heiligen Krieg notwendigen Waren brachten.

Unter Saladin, dessen kurdischer Vater aus der Gegend von Dvin in Armenien stammte, wurde Ägypten reorganisiert und Landwirtschaft und Handel gefördert, um die Kreuzfahrer aus Jerusalem und Palästina vertreiben zu können. Bis 1181 wurde die Herrschaft über Syrien, Obermesopotamien, den Jemen und Nubien ausgedehnt, sodass Saladin den Großteil der arabischen Kernländer regierte. Nach Festigung seiner Herrschaft besiegte er die Kreuzfahrer, nachdem einige von ihnen eine Karawane ausgeraubt hatten und er in Jerusalem keine Genugtuun erhalten hatte, am 4. Juli 1187 in der Schlacht bei Hattin nahe Tiberias entscheidend und eroberte Jerusalem. Im nun folgenden Dritten Kreuzzug gelang es den Kreuzfahrern zwar, einige Küstenstädte (darunter Akkon) zurückzuerobern, doch konnten sie Jerusalem zunächst nicht wieder einnehmen. Doch löste der Fall der Stadt einen weiteren, den dritten Kreuzzug aus. Unter Führung des römisch-deutschen Kaisers Friedrich I., der allerdings ertrank, dann verstärkt durch die Könige von Frankreich und England, gelang nach zweijähriger Belagerung am 12. Juli 1191 die Rückeroberung von Akkon. 1192 kam es zu einem Waffenstillstand, der rund ein Vierteljahrhundert Bestand haben sollte. Saladin starb, nachdem er den freien Besuch der Pilgerstätten zugesagt und die Küstenstädte aufgegeben hatte, am 4. März 1193. Die christlichen Händler saßen inzwischen vor allem in Aleppo und Latakya, besonders aber in Akkon, das zum wichtigsten Handels- und Bankenort der Region wurde. Zum Roten Meer erhielten sie keinen Zugang. Haupthafen Ägyptens blieb Alexandria, wo die wichtigsten Handelsstädte wie Venedig und Amalfi, Genua und Pisa Handelshäuser besaßen.

Nachfolgekämpfe, Abwehr der Kreuzfahrer, al-Kamil und Friedrich II.

Da Saladin vor seinem Tod das Reich teilte, kam es zunächst zu Machtkämpfen, bei denen sich al-Adil I. (1200–1218) gegen al-Mansur (1198–1200), den minderjährigen Sohn al-Aziz’ (1193–1198), durchsetzen konnte. Zwar teilte auch al-Adil das Reich vor seinem Tod, doch konnte sein Nachfolger al-Kamil (1218–1238) den Kreuzzug von Damiette (1217–1221) in Ägypten abwehren und den Kreuzzug Friedrichs II. (1228–1229) durch Verhandlungen mit dem Kaiser beenden, bei denen das unbefestigte Jerusalem abgetreten wurde. Kurz vor seinem Tod konnte sich al-Kamil auch in Syrien durchsetzen.

Nach dem Ausbruch dynastischer Machtkämpfe gelang es as-Salih (1240–1249), weite Teile des Ayyubidenreichs wieder zu vereinigen, auch wenn Nordsyrien, Obermesopotamien und der Jemen endgültig verloren gingen. Ebenso konnte er 1244 Jerusalem endgültig von den Kreuzfahrern erobern.

Mamlukenherrschaft (1252 – 1517), ayyubidische Seitenlinien

Unmittelbar nachdem der erneute Angriff des Sechsten Kreuzzugs (1249–1254) auf Ägypten abgewehrt worden war, fiel der letzte Ayyubide Turan Schah einer Verschwörung der türkischen Mamluken im Heer zum Opfer, als er deren Einfluss einschränken wollte. Bis 1257 führte nun dessen Stiefmutter Schadschar ad-Dur als Regentin die Regierung, wobei sie den Mamlukenführer Aybak heiratete. Dieser erhob sich als al-Malik al-Muizz 1252 zum Sultan, beendete die Dynastie der Ayyubiden in Ägypten und begründete das Mamlukenreich (1252–1517).

Seitenlinien der Ayyubiden herrschten in Damaskus und Aleppo noch bis 1260, in Homs bis 1262 und in Hama bis 1341. Daneben gab es auch noch ayyubidische Herrscher in Hasankeyf (Hisn Keyfa) am Tigris, die dort bis in das 16. Jahrhundert ansässig blieben und erst von den Osmanen 1524 beseitigt wurden.

Im Gegensatz zu den Fatimiden und den folgenden Mamluken regierten die Ayyubiden keinen Zentralstaat. Vielmehr wurden die Söhne des Herrschers und andere Seitenzweige der Dynastie an der Verwaltung des Reiches beteiligt. Dies führte nach dem Tod eines Herrschers immer wieder zu Kämpfen um die Einheit des Gesamtreichs.230

Mamluken

Mamluken – weiße Militärsklaven – wurden im Abbasidenreich vor allem seit dem 9. Jahrhundert eingesetzt. Besonders al-Mu'tasim (833–842) baute eine Leibwache aus Sklaven auf. Die Samaniden in Transoxanien kontrollierten den Handel mit Krieger-Sklaven und hatten ein eigenes Trainingssystem entwickelt. Sie wurden allerdings 1005 durch eine Sklavendynastie der Ghaznawiden abgelöst.

Auch die Leibgarde Saladins bestand aus Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Sklavenmärkten des nördlichen und östlichen Anatolien oder des Kaukasus gekauft und dann durch eine Schulung zu Reitersoldaten und eine islamische Erziehung auf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie waren meist dem Herrscher ergeben. Sie konnten nach einer gewissen Dienstzeit die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben und an sich binden. Auch wenn sie eine militärische Elite bildeten, waren die Mamluken weder Adlige noch hatten sie einen besonderen Segen durch Abstammung von der Prophetenfamilie.

Dabei war schon das Heer der Abbasiden aus Arabern und Iranern zusammengesetzt, die Fatimiden brachten zahlreiche Berber, die sich der schiitischen Lehre anschlossen mit, und sie stellten nubische und armenische Regimenter auf, die Zengiden warben unter Turkmenen und Kurden.

Sturz der Ayyubiden (1249), Sieg über Mongolen (1260), Kalifat

Nach dem Tod des Ayyubiden-Sultans as-Salih 1249 und der Ermordung seines Sohnes Turan Schah ergriff der Mamlukengeneral Izz ad-Din Aibak zusammen mit der Witwe des Sultans, Schadschar ad-Dur, die er heiratete, die Macht in Ägypten. Aybak, der als al-Malik al-Muizz von 1250 bis 1257 regierte, begründete den ägyptischen Mamlukenstaat. Nach der Eroberung und Zerstörung Bagdads 1258 durch Hülegü, der den letzten dort herrschenden Kalifen al-Mustasim hinrichten ließ, erlosch das Kalifat der Abbasiden im Kernland des Reiches. Allerdings gelang dem Abbasiden-Prinzen al-Mustansir II., einem Cousin des letzten Kalifen, die Flucht nach Ägypten, wo ihn der soeben zur Macht gelangte Mamluken-Sultan Baibars als nächsten Kalifen einsetzte. Dabei dienten die Abbasiden allein der Herrschaftslegitimation der Mamluken und hatten keinerlei politischen Einfluss. Nur al-Mustain (1406–1414) konnte 1412 kurzfristig politische Macht erringen, als er zum Sultan von Ägypten proklamiert wurde, doch wurde er noch im selben Jahr wieder abgesetzt.231

Nach dem Tod des Dynastiegründers mussten sich die Mamluken mit der Bedrohung durch die mongolischen Il-Chane auseinandersetzen, die 1258 Bagdad eroberten. 1260 eroberten die Mongolen Syrien, konnten aber von den Mamluken unter Qutuz und Baibars in der Schlacht von Ain Djalut geschlagen werden. Damit war das Mamlukenreich der einzige Staat im Nahen Osten, der sich gegen die Mongolen behaupten konnte. Darüber hinaus verbündete es sich mit der Goldenen Horde, einem mongolischen Teilstaat, der mit den Mongolen des Iran, den Il-Chanen, im Streit lag.

Vertreibung der Kreuzfahrer (bis 1291), Bahri-Dynastie (ab 1279)

Baibars (1260–1277) nutzte den Sieg aus, um selbst die Macht in Ägypten zu erringen. Er festigte seine Herrschaft in Ägypten und in Syrien. Er begann mit der Vertreibung der Franken unter anderem mit der Eroberung von Antiochia (1268) und ließ Nubien unterwerfen. 1261 setzte Baibars ein Schattenkalifat der Abbasiden in Kairo ein, um die Herrschaft der Mamluken zu legitimieren. Trotz aller Erfolge gelang es Baibars nicht, seinem Sohn Berke Qan (1277–1279) die Nachfolge zu sichern. Dieser wurde 1279 von Qalawun, dem Begründer der Bahri-Dynastie gestürzt.

Qalawun (1279–1290) und sein Sohn Chalil (1290–1293) eroberten die Kreuzfahrerstaaten endgültig (die letzte Bastion, Akkon, fiel 1291). Die Burgen und Städte wurden zerstört. Vor allem die landwirtschaftlichen Grundlagen wurden so nachhaltig vernichtet, dass Palästina bis zur jüdischen Immigration nur dünn besiedelt blieb. Die Absicht hinter diesen Zerstörungen war, zu verhindern, dass Fremde in der Levante jemals wieder selbstversorgende Posten errichten konnten. In der Folgezeit zerstörten die Mamluken nach und nach nahezu alle der alten Seestädte an der syrischen Küste. Da Ägypten über keine für den Schiffbau geeigneten Holzbestände verfügte und die Seefahrt insgesamt keinen hohen Status besaß, waren maritime Unternehmungen der Mamluken selten.232 Als 1291 mit Akkon die letzte bedeutende Festungsstadt der Franken im Heiligen Land an die Mamluken fiel, flüchteten sich die meisten Überlebenden nach Zypern. Auch die Kyrenaika und Nubien jenseits des 1. und 2. Katarakts mussten sich erstmals seit der frühesten Islamisierung eine mamlukische Tributpflicht gefallen lassen. Der Islamisierung des nördlichen Sudan wurde damit nach einem guten halben Jahrtausend die Tür geöffnet. Kairo übte eine weitgehende Kontrolle über den gesamten Raum zwischen Euphrat und Dongola aus.

Qalawun war daran gelegen, die Wirtschaftsbeziehungen mit Europa zu fördern. Die Kreuzfahrer waren hingegen „natürliche“ Verbündete der eigentlichen Feinde der Mamluken, nämlich der mongolischen Il-Chane im Osten. Möglich waren die militärischen Erfolge gegen Kreuzfahrerstaaten und Il-Chane durch kaukasische Söldner, die in großem Umfang angeworben wurden; diese vor allem aus Tscherkessen bestehenden Einheiten sollten 100 Jahre später die Bahri-Dynastie stürzen und selbst die Macht übernehmen. Diese Burdschiyya erhielten ihren Namen nach dem Wort Burdsch, ‚Burg‘, mit dem die Kairoer Zitadelle bezeichnet wurde.

Der herausragende Sultan an-Nasir (1293–1294 und 1309–1341) wurde als Kind von Emiren beiseite geschoben und musste fünfzehn Jahre warten, ehe er die Macht übernehmen konnte. Währenddessen gelangten verschiedene Emire an die Herrschaft. Besonders katastrophal verlief die Regentschaft Kitbughas (1294–1296); diese Jahre waren von Seuchen, Hungersnöten und Konflikten gekennzeichnet. Der Emir Ladschin (1297–1299) versuchte einen Neuanfang. Seine Nachfolger Anwar und Baibars fanden sich wieder im Konflikt mit Ilchanen und mit den Johannitern, die in Unterägypten einfielen; beide konnten zurückgedrängt werden, aber ein schweres Erdbeben in Unterägypten löste 1303 eine neue Wirtschaftskrise aus.

Als es an-Nasir 1309 endlich gelang, die Macht zu übernehmen, rang er den Emiren den Schwur ab, nur mehr Bahris als Sultane einzusetzen. In den Folgejahren gelang es, die Wirtschaft zu neuer Blüte zu führen. Die Steuerbelastung wurde von den Armen und den Mittelschichten auf die Großgrundbesitzer übertragen, die Korruption radikal bekämpft, und Großbauprojekte schufen Arbeit.

Burdschiyya-Dynastie (1382–1517)

Emir Qurqumas complex, Northern Cemetery, Cairo
Das Grabmal des Emirs Qurqumas in der Kairoer „Stadt der Toten“, fertiggestellt 1511

Tomb of az-Zahir Qansuh
Das Grabmal des Sultans az-Zahir Qansuh (1490-1500) in der Kairoer „Stadt der Toten“

Nach an-Nasirs Tod stellte die Bahri-Dynastie weitere 40 Jahre die Herrscher, allerdings nur formell – faktisch herrschten wieder die mamlukischen Emire. In dieser Phase gelang es den Mamluken, sich in eine Kaste von Großgrundbesitzern zu verwandeln und dadurch neben der Politik auch die Wirtschaft unter Kontrolle zu bringen. Außenpolitisch konnten sich die Mamluken gegen ihre Rivalen halten.

Auch die Burdschi-Dynastie konnte die Grenzen des Mamlukenreichs zunächst erfolgreich verteidigen. Doch geriet Ägypten durch die hohen Steuerlasten der Kriege, Missernten, Hungersnöte und den durch Pestepidemien ausgelösten Bevölkerungsrückgang zunehmend in eine schwere Wirtschaftskrise.

Kreuzzug gegen Alexandria (1365)

Peter I. von Zypern unternahm 1362–1365 eine Europareise, um für einen Kreuzzug gegen die Mamluken zu werben. Obwohl das Interesse in Venedig, Genua, Avignon, Paris, London, Prag, Krakau und Wien gering war, gelang es ihm doch ein Heer aufzustellen. Mit diesem Heer und einer Flotte von 115 Schiffen, die von Venedig, den Johannitern und Zypern gestellt wurden, griff er 1365 Alexandria an. Die Stadt wurde geplündert, auch die Niederlassungen der europäischen Handelsrivalen von Venedig, ein Teil der Einwohner getötet und 5000 Menschen als Sklaven verschleppt. Um die Beute abzutransportieren, wurden 70 Lastschiffe benötigt. Dauerhafte Erfolge wurden jedoch nicht erzielt, wenn auch 1366 und 1367 weitere Überfälle auf die syrische Küste stattfanden (Ayas, Tripolis und Beirut). Venedig und Genua scheinen Peters Sohn und Nachfolger schließlich 1370 gezwungen zu haben, Frieden zu schließen, um ihre Handelsinteressen in Ägypten wieder wahrnehmen zu können.

Am Ende eroberten die Mamluken 1375 die Reste Kleinarmeniens. Bis dahin hatte vor allem Lajazzo für die italienischen Fernhandelsmetropolen Venedig und Genua eine überaus wichtige Rolle gespielt. Dies wurde durch die Tatsache begünstigt, dass der direkte Handel mit den Ägyptern von 1322 bis 1345 infolge eines päpstlichen Verbotes fast gänzlich zum Erliegen kam. So blieb einige Zeit nur Kleinarmenien als Brücke Richtung Persien und Zentralasien, und indirekt nach Ägypten.233

1425 konnten die Mamluken in die Burg von Limassol eindringen, nachdem sie erstmals in der Geschichte ein fränkisches Geschwader besiegt hatten. Um die zunehmende Seeräuberei, besonders durch Katalanen, die auf Zypern ihre Basen hatten, zu bekämpfen, landete 1426 eine mamlukische Einheit in Avmediou. Die Truppen von König Janus wurden bei Khirokitia vernichtend geschlagen, Limassol, Lefkoşa und die königliche Burg von Potamia im Bezirk von Nikosia geplündert und zahlreiche Gefangene gemacht. König Janus schwor Sultan Barsbay (1422–1438) in Kairo den Vasalleneid, dem die Zyprioten jedoch nicht zustimmten. Gegen 200.000 Florin Lösegeld und eine jährliche Tributverpflichtung wurde er freigelassen. Venedig und Genua hielten sich in diesem Konflikt neutral, der König von Aragon, der hoffte, Zypern würde seine Truppen mieten, sandte zwei Schiffe und 500 Mann, nachdem Zypern abgelehnt hatte. - 1440 legte eine Flotte auf dem Weg nach Rhodos einen Zwischenstopp auf Zypern ein, ein Anzeichen, wie abhängig die Insel bereits von Kairo war.234

Osmanische Zeit (1516/17 – 1805/1914)

Osmanische Eroberung, Verlust des Kalifats, Fortbestehen der Militärsklaven

Sultani LACMA M.2006.143.1 (2 of 2)
Osmanische Goldmünze von 1566, Durchmesser 1,91 cm, Gewicht 3,48g, Los Angeles County Museum of Art

Nach der Niederlage gegen Timur (1402) und langen innerdynastischen Kämpfen dehnten die Osmanen bis 1420 ihre Macht in Anatolien wieder aus. Karaman unterstellte sich vergebens 1417 den ägyptischen Mamluken. Auch die dynastischen Kämpfe der folgenden Jahrzehnte brachten Istanbul und Kairo gegeneinander auf. Wichtigster Geschichtsschreiber für die späten Mamluken und die ersten Jahre der osmanischen Herrschaft ist Muhammad Ibn Iyās († nach 1522), der eine mehr als dreitausendseitige Geschichte Ägyptens verfasste.

Als sich Cem Sultan, der jüngere Bruder Sultan Bayezids II., 1481 gegen den Ausschluss von der Herrschaft wehrte und Inegöl und Bursa besetzte, berührte dies Kairo zunächst nicht. Cem rief sich zum Sultan von Anatolien aus, doch unterlag er bei Yenişehirsa und floh nach Kairo. Der mamlukische Sultan El-Ashraf Seyfeddin Kaitbey, der mächtigste Gegenspieler der Osmanen, sandte ihm, als ihn die Nachricht erreichte, dass Cem und seine Anhänger sich Kairo näherten, seine wichtigsten Hofbeamten mit der Botschaft entgegen, dass er am Hof von Kairo willkommen und sicher vor seinem Bruder sei. Doch auf die Bitte Cems, ihn in seinem Kampf um den Thron zu unterstützen, ging er vorläufig nicht ein. Stattdessen versuchte er zwischen den beiden Brüdern zu vermitteln, während sich Cem auf die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina begab. Nach einer erneuten Niederlage floh Cem nach Rhodos. Der Krieg zwischen Osmanen und Mamluken dauerte von 1485 bis 1491.

Die Tatsache, dass sich die Mamluken gegen die Übernahme der „unehrenhaften“ Feuerwaffen wehrten, erleichterte schließlich 1516/1517 die Eroberung durch die Osmanen. Mit der Eroberung Ägyptens unter Selim I. (1512-1520) im Jahr 1517 wurde Konstantinopel zum Sitz des Kalifen und zahlreiche Künstler gingen von Kairo an den Bosporus. Das Herrschaftssystem der Militärsklaven bestand aber unter osmanischer Oberherrschaft weiter.

Übertragung osmanischer Institutionen, Verwaltung, Zuwanderung

Nach der Eroberung des Mamlukenreichs und der Besetzung Ägyptens durch die Osmanen reorganisierten diese die Verwaltung. Dabei wurde Syrien der Verwaltung von Ägypten entzogen.

Von Ägypten wurden die Küstengebiete des Roten Meeres und der Jemen unterworfen und mit einer Flotte die Portugiesen im Indischen Ozean angegriffen.

Zunehmende Selbstständigkeit und Einfluss der Mamluken

Allerdings verloren die Osmanen nach und nach die Kontrolle über Ägypten, so dass die Mamluken wieder ihren Einfluss geltend machte.

Ottoman Mamluk horseman circa 1550
Schwere Reiterei aus der Zeit um 1550, Musée de l’Armée, Paris

Ab 1630 verdrängten sie die osmanischen Janitscharen und Statthalter wieder schrittweise von der Macht. Allerdings bekämpften sich die Fraktionen der Faqariyya (Tscherkessen unter Ridwan Bey), Qasimiyya (Ahmad Bey) und oberägyptische Beduinen erbittert untereinander. Zwar kam es unter den Fraktionen der Faqariyya (Vorherrschaft 1631 – 1656) und der Qasimiyya (Vorherrschaft 1660 – 1692) zu Auseinandersetzungen, doch konnte sich die Wirtschaft, besonders auf Grund des Kaffeehandels, weiter entwickeln.

Erst im 18. Jahrhundert begann der Niedergang der Wirtschaft, da durch die zunehmende politische Unsicherheit, die Beduineneinfälle und starke Steuerbelastungen die Landwirtschaft mangels Pflege der Bewässerungsanlagen einen Niedergang erlebte und auch der Handel stark gestört wurde. Zudem erfolgte durch Hungersnöte und Pestepidemien ein starker Bevölkerungsrückgang. Zugleich nahm ab etwa 1760 die Abhängigkeit des Osmanenreichs vom Getreide Ägyptens ab. Diese Rolle übernahmen dort Gutshöfe (Çiftlik) auf dem Balkan und in Anatolien. Ab 1792 brachten osmanische Griechen zudem russisches Getreide an den Bosporus.

Zwar gelang es einigen Führern der Mamluken, u.a. Ali Bey (1760 – 1772), die Kontrolle über Ägypten zu erringen, doch konnte durch die internen Machtkämpfe und die gelegentlichen osmanischen Interventionen keine stabile Herrschaft aufgebaut werden.

Niedergang der osmanischen Vorherrschaft, Napoleon, Muhammad Ali (1768/90-1811)

Rückkehr der Mamluken an die Macht

Die 1517 von den Osmanen unterworfenen Mamluken hatten seit dem 17. Jahrhundert ihre Macht in Ägypten allmählich wieder ausgebaut. Bald war der türkische Pascha nur noch der Repräsentant der schwindenden Macht des Sultans im fernen Konstantinopel, während Mamluken-Beys wieder hohe Verwaltungsposten einnahmen.

1730 schlossen sich die Überlebenden der Machtkämpfe zunächst zusammen. So konnte sich 1768 Ali Bey, der georgischer Abstammung war, zur Revolte erheben und als selbsternannter Sultan Ägyptens sogar in Syrien einfallen. Er wurde jedoch von seinem eigenen Schwiegersohn geschlagen, und nach dessen Tod stritten verschiedene Mamluken-Fraktionen um die Macht.

Mamluks, Horace Vernet
Ermordung der Mamluken in Kairo 1811

Schließlich gelang es den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey Muhammad und Ibrahim Bey 1790, die mit den Türken verbündeten Mamluken-Fraktion um Ismail Bey endgültig von der Macht zu verdrängen. Frankreich hatte somit gleich zwei formale Anlässe zum Eingreifen: Zum einen war das Königreich Frankreich seit 1536 Verbündeter des osmanischen Sultans und konnte behaupten, dessen Autorität wiederherstellen zu wollen. Zum anderen konnte Paris seit der Französischen Revolution argumentieren, auch den Ägyptern die Freiheit vom Joch der feudalen Mamlukenherrschaft bringen zu wollen.

Westeuropa und Ägypten

Ägypten zur Zeit Napoleons

Schon lange vor dem Feldzug Napoleons befand sich Ägypten im Blickfeld französischer Expansionsbestrebungen im Mittelmeerraum. Allein zwischen 1774 und 1798 setzte sich die französische Regierung mit mehr als einem Dutzend Vorschlägen von Diplomaten, Politikern und Unternehmern auseinander, die alle auf eine Einnahme des Landes abzielten.235

Großbritannien seinerseits hatte zwar den wichtigsten Teil seiner Kolonien in Nordamerika verloren, zuvor aber Frankreich aus Indien vertrieben. Es dominierte damit große Teile des Asienhandels. Der überwiegende Teil des britischen Handels fand auf dem Seeweg nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung statt. Eine französische Kontrolle Ägyptens hätte Großbritannien von der schnellsten Kommunikationsroute mit Indien, dem „Juwel in der Krone des Empire“, abgeschnitten.

Wirtschaftlich stand Ägypten im Ruf legendärer Fruchtbarkeit. In einem durchschnittlichen Jahr importierte Frankreich aus den dortigen Häfen Waren im Wert von rund drei Millionen Livres.236 Dabei handelte es sich sowohl um heimische Produkte wie Reis, Getreide, Natron, Baumwolle, Flachs, Sennesblätter, Büffel- und Kamelhäute, als auch um Waren aus dem Zwischenhandel wie Tamarinden, Elfenbein, Straußenfedern und Goldstaub, sowie Produkte wie Kaffee, Gummi arabicum, Asant, Weihrauch und Myrrhe, die aus dem Raum des Indischen Ozeans über Sues nach Ägypten gelangten.

Napoleon selbst hatte schon seit seiner Kindheit vom Orient geträumt. Aus der Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes (dt. Geschichte beider Indien) des Abbé Raynal hatte er in seiner Jugend eine Passage kopiert, in der Ägypten als der Schlüssel einer Verbindung zwischen Afrika und Asien mit Europa dargestellt wurde.237 Die Beschäftigung mit Ägypten war in Frankreich spätestens seit der Veröffentlichung des Romans Sethos, anecdotes de l’ancienne Égypte des Abbé Jean Terrasson im Jahr 1731 in Mode gekommen.238 Gärten von wohlhabenden Parisern waren mit Sphingen und Obelisken geschmückt; freimaurerische Symbolik griff das Pyramidenmotiv auf. Reiseberichte wie die des Dänen Frederic Louis Norden oder des Engländers Richard Pococke, übersetzt 1755 und 1772, fanden ein ebenso großes Publikum wie die Lettres sur l’Égypte (1786) von Claude-Étienne Savary und die Voyage en Syrie et en Égypte (1787) von Constantin François Volney. Volneys Ideal einer kulturellen Weiterentwicklung Ägyptens im Sinne der Aufklärung diente später vor allem den mit Napoleon nach Ägypten gereisten Gelehrten der Legitimation.

Von allen Überlegungen zur Eroberung Ägyptens war aber das wahrscheinlich stärkste Motiv Bonapartes, die Chance der „Selbststilisierung zum Herrscher“ und damit das Signal an die Franzosen, zur Übernahme der Herrschaft bereit zu sein. Das Zeitalter der Pharaonen zu idealisieren und die darauf folgenden Epochen als Zeiten des Verfalls zu erklären, war die Aufgabe der Begleitung von Wissenschaftlern, Künstlern und Berichterstattern, die die Expedition als Erfolg hochstilisierten und damit Bonaparte den Mythos des Retters verliehen.239

Napoleons Ägyptenfeldzug

Als Napoleons Ägyptenfeldzug oder Ägyptische Expedition wird die militärische und wissenschaftliche Unternehmung unter dem Kommando Napoleon Bonapartes von 1798 bis 1801 bezeichnet. Die vom Direktorium vorgegebenen Ziele der Expedition waren ambitioniert. Napoleon sollte aus Ägypten eine französische Provinz machen, die britische Vormachtstellung im Mittelmeerraum brechen und im levantinischen Handel Frankreich eine herrschende Rolle sichern. Zahlreichen Gelehrte, Ingenieure und Künstler, unter ihnen Gaspard Monge, Claude-Louis Berthollet, Étienne Geoffroy Saint-Hilaire, Nicolas-Jacques Conté, Déodat Gratet de Dolomieu, Dominique Vivant Denon und Joseph Fourier, begleiteten sie. 1798 wurde in Kairo mit dem Institut d’Ègypte eine wissenschaftliche Einrichtung gegründet, deren Aufgabe die Erforschung des Landes war. Die Ergebnisse der Expedition wurden in der mehrbändigen Text- und Bildsammlung Description de l'Égypte (dt. Beschreibung Ägyptens) dokumentiert, die den Grundstein für die spätere Ägyptologie legte.

Die Vorbereitungen für die Expedition waren verteilt auf Toulon, Marseille, Genua, Korsika und Civitavecchia und wurden im Wesentlichen von Napoleons Stabschef Louis Berthier organisiert. 280 Handelsschiffe beförderten 28.200 Mann Infanterie, Ingenieure und Kanoniere sowie 2.800 Mann Kavallerie, 60 Feld- und 40 Belagerungsgeschütze des französischen Expeditionsheers. 13 Linienschiffe, vier Fregatten und einige Kanonenboote begleiteten die Flotte. Dabei waren auch 150 französische Künstler, Wissenschaftler und Forscher.

Am 19. Mai verließ der erste Teil des Expeditionsheers den Hafen von Toulon. Am 21. Mai schloss sich von Genua aus eine Flotte von 72 Schiffen an, am 28. Mai stießen von Korsika her 22 Schiffe hinzu, am 30. Mai weitere 56 Schiffe, die von Civitavecchia aus aufgebrochen waren.

Schlacht bei den Pyramiden

Am 9. Juni traf die Flotte vor Malta ein, am 11. Juni wurde an Bord der L’Orient das Kapitulationspapier unterschrieben. Die Flotte segelte danach weiter nach Ägypten und landete mit der gesamten Streitmacht bei Abukir. Am 2. Juli 1798 wurde Alexandria eingenommen. In der Schlacht bei den Pyramiden am 21. Juli 1798 wurde das türkisch-ägyptische Heer zusammen mit einer Mamluken-Eliteeinheit unter Mourad Bey und Ibrahim Bey, insgesamt rund 5.000 (zuzüglich 12.000 Diener bzw. Waffenträger), in die Flucht geschlagen und ganz Ägypten besetzt.

Napoleon erklärte in zwei Proklamationen, dass das Ziel der Invasion die Befreiung des Landes von der Sklaverei und Ausbeutung durch die Mamluken und ihre selbstherrlichen Beys sei. Die Einwohner, ihre Familien, ihre Häuser und Eigentum würden geschützt. Ihre Lebensgewohnheiten, ihre Religion würden geachtet und zur Selbstverwaltung würden Diwane eingerichtet, besetzt mit einheimischen Würdenträgern.240

Am 1./2. August 1798 wurde die vor der Küste liegende französische Flotte von den Briten unter Admiral Horatio Nelson in der Seeschlacht bei Abukir vernichtet. Ein Aufstand in Kairo vom 22. bis 23. Oktober 1798 wurde von Napoleon niedergeschlagen; vierzehn Anführer wurden gefangen genommen, fünf Scheichs hingerichtet, ungefähr 2.000 bis 2.500 Aufständische getötet.241

Unter britischem und russischem Druck erklärte das Osmanische Reich Frankreich den Krieg. Das Direktorium in Paris rechnete inzwischen mit einer Niederlage Napoleons. Es wurde ihm überlassen, sich gegen Konstantinopel zu wenden, um eine Teilung des Osmanischen Reiches zu betreiben oder seine Stellungen in Ägypten zu behaupten. In jedem Falle erwarte man von ihm Maßnahmen und ruhmreiche Resultate.242 Im Februar 1799 führte Napoleon mit 14.000 Mann einen Feldzug nach Syrien zur Verteidigung der Eroberung Ägyptens gegen ein sich formierendes türkisches Heer. Die anfänglichen Erfolge in al-Arisch, Gaza, Hebron, Jaffa, am Berg Tabor endeten vor der Stadt Akkon, die er vom 19. März bis Mai 1799 vergeblich belagerte.

Napoleon musste sich schließlich - auch wegen hoher Verluste in den Kämpfen, durch Seuchen und die Hitze - nach Ägypten zurückziehen, wo er aber am 25. Juli 1799 die Osmanen in der Schlacht von Abukir erneut schlug. Napoleon verließ seine Armee, ohne sie in einem Tagesbefehl darüber zu informieren und übertrug das Oberkommando in Ägypten seinem General Jean-Baptiste Kléber.

Kléber handelte zwar mit den Osmanen den freien Abzug aus Ägypten aus, doch als Großbritannien die bedingungslose Kapitulation forderte, wurde der Krieg wieder aufgenommen. Die Osmanen wurden am 20. März 1800 bei Heliopolis von Kléber abermals geschlagen und Kairo nach Niederschlagung eines erneuten Aufruhrs wieder besetzt. Die Stadt wurde mit einer hohen Kontribution bestraft. Allerdings wurde Kléber am 14. Juni 1800 in Kairo von einem Muslim ermordet.

Am 8. März 1801 landeten 17.000 Mann britischer Truppen bei Abukir. Das osmanische Heer unter Yussuf-Pascha zählte mehr als 20.000 Mann, darunter 6.000 Albaner und Janitscharen. Die französischen Truppen sollen 16.000 Mann stark gewesen sein. Am 21. März verloren sie bei Alexandria eine erste Schlacht, die Stadt selbst wurde eingeschlossen. Am 27. Juni kapitulierte Kairo und am 31. August Alexandria. Die französischen Truppen mussten Ägypten verlassen, konnten aber ihre Ausrüstungen mitnehmen, allerdings nicht die Unterlagen und Aufzeichnungen der wissenschaftlichen Begleiter der Expedition. Diese protestierte erfolgreich, indem sie damit drohten, ihre Arbeiten eher ins Meer zu werfen als sie den Engländern zu übergeben.243 Die Regierungen beider Länder nahmen Verhandlungen auf, die 1802 zum Frieden von Amiens führten. Von den 30.000 Mann Napoleons kamen zwei Drittel ums Leben.

Aufstieg Muhammad Alis, Statthalter (ab 1805); Vernichtung der Mamluken (1811)

Die Vorherrschaft der Mamluken war durch die Niederlagen gegen die Franzosen schwer erschüttert. Dadurch wurde der Aufstieg von Muhammad Ali Pascha erst ermöglicht. Napoleons Reformen bestanden aus der Modernisierung der Verwaltung, der Einführung eines neuen Postdiensts, der Förderung des Baus von Windmühlen und der Bekämpfung der Beulenpest. Außerdem wurde der Buchdruck eingeführt und ganz Ägypten kartiert.

Murad Bey, der sich 1799 auf die Seite der Franzosen geschlagen hatte, starb 1801, seine Fraktion wurde mit britischer Hilfe zunächst von Alfi Bey weitergeführt. Ibrahim Bey hatte die Franzosen hingegen bekämpft und wurde nach dem britischen Sieg nochmals bis 1804 Statthalter, ehe er dem von den Türken entsandten Befehlshaber des albanischen Kontingents Muhammad Ali Pascha unterlag, der ab 1805 Statthalter wurde. 1807 wurden auch Alfis Fraktion und die Briten geschlagen. Am 11. März 1811 wurden schließlich die verbliebenen Mamluken in der Zitadelle von Kairo in einen Hinterhalt gelockt. Auf Mehmet Alis Befehl wurden 480 von ihnen ermordet, darunter Alfi Bey.244 Tausende wurden in der Folge in ganz Ägypten getötet, Ibrahim Bey starb 1816 im Exil. Ein kleiner Teil der Mamluken soll in den Sudan entkommen sein und den dortigen Lokalherrschern (Fundsch/Sennar, Darfur, Kordofan) zunächst als Söldner gedient, dann aber 1818 auch dort die Macht an sich gerissen haben. Zumindest bot genau dies Ägypten 1820 den Anlass für die Eroberung Sudans.

Muhammad Ali und seine Nachfolger

Ausdehnung des Einflussbereichs Muhammad Alis bis 1840

Nach der Ägyptischen Expedition Napoleons und dem Abzug der letzten französischen Truppen 1801 brachen in Ägypten Machtkämpfe aus. In diesen setzte sich Muhammad Ali Pascha als osmanischer Vizekönig durch. Durch die Befriedung des Landes und den Ausbau der Bewässerungssysteme kam es wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung, der zudem durch den Versuch einer staatlichen Industrialisierung gefördert wurde. Nach dem Massaker in Kairo, bei dem Muhammad Ali Pascha 1811 die Mamluken als Machtfaktor beseitigte, wurde eine an westlichen Maßstäben orientierte Verwaltung aufgebaut.

Mit dem neu gebildeten ägyptischen Heer wurden 1811 bis 1818 die Wahhabiten in Arabien geschlagen und 1820 bis 1823 der Sudan erobert. Während des griechischen Aufstandes (1822–1827) war der osmanische Sultan gezwungen, die modernen Truppen des Vasallen Muhammad Ali zu Hilfe zu rufen. Trotzdem musste das Osmanische Reich 1830 Griechenland in die Unabhängigkeit entlassen, nachdem eine britisch-französischen Flotte zu Gunsten der Aufständischen eingegriffen hatte.

Cairo-citadel-1800s
Die Zitadelle fotografiert von Antonio Beato (etwa 1870-90)

Um den politischen und wirtschaftlichen Aufstieg Ägyptens abzusichern, begann 1831 die Invasion in Palästina und Syrien, wobei das ägyptische Heer unter Ibrahim Pascha, dem Sohn Muhammad Alis, nach Siegen bei Homs und Konya durch Anatolien Richtung Istanbul vorstieß. Zwar musste sich Ibrahim Pascha wieder zurückziehen, doch konnte er Syrien und Kilikien behaupten. Erst eine Intervention der europäischen Mächte im Jahr 1840 zwang Muhammad Ali zum Rückzug aus Syrien und Palästina. Allerdings mussten ihn die Osmanen 1841 als erblichen Vizekönig in Ägypten anerkennen. 1867 erhielt Vizekönig Ismail Pascha gegen Verdoppelung des Tributs von Sultan Abdülaziz den Titel Khedive.

Trotz ihrer scheinbaren Vernichtung nahm nach dem Tod Muhammad Alis und seiner ersten Nachfolger, besonders aber seit dem ägyptisch-osmanischen Ausgleich 1867, der Einfluss der Tscherkessen und Türken wieder zu, Nachfolger der Mamluken und neu hinzugekommene Kaukasier stellten die meisten Offiziere im ägyptischen Heer sowie Schlüsselpositionen im Staatsapparat. Der von den Briten niedergeschlagene Aufstand ägyptischer Militärs unter Urabi Pascha 1881 richtete sich auch gegen diese türkisch-tscherkessische Konkurrenz.

Unter den Vizekönigen kam es zudem zu einer zunehmenden europäischen Durchdringung der Wirtschaft und Kultur. Die starke Orientierung auf den Export von Baumwolle führte zur Bildung von Großgrundbesitz, was wiederum zu einer verstärkten Landflucht in die Städte führte. Zwar wurde 1869 der Sueskanal eröffnet, doch gewann Ägypten dadurch für die europäischen Mächte so große strategische Bedeutung, dass es zu stärkeren Einmischungen kam. Außerdem war Ägypten, auch durch die verfehlte Finanzpolitik unter Ismail Pascha, gezwungen, seine Anteile am Sueskanal an Großbritannien zu verkaufen. Nach dem faktischen Staatsbankrott wurde eine internationale Finanzaufsicht unter britischer Leitung gebildet.

Gegen den europäischen Einfluss richtete sich die Urabi-Bewegung (1881–1882), die von Offizieren der ägyptischen Armee getragen wurde. Dies wurde von London genutzt, um Ägypten 1882 militärisch zu besetzen und die Urabi-Bewegung zu zerschlagen (siehe Britische Herrschaft in Ägypten).

Teil des Britischen Weltreichs (1882 – 1922), Eroberung des Sudans

Mit der Besetzung durch britische Truppen unter Garnet Joseph Wolseley im Zuge der Zerschlagung der Urabi-Bewegung, der nationalen Volksbewegung der Jungägypter im osmanischen Vizekönigreich Ägypten, übernahm Großbritannien die Kontrolle über das Land, ohne dessen Zuordnung zum Osmanischen Reich formell zu beenden. Der Khedive von Ägypten blieb daher weiterhin Vasall der Osmanen. Die britische Herrschaft wurde durch den Generalkonsul vertreten, der als Berater des Khediven der tatsächliche Herrscher des Landes war. Abbas Hilmi Pascha war von 1892 bis 1914 der letzte osmanische Khedive oder Vizekönig in Ägypten.

Von 1883 bis 1907 wurde dieses Amt von Evelyn Baring ausgeübt. Unter ihm wurde Ägypten wirtschaftlich in das Britische Weltreich eingebunden und dessen Interessen untergeordnet. So wurde die Landwirtschaft auf den Anbau von Baumwolle umgestellt. Sie stellte bald 92 % der ägyptischen Ausfuhren. Dies führte neben der Ausweitung des Großgrundbesitzes dazu, dass das traditionelle Getreideexportland nun Getreide einführen musste. Die ägyptische Armee hatte von 1883 an britische Generäle als Oberbefehlshaber, die den Titel Sirdar führten. Die Arme wurde zudem durch britische Offiziere ausgebildet.

Gleichzeitig mit der britischen Besetzung hatte Ägypten 1882 auch die Herrschaft über den Sudan durch den Mahdi-Aufstand verloren. 1896 wurde eine anglo-ägyptische Streitmacht in Marsch gesetzt, um das Land zurückzuerobern. Der Sudan wurde nach der Schlacht von Omdurman aber nicht an Ägypten zurückgegeben, sondern 1899 als anglo-ägyptisches Kondominium eingerichtet. Dieses Kondominium bestand bis 1956.

Erster Weltkrieg, Ende der formalen osmanischen Herrschaft, Sultanat Ägypten, Protektorat

Hussein Kamil war vom 19. Dezember 1914 bis zum 9. Oktober 1917 Sultan von Ägypten und König des Sudan.

Im Ersten Weltkrieg war die Sinai-Halbinsel als Grenzgebiet zum osmanischen Palästina bis 1917 Kampfgebiet. Nach der Kriegserklärung Großbritanniens an das Osmanische Reich im November 1914 wurde der Khedive Abbas II. wegen Unterstützung der nationalistischen Bewegung gegen die britische Besatzung für abgesetzt erklärt.

An seine Stelle trat Hussein Kamil mit dem Titel eines Sultans. Das so entstandene Sultanat Ägypten wurde am 18. Dezember 1914 zum britischen Protektorat erklärt, womit die letzten formalen Beziehungen zum Osmanischen Reich aufgehoben wurden. Anstelle des Generalkonsuls übernahm ein britischer Hochkommissar die Verwaltungsaufgaben. In der Folge setzten die Briten die Kriegswirtschaft durch, die hohe Kaufkraft der britischen Truppen in ägyptischer Währung ließ die Lebensmittelpreise stark ansteigen, hingegen sank der Wert der Exporte, insbesondere der der Baumwolle, da ihr Preis auf britischen Druck stark gesenkt wurde.

Nationalistische Bewegung, Königreich

Als die Briten 1919 eine Abordnung ägyptischer Nationalisten unter Saad Zaghlul (Wafd-Partei) zur Pariser Friedenskonferenz verhinderten, kam es zu schweren Unruhen, Streiks und zum Boykott britischer Produkte. Unter diesem Druck setzte Hochkommissar Edmund Allenby durch, Ägypten die Unabhängigkeit zu gewähren, um weiterhin die britischen Interessen wahren zu können. Das Land erlangte am 28. Februar 1922 in der Declaration to Egypt formell die Unabhängigkeit, doch behielten sich die Briten einige Rechte vor. Am 15. März 1922 rief sich der bisherige Sultan als Fuad I. zum König aus, womit das Königreich Ägypten der britischen Herrschaft nachfolgte.245

Unabhängigkeit, Königreich (1922 – 1956)

Bundesarchiv Bild 102-12203, König Fuad von Ägypten
König Fu'ad I. (1922–1936)

King Farouk & Franklin D. Roosevelt
König Fārūq I. (1936–1952) und US-Präsident Franklin Roosevelt am 13. Februar 1945

Kurz nach der Unabhängigkeitsgewährung proklamierte sich am 15. März 1922 der bisherige Sultan, der Sohn des Khediven Ismail Pascha, als Fu'ad I. zum König von Ägypten. Das Land erhielt eine Verfassung als konstitutionelle Monarchie, die am 19. April 1923 in Kraft trat. Es blieben jedoch weiterhin britische Truppen zur Landesverteidigung im Land, und die Briten behielten sich in Ägypten und im gemeinsam verwalteten Sudan weitreichende Interventionsrechte vor. Auch behielt sich London Sonderrechte im Gebiet des Sueskanals und am Nil vor, etwa zur Sicherung von Ansprüchen ausländischer Gläubiger.

Als Fuad I. 1936 starb, übernahm sein sechzehnjähriger Sohn Faruq die Nachfolge. Durch den Bündnisvertrag vom 26. August 1936 verzichtete Großbritannien auf bestimmte vorbehaltene Rechte und zog seine Truppen bis auf die Sueskanalzone ab, wobei es sich aber das Zugriffsrecht auf das ägyptische Transport- und Kommunikationssystem im Kriegsfall sicherte.246 1937 wurde Ägypten in den Völkerbund aufgenommen.

1942 zwang London König Faruq, dem Sympathie für die Achsenmächte Italien und Deutschland nachgesagt wurde, zur Entlassung der Regierung. So wurde Ägypten im Zweiten Weltkrieg wieder besetzt und wichtigstes Aufmarschgebiet im Kampf gegen die italienisch-deutschen Truppen in Libyen.

Am 22. März 1945 wurde Ägypten Gründungsmitglied der Arabischen Liga. Im Palästinakrieg von 1948 konnten ägyptische Truppen zwar in Israel eindringen, doch mussten sie das Land trotz Militär- und Finanzhilfen aus Saudi-Arabien und aus anderen arabischen Staaten 1949 wieder verlassen.

1951 nahm Faruq den Titel König Ägyptens und des Sudan an. Nach Korruptionsvorwürfen und Misswirtschaft wurde er durch einen Militärputsch unter Führung von Muhammad Nagib und Gamal Abdel Nasser am 23. Juli 1952 gestürzt. Er musste zu Gunsten seines sechs Monate alten Sohnes Fu'ad II. abdanken und ging ins Exil nach Italien. Am 18. Juni 1953 wurde die Republik ausgerufen und Fuad II. wurde zu seiner Familie ins Exil geschickt.

Republik (ab 1952)

Gamal Abdel Nasser, sowjetische Verbündete, Panarabismus

Nach dem Sturz der Monarchie durch einen Militärputsch unter Muhammad Nagib und Gamal Abdel Nasser am 23. Juli 1952 wurde am 18. Juni des folgenden Jahres die Republik ausgerufen. General Nagib wurde allerdings 1954 von Nasser gestürzt.

Bis 1970 bestimmte nun Nasser als Präsident die Politik. Es erfolgten eine sozialistische Ausrichtung der Regierung und der Aufbau eines Einparteienstaats unter der Arabisch Sozialistischen Union (ASU). Die angestrebte Bodenreform und die Bekämpfung der Armut führten aber nicht zu den erhofften Erfolgen. Um die Errichtung des Assuanstaudamms finanzieren zu können, wurde 1956 der Sueskanal verstaatlicht, was im Oktober 1956 zur Sueskrise führte als Großbritannien, Frankreich und Israel Ägypten angriffen und die Sueskanalzone und den Sinai besetzten. Auf Druck der Großmächte USA und Sowjetunion mussten sich die Intervenienten wieder zurückziehen. Somit konnte Nasser die militärische Niederlage in einen politischen Sieg ummünzen. Weitere Verstaatlichungsprogramme in der Wirtschaft führten allerdings zum Ende von Auslandsinvestitionen in Ägypten.

Vereinigung mit Libyen und Syrien

Ägypten wurde ein führendes Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten und unterstützte den antikolonialen Befreiungskampf u. a. in Algerien und im Jemen. Außerdem propagierte Nasser den Panarabismus. 1958 entstand die Vereinigte Arabische Republik mit Syrien, die jedoch nur bis 1961 bestand, sowie der Zusammenschluss dieser Vereinigten Arabischen Republik mit Nordjemen zu den Vereinigten Arabischen Staaten. Dies führte Nasser in Gegensatz zu den konservativen Monarchien, besonders in Jordanien und dem Irak, die sich in der Arabischen Föderation zusammenschlossen. Eine erneute Vereinigung mit Syrien und dem Irak zur Vereinigten Arabischen Republik im Jahr 1963 scheiterte an Differenzen zwischen dem irakischen und dem syrischen Flügel der Baath-Partei. Auch wenn noch eine Union mit dem nunmehr republikanischen Nordjemen (1962–1967) stattfand, war Nasser mit seinem Panarabismus gescheitert.

Die Niederlage Ägyptens im Sechstagekrieg im Jahr 1967 und die Besetzung des Sinai durch Israel führte zu einer noch engeren Anlehnung an die Sowjetunion. Am 11. April 1971 erhielt Ägypten moderne Kampfflugzeuge des Typs MiG-23 von seinem Verbündeten. Israel sah durch deren Stationierung das Gleichgewicht im Nahen Osten gefährdet.

Anwar as-Sadat (1970 – 1981), Westorientierung, Krieg mit Israel, Frieden von Camp David

Unter Anwar as-Sadat kam es 1972/1976 zum Bruch mit der Sowjetunion und zu einer Annäherung an die USA. Dennoch lieferte die Sowjetunion am 1. März 1977 überraschend 50 Kampfflugzeuge des Typs MiG-21 an Ägypten. Im Jom-Kippur-Krieg zwischen dem 6. und dem 24. Oktober 1973 konnten die ägyptischen Truppen Anfangserfolge gegen Israel erzielen. Nach einem Besuch Sadats in Israel (19. bis 21. November 1977) und dem Camp David Abkommen vom 17. September 1978 erhielten Sadat und Menachem Begin den Friedensnobelpreis. Am 26. März 1979 wurde in Washington ein Frieden mit Israel geschlossen, was zum Abzug der israelischen Truppen führte. Dieser Ausgleich führte jedoch zu einer Isolierung Ägyptens in der islamischen Welt; so erfolgte der Ausschluss aus der Arabischen Liga. 1977 kam es zu einem viertägigen Grenzkrieg mit dem Nachbarland Libyen, das die Annäherung Ägyptens an Israel scharf verurteilte.

Hosni Mubarak (1981 – 2011), Wiederaufnahme in die Arabische Liga, Muslimbruderschaft

Nach der Ermordung Sadats durch muslimische Extremisten am 6. Oktober 1981 übernahm Hosni Mubarak die Regierung. Unter ihm wurden Gruppen wie die Muslimbruderschaft unterdrückt und die Isolation Ägyptens in der islamischen Welt wieder aufgebrochen. So erfolgte 1989 wieder die Aufnahme des Landes in die Arabische Liga.

Seit Beginn der Neunziger Jahre nahmen terroristische Aktivitäten zu, welche der Muslimbruderschaft zugeschrieben werden. So scheiterten 1994 und 1996 Attentate auf Mubarak. Auch richtete sich der Terror gegen den Tourismus, der den wichtigsten Wirtschaftszweig darstellte. Nach den Anschlägen von Luxor und Kairo, bei denen mehrere Touristen ums Leben kamen, erlitt der Tourismus erhebliche Einbrüche. Für die Planung eines Anschlages gegen eine koptische Kirche Anfang 2011 in Alexandria wurden zunächst ebenfalls die Muslimbrüder verantwortlich gemacht, Anfang Februar 2011 wurde dann jedoch ein Verfahren gegen den im Zuge des Revolutionsversuchs in Ägypten 2011 zurückgetretenen Innenminister des Landes, Habib al-Adli eröffnet. Er wird beschuldigt, diesen Anschlag geplant zu haben, um ihn dann der Muslimbruderschaft unterzuschieben247 – die Regierung rechtfertigte ihre Einschränkungen der Menschenrechte vor allem mit der Bekämpfung der Islamisten.

In den Wahlen zum Rat des Volkes zwischen dem 9. November und 7. Dezember 2005 konnte die Opposition starke Gewinne verbuchen. Insgesamt erhielt das Bündnis knapp 100 der insgesamt 440 Sitze. Die regierende Nationaldemokratische Partei gewann allerdings mit 311 Sitzen, wenn sie auch in den Wahlen des Jahres 2000 noch auf 388 gekommen war. Es folgten die Muslim-Bruderschaft mit 88 Sitzen (17) und die liberale Neue Wafd-Partei mit 6 (7) Sitzen. 27 Sitze (30) belegten Unabhängige und Angehörige kleinerer Parteien. 12 Sitze (2) waren vakant. Nachdem sich bereits nach den ersten Wahlrunden ein Erstarken der Muslimbrüder abgezeichnet hatte, war die letzte Runde überschattet von gewaltsamen Versuchen der Sicherheitskräfte, deren Anhänger am Betreten der Wahllokale zu hindern; dabei wurden 12 Menschen getötet. Der Erfolg der Muslimbrüder ist vor allem auf ihr soziales Engagement in den Kairoer Armenvierteln zurückzuführen, was von der Regierung geduldet wurde. Die Teilwahlen zum Schura-Rat im Juni/Juli 2007 brachten ebenfalls eine Mehrheit für die regierende Partei.

In der Palästina-Frage versucht Ägypten zwischen Israel und den Palästinensern zu vermitteln. Auch sonst ist es ein wichtiger Partner der USA und der europäischen Staaten im Nahen Osten.

Revolutionsversuch (2011/12), Regierung der Muslimbrüder

Bevölkerungsverteilung in Ägypten, 2010

Die ägyptische Revolution der Jahre 2011 und 2012, die schließlich scheiterte, war ein durch die tunesische Revolution inspirierter Umbruch, bei dem Massenproteste auf dem Tahrir-Platz in Kairo eine entscheidende Rolle spielten. Sie war Teil des „Arabischen Frühlings“.

Am 25. Januar 2011 begannen in den großen Städten Demonstrationen, die am 28. Januar, bezeichnet als „Tag des Zorns“, einen ersten Höhepunkt erreichten. Die Demonstranten wandten sich vor allem gegen das seit Oktober 1981 bestehende Regime des Präsidenten Muhammad Husni Mubarak, dem Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen wurden. Am 29. Januar berief Mubarak mit Omar Suleiman einen Vizepräsidenten, dem er Teile seiner Macht übertrug. Dennoch wurde Mubarak am 11. Februar zum Rücktritt gezwungen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren mindestens 846 Menschen gewaltsam zu Tode gekommen.248

Statt eines von Seiten der Opposition geforderten zivilen Präsidialrates249 trat an die Stelle von Mubarak ein Militärrat aus Offizieren, der freie und demokratische Wahlen, sowie die Aufhebung der seit dreißig Jahren geltenden Notstandsgesetzgebung zusicherte. Der Militärrat unter dem Vorsitzenden Mohammed Hussein Tantawi verschärfte zunächst am 23. März die Notstandsgesetze, doch wurden sie am 25. Januar 2012 weitgehend aufgehoben, am 31. Mai 2012 auch formell.

Im Laufe des Jahres 2011 entwickelten sich häufig aus Demonstrationen gewalttätige Zusammenstöße. Der Militärrat reagierte auf große Demonstrationen mehrfach mit der Umbildung der von ihm zuvor eingesetzten Regierung, wobei Tantawi, der provisorischer Oberbefehlshaber der Streitkräfte Ägyptens, Verteidigungsminister und Minister für militärische Produktion war, stets im Amt blieb. Erst im August 2012 wurde Tantawi in den Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger wurde Abdelfatah el-Sisi.

Die frühere Regierungspartei Mubaraks, die Nationaldemokratische Partei, wurde vom Obersten Verwaltungsgericht aufgelöst. Am 8. April 2012 wurde Mubarak verhaftet und Anfang Juni von einem Gericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Wegen Geldwäsche und illegaler Bereicherung wurde der ehemalige Innenminister Habib al-Adli zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe, Anfang Juni 2012 zusätzlich wegen der Tötungen während der Revolution zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.250

Parlamentswahlen für beide Kammern des Parlaments begannen am 28. November 2011. Die islamistischen Parteien, nämlich die Freiheits- und Gerechtigkeitspartei im Zusammenwirken mit der ebenfalls im Parlament vertretenen salafistischen Partei des Lichts, gewannen die Wahl zur Volksversammlung mit etwa 70 %. Die Präsidentschaftswahl erfolgte im Mai und im Juni 2012.

Nachdem das Verfassungsgericht am 14. Juni 2012 die Wahl zur Volksversammlung in Teilen für fehlerhaft erklärt hatte, löste der Militärrat unter Tantawi die Volksversammlung am 16. Juni auf, übernahm dessen Gesetzgebungs- und Budgetrecht und verbot den Abgeordneten den Zutritt zum Parlament. Die Stichwahl zum Präsidenten zwischen dem Kommandeur der Luftwaffe Ahmad Schafiq und dem Muslimbruder und Parteivorsitzenden Mohammed Mursi fand dennoch statt. Mursi gewann die Wahl mit 51,7 % der Stimmen, die Wahlbeteiligung soll bei 51 % gelegen haben.251 Er setzte per Dekret die Volksversammlung am 8. Juli wieder ein.

Ausgangslage

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt ließ Mubarak 1982 ein Notstandsgesetz verabschieden, das ihm umfassende Vollmachten verlieh. Auslöser war das tödliche Attentat fundamentalistischer Angehöriger der Streitkräfte auf seinen Vorgänger Anwar as-Sadat. 2005 versprach Mubarak eine politische Öffnung des Landes und die Zulassung unabhängiger Kandidaten zu den Präsidentschaftswahlen. Nachdem die islamistische Muslimbruderschaft bei den Wahlen an Einfluss gewonnen hatte, wurde der Liberalisierungskurs jedoch wieder gestoppt.

Ende 2010 fanden von Wahlbetrug geprägte Parlamentswahlen statt, bei denen die Partei Mubaraks 420 der 508 Sitze gewann.252 Die Oppositionsparteien erreichten nur 3 % der Mandate im Parlament. Einzig die Muslimbruderschaft verfügte über eine gut organisierte Mitgliederbasis; sie hielt sich bei den Protesten bis dahin im Hintergrund.

Ursachen

Ein Bevölkerungswachstum von 50 auf 85 Millionen Menschen binnen 25 Jahren übte enormen Druck auf den Arbeitsmarkt und die regionale Lebensmittelproduktion aus und trug wesentlich zu hoher Arbeitslosigkeit, insbesondere der Jüngeren, und einer wachsenden Armut bei.253 Weltweit steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise verschärften die Situation weiter.254255 Daneben wird auch darüber diskutiert, inwiefern moderne Kommunikationstechnologien die Proteste förderten. In Ägypten hat jeder Fünfte einen Internetzugang,256 Mobiltelefone sind auch in der ärmeren Bevölkerung verbreitet.

Als wichtige Vorläufer der Proteste werden die Kifaja-Bewegung und die unabhängigen Gewerkschaftsproteste gegen die schlechten Arbeitsbedingungen257 angesehen.

Zum ersten Mal seit 1952 wurden wieder freie, (vom Regierungsapparat) unabhängige Gewerkschaften zugelassen. Waren unter Nasser die Rechte der Gewerkschaften noch ausgeweitet worden, so verengten seine Nachfolger Sadat und Mubarak Zug um Zug die Arbeitnehmerrechte und übten zunehmend staatliche Kontrolle aus. Vehikel hierbei war die 1961 etablierte ETUF (Egyptian Trade Union Federation), die zunehmend dem MOMM (Ministry of Manpower and Migration = Ministerium für Arbeitskräfte und Migration) unterstand, mit engen personellen Verflechtungen zur Regierungspartei NDP. Mit dem „Trade Union Law“ („Gewerkschaftsgesetz“) des Jahres 1976 (Law 35 von 1976 + Amendments (Veränderungen): Law 1/1981, Law 12/1995) wurde eine hierarchische, zentralistische Organisationsstruktur festgeschrieben. Die ETUF fungierte seitdem als einziger offiziell anerkannter Dachverband der 23 nach Wirtschaftsbereichen gegliederten Einzelgewerkschaften, die ihr zwangsweise angehören mussten. Beschäftigte, die sich außerhalb der ETUF organisierten, konnten entlassen werden. Das „Trade Union Law“ gab der ETUF bzw. dem MOMM etwa das Recht, sich neu bildende Gewerkschaften zuzulassen oder aber ihre Gründung zu untersagen. Die ETUF verfügte über umfassende Befugnisse in Bezug auf die Nominierungs- und Wahlverfahren für Gewerkschaftsämter. Gewerkschafter durften sich nicht mehr politisch betätigen.

Mit dem so genannten „Unified Labor Law“ (etwa: „Gesetz der Vereinigten Arbeiter“) des Jahres 2003 (Law 12 von 2003) wurden die damals noch verbliebenen Arbeitnehmerrechte fast völlig abgebaut: Unter anderem durften Behörden oder Arbeitgeber seitdem den Inhalt und den Geltungsbereich von Tarifverträgen einseitig aufheben, abändern oder ausweiten; außerdem begrenzte das Gesetz Streiks so stark, dass sie praktisch unmöglich wurden, es weitete Zeitarbeitsverträge aus und ermöglichte Entlassungen ohne Angabe von Gründen.258259260

Der neu ernannte Minister für Arbeit und Immigration Ahmed Hassan El-Borai erklärte am 12. März 2011, dass diese unhaltbaren Zustände umgehend verändert würden und nationale (Verfassung) wie internationale Verpflichtungen (etwa Übereinkommen mit der ILO / 87 von 1948261 und 96 von 1949262), die Ägypten zwar unterzeichnet, aber fünf Jahrzehnte lang nicht beachtet hatte, wieder eingehalten würden.263

Verlauf der Proteste, Schwerpunkte, Reaktionen

Am 26. Januar wurden, nachdem sich vor allem junge Demonstranten über das soziale Netzwerk Facebook und das Mikroblogging-Netzwerk Twitter verabredet hatten, beide Dienste gesperrt.264 Bei Massenprotesten zündete eine wütende Menge eine Polizeistation und weitere staatliche Gebäude an.265 Auch ein Gebäude der Regierungspartei wurde in Brand gesetzt.

In den folgenden Tagen brachen die Aktienkurse noch stärker ein, die Regierung ließ über die staatliche Rundfunkgesellschaft Egyptian Radio and Television Union verbreiten, dass sich die Ägyptische Volksversammlung mit der Armutsbekämpfung, dem Gesundheitssystem und einer Anhebung des staatlichen Mindestlohns beschäftigen wolle. Nun traf Mohammed el-Baradei in Kairo ein, dessen Kandidatur für das Amt des Präsidenten durch die von Mubarak geänderte Verfassung aussichtslos geworden war. El-Baradei bot sich als Anführer eines friedlichen Wechsels an.266 Nun wurde auf Anweisung der Regierung Ägypten nahezu komplett vom Internet getrennt, dann wurden partiell die Mobilfunknetze abgeschaltet.267

Das brennende Hauptquartier der Regierungspartei NDP am 28. Januar 2011

... und nach dem Brand

Am 28. Januar 2011, dem „Tag des Zorns“ fanden die heftigsten Proteste seit dem Beginn des Aufstands am 25. Januar statt. Am frühen Abend wurde die Parteizentrale der Nationaldemokratischen Partei in Kairo in Brand gesetzt.268 Abends rückten Armeeeinheiten in Kairo ein und sicherten laut dem Staatsfernsehen das der brennenden Parteizentrale gegenüber liegende Ägyptische Museum. Bereits zuvor hatten Demonstranten das Museum vor dem Feuer und vor Plünderungen geschützt. Mubarak kündigte für den nächsten Tag eine Regierungsumbildung an und sagte Reformen zu. Seinen eigenen Rücktritt schloss er jedoch aus. Insgesamt kamen nach offiziellen Angaben an diesem Freitag und der darauf folgenden Nacht zum Samstag 35 Menschen ums Leben. Nach Medienangaben gab es fast hundert Tote und tausende Verletzte.270 Das Kabinett Nazif trat, wie Mubarak in seiner Ansprache angekündigt hatte, zurück.271

Im Ägyptischen Museum wurden Mumien und andere Werke zerstört. Unter anderem wurden Exponate des Pharaos Tutanchamun vernichtet. Wafaa el-Saddik, die bis Ende 2010 leitende Direktorin des Museums war, machte das Wachpersonal und Polizisten für die Plünderungen in der Kunstsammlung verantwortlich: „Das waren die Wächter des Museums, unsere eigenen Leute.“ Ein weiteres Museum in Memphis wurde ausgeraubt.272

Die meisten Ausländer und auch viele Ägypter ließen sich nun ausfliegen, der Fernsehsender Al Jazeera verlor seine Lizenz, das Kairoer Büro wurde geschlossen. Es bestätigten sich Berichte über eine Plünderung des Ägyptischen Museums273. Das Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche, Papst Shenouda III., rief am 30. Januar dazu auf, an den Protesten gegen die Regierung Mubarak nicht teilzunehmen.274

Am 31. Januar bezeichnete ein Sprecher der Armee im Staatsfernsehen die Forderungen der Demonstranten als „legitim“ und kündigte an, „keine Gewalt gegen das ägyptische Volk einzusetzen“. „Die Meinungsfreiheit in friedlicher Form ist für alle garantiert“.275

Am 1. Februar demonstrierten bei dem „Marsch der Millionen“ nach Informationen von Al Jazeera bis zu zwei Millionen Menschen276 Am Abend verkündete Mubarak in einer Fernsehansprache, er wolle nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren.277 Anhänger Mubaraks griffen Demonstranten an, Banden drangen in Hotels ein und attackierten Journalisten.278

Der neue Premierminister Ahmad Schafiq versprach, dass es zu keinen weiteren Gewalttätigkeiten kommen werde. Außerdem werde er die Schuldigen zur Verantwortung ziehen. Die Forderung nach einem sofortigen Rücktritt des Präsidenten sei aber inakzeptabel und eine Beleidigung für die Nation.279

Christen und Muslime beteten am 4. Februar erstmals gemeinsam; der Imam Chaled el Marakbi sagte: „Dies ist eine ägyptische Bewegung, alle sind zu Muslimen und Christen geworden, sie sind gekommen, ihre geraubten Rechte einzufordern“.280 Am folgenden Tag trat das Exekutivkomitee der Nationaldemokratischen Partei zurück.281 Danach wurde der als liberal geltende Hussam Badrawi zum neuen Generalsekretär der Partei ernannt, der auch den Posten Gamal Mubaraks als Vorsitzenden des politischen Komitees übernahm.282 Am 8. Februar bildete Mubarak ein Komitee aus elf Richtern unter Vorsitz von Sirri Mahmud Siam , das die Verfassung überarbeiten sollte.

Der Tahrir-Platz mit Zelten und Transparenten der Protestierenden am 8. Februar

In einer Fernsehansprache kündigte Mubarak am 10. Februar an, Teile seiner Amtsgeschäfte an seinen Vizepräsidenten Omar Suleiman zu übertragen, aber bis zum Ende seiner Amtszeit im Amt zu bleiben.283 Am folgenden Tag wurde bekannt, dass Mubarak samt seiner Familie Kairo mit Ziel Scharm El-Scheich verlassen habe. Am frühen Abend verkündete Vizepräsident Omar Suleiman den Rücktritt des Präsidenten, und, dass der Oberste Rat der Streitkräfte die Macht übernehme.284285 Der Oberkommandierende Mohammed Hussein Tantawi wurde Vorsitzender des Obersten Militärrates.286

Am 3. März wurde ein neuer Premierminister ernannt, die Sicherheitspolizei wurde aufgelöst und als das Verbrennen von Akten bekannt wurde, stürmten Demonstranten Gebäude der Sicherheitspolizei. Am 19. März gab es eine Volksabstimmung über eine von einer Kommission ausgearbeitete Änderung der Verfassung, um Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abhalten zu können.

Die Übergangsregierung beantragte in mehreren EU-Ländern und den USA, dass die Konten hochrangiger Vertreter der früheren Regierung eingefroren werden, nachdem die Schweiz diese Maßnahme bereits am 11. Februar vollzogen hatte. Einige höhere Polizeibeamte, die man für Schüsse auf Demonstranten verantwortlich machte, wurden entlassen.287

Die Freitagspredigt wurde erstmals vom radikalislamischen Prediger Yusuf al-Qaradawi gehalten, der nach 30 Jahren im Exil nach Ägypten zurückgekehrt war.288289 Ayatollah Ali Chamene'i, geistliches Oberhaupt des Irans, verglich den Aufstand, den er als „Zeichen des islamischen Erwachens“ sah, mit der Iranischen Revolution von 1979 und rief das ägyptische Volk auf, sich für ein auf der „islamischen Religion basierendes Regime des Volkes“ einzusetzen. Mubarak sei ein „Diener der Zionisten und der USA“. 290

Die Übergangsregierung unter Premierminister Ahmad Schafiq wurde durch den Obersten Rat der ägyptischen Streitkräfte umgebildet. Yehia al-Gamal von der Demokratischen Frontpartei wurde stellvertretender Ministerpräsident.291

Soldaten der ägyptischen Armee griffen das in der Sketischen Wüste gelegene Anba-Bishoy-Kloster mit Maschinenpistolen an. Bei dem Vorfall soll ein Mönch erschossen und ein weiterer entführt worden sein. Insgesamt 19 andere Mitarbeiter des koptischen Klosters wurden erheblich verletzt. Gemäß einer Stellungnahme des Militärrats hatten die Soldaten „ein paar Mauern entfernt“, die auf der Straße und auf Land gebaut worden waren, das dem Staat gehört. Nach Angaben Bischof Anba Damians hatte die Armee die Mönche in den Wochen davor aufgefordert, eine Schutzmauer um das Kloster zu bauen, weil die Sicherheitskräfte abgezogen und Tausende Gefangene aus den dortigen Gefängnissen freigelassen worden waren.292 Gemäß dem Sender al-Arabiya sollen offizielle Dokumente beim Sturm auf Stellen der Staatssicherheit Dokumente gefunden worden sein, in denen von Angriffsplänen auf koptische Kirchen die Rede war.293 Nach Angaben von Al Jazeera fanden die Aktivisten im Hauptquartier in Kairo einen Raum, in dem sich zu fast jedem Aktivisten eine Akte fand.294

Die Kommission, die Vorschläge für eine Änderung der ägyptischen Verfassung ausarbeiten sollte, legte diese dem Militärrat vor. Ein Referendum über die Annahme der Änderungen zur Verfassung erfolgte am 19. März. Bereits 28. Februar 2011 wurde wurde das Vermögen der Familie Mubarak in Ägypten eingefroren.295

Am 3. März ernannte der Militärrat Essam Scharaf zum neuen Premierminister und damit zum Nachfolger von Schafik.296

Am 7. März ordnete die Generalstaatsanwaltschaft eine fünfzehntägige Inhaftierung von 47 Offizieren der Sicherheitspolizei durch die Militärpolizei an. Die Offiziere werden beschuldigt, Akten der eigenen Behörde verbrannt zu haben, um damit Misshandlungen und Folterungen und Gesetzesverletzungen zu verschleiern.297 Tausende von Kopten demonstrierten nun in Kairo. Premierminister Essam Sharaf traf die Demonstranten und der Militärrat versprach die in den Tagen zuvor angezündete Kirche wieder aufbauen zu lassen.298 Am 8. März begannen in Kairo Auseinandersetzungen im Stadtteil Mokattam zwischen Kopten und Muslimen. Es gab mindestens 13 Tote und 140 Verletzte.299

Am 9. März 2011 zerstörten Soldaten, Militärpolizei, bezahlte Schlägertrupps („thugs“) ein Zeltlager, das von Protestierenden auf dem Gelände des Ägyptischen Museums in der Nähe des Tahrir-Platzes errichtet worden war. Rund 200 junge Frauen und Männer wurden mit Handschellen gefesselt zunächst ins Ägyptische Museum verschleppt, das zu dieser Zeit vom Geheimdienst als Kommandozentrale einschließlich Folterkammern benutzt wurde.300

Angesichts der auch nach dem Sturz Mubaraks weitgehend unveränderten Herrschafts- und Gesellschaftsstrukturen, wagte nur eine einzige der gefolterten und gedemütigten Frauen mit Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen (u.a. Human Rights Watch, Hisham Mubarak Law Center, Egyptian Initiative for Personal Rights, Nadeem Center for Rehabilitation of Victims of Violence und Nazra Association for Feminist Studies) Klage vor Gericht zu erheben.301 302 Samira Ibrahim klagte vor dem Militärgerichtshof, dass der Armeearzt Ahmed Adel Mohamed el-Mogy, der an ihr und den anderen Frauen die sogenannten „Jungfräulichkeitstests“ vorgenommen hatte, zur Rechenschaft gezogen werden sollte,303 dann vor dem Obersten Verwaltungsgericht (State Council Administrative Court) dagegen, dass in Militäreinrichtungen „Jungfräulichkeitstests“ vorgenommen wurden, und dagegen, dass sie - als Zivilistin - vor ein Militärgericht gestellt worden war.304 Einen ersten Erfolg konnte sie Ende Dezember 2011 in dem Verfahren vor dem Obersten Verwaltungsgericht erzielen: Das Gericht gab ihr Recht und verbot „Jungfräulichkeitstests“ an weiblichen Insassen in Militärgefängnissen.305306 Das Gericht bezeichnete die Durchführung der Tests als "kriminelle Handlung".307 Das Militärgericht hingegen sprach den Armeearzt im März 2012 frei. Die Begründung des Gerichts lautete: Aufgrund der widersprüchlichen Zeugenaussagen habe man nicht feststellen können, ob die „Jungfräulichkeitstests“ überhaupt stattgefunden hätten.308

Am 14. März beendete das Militär eine Demonstration von Kopten gegen die Zerstörung einer Kirche, sowie für eine juristische Gleichstellung mit den Muslimen. Durch das Eingreifen des Militärs wurden 15 Menschen verletzt.309 Am 15. März gab Innenminister Mansour El-Essawy die Auflösung der Staatssicherheitsbehörde (Mabahith amn ad-daula al-ulya) (engl. State Security Investigations Service - SSIS) bekannt. Die dem Innenministerium unterstehende Behörde verfügte über mehr als 100.000 Mitarbeiter und ein Netz von Zuträgern. Darüber hinaus standen ihr die etwa 350.000 Mann umfassenden paramilitärischen Central Security Forces (CSF) zur Verfügung.

Am 19. März fand ein Verfassungsreferendum statt, die neue Verfassung wurde von 77 % der Wähler angenommen.310 Am 30. März wurde eine Übergangsverfassung verkündet. Der Militärrat gab sich selbst zusätzliche Befugnisse; er legte fest, dass eine Volksversammlung und ein neuer Präsident gewählt werden sollte. Das islamische Recht, die Scharia, wurde als Hauptquelle der landesweiten Rechtsprechung festgeschrieben.311

Am 8. April forderten Hunderttausende Demonstranten eine schnelle Aburteilung des vom Volk zum Rücktritt gezwungenen Ex-Präsidenten Mubarak, seiner Familie und seiner Gefolgsleute. Erstmals wurde auch direkt der Abgang von Mohammed Hussein Tantawi, dem Vorsitzenden des Obersten Rats der Streitkräfte, gefordert. 312 Erstmals seit seinem Sturz äußerte sich Mubarak - in einer Audio-Botschaft des in Dubai ansässigen Nachrichtensenders al-Arabiya. Er stand in seiner Sommerresidenz in Scharm El-Scheich unter Hausarrest. Kurz darauf gab die Militärregierung bekannt, dass Hosni Mubarak sowie seine Söhne Gamal Mubarak und Alaa Mubarak von der Staatsanwaltschaft zur Vernehmung vorgeladen werden; er wurde am 12. April von der Staatsanwaltschaft in der Stadt et-Tor vernommen. Anschließend wurde Mubarak in ein Krankenhaus gebracht, er und seine Söhne Gamal und Alaa wurden in Untersuchungshaft genommen; Mubarak drohte die Todesstrafe.313 Die Nationaldemokratische Partei Ägyptens wurde durch das Oberste Verwaltungsgericht aufgelöst.

Am 19. April wurde bekannt, dass die Unruhen, die zum Sturz Mubaraks führten, brutaler verlaufen waren als bis dahin bekannt. Während meist von 365 Toten die Rede war, bestätigte der Militärrat am 20. April, dass mindestens 846 Ägypter getötet worden waren. Zudem wurden 6.467 Menschen verletzt. Am 5. Mai wurde der ehemalige Innenminister Habib al-Adli zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt, wegen Veruntreuung von Geldern, Geldwäsche und persönlicher Bereicherung. Der frühere Tourismusminister Soheir Garranah wurde am 10. Mai wegen Verschwendung öffentlicher Gelder zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Politiker wertvolle Grundstücke aus Staatsbesitz weit unter Marktpreis an einflussreiche Geschäftsleute verkauft hatte, darunter Landflächen auf denen sich Ölquellen befanden. Die drei Beteiligten wurden auch zu einer Geldstrafe verurteilt und mussten die Grundstücke zurückgeben.314315316 Am 14. Mai 2011 ordnete das Justizministerium eine 15-tägige Untersuchungshaft für Suzanne Mubarak, die Frau des gestürzten Präsidenten an. Die Justiz ermittelte gegen sie wegen illegaler Bereicherung und des Verdachts der Veruntreuung staatlicher Gelder. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Unterschlagung, illegaler Bereicherung und Korruption. Unter anderem ging es um Millionenbeträge, die dem nationalen Prestigeobjekt der Bibliothek von Alexandria zugute kommen sollten.317 Am 17. Mai wurde Frau Mubarak aus der U-Haft entlassen, nachdem sie sich dazu entschieden hatte, den Leiter der Justizbehörde zu bevollmächtigen, das Geld von zwei ihrer Bankkonten (bei der Ahly National Bank sowie Société Générale) in Höhe von 24 Millionen ägyptischen Pfund (rund 2,8 Millionen Euro) abzuheben und eine ihr gehörende Luxusvilla in Masr Al-Gedida (Heliopolis, Kairo) zu verkaufen.318319 Der ehemalige Finanzminister Youssef Boutros Ghali wurde am 4. Juni wegen Amtsmissbrauch und Veruntreuung öffentlicher Gelder zu 30 Jahren Gefängnis und 70 Millionen ägyptischen Pfund Schadensersatz und Strafe verurteilt. Kurz bevor Mubarak unter dem Druck der Massenproteste am 11. Februar 2011 zurücktrat, setzte er sich ins Ausland ab.320321

Am 27. April fand auf der Sinai-Halbinsel ein Anschlag auf eine Pipeline nahe dem Gasterminal in der Ortschaft as-Sabil statt. Dieses Terminal liegt im Norden der Halbinsel und versorgt neben Israel auch Jordanien mit Erdgas. Insgesamt dauerte es etwa vier Stunden, bis die Feuerwehr den Brand löschen konnte. In der Vergangenheit hatten bereits zwei solcher Anschläge auf die Pipeline stattgefunden. Stoßrichtung ist die Erdgasversorgung Israels. Die letzten Anschläge bzw. Anschlagsversuche hatten zuvor im Februar bzw. März 2011 stattgefunden.322

In Imbaba, einer im Westen Kairos gelegenen Vorstadt, kam es am 7. Mai infolge von Gerüchten zu Straßenkämpfen zwischen Kopten und Muslimen. Ein Muslim behauptete, seine kurz zuvor zum Islam übergetretene Braut - die ohne, dass es der Bräutigam wusste, zu dieser Zeit bereits mit einem anderen koptisch-christlichen Mann verheiratet war - werde gegen ihren Willen in einer Kirche festgehalten. Aufgebrachte Muslime, die dem Gerücht Glauben schenkten, hielten es für ihre religiöse Pflicht, die Frau zu befreien und griffen das Gotteshaus an. Bei der Auseinandersetzung fielen Schüsse; auch von umliegenden Dächern aus wurde geschossen. Die Frontfassade der Kirche und mehrere umliegende Wohnhäuser wurden in Brand gesteckt. Insgesamt wurden 15 Menschen getötet und mehr als 200 Menschen verletzt. Ehen zwischen Kopten und Muslimen gelten in Ägypten allgemein als tabu. Wenn eine koptische Christin einen Muslim heiratet, dann wird sie aus der koptischen Kirche ausgeschlossen. Weil Ehescheidungen weitgehend verboten sind, konvertieren manche trennungswillige Koptinnen zum Islam, um auf diese Weise für sich einen Ausweg aus einer unglücklichen Ehe erreichen zu können. Die Frau, die in Justizkreisen als Auslöserin der gewalttätigen Auseinandersetzungen galt, wurde festgenommen; ihr wird Polyandrie zur Last gelegt.323

Der Oberste Militärrat gab am 12. Mai bekannt, dass das unter Mubarak ununterbrochen geltende Notstandsgesetz („Gesetz Nummer 162“ aus dem Jahr 1958) nicht ausgesetzt, sondern bis nach den noch ausstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Kraft bleibe. Anwendung finden soll es allerdings nur bei Auseinandersetzungen mit konfessionellem Hintergrund, Gewaltverbrechen, mutwilliger Zerstörung von öffentlichem oder privatem Besitz, dem Blockieren von Straßen sowie Angriffen auf Polizei- oder Militärkräfte. 324

Am 29. Juli demonstrierten mehrere hunderttausend Salafisten auf dem Tahrir-Platz für einen Gottesstaat.325, am 1. August wurde der Tahrir-Platz geräumt.

Bei einem Angriff auf einen Touristenbus nahe dem Badeort Elat am 20. August starben acht Israelis. Im Zuge dieses Ereignisses eröffnet ein israelischer Hubschrauber das Feuer auf ägyptische Grenzsoldaten und tötet fünf von ihnen. Nachdem der Vorfall der ägyptischen Öffentlichkeit zur Kenntnis gelangte, kam es noch am selben Abend zu einer Demonstration vor der israelischen Botschaft in Kairo. Diese Demonstration hielt mehrere Tage lang an. 326 Die Entschuldigung des Staates Israel wurde von der ägyptischen Regierung für unzureichend erklärt. Noch am selben Tag wurde eine Sondersitzung der Arabischen Liga einberufen. Die knapp zwei Wochen andauernden Proteste vor der israelischen Botschaft erreichten einen vorläufigen Höhepunkt: das Gebäude der israelischen Botschaft in Kairo wurde erstürmt. Das dort anwesende Botschaftspersonal wurde von ägyptischen Sicherheitskräften aus bedrängter Lage evakuiert und durfte anschließend nach Israel ausfliegen. Vor der Botschaft starben in einer Straßenschlacht drei Menschen und mehr als tausend wurden verletzt. 327328

Am 3. August begann der Prozess gegen Hosni Mubarak in einem Hörsaal einer Polizeiakademie in Kairo, der am 15. August fortgesetzt wurde.

Am 7. September 2011 veröffentlichte das Hisham Mubarak Law Center (HMLC) gemeinsam mit der „No to Military Trials for Civilians“-Kampagne („Keine Zivilisten vor Militärgerichte“) einen Bericht mit dem Titel „Tagebücher unter der Militärherrschaft“, in dem festgestellt wurde, dass in der relativ kurzen Herrschaft des Obersten Militärrats weitaus mehr Zivilisten vor Militärgerichte gestellt und abgeurteilt wurden, als in der gesamten Herrschaft Mubaraks. Der Oberste Militärrat habe in seiner nun 7 Monate andauernden Herrschaft rd. 12 000 Zivilisten vor Militärgerichte stellen lassen. In der gesamten Herrschaftszeit Mubaraks seien hingegen „nur“ 2 000 Zivilisten von Militärgerichten abgeurteilt worden.329

Zwei Tage zuvor, am 5. September 2011 hatte General Adel al-Morsy, Leiter der Militärjustiz, in einer Pressekonferenz diese Zahlen bestätigt. Adel al-Morsy teilte mit, dass vom 28. Januar bis zum 29. August 2011 insgesamt 3.863 Verfahren gegen Zivilisten vor Militärgerichten stattgefunden hätten. Dabei sei gegen insgesamt 11.879 Zivilisten Anklage erhoben worden. 795 Angeklagte seien freigesprochen worden, gegen 6 235 Personen Gefängnisstrafen und bei weiteren 1.836 Bewährungsstrafen verhängt worden. Gegen weitere 1 225 Zivilpersonen seien ebenfalls Gefängnisstrafen verhängt worden. Diese Urteile wären aber noch nicht bestätigt worden. 281 Zivilpersonen befänden sich in noch laufenden Verfahren.330331

Eine Demonstration von etwa 10.000 Kopten und Gegnern der Militärregierung wurde am 9. Oktober vor dem Gebäude des Staatsfernsehens von Schlägern und Militär angegriffen. Nach stundenlangen Straßenkämpfen waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums 25 Menschen getötet und 200 verletzt, sowie zwei unabhängige Fernsehsender von Militärs gestürmt. Auch der Betrieb einer großen Tageszeitung wurde unterbrochen. Eine Ausgangssperre wurde verhängt.

Am 28. September 2011 gab der Oberste Rat der Streitkräfte die Termine für die Parlamentswahlen (Ägyptische Volksversammlung und Schura-Rat sowie Präsidentschaftswahlen bekannt.332333 Die Wahl zum Schura-Rat sollte am 29. Januar 2012 abgehalten werden.

Um auszuschließen, dass Anhänger Mubaraks erneut ins Parlament einziehen, sollte ein Gesetz zum Landesverrat aus dem Jahre 1952/1953. (Treachery Law 344/1952, amended / abgeändert durch Law 173/1953) wieder aktiviert werden. Dieses Gesetz würde ermöglichen, Minister, Abgeordnete und Staatsbedienstete wegen Korruption und politischem Machtmissbrauch zu belangen, sie aus ihren Ämtern zu entlassen und ihnen für mindestens 5 Jahre das aktive und passive Wahlrecht für Parlaments- und andere Wahlen zu nehmen. 334335

Wahlen, islamistische Verfassung, Widerstand

Gouvernorate
Abstimmung über die Annahme der Verfassung; grün: Gouvernorate, die zustimmten, gelb: Gouvernorate, die zustimmten, jedoch unterhalb des Landesschnitts lagen, rot: Gouvernorate, die die Verfassung ablehnten

Am 1. November wurden Richtlinien für die Verfassunggebende Versammlung verkündet. Sie sahen vor, dass das Militär über dem Parlament steht und der Armee weitgehende Autonomie garantiert wird.336 Unter politischem Druck werden einige Richtlinien in den folgenden Tagen noch geändert.337 Gegen die Militärherrschaft demonstrierten neben den bisherigen Oppositionellen nun auch Islamisten.338 Dabei starben vier Menschen auf dem Tahrir-Platz, fast 700 wurden verletzt.339 Bekannt wurde dass, laut Human Rights Watch, seit Februar etwa 12.000 Ägypter vor Militärtribunale gestellt worden waren. 340

Am 24. November nahm der Militärrat den Rücktritt der Regierung an. Mit Kamal El-Ganzouri wurde ein neuer Premierminister ernannt. Er war bereits in der Ära Mubarak Premierminister. Im Anschluss an seine Ernennung wurde in den Folgetagen ein neues Regierungskabinett zusammengestellt, das schließlich am 7. Dezember vereidigt wurde.341

Am 28. November begannen die Parlamentswahlen zur Volksversammlung. Es fanden drei Wahlgänge und jeweils nur die Bürger in einigen Provinzen des Landes sollten dabei am selben Tag wählen. Dabei gaben sie jeweils drei Stimmen ab: Eine Stimme für eine Parteiliste und zwei Stimmen für Direktkandidaten. Der eine Direktkandidat muss ein Arbeiter oder Landwirt sein, beim anderen Direktkandidaten gibt es keine beruflichen Vorgaben. In weiteren Provinzen wurde am 14. Dezember und am 3. Januar gewählt. Es kam weiterhin zu Unruhen und Zerstörungen. Dabei soll die Bibliothek mit den Originalen der Schriften Napoleons ein Raub der Flammen geworden sein.342

Am 20. Januar 2012 zeigte das amtliche Endergebnis der Parlamentswahl, dass die islamische Freiheits- und Gerechtigkeitspartei auf 45,7 % kam, die salafistische Partei des Lichts erreichte 24,6 %, die liberale Partei Neue Wafd-Partei und das liberale Parteienbündnis Ägyptischer Block erreichten 8,4 und 6,6 %.343 Das Parteienbündnis Die Revolution geht weiter erzielte 2 %.344 In der ersten Sitzung des Parlaments wurde Saad al-Katatni, Generalsekretär der Freiheits- und Gerechtigkeitspartei, zum Parlamentspräsidenten ernannt. Eine wichtige Aufgabe des Parlaments ist es eine verfassunggebende Versammlung zu bilden, um eine neue Verfassung zu formulieren.

Am 25. Januar wurden die Notstandsgesetze aufgehoben, sie sollten nur noch für „Gewaltverbrechen“ weiter gelten.345 Des Weiteren werden über 1.950 Gefangene von der Militärjustiz freigelassen.346 Am 29. Januar begann die erste Runde der Wahlen zur Schura.

Am 3. März 2012 wählten die Volksversammlung und der Schura-Rat ein 30-köpfiges Komitee, das die Kriterien und Verfahren für die Wahl des 100-köpfigen Verfassungsausschusses bestimmen sollte. Das Komitee nahm bis zum 8. März Vorschläge zur Zusammensetzung des Ausschusses entgegen.

Für die Stichwahl zum Präsidenten (16. und 17. Juni) bestimmten die Wähler Ahmad Schafiq (von Husni Mubarak im Januar 2011 zum Ministerpräsidenten ernannter Offizier der Luftwaffe) und Mohammed Mursi (erster Parteivorsitzender der islamistischen und wirtschaftsliberalen Freiheits- und Gerechtigkeitspartei). Mursi erreichte 24,9 %, Schafik 24,4 %. Hamdin Sabahi (Vorsitzender der linksgerichteten und nasseristischen Partei der Würde) wurde mit 21,1 % Dritter und Abdel Moneim Abul Futuh (ehemaliger Muslimbruder) mit 17,8 % Vierter.347 Am 31. Mai wurde der Ausnahmezustand aufgehoben.

Am 16. Juni löste der Oberster Rat der Streitkräfte die Volksversammlung auf. Den Abgeordneten wurde der Zutritt verwehrt.348 Präsident Mursi setzte das Parlament per Dekret wieder ein und forderte es auf, wieder zusammenzutreten.349

Ende November 2012 kam es erneut zu Großdemonstrationen auf dem Tahrir-Platz. Auslöser war eine Ausweitung der Machtbefugnisse von Präsident Mursi, mit denen dieser die Kontrolle der Justiz über von ihm verfügte Dekrete sowie über die von den Muslimbrüdern und islamistischen Kräften dominierten Parlamentskammern und die Verfassunggebende Versammlung Ägyptens stark einschränkte.350 Insbesondere wurde ein ausstehendes Gerichtsverfahren verhindert, das klären sollte, ob die Verfassunggebende Versammlung rechtmäßig zustande gekommen war.351

Am 29. November stimmte die Verfassunggebende Versammlung über einen Verfassungsentwurf ab, über den in einer Volksabstimmung entschieden werden sollte.

Pope Shenouda III of Alexandria by Chuck Kennedy (Official White House Photostream)
Schenuda bei einer Rede des US-Präsidenten Barack Obama in Ägypten am 4. Juni 2009

Ende 2012 stimmten die Ägypter in zwei Runden am 15. und 22. Dezember über den Verfassungsentwurf ab. Der Vorbereitung waren Kopten und oppositionelle Gruppen ferngeblieben, da sie sich in dem von der Scharia dominierten Entwurf nicht wiederfanden.352353 Bei dem Referendum votierten 63,8 % für den vorgelegten Verfassungstext, teilte die Wahlkommission mit, 36,6 % stimmten demnach dagegen. Nur knapp 33 % der 52 Millionen Abstimmungsberechtigten hatten ein Votum abgegeben. Mursi rief das Oberhaus des Parlaments, den Schura-Rat, zusammen, der nun 270 Mitglieder umfasste. Er hatte 90 weitere Mitglieder des von den Islamisten dominierten, gewählten Rats ernannt, darunter mindestens 30 Islamisten und 12 Christen.354 2012 starb Schenuda III., seit 1971 Patriarch der Kopten. In seiner Amtszeit hatte sich eine koptische Parallelgesellschaft entwickelt, die sich immer stärker abschottete. Ähnlich wie im Islam erhielt der Begriff der Reinheit dabei zentrale Bedeutung, so dass Speisen aus muslimischer Hand abgelehnt wurden. Gleichzeitig mischte sich die christliche Rechte in den USA, die in den Kopten Glaubensbrüder sieht, zunehmend in die ägyptische Politik ein und trug damit zur Ablehnung durch die sunnitische Mehrheit bei. Schenuda hatte 1973 zusammen mit Papst Paul VI. im Vatikan eine christologische Erklärung unterzeichnet, wonach beide Kirchen – trotz unterschiedlicher Formulierungen – den gleichen Glauben bekennen. Von 1991 bis 1998 war Schenuda III. Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Im Januar 2013 riefen die Oppositionsgruppen gegen Präsident Mursi, die Regierung und die neue Verfassung zu Demonstrationen auf.355 Hinzu kam, dass am 26. Januar ein Gericht in Port Said insgesamt 21 Fußball-Hooligans wegen tödlicher Ausschreitungen im Vorjahr zum Tode verurteilte.356 Mursi rief am 28. Januar in Port Said, Sues und Ismailia den Notstand aus und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre. Zudem verabschiedete das Oberhaus ein von der Regierung vorgelegtes Gesetz, das ihm die Möglichkeit gab, die Armee bis zu den Unterhauswahlen nach eigenem Ermessen zusammen mit der Polizei einzusetzen.357 Amnesty International zählte mindestens 45 Tote sowie über 1.000 Verletzte.358

Am 3. Juli 2013 putschte das Militär unter General Abd al-Fattah as-Sisi nach Ablauf eines Ultimatums gegen die Regierung, setzte die Verfassung außer Kraft, stürzte den Präsidenten und setzte den Verfassungsrichter Adli Mansur als interimistisches Staatsoberhaupt ein. Die Übergangsregierung verbot die Muslimbruderschaft und bezeichnete diese als Terrororganisation. Ebenso wurde eine neue Verfassung nach Bestätigung durch ein Referendum verabschiedet. Es kam zu zahlreichen Großdemonstrationen durch die Muslimbrüder, aber auch durch Regierungsanhänger, sowie zu mehr als 1400 Tötungen und Hunderten von Todesurteilen. Human Rights Watch nannte das Massaker vom 25. Januar 2014 „den schwersten Vorfall widerrechtlicher Tötungen in der neueren Geschichte Ägyptens“. Am 1. März 2014 wurde das Kabinett der Übergangsregierung vereidigt. Die neu hinzugekommenen Minister rekrutierten sich partiell aus der Geschäftselite aus der Zeit Husni Mubaraks. Sisi erklärte am 26. März 2014 seine Bereitschaft, am 26./27. Mai als Präsident zu kandidieren. Angesichts der Unruhen und der prekären wirtschaftlichen Situation wurden ihm gute Chancen eingeräumt. Er wurde mit 93,3 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt und am 8. Juni 2014 vereidigt.

Nach innen regierte as-Sisi mit den Mitteln eines Polizeistaats. So verschwanden allein zwischen März und Juni 2015 167 säkulare Oppositionspolitiker und Aktivisten von 2011. Als Vergeltung für die Enthauptung von 21 koptischen Ägyptern ließ as-Sisi am 16. Februar 2015 Ziele in der vom Islamischen Staat kontrollierten libyschen Stadt Darna bombardieren. Anfang 2016 forderte er eine „religiöse Revolution“, denn es sei unerträglich, dass das, was die Muslime als ihr religiöses und heiliges Erbe betrachteten, ihnen selbst und dem Rest der Welt als Quelle für Angst, Gefahr, Töten und Zerstörung gelte.360 „Die Umma wird zerrissen, zerstört und ist verloren – durch unsere eigenen Hände.“ Die ganze Welt warte auf den nächsten Schritt der für eine solche Revolution verantwortlichen Imame.

Verwaltung des Kulturerbes

Literatur

Überblickswerke

Ur- und Frühgeschichte

Paläolithikum

Mesolithikum oder Epipaläolithikum, Neolithikum

Geschichtsschreibung

„Altes Ägypten“

Prädynastik

Altes, Mittleres und Neues Reich, Zwischenzeiten

Griechisch-römische Antike, Ostrom-Byzanz

Muslimisches Weltreich: Umayyaden, Abbasiden

Ägypten als Zentrum von Großreichen, Kalifat

Mamluken, Osmanen

Britische Kolonialherrschaft

Königreich, Republik, Revolution

Wissenschaftsgeschichte, Bibliographien

WadiSuraHumans
Darstellungen in der Höhle der Schwimmer, Wadi Sura, im äußersten Südwesten Ägyptens. Ihr Entdecker, der Ungar Ladislaus Eduard (László Ede) Almásy, nahm als einer der ersten Forscher an, dass die Schwimmer in der überaus trockenen Region einen Beleg für eine Klimaveränderung darstellten.

Zeitschriften

Geschichte des Reisens, Reiseliteratur

Externe Links

Überblick

Ur- und Frühgeschichte, Altes Ägypten

Grabungsstätten

Archive und Museen, Stiftungen, sonstige Institutionen

Quellen

Sonstiges

Filme und Dokumentationen

Anmerkungen

  1. 1 ↑ Friedemann Schrenk, Stephanie Müller: Die Neandertaler, C. H. Beck, München 2005, S. 42.
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  3. 2 ↑ Carl Zimmer: Woher kommen wir? Die Ursprünge des Menschen. Spektrum Akademischer Verlag, 2006, S. 90.
  4. 3 ↑ Aylwyn Scally et al.: Revising the human mutation rate: implications for understanding human evolution, in: Nature Reviews Genetics. Band 13, 2012, S. 745–753.
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  6. 5 ↑ Kevin E. Langergraber et al.: Generation times in wild chimpanzees and gorillas suggest earlier divergence times in great ape and human evolution, in: PNAS 109, Nr. 39, 2012, S. 15716–15721, doi:10.1073/pnas.1211740109.
  7. 6 ↑ Chris Stringer, Jean-Jacques Hublin: New age estimates for the Swanscombe hominid, and their significance for human evolution, in: Journal of Human Evolution 37 (1999) 873–877, doi:10.1006/jhev.1999.0367, Volltext (PDF).
  8. 7 ↑ Jean-Jacques Hublin: The origin of Neandertals, in: PNAS 106, Nr. 38, 2009, S. 16022–16027, doi:10.1073/pnas.0904119106.
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  16. 13 ↑ Philip Van Peer, Pierre M. Vermeersch, Etienne Paulissen: Chert Quarrying, Lithic Technology, and a Modern Human Burial at the Palaeolithic Site of Taramsa 1, Upper Egypt, in: African Archaeological Review 27,3 (2010) 251-253 und Dies: Chert Quarrying, Lithic Technology, and a Modern Human Burial at the Palaeolithic Site of Taramsa 1, Upper Egypt, Leuven University Press 2010 (Google Books).
  17. 14 ↑ Pierre M. Vermeersch: La vallée du Nil et le Sahara oriental : une population préhistorique fluctuante sous l'effet des variations climatiques, in: Comptes Rendus Palevol 5,1–2 (2006) 255–262.
  18. 15 ↑ Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press 2003, S. 20.
  19. 16 ↑ Amud, in: Encyclopedia Britannica, 2007.
  20. 17 ↑ A middle palaeolithic burial of a modern human at Taramsa Hill, Egypt, 2009.
  21. 18 ↑ Elena A.A. Garcea: Successes and failures of human dispersals from North Africa, in: Quaternary International 270 (2012) 119–128. Zum Auslöser vgl.: Philip Van Peer: Did middle stone age moderns of sub-Saharan African descent trigger an upper paleolithic revolution in the lower nile valley?, in: Anthropologie 42,3 (2004) 215-225.
  22. 19 ↑ Isabelle Crevecoeur: The Upper Paleolithic Human Remains of Nazlet Khater 2 (Egypt) and Past Modern Human Diversity, in: Modern Origins. Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology 2012 (205-219) und L. Bouchneb, Isabelle Crevecoeur: The inner ear of Nazlet Khater 2 (Upper Paleolithic, Egypt), in: Journal of Human Evolution 56 (2009) 257–262. Gesamtdarstellung von Isabelle Crevecoeur: Etude anthropologique du squelette du Paléolithique supérieur de Nazlet Khater 2 (Egypte). Apport à la compréhension de la variabilité passée des hommes modernes, Leuven University Press 2009 (Google Books)
  23. 20 ↑ Eine Abbildung des Schädels findet sich hier.
  24. 21 ↑ Ron Pinhasi, Patrick Semal: The position of the Nazlet Khater specimen among prehistoric and modern African and Levantine populations, in: Journal of Human Evolution 39,3 (2000) 269–288, datierten in auf ein Alter von etwa 33.000 Jahren.
  25. 22 ↑ Die Besonderheiten des Innenohrs und die daran hängenden Fragen der Verwandtschaften innerhalb der sich ausbreitenden modernen Menschengruppen, die physisch noch stärker divergierten, untersuchten Linda Bouchneb, Isabelle Crevecoeur: The inner ear of Nazlet Khater 2 (Upper Paleolithic, Egypt), in: Journal of Human Evolution 56 (2009) 257–262.
  26. 23 ↑ Haua Fteah Cave.
  27. 24 ↑ K. Kris Hirst: Nazlet Khater. Early Modern Human Mining in Egypt, in: About.com.
  28. 25 ↑ Pierre M. Vermeersch, Etienne Paulissen: Palaeolithic Sites at Shuwikhat, in: Pierre M. Vermeersch (Hg.): Palaeolithic Living Sites in Upper and Middle Egypt, Leuven University Press, 2000, S. 105-109 (online).
  29. 26 ↑ Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron: Modern Origins. A North African Perspective, Springer 2012, S. 191.
  30. 26d ↑ Pierre M. Vermeersch, Wim Van Neer: Nile behaviour and Late Palaeolithic humans in Upper Egypt during the Late Pleistocene, in: Quaternary Science Reviews (2015) (Abstract).
  31. 27 ↑ Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, Harvard University Press 2003, 2006, S. 445. (Google Books)
  32. 28 ↑ Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, Harvard University Press 2003, 2006, S. 452.
  33. 29 ↑ Stan Hendrickx, Pierre Vermeersch: Prehistory: From the Paleolithic to the Badarian Culture (700.000 − 4000 BC.), in: Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2003, S. 16-40, hier: S. 24.
  34. 30 ↑ Stan Hendrickx, Pierre Vermeersch: Prehistory: From the Paleolithic to the Badarian Culture (700.000 − 4000 BC.), in: Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2003, S. 16-40, hier: S. 25.
  35. 31 ↑ Pierre M. Vermeersh, E. Paulissen, Ph. Van Peer: Vallée du Nil / Nile Valley, in: Th. Tillet (Hg.): Sahara - Paléomilieux et peuplement préhistorique au paléistocène supérieur /Paleo envivonments and prehistoric Populations in the upper Pleistocene, Editions L'Harmattan, 1998, S. 349-373, hier: S. 364 (Google Books).
  36. 32 ↑ Fred Wendorf: Prehistory of Nubia, Southern Methodist University Press, Dallas, Bd. 2, 1968, S. 954-999.
  37. 33 ↑ El-Hosh, Netherlands-Flemish Institute in Cairo.
  38. 34 ↑ Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, S. 494.
  39. 34a ↑ Savino di Lernia: The emergence and spread of herding in Northern Africa , in: Peter Mitchell, Paul Lane (Hg.): The Oxford Handbook of African Archaeology, Oxford University Press 2013 (ebook). (Google Books).
  40. 34e ↑ Christopher Ehret: A Linguistic History of Cultivation and Herding in Northeastern Africa, in: Ahmed G. Fahmy, Stephanie Kahlheber, A. Catherine D'Andrea (Hg.): Windows on the African Past. Current Approaches to African Archaeobotany - Proceedings of the 6th International Workshop on African Archaeology held June 13-15, 2009, at Helwan University, Cairo, Egypt, Africa Magna Verlag, Frankfurt 2011, S. 185-208, hier: S. 185..
  41. 34f ↑ E. Huysecom, M. Rasse, L. Lespez, K. Neumann, A. Fahmy, A. Ballouche, S. Ozainne, M. Maggetti, Ch. Tribolo, S. Sorian: ''The emergence of pottery in Africa during the tenth millennium cal BC: new evidence from Ounjougou (Mali)'', in: Antiquity 83 (2009) 905-917, S. 906 (online, PDF)..
  42. 34h ↑ Hugo R. Oliveira, Diane L. Lister, Martin K. Jones: Phylogeography of Cereal Landraces and the Spread of Agriculture in Northwest Africa: Review and Prospects, in: Ahmed G. Fahmy, Stephanie Kahlheber, A. Catherine D'Andrea (Hg.): Windows on the African Past. Current Approaches to African Archaeobotany - Proceedings of the 6th International Workshop on African Archaeology held June 13-15, 2009, at Helwan University, Cairo, Egypt, Africa Magna Verlag, Frankfurt 2011, S. 167-174, hier: S. 169..
  43. 35 ↑ Die Dokumentation von Hermann Junker, der hier grub, ging während des 2. Weltkrieges verloren. Er war von 1929 bis 1939 Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo. Josef Eiwanger leitete zwischen 1977 und 1982 die Neugrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo.
  44. 36 ↑ Nach Stan Hendrickx ist der Begriff Prädynastik in diesem Zusammenhang problematisch, da er seinem Namen nach zwar die komplette Vorgeschichte vor der Staatsbildung abdecken müsste, in der ägyptologischen Praxis aber deutlich enger gefasst wird (Stan Hendrickx: Prädynastik. In: E. Hornung, R. Kraus, D. A. Warburton (Hg.): Ancient Egyptian Chronology. Brill, Leiden/ Boston 2006).
  45. 37 ↑ Einen knappen Überblick bietet Michael Brass. 2002. Badarian government and religious evolution, Antiquity of Man.
  46. 38 ↑ Guy Brunton, Gertrude Caton-Thompson: The Badarian civilisation and predynastic remains near Badari, British School of Archaeology in Egypt, London 1928.
  47. 38c ↑ Michael Dee, David Wengrow, Andrew Shortland, Alice Stevenson, Fiona Brock, Linus Girdland Flink, Christopher Bronk Ramsey: An absolute chronology for early Egypt using radiocarbon dating and Bayesian statistical modelling, in: Proceedings of the Royal Society 469 (4. September 2013), Table 1, S. 6.
  48. 39 ↑ Béatrix Midant-Reynes: The Naqada-Period (4000 – 3.200 BC.), in: Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press 2003, S. 41–56.
  49. 40 ↑ Jochem Kahl: Ober- und Unterägypten: Eine dualistische Konstruktion und ihre Anfänge. S. 16.
  50. 41 ↑ Jochem Kahl: Ober- und Unterägypten: Eine dualistische Konstruktion und ihre Anfänge. S. 11f.
  51. 42 ↑ Werner Kaiser: Einige Bemerkungen zur ägyptischen Frühzeit in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 91 (1964) 86-124.
  52. 43 ↑ Christiana Köhler: The Three-Stage Approach to State Formation in Egypt, in: Göttinger Miszellen 147 (1995) 79-93.
  53. 44 ↑ Kathryn Bard: Toward an Interpretation of the Role of Ideology in the Evolution of complex Society in Egypt, in: Journal of Anthropological Archaeology 11 (1992) 1-24.
  54. 45 ↑ Michael Allan Hoffman: Egypt before the Pharaohs: The Prehistoric Foundations of Egyptian Civilization, Routledge and Kegan Paul, London 1980, S. 312-326.
  55. 45f ↑ David Usishkin: The "Ghassulian" Temple in Ein Gedi and the Origin of the Hoard from Nahal Mishmar, The Biblical Archaeologist 34,1 (1971) 23–39.
  56. 46 ↑ Heike Wilde: Salzherstellung im vor- und frühdynastischen Ägypten? Überlegungen zur Funktion der sogenannten Grubenkopfnägel in Buto = Salt Production in Pre- and Early Dynastic Egypt? Reflexions on the Fonction of the So-Called Grubenkopfnägel in Buto, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo 58 (2002) 447-460.
  57. 46b ↑ Juan Carlos Moreno García: Recent Developments in the Social and Economic History of Ancient Egypt, in: Journal of Ancient Near Eastern History 1,2 (2014) 231–261.
  58. 47 ↑ Erik Hornung, Elisabeth Staehelin: Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen. von Zabern, Mainz, 1976, S. 44f.
  59. 48 ↑ Barry J. Kemp: Ancient Egypt - Anatomy of a Civilisation, London 2006, S. 91.
  60. 49 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security, Routledge, London 1999, S. 53, 66.
  61. 50 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security, Routledge, London 1999, S. 57-59.
  62. 51 ↑ Jochem Kahl: Das System der ägyptischen Hieroglyphenschrift in der 0.–3. Dynastie. In: Göttinger Orientforschungen. S. 79–86.
  63. 52 ↑ William Matthew Flinders Petrie, Francis Llewellyn Griffith: The Royal Tombs of the First Dynasty. 1901: Part II, Offices of The Egypt Exploration Fund, London 1901, Tafel XIII, S. 91–93..
  64. 53 ↑ Flinders Petrie, Francis L. Griffith: The Royal Tombs of the First Dynasty, Bd. II, London 1901, Tafel II 4-5.
  65. 54 ↑ Flinders Petrie, Francis L. Griffith: The Royal Tombs of the Earliest Dynasties 1901. Part II, London 1901, Taf. XI,1
  66. 55 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security, Routledge, London 1999, S. 71.
  67. 56 ↑ Francesco Raffaele: Early Dynastic Funerary boats at Abydos North.
  68. 57 ↑ Dies ergibt sich aus den Aufzeichnungen und Rekonstruktionen des Kairosteins und des Palermosteins (Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit, Harrassowitz, 1987, S. 124).
  69. 58 ↑ Dieter Arnold: The Encyclopaedia of Ancient Egypt Architecture, I.B. Tauris, London 2003, S. 71.
  70. 59 ↑ Dilwyn Jones: An Index of ancient Egyptian titles, epithets and phrases of the Old Kingdom, Archaeopress, Oxford 2000, Bd. 2, Nr. 2209.
  71. 59c ↑ Pierre Tallet, Damien Laisney: Iry-Hor et Narmer au Sud-Sinaï (Ouadi 'Ameyra). Un complément à la chronologie des expéditions minières égyptiennes, in: Bulletin de l'Institut Français d'Archéologie Orientale 112 (2012) 381-398 (online).
  72. 60 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security, Routledge, London 1999, S. 75.
  73. 61 ↑ Francesco Raffaele: Den-labels No. 1 + 9.
  74. 62 ↑ I.E.S. Edwards – C.J. Gadd – N.G.L. Hammond (Hgg.): The Cambridge Ancient History I. Part 2. Early History of the Middle East, Cambridge 1971³, S. 27; Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt, Wiley 1994, S. 53.
  75. 63 ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 57.
  76. 64 ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 58.
  77. 66 ↑ W. Helck: Untersuchungen zur Thintenzeit. S. 157.
  78. 67 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt, Routledge, London 1999, S. 78f.
  79. 68 ↑ Stan Hendrickx, R. F. Friedman, K. M. Cialowicz, M. Chlodnicki: Egypt at its Origins. Studies in Memory of Barbara Adams - Proceedings of the International Conference "Origin of the State, Predynastic and Early Dynastic Egypt, Peeters Publishers, Leuven 2004, S. 1137.
  80. 69 ↑ Peter Kaplony: Adjib, in: Wolfgang Helck (Hg.): Lexikon der Ägyptologie, Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, Sp. 62–64., hier: Sp. 62.
  81. 70 ↑ Die Nennung findet auf einem Siegelabdruck des Qaa aus Grab Saqqara S3504 (W. B. Emery: Great Tombs of the First Dynasty II. London 1954, S. 127, Fig. 200).
  82. 71 ↑ Im Falle des Seneferka wurde vermutet, dass es sich um einen zweiten Horusnamen des Qaa gehandelt habe, den dieser nur sehr kurze Zeit trug (Toby Wilkinson:Early Dynastic Egypt, Routledge, London, New York 1999, S. 82).
  83. 72 ↑ Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit, Harrassowitz, Wiesbaden 1987, S. 194–195.
  84. 73 ↑ Turin kinglist
  85. 74 ↑ Nabil Swelim: Some Problems on the History of the Third Dynasty (= Archaeological and historical Studies. 7, ZDB-ID 800015-3). Archaeological Society of Alexandria, Alexandria 1983, S. 67–77 (zugleich Diss., Budapest 1982).
  86. 74d ↑ Toby A. H. Wilkinson: Royal Annals of Ancient Egypt. The Palermo Stone and its Associated Fragments, London 2012, S. 200–206.
  87. 75 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Royal Annals of Ancient Egypt. The Palermo Stone and its Associated Fragments, Routledge 2012, S. 119–129 (Google Books).
  88. 76 ↑ Zbynek Zába: The Rock Inscriptions of Lower Nubia. (Czechoslovak Concession), Czechoslovak Institute of Egyptology in Prague and in Cairo, Prag 1974, S. 30f.
  89. 77 ↑ Petra Andrassy: Untersuchungen zum ägyptischen Staat des Alten Reiches und seinen Institutionen, Berlin, London 2008, S. 16 online.
  90. 78 ↑ Toby A. H. Wilkinson: The Rise and Fall of Ancient Egypt, London 2010, Taschenbuchausgabe 2011, S. 64f. (Google Books)
  91. 79 ↑ Stephan Seidlmayer: Historische und moderne Nilstände. Untersuchungen zu den Pegelablesungen des Nils von der Frühzeit bis in die Gegenwart, Achet 2001, S. 87–89.
  92. 80 ↑ Jean-Pierre Pätznik: Die Siegelabrollungen und Rollsiegel der Stadt Elephantine im 3. Jahrtausend vor Christus, Archaeopress 2005, S. 64–66.
  93. 81 ↑ Eva-Maria Engel: Neue Funde aus alten Grabungen – Gefäßverschlüsse aus Grab P in Umm el-Qa'ab im Ägyptischen Museum Kairo. In: Gerald Moers, Heike Behlmer, Katja Demuß, Kai Widmaier (Hg.): Festschrift für Friedrich Junge, Band 1, Göttingen 2006, S. 179–188, hier S. 181, 183f.
  94. 82 ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security, Routledge, London 1999, S. 75f., 89–91.
  95. 83 ↑ Jean-Pierre Pätznick: Die Siegelabrollungen und Rollsiegel der Stadt Elephantine im 3. Jahrtausend v. Chr., Archaeopress 2005, S. 211–213.
  96. 84 ↑ Peter Kaplony: Die Inschriften der Ägyptischen Frühzeit, Band 3, 1963, S. 406–411.
  97. 85 ↑ Susanne Bickel: Die Verknüpfung von Weltbild und Staatsbild. Aspekte von Politik und Religion in Ägypten, in: Reinhard Gregor Kratz,Hermann Spieckermann (Hg.): Götterbilder - Gottesbilder - Weltbilder. Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike, Tübingen 2006, S. 79-100, hier: S. 89. (Google Books)
  98. 86 ↑ Jochem Kahl, Nicole Kloth, Ursula Zimmermann: Die Inschriften der 3. Dynastie. Eine Bestandsaufnahme, Harrassowitz, Wiesbaden 1995, S. 368.
  99. 87 ↑ vergl.: Jean-Phillip Lauer: La Pyramide à Degrés. Tome 4: Inscriptions gravées sur les vases. Fasc. 1–2. Institut français d'archéologie orientale, Kairo 1959, Obj. 104.
  100. 88 ↑ James-Edward Quibell: Hierakonpolis, Part 1: Plates of discoveries in 1898. LTR-Verlag, Starnberg 1988 (Nachdruck der Ausgabe von 1900), Tafeln 39 und 41.
  101. 89 ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 51.
  102. 90 ↑ Kathryn A. Bard: The emergence of the egyptian state, in: Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press 2003, S. 76–82.
  103. 91 ↑ Bei der Datierung folge ich, wie in den folgenden Abschnitten Ian Shaw (Hg.): The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2003.
  104. 92 ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 54.
  105. 93 ↑ Wolfgang Helck: Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches, Augustin, Glückstadt u. a. 1954, S. 16f.
  106. 94 ↑ Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten, S. 47.
  107. 95 ↑ Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten. S. 45f.
  108. 96 ↑ Alan Henderson Gardiner, Thomas Eric Peet: The Inscriptions of Sinai, London 1953, S. 54, Nr. 1, Tafel 1.
  109. 97 ↑ Mark Lehner: Das erste Weltwunder. Die Geheimnisse der ägyptischen Pyramiden, Econ 1997, S. 94f.
  110. 98 ↑ Mohammed Zakaria Goneim: Excavations at Saqqara. Horus Sekhem-khet. The unfinished step pyramid at Saqqara, Band 1, Kairo 1957, S. 21–26.
  111. 99 ↑ Jean-Phillipe Lauer: Recherche et Découverte du tombeau sud de l'Horus Sekhemkhet dans son complexe funéraire à Saqqarah, in: Revue d'Egyptologie 20 (1968) 97–107.
  112. 100 ↑ Winfried Barta, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Kairo, 29. Ausgabe, 1973, S. 1–14.
  113. 101 ↑ Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt, Wiley 1994, S. 65–67.
  114. 102 ↑ Roman Gundacker: Ein Beitrag zur Genealogie der 4. Dynastie. In: Sokar 16 (2008) 22–51.
  115. 103 ↑ Roman Gundacker: Anmerkungen zum Bau der Pyramiden des Snofru. In: Sokar 11 (2005) 12.
  116. 104 ↑ Jean Leclant, Gisèle Clerc: Foullies et travaux en Égypte et au Soudan, 1986–1987. In: Orientalia, Bd. 57, Rom 1988, S. 336, Taf. XXXII.
  117. 105 ↑ Hourig Sourouzian: Königliche und private Plastik des Alten und des Mittleren Reiches. In: Hawass (Hg.): Die Schätze der Pyramiden. S. 368.
  118. 106 ↑ Wolfgang Helck: Gaue. In: Lexikon der Ägyptologie, Bd. 2, Harrassowitz, Wiesbaden 1977, Sp. 385–408 (Google Books).
  119. 107 ↑ Roman Gundacker: Zwei Felsinschriften aus der Zeit Snofrus. In: Sokar. Nr. 13, 2006, S. 70–73.
  120. 108 ↑ Zum Handel zwischen Naqada und der A-Gruppe vgl. Mitchell David Running: Nubian a-group and Egyptian Naqada trade relations in the predynastic, thesis, University of Wisconsin-La Crosse 2012 (online)
  121. 109 ↑ Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt, Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1969, S. 105–152, hier: S. 105f.
  122. 110 ↑ Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt, Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1969, S. 105–152, hier: S. 107f.
  123. 111 ↑ Wilkinson´s zweites Zerzura, carlo-bergmann.de.
  124. 112 ↑ Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt, Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1969, S. 189f.
  125. 113 ↑ Klaus Peter Kuhlmann: Der „Wasserberg des Djedefre“ (Chufu 01/1): Ein Lagerplatz mit Expeditionsinschriften der 4. Dynastie im Raum der Oase Dachla, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 61 (2005) 243–289 (online).
  126. 114 ↑ Reinhard Grieshammer: Gottessohnschaft, in: Lexikon der Ägyptologie, Bd. 2, Harrassowitz, Wiesbaden 1977, Sp. 820f.
  127. 115 ↑ Christiane Ziegler (Hg.): Egyptian Art in the Age of the Pyramids. The Metropolitan Museum of Art, New York 1999, S. 248f.
  128. 116 ↑ Abb.
  129. 117 ↑ Peter Kaplony: Inschriften der Ägyptischen Frühzeit III. Band. S.58, Abb.36.
  130. 118 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, S. 102.
  131. 119 ↑ Eckhard Eichler: Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, Otto Harrassowitz, 1993, S. 138 (Google Books).
  132. 120 ↑ Anna Maria Donadoni Roveri: I sarcofagi egizi dalle origini alla fine dell'Antico Regno. Rom 1969, S. 104f. (PDF; 46,5 MB).
  133. 121 ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 54.
  134. 122 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002, S. 164
  135. 123 ↑ Maurice Dunand: Fouilles de Byblos I. 1926-1932, Paris 1931, S. 169.
  136. 124 ↑ Peter Kaplony: Die Rollsiegel des Alten Reiches. Katalog (= Monumenta Aegytiaca. Bd. 3). Brussels 1981, S. 116–127.
  137. 125 ↑ Anna Maria Donadoni Roveri: I sarcofagi egizi dalle origini alla fine dell'Antico Regno. Rom 1969, S. 105 (PDF; 46,5 MB)
  138. 125c ↑ Karl W. Butzer, Elisabeth Butzer, Serena Love: Urban geoarchaeology and environmental history at the Lost City of the Pyramids, Giza: synthesis and review, in: Journal of Archaeological Science (2013)
  139. 126 ↑ Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 54.
  140. 127 ↑ Heinrich Schäfer: Ein Bruchstück altägyptischer Annalen, 1902, S. 32f.
  141. 128 ↑ Miroslav Verner: Further Thoughts on the Khentkaus Problem, in: Discussions in Egyptology 38 (1997) 109–117 (PDF; 2,7 MB).
  142. 129 ↑ Tarek El Awady: The royal family of Sahure. New evidence, in: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hg.): Abusir and Saqqara in the Year 2005, Czech Institute of Egyptology, Prag 2006, S. 192-198.
  143. 130 ↑ Susanne Voß: Untersuchungen zu den Sonnenheiligtümern der 5. Dynastie. Bedeutung und Funktion eines singulären Tempeltyps im Alten Reich. Hamburg 2004 (online (PDF, 2,5 MB)).
  144. 131 ↑ Vgl. Kathryn A. Bard, Rodolfo Fattovich (Hg.): Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005. Istituto Universitario Orientale, Neapel 2007.
  145. 132 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002, S. 244.
  146. 133 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002, S. 243.
  147. 134 ↑ Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten. Handbuch des Orients I 1/3, Brill, Leiden 1981, S. 65 (Onlineversion).
  148. 135 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002, S. 243f.
  149. 136 ↑ Tarek El Awady: The royal family of Sahure. New evidence. In: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hg.): Abusir and Saqqara in the Year 2005. Prag 2006, S. 191–218, hier: S. 198–203.
  150. 137 ↑ Aidan Dodson, Dyan Hilton: The Complete Royal Families of Ancient Egypt, Kairo 2004, S. 62–69, hier: S. 64–66.
  151. 138 ↑ James Henry Breasted: Ancient Records of Egypt. Historical documents, The University of Chicago Press 1906, S. 118 (online (PDF, 11,9 MB)).
  152. 139 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002, S. 173.
  153. 140 ↑ Darrell D. Baker: The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs. Band 1: Predynastic to the Twentieth Dynasty (3300–1069 BC). Bannerstone Press, Oakville (Connecticut) 2008, S. 260.
  154. 141 ↑ Miroslav Verner, Vivienne G. Callender: Abusir VI. Djedkare's Family Cemetery. In Excavations of the Czech Institute of Egyptology. Bd. 6, Prag 2002, S. 130.
  155. 142 ↑ Edward Brovarski, Peter Der Manuelian, William Kelly Simpson: The Senedjemib Complex. The Mastabas of Senedjemib Inti (G 2370), Khnumenti (G 2374), and Senedjemib Mehi (G 2378), Boston 2002.
  156. 143 ↑ Petra Andrassy: Untersuchungen zum ägyptischen Staat des Alten Reiches und seinen Institutionen (= Internetbeiträge zur Ägyptologie und Sudanarchäologie, Band XI). Berlin/London 2008 (PDF; 1,51 MB), S. 38–41.
  157. 144 ↑ Wolfgang Helck (Hg.): Lexikon der Ägyptologie, Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, Sp. 69.
  158. 145 ↑ Bedeutsam ist diese Szene außerdem, weil sie eine der ältesten Darstellungen einer Sturmleiter enthält (William Matthew Flinder Petrie: Deshasheh. The Egypt Exploration Fund, London 1898 (PDF; 7,0 MB), Tafel IV).
  159. 146 ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, S. 114.
  160. 147 ↑ Unas, digitalegypt.
  161. 148 ↑ Russell Drysdale u. a.: Late Holocene drought responsible for the collapse of Old World civilizations is recorded in an Italian cave flowstone, in: Geology 34 (2006) 101–104, doi:10.1130/G22103.1
  162. 149 ↑ Joyce Tyldesley, Birgit Lamerz-Beckschäfer: Die Pharaonen. Ägyptens bedeutendste Herrscher in 30 Dynastien, Hamburg 2009. S. 55f.
  163. 150 ↑ Farouk Gomaà: Ägypten während der Ersten Zwischenzeit, Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Beihefte. Bd 27. Reichert, Wiesbaden 1980.
  164. 150b ↑ John Noble Wilford: Desert Roads Lead to Discovery in Egypt, in: The New York Times, 6. September 2010 (online).
  165. 151 ↑ Joachim Friedrich Quack: Das Buch vom Tempel, Website der Universität Heidelberg.
  166. 151t ↑ Petra Andrássy: Untersuchungen zum ägyptischen Staat des Alten Reiches und seinen Institutionen (= Internetbeiträge zur Ägyptologie und Sudanarchäologie. Band XI). Berlin, London 2008 (PDF; 1,51 MB), S. 135-140..
  167. 152 ↑ Klaas R. Veenhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen. Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, S. 87.
  168. 153 ↑ Kurt Sethe, Georg Steindorff (Hg.): Urkunden des Alten Reichs, J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1933, S. 214, 280–307 online (PDF, 10,6 MB).
  169. 154 ↑ Jürgen von Beckerath, J. V. Beckerath: The Date of the End of the Old Kingdom of Egypt, in: Journal of Near Eastern Studies 21,2 (1962) 140–147; hier: S. 146.
  170. 155 ↑ Gae Callender: The Middle Kingdom Renaissance (c. 2055–1650 BC), in: Ian Shaw (Hg.): The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press, Oxford u. a. 2000, S. 137–171 und Wolfram Grajetzki: The Middle Kingdom of Ancient Egypt. History, Archaeology and Society, Duckworth, London 2006.
  171. 155q ↑ Juan Carlos Moreno García: Recent Developments in the Social and Economic History of Ancient Egypt, in: Journal of Ancient Near Eastern History 1,2 (2014) 231–261.
  172. 155s ↑ Moreno García, Juan Carlos: Penser l’économie pharaonique, in: Annales. Histoire, Sciences Sociales 69 (2014) 7–38.
  173. 156 ↑ Jürgen von Beckerath: Untersuchungen zur politischen Geschichte der Zweiten Zwischenzeit in Ägypten, Habil. 1962, Augustin, Glückstadt u. a. 1964 (grundlegende Untersuchung zur Zweiten Zwischenzeit; sie liefert Beleglisten aller Pharaonen mit Hieroglyphen) und Kim Ryholt: The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period, c. 1800-1550 B.C., The Carsten Niebuhr Institute of Near Eastern studies, Kopenhagen 1997 (im Detail umstritten).
  174. 157 ↑ Kim S. B. Ryholt: The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period, Kopenhagen 1997, S. 151.
  175. 157d ↑ Vgl. Dieter Kurth: Edfou VII. Die Inschriften des Tempels von Edfu. Abteilung 1, Übersetzungen Band 2., Harrassowitz, 2004. (Google Books)
  176. 160 ↑ Karen Polinger Foster, Robert K. Ritner: Text, storms and the Thera eruption, in: Journal of Near Eastern Studies 55 (1996) 1-14.
  177. 161 ↑ Malcolm H. Wiener, James P. Allen: Separate Lives: The Ahmose Tempest Stela and the Theran Eruption, in: Journal of Near Eastern Studies 57 (1998) 1-28.
  178. 162 ↑ Kurt Galling (Hg.): Textbuch zur Geschichte Israels, Mohr, Tübingen 1979, S. 35.
  179. 163 ↑ G. Eliot Smith: The Royal Mummies, Duckworth Publishers, 2000 (Reprint 1912), S. 117.
  180. 164 ↑ Zum Tjati-Amt im frühen Neuen Reich vgl. G. P. F. Van Den Boorn: The Duties of the Vizier. Civil Administration in the Early New Kingdom, Taylor & Francis, 1988 (Google Books).
  181. 165 ↑ Aidan Dodson, Dyan Hilton: The Complete Royal Families of Ancient Egypt. Thames & Hudson, London 2004, S. 170.
  182. 165d Hieroglyphen-Fund: Rätsel der Seevölker gelöst?, in: Damals. Das Magazin für Geschichte, 10. Oktober 2017.
  183. 166 ↑ Carlo D'Adamo: Sardi, Etruschi e Italici nella guerra di Troia. Edizioni Pendragon, Bologna 2011.
  184. 166c ↑ Übersetzung der Inschrift (Zeilen 15–18) in: Edward Noort: Die Seevölker in Palästina, Kok Pharos Publishing House, Kampen 1994, S. 56f.
  185. 167 ↑ In der ägyptischen Königsideologie steht das Handeln des verantwortungsbewussten Königs stets im Einklang mit Maat, der gottgewollten Weltordnung. Siehe David P.Silverman: Divinity and Deity in Ancient Egypt, in: Byron E. Shafer (Hg.): Religion in Ancient Egypt, Cornell University Press, Ithaca und London 1991, S. 63.
  186. 168 ↑ Übersetzung in J. H. Breasted: Ancient Records of Egypt. Band IV. New York, 1936, Neuauflage 1964, S. 110-206.
  187. 169 ↑ Eine Arura entspricht 2.735 m².
  188. 170 ↑ G. Lefebvre: Histoire des grands prêtres d'Amon de Karnak jusqu'à la XXIe dynastie. Geuthner, Paris 1929, S. 167.
  189. 171 ↑ Donald B. Redford: Egypt, Canaan and Israel in Ancient Times. Princeton University Press, Princeton 1992, S. 288.
  190. 172 ↑ King Ramesses III's throat was slit, analysis reveals, BBC News, 18. Dezember 2012.
  191. 173 ↑ Revisiting the harem conspiracy and death of Ramesses III: anthropological, forensic, radiological, and genetic study, in: British Medical Journal, 17. Dezember 2012.
  192. 174 ↑ A. J. Peden: The Reign of Ramesses IV, Aris & Phillips, Warminster 1994, S. 18–23.
  193. 175 ↑ Vgl. Bernadette Menu: Le régime juridique des terres et du personnel attaché à la terre dans le Papyrus Wilbour, Diss., Lille 1970.
  194. 176 ↑ Kenneth A. Kitchen: The Third Intermediate Period in Egypt. 1100-650 B.C. 4. Aufl., Aris & Phillips, Warminster 2009, S. 256 und R. K. Ritner: Inscriptions from Egypt's Third Intermediate Period, S. 101.
  195. 177 ↑ R. K. Ritner: Inscriptions from Egypt's Third Intermediate Period, S. 101ff.
  196. 178 ↑ K. A. Kitchen: The Third Intermediate Period in Egypt. 1100-650 B.C. 4. Aufl., Aris & Phillips, Warminster 2009, S. 256.
  197. 179 ↑ Bernd Ulrich Schipper: Israel und Ägypten in der Königszeit, Freiburg, Göttingen 1999, S. 23. (Google Books)
  198. 180 ↑ Robert Kriech Ritner: The Libyan Anarchy. Inscriptions From Egypt's Third Intermediate Period, Society of Biblical Literature 2009 (Google Books).
  199. 181 ↑ Wolfgang Decker: Pharao und Sport, Von Zabern, 2006, S. 92.
  200. 182 ↑ K. A. Kitchen: The Third Intermediate Period in Egypt. 1100-650 B.C. 4. Aufl., Aris & Phillips, Warminster 2009; Karl Jansen-Winkeln: Das Ende des Neuen Reiches. In: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 119 (1992= 22–37 und Karl Jansen-Winkeln: Die 22.-24. Dynastie. Harrassowitz, Wiesbaden 2007.
  201. 183 ↑ Zitiert nach Hadwiga Schörner: Künstliche Schiffahrtskanäle in der Antike, in: Skyllis 3,1 (20009 38–43 (online.
  202. 184 ↑ Alan B. Lloyd: A Companion to Ancient Egypt, Bd. 1, Wiley-Blackwell, 2010, S. 345f. (Google Books).
  203. 184h ↑ Herodot, Historien 2.177,2; zitiert nach Schubert 2012, S. 44.
  204. 185 ↑ Folgt man der Nabonid-Chronik tötete Kyros 547 v. Chr. nach einem Feldzug einen König, dessen Land inzwischen als „Urartu“ gelesen wird, nicht mehr „Lydien“. Die Chronik des Eusebius von Caesarea sieht die Eroberung im Jahr 547 v. Chr.
  205. 186 ↑ Josef Wiesehöfer: Das frühe Persien. Geschichte eines antiken Weltreichs, C. H. Beck, München 1999, 4. Aufl., 2009, S. 27. (Google Books)
  206. 187 ↑ Herodot II 182, 2-III, 1-1. Vgl. Reinhold Bichler: Herodots Welt. Der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder und Völker, ihrer Zivilisation und ihrer Geschichte, Akademie Verlag, 2000 (Google Books).
  207. 187f ↑ Leiden Egyptologist unravels ancient mystery, Universiteit Leiden.
  208. 188 ↑ Hilmar Klinkott: Der Satrap. Ein Achaimenidischer Amtsträger und seine Handlungsspielräume, Verlag Antike, Frankfurt 2005.
  209. 189 ↑ Joachim Friedrich Quack: Inaros, Held von Athribis, in: Robert Rollinger: Altertum und Mittelmeerraum: Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante (Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag). Steiner, Stuttgart 2006, S. 499–506.
  210. 190 ↑ Herodot Historien Deutsche Gesamtausgabe, übersetzt von A. Horneffer, neu herausgegeben und erläutert von H. W. Haussig, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1971, S. 672f. und S. 743; vgl. Herodot 3,12 und 7,7.
  211. 191 ↑ Werner Huß: Der rätselhafte Pharao Chababasch, in: Studi epigraphici e linguistici sul Vicino Oriente antico 11 (1994) 97-112.
  212. 192 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, 56f. Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Durchgesehener Nachdruck der 1. Auflage. (1994) Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S. 9 gibt 7 Monate an.
  213. 193 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 57f.
  214. 194 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 58f.
  215. 195 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 59; Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Durchgesehener Nachdruck der 1. Auflage. (1994) Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S. 9.
  216. 196 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 65.
  217. 197 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 63.
  218. 198 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 65. – Huß 2001, 67: … eine Organisation der Bürgerschaft in fünf phylaí, 60 démoi und 720 phrátai. Neben den griechischen Bürgern wohnten in der Stadt … auch griechische Nicht-Bürger.
  219. 199 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 69.
  220. 200 ↑ Arrian, Anabasis 3, 5, 5.
  221. 201 ↑ Curtius Rufus: Historiae Alexandri Magni Macedonis, 4, 8, 4.
  222. 202 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 81.
  223. 203 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 82; – ähnlich Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Durchgesehener Nachdruck der 1. Auflage von 1994, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S. 13: nach Hölbl lautete der Vorschlag des Ptolemaios „das Reich in lose verbundene Satrapien-Staaten zu zerteilen“.
  224. 204 ↑ Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 86ff; Huß führt dort alle Satrapien mit den jeweiligen Satrapen auf.
  225. 204q ↑ Ursula Kaplony-Heckel: Das Dekret des späteren Königs Ptolemaios I. Soter zugunsten der Götter von Buto (Satrapenstele), 311 v. Chr., in: Otto Kaiser u.a.: TUAT, Bd. 1: Rechts- und Wirtschaftsurkunden, Lieferung 6: Historisch-chronologische Texte. Mohn, Gütersloh 1985. Zum Thema der Herrscherlegitimation vgl. Michael Klaus Hirzbauer: Altägyptischer Tempelbau undHerrscherlegitimierung zur Zeit der Argeaden und des ersten Ptolemäers, M.A., Wien 2013 (online)
  226. 205 ↑ Sitta von Reden: Kulturbegegnung und wirtschaftliche Transformation in den ersten Generationen ptolemäischer Herrschaft, in: Gregor Weber (Hg.): Alexandreia und das ptolemäische Ägypten. Kulturbegegnungen in hellenistischer Zeit, Verlag Antike 2010, S. 30-54, hier: S. 34. (Google Books)
  227. 206 ↑ Helmut Kyrieleis: Ptolemäische Porträts auf Siegelabdrücken aus Nea Paphos (Zypern), in: Marie-Françoise Boussac, Antonio Invernizzi (Hgg.): Archives et sceaux du monde hellénistique = Archivi e sigilli nel mondo ellenistico, Kongressband 1993, Turin 1996, S. 315-320.
  228. 206d ↑ Peter Green: Alexander to Actium, University of California Press, Berkeley 1990, S. 443. Die Inschrift: Supplementum epigraphicum Graecum 9, Nr. 7.
  229. 206s ↑ Michel Chauveau: Egypt in the Age of Cleopatra. History and Society Under the Ptolemies, Cornell University Press, 2000, S. 98 f.
  230. 207 ↑ Arthur M. Eckstein: Rome Enters the Greek East. From Anarchy to Hierarchy in the Hellenistic Mediterranean, 230-170 BC, John Wiley & Sons 2012, Abschnitt The First Illyrian War (keine Seitenangabe, da eBook, (Google Books)).
  231. 208 ↑ Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreichs, Darmstadt 1994, S. 205f.
  232. 209 ↑ Caesar: De bello civili III 103, 2; Plutarch, Caesar 48 u. a.
  233. 210 ↑ Strabo, Geographika 14, 6,6.
  234. 210d ↑ Roger S. Bagnall, Bruce W. Frier: The Demography of Roman Egypt, 2. Aufl., Cambridge University Press, 2006, S. 53-56.
  235. 211 ↑ Andrea Jördens: Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit. Studien zum praefectus Aegypti, Steiner, Stuttgart 2009 und Heinz Hübner: Der Praefectus Aegypti von Diokletian bis zum Ende der römischen Herrschaft, Filser, München-Pasing 1952 sowie Artur Stein: Die Präfekten von Ägypten in der römischen Kaiserzeit, Francke, Bern 1950.
  236. 211k ↑ Dies und das Folgende nach Andrew Monson: From the Ptolemies to the Romans. Political and Economic Change in Egypt, Cambridge University Press, 2012.
  237. 211n ↑ Englische Übersetzung: Römische Geschichte, LXVIII, 32.
  238. 211p ↑ Ḥayim Hilel Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Beck, München 1978, S. 454-458 (Google Books) (basierend auf der englischen Ausgabe von 1976, erste Ausgabe Tel Aviv 1969).
  239. 212 ↑ Richard Alston: The Revolt of the Boukoloi. Geography, History and Myth, in: Keith Hopwood (Hg.): Organised Crime in the Ancient World, Duckworth, London 1999, S. 129–153.
  240. 213 ↑ Valerie A. Maxfield: Stone quarrying in the Eastern Desert with particular reference to Mons Claudianus and Mons Porphyrites, in: David Mattingly, John Salmon (Hg.): Economies beyond Agriculture in the Classical World, London, New York 2001, S. 143-170. Siehe auch Colin E. P. Adams:Who bore the burden? The organization of stone transpport in Roman Egypt, daselbst S. 171-192. (Google Books)
  241. 214 ↑ Diese ist die besterforschte Mine in Ägypten, wie detailreiche Beiträge belegen: Marijke van der Veen: The food and fodder supply to the Roman quarry settlements in the Eastern desert of Egypt, in: Dies. (Hg.): The Exploitation of Plant Resources in Ancient Africa, Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York 1999, S. 171-183 (Google Books).
  242. 215 ↑ Historia naturalis V.58: „in XII cubitis famem sentit, in XIII etiamnum esurit, XIIII cubita hilaritatem adferunt, XV securitatem, XVI delicias“.
  243. 216 ↑ Codex Theodosianus 5, 18, 1; Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. von Zabern, Mainz am Rhein 2007, S. 188.
  244. 217 ↑ Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 31.
  245. 218 ↑ Hans-Georg Beck: Das byzantinische Jahrtausend. C. H. Beck, München 1994, S. 47.
  246. 219 ↑ Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike, Beck, München 2010, S. 487.
  247. 219b ↑ Gerald Kreucher: Der Kaiser Marcus Aurelius Probus und seine Zeit, Steiner, 2003, S. 98 f. (Google Books)
  248. 219c ↑ Gerald Kreucher: Der Kaiser Marcus Aurelius Probus und seine Zeit, Stuttgart 2003, S. 172ff., s. a. Robin Mc Mahon: Probus (276-282 A.D.) and Rival Claimants (Proculus, Bonosus, and Saturninus)of the 280s, New York 1999.
  249. 219q ↑ Robert Henry Charles (Übers.): The Chronicle of John (c. 690 A.D.) Coptic Bishop of Nikiu: Being a History of Egypt Before and During the Arab Conquest, London 1916, APA - Philo Press, Amsterdam 1982(?), S. 157. Dazu auch Edith L. Butcher: The Story of the Church of Egypt, 1897, Part I, Chapter XXIX (online).
  250. 220 ↑ Florin Curta: The Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, c. 500-700, Cambridge University Press 2001, S. 88 und 150f.
  251. 221 ↑ Florin Curta: The Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, c. 500-700, Cambridge University Press 2001, S. 167.
  252. 222 ↑ Günther Hölbl: Altägypten im römischen Reich. Der römische Pharao und seine Tempel. 3 Bände, Mainz 2000-2005.
  253. 223 ↑ Ob sie auf Beute aus waren, oder ob sie sich dort ansiedeln wollten, ist unklar. (Michael Wilhelm Weithmann: Slaven auf der griechischen Halbinse, Tofenik 1978, S. 27 und S. 147 bezieht sich auf die Chronik des Thomas Presbyter von Emesa aus dem 7. Jahrhundert (E. W. Brooks, I. B. Chabot (Hg.): Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, Löwen 1907, 115). Hingegen sprechen ihnen Klaus Gallas, Klaus Wessel, Manolis Borboudakis: Byzantinisches Kreta, Hirmer 1983, S. 16 jede Siedlungsintention ab, sondern halten sie für Plünderer.).
  254. 223c ↑ Vgl. Ruth Altheim-Stiehl: The Sasanians in Egypt, in: Bulletin de la Société d'Archéologie Copte 31 (1992) 87-96 und Dies: Wurde Alexandreia im Juni 619 n. Chr. durch die Perser erobert? Bemerkungen zur zeitlichen Bestimmung der sasanidischen Besetzung Ägyptens unter Chosrau II. Parwez, in: Tyche 6 (1991) 3-16.
  255. 223d ↑ Vgl. Bernhard Palme: The Imperial Presence, in: Roger Bagnall (Hg.): Egypt in the Byzantine World, 300-700, Cambridge 2007, S. 265.
  256. 223f ↑ Stanley Lane-Poole: A History of Egypt in the Middle Ages, Routledge 1968, 11f.
  257. 224 ↑ Die den Umayyaden gegenüber feindlich eingestellte schiitische Überlieferung hält Umayya lediglich für einen Adoptivsohn des Abd Schams, ihn und seine Nachkommen also nicht für blutsverwandt mit der Familie des Propheten.
  258. 225 ↑ Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. The Islamic Near East from the Sixth to the Eleventh Century. 2. Auflage. Longman, London u. a. 2004; Gernot Rotter: Die Umayyaden und der Zweite Bürgerkrieg (680 - 692), Steiner, Wiesbaden 1982.
  259. 226 ↑ Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012, S. 32ff.
  260. 227 ↑ Der Name Abu Muslim Abd ar-Rahman ibn Muslim al-Chorasani ist ein Kampfbegriff (vgl. Moše Šārôn: Black Banners from the East. The Establishment of the ʻAbbāsid State, Jerusalem 1983, S. 203f.) (1).
  261. 228 ↑ Jonah Steinberg: Isma'ili Modern. Globalization and Identity in a Muslim Community, University of North Carolina Press 2011, S. 37.
  262. 228a ↑ Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten (973–1074). Beck, München 2003, S. 119.
  263. 229 ↑ Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten (973–1074). Beck, München 2003, S. 245.
  264. 230 ↑ Giuseppe Ligato: La croce in catene. Prigionieri e ostaggi cristiani nelle guerre di Saladino. 1169–1193. Fondazione Centro Italiano di Studi sull'Alto Medioevo, Spoleto 2005.
  265. 231 ↑ Stefan Heidemann: Das Aleppiner Kalifat (A.D. 1261). Vom Ende des Kalifates in Bagdad über Aleppo zu den Restaurationen in Kairo. Brill, Leiden 1994, S. 194.
  266. 232 ↑ Vgl. Albrecht Fuess: Verbranntes Ufer. Auswirkungen mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die syro-palästinensische Küste (1250–1517), Brill, Leiden 2001. (Google Books)
  267. 233 ↑ Hans Theunissen: Ottoman-Venetian Diplomatics: The 'ahd-names. The Historical Background and the Development of a Category of Political-Commercial Instruments together with an Annotated Edition of a Corpus of Relevant Documents, in: Electronic Journal of Oriental Studies 1,2 (1998) 1–698, hier S. 14.
  268. 234 ↑ Ulrich Haarmann: Das Herrschaftssystem der Mamluken, in: Halm / Haarmann (Hg.): Geschichte der arabischen Welt. C.H.Beck, München 2004; Albrecht Fuess: Verbranntes Ufer: Auswirkungen Mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die Syro-Palästinensische Küste (1250–1517). Islamic history and civilization, Vol. 39. Brill Academic Pub, Köln 2001; Jörg-Ronald Keßler: Die Welt der Mamluken. Ägypten im späten Mittelalter 1250–1517, Klaus Schwarz Verlag, Berlin 2004.
  269. 235 ↑ Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798-1801, Paris, 1998, S. 12–22.
  270. 236 ↑ Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798-1801, Paris, 1998, S. 23.
  271. 237 ↑ „L’Égypte, située entre deux mers, en réalité entre l’Orient et l’Occident; Alexandre le Grand conçoit le plan d’y transporter le siège de son empire et de faire l’Égypte le point central du commerce du monde. Ce conquérant éclairé comprit que le seul moyen de réunir toutes ses conquêtes en un État, l’Égypte le lui offrirait en reliant l’Afrique et l’Asie à l’Europe.“ Hier zitiert nach Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798-1801, Paris, 1998, S. 18.
  272. 238 ↑ Vgl. hierzu und zum folgenden Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798-1801, Paris, 1998, S. 14f.
  273. 239 ↑ Christopher Buchholz: Französischer Staatskult 1792-1813 im linksrheinischen Deutschland. Mit Vergleichen zu den Nachbardepartements der habsburgischen Niederlande, Peter Lang 1997, S. 155 ff., Das Reich der Pharaonen als Vorbild für die Neuordnung Frankreichs durch Napoleon.
  274. 240 ↑ Abel Hugo: France militaire, 1792-1837, Paris 1838, Bd. 2, S. 246-250.
  275. 241 ↑ Abel Hugo: France militaire, 1792-1837, Bd. 2, Paris 1838, S. 273 ff. und Franz Herre: Napoléon Bonaparte. Wegbereiter des Jahrhunderts, München 1988, zitiert eigene Angaben Napoleons auf S. 79.
  276. 242 ↑ Henry Laurens: L’expédition d’Egypte 1798–1801. Paris 1989, S. 210 ff.
  277. 243 ↑ Abel Hugo: France militaire, 1792-1837, Bd. 3, S. 194.
  278. 244 ↑ Juan Cole: Napoleon’s Egypt: Invading the Middle East. Basingstoke 2008, Robert Solé: Bonaparte à la conquête de l’Egypte. Édition. du Seuil, Paris 2006.
  279. 245 ↑ Fritz Steppat: Nationalismus und Islam bei Mustafa Kamil. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der ägyptischen Nationalbewegung. Dissertation, Berlin 1954; Rainer Büren: Die Arabische Sozialistische Union. Einheitspartei und Verfassungssystem der Vereinigten Arabischen Republik unter Berücksichtigung der Verfassungsgeschichte von 1840-1968. Leske, Opladen 1970.
  280. 246 ↑ Vernon A. O'Rourke: The British Position in Egypt, Council on Foreign Relations, 1935, S. 698: „... we can say that Egypt is a 'client' state of Great Britain“.
  281. 247 ↑ http://www.alarabiya.net/articles/2011/02/07/136723.html.
  282. 248 ↑ Mubarak verantwortlich für 846 Tote, in: tageszeitung (taz), 20. April 2011.
  283. 249 ↑ Mubarak tritt nicht zurück - Massen wütend, in: Wiener Zeitung, 10. Februar 2011.
  284. 250 ↑ Egypt’s Mubarak has 'health crisis' after receiving life in prison, in: The Globe and Mail, 2. Juni 2012.
  285. 251 ↑ Muslimbruder Mursi wird Ägyptens neuer Präsident, in: Spiegel.de, 24. Juni 2012.
  286. 252 ↑ europeanforum.net, entnommen am 31. Dezember 2010.
  287. 253 ↑ Andrei Witaljewitsch Korotajew, J. Zinkina: Egyptian Revolution: A Demographic Structural Analysis, in: Entelequia. Revista Interdisciplinar 13 (2011) 139-165.
  288. 254 ↑ UN besorgt wegen hoher Lebensmittelpreise, Deutsche Welle, 4. Februar 2011.
  289. 255 ↑ Der Standard: Es geht um Brot und Arbeit, nicht um die Scharia, in: Der Standard, 27. Januar 2011.
  290. 256 ↑ Wir sind alle Khaled Said, in: taz, 5. Februar 2011.
  291. 257 ↑ Trade unions: the revolutionary social network at play in Egypt and Tunisia, in: The Guardian, 10. Februar 2011.
  292. 258 ↑ ITUC: Jährliche Übersicht über die Verletzung von Gewerkschaftsrechten. 2010: Ägypten.
  293. 259 ↑ ITUC: Jährliche Übersicht über die Verletzung von Gewerkschaftsrechten. 2010: Ägypten. Weitere Informationen zur Gesetzgebung.
  294. 260 ↑ Justice for all. The Struggle for Worker Rights in Egypt. A Report by The Solidarity Center. Februar 2010. Hier: S.20/Appendix 2: Highlights of Egyptian Labor Legislation.
  295. 261 ↑ Übereinkommen über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes: Übereinkommen 87(1948).
  296. 262 ↑ Übereinkommen über die Anwendung der Grundsätze des Vereinigungsrechtes und des Rechtes zu Kollektivverhandlungen: Übereinkommen 98 (1949).
  297. 263 ↑ ILO – International Labour Organisation 12. März 2011: Declaration of the Egyptian Minister of Manpower and Migration on 'The Freedom of Association' In Egypt.
  298. 264 ↑ AFP – Erneut Proteste und gewaltsame Zusammenstöße in Ägypten vom 26. Januar 2011.
  299. 265 ↑ Unruhen in Ägypten – Polizei jagt Demonstranten durch die Nacht, in: Der Spiegel, 27. Januar 2011.
  300. 266 ↑ Mubaraks Widersacher mischt sich ein, in: Spiegel online, 27. Januar 2011.
  301. 267 ↑ Ägypten ist offline und ohne Mobilfunk, heise.de.
  302. 268 ↑ Proteste eskalieren, Ausgangssperre verhängt, in: Der Standard, 28. Januar 2011.
  303. 270 ↑ Mubarak will Regierung umbilden – Proteste gehen weiter, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Januar 2011.
  304. 271 ↑ n-tv.de – Regierung in Kairo zurückgetreten, n-tv, 29. Januar 2011.
  305. 272 ↑ Plünderer zerstören Tutanchamun-Schätze, in: Spiegel Online, 30. Januar 2011.
  306. 273 ↑ Archäologik: Zerstörungen im Nationalmuseum in Kairo - eine Zusammenstellung von Meldungen; Archäologik: Kommandozentrale und Folterkammer: Das Ägyptische Museum und die ägyptische Revolution.
  307. 274 ↑ Menschenrechtler enttäuscht: Kopten-Papst Shenouda III. unterstützt Regierung Mubarak.
  308. 275 ↑ Ägyptens Armee will nicht auf Bürger schießen, in: Spiegel Online, 31. Januar 2011.
  309. 276 ↑ Das Volk feiert seine Zukunft, in: Spiegel Online, 1. Februar 2011.
  310. 277 ↑ Mubarak verzichtet auf weitere Amtszeit, in: Zeit-Online, 1. Februar 2011.
  311. 278 ↑ Reporter fürchten Attacken des Mobs Spiegel Online, 3. Februar 2011.
  312. 279 ↑ Mubarak hat sein Amt satt Zeit Online, 3. Februar 2011.
  313. 280 ↑ EU fordert sofortigen Übergang Frankfurter Allgemeine vom 4. Februar 2011.
  314. 281 ↑ Mubarak baut Parteiführung um, in: Frankfurter Rundschau, 5. Februar 2011.
  315. 282 ↑ Die Parteiführung geht, Mubarak bleibt, in: Zeit Online, 5. Februar 2011.
  316. 283 ↑ Mubarak bleibt im Amt - Proteste auf Tahrir-Platz, in: Hamburger Abendblatt, 10. Februar 2011.
  317. 284 ↑ Hosni Mubarak resigns as president, Al Jazeera, 11. Februar 2011.
  318. 285 ↑ Rücktrittserklärung durch Omar Suleiman, youtube.com.
  319. 286 ↑ Feldmarschall Tantawi: Enger Vertrauter löst Mubarak ab, Focus Online, 11. Februar 2011.
  320. 287 ↑ Al Jazeera: Ex-judge to head Egypt reform panel.
  321. 288 ↑ Ägypten: Ernüchterung am „Tag des Sieges“
  322. 289 ↑ Alert--banned Muslim Brotherhood cleric to lead prayers in Cairo.
  323. 290 ↑ Chamenei sieht Prosteste als „islamisches Erwachen“ Welt Online vom 4. Februar 2011.
  324. 291 ↑ Egypt Elections: Political Parties.
  325. 292 ↑ Egyptian Armed Forces Fire At Christian Monasteries, 19 Injured.
  326. 293 ↑ Libya (and Beyond) LiveBlog: Any Advance?
  327. 294 ↑ Al Jazeera: Egypt PM appoints new key ministers.
  328. 295 ↑ Ausreiseverbot gegen Mubarak verhängt, ORF, 28. Februar 2011.
  329. 296 ↑ Ägyptens Ministerpräsident nach Protesten zurückgetreten, Reuters.
  330. 297 ↑ Reuters Afrika: Egypt arrests 47 officers for destroying documents.
  331. 298 ↑ ahram.org: Coptic protests over burnt church continue through the night.
  332. 299 ↑ Schreckliche Theorien nach dem Gemetzel von Kairo, in: Die Welt.
  333. 300 ↑ Kommandozentrale für Mubaraks Agenten. Ägyptisches Museum war von Sicherheitsapparat missbraucht, in: Neue Zürcher Zeitung 7. August 2011.
  334. 301 ↑ Spiegel-Online 3. Dezember 2011: Ägyptisches Folteropfer. Samiras Feldzug gegen die Generäle.
  335. 302 ↑ Egypt Independent 17. Juni 2011: Rights groups to sue military over 'virginity tests'.
  336. 303 ↑ Egypt Independent 27. Dezember 2011: Egypt court ends 'virginity tests' on female detainees.
  337. 304 ↑ Egyptian Initiative for Personal Rights – EIPR 5. Juli 2011: Human Rights Organisations Challenge the Referral of a Young Woman to Military Court.
  338. 305 ↑ Hisham Mubarak Law Center 27. Dezember 2011: New Ruling for Egyptian Women Against the Military: Administrative Court Stops Virginity Test Procedures in Military Prisons.
  339. 306 ↑ Spiegel-Online 27. Dezember: Ägyptische Folteropfer. Gericht verbietet Jungfrauentests.
  340. 307 ↑ New York Times 27. Dezember 2011: Court in Egypt Says Rights of Women Were Violated.
  341. 308 ↑ Süddeutsche Zeitung 12. März 2012: Jungfrauentests in Ägypten. Nicht schuldig - im Sinne des Militärgerichts.
  342. 309 ↑ Ägyptisches Militär löst Kopten-Protest mit Gewalt auf NZZ online, abgerufen am 14. März 2011.
  343. 310 ↑ Ägypter stimmen für Verfassungsänderung, Zeit online, 20. März 2011.
  344. 311 ↑ Constitutional Declaration: A New Stage in the History of the Great Egyptian People, Egypt State Information Service, 23. März 2011.
  345. 312 ↑ Demonstranten fordern schnelles Ende der Ära Mubarak, in: Spiegel Online, 9. April 201.
  346. 313 ↑ Ägypten rechnet mit dem Pharao ab, in: Süddeutsche Zeitung, 13. April 2011.
  347. 314 ↑ Der Standard 10. Mai 2011: Mubaraks U-Haft verlängert...Fünf Jahre Haft für Ex-Tourismusminister.
  348. 315 ↑ Al-Masry Al-Youm 10. Mai 2011: Former tourism minister sentenced to 5 years for corruption.
  349. 316 ↑ ORF 10. Mai 2011: Ägypten: Fünf Jahre Haft für Ex-Tourismusminister.
  350. 317 ↑ Tagesschau 14. Mai 2011: Haftbefehl gegen Mubaraks Frau. Ägyptens Ex-First-Lady bricht zusammen.
  351. 318 ↑ Egypt News com 17. Mai 2011: Ex-Mubarak wife gives up a villa, 2 two bank accounts to stay out of jail.
  352. 319 ↑ Focus-Online 17. Mai 2011: Suzanne Mubarak: Ägyptens Ex-First-Lady aus U-Haft entlassen.
  353. 320 ↑ Tagesschau 4. Juni 2011: Urteil gegen ehemaligen ägyptischen Finanzminister
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  383. 350 ↑ Zeit Online: Größter Massenprotest seit Mursis Amtsantritt 27. November 2012.
  384. 351 ↑ Zeit Online: Ägyptens Präsident baut seine Macht aus 22. November 2012.
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  392. 360 ↑ Dietrich Alexander: Revolution gegen moralischen Niedergang des Islam, in: Die Welt, 5. Januar 2015.

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