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Hans-Jürgen Hübner:

Geschichte Italiens

Version 2.86 (10. Juni 2018)

Targa unesco na
Tafel der UNESCO zur Bezeichnung als Weltkulturerbe, hier Neapel. Die mehr als 40 in Italien befindlichen Stätten reichen von einzelnen Gebäuden über ganze Kernstädte bis zu thematisch übergreifenden Gruppen, wie zu den Felsbildern des Valcamonica, den Pfahlbauten rund um die Alpen, den Langobarden oder einer Gruppe spätbarocker Städte.

Die Geschichte Italiens umfasst einerseits den gesamten Zeitraum von den ältesten menschlichen Spuren bis zum Einsetzen einer breiteren schriftlichen Überlieferung, dann vor allem die schriftlich überlieferte Geschichte. Daher unterscheidet sich die Urgeschichte von der auf der Grundlage von Schriftquellen verfassten Geschichte sowohl in der Beschaffenheit ihres Ausgangsmaterials, dementsprechend ihrer Methodik, als auch darin, welche Fragen sinnvoll gestellt werden können. Zwar setzt schon vor dem Ende der Urgeschichte eine schriftliche Überlieferung ein, und andererseits befasst sich die Wissenschaft, die sich vorrangig mit dieser langen Phase beschäftigt, die Archäologie, auch mit späteren Zeiten, doch hat sich für Italien die Zeit um 500 v. Chr. als ungefähre Grenze zwischen Urgeschichte und Geschichte etabliert. Die schriftlose Vor- oder Urgeschichte wird daher in Italien als preistoria bezeichnet, die schriftarme Frühgeschichte als protostoria.

Dabei stellte sich 2009 heraus, dass die urgeschichtlichen Spuren in Italien erheblich weiter zurückreichen, als bis dahin angenommen. Die ältesten menschlichen Spuren reichen seither etwa 1,3 bis 1,6 Millionen Jahre zurück und gehören damit zu den ältesten Europas. Sie fanden sich an der Fundstätte Pirro Nord im Norden Apuliens. Bis dahin galten die 1983 am Monte Poggiolo am Ostrand des Apennins entdeckten 850.000 Jahre alten Spuren als die ältesten des Landes. Funde von Neandertalern und von modernen Menschen ergänzen die inzwischen zahlreicher gewordenen älteren Funde, so dass zumindest in der südlichen festländischen Landeshälfte von einer kontinuierlichen Besiedlung seit über 700.000 Jahren ausgegangen wird. Als ertragreichste archäologische Fundstätte erwies sich Isernia la Pineta in Molise, dessen Funde umfangreiche Aussagen zu Ernährungs- und Lebensweise ermöglichten.

Spätestens im Mittelpaläolithikum lebten in allen Ökoregionen Italiens Menschen, abgesehen von den wohl noch nicht erreichbaren großen Inseln Sardinien und Sizilien. Spätestens mit dem Neandertaler trat die Großwildjagd in den Vordergrund, was vor allem zu den kalten und trockenen Phasen der Kaltzeiten passte. Der etwa 130.000 Jahre alte Mann von Altamura ist der älteste erhaltene Leichnam der Apenninhalbinsel. Erneut änderten sich mit dem Jungpaläolithikum die Techniken der Steinbearbeitung, es tauchen Hinweise auf Körperschmuck und -bemalung auf. Spätestens vor 43.000 bis 45.000 Jahren lebten Cro-Magnon-Menschen in Italien, wie man seit 2011 anhand zweier Zähne belegen konnte. Sie sind der bisher älteste Beleg für den modernen Menschen. Kunstwerke, wie etwa Höhlenmalereien, blieben allerdings sehr selten, sieht man von einigen Petroglyphenfunden ab.

Menhirmonted'accoddi
Der monumentale Monte d’Accoddi auf Sardinien wird der spätneolithischen Ozieri-Kultur zugeschrieben.

Ab dem späten 7. Jahrtausend v. Chr. ist die bäuerliche Lebensweise mit Dörfern, Landbebauung und der Haltung von Tieren belegbar; das gilt bald auch für die Inseln. Der Zeitpunkt ihrer ersten Besiedlung ist recht genau einzugrenzen, als Herkunftsregion lässt sich inzwischen Südanatolien und der Nahe Osten bzw. die griechischen Inseln wahrscheinlich machen. Die Zahl der Funde, die diesen jüngeren Kulturen Italiens zugerechnet werden kann, nimmt zu. So sind aus dieser Epoche über 100 Grabstätten mit mehr als 400 Leichnamen bekannt. Noch fehlen jegliche Anzeichen für eine Hierarchisierung der Gesellschaft, jedoch lässt sich extensiver Fernhandel mit Obsidian nachweisen und ein Ahnenkult wahrscheinlich machen. In Norditalien folgt als Nachfolgerin der mesolithischen Castelnovien-Kultur die frühneolithische Vho-Kultur (nach Vho di Piadena bei Cremona) und die Civate-Gruppe. In der Nekropole von Manerba del Garda fanden sich etwa zweitausend Schalen der Meeresschneckenart Columbella rustica, die zu Ketten verarbeitet worden waren. Zahlreiche Spuren von Beisetzungsritualen, wie verbranntes Obst oder Getreide, ja verbrannte Grabstätten insgesamt, sowie Kupfer in Form von kleinen Ahlen und Perlen, weiße Calcit- und schwarze Specksteinperlen sowie solche der besagten Meeresschnecke deuten auf komplexe Bedeutungsbeimessungen der seinerzeitigen Bewohner. Die Kulturen der Jäger und Sammler verschwanden innerhalb weniger Jahrhunderte.

Ab dem 3. Jahrtausend entstand eine Gesellschaft, deren Hierarchisierung auf der Anhäufung von Prestige und Reichtum beruhte, wie sich an den Grabstätten zeigen ließ.1 Zunächst wurde Kupfer zum kennzeichnenden Werkstoff, dann Bronze. Im Norden lebten Hirten, wie etwa der weltberühmte „Ötzi“, der ein Kupferbeil bei sich trug.

Während der um 2300 v. Chr. einsetzenden Bronzezeit entstanden proto-urbane Strukturen und Fernhandelsnetze. Süditalien unterhielt kulturelle Kontakte nach Griechenland. Megalithanlagen entstanden auf dem Festland nur in Apulien und im äußersten Nordwesten, doch entstanden Monumentalbauten auf Sardinien, Pfahlbauten und befestigte Dörfer an den Gewässern des Nordens, insbesondere um den Gardasee.

Scena di duello R6 - Foppe - Nadro (Foto Luca Giarelli)
Kämpfende Krieger, Val Camonica, Provinz Brescia

Die Eisen- oder schon die späte Bronzezeit gilt als Formatierungsphase der Stämme, die in den Quellen erscheinen, und die auf Völkerbewegungen auf dem Kontinent zurückgehen, in deren Verlauf indoeuropäische Gruppen Italien erreichten. Bei einigen, wie den Etruskern, ist die Herkunft jedoch unklar. Es entstanden fürstlich-aristokratische Führungsschichten, wobei in der Toskana eine Hierarchie der Zentren erkennbar wird. Dort, sowie in Latium und Kampanien entstanden Städte, die griechischen Stadtstaaten expandierten im Süden und auf Sizilien, an der Westküste dieser Insel siedelten Phönizier. Im Norden kam es durch Kelten, im Süden durch Osker und Umbrer erneut zu Völkerbewegungen größeren Ausmaßes. Ab dem 8. Jahrhundert schufen die Etrusker, die vielfach als autochthon gelten, eine komplexe Kultur, die auf Rom und damit auf das spätere Europa in größtem Maße einwirkte.

Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. setzte die Expansion Roms ein, 146 v. Chr. wurden Korinth und Karthago zerstört. Die Eroberung des Mittelmeerraums, später auch von Teilen Mittel- und Nordeuropas brachte kulturelle Einflüsse und Menschen aus dem gesamten Reich und den angrenzenden Gebieten nach Italien. Die Halbinsel bildete das Zentrum des Römischen Reiches und blieb es mit Einschränkungen bis zum Untergang Westroms um 476/480. Dabei verwandelte sich die agrarische Wirtschaftsbasis, die anfangs aus Bauern bestanden hatte, zu einem System weiträumiger Latifundien auf der Basis von Sklavenarbeit. Ein dichtes Straßennetz verband die expandierenden Städte, der Warenaustausch, aber auch die Abhängigkeit von externen Gütern, wie Weizen und Olivenöl aus Nordafrika, wuchs. In der Spätantike erschienen neben der Sklaverei und den freien Bauern auf dem Land Formen der Bindung an den Boden, wie das Kolonat, wenngleich noch um 500 zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden wurde (Kolonenedikt des Anastasius). Ende des 4. Jahrhunderts setzte sich das Christentum als Staatsreligion durch.

Lombard girl's grave goods from Nocera Umbra, Italy
Funde aus einem Mädchengrab des Gräberfeldes von Nocera, das etwa von 570 bis 690 genutzt wurde, also in der Zeit der Langobarden. Das Mädchen aus Grab 10 wurde allerdings mit der für Westungarn typischen Vierfibeltracht bestattet (heute im Museo nazionale dell'Alto Medioevo in Rom, wo sich Werke des Frühmittelalters befinden).

Ab dem 5. Jahrhundert kam Italien unter die Herrschaft germanischer Stämme, die Bevölkerung ging bis um 650 drastisch zurück, kurzzeitig eroberte Ostrom das ehemalige Kerngebiet des Reiches. Im 8. Jahrhundert wurde der von den Langobarden über mehr als zwei Jahrhunderte beherrschte Norden dem Frankenreich angegliedert, später dem Heiligen Römischen Reich, während im Süden Araber und Byzantiner herrschten, ab dem 11. Jahrhundert Normannen. In den meisten Regionen setzte sich der Feudalismus durch. Die oberitalienischen Kommunen, die sich etwa im Lombardenbund zusammenfanden, der Lega lombarda, konnten sich im 12. und 13. Jahrhundert vom Einfluss des Reichs lösen und eigene Territorien errichten. Von dieser Vielzahl an Territorien waren die bedeutendsten Mailand, die Seemächte Genua und Venedig, Florenz und Rom sowie der Süden Italiens, der teils französisch, teils spanisch war. Eine zentrale Rolle spielte die Tatsache, dass der Bischof von Rom zum Papst der westlichen Kirche aufstieg, es 1054 zur Trennung von der östlichen Kirche kam und der Papst in langwierige Auseinandersetzungen mit den römisch-deutschen Königen, dann dem französischen König Philipp IV. geriet. Letzterer zog den Papst von 1309 bis 1378 ins Exil nach Avignon. Die Rückkehr der Päpste nach Rom beschleunigte den Aufbau des Kirchenstaats in Mittelitalien, der bis 1870 die Politik erheblich beeinflusste.

Mona Lisa, by Leonardo da Vinci, from C2RMF retouched
Sicherlich eines der bekanntesten Gemälde der Welt: die von Leonardo da Vinci geschaffene Mona Lisa, die zwischen 1503 und 1506 entstand. Öl auf Pappelholz, 77 × 53 cm. Sie befindet sich heute im Louvre, Paris.

Vom 14. bis 16. Jahrhundert erlebte Italien die wirtschaftliche und kulturelle Blüte der Renaissance. Fünf führende Mächte hatten sich herauskristallisiert, wobei der Kirchenstaat eine ganz eigene Rolle spielte. Ab dem späten 15., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert mischten sich die europäischen Großmächte – Frankreich, Spanien und Österreich – immer wieder in die italienische Politik ein. Sie schotteten dabei in verschiedenem Maße ihre Märkte gegen auswärtige Waren ab. Gleichzeitig übte das Osmanische Reich ab dem späten 14. Jahrhundert starken militärischen Druck insbesondere auf die Republik Venedig aus. Dennoch strahlten die italienischen Kulturmetropolen, allen voran Rom, Florenz und Venedig, weit über Italien und Europa aus.

Nach vier Jahrhunderten der politischen Zersplitterung und Fremdherrschaft konnte die Halbinsel eine politische Einheit herstellen. Der moderne italienische Staat besteht seit 1861, 1866 kamen Venetien und das Friaul hinzu. Doch setzte angesichts ungelöster ökonomischer Probleme eine gewaltige Auswanderungswelle ein. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen Julisch Venetien (Triest und Görz), das Trentino und Südtirol an Italien. Kolonialkriege führte Italien vor allem in Libyen (1951 unabhängig) und Äthiopien (Schlacht von Adua 1896, Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935–1936)). 1922 bis 1945 beherrschten die Faschisten, am Ende des Regimes die deutschen Nationalsozialisten Italien, bis das Land von den Alliierten befreit wurde.

1946 entschied sich das italienische Volk für die Abschaffung der Monarchie zugunsten der Republik. Erstmals durften auch Frauen wählen. Seither wechselten sich häufig die Regierungen ab, bis Anfang der 1990er Jahre unter durchgehender Beteiligung der Democrazia Cristiana. Dabei verweisen bis zur Perestroika Auseinandersetzungen um den Eurokommunismus, teils militant geführte politische Auseinandersetzungen, der Gegensatz zwischen Nord- und Süditalien, der Einfluss der katholischen Kirche, aber auch Korruption bis in die politischen Führungsgruppen und organisierte Kriminalität auf einige der zentralen Konfliktlinien der Gesellschaft. Zu diesen kommt seit einigen Jahren eine beachtliche Flüchtlingswelle aus Nordafrika und dem Nahen Osten. 2014 erreichten 170.000 Flüchtlinge die italienische Küste.

Regioni of Italy with official names
Zur Orientierung: die heutigen Regionen Italiens

Inhalt

Paläolithikum

Altpaläolithikum

Hippopotamus antiquus
Überreste eines Hippopotamus antiquus, einer ausgestorbenen Flusspferdart, die, ähnlich wie die ersten menschlichen Jäger, von Afrika nach Norden wanderte; entdeckt und geborgen 1884 im oberen Arnotal, Paläontologisches Museum Florenz. Bis 2003 galt es als ältestes Exemplar Europas, doch seither gilt das Exemplar von Venta Micena in Spanien als noch älter.1a

Möglicherweise folgten menschliche Jäger vor mehr als 1,3 Millionen Jahren Elefanten und Steppenbisons (Bison priscus), die aus Westasien süd- und westwärts wanderten. So zogen sie von Georgien im Osten (siehe Hominine Fossilien von Dmanissi) nach Italien, Südfrankreich und Spanien.2 Zur Zeit der ersten Einwanderung menschlicher Gruppen war Italien noch erheblich schmaler, die Abruzzen hatten sich noch nicht gehoben, die Adria erstreckte sich erheblich weniger weit nach Norden und reichte nur bis ins Gebiet des Monte Gargano, also nicht weit von Pirro Nord entfernt, wo sich die ältesten menschlichen Artefakte Italiens fanden. Sie wurden auf 1,3 bis 1,7 Millionen Jahre datiert.3

In der Spalte Pirro 13 ließ sich anhand eines Vorkommens der Wühlmausart Allophaiomys ruffoi nachweisen, dass die ältesten Artefakte 1,3 bis 1,6 Millionen Jahre alt sein müssen. Damit gelten sie als die ältesten Westeuropas.3a In Pirro 13 wurden zwischen 2006 und 2014 340 Artefakte entdeckt, die meisten von ihnen bestanden aus lokalem Flint.3b Die tierischen Überreste aus Pirro Nord stammen von zahlreichen Arten, wie etwa von der besagten, nur in Italien vorgefundenen Wühlmausart Allophaiomys ruffoi, oder von Episoriculus gibberodon. Episoriculus stammt aus der Familie der Spitzmäuse und kommt heute in Europa nicht mehr vor. Diese Nager traten typischerweise zusammen mit großen Säugern auf, wie Bison degiulii oder Equus altidens, also Bison- oder Pferdearten, aber auch mit Großkatzen und Elefanten, Hirschen (Axis eurygonos), Stachelschweinen (Hystrix refossa), Bären (Ursus etruscus) und Hunden (Canis mosbachensis, der vor knapp 800.000 Jahren verschwand). Diese Fauna definiert die Pirro Nord Faunal Unit in der westeuropäischen Biochronologie. Sie fiel in eine Phase zunehmender Trockenheit. Die in Warmphasen wahrscheinlich am Rande der Abruzzen eingewanderten Tiere, die in Kaltzeiten möglicherweise über Ligurien an das Tyrrhenische Meer gelangten, lebten immer wieder so lange isoliert, dass endemische Arten entstanden, wie Elephas antiquus italicus. Die große Artenvielfalt wurde erst mit dem Maximum der Vereisung in der letzten Kaltzeit und vielleicht durch menschliche Einwirkung vor rund 30.000 Jahren stark reduziert.

Auf Sizilien wurden in den 1970er Jahren Funde aus dem Acheuléen beschrieben, was zu Überlegungen führte, ob es eine frühe Landbrücke zwischen Tunesien und Sizilien gegeben haben könnte, über die die frühesten menschliichen Bewohner gleichfalls hätten Europa erreichen können. Untersuchungen an den etwa zwei Millionen Jahre alten tierischen Knochenfunden auf der Insel wiesen jedoch deutlich darauf hin, dass es keine entsprechende tierische Zuwanderung gegeben hat. Dabei stammen die ältesten Funde aus dem Nordwesten Siziliens, das bis zum Mittleren Pleistozän (ca. 781 bis 126.000 Jahre) eine geteilte Insel darstellte. Dementsprechend fanden sich dort nur endemitische und europäische Arten, sieht man von dem Nager Pellegrinia panormensis aus der Familie der Kammfinger ab, der sonst nirgendwo in Europa vorkam. Erst mit der Hebung der Monti Iblei im Südosten der Insel wuchsen die beiden Inseln zum heutigen Sizilien zusammen. Die Landbrückenhypothese wurde jedenfalls inzwischen aufgegeben.3g

Zu der Zeit als die bis 2006 ältesten bekannten Werkzeuge im Paläolithikum, entdeckt am Monte Poggiolo, vor etwa 850.000 Jahren hergestellt wurden4, begann sich der Apennin zu heben. Das flache, von Inseln durchsetzte Meer, das weite Teile der späteren Halbinsel bedeckte, verschwand. Dabei könnte erstmals die Po-Ebene als Schweifgebiet genutzt worden sein, denn die alpen- und abruzzennahen Gebiete waren unpassierbar.5

Als Italien (erstmals dauerhaft?) von Menschen aufgesucht wurde, unterlag die Halbinsel starken geologischen Veränderungen. Vor etwa 700.000 Jahren entstand der Ätna, der Vesuv ist sogar erst 25.000 Jahre alt6. Die von ihnen ausgespiene Asche ließ sich datieren, so dass die Feststellung des Alters von Fundstätten relativ einfach und genau möglich ist.6c Eine erste Vergletscherung am Südrand der Alpen begann vor rund 800.000 Jahren.7 Mastodonten und Elefanten, Wisente und Pferde wanderten erneut aus Asien und den kälteren und trockeneren Gebieten Europas ein.

Als ältester Fundort galt rund zwei Jahrzehnte lang Ca' Belvedere di Monte Poggiolo zwischen Bologna und Rimini 15 km nordwestlich von Forlì, der etwa 40 km von der Küste entfernt liegt. Doch zu jener Zeit lag die Küste nahe. Dort wurden etwa 5200 meist sehr kleine Abschläge, Werkzeuge und deren Vorprodukte entdeckt. Paläomagnetische Untersuchungen konnten erweisen, dass die Fundstätte mindestens 781.000 Jahre alt sein muss; denn sie lag zeitlich vor der letzten Umkehr des irdischen Magnetfeldes, die anscheinend sehr schnell erfolgte.7d Die darunter liegende Schicht (Argille Azzurre) ist etwa 1,3 bis 1,4 Millionen Jahre alt. Ablagerungen in der Nähe legten eine weitere Eingrenzung auf 1,1 bis 1,2 Millionen Jahre nahe. 2011 konnte das Alter näher auf rund 850.000 Jahre bestimmt werden.8

Als Skulptur gedeutetes Artefakt aus Rodi Garganico9

Ciampate del diavolo 3
Einige der 56 als „Fußabdrücke“, „Prannken-“ oder „Fußspuren des Teufels“ (ciampate del diavolo) seit langem bekannten Abdrücke im Park von Roccamonfona in der süditalienischen Provinz Caserta. Die Abdrücke am Nordosthang des zwischen 1,5 Millionen und 340.000 Jahren BP aktiven10 Vulkans Roccamonfina weisen eine durchschnittliche Länge von 24 cm und eine Breite von 10 cm, sowie eine durchschnittliche Schrittweite von 60 cm auf. Zudem fanden sich Abdrücke von Händen, und es ließen sich drei Wege nachzeichnen, auf denen sich die Individuen bewegt haben. Die Spuren wurden auf 325 bis 385.000 Jahre datiert und sind damit die ältesten Fußabdrücke Europas.11.

Zu den ältesten Fundorten zählen neben Monte Poggiolo die Grotta del Colombo (Ligurien), Monte Gazzo (Provinz Genua), Visogliano (Triest) wo sich mit 300 bis 700.000 Jahren Alter vielleicht die ältesten menschlichen Überreste Italiens fanden, wie Kieferknochen und ein einzelner Zahn, dann Fontana Ranuccio (Colle Marino, 60 km südöstlich von Rom, dort wurden ebenfalls einige Zähne gefunden11m). Auch in der Cava Pompi, Castro dei Volsci bei Pofi südöstlich von Rom fand man menschliche Überreste (Scheitelbein, Schienbein, Elle, 400.000 Jahre alt). Darüber hinaus zählen Isernia la Pineta (Molise, 500 bis 740.000)12, Atella (Kampanien)13 und Venosa Loreto in der Basilicata (500 bis 550.000) zu den wichtigsten Fundorten. Letzteres liegt nahe bei Venosa-Notarchirico, wo sich ein Stück eines weiblichen Oberschenkelknochens fand, das auf mindestens 360.000 Jahre datiert wurde, darüber hinaus die Überreste von 84 Elefanten. Die Grotta Paglicci, ebenfalls am Monte Gargano, hat in den letzten 40 Jahren etwa 45.000 Fundstücke preisgegeben. Schließlich ist der gelegentlich als Homo cepranensis bezeichnete Fund eines Schädeldachs bei Ceprano in der knapp 90 km südlich von Rom gelegenen Provinz Frosinone zu nennen. Er wurde im März 1994 geborgen, nachdem er von einem Bagger in rund 50 Bruchstücke zerdrückt worden war. In Fachveröffentlichungen wird ihm ein Alter von 6 bis 700.000 Jahren zugesprochen.14c

Hinsichtlich der Jagderfolge schwankten die Urteile über den Homo erectus lange sehr stark. Sie reichten von einem Übermaß an Effektivität bis zu einer bloßen Ernährung durch Aas, also bis zu einer auf fehlende adäquate Waffen für die Großwildjagd zurückgehende Beschränkung. Die Waffen schienen zu simpel zu sein, um Fluchttiere oder sehr große Säugetiere zu erlegen. Hinweise auf Fallen gab es ebenfalls nicht. Offenbar jagte der Homo erectus von Atella in Kalabrien, entgegen dieser Hypothese, fast ausschließlich Palaeoloxodon antiquus, ein bis zu 4 m großes Tier, das auch als Europäischer Waldelefant bekannt ist. Dabei nutzten die Jäger den schlammigen Ufersaum, in den sie jeweils ein einzelnes Tier drängten. Sie verwirrten es mit Steinwürfen und womöglich mit Fackeln, bis das Tier im Schlamm versank. Mithilfe einer Art Steg aus Holz erreichten sie dann das nach Tagen verendete Tier und konnten es zerlegen. Die Wurfsteine, die dabei zum Einsatz kamen, fanden sich in großen Mengen an den Rastplätzen der Elefanten. Sie waren rund und abgeflacht, was ihnen als rotierenden Geschossen eine größere Reichweite verlieh. Diese hatten den Vorteil, dass sie deutlich weiter reichten, was das Jagdrisiko erheblich verminderte. Die Steine bestanden aus einem porösen, brüchigen Radiolarit, dessen spezifisches Gewicht nur halb so groß war wie das der Werkzeugsteine. Die Menschen gewannen diesen Stein in großen Mengen in einem Aufschluss wenig mehr als einen Kilometer vom Seeufer entfernt. Eine weitere, bisher an keiner Stelle nachgewiesene technische Innovation betraf das Zerlegen der Beute. Als Auslöser gilt der Zwang, zwischen der erlegten Beute und dem sicheren Ufer hin- und herzulaufen, um die Fleischstücke an Land zu bringen. Die Menschen bereiteten große Platten aus quarz- und silikathaltigem Material auf sicherem Boden vor und legten sie auf dem halb eingesunkenen Körper des toten Tieres ab. Von diesen Steinen wurden, bis sie beinahe völlig aufgebraucht waren, große Mengen von Splittern abgeschlagen, mit denen das Tier zerlegt wurde. Einige der Inseln, auf denen die Jäger offenbar gelebt haben, ließen sich nachweisen. Dort stand die Zerlegung der Knochen, der wahrscheinliche Gebrauch des Feuers, dann das Perforieren, Schaben, Kratzen im Vordergrund, aber es fanden sich auch gezähnte Werkzeuge, wie auch solche mit größeren Aushöhlungen. Einige der letzteren waren Sphäroide von 6 bis 10 cm Durchmesser, die von einer vielflächigen Oberfläche gekennzeichnet waren, sowie von einer sorgfältigen Facettierung. Dabei scheint es sich nicht um eine Art Bolas zu handeln, sondern um Verteidigungswaffen gegen mittelgroße Tiere. Die Rauheit der Geschosse diente womöglich dazu zu verhindern, dass das Band, an dem sie hingen, sich zu leicht löste. Geführt wurde die zum Schlagen geeignete Waffe an einem Knüppel, wobei auch mehrere von den Steinen an einen dieser Knüppel gebunden sein konnten.

Wahrscheinlich bestand ein bestimmtes Verhältnis zwischen der gewaltigen Menge des erbeuteten Fleisches und der Größe der menschlichen Gruppe, die sich damit versorgen konnte. Das Fleisch dürfte relativ schnell ungenießbar geworden sein. So ließ sich näherungsweise berechnen, wie viele Menschen sich von dem Fleisch ernähren konnten, sobald klar ist, ab wann das Fleisch nicht mehr genießbar ist - oder ab wann es gegen Nahrungskonkurrenten verteidigt werden musste. Doch wissen wir nicht, ob einfache Konservierungstechniken bestanden, mit deren Erfolg die Gruppe rechnerisch immer kleiner würde, da sich der Verzehrzeitraum entsprechend verlängern würde. So kam man zu dem Ergebnis, dass die Jägergruppe aus mindestens 10 bis 15 Männern bestanden haben muss. Dabei wurde berücksichtigt, dass vielleicht die Hälfte des Elefantenkadavers gar nicht aus dem Schlamm gehoben werden konnte.14f

Erstmals lassen sich anhand der genauen Analyse einer Reihe von 56 Fußabdrücken individuelle Entscheidungsmuster früher Menschen erkennen, die vor etwa 350.000 Jahren lebten. Diese Fußabdrücke, möglicherweise von Kindern, die vor einem Ausbruch des zu dieser Zeit noch aktiven Vulkans flohen, fanden sich am Roccamonfina 80 km nördlich von Neapel.15 Dort entstand ein Schutzgebiet für diese ältesten Fußabdrücke zumindest Europas.16 Auf drei Pfaden eilten mindestens drei Individuen, vermutlich Kinder, bergabwärts, vielleicht auf der Flucht vor einem Vulkanausbruch. 27 relativ kurze und breite Fußabdrücke (durchschnittlich 24*10 cm) auf einer Länge von 13,4 m bilden den ersten der drei Pfade, 19 weitere bilden einen Pfad von 2,91 m und 10 einen von 9,98 m Länge.17 Während der Läufer auf dem ersten Pfad mehrfach die Richtung wechselte, und eine hohe Gleichmäßigkeit der Abwärtsbewegung erreichte, nutzte der zweite Läufer mehrfach die Hände zum seitwärtigen Abstützen. Der dritte Läufer bewegte sich offenbar langsamer und sicherer.

Während der Extremphasen der Vergletscherung lag der Meeresspiegel rund 120 m tiefer als heute, schwankte jedoch durch die Warmzeiten und die dadurch ausgelösten Gletscherrückgänge sehr stark. Daher waren etwa Elba und Sizilien in den Kaltzeiten keine Inseln, die Adria begann erst südlich des Monte Gargano. Die drastischen ökologischen Veränderungen zwangen die Neandertaler immer wieder dazu, höher gelegene und nördlichere Regionen zu verlassen und sich in geeignetere Gebiete vor allem in Südeuropa und Westasien zurückzuziehen. Die bedeutendsten Fundstätten der Neandertaler Italiens sind die Grotta Guattari (Höhle von Guattari) bei San Felice Circeo südlich von Rom, die Höhle von Fumane18 bei Verona, die Höhle San Bernardino19 bei Vicenza20 und Saccopastore.

In der frühen Phase menschlicher Besiedlung wurden die unmittelbar greifbaren Ausgangsstoffe wie Stein, Holz, Knochen (nachgewiesen für Fontana Ranuccio, 458.000 Jahre alt; Castel di Guido, 300.00020a) und Geweih zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen genutzt. Auch Faustkeile, etwa seit 900.000 Jahren in Spanien bekannt, wurden aus Knochen hergestellt und fanden sich an drei Acheuléen-Stätten.21 In Visogliano hingegen wurde vulkanisches Gestein genutzt, das mindestens 40 km entfernt zu finden war. Es war unbearbeitet und wurde offenbar vorsorglich mitgeführt. Andererseits wurden überwiegend fertige Werkzeuge gefunden, die Herstellung muss dementsprechend an anderen Orten und vorher stattgefunden haben.22

Jagdspuren sind äußerst selten. In Isernia la Pineta wurden große Mengen von Elefanten-, Nashorn- und Bisonknochen gefunden, die offenbar sortiert worden waren. An kaum einem Dutzend Knochen ließen sich Bearbeitungsspuren nachweisen, vielfach gingen sie auf Tierbisse, Sandgeschiebe oder die Wirkung von Steinen oder Wasser zurück. Die wenigen sicheren Spuren weisen auf die Suche nach Knochenmark hin. Venosa Loreto A war möglicherweise eine Schlachtstätte, ähnlich wie Venosa-Notarchirico. Trotz einiger Hinweise ist der Gebrauch von Feuer nicht gesichert.23 Von etwa 700.000 bis 300.000 vor heute wurden Mikrolithen aus Feuerstein hergestellt, seltener waren solche aus Dolomit.24

Offenbar waren die kleinen Menschengruppen, wie sich aus den vergleichsweise zahlreichen Spuren, die sich in Italien fanden, folgern lässt, in allen Ökozonen zwischen dem sumpfigen Gelände im Nordosten und dem Apenninrücken sowie dem äußersten Süden vertreten. Da die Jahreszeiten sehr ausgeprägt waren, darf mit saisonalen Wanderungen gerechnet werden. Vor mindestens 230.000 Jahren entstanden die ersten Wohnstätten, wie Funde bei Nizza erwiesen (Terra Amata)25, wenngleich deren Datierung auf 380.000 Jahre widersprochen wurde.26 Der alltägliche Gebrauch von Feuer hat sich spätestens zu dieser Zeit endgültig durchgesetzt.27 Während dieser Zeit lassen sich noch keinerlei Nachweise für eine Art rituellen Umgangs mit den Toten feststellen.

Mittelpaläolithikum

Mousterian tool (University of Zurich)
Beispiel für ein Moustérien-Werkzeug in Levalloistechnik, ca. 150.000 Jahre alt, Anthropologisches Museum der Universität Zürich

Da der ganz überwiegende Teil der menschlichen Spuren aus steinernen Artefakten besteht, dienen Veränderungen in der Steinwerkzeugtechnik als Indikator für eine neue Phase der Geschichte. Vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren wird daher der Beginn des Mittelpaläolithikums mit dem Einsetzen der Levallois-Technik angesetzt, allerdings tauchte sie in Süditalien, so der Forschungsstand bis zum Jahr 2008, erst vor 80.000 Jahren auf. Inzwischen gibt es jedoch mindestens 30.000 Jahre ältere Belege für die Levallois-Technik, etwa aus der Grotta Romanelli in Apulien. Damit ist die traditionelle Zweiteilung in den italienischen Norden mit seiner Levallois-Technik und den Süden, in dem diese erst sehr viel später gebräuchlich wurde, überholt.28

Diese Phase wurde vor etwa 40.000 Jahren von einer neuerlichen Veränderung beendet, dem Aurignacien, das als erste Phase des Jungpaläolithikums gilt. Zu dieser Zeit wanderten die Cro-Magnon-Menschen ein. Im Mittelpaläolithikum lebten Neandertaler in Europa. Hier sind Abschläge und Spitzen sowie Schaber charakteristisch. Neben steinernen Werkzeugen brachten sie Holzwerkzeuge und -waffen hervor, wie etwa Lanzen; hinzu kamen Werkzeuge aus Knochen, Elfenbein und Geweih, die vielfach miteinander verbunden wurden. Das Ende des Mittelpaläolithikums ist durch Übergangsindustrien gekennzeichnet, in Italien vor allem durch das Uluzzien. Es trägt bereits Kennzeichen des Jungpaläolithikums.29

Spätestens mit den Neandertalern30 lässt sich eine kontinuierliche Besiedlung wahrscheinlich machen, sieht man von den großen Inseln Sizilien und Sardinien ab. Auf Sardinien fanden sich Artefakte, die auf eine Entstehungszeit vor 170 bis 160.000 Jahren hindeuten.30c Dieser Erstbesiedlung kam der niedrige Stand des Meeresspiegels zustatten, den die in Form von Eis gebundenen Wassermassen der Eiszeit verursachten. Möglicherweise erreichten diese frühesten Jäger und Sammler Sardinien über Korsika, dessen Ostküste vom italienischen Festland leicht zu erreichen war. Allerdings verschwand diese früheste Bevölkerung wieder, genauso wie die insulare Megafauna, die durch Zwergwuchs gekennzeichnet war, wie er auf Inseln typischerweise auftritt. Die frühesten Spuren der Neubesiedlung durch Homo sapiens lassen sich auf etwa 18.000 v. Chr. datieren - wobei auch hier der extrem niedrige Meeresspiegel hilfreich bei der Überquerung des Wassers gewesen sein dürfte. Zwar mussten während der Phasen weiträumigster Vergletscherung einige alpine Gebiete und auch die Höhenzüge der Abruzzen weitgehend geräumt werden, doch waren die Kältephasen nie so extrem, dass die Menschen sich nicht anpassen konnten. Zudem wurden zunehmend und auch dauerhaft Höhlen als Wohnraum genutzt.

Darüber hinaus wurde die Werkzeugtechnik verfeinert. Klingen konnten hergestellt werden, obwohl es in Italien nur wenige Stätten mit geeignetem Material gibt. An Orten, an denen sich gut zu verarbeitendes Steinmaterial fand, wie Podere la Rosa (Borgo S. Maria in Latina) oder S. Andrea di Sabaudia31 entstand eine Nutzung von großer Kontinuität, ohne dass sich bereits Fernhandel nachweisen ließe. Allerdings belegen Abschläge aus dem Riparo Bombrini, einem zusammengebrochenen Felsüberhang im Westen Liguriens, dass Rhyolithe von späten Neandertalern aus bis zu 350 km Entfernung (in diesem Falle von der Adria) beschafft wurden.31a Muschelschalen wurden zwar notfalls auch als Werkzeug eingesetzt, aber sie wurden noch nicht zu Schmuck umgearbeitet. Der mit Abstand älteste Beleg für Birkenpechherstellung und -verwendung, und damit für die Verwendung von Klebemitteln, stammt aus Campitello im oberen Arnotal. Es handelt sich um Steinartefakte mit anhaftendem Birkenpech, die auf ein Alter von rund 220.000 Jahren datiert werden.31b Sie verweisen auf Kompositwerkzeuge und auf einen präzisen Umgang mit Temperaturen. Dieser Genauigkeit, so erwiesen Versuche, ist erforderlich, weil das Klebematerial nur bei 400 °C entsteht.

Feuer wurde jedoch nicht nur in dieser Weise bei der Werkzeugherstellung genutzt, wie Funde im toskanischen Poggetti Vecchi erwiesen, einem Ort in der Provinz Grosseto. Dort fand man 58, etwa 171.000 Jahre alte, über einen Meter lange Holzstöcke, überwiegend Buchsbaumäste, die gezielt mit Feuer bearbeitet wurden, um ihnen größere Härte zu verleihen und um ihre Oberfläche leichter bearbeiten zu können. So wurde etwa die Rinde entfernt. Sie waren an einem Ende gerundet, am anderen zugespitzt. Derartige Grabstöcke wurden vermutlich zum Ausgraben von Wurzeln und Knollen verwendet, aber auch als Mörser oder um kleinere Beutetiere zu erlegen, vor allem grabende Tiere. Sie stellten offenbar eine Art Allzweckwerkzeug dar, das die Neandertaler mit sich trugen.31d

An mehreren Stellen fanden sich Leichname, die Fraßspuren von Raubtieren aufwiesen. Während aber zuvor die Menschen – wohl weil sie Raubtiere fürchteten – den Ort des Todes verließen, brachten sie nun die Toten an einen anderen Ort.32

National Museum of Natural History (8587341141)
Saccopastore I, ein Neandertalerschädel, der inzwischen auf 250.000 Jahre datiert wird

Isotopenuntersuchungen konnten zeigen, dass die Neandertaler sich überwiegend von Fleisch ernährten, was zur kühleren Umgebung und einer entsprechenden Flora passt. Insgesamt hat sich in den letzten Jahrzehnten das Bild vom Kleintiere jagenden Neandertaler zum Großwildjäger gewandelt33, der allerdings am Ende nicht in der Lage war, sich hinreichend an die sich verändernde Fauna anzupassen und deren neue Ressourcen ausreichend zu nutzen (broad spectrum revolution33a). Auch die These, sie hätten sich überwiegend als Aassammler betätigt, gilt als widerlegt.34 Darüber hinaus fanden sich Murmeltiere, die wegen ihres Pelzes gejagt wurden.35 Auch wird die Jagd auf Huftiere in einer Umgebung, die wenig vegetarische Kost bot, inzwischen höher eingeschätzt,36 während die Jagd auf Bären die Ausnahme war – von der veralteten Annahme eines Bärenkultes ganz abgesehen. Auch der Fang von Krustentieren ließ sich in Italien nachweisen, ebenso wie die Jagd auf Hasen.37 Aufschlussreich für die Frage nach der Zusammensetzung der Ernährung sind die Neandertalerschädel von Saccopastore, einer Höhle nördlich von Rom im Tal des Aniene. Die beiden menschlichen Überreste eines erwachsenen Mannes und einer erwachsenen Frau, die man dort 1929 und 1935 fand, wurden auf 100 bis 130.000 Jahre datiert (Saccopastore 1 und 2), 2015 sogar auf etwa 250.000 Jahre.37a In jedem Falle wären dies damit die ältesten Neandertalerüberreste Italiens. In der Grotta Guattari 100 km südlich der Hauptstadt fand man 1939 einen Schädel und einen Unterkiefer, 1950 einen weiteren Unterkiefer (Guattari 1-3). Die ersten beiden Stücke wurden auf 50 bis 60.000 Jahre datiert, Guattari 3 auf 60 bis 74.000 Jahre. Die älteren Funde von Saccopastore weisen dabei neben dem vorherrschenden Fleischkonsum einen höheren Anteil an Vegetabllien auf, als die jüngeren Funde aus der Guattari-Höhle. Dies gilt ganz allgemein in ungünstigen Phasen, aber auch für Gebiete mit geringeren Möglichkeiten der Diversifizierung. Abnutzungsspuren weisen zudem auf den Einsatz der Zähne als Werkzeuge hin, wie man sie aus der Herstellung von Netzen, Körben oder von Kleidung kennt. In Europa fand sich diese Art der Abnutzung selten, so dass die Schädel von Saccopastore eine Ausnahme darstellen. Sie legen nahe, dass die Zähne, und zwar gleichermaßen die des Mannes wie der Frau, zum Reißen, Halten und Formen von Objekten benutzt wurden. Untersuchungen an den Schädeln von Shkul und Qafzeh in Israel kamen zum gleichen Ergebnis, dass sich also hierbei kein Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennen lässt.37c

1993 fand man bei Altamura nahe Bari in einer tiefen Karsthöhle einen vollständig erhaltenen Leichnam.38 Es handelte sich um einen archaischen Homo sapiens, der auf ein Alter von 130.000 Jahren datiert wurde. Der Mann von Altamura war in die Spalte gestürzt und hatte sich nicht wieder befreien können. Er hatte in dem Höhlensystem einen Ausgang gesucht und sich im Dunkeln 60 m von der Absturzstelle entfernt; dort ist er verhungert. Er ist 160–165 cm groß und sein Skelett ist sehr gut erhalten.39

Grotta guattari
Eingang zur Grotta Guattari in Latium, unweit von San Felice Circeo

Ein weiterer, jedoch lange irreführender Fund wurde 1939 in der Guattari-Grotte am Promontorio del Circeo in Latium gemacht. Dort hatten sich vor etwa 75.000 Jahren erstmals Jäger aufgehalten. Die Grotte wurde etwa 25.000 Jahre lang immer wieder aufgesucht, bis ein Erdrutsch sie verschloss. Bei der Entdeckung fanden sich Schädel und Kiefer eines Neandertalers, wobei der Schädel Bearbeitungsspuren aufwies. Diese deuteten die Entdecker als „rituellen Kannibalismus“, eine Deutung, die erst 1989 widerlegt werden konnte. Offenbar hatte eine Hyäne39a den Schädel in der Höhle aufgebrochen.40

Weitere bedeutende Fundorte neben dem in Latium sind in der Provinz Verona Riparo Tagliente41, wo sich Murmeltierreste fanden, deren Art der Bearbeitung auf Pelzgewinnung hindeutet42, und Grotta Fumane43, wo sich Malereien fanden, die bereits dem Uluzzien angehören, sowie San Bernardino. Hinzu kommen die Grotta del Cavallo in Apulien44 und die ebenfalls in dieser Region liegende Grotta di Santa Croce.45

Im Gegensatz zu den früheren lässt sich für die späten Neandertaler eine großräumige europäische Kulturdifferenzierung nachweisen, wie etwa in Mittel- und Nordwesteuropa, in Mittel- und Südwestfrankreich einschließlich der iberischen Pyrenäenregion, dann auf der übrigen iberischen Halbinsel und in Italien. In Mittel- und Nordwesteuropa traten die flächenretuschierten Blattspitzen als technologisch höchstentwickelte Objekte auf, an einigen Fundstellen traten neben mittelpaläolithische Elemente, wie Blattspitzen und Schaber, bereits jungpaläolthische wie Kratzer. Während genetische Befunde auf die Trennung von Neandertalern und Cro-Magnon-Menschen verweisen, kam es anscheinend in der jüngsten Phase der Neandertaler zu Fortentwicklungen, sogenannten Übergangsindustrien. Dies gilt etwa für das französische Châtelperronien, das dem Neandertaler zugewiesen werden kann, oder den ersten Begegnungen zwischen diesen und dem Homo sapiens, doch gilt dies nicht für das italienische Uluzzien, das vielleicht bereits dem Cro-Magnon-Menschen zugewiesen werden muss.45a Am längsten könnten sich Neandertaler in Südspanien gehalten haben, wo Funde mindestens auf 34.000 v. Chr. datiert wurden.

Das Verschwinden der Neandertaler - ihre Gesamtzahl wurde auf 5.000 bis 70.000 geschätzt45b - könnte mit ihrer geringen Zahl zusammenhängen, was die Population der drei bis vier großen, genetisch unterscheidbaren Gruppen mehrfach in Flaschenhalssituationen gebracht haben mag. Wenn in einer solchen sowieso schon gefährlichen Situation eine gigantische Vulkanexplosion hinzu kam, dann könnte die Population so klein geworden sein, dass sich weder eine kulturelle noch eine zahlenmäßige Erholung mehr erreichen ließ. Eine solche Explosion, die sich um 37.300 v. Chr. auf den „brennenden Feldern“ (Campi Flegrei) bei Neapel ereignete, steht schon länger in Verdacht, eine Rolle beim Verschwinden der Neandertaler gespielt zu haben. Dabei handelt es sich um ein Ereignis, das als Kampanischer Ignimbrit bezeichnet wird. Mit einem Volumen von 100 bis über 200 km³ schleuderte ein sogenannter pyroklastischer Strom aus trachytischer Tephra, der sich auf 39.300  ± 100  Jahre datieren lässt, innerhalb der Campi Flegrei, wo sich mehr als 50 Vulkankrater befinden, so große Aschenmengen in die Atmosphäre, dass Staub noch in der Ukraine und in Russland gefunden wurde. Saure Lava des hier gefundenen Typs ist sehr zähflüssig und kann daher den Vulkanschlot verstopfen. So kann sich ein Lavadom bilden. Wird der Gasdruck des anstehenden Magmas zu groß, kommt es zu einem Ausbruch. Der Lavadom bricht ab und kann durch die Explosion fast völlig zertrümmert werden, die z.T. schon halbverfestigten und verfestigten Gesteine werden stark fragmentiert und mit verglasten Lavafetzen und Kristallen gemischt. Dieses Partikel-Luft-Gemisch fließt die Flanken des Vulkans hinunter; es kann sich bis zu 150 km vom Explosionszentrum fortbewegen. Pyroklastische Dichteströme können sehr heiß sein; es werden Temperaturen bis über 800 °C genannt. Darüber hinaus breiteten sich riesige Mengen von Staub aus, die die Sonne verdunkelten. Lagen von Glasfragmenten, Bimslapilli, Kristallen und Gesteinsfragmenten sind überall zu finden, mindestens aber eine feinkörnige Aschelage, die sich aufgrund ihrer Leichtigkeit sehr viel weiter ausbreitete. Bei dem Kampanischer Ignimbriten handelt es sich um eine großvolumige, plateaubildende Form; die nach der Eruption zurückbleibende Caldera wurde erst spät als solche erkannt. Sie weist einen Durchmesser von 15 x 12 km auf. Sie liegt am Golf von Pozzuoli nur ca. 4 km vom Stadtzentrum Neapels entfernt. Wo dieser Leithorizont im Boden nachweisbar ist, liegen Neandertaler grundsätzlich unterhalb der Aschenschicht, Cro-Magnon oberhalb. Ob die etwa gleichzeitig auftretende, starke Abkühlung damit in Zusammenhang steht, ist unsicher, doch könnte sie das Aussterben der Neandertaler verursacht oder zumindest beschleunigt haben.45c Allerdings widersprechen dieser Annahme andere Untersuchungen, die eher zu dem Schluss kommen, dass von den Cro-Magnon-Menschen eine größere Gefahr ausging, während diese und die Neandertaler nicht dauerhaft von dem Vulkanausbruch geschädigt wurden.45d Lokal, wie etwa im Südosten Rumäniens, waren die abgelagerten Schichten jedoch so dick, dass sie erhebliche ökologische Schäden angerichtet haben könnten.45e Der Ascheregen reichte bis an die Wolga und bis nach Zypern. Damit war ein großer Teil des Gebietes, in dem Neandertaler lebten, unmittelbar betroffen. Zudem führte die ausgestoßene Asche durch Verdunkelung zu einer abrupten Abkühlung der globalen Durchschnittstemperatur um 3 bis 4 °C, die zwei bis drei Jahre angehalten haben mag. In vielen Gebieten liegen dementsprechend unterhalb der Tephraschicht Mousterien-Artefakte, oberhalb jedoch eine sterile Schicht, der frühe jungpaläolithische Funde folgen.

Insgesamt war die technologische Entwicklung der Neandertaler in Italien erheblich dynamischer als etwa im benachbarten Südfrankreich, besonders im Rhone-Tal.46 Das Pontinien etwa, in der Pontina-Ebene im südlichen Latium gelegen, zeigt deutliche Anpassungen an einen küstennahen Raum, in dem als außergewöhnliches Rohmaterial Feuerstein-Kiesel zur Verfügung standen; diese waren durch die Senkung des Meeresspiegels erreichbar geworden, was wiederum zu in Italien außergewöhnlichen, sehr kleinen Werkzeugen (Mikrolithen) führte.47 Andererseits waren die italienischen Neandertaler deutlich weniger mobil und durchstreiften ihre Gebiete eher von festen Kerngebieten aus. „Diese Überlegungen werden noch zusätzlich gestützt, wenn man die oft stark gegliederte Topographie der italienischen Halbinsel betrachtet, die durch Berge und Bergketten in mehr oder weniger isolierte Regionen geteilt ist.“48 Dass Neandertaler um 50.000 v. Chr. auch das Hochgebirge nicht scheuten, zeigen Spuren im Drachenloch bei Vättis in der Ostschweiz, doch dürfte jede menschliche Besiedlung spätestens mit dem Kältemaximum um 22.000 v. Chr. abgerissen sein.

In Italien fanden sich, wie in anderen Ländern auch, Hinweise aus der symbolischen Sphäre. In der Fumane-Höhle fanden sich jüngst 44.000 Jahre alte Hinweise auf die Entfernung großer Federn von Vogelarten, die nicht verzehrt wurden, wie etwa von Bartgeiern oder Rotfußfalken.49 Auch entdeckte man Anzeichen für Körperbemalung.50 Weniger auf der symbolischen als auf der organisatorischen Ebene ließ sich zeigen, dass Neandertaler, während sie in Wohnhöhlen lebten, den verschiedenen Bereichen feste Funktionen zuwiesen. Beim ligurischen Riparo Bombrini lebten Neandertaler in ihren höhlenartigen Wohnräumen offenbar auf drei Ebenen. Die Verteilung der Artefakte legt nahe, dass sie Räume auseinanderhielten, die zur Schlachtung, Wohnung oder Werkzeugherstellung dienten.50b

2008 waren mehr als 20 Fundstätten mit Spuren von Neandertalern bekannt.50d Insgesamt fanden sich in Italien 27 Überreste von Neandertalern (Stand 2011), sowie etwa 350 Fundstellen, die zwischen 125.000 und 35.000 BP datiert wurden.51

Jungpaläolithikum

Aurignacian culture map-de
Ungefähres Verbreitungsgebiet des Aurignacien

Auch während der extensivsten Ausdehnungsphasen der Gletscher waren die Küstensäume sowie Zentral- und Süditalien für zahlreiche Pflanzen und Tiere ein Refugium, da das dortige Klima vergleichsweise mild blieb. Dabei konnte anhand von Untersuchungen am Lago Grande di Monticchio in der Basilicata gezeigt werden, dass das Klima in diesen Kaltzeiten sehr viel trockener war, so dass man von einer Trockensteppe ausgeht.52 Diese Trockenheit dürfte negative Auswirkungen auf die Megafauna gehabt haben, was wiederum einen starken Anpassungsdruck auf die Menschen – seien sie Neandertaler oder Cro-Magnon-Menschen gewesen – verursachte, da ihre wichtigste Jagdbeute verschwand. Allerdings geht man inzwischen für das Aurignacien von extrem kleinen Bevölkerungszahlen aus. Die naturgemäß äußerst groben Schätzungen liegen zwischen 500 und bestenfalls 1000 Individuen in ganz Italien.52e

Lange wurde die früheste Phase des Jungpaläolithikums, das Uluzzien, noch dem Mittelpaläolithikum zugerechnet, oder als Übergangsphase betrachtet. Der Name geht auf Uluzzo im südlichen Apulien zurück, wo entsprechende Funde Anfang der 1960er Jahre in der Grotta del Cavallo gemacht wurden. Das Uluzzien findet sich allerdings nur im Süden der Halbinsel, nicht jedoch in der Mitte, wie bis 2007 mit Verweis auf die Grotta della Fabbrica angenommen wurde.53 Wichtigste Fundorte in Apulien sind neben der Grotta del Cavallo die Grotta Bernardini und die Grotta Riparo di Uluzzo; in Kampanien sind dies die Cala- und die Castelcivita-Höhlen – letztere weist ein Alter von 32.500 bis 33.500 Jahren auf. Zwei Zähne aus der Grotta del Cavallo wurden auf ein Alter von etwa 45.000 bis 43.000 Kalenderjahren vor heute datiert und gelten als der älteste Beleg für die Existenz des anatomisch modernen Menschen in Europa54 - doch auch diese wurden bestritten. Daneben werden auch Funde auf dem Peloponnes (Klissura 1) dem Uluzzien zugeordnet,54a möglicherweise gehören dazu auch Funde aus der Kephalari-Höhle bei Argos, deren Grabungsergebnisse allerdings noch unpubliziert sind.

Unter den Werkzeugen finden sich Stichel, Schaber, Klingen, letztere allerdings noch in mäßiger Qualität, dazu kommen kleinste Steinwerkzeuge (oder Bruchstücke), die sogenannten pezzi scagliati („geschleuderte Stücke“). Beile fehlen in dieser Zeit hingegen noch. Sichelförmige Mikrolithen (genannt semi-lune, „Halbmonde“) gelten als Leitfossilien, wenn ihre Anzahl im Vergleich zu anderen Werkzeugen auch eher gering ist.

Kennzeichen des Jungpaläolithikums ist eine neue Steinbearbeitungstechnik. Feuerstein wurde in einem neuartigen Klingenkonzept unter Anlage eines „Leitgrates“ verarbeitet. Das heißt, auf dem Kern wurde ein senkrechter Dorsalgrat angelegt, der das Abtrennen langschmaler Abschläge ermöglichte. Diese werden als Klingen bezeichnet.55 Dieses Konzept unterscheidet sich grundlegend von der auf Levalloistechnik basierenden, zuvor vorherrschenden Technik der Klingenherstellung, die als kennzeichnend für das Mittelpaläolithikum gilt. Mitunter wurde das neue Konzept bereits in Übergangsindustrien wie dem Uluzzien eingesetzt.56

Castelcivita (Caves-1)
Eingang zur Höhle von Castelcivita mit 32.500 bis 33.500 Jahre alten Funden des Uluzzien

Auch fanden sich Knochenklingen in der Cavallo-Höhle, in der Grotta di Castelcivita57 (der einzigen mit modernen Methoden ausgegrabenen Höhle des Uluzzien), ebenso wie in Uluzzo C, sowie Ahlen. Hingegen finden sich solche organischen Materialien nur äußerst selten aus dem Proto-Aurignacien, der ältesten archäologischen Kultur des Jungpaläolithikums. In der Höhle von Castelcivita ließ sich Fischfang belegen.58

Bei den meisten Fundstellen handelt es sich um Orte, an denen die Gruppen für längere Zeit lebten, in der Caverna Generosa in den lombardischen Voralpen am Fuß des Monte Generoso ließ sich allerdings ein temporäres Lager in 1450 m Höhe identifizieren.59 Es fanden sich nur wenige Abschläge, darunter einige in Levallois-Technik. Offenbar wechselten sich Bären und Menschen in der Nutzung der Höhle ab.

Erstmals tauchen Hinweise auf Körperschmuck auf. Muscheln wurden durchbohrt und wahrscheinlich als Schmuck benutzt, Ocker und Limonit als Farbstoffe.

Ob zu dieser Zeit noch Neandertaler lebten, ist unklar, und auch die Grenzen des Uluzzien müssen möglicherweise in den Norden verschoben werden, nachdem in der Höhle von Fumane 33.400 Jahre alte Artefakte entdeckt wurden, die dem Uluzzien zugerechnet werden.60 Mittlerweile lässt sich ein Trend erkennen, nach dem das Uluzzien auf die Zeit zwischen kurz vor 43.000 bis etwa 37.500 v. Chr. zu datieren ist. Damit liegt sein Ende nahe oder kurz vor einem der größten vulkanischen Ausbrüche dieser Epoche, der als Kampanischer Ignimbrit bekannt ist.60b

Homo Sapiens in Europe - magdalenian distribution map-de
Verbreitung der Magdalenien-Kulturen, bzw. der des Epigravettien in Italien, zwischen etwa 17.000 und 10.000 v. Chr. Aufgeführt sind im Norden bei Verona Abri Tagliente, in Mittelitalien die Grotta Polesini,60c die Grotten La Porta in Kampanien, Paglicci, Grotte della Mura, Grotta Romanelli in Apulien, sowie Addaura und Levanzo auf Sizilien

Die zeitweilig ältesten Spuren eines Cro-Magnon-Menschen in der Grotta di Fumane fanden sich 18 km nordwestlich von Verona. Sie dürften etwa 35.000 bis 37.000 Jahre alt sein.61 Diese Jäger und Sammler hielten sich möglicherweise überwiegend in den Gebirgszonen auf, wo sie Jagd auf die Megafauna machten. In Italien lebten also Neandertaler und Cro-Magnon-Mensch mehrere Jahrtausende nebeneinander. Dies lässt sich bisher nur an einer einzigen Stelle zeigen. Neandertaler lebten in Riparo Mezzena zur gleichen Zeit, wie Cro-Magnon in der nahe gelegenen Fumane-Höhle, in der sich in den tieferen Schichten Spuren der Neandertaler fanden.62 Erstere Fundgruppe ließ sich auf 34,540 ± 655 (uncal) BP datieren.63 Nach diesen Untersuchungen des Jahres 2011 an Milchzähnen aus der Grotta del Cavallo wird angenommen, dass das Uluzzien nicht von Neandertalern getragen wurde. Im März 2013 legten genetische Untersuchungen am Mezzena-Unterkiefer (Monti Lessini, Verona) nahe, dass dieser einem Hybriden aus Homo Sapiens und spätem Neandertaler zuzuordnen ist.63c Damit wäre ein fossiliengestützter Beweis für derartige Hybriden erbracht. In diesem Kontext ist die Vermischungs-These, ein kontrovers diskutiertes Szenario zur bisherigen Annahme eines Aussterbens, die wiederum aus der Tatsache abgeleitet wurde, dass aus den Fossilien vor mehr als 30.000 Jahren Neandertaler verschwanden, von Bedeutung. Allerdings teilt der moderne Mensch keine mitochondriale DNA mit den Neandertalern. Dies steht in Gegensatz zur besagten Vermischungsthese. Da mitochondriale DNA bei allen Säugetieren, also auch bei Menschen, ausschließlich über die Mutter übertragen wird, könnte demnach lediglich eine Verpaarung von Neandertalernmännern mit Homo-sapiens-Frauen stattgefunden haben.63g Dies macht eine vollständige Vermischung beider Gruppen unwahrscheinlich. Anhand des Erbmaterials von 51 Individuen aus Eurasien, die vor 37.000 bis 14.000 Jahren lebten, ließ sich einerseits ein Rückgang des Neandertaler-Erbgutes von 3 bis 6 % auf 2 % nachweisen - von den frühesten Cro-Magnons, die um 43.000 bis 35.000 v. Chr. lebten, steht entsprechende DNS nicht zur Verfügung. Die Populationen, für die ein Nachweis möglich ist, stammten jedenfalls allesamt von einer einzigen Gründungspopulation ab. Dabei ließ sich zudem ein früher, in Nordwesteuropa lebender Angehöriger eines Zweiges der frühesten Bewohner nachweisen, dessen Zweig sich weit in Europa ausbreitete. Dessen Erbgut erscheint wiederum am Höhepunkt der Gletscherausbreitung im Nordwesten Spaniens (um 17.000 v. Chr.). Während der umfangreicheren Erwärmungsperiode um 12.000 v. Chr. breitete sich eine genetische Komponente, die in Beziehung zu nahöstlichen Populationen steht, in Europa aus.63h

Im Norden fand sich jüngst ein erster Beleg in Italien für das Châtelperronien (Castelperroniano), das sonst nur in Frankreich und Nordspanien nachweisbar ist, und zwar in der Höhle von Broion in Venetien, deren Schichten E-C bereits dem Gravettien zugewiesen werden. Beim Châtelperronien ist die Zuordnung zu den beiden Menschenarten nicht gesichert, wenn auch 2009 eine Studie mit dem Ergebnis hervortrat, es sei dem Neandertaler zuzuweisen.64 In der Grotta Paglicci fanden sich zwei männliche Leichname, die eines 11- bis 12-jährigen Jungen und die eines 18- bis 20-jährigen Mannes, die ca. 24.000 bzw. 23.000 Jahre alt sind.65 Aus dem Gravettien war im Apenninbereich lange nur die toskanische Fundstätte Bilancino bekannt, doch fand man jüngst entsprechende, knapp 2000 lithische Artefakte im 800 m hoch gelegenen Piovesello in der Emilia-Romagna.

Caverna delle Arene Candide-ritrovamenti Piccolo Principe-museo archeologia ligure
Die am 1. Mai 1942 bei Finale Ligure in der Höhle Arene -Candide 1 entdeckten menschlichen Überreste des „Kleinen Prinzen“ oder „Kleinen Fürsten“ (piccolo principe), der vor 23.820-23.060 Jahren, in jedem Falle aber im 22. Jahrtausend v. Chr., in der Kaverne Arene Candide beigesetzt worden ist, befinden sich im Museo di archeologia ligure in Genua Pegli. Sie wurden aus 6,5 m Tiefe geborgen. Ihm war ein Pelzumhang beigegeben worden, der aus 400 Vertikalstreifen aus Eichhörnchenfellen bestand.66 Der junge Mann lag in einer Schicht aus Ocker ausgestreckt. Sein Kopf war nach links gewandt und umgeben von hunderten durchbohrter Muscheln und von Hirschzähnen, die vermutlich von einem Hut oder einer Maske stammten. Gehänge aus Mammutelfenbein, durchbohrte Cypraea-Muscheln, vier „Kommandostäbe“ aus Hirschgeweih umgaben ihn. In der rechen Hand hielt er einen steinernen, 23 cm langen Dolch aus Feuerstein. Die linke Hälfte des Unterkiefers fehlt, dort befindet sich eine größere Menge Ocker. Die Verletzung hatte begonnen zu heilen, möglicherweise sollte dies der Ocker unterstützen.66a

Kunstwerke aus dem Paläolithikum, wie sie in Frankreich und Spanien so häufig sind, sind in Italien äußerst selten. Einige der ältesten fanden sich in der Grotta del Romito67, einer Höhle in der Provinz Cosenza in Kalabrien. Dort fand sich in Form einer Steinritzung beispielsweise die Darstellung eines Auerochsen. Zudem fanden sich dort Grabstellen vor der Höhle.68 In der Caverna delle Arene Candide fand sich ein Leichnam, der als „Kleiner Fürst“ (piccolo principe) in die Literatur einging. Er trug einen Mantel aus etwa 400 Eichhörnchenfellen, das älteste erhaltene Kleidungsstück dieser Art.

Im Westen Siziliens fanden sich in den Addaura-Höhlen Petroglyphen, die als Ritualdarstellungen gedeutet wurden, doch bleibt der Zusammenhang unsicher. Sie wurden auf 16.060–15.007 cal. BP datiert. Zudem fanden sich dort die ältesten menschlichen Knochen auf der Insel. Auf einer der Sizilien westwärts vorgelagerten Inseln fanden sich in verschiedenen Höhlen, darunter der Grotta del Genovese, weitere Werke dieser Art. Wenig früher wurde Sardinien (erneut) von Menschen besiedelt. In der Corbeddu-Höhle konnte der kulturelle Kernhorizont auf 13.000 v. Chr. datiert werden, ein menschlicher Kieferrest auf ein Alter von 20.000 BP. Den Jägern stand ein nur auf Korsika und Sardinien vorkommendes Jagdtier zur Verfügung, der Sardische Pfeifhase (Prolagus sardus). Auch der Hirsch Megaceros cazioti wurde dort gejagt, wie ein auf 11.610 ± 140 v. Chr. datierter Schädelfund in der Grotta Corbeddu bei Oliena belegt.

Mit der Frage des Übergangs vom Mittel- zum Jungpaläolithikum befasst sich neben der Archäologie besonders die Genetik. Entsprechende Untersuchungen legen nahe, dass es eine geringfügige Vermischung zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen gegeben hat, und zwar vor allem im Nahen Osten, wo sich die beiden Menschenarten zuerst begegnet sind. Der erste moderne Homo sapiens, der vor vielleicht 50.000 Jahren nach Europa kam, hatte wahrscheinlich eine sehr dunkle Haut. Die heutige hellere Haut könnte ein Erbe der Neandertaler sein, denn vor allem dort, wo in der DNA die Eigenschaften von Haut und Haaren bestimmt werden, fand sich ein besonders hoher Anteil an Neandertaler-Erbgut.68a Während die schwarze Haut in Gebieten und zu Zeiten hoher Sonneneinstrahlung einen guten Schutz gegen Hautkrebs bietet, kann die hellere Haut in lichtärmeren Zeiten und Gebieten die Produktion von Vitamin D steigern. Mangel an Vitamin D führt zu Knochenerweichung.

Mesolithikum oder Epipaläolithikum

Grotta de Levanzo
Gravierte Menschendarstellung in einem von der frankokantabrischen Kunst stark abweichenden Stil, Grotta del Genovese, Höhle auf Levanzo. Levanzo ist eine der drei Ägadischen Inseln, die vor der Westküste Siziliens liegen. Die ältesten der etwa 34 Felszeichnungen stammen aus der Zeit um 11.000 v. Chr.

Das Mesolithikum, im Mittelmeerraum vielfach Epipaläolithikum genannt, bezeichnet die nacheiszeitliche Periode bis zum Aufkommen der Landwirtschaft. Sie beginnt um 9600 v. Chr. und endet bereits zwischen dem Beginn des 7. und der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. Bis in die späten 1960er Jahre galt diese Phase als Zusammenbruch aller vorhergehenden Kunst, des Endes der großen Pflanzenfresserherden, zuweilen sogar als Ende der Bevölkerung, die demnach durch Zuwanderer aus dem Osten ersetzt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass schon vor der Landwirtschaft Keramik hergestellt wurde und die Domestizierung von Tieren begonnen hatte.

Jüngere Untersuchungen zeigen, dass die nacheiszeitliche Klimaveränderung im Norden und Süden des Landes unterschiedlich verlief. Auf der Grundlage quantitativer Pollenanalysen ließen sich am sizilianischen Lago di Pergusa - dort fanden sich auch Überreste einer befestigten Siedlung (Cozzo Matrice) aus dem 9. Jahrtausend - und am Preola-See drei aufeinanderfolgende Phasen nachweisen. Vor 9800 BP waren Winter und Sommer recht trocken, während in einer mittleren Phase zwischen 9800 und 4500 BP die Winter und Sommer sehr feucht waren. Nach 4500 BP ging in beiden Jahreszeiten die Feuchtigkeit zurück. Diese Abfolge ähnelt der im östlichen Mittelmeerraum. Im Norden Italiens hingegen findet sich ein Niederschlagsmaximum im Winter und die höchste Trockenheit im Sommer, in der späten Phase gingen die Winterniederschläge zurück, jedoch stiegen die Niederschläge im Sommer. Das Niederschlagsmaximum zwischen 10.000 und 4500 BP könnte damit zusammenhängen, dass es zu einer lokalen Konvektion aufgrund einer erhöhten Sonneneinstrahlung kam, sowie der Abschwächung der Aktivität der Hadley-Zelle. Dadurch konnte winterliche Feuchte aus Westen häufiger das Mittelmeergebiet erreichen. Die ausgeprägte Veränderung in der Saisonallität der Niederschläge geht vielleicht u.a. auf eine Abschwächung der Sonneneinstrahlung zurück.68c Zu ähnlichen Ergebnissen kam man am kalabrischen Trifoglietti-See. Hier stieg die Feuchtigkeit vor etwa 11.000 Jahren an und erreichte ihr Maximum vor 9400 bis 6200 Jahren. Auch hier lässt sich vor 8200 Jahren eine deutliche Abkühlung feststellen, die rund 700 Jahre anhielt. Trockene Phasen um 6100–5200, 4400–3500 und 2500–1800 cal. BP wechelten sich mit feuchteren um 5200–4400 und 3500–2500 ab. 68d Ähnliches gilt für den Accesa-See in Mittelitalien, wo sich zudem zeigen ließ, dass die heutige Klimastabilität sich erst zwischen 500 v. Chr. und der Zeitenwende etablierte.68e

Wie bei den vorhergehenden, vom Ausgangsstoff Stein definierten Phasen, so veränderten sich auch im Mesolithikum die Werkzeuge und Waffen. Mikrolithen dominierten, doch variierten die Werkzeugformen regional sehr stark. Auf Sizilien sind die eindeutigsten Fundorte Uzzo und Perriere Sottano; an ersterer Stätte dominieren geometrische Formen, an letzter tauchen nicht-geometrische auf. Hinzu kommen Muschelperlen, wie etwa aus Columbella rustica gefertigt, wobei Ocker zum Färben benutzt wurde.69

Die Nahrungsbasis veränderte sich im Zuge der Erwärmung, die nicht nur die Gletscher schmelzen, sondern auch die Kältesteppen verschwinden ließ, in relativ kurzer Zeit. Die großen Herden, vor allem Auerochsen und Pferde, verschwanden zunehmend. In der Uzzo-Höhle zeigte sich, dass bereits rund ein Drittel der Jagdtiere aus Rotwild bestand, gefolgt von Wildschwein, Fuchs und Rind. Hinzu kamen zahlreiche Vogelarten, aber auch Fisch, dessen Anteil sich während des Mesolithikums stark erhöhte (in Uzzo von 7,7 auf 25,8 %). Dabei wurden vor allem Zackenbarsche (86 %) gefangen, aber auch Muränen und Blicken. Gestrandete Meeressäuger tauchen allerdings nur gelegentlich auf, Waljagd existierte noch nicht.70 Ein ähnlicher Anstieg des Anteils von Fisch an der Ernährung zeigte sich in der Grotta della Madonna in Kalabrien.

Dabei führte der Fischfang zu zunehmender Sesshaftigkeit, was sich an Fängen aus verschiedenen Jahreszeiten ablesen lässt. Fundstätten wie Pavlov I and Dolní Vestonice I und I in Tschechien zeigten bereits im Gravettien Formen der Sesshaftigkeit, die ein Jahr erreichen konnten. Insgesamt bewirkte die zunehmende Sesshaftigkeit eine häufig sehr kleinräumige Spezialisierung auf das lokale Nahrungsangebot. Zudem entwickelten sich jahreszeitliche Wanderzyklen, deren Reichweite geringer wurde. So zeigte sich an Funden in der Conca d'Oro, die zwischen 16000 und 9000 cal BP datiert werden konnten, dass nur in wenigen Monaten bestimmte Meerestiere gefangen wurden.70a Die Bewohner verbrachten die kalte Jahreszeit in Küstennähe, zogen jedoch Ende des Frühjahrs und im Sommer weiter landeinwärts gelegene Orte vor. So ließen sich längere Aufenthalte von Spätherbst bis Winter in den küstennahen Addaura-Höhlen anhand von Mollusken belegen, während die weiter landeinwärts gelegene Grotta Niscemi vom Herbst bis zum Frühjahr bevorzugt wurde. Im Fall der Conca d’Oro und der hier genannten Höhlen ließ sich zeigen, dass anfangs die Wander- und Streifzüge weiträumiger waren, während sie gegen Ende der Epoche kleinräumiger wurden.

Lehm wurde noch nicht zur Herstellung von Keramik genutzt, aber Feuerstellen wurden auf festen Lehmflächen betrieben. Fernhandel zeigt sich auch hier in Form von Obsidian von Lipari, das sich in Perriere Sotano bei Catania auf Sizilien fand.

Anstieg des Meeresspiegels seit dem letzten glazialen Maximum. Als gesichert gilt der Schmelzwasserpuls 1A vor 14200 bis 14700 Jahren, der einen schnellen Anstieg um 20 m brachte.

Die Zahl der mesolithischen Fundstätten ist in Italien relativ gering, was mit der Zerstörung der meisten küstennahen Spuren durch den steigenden Meeresspiegel zusammenhängen dürfte. 1999 stammte von den 40 Leichnamen, die aus dem Mesolithikum Italiens stammten, rund die Hälfte von Sizilien.71 Dies heißt aber keineswegs, dass der vergleichsweise unwirtliche äußerste Norden, der alpine Hochgebirgsraum, den Menschen verschlossen blieb. Dies belegen die Funde am Ullafelsen im österreichischen Ötztal, der in rund 1867 m Höhe liegt. Dort wurde um 9000 v. Chr. wiederholt ein saisonaler Lagerplatz mit einem Feuer eingerichtet. Ortsfremde Rohstoffe, die für die Herstellung von Pfeilspitzen mitgetragen wurden, erweisen, dass die Menschen das Gebirge zwischen Italien und dem Alpenvorland Süddeutschlands überquerten. Das Material aus dem die Geräte vom Ullafelsen bestehen, stammt aus einem Gebiet zwischen dem Monte Baldo am Gardasee und dem süddeutschen Raum.71b Weiter südlich, im Raum Bozen, ist der Fundplatz Galgenbühel/Dos de la Forca zu nennen, bei dem es sich um einen Schuttkegel im Talboden der Etsch handelt, wo Menschen unter einem Abris saisonal lebten. Neben Knochen von Huftieren der Gebirgs- und Waldregion, vor allem Wildschwein, Rothirsch und Gänse, nutzten sie die Ressourcen der Feuchtgebiete, in erster Linie Fische, Mollusken, Sumpfschildkröten, aber auch Biber und Otter. Vor allem Biberknochen sind zahlreich, doch wurde er sicherlich nicht nur wegen des Fleisches, sondern auch wegen des Fells gejagt.71c Jäger-Sammler-Fischer-Gruppen suchten die Stätte zwischen der Mitte des 9. und der Mitte des 8. Jahrtausends häufig auf. Anhand der dort geborgenen Fischüberreste ließ sich belegen, dass zwischen Frühjahr und Herbst gefischt wurde. Ähnliche Fragen saisonaler Zyklen werden anhand von Vogel- und Wildschweinknochen untersucht.71d Zwar finden sich auf Sardinien bisher nur wenige mesolithische Artefakte, jedoch fanden sich in der Grotta su Coloru bei Sassari Steinartefakte aus dem frühen bis mittleren 7. Jahrtausend v. Chr. An den wichtigsten Fundstätten, Corbeddu und Filiestru, reichen die frühesten mesolithischen Funde bis in das frühe 7. Jahrtausend v. Chr. zurück.71n

Die Toten wurden in Gruben beigesetzt, meist einzeln, gelegentlich zu zweit. Grabbeigaben bestanden aus einfachen Dingen, wie Klingen oder Muscheln, aber auch durchbohrte Tierzähne wurden beigegeben, ebenso wie Geweihstücke, in einem Fall sogar der Schädel einer Hyäne. Die Uzzo-Höhle barg acht Einzel- und zwei Doppelgräber, und somit den größten Beerdigungsplatz Italiens aus dieser Zeit. Mesolithische Fundstätten finden sich auch auf Sardinien, wie etwa die Grotta Su Coloru bei Sassari, die sich auf die erste Hälfte des 9. Jahrtausends datieren ließ.72 Am Ende des Mesolithikums erschien im 6. Jahrtausend v. Chr. Obsidian (Hauptquelle ist hier der 812 m hohe Monte Arci auf Sardinien) auf der Nachbarinsel Korsika, ebenso wie in Ligurien (Arene Candide). Ob es bereits Seefahrer von außerhalb der Insel gab, die die Ressource ausbeuteten und verteilten, ist unklar. Ebenso ist es möglich, dass hier, im Gegensatz zum östlichen Mittelmeer, die einheimische Bevölkerung Ausbeutung und Handel übernahm. Vielleicht übernahmen die Sarden auch Ausbeutung und Tausch auf der Insel selbst und überließen den Abtransport von der Insel auswärtigen Händlern, mit denen man sich an der Küste verabredete.72n

Durch Analogieschlüsse zu ähnlichen Gesellschaften der Gegenwart hat man versucht zu ermessen, wie groß der Platzbedarf gewesen sein mag. Dabei kam man zum Ergebnis, dass dieser bei etwa 5 km² für jeden Menschen lag, so dass man für Italien mit vielleicht 60.000 menschlichen Bewohnern rechnet.73 Die Männer waren im Schnitt 1,66 bis 1,74 m groß, Frauen hingegen maßen nur 1,50-1,54 m. Der Zahnzustand war, was typisch für Jägergesellschaften ist, erheblich besser, als im Getreide anbauenden Neolithikum.

Neolithikum

Der Übergang von der traditionellen Lebensweise, deren Grundlage das Erbeuten von tierischer und das Sammeln von pflanzlicher Nahrung war, zu einer Lebensweise, die zunehmend zu eigener Produktion überging, war höchst komplex. Ihr erster Ausdruck in Italien war die Cardial- oder Impressokultur. Dabei handelt es sich um einen Begriff, der eine Reihe verwandter Kulturen zusammenfasst. Die archäologische Kultur erhielt ihren Namen von Gravuren, die mit der Herzmuschel ausgeführt wurden.74 Sie breitete sich ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. an der östlichen Adriaküste und bald rund um das westliche Mittelmeer aus, mit Ausnahme der Balearen.75 Ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. setzte sich im Süden Italiens die Bodenbewirtschaftung – vor allem ältere Formen des Weizens, dann Roggen und Bohnen wurden nun angebaut – und Halten von Haustieren – vor allem Hund,75c Ziege, Schaf, Schwein und Rind – durch. Die veränderten Kulturen brachten komplexe rituelle und religiöse Formen, Ansiedlung in Dörfern, Keramik76, gewebte Stoffe und handwerkliche Spezialisierungen hervor. Im Norden lässt sich zeigen, dass um 5600 bis 5500 v. Chr. sowohl von Süden kommende Gruppen, als auch solche vom Balkan ankamen. Dort wurde an Getreide vor allem Gerste (Hordeum vulgare/distichum), Zwei- und Einkorn (Triticum di- und monococcum), verschiedene Weich- und Hartweizensorten (T. aestivum/durum/turgidum), aber auch Linsen und Erbsen angebaut. Hinzu kamen Wildpflanzen.76a

Da die Ausbreitung der dazugehörigen Kulturen relativ schnell vonstatten ging, mutmaßten Forscher, es habe sich um eine Ausbreitung auf dem Seeweg gehandelt.77 Dies bestätigen inzwischen auch genetische Untersuchungen, die darüber hinaus zeigen, dass die Pflanzen und Tiere, die die neuen Siedler mitbrachten, ebenfalls aus dem östlichen Mittelmeerraum stammten.

European Middle Neolithic
Europa und der angrenzende Mittelmeerraum im Mittleren Neolithikum, ca. 4500 bis 4000 v. Chr.

European-late-neolithic-english
… und ca. 4000 bis 3500 v. Chr.

Die frühesten Datierungen neolithischer Funde setzen zwischen 6100 und 5800 v. Chr. ein.78 Als Brückenfund gilt Sidari auf Korfu. Inzwischen zeigen genetische Unersuchungen, dass die ersten bäuerlichen Zuwanderer von den griechischen Inseln kamen. Anhand der ältesten neolithischen menschlichen Überreste Griechenlands konnte man belegen, dass die festlandsgriechischen Siedler eher mit denen auf dem Balkan verwandt waren, während die Bewohner der Inseln größere Nähe zu den Bewohnern Zentral- und vor allem des mediterranen Anatolien aufwiesen. Neben Untersuchungen an Brot- oder Weichweizen (Triticum aestivum) weist dies darauf hin, dass es eine Aufspaltung der Siedler Richtung Nordgriechenland und Balkan, bzw. Richtung Kreta und Süditalien gab, die sich bereits im Frühneolithikum ereignete. Letztere wiederum sind auch näher mit nahöstlichen Gruppen verwandt; daher ist Triticum aestivum geradezu kennzeichnend für die südanatolischen, kretischen und italienischen Gruppen, ganz im Gegensatz zu den Gruppen Norditaliens. Sie bewegten sich aller Wahrscheinlichkeit nach über See.78a

Ob diese Abwanderung mit der Misox-Schwankung (auch 8.2 kiloyear Event) in Verbindung steht, einer Abkühlungs- und vor allem Trockenphase von vielleicht 200 Jahren Dauer, die um 6200 v. Chr. einsetzte, ist unklar. Sie verursachte in Westasien wohl einen Wandel der traditionellen Bewässerungstechniken78b. Es kam zu einer Abkühlung in der gesamten nördlichen Hemisphäre, so dass sich beispielsweise im Maintal sehr dünne Jahresringe bei den Eichen nachweisen ließen. Hier jedoch wurde das Wetter feuchter, während es weiter im Süden trockener wurde, ebenso weiter im Norden. Kühler und feuchter wurde Europa etwa zwischen 43 und 50° nördlicher Breite. Der Spiegel des Toten Meeres sank stark ab, in der Carburangeli-Höhle auf Sizilien wurde eine winterfeuchte Phase, die von 8500 bis 7500 v. Chr. anhielt, 8200 v. Chr. von großer Trockenheit unterbrochen, ähnlich wie am Lago di Vico, dem Albano-See oder dem Nemi-See in Mittelitalien. Hingegen wurde der im Norden Italiens gelegene Lago di Mezzano stärkeren Niederschlägen ausgesetzt.78c Ob diese Trockenheit im Süden die frühen Bauern aus ihrer Heimat im Nahen Osten vertrieb, ist jedoch nicht gesichert. Als gesichert gilt hingegen der Auslöser dieser Abkühlung, nämlich ein Vorgang in Nordamerika. Dort hatte sich der Agassiz-See gebildet, ein riesiger Eissee, dessen kalte Wassermassen sich um diese Zeit in den Atlantik ergossen.78d

Jedenfalls erfolgte eine Besiedlung zunächst entlang der Küstensäume von Apulien, Basilicata und Kalabrien, die sich entlang der Flüsse ins Inland ausdehnte. Die Jäger- und Sammlerkulturen, die bereits im Mesolithikum durch saisonale Wanderungen eine bessere Verwertung der natürlichen Ressourcen erreicht hatten, und deren Angehörigenzahl deutlich angestiegen war, wurden von Süden nach Norden verdrängt. Anders ist die Situation in Mittelitalien. An der adriatischen Seite kam es ebenfalls zu Einwanderungen vom Balkan her, am Tyrrhenischen Meer gibt es Anzeichen eines Akkulturationsprozesses, in dessen Verlauf mesolithische Gruppen den neuen Lebensstil übernahmen. Hier erschien bereits ab 6800 v. Chr. bemalte Keramik. Auf eine Zuwanderung nach Sardinien deutet hin, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Tierknochen in der Filiestru-Höhle, wo sich auch Obsidian und Flint fanden, von Schafen stammte, einem für die Insel neuen Tier. Erheblich geringer war der Anteil von Ziegen und Schweinen. Die neuen Bewohner bevorzugten die Gebiete im Westen und Nordwesten der Insel, die für die neue Wirtschaftsform geeignet waren. Dennoch zeigt sich ein fortbestehendes Übergewicht von Jagd und Sammeln von Meeresfrüchten. Eine komplexe Begräbniskultur entstand hier erst im 5. Jahrtausend v. Chr. während der Bonu-Ighinu-Kultur, der zweiten neolithischen Kultur auf Sardinien (4700-4200 v. Chr.). Im Norden bestand für einige Jahrhunderte Kontakt zwischen den über Istrien und Friaul einwandernden balkanischen Gruppen und den mesolithischen Gruppen, die jedoch nach wenigen Jahrhunderten verschwanden. Im Nordwesten bestanden mesolithische und Keramikkulturen noch um 5500 v. Chr. nebeneinander.79 In Ligurien bestand allem Anschein ein siedlungsleerer Raum, in den die Neolithiker in den ersten Jahrhunderten des 6. Jahrtausends v. Chr. vorstießen; Überreste der Impressokultur fanden sich dort aus der Zeit zwischen 5800 und 5400 v. Chr., Cardialdekoration stammt aus der sich anschließenden Epoche bis 5000 v. Chr. Als gemischte Kulturen dieser Art gelten die Kultur von Fiorano und von Vhò, wobei sich im oberitalienischen Raum die eher bäuerlich geprägten Kulturen wiederum entlang der Flüsse ausbreiteten. Im Gegensatz zu Ligurien, wo man einen Besiedlungsprozess über das Meer annimmt, handelt es sich in der Po-Ebene um einen komplexen Prozess der Aneignung kultureller Fertigkeiten. Auch wenn der komplexe Prozess noch nicht ganz verstanden ist, so erweist sich, dass die beiden Großräume zwar miteinander in Austausch standen, sich jedoch deutlich unterschieden.79e Hingegen erwies sich der Einfluss der Linearbandkeramiker im Norden Italiens als erheblich geringer, als lange angenommen. Stärkerer Einfluss kam hingegen aus Südfrankreich und von der Fiorano-Kultur, die sich um 5000 v. Chr. im Trentino, im Laufe des 5. Jahrtausends in der zentralen Emilia, der Romagna und bis zu den Euganeischen Hügeln ausbreitete.

Die in Italien als Vasi a bocca quadrata (Vasen mit quadratischem Ausguss) bezeichnete Kultur Norditaliens folgte ab dem 5. Jahrtausend auf die Cardial- oder Impressokultur. Sie erstreckte sich für ein Jahrtausend von Ligurien, wo die meisten Funde gemacht wurden, über die Emilia (Rivaltella) bis nach Venetien (Bacino del Fimon) und reichte im Norden bis in das Schweizer Tessin. Das Kerngebiet dieser von lokalen Grundlagen und externen Einflüssen aus Süditalien, dem Balkan und dem Donauraum geprägten Kultur lag in der westlichen Emilia, der südlichen Lombardei und im westlichen Veneto.

Entsprechend der Keramik teilt man die Vasi a bocca quadrata (V.B.Q.) in drei Phasen ein. Deren erste ist durch geometrische Einkratzungen gekennzeichnet, die zwischen 4900 und 4500 v. Chr. dominieren. Daran schließtl sich die zweite Phase an, die von 4500 bis 4300 v. Chr. reicht, und die durch spiralige Muster gekennzeichnet ist. Um 4300 v. Chr. erschienen im Nordwesten des Landes die ersten Chassey-Gruppen, so dass sich die Kultur nur noch im Nordosten hielt, allerdings nunmehr unter starkem transalpinem Einfluss. Die dritte Phase reicht von 4300 bis etwa 4000 v. Chr. Sie ist durch Impressokeramik gekennzeichnet, die Inzisionen aufweist.

In der Zeit der Vasi-a-bocca-quadrata-Kultur begann der Anbau von Getreide und die Haltung von Vieh zu den Hauptquellen für Nahrungsmittel zu werden, womit Jagd und Sammeln immer mehr an Bedeutung verloren. Gegen Ende dieser Kultur zogen sich die Dörfer auf geschützte Höhenlagen zurück, was vor allem für Südtirol gilt, so dass die Viehwirtschaft an Bedeutung gewann, ebenso wie die Jagd. Die Toten wurden mit dem Haupt gen Norden beigesetzt, wobei sie nach Osten blickten. Dabei lagen sie in Kauerhaltung auf der linken Seite. In Arene Candide wurden die Erwachsenen in Steinkisten beigesetzt, während die Kinder in einfachen Gruben beerdigt wurden. Hingegen wurden in Chiozza di Scandiano alle in Gruben beigesetzt, wobei sich hier Anzeichen von Festmahlen erkennen lassen.

Cultura dei vasi a bocca quadrata, statuina di donna seduta, dalla tomba 3 a vicofertile, 4500-4000 ac ca. 02
Venus von Vicofertile, Rückseite

Die Frauen wurden mit Dentalium und Schmuck aus Speckstein beigesetzt, wobei nicht mehr nur natürliche Objekte, wie Tierzähne oder Muscheln zu symbolischen, am Körper getragenen Elementen verarbeitet, sondern auch eigens Schmuckstücke in einem aufwändigen Prozess hergestellt wurden. Diese Verbreitung elaborierten Schmuckes ist ein weiteres Kennzeichen der neolithischen Gesellschaften, sie trat aber in der Vas-a-bocca-quadrata-Kultur besonders intensiv auf. Die Werke sind Ausdruck eines Zeichensystems, das Unterschiede des Alters, des Geschlechts, der Gruppenzugehörigkeit, aber auch der Erfahrung oder des Könnens dauerhaft und für alle erkennbar und sichtbar machen konnte, die das dahinter steckende Signalsystem verstanden. Dazu gehörten möglicherweise auch ethnische Unterschiede oder Systeme der Überlieferung von Traditionen.

Schon im Früh-Neolithikum lassen sich anhand des Schmuckes zwei Großräume ausmachen, nämlich einerseits der Süden und die Mitte Italiens, wo man durchbohrte Muscheln an einem Band aufreihte - eine übernommene mesolithische Tradition - und als Perlen, Anhänger oder dekorative Elemente trug, andererseits die Po-Ebene, wo Ketten aus Steinringen bevorzugt wurden. Da sich die dazugehörige Schmückung des Körpers durch Farben, Tätowierungen und dergl. nicht belegen lässt, dürfte das Bild jedoch komplizierter gewesen sein. Die Höhle Arene Candide in Ligurien sowie Cala Giovanna Piano und La Scola auf der Insel Pianosa, 14 km südlich von Elba gelegen, stellen die reichsten Fundstätten dar. Auf der Insel Pianosa wurden zwar Steinperlen gefunden, jedoch gibt es keine Hinweise auf eine lokale Produktion. Hingegen sind diskusförmige Schieferperlen auf Giglio hergestellt worden. Steatit wurde als Ausgangsmaterial erst im 5. Jahrtausend häufig eingesetzt, das Material blieb in der Po-Ebene und in Zentralitalien jedoch selten - ganz im Gegensatz zur Emilia. Dort lassen sich in Benefizio alle Stufen der Gewinnung und Verarbeitung belegen, bis hin zu einer erheblichen Standardisierung. Die Häufigkeit dieser Produkte könnte auf Massenproduktion, eine Kontrolle über den Prozess und womöglich ein spezialisiertes Handwerk an mehreren Produktionsstätten hindeuten. Einheitliche Formen, Größen und Qualitäten sowie eine weite Verbreitung deuten in dieselbe Richtung. Diese Erkenntnisse basieren vor allem auf Grabschmuck, allerdings auf einer breiten statistischen Basis, denn zwischen Piacenza und Reggio Emilia waren bis 2012 allein mehr als 230 Gräber erschlossen. Dabei fanden sich in den Frauengräbern eher Töpfe und Knochenwerkzeuge, während man bei Männergräbern Beile aus Grünstein bevorzugte sowie Pfeilspitzen aus Feuerstein. Bei letzeren erscheint Schmuck sehr selten, etwa jedes zehnte Grab wies überhaupt Schmuck auf (22 Gräber in der Emilia, 4 um Mantua, Steatitobjekte nur in 8 Gräbern). Die Gruppen von Isolino (westlich des Lago Maggiore) und von Gaban (nordöstlich des Gardasees), aber auch die Kulturen von Vhó, Fiorano und des Friaul kannten gleichfalls vorrangig Reifen, wahrscheinlich Armreifen, aus Steinringen. Dabei gab es eine Vorliebe für grünen Stein. Einige Stätten, wo das Ausgangsmaterial gewonnen wurde, sind bekannt, wie etwa Brignano Frascata im Piemont. Die Gaban-Gruppe Südtirols, die wohl als mesolithische Gruppe neolithische Kulturtechniken adaptierte, zeigte auch hier hohe Kontinuität, denn sie erhielt sich eine für das Mesolthikum typische Vorliebe für Schmuck aus Hirschzähnen. In anderen Gebieten Italiens gab es hingegen beim Gebrauch von Tierzähnen eine deutliche Vorliebe für die Zähne von Fleischfressern, wie Wölfen, Bären oder Luchsen.

British Museum jadeite axe
Beil aus dem englischen Canterbury, Neolithikum

Hache Landes (Perspective)
Poliertes Zeremonialbeil, Museum Toulouse, 144 × 54 × 19 mm

Ähnlich wie beim Schmuck kam es bei einigen Werkzeugen zu einem überaus weiträmigen Austausch, vielleicht Fernhandel. So war der besagte grüne Stein bei diesen Spezialisten der auf dem Höhepunkt befindlichen Steinverarbeitungstechnik nicht das einzig begehrte Material. Dabei waren zentrale Abbaugebiete, wie die am 3841 m hohen Monte Viso in Piemont, 70 km südwestlich von Turin, wo in 2400 m Höhe gearbeitet wurde, oder die am 1286 m hohen Monte Beigua in LIgurien, herausragende Standorte für die serielle Herstellung von polierten Beilen. Diese kamen zwischen dem 6. und der Mitte des 3. Jahrtausends in Umlauf. Vor allem solche aus bestimmten Steinen, wie Eklogit, Omphaktit, Jadeitit oder Amphibolit waren begehrt, sicherlich wegen ihrer hervorragenden technischen Eigenschaften, aber wohl auch wegen ihrer Ästhetik. Sie zirkulierten von den Alpen bis an die Nordsee und den Atlantik. Dabei wurden dunkle Beile aus Eklogit und Omphaktit in Norditalien und Südfrankreich bevorzugt, Hingegen wählte man im Pariser Becken, in Mitteleuropa, in Großbritannien und Irland eher helle bis durchschimmernde Steine aus der Jadeitit-Familie. Dieser Handel setzte Ende des 6. Jahrtausends ein, also zur Zeit der Cardial-Kultur in Italien, stand in späterer Zeit in enger Beziehung zur Vasi-a-bocca-quadrata-Kultur. Auf ihrem Weg nach Norden und Westen wurden die Beile entsprechend den regionalen Bedürfnissen oftmals umgearbeitet. Zugleich wurden sie, im Gegensatz zu Italien, wo sie Werkzeuge blieben, umgedeutet und erhielten vielfach einen sakralen Charakter und wurden in Ritualen eingesetzt. Dies geschah offenbar in einer Gesellschaft, in der nur noch bestimmte Gruppen Zugang zu Ritualen in einer hierarchisierten Gesellschaft hatten. Diese Beile ihrerseits, allen voran diejenigen, die in der Bretagne, genauer gesagt rund um den Golf von Morbihan, im Carnac-Stil (Tumiac-Typ) umgearbeitet und Teil von großen Stellen geworden waren, wanderten über noch größere Distanzen nach Iberien, Korsika, auch bis nach Süditalien, und sogar Kroatien und die Slowakei. Von ihnen wurden unterwegs wiederum zahlreiche Imitate in den lokal verfügbaren Materialien hergestellt, so im Pariser Becken aus Flint, in Südwestdeutschland und der Schweiz aus Nephrit und Serpentinit (Typ Zug). Im untersuchten Zeitraum zwischen 4800 und 4000 v. Chr. schwankte der Anteil der beiden Farbgruppen in Italien nur geringfügig, während er im übrigen Europa stark schwankte. Die dortige Dominanz der hellen Beile erreichte in den Jahrhunderten um 4500 v. Chr. ihren Höhepunkt, als ihr Anteil bis auf 96 % stieg. Die älteste Form in diesem Zeitraum stellte der dunkle Bégude-Typ dar, während zur Hochzeit der hellen Beile die Altenstadt-Greenlaw-Familie vorherrschte. Dabei lieferte der Monte Beigua eher eine mäßige Qualität. Mit dem Erscheinen des Puy-Typs vor 4000 v. Chr. war der Abbau bereits rückläufig. 79m

Zwar ist die Zahl der Skelettfunde in Italien auch im Neolithikum noch begrenzt, doch erlaubt ihre Untersuchung die Aussage, dass Frauen im Durchschnitt 1,56 m, Männer 1,66 m groß waren.80 Damit waren vor allem die Männer kleiner als im Paläo- und im Mesolithikum, und auch später waren sie nie wieder so klein. Dies könnte mit periodischem Mangel an adäquaten Lebensmitteln zusammenhängen.80a So sind Mangelerscheinungen nachweisbar, wie Blutarmut (Anämie), die den Abbau der Deckknochenschicht im Dach der Augenhöhle (Cribra orbitalia) bewirkt, und wovon 31 % der jungen Menschen betroffen waren, oder Rachitis, eine Knochenerweichung aufgrund Vitamin-D-Mangels, der wiederum auf Mangel an Sonnenlicht zurückgeht - aber auch Wurmbefall kommt hier infrage.80c Wachstumsverzögerung oder -stillstand, etwa des Zahnschmelzes oder der Langknochen, schlagen sich im Zahnschmelz nieder (Hypoplasie), was anhand waagerechter Rillen nachweisbar ist. Ähnliches gilt für die Harris-Linien im Querschnitt der Langknochen-Enden. Auch sorgte die nun auf Getreide basierende Ernährung für eine Zunahme von Karies und von Zahnverlusten. Die Lebenserwartung war insgesamt eher niedrig, Erwachsene starben oftmals mit weniger als 30 Jahren; bei den Toten entsprach die Zahl der Kinder etwa der der Erwachsenen. Der Zustand der Beinknochen deutet darauf hin, dass Männer sich sehr viel mehr umherbewegten als Frauen. Anscheinend wurden häufig - mindestens bei jeder dritten erwachsenen Frau - die Zähne entfernt. Da es jedoch keine sonstigen Gewaltspuren im Gesichtsbereich gibt, hatte dies wohl eher kosmetische, rituelle oder gesellschaftliche Gründe, etwa Statusgründe.81 Anzeichen einer oder mehrerer Trepanationen fanden sich u. a. an einem Leichnam in der Grotta Patrizi.82

Das Signum des Neolithikums ist neben der Bodenbearbeitung das Dorf, wie die Ausgrabungen von Ripoli in den Marken oder von Stentinello auf Sizilien erwiesen. Kleine Dörfer von etwa 25 Bewohnern bestanden etwa zur Hälfte aus Kindern. Da auch die Zahl der Männer und Frauen sehr gering war, dürften zu wenige Partner zur Verfügung gestanden haben, vor allem aber waren weder Verteidigung noch Raub, gemeinsame Jagden oder Ernten möglich. All dies war nur im Zusammenwirken mit anderen Dörfern denkbar. Dörfer mit 100 Einwohnern, wie Catignano oder Favella konnten diese Aufgaben allein oder mit kleineren Dorfnetzwerken bewältigen. Darüber hinaus standen ihnen mehr Ältere zur Seite, deren Fähigkeiten und Gedächtnis ihnen zustattenkamen. Den selten mehr als 50 Jahre alten Menschen standen dabei Erfahrungen mit seltenen Ereignissen zur Verfügung, und allein schon deshalb waren sie von hohem Ansehen. Für besondere Aufgaben, wie die Herstellung von Keramik, den Gartenbau oder die Jagd, standen immer nur kleine Gruppen zur Verfügung, zumal diese Arbeiten geschlechterspezifisch waren.

Frammenti di fiasco Stentinello
Keramikfragmente der Stentinello-Kultur, Ende 6./1. Hälfte 5. Jahrtausend v. Chr.

Bei der Verzierung der Keramik folgten drei Stile aufeinander, zunächst ein geometrisch-linearer, dann ein mäandernd-spiraliger, schließlich ein Stil, bei dem Ritzungen und Abdrücke zum Einsatz kamen.82g Die Kultur der Vasi a bocca quadrata kannte Figurinen, die teils kniend, teils als Torso mit verschränkten Armen auftauchen. Figurinen aus Ton als Darstellungen von Menschen waren, wie im übrigen Europa ebenfalls angenommen, meist weiblich und fast immer sehr klein. Sie wurden in Italien anscheinend selten gebraucht, selten überarbeitet, und offenbar ohne Ritual weggeworfen, so dass sie vielleicht zu Heilungsritualen oder Initiationsriten gebraucht wurden. Im Gegensatz dazu erscheinen sie auf dem Balkan wesentlich häufiger, was auf einen anderen Gebrauch hindeutet. Am Ende des Neolithikums verschwanden sie völlig; andere Ausdrucksformen, wie Felsmalereien dominierten am Ende dieser Epoche, wie in der Valcamonica, in Porto Badisco oder Levanzo am Alpenrand, in Apulien und auf Sizilien. In der Lunigiana und im westlichen Alpenbereich sowie in der westlichen Po-Ebene fanden sich nun Statuen von Männern und Frauen, die stark stilisiert eine Reihe von Attributen trugen – ob sie Ahnen oder kosmologische Figuren darstellten, bleibt unklar.83 Steinfigurinen wurden hingegen oftmals den Toten beigegeben, deutlich besser bearbeitet, auch wurden sie nicht achtlos weggeworfen, sondern rituell beigesetzt. So wurde die mit 20 cm größte Frauenfigurine der Vasi-a-bocca-quadrata-Kultur, die Venus von Vicofertile in der Emilia-Romagna, die zu einer Frauenbestattung gehört, um 4500 v. Chr. vor dem Gesicht der Toten über dem linken, nach oben abgewinkelten Arm abgelegt.83c Im Grab wurden auch zwei Trinkgefäße gefunden, sie blickte nach Süden mit dem Kopf gen Sonnenaufgang, wie es für Frauenbestattungen des Neolithikums typisch war. Die in der älteren Forschung oftmals anzutreffende Verbindung von weiblichen Figurinen mit weiblicher und Bodenfruchtbarkeit stößt inzwischen auf Vorbehalte.84 Einige Figurinen wiesen Spuren von Ocker auf, wie er auch auf Toten zu finden war. Einige wenige wiesen vogelartige Masken auf, andere, wie in Cala Scizzo, der Grotta Pacelli oder Baselice einen aufwändigen Kopfschmuck. Ob es einen Zusammenhang zwischen dieser Betonung des Kopfes – im Gegensatz zur meist weiblichen Nacktheit an geschlechtsneutralen Figurinen – und den Trepanationen gibt, ist ebenfalls unklar.

Insgesamt sind aus dieser Epoche mehr als 100 Grabstätten mit mehr als 400 Leichnamen ausgegraben worden. Sie finden sich in Siedlungen und Höhlen, ohne Beigaben, die im 5. Jahrtausend jedoch langsam zunahmen. Dabei wurden auch die Gräber aufwändiger, wie etwa in der Grotta Patrizi. An einigen Stellen wurden Schädel oder andere Knochen umgebettet, neu geordnet oder entfernt. Männer wurden häufiger auf der rechten Seite liegend beigesetzt, Frauen eher auf der linken. Die Menschen wurden immer einzeln begraben, bis auf die „Liebenden von Valdaro“ (bzw. „Mantua“, it. amanti di Valdaro, resp. Mantova), die vor 6000 Jahren in inniger Umarmung beigesetzt und 2007 entdeckt wurden. Die jungen Leute werden als eine Art von rituellem Witwenopfer gedeutet, bei dem die Frau nach dem Tod des Mannes erstochen wurde, oder als Paar, das den Freitod wählte.85

Monted'accoddisardegna
Die Fundstätte Monte d’Accoddi auf Sardinien liegt 10 km nördlich von Sassari. Die zweiphasig errichtete, pyramidenförmige Struktur maß etwa 37,5 × 30,5 m bei einer Höhe von 5,5 m. Sie trug eine Art Altar von 3,15 x 3,07 m. Sie wurde aus großen, wenig bearbeiteten Steinen errichtet und mit einer 9 m breiten und 41,8 m langen Rampe, die auf die obere Plattform führt, zugänglich gemacht. Das Hauptbauwerk enstand um 3000 v. Chr. Das Bauwerk wird der spätneolithischen Ozieri-Kultur zugeschrieben. Das erste Bauwerk wurde durch Feuer zerstört, 500 Jahre später, um 2800 v. Chr. entstand das zweite. Die zweite Pyramide blieb während des Chalkolithikums bis um 2000 v. Chr. in Gebrauch. Sie weist eine Grundfläche von 40 x 30 m auf und erreichte eine Höhe von 9 m. Seine Rampe ist 42 m lang und 10 m breit. Ein Steintisch an der rechten Seite der Rampe überdeckt ein natürliches Loch im Kalkgestein. Um den Steintisch herum fanden sich Reste von Tier- und Fischopfern. Das Gebäude ist das bisher einzige dieser Art in Europa und erinnert an die Zikkurat in Mesopotamien. Es bedeckt Dörfer der Bonu-Ighinu- (4700-4200 v. Chr.) und der Ozieri-Kultur (um 4200-3000? v. Chr.); aus letzterer stammt mindestens ein Menhir von 4,7 m Höhe und ein massiver Schrein.

Die größte und anscheinend mit dem wenigsten rituellen Aufwand nach dem Tod beachtete Gruppe waren Kinder. In einem Fall (Höhle von Porto Badisco) taucht allerdings der Abdruck einer Kinderhand auf, es war also an einem Ritual beteiligt. Die besagte Entfernung der Zähne hing möglicherweise mit dem Erwachsenwerden zusammen. 20- oder 30-jährige Menschen waren oft bereits vielfache Eltern und erfahren genug für schwierige Aufgaben, doch Kriege, Hausbau oder Missernten lagen vielleicht jenseits ihres Erfahrungshorizonts. Über solche Erinnerungen verfügte vielleicht die mehr als 40-jährige Frau von Cattignano I, die noch ihre Großeltern gekannt haben mag und somit von sonst kaum greifbarem Wissen profitierte.

Waffen waren, im Gegensatz zu Bronze- und Eisenzeit, äußerst seltene Grabbeigaben. In der Grotta Patrizi (bei Sasso di Furbara, Cerveteri) wurde dem Toten wohl ein Bogen beigegeben, doch ansonsten gibt es keine Belege für die später so bedeutende Unterschiedlichkeit der Geschlechter. Ob Männer oder Frauen oder beide Geschlechter die erhaltenen Schmuckstücke trugen, ist unbekannt. Sie bestanden aus Tierzähnen, kleinen Perlen, sogar kleine Beile wurden getragen.

Genauso fehlen im neolithischen Italien alle Anzeichen für eine Hierarchisierung der Gesellschaft, wie etwa reiche Bestattungsplätze, monumentale Architektur, zentrale Orte mit einem hierarchischen Verhältnis zu den Nachbarorten, auch wenn sich letzteres möglicherweise zu entwickeln begann. Auch Konzepte von „Häuptlingen“ und „Stämmen“ haben sich als ungeeignet erwiesen.

Fernhandel, wohl über mehrere Etappen und in Verbindung mit rituellen Austauschen, bestand mit Obsidian und mit Beilen. Im Spätneolithikum lässt sich dabei ein weiträumiger Handel von Sardinien mit Obsidian bis nach Südfrankreich belegen, wo fast der gesamte Bestand dieses vulkanischen Gesteins von der Insel kam. Am Rio Saboccu im Umkreis des vulkanischen Monte Arci fanden sich Siedlungsspuren aus der Zeit um 5300 bis 5000 v. Chr.86 Eingesetzt hatte dieser Handel spätestens im Spät-Mesolithikum. Ansonsten kommt das im westlichen Mittelmeerraum seltene Obsidian nur noch auf Palmarola, Lipari und Pantelleria vor.87 Von dort ließ sich jüngst der Handel mit Obsidian auch nach Tunesien nachweisen.87a Voraussetzung für diesen Handel war die regelmäßige Seefahrt. Hochseetaugliche Schiffe oder Boote aus dieser Epoche wurden bisher jedoch nicht gefunden. Der mit 7000 Jahren älteste erhaltene, knapp 10 m lange Einbaum des Mittelmeerraums fand sich 1993 am Braccianosee in Latium (La Marmotta 187b).87c Jedoch zeigt die mindestens 13.000 Jahre alte Gewinnung von Obsidian auf der griechischen Insel Milos, dass Seefahrzeuge bereits sehr viel früher in Gebrauch waren.87d

Äneolithikum oder Kupferzeit

Cultura del Gaudo Paestum 01
Gefäß aus einem Grab der Gaudokultur (ca. 3150 bis 2300 v. Chr.)

Mit der Verbreitung des Kupfers vom Balkan her, wo es bereits im 6. Jahrtausend verarbeitet wurde, entstand eine Gesellschaft, deren Hierarchisierung auf der Anhäufung von Prestige und Reichtum beruhte. Die Kenntnis des Metalls und seiner Bearbeitung erreichte um 4000 v. Chr. Süditalien.88 Zu dieser Zeit waren die vorherrschenden, neolithischen Kulturen die Diana-Kultur Süditaliens und Siziliens, sowie die Lagozza-Kultur in weiten Teilen Zentral- und Norditaliens. Sie entwickelten sich zu metallzeitlichen Kulturen fort. Kupfer wurde ab Mitte des 4. Jahrtausends bei Cosenza in Kalabrien gewonnen89, aber auch in Ligurien, wo sich aus der Zeit um 4200 v. Chr.90 die älteste Kupferabbaustätte Italiens fand91 Sehr viel später geschah dies auch an anderen Orten, wie im Trentino (Acqua Fredda, 13.–11. Jahrhundert v. Chr.).

Die kupferzeitliche Gaudokultur bestand, so glaubte man vor den jüngsten Radiokarbondatierungen, von der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. bis etwa 1800 v. Chr., und zwar nur im Süden Italiens. Sie hatte ihren Schwerpunkt in Kampanien, fand sich jedoch auch in Kalabrien, der Basilicata, in Molise und im Süden von Latium. Doch nach besagten Untersuchungen musste die zeitliche Einordnung korrigiert werden. Ihnen zufolge entwickelte sich die Gaudo-Kultur ab 3150 v. Chr. und bestand bis 2300 v. Chr.91d Ihre Ursprünge dürften in der Taurasi-Kultur zu suchen sein, die inzwischen in Kampanien ausgeschieden wurde und von 3500 bis 3250 v. Chr. existierte. Während dieser Kultur war Kupfer extrem selten und entsprechend prestigeträchtig. Die Gaudo-Kultur wurde ihrerseits bereits ab 2950 v. Chr. nach und nach von der Laterza-Kultur verdrängt,91f die im Südosten Italiens angesiedelt war. Wichtigste Fundorte sind Pontecagnano, Eboli, Buccino, Piano di Sorrento und Mirabella Eclano. Ihre namengebende Siedlung fand sich in der Contrada Spina-Gaudo bei Paestum, unweit der Mündung des Sele. Zeitlich überschnitt sie sich mit den späten Formen der Kulturen von Diana-Bellavista und Ripoli, die noch dem Neolithikum zugerechnet werden.

Die Entdeckung der Gräber von Spina-Gaudo verdankt sich dem Flughafenbau, den die Alliierten Ende 1943 in der Bucht von Salerno begannen. Bei den Truppen befand sich der Archäologe John G.S. Brinson.92 Von 1946 bis Mitte der 60er Jahre wurde die Nekropole ausgegraben, in der sich auf einer etwa 2000 m² großen Fläche 34 Gräber fanden. Damit ist sie die bisher größte Nekropole der Gaudokultur. Auch hier wurden reichere Gräber als die von „Stammesführern“ (capotribù) gedeutet, wie etwa das Grab von Mirabella Eclano. Der Mann wurde anscheinend mit seinem Hund beigesetzt, dazu fanden sich vier Trinkgefäße, zwei steinerne und drei kupferne Dolche, 42 Pfeilspitzen, 36 Schaber, ein Bronzebeil – letzteres stammte vom Tyrrhenischen Meer und wird der Kultur von Rinaldone zugeordnet. Außerhalb der Gräber fanden sich Hinweise auf Opfer.

Sicher ist, dass die Menschen den Boden bewirtschafteten, aber es gibt auch Hinweise auf Hirten. Zudem fanden sich Hinweise auf Klanstrukturen. Ihre Kultur ist bis heute fast nur aus Nekropolen bekannt93, die reich ausgestattet wurden, häufig mit Kupferobjekten, wie etwa Dolchen oder Köchern. In weichen Stein eingegrabene Familiengräber waren kennzeichnend für die veränderte Auffassung von der familiären Kontinuität und der Bedeutung der Vorfahren. Trinkgefäße wurden mitgegeben, möglicherweise zur Begrüßung der Ahnen, gelegentlich auch Fleischstücke von Rindern oder Schweinen. Die Knochen der Verstorbenen mussten jeweils Platz für die nächsten Verstorbenen machen. Einzelgräber fanden sich in Colle Sannita, Tufara di Montesarchio, Faicchio, Camposauro, bei Sessa Aurunca, Caiazzo, bei Gesualdo, Avella, Montecorvino-stazione, auf Ischia und in Neapel.

Die Keramik trägt den Namen Piano Conte nach einem Fundort auf Lipari, wo sie erstmals auftauchte.

Die älteste Kultur der sizilianischen Kupferzeit ist die Conca-d’Oro-Kultur aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Diese im Nordwesten der Insel nachweisbare Kultur brachte Keramiken mit einfachen Linien und Punktreihen hervor. Auch Glockenbecher gelangten nach Westsizilien, ebenso wie als Prestigeobjekte nach Sardinien.

Im voll entfalteten Äneolithikum finden sich neben der Gaudo-Kultur die Andria-Kultur in Apulien und in der Basilicata, Rinaldone in Latium und Toskana, Vecchiano in der nordwestlichen Toskana, Ortucchio im oberen Zentralapennin und die Conelle-Kultur im adriatischen Mittelitalien. Im Norden unterscheidet man eine ganze Reihe von kulturellen Gruppen, darunter die Spilamberto-Gruppe in der Emilia, die Remedello-Gruppe in der östlichen Po-Ebene und die Civate-Gruppe in den Alpen. Auf Sardinien folgte den neolithischen Kulturen von Su Caroppu (nach 6000 bis 5300 v. Chr.) und Filiestru (5300-4700 v. Chr.) die Bonu Ighinu-Kultur (4700-4000 v. Chr.; Höhepunkt um 4500 v. Chr.), zu der man inzwischen auch die Ozieri-Kultur (4200-3000? v. Chr.) rechnet. Kennzeichnend sind neben unbefestigten Dörfern und ersten komplexen Begräbnisstätten die sogenannten Perda fitta, unbearbeitete Menhire, die meist weniger als mannshoch sind, deren größter allerdings 5 m aufragt.94 Dabei brachte die Ozieri-Kultur die höchstentwickelte Keramik hervor.

Lotzorai domus de janas 1
Eine Domus de Janas (Haus der Feen) aus der Nekropole von Lotzorai auf Sardinien. Insgesamt finden sich auf der Insel mehr als 2000 solcher Hypogäen. Vielfach bildeten sie die Wohnstätten der Lebenden nach, inklusive Bedachung, Säulen und sogar einer Herdstelle. Spätere Nutzungen zerstörten die älteren Spuren, doch an Fundstellen wie Anghelo Ruju fanden sich noch Gaben und Reste von Totenmahlen in den größeren Zellen nahe am Eingang. San Benedetto Iglesias ist sogar eine reine Domus der Ozieri-Kultur. In den vier Zellen fanden sich 35 Schädel. Bei den wenigen Malereien dominieren Rinderhörner und Spiralmuster.

Die Hauptmasse der Siedlungen fand sich im Südwesten der Insel, doch einige bestanden auch im Binnenland und an der Ostküste. Fehlende Befestigungen der Dörfer deuten auf geringe Konflikte hin. Am besten ist das Dorf San Gemiliano-Sestu erforscht. Es liegt, wie etwa 40 % der Ozieri-Siedlungen, auf einem Hügel etwa 100 m oberhalb einer Küstenebene am Golf von Cagliari, in Reichweite einer Lagune und des Obsidian-Berges Monte Arci. Das Dorf bestand aus mindestens 60 Hütten, von denen die meisten weniger als 3 m Durchmesser aufwiesen. Wild und domestizierte Tiere wurden verspeist, Weberei ließ sich belegen, ebenso Weizen (triticum aestivum und compactum, auch Zwerg- oder Buckel-Weizen genannt) aber auch Gerste und Erbsen.94f Das größte Dorf der Ozieri-Kultur war Su Coddu mit einer Fläche von 6 ha. Neben den Hütten bestanden größere Gebäude. Eines hatte zwei Räume und einen Porticus, ein anderes bedeckte eine Fläche von 200 m².94g Die Ozieri-Kultur galt, entgegen den eher als kriegerisch wahrgenommenen Kulturen der Metallzeitalter, als friedliche Bauernkultur. Doch ihre Angehörigen waren bereits im 4. Jahrtausend in der Lage Metalle zu schmelzen, zunächst Gold und Silber. Zwar unterscheidet man Abealzu- und Filigosa-Kultur als Nachfolger der Ozieri-Kultur, doch es bestand offenbar große Kontinuität. Neben den wenigen Metallartefakten erschienen am Ende der Ozieri-Kultur zahllose Menhire, wobei männliche Formen vorherrschten, ebenso wie Waffen. Offenbar wurde hier die Dominanz des Weiblichen durch Kriegerisch-Männliches abgelöst. Vielfach finden sich Menhire in der Umgebung von Kupferlagerstätten. Eine kleine Zahl befestigter Dörfer wird als Anzeichen zunehmender gesellschaftlicher Spannungen gedeutet, was wiederum entsprechende Hierarchien verstärkte. In der Monte-Claro-Phase scheint die große Zahl der neolithischen Dörfer zurückgegangen zu sein, stattdessen entwickelten sich Zentraldörfer mit übergreifenden Funktionen. Monte Baranto-Olmedo war eine befestigte Siedlung auf einem Hügel oberhalb einer fruchtbaren Ebene. Der dortige Wohnbezirk wurde von einem großen, hufeisenförmigen Gebäude von 20,6 mal 15,3 m Grundfläche dominiert. Außerhalb des Dorfes scheinen Menhire einen Ritualplatz von 10 m Durchmesser abgegrenzt zu haben.94k Noch größer war Biriai-Oliena, das im Hinterland stand. Dort wurden Getreide und Wolle verarbeitet. Es könnte sich um eine Pilgerstätte gehandelt haben.

Im Norden kann der als Ötzi bekannte Mann vom Hauslabjoch, der 1991 entdeckt wurde, der Kupferzeit zugerechnet werden, zumal er ein Beil bei sich trug, das aus besonders reinem Kupfer bestand.95 Er gehörte einer Hirtenkultur an, die in der warmen Jahreszeit ihre Rinder- und Schafherden in den höheren Lagen der südlichen Alpen weidete.

Im äußersten Nordwesten fanden sich Überreste einer Megalithkultur, wie etwa die Anlage von Saint Martin de Corléans bei Aosta. Sie reicht bis in die Zeit zwischen 3000 und 2750 v. Chr. zurück und war bis etwa 1900 v. Chr. in Gebrauch. Dabei weist sie neben Grabstätten verschiedener Art Stelen von bis zu 4,5 m Höhe auf.96

Die neben dem Metallgebrauch sehr viel auffälligere und massenhaft fassbare Veränderung ist der Gebrauch von Keramik, die ab etwa 4500 v. Chr. regelmäßig gestempelt oder gerieft auftritt. Bemalte Keramik hingegen verschwindet weitgehend. Hinzu kommt Viehwirtschaft mit wechselnden Weiden (Transhumanz), deren Ausmaß jedoch mangels ausgedehnter landwirtschaftlicher Umgebung, die mit ihr in wirtschaftlicher Wechselbeziehung steht, geringer war, als lange angenommen. Allem Anschein nach waren die Menschen weniger häufig krank, die Zähne aufgrund ausgeglichenerer Ernährung gesünder, die Menschen waren ein wenig größer als in den davorliegenden Phasen. Auch entwickelten und verbreiteten sich Webtechniken, was die Kleidung anpassungsfähiger machte. In Ledro fand sich ein erster Nachweis dafür, dass Zugtiere eingesetzt wurden. Doch blieben große Teile Nord- und Mittelitaliens ganz überwiegend bewaldet. Dort nahm die Jagd anscheinend zu. Die Dörfer im Süden sind äußerst selten fassbar, während die Ortelle- und die Ortucchio-Kultur große Dörfer kennen. Weiter im Norden wurden die kleinen Dörfer wohl nur saisonal bewohnt, die Bedeutung der Viehherden, eher Schafe und Ziegen, nahm zu.97

Erstmals entstanden Statuen, die zwar noch keine Monumentalwerke waren, aber dennoch mit 31 und 35 cm Größe, wie im Falle der Statuen aus Apulien (Arnesano) und dem Veronese (Sant'Anna d'Alfaedo) nicht mehr einfach in der Hand zu halten waren, wie in den vorangehenden Zeiten, in denen die Statuen wesentlich kleiner waren. Nun entstanden stelae mit kosmologischen Attributen, schließlich anthropomorphe stelae wie in der Lunigiana. Anscheinend wurden sie zwischen den Siedlungen aufgestellt, gelegentlich in Gruppen, wie in Osimo. Sie dienten möglicherweise als Wegweiser, Grenzmarken oder Markierungen zur Erinnerung, vielfach wurde über Mutter- oder Ahnenkulte spekuliert.

Grabbeigaben wurden sehr viel feiner bearbeitet und bestanden meist aus Kupfer, Flint oder Knochen, wobei die Steinbearbeitung eine hohe Kunstfertigkeit erreichte, die sich in Projektilspitzen und Beilen zeigte. Im Gegensatz zum Neolithikum wurden den Männern nun durchgängig Waffen beigelegt, eine Tradition, die bis zum Ende der Eisenzeit anhielt. Sie markiert möglicherweise erstmals eine grundlegende Unterscheidung der männlichen und weiblichen Rollen im religiösen Denken. Dennoch kam es weder zu einer Monumentalisierung noch zu erkennbaren Zentralorten, denen umgebende Orte zugeordnet waren. Eine formale Schichtung oder Machtverteilung ist nicht erkennbar, weder innerhalb der Gruppen, noch zwischen den Ansiedlungen.

Der Handel wurde anscheinend intensiviert und bezog sich auf prestigeträchtige Güter wie Kupfer, Flint, Obsidian, doch wurden sie nicht als Besitz akkumuliert, sondern zwecks Ansehensgewinn weitergereicht. Möglicherweise dienten sie aber auch zeremoniellen Abschlüssen von nun weiter ausgreifenden Sozialsystemen und deren Sicherung.98 Diese Weiträumigkeit der Beziehungen könnte auch für die erkennbar zunehmende Ähnlichkeit der materiellen Kultur der Grund sein.99 So ist die Lagozza-Keramik in ganz Mittel- und Norditalien von großer Einheitlichkeit. Zudem wurden Mitte des 4. Jahrtausends steinerne durch metallene Prestigeobjekte weitgehend verdrängt.

Neben diesen Veränderungen gibt es aber zahlreiche Elemente von großer Kontinuität, wie etwa den Gebrauch von Ocker in den Grabstätten. Von einem Bruch kann also keine Rede sein, sondern von beständiger Kontinuität in der langsamen Veränderung.

Gleichsam begann der südlichste Ausläufer der süditalienischen Kulturen vollkommen eigene Wege zu gehen. Während man für Italien von der Kupferzeit spricht, bezeichnet man auf Malta die Zeit zwischen spätestens 3600 und 2400 v. Chr. als Neolithikum. Seit der Besiedlung vor 5000 v. Chr. gehörten Süditalien, Sizilien und Malta einer übergreifenden Kultur an, der Stentinello-Kultur. Nun entstanden auf Malta mehrräumige, monumentale Tempelbauten, die nicht als Begräbnisstätten fungierten.

Bronzezeit

Sardische Bronzestatuette, Cagliari, Museo Archeologico Nazionale

Die Bronzezeit setzt um 2200 v. Chr. ein. Dabei sind in Italien zahlreiche Kulturen erkennbar, deren Zuordnung zu den Völkern, die in den frühesten Schriftquellen auftauchen, nicht immer gesichert ist. In der Mitte der Bronzezeit kam es zudem zu starken Völkerbewegungen, die sich archäologisch vor allem in Dorfbefestigungen niederschlagen.

Indoeuropäer

Bereits seit dem 18. Jahrhundert als sprachlich verwandt identifiziert, wurden die Indoeuropäer bzw. Indogermanen für fast alle wesentlichen kulturellen Veränderungen verantwortlich gemacht. Man stellte sich meist aus Südrussland einwandernde Völker vor, die die zuvor in Europa lebenden Gruppen unterwarfen und kulturell überformten. Nach heutigem Forschungsstand ist es aber eher so, dass diese Gruppen zwar in mehreren Wellen westwärts wanderten, doch die früheren Gruppen waren Viehnomaden.100

Der Vorstellung von einer indoeuropäischen Wanderung liegen zwei Modelle zu Grunde, nämlich das ältere von Marija Gimbutas, die ihr Herkunftsgebiet in den Waldsteppen zwischen Wolga und Don sah, und deren Kennzeichen große Grabhügel (Kurgane) waren, und das jüngere von Colin Renfrew, nach dem Einwanderer aus Anatolien die Ausbreitung des Ackerbaus nach Europa verursacht haben. Genetische Untersuchungen lieferten tatsächlich Bestätigungen für eine Westwanderung aus Osteuropa. Sicher ist zudem, dass die Durchschnittstemperaturen um 5800 v. Chr. im Südosten Europas stiegen, und dass ab etwa 5600 v. Chr. eine langsame Westwanderung vom Schwarzen Meer her einsetzte.101

Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin 015
Kegelhelm mit Reiterdarstellung, Bronze. Cremona, Reg. Lombardei (Italien). Ende 6./Anfang 5. Jahrhundert v. Chr., Museum für Vor- und Frühgeschichte, Berlin

Dabei waren die ersten indoeuropäischen Gruppen noch Viehnomaden, die sich auf ihrer Wanderung an die bereits verbreitete Landwirtschaft in Westasien und Europa akkulturierten. Sie brachten sie also nicht mit, wie zeitweilig angenommen wurde. Damit wurde Renfrews Anatolientheorie obsolet, die zudem keinerlei archäologische Grundlage besaß. Auch die Vorstellung, die Indoeuropäer hätten so gut wie alle technologischen Neuerungen mitgebracht, wie etwa die Metallverarbeitung, ist heute überholt.102 Allerdings brachte die Elshan-Kultur an der mittleren Wolga schon im 7. Jahrtausend Keramik hervor. Die Indoeuropäer domestizierten etwa um diese Zeit auch das Pferd, nachdem sie bereits früher Ziegen und Schafe genutzt hatten. Heute geht man überwiegend von einer politischen Kontrolle nomadischer Gruppen über eine landbebauende Bevölkerung aus. Eine glottochronologische Arbeit datiert den Zerfall der kelto-italischen Gemeinschaft auf die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr.103

Periodisierung

Üblicherweise werden vier Phasen unterschieden, die Frühe Bronzezeit (etwa 2300/2200–1700 v. Chr.), die Mittlere (1700–1350), die Jüngere (1350–1150) und die Späte Bronzezeit (1150–950). Die frühe Zeit ist im Norden von der Polada-Kultur gekennzeichnet, deren Dörfer sich überwiegend an See- und Flussufern finden. Das vor und nach dieser Phase dicht besiedelte Po-Gebiet scheint in dieser Zeit nur dünn besiedelt gewesen zu sein. In Dörfern wie bei Ledro, Rivoli und am Monte Covolo fand die Bronzebearbeitung statt, und es wurden Depotfunde gemacht, die als Lager von Händlern gedeutet werden, wie etwa bei Savignano oder Pieve Albignola. Mittelitalien ist im Osten von der Ripatransone-Kultur gekennzeichnet, der die Montemerano-Scoglietto-Palidoro-Kultur folgte. Die Weidewirtschaft nahm hier weiter zu, befestigte Plätze lassen sich nachweisen, Funde wie die Tomba della Vedova (Witwengrab) belegen eine stärkere soziale Differenzierung. Bei Ponte San Pietro wurde anscheinend die Frau des Verstorbenen geopfert, ein Hund bewachte den Eingang des Grabes. In Süditalien folgte der frühbronzezeitlichen Laterza- die Palma-Campania-Kultur. Orte wie Toppo Daguzzo in der nördlichen Basilicata könnten erste Zentralorte gewesen sein. Funde wie im sizilianischen La Maculufa belegen Oliven- und Weinanbau.104 Auf Sizilien schließlich breitete sich die Castelluccio-Kultur in den Mittel- und Südostteil der Insel aus. Während einige Orte wie Branco Grande mit Mauern umwallt waren, waren im Westen Orte wie Manfria offenbar unbefestigt. Unsicherheit herrschte auch auf den Liparischen Inseln, wo unbefestigte Orte zugunsten von leichter zu verteidigenden aufgegeben wurden.

In der mittleren Po-Ebene wurden in der mittleren Bronzezeit Siedlungen wie Lagazzi del Vhò aufgegeben. Stattdessen entstand unmittelbar nördlich Castellaro del Vhò. Im Osten entstanden befestigte Dörfer, die als castellieri bezeichnet werden. In der Emilia kam es zu einer erheblichen Erhöhung der Dorfzahlen, die bis zu einem Dorf pro 25 km² reichten, wie Ausgrabungen um Santa Rosa di Poviglio (Terramare-Kultur) erwiesen. Trotz der offenkundig zunehmenden Komplexität der Orte lässt sich noch immer keine Hierarchisierung erkennen. Im Apenningebiet entstand eine Art Arbeitsteilung zwischen Transhumanz und Getreideanbau in den Sommermonaten. Dabei spielten neben Schafen und Ziegen nun auch Schweine und Rinder eine größere Rolle. Bezeichnend ist, dass nur in diesem Teil Italiens keine Güter aus der Ägäis gefunden wurden, so dass man von einem nur gering entwickelten Handel ausgeht. Drei monumentale Gräber bei Toppo Daguzzo zeigen jedoch eine ausgeprägte Hierarchisierung, wie im ganzen Süden der Halbinsel. Während im Osten Siziliens halbkreis- und kreisförmige Hütten von einem Mittelpfosten getragen wurden, entstand mit Thapsos eine offenbar aus dem Osten des Mittelmeers geprägte Siedlung, die in ihrer zweiten Phase, also ab dem 14. Jahrhundert v. Chr., nicht nur rechteckige Häuser aufwies, sondern bereits proto-urbane Strukturen aufweist. Sie weisen formale Ähnlichkeiten mit Städten in Böotien auf. Es handelte sich wahrscheinlich bereits um eine Seefahrer- und Händlerstadt. Ein weiteres Seehandelszentrum war Cannatello im Süden Siziliens, wo Artefakte mykenischer, zypriotischer, maltesischer und sardischer Herkunft entdeckt wurden.104d Auf Lipari entstanden große Dörfer mit 50 Häusern, ähnlich wie das relativ kurzlebige Punta Milazzese auf Panarea, das der Milazzese-Kultur (ca. 1430–1270 v. Chr.) ihren Namen gab. Die Akropolis von Lipari weist am Ende dieser Phase starke Zerstörungsspuren auf.

Zwischen etwa 1350 und 1150 v. Chr. war Norditalien eher von Kontinuität geprägt. Die Gräber von Canegrate setzten die Anlagen der mittelbronzezeitlichen Scamozzina-Monza-Gruppe fort. Sie zeigten starke Einflüsse von jenseits der Alpen. Orte wie Boffolora umfassten bereits eine Fläche von 5 ha. Außer im mittleren Oberitalien herrschten Siedlungen auf erhöhtem, trockenem Land vor. Santa Rosa di Poviglio im Po-Gebiet wuchs von einem auf sieben Hektar an, Fondo Paviani war 16 ha groß, Case del Lago sogar 22,5. Es ist aber nicht gesichert, ob es sich nicht um Fluchtdörfer handelte. Um 1200 v. Chr. verschwand das Pfahlsiedlungsgebiet, die Bevölkerung ging stark zurück. Bisher einziger Indikator für einen Zusammenhang mit dem Ende der mykenischen Palastkultur ist der Gebrauch von dort übernommener Maße. Im Apenninbereich wurden die Dörfer gleichfalls größer und befestigt, in Latium und in der Toskana entstand eine erkennbare hierarchische Beziehung zwischen den Dörfern. In den Tolfabergen geht dies wohl auf eine Kupferlagerstätte zurück. Vielfach wurden in Grabstätten Verbände an gemeinsamer Stätte beigesetzt, vielleicht Familien.

Nekropolis von Pantalica
Die sizilianische Nekropole von Pantalica

Panarea-Punta Milazzese
Blick auf Panarea, ein Dorf auf Lipari, das als Zwischenhandelszentrum fungierte und um 1400 v. Chr. zerstört wurde

In Apulien wurden im Gegensatz zum Norden die gewässernahen Siedlungen nicht aufgegeben, sondern stark befestigt, wie etwa Häfen (Porto Perone, Coppa Nevigata, Scoglio del Tonno im heutigen Tarent). Ebenso wie Vivara im Golf von Neapel weisen sie Spuren enger Kontakte in den ägäischen Raum auf. Die älteste spät-helladische Keramik wurde in Broglio di Trebisacce in Kalabrien gefunden. Sie stammte bereits aus der Mittleren Bronzezeit. Auf Sizilien wurden die küstennahen Orte vielfach aufgegeben und im Binnenland entstanden neue wie Pantalica. Das höher gelegene Monte Dessueri war von einer steinernen Mauer umfasst. Der Zerstörung der Milazzese-Siedlungen folgte, wie man lange annahm, unmittelbar die Ausonische Kultur. Doch die Milazzese-Kultur reichte wohl nur bis zur Mitte, eventuell bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. Eine Besiedlung in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts kann jedenfalls nicht nachgewiesen werden. Da vielfach eine Brandschicht vorhanden ist, aus der einige Importe stammen sollen, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass das Ende vor 1300 v. Chr. zu datieren ist. Es muss also einen Hiatus gegeben haben, eine siedlungsleere Zeit, denn das älteste Ausonio reicht allenfalls bis in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Möglicherweise rissen die Kontakte mit dem Ägäisraum eine Zeit lang ab.

Die letzte Phase der Bronzezeit wird von der Proto-Villanova-Kultur beherrscht, die von Urnenfeldern mittel- und nordeuropäischer Art gekennzeichnet ist. Das mittlere Po-Gebiet scheint aufgegeben worden zu sein, Orte wie Grandi Valli Veronesi hielten sich dagegen noch einige Zeit lang, ebenso wie Fondo Paviani (16 ha), Fabbrica dei Soci (6 ha) oder Castello del Tartaro (11 ha). Auch hier finden sich nun Spuren mittelhelladischer Keramik. Das 20 ha umfassende Frattesina an einem Seitenarm des Po bestand vom 12. bis 9. Jahrhundert. Glas und glasierte Keramik, Gegenstände aus Knochen und Geweih, Bronze, Elfenbein und Eisen fanden sich; offenbar diente der Ort als Handelsdrehscheibe, denn es fanden sich auch Straußeneier, Bernstein usw. Ähnlich wie in Montagnana an der Etsch fanden sich späthelladische (LH IIIC) und mykenische Scherben, wahrscheinlich aus süditalienischer Produktion. Dieser Ort war wohl der Vorgänger des eisenzeitlichen Este. Die Toskana und der südliche Alpenrand versorgten die Nachbargebiete mit Kupfer. In der Po-Ebene schwanden die Dörfer, Siedlungsverdichtungen fanden sich jedoch am Comer See und am Lago Maggiore.

Im Süden Italiens fanden sich zahlreiche Depots mit Beilen. Auf eine zunehmende Macht einer Kriegerelite deutet die größere Menge an Waffenbeigaben hin. Eine der frühesten Stätten der Eisenverarbeitung am Ende der Bronzezeit ist Broglio di Trebisacce in Kalabrien. Die früher oftmals in Höhlen abgehaltenen Rituale und die Errichtung von Symbolen erfolgte zunehmend in der offenen Landschaft, wie etwa in Castelluccio dei Sauri. Weithin sichtbare Grabmäler wie in Pantalica betonten zunehmend das Individuelle des Todes. Auf Sizilien taucht erstmals zyprische Keramik auf, auch fand sich erstmals eine gepflasterte Straße.105 Lipari wurde wohl zum Zwischenhandelsposten nach Afrika.

Von dort kamen möglicherweise auch die in Italien überaus seltenen und geradezu winzigen Artefakte, die Gold aufweisen. Bis zur frühen Spätbronzezeit finden sie sich nur im Osten Siziliens und in der Po-Ebene; die Objekte, meist Ringe, im Süden auch Anhänger und Perlen, wurden vermutlich importiert. Insgesamt fanden sich bis 2009 nur vier Objekte mit Goldanteil, nämlich bei Desenzano am Gardasee, Gazzo Veronese bei Verona, sowie Gonnostramatza auf Sardinien, und schließlich auf Pantelleria. Im Norden waren dies ein kleiner Halsring und Sprialringe, im Süden eine Perle und ein weiteres Objekt. In der späten Bronzezeit finden sich Goldobjekte in ganz Italien, allerdings weiterhin fast nur im Zusammenhang mit Grabfunden, die den lokalen Eliten zugeordnet werden. Insgesamt war Gold immer noch extrem selten, das schwerste Stück wog 46 g.

Kulturen

Süditalien

In Apulien stehen die einzigen Megalithen des festländischen Italien, sieht man von einer kleinen Gruppe von einfachen Steinkisten im Gebiet von Rom und Neapel (Pian Sultano106), einem Tumulus in Ligurien und den Ausläufern der Schweizer Anlagen von Saint Martin de Corléans im Aostatal ab. Die etwa 80 bekannten Megalithanlagen des Bari-Taranto- und des Otranto-Typs (Megalithen in Apulien) reichen bis in die frühe Bronzezeit hinein. Hinzu kommen rund 100 Menhire und Hypogäen wie die von Trinitapoli.

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Haus in einem vom Vesuv unter Asche begrabenen Dorf bei Nola, ca. 1880 bis 1680 v. Chr.

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Überreste eines Menschen, der sich gegen das Ersticken gewehrt hat, wie die Haltung verrät, Avellino bei Nola

Bei Nola, 25 km östlich von Neapel, fand sich im Jahr 1995 ein Dorf, das zwischen 1880 und 1680 v. Chr. von einem gewaltigen Ascheregen aus dem Vesuv zerstört worden war. 2001 fand man zwei Brunnen, eine Tenne und drei ovale Hütten, bei letzteren waren die Wände bis zu 1,5 m hoch erhalten, so dass sich die Bauweise partiell rekonstruieren ließ. Das größte Haus maß 17×9 m und besaß Wände aus einem Holzgerüst, das mit Schilfbündeln oder Binsenmatten gefüllt war. Die Dorfbewohner hielten Ziegen in Gattern, Zäune grenzten erstmals Grundstücke ab.107 Es fanden sich Mandeln, Pilze, Feigen und ausgespuckte Olivenkerne sowie Gerstenmehl, darüber hinaus eine 12 cm große tönerne Frauenfigur.

Im Tal des Sarno, etwa zehn Kilometer flussaufwärts von Poggiomarino, fand man 1996 Reste von Eichenstämmen. Sie bildeten das Fundament für die ersten bekannten Pfahlbauten Süditaliens, wie man sie aus dem Norden bereits kannte, aber auch vom Lago di Mezzano in Latium.108 Zwischen den mindestens acht Inseln, die bis 2003 ausgegraben waren, verliefen Entwässerungskanäle, von Brücken überspannt. Die Grabungsleiterin Claude Albore Livadie schätzte die Zahl der Einwohner auf 2000, in fast jeder Hütte wurde Bronze verarbeitet. Vom 17. bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. bestand diese „Bronzemetropole“, dann fiel sie einem Feuer zum Opfer. Anscheinend wies die Stadt keinerlei Verteidigungsanlagen auf.109

In historischer Zeit lebten die Messapier in Apulien, die Osker im süditalienischen Binnenland, Griechen entlang der Küsten; erstere kamen möglicherweise aus Illyrien und erreichten Apulien um 1000 v. Chr. Zu den apulischen Gruppen gehören neben den Messapiern die mit ihnen verwandten Daunier und Peuketier. Abgesehen von den etwa 260 messapischen Inschriften blieben von diesem Zweig der Illyrer (?) keine nennenswerten Sprachzeugnisse erhalten.109d So bleibt es bei der allgemeinen Feststellung, dass sie eine indoeuropäische Sprache in Schriftform wiedergaben. Der Fundort Roca Vecchia südöstlich von Lecce umfasst eine mehrphasige, befestigte Siedlung von mindestens 5 ha Ausdehnung, die trotz mehrerer Zerstörungen vom 17/16. Jahrhundert v. Chr. bis zur frühen Eisenzeit bestand und vom 13. bis zum 11. Jahrhundert womöglich auch einen mykenischen-griechischen Bevölkerungsanteil hatte. Dabei sucht die bereits während der mittleren Bronzezeit errichtete massive Wehrmauer in der Region ihres gleichen: Allein das Haupttor war 23 m stark.

Castelluccio-, Capo-Graziano-, Thapsos-Kultur (Sizilien, Liparische Inseln)

Die Kultur von Castelluccio (2200–1450 v. Chr.110) im Südosten Siziliens, die Verwandtschaften zur mittelhelladischen Kultur des griechischen Festlands aufweist, und von Capo Graziano auf den Liparischen Inseln, etwas später die Thapsos-Kultur (1450–1270 v. Chr.), entwickelten sich ab dem frühen 2. Jahrtausend v. Chr. Sie sind überwiegend durch Gräberfunde bekannt und lassen erstmals eigenständige insulare Kulturen erkennen, die sich von den umgebenden unterschieden. Dabei lässt sich mykenischer Einfluss bereits ab dem späten 19. Jahrhundert belegen. Dies gilt für mehrere bronzezeitliche Nekropolen Siziliens, aber auch für Afragola bei Neapel, für Tarent in Apulien, dann für Stätten in Mittel- (Tolentino in den Marken) und Norditalien sowie auf Sardinien. Bis 2013 waren mehr als 100 Fundstätten im zentralen Mittelmeer bekannt, an denen sich ägäischer Einfluss nachweisen ließ.110k Mit dem Ende der Palastkultur auf Kreta im 14. Jahrhundertr v. Chr. setzen mykenische Kontakte ein, deren Handelsdrehscheibe offenbar Scoglio del Tonno war, wo man angesichts der großen Mengen an Scherben eine Kolonie der Mykener, zumindest aber eine große Menge an mykenischen Handwerkern annimmt. Aber auch die äolischen Inseln und Thapsus waren stark in diesen Handel involviert. Zahlreiche ägäische aber auch zyprische Funde - allen voran Keramik- und Bronzefunde - belegen regelmäßige Handelskontakte. Als ältester Beleg für Handelskontakte der Ägäis bis nach Sardinien gilt ein späthelladischer Fund (III A): Nuraghe Arrubiu bei Orroli, der zugleich die größte Fundstätte seiner Art darstellt. In der nachfolgenden Phase (III B und C) konzentrierte sich der Handel an wenigen Orten, stattdessen wurde der östliche Stil imitiert, die Technik übernommen, so dass in Süditalien, möglicherweise auch weiter im Norden, entsprechende Produktionszentren entstanden. Dieser Prozess setzte wohl im 14. Jahrhundert ein.

Die Stämme auf Sizilien vor Ankunft der Griechen

Castelluccio zeigt einen eigenständigen Grabtypus, nämlich Bestattung in natürlichen Höhlen oder ovalen Gruben, die von Trockenmauerwerk eingefasst sind.111 In Baravitalla fand sich eine Nekropole mit etwa 80 Grabzellen, ein Dorf aus dem späten 3. Jahrtausend fand man 1982 bei La Muculufa in Süd-Zentralsizilien.112

Als älteste namentlich bekannte Bewohner Siziliens gelten die Sikaner, die in befestigten Dörfern lebten. Ihr Siedlungszentrum war den Quellen nach Sant’Angelo Muxaro in der Nähe von Agrigent. Gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. wurden sie von den in Ostsizilien eingewanderten Sikelern immer weiter nach Westen verdrängt. Eine der Grabungsstätten, die diese beiden Gruppen überspannt ist Morgantina, das in der frühen Bronzezeit der Castellucio-Kultur zugehörte. Später gehörte es zur Thapsos-Kultur, während der Spätbronzezeit sind hingegen Elemente der Ausonischen Kultur fassbar, die jüngst auch auf den Nordosten Siziliens ausgedehnt wird. Gleichzeitig siedelten sich im Nordwesten die Elymer an, deren wichtigste Siedlungen Eryx, Segesta und Entella waren. Ob die Sikaner aus Nordafrika, die Sikeler vom italienischen Festland und die Elymer aus Kleinasien kamen, ist trotz langer Debatten ungeklärt.113

Bonnanaro- und Nuraghenkultur (Sardinien)

Liste der vor- und frühgeschichtlichen Fundplätze auf Sardinien

Den Übergang von der Kupfer- zur frühen Bronzezeit markiert auf Sardinien die Bonnanaro-Kultur. Sie wird in zwei Stufen (A und B) eingeteilt, die etwa 2200 bis 1900 v. Chr., bzw. bis 1600 v. Chr. reichen. Ihre Angehörigen nutzten als letzte in Italien Felskammern, wie in der Nekropole von Montessu, in Santu Pedru oder Sos Furrighesos. Am Monte d'Accoddi sind sie mit dem für diese Kultur typischen Dreifuß vertreten. In dieser Periode finden sich erste gestreckte Grabkammern als Vorboten der nuraghischen Gigantengräber der Tombe dei Giganti; außerdem entstanden Protonuraghen als Vorgänger der Tholosnuraghen der Nuraghenkultur.

Bronzetto2Bis
Kriegerstatue, Bronze, Nuraghenkultur

Bootsmodell der Nuraghenkultur im Museo archeologico nazionale di Cagliari

Der Bonnanaro- folgte die Nuraghenkultur auf Sardinien und Korsika, die etwa von der Mitte des 2. Jahrtausends bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. reichte, stellenweise sogar bis in römische Zeit.114 Sie begann als bronzezeitliche Kultur, entwickelte aber auch Techniken der Eisengewinnung und -verarbeitung. Möglicherweise gingen die charakteristischen Nuraghen auf Dolmen und Menhire der neolithischen Vorgängerkulturen zurück. Auf dem benachbarten Korsika fanden sich mittlerweile etwa 800 Menhire, die meisten um Sartène, aber auch Dolmen, wie der von Fontanaccia, und 42 Steinkisten.115 Doch ungeheuer verbreitet waren die Nuraghen Sardiniens. Man schätzt, dass vielleicht 7 bis 8.000 von ihnen noch existieren, vielleicht 5.000 wurden zerstört. Dabei identifizierten sich Sarden fast immer mit der Idee, es handle sich um eine genuin sardische Kultur, wenn nicht die sardische Kultur schlechthin, während Nicht-Sarden oftmals auswärtige Gruppen, seien es Griechen, Phönizier, Ägypter, Iberer, Kanaaniter, Pelasger, ja, selbst die Riesensöhne Adams für die Bauwerke verantwortlich machten - zuletzt waren es die Mykener. Auch weit ins 20. Jahrhundert wurden östliche Einflüsse auf der Grundlage der dominierenden Vorstellung des lux ex oriente als Fundament ausgemacht. Dank genauerer Datierungsmöglichkeiten wird mittlerweile die Entstehung dieser Kultur auf der Insel akzeptiert. In jedem Falle entstanden auf der Insel Häufungen von Nuraghen, die von einem komplexen, oftmals sehr aufwändigen Nuraghen überragt wurden. Dies wird als Hinweis gedeutet, dass sich eine Art von Oberhäuptlingschaften entwickelte. Kennzeichnend sind mitunter reich und elegant ausgestattete Brunnenheiligtümer.

Geradezu im Bann der Nuraghenforschung wurde die Arbeit an den Siedlungen lange stark vernachlässigt. Zwar befinden sich große Dörfer bei komplexen Nuraghen, doch ist dies keineswegs die Regel. Im Gegenteil gibt es Regionen, in denen sich zeigte, dass die Mehrheit der Dörfer keine Verbindung zu einem Nuraghen aufwies. Die meisten Dörfer lagen 200 bis 700 m über dem Meeresspiegel, doch lagen einige auch am Meer, andere in noch größerer Höhe, wie etwa Ruinas-Arzana in fast 1200 m Höhe. Noch mehr als dies widerspricht dem kriegerischen Image der Epoche, dass die meisten Dörfer unbefestigt waren. Die Häuser hatten meist einen Innendurchmesser von 5 bis 8 m, einige hatten Steinwände, die vielleicht entsprechend schwerere Dachkonstruktionen tragen konnten. Einige der Hütten waren miteinander verbunden, so dass man hier erweiterte Familien mutmaßt. Einige, wohl religiösen Funktionen dienende Gebäude waren erheblich größer. Auffällig sind Versammlungsplätze, um die Bänke standen. In der Mitte befand sich meist ein zentraler Altar oder ein Nuraghenmodell. Insgesamt muss die Einwohnerzahl sehr viel höher gewesen sein, als angenommen, so dass eine gewagte Hypothese von 450 bis 600.000 Einwohnern gegen Ende der Bronzezeit ausgeht.

Die Inselbewohner waren Händler und Seefahrer und ihre Fernhandelskontakte – wohl über mehrere Zwischenetappen – reichten bis in die Nordsee und nach Ägypten. Ob sie Teil der Scherden waren, die in Ägypten Hilfstruppen stellten und das Land zusammen mit anderen Seevölkern angriffen, ist unklar. Ab dem 9. Jahrhundert siedelten Phönizier auf der Insel, ab dem 7. Jahrhundert auch im Binnenland. Die ältesten Spuren einer dauerhaften Ansiedlung stammen von der Stadt Sulki auf einer Insel vor der Südwestküste Sardiniens.116

Barren in Form einer Ochsenhaut waren im 2. Jahrtausend v. Chr. die gängige Handelsform für Kupfer im Mittelmeerraum. Die meisten von ihnen wurden auf Sardinien gefunden, wo jedoch nur geringe Mengen des Metalls gefördert wurden. Eine Spurenelementanalyse und massenspektrometrische Untersuchung von spätbronzezeitlichen Kupfer- und Bronzefunden aus Sardinien sowie von Kupfererzen erbrachte das Ergebnis, dass sämtliche sardischen Ochsenhautbarren von Zypern stammen, während die auf Sardinien gefertigten Kupfer- und Bronzegegenstände der Nuragher aus einheimischem Kupfer gefertigt sind. Kupfer wurde also selbst in der späten Bronzezeit nicht ausgeführt. Womit die Nuragher im Gegenzug Handel mit Mykene und Zypern trieben, wo sie ihr Kupfer erstanden, bleibt offen. Viehwirtschaft, vor allem Schafe und Ziegen, aber auch Schweine und Rinder, war von großer Bedeutung, ebenso wie Käsegewinnung und Wollproduktion

Apenninen-Kultur

Die Apenninen-Kultur war eine von Transhumanz getragene, vor-indoeuropäische Kultur. Daher bestanden neben kleinen Dörfern an leicht zu verteidigenden Stellen auch Sommerlager, die häufig bei oder in Höhlen standen oder an Felsüberhängen, die einen ausreichenden Witterungsschutz boten. Ihre Keramik wurde auch auf dem Kapitol in Rom entdeckt, ebenso wie auf den größeren Inseln. Sie weist meist Ritzverzierungen auf, bei der Spiral- und Mäanderbänder dominieren. Die Einritzungen wurden oft mit weißer Farbe oder weißer Paste gefüllt. Ganzkörperbestattung war üblich.

Einer umstrittenen Annahme zufolge stellten die Träger dieser Kultur eine der ethnischen Gruppen dar, aus denen später die Etrusker hervorgingen. Dabei vermischten sich die Apenninen-Leute mit den indoeuropäischen Gruppen aus dem Norden, die die Träger der Villanova-Kultur waren. Hinzu kamen nach dieser These Einwanderer aus der Ostägäis („Stele von Lemnos“), die mit ihrer weiter entwickelten Kultur die entscheidenden Anstöße zur etruskischen Kultur gegeben haben sollen.117 In Luni sul Mignone, einer Fundstätte 65 km nordwestlich von Rom, die schwedische Archäologen in den 1960er Jahren ausgruben, fand man mykenische Keramik. Darüber hinaus fanden sich dort Überreste dreier langrechteckiger Wohnhäuser, von denen eines rund 4 mal 42 m maß. Sie waren etwa 1,2 bis 1,8 m in die Erde eingegraben.118 Ob hier schon von einer etruskischen Bevölkerung gesprochen werden kann, ist unklar, die großen Mengen mykenischer Waren könnten auch Ausdruck intensivierten Handels mit Alaun sein, das in den benachbarten Tolfabergen reichlich vorkam, und das sowohl zum Gerben, als auch für Reduktionsprozesse in der Metallgewinnung gebraucht wurde.119 Nach 1200 v. Chr. finden sich Spuren der Apenninen-Kultur nur noch in höher gelegenen Gebieten.

Ligurer

Zignago-statua stele-museo archeologia ligure

1827 wurde bei Novà in der Provinz La Spezia eine erste Stele entdeckt, 1905 fanden sich bei Pontevecchio in der Gemeinde Fivizzano im Nordwesten der Toskana die ältesten Monumente dieser Art. Es handelte sich um neun Stelen, die in einer Reihe standen und auf den etwa 1750 m hohen Monte Sagro blickten.120 Die Monumente waren von einer Kultur hervorgebracht worden, die bereits seit vorneolithischer Zeit von ausgeprägter Weidewirtschaft und sehr starker Mobilität gekennzeichnet war. Zudem scheint es eine genetische Kontinuität mindestens vom Neolithikum zur Eisenzeit zu geben, was bestätigen würde, dass die Ligurer der letzteren Epoche tatsächlich zu den autochthonen Völkern zählten.121

Mahlwerkzeuge lassen sich seit Anfang des 5. Jahrtausends nachweisen. Erst gegen Ende des Neolithikums kam es zu fortschreitender Entwaldung durch Brandrodung, so dass der Anteil der Getreideanbaugebiete zunahm. Dennoch blieb der Getreideanteil an der Ernährung vergleichsweise gering, so dass man von einem Überwiegen der Weidewirtschaft ausgeht. Dabei bedienten sich die Hirten bei der Futterbeschaffung für ihr Vieh weniger der Weiden, als des Schneidens von Blättern aus den Baumwipfeln.122

In Ligurien fand sich die älteste Kupfermine Westeuropas. Seit etwa 3600 v. Chr.123 wurde Kupfer am Monte Loreto124 gewonnen - ein begehrtes Handelsgut. Die Stollen im Berg, der im Hinterland von Sestri Levante im östlichen Ligurien liegt, wurden 1857 erneut angegriffen und erst gegen Ende der 1860er Jahre endgültig aufgegeben.125 Zuletzt gruben hier Archäologen von der University of Nottingham von 1996 bis 2001. Ihre Datierungen zeigten, dass in der Mine bis etwa 2800 v. Chr. gearbeitet wurde.126 Nur 6 km entfernt liegt eine zweite, ähnlich alte Kupfermine, die von Libiola. Von diesem Fundort ist allerdings nur der Eichengriff einer Spitzhacke erhalten, der auf 3500 bis 3100 v. Chr. datiert werden konnte.

Vallée des Merveilles 103
Steinritzung am Monte Bego im „Tal der Wunder“ westlich von Tenda

Am Monte Bego westlich von Tenda, seit 1947 zu Frankreich gehörend, fanden sich über 40.000 Petroglyphen, deren älteste in die Zeit zwischen 2800 und 1300 v. Chr. datiert wurden. Der britische Forscher Clarence Bicknell (1842-1918), der sich als erster mit ihnen befasste, nannte das Gebiet Valle delle Meraviglie („Tal der Wunder“). Die Petroglyphen wurden zwar bereits im 17. Jahrhundert beschrieben, doch erst 2007 konnte das Museum Monaco die Funktion einiger der in 2000 bis 2600 m Höhe befindlichen Ritzungen bestimmen. Demnach handelt es sich um einen Sonnenkalender.127

Nördlich von Sanremo fanden sich 1984 zwei Tumuli, wobei einer in die späte Bronzezeit datiert werden konnte. Mit diesem Dolmen di Borgio Verezzi ließen sich Beziehungen zur Megalithkultur in Südfrankreich und zur Toskana herstellen. Er ist 2,1 m breit, 1,9 m tief und 1,1 m hoch.128

Terramare-, Proto-Golasecca-, altvenetische Kultur (Po-Ebene)

Die Terramare-Kultur in der Po-Ebene entstand im 17. bis 13. vorchristlichen Jahrhundert. Die Siedlungen waren befestigt, ihre Bewohner lebten in Pfahlbauten, die bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts beforscht werden und die demnach bis in das Mittlere Neolithikum zurückreichen.129 Diese Häuser standen meist auf dem festen Land, waren rechteckig und die Siedlungen wiesen rechtwinklige Wegegrundrisse auf. Möglicherweise waren sie in der Emilia Gebäude für Zwischenhändler mit eigenen Lagern für Güter des Fernhandels, wie baltischen Bernstein oder Zinn aus dem Erzgebirge, das durch das Val Camonica und über den Po in die Adria und bis nach Griechenland und in den Nahen Osten gelangte. Als Träger dieser Kultur gelten inzwischen die alteuropäischen Ligurer, die als das älteste Volk Italiens gelten, weniger indoeuropäische Zuwanderer, wie lange vermutet wurde.130 Wichtigster Fundort ist das von 1969 bis 1976 ausgegrabene Dorf im Moor von Fiavé, das sporadisch bereits im Mesolithikum bewohnt war. Die dortigen Pfahlbauten waren sowohl dem See als auch festem Untergrund angepasst. Ähnlich bedeutend ist Lavagnone bei Desenzano am Gardasee, das bis etwa 2050 v. Chr. zurückreicht (Lavagnone 1), eine Zeit, für die man Zuwanderer aus dem mittleren Donauraum vermutet (Polada-Kultur). Lavagnone 2 wurde 65 Jahre lang bewohnt, Lavagnone 3 wurde um 1984 v. Chr. begonnen. Ebenfalls im Gardasee-Bereich, wo sich die meisten Siedlungen fanden, befindet sich La Quercia di Lazise. Über die Gesellschaftsstruktur dieser Gruppen lassen sich bisher nur wenige generelle Aussagen treffen.

Hallstatt culture
Die Golaseccakultur am Südrand der Hallstattkultur

Golasecca coupe encensoir
Terrakottagefäß, möglicherweise für Weihrauch oder andere Duftstoffe benutzt, ca. 30 cm, Golasecca-Kultur, Mitte 7. Jahrhundert v. Chr., Musée d"archéologie nationale in Saint-Germain-en-Laye

Die Porot- und die Golasecca-Kultur entstanden in der späten Bronzezeit ebenfalls in der Po-Ebene (1200 bis 800, bzw. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr.). Ihr Name geht auf ein Gräberfeld im Ticino-Gebiet zurück, in der Provinz Varese. Sie erstreckte sich zwischen Po, Sesia und Serio, und bestand vom 9. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. Ihr voraus ging die Proto-Golasecca-Kultur, die mit dem 12. Jahrhundert einsetzte. Auch nach den Kelteneinfällen der Zeit um 390 bis 380 v. Chr. bestand die Kultur fort. Ihre Angehörigen betrieben Handel mit den Etruskern und später auch den Griechen und nordwärts bis in das Gebiet der Hallstatt-Kultur und ins Baltikum.

Überreste von Pfahlbauten bei Oppeano ließen sich auf etwa 1400 bis 1300 v. Chr. datieren. Urnen und Metallgegenstände legten die Existenz von Nekropolen nahe, die sich im Gebiet der Mortara, bei der Ca’ del Ferro und der Ca’ del Franchino fanden. Oppeano gilt neben Este und Padua als eines der Zentren der alt-venetischen Kultur. Die Funde sind weit verstreut und befinden sich in Rom, Este, Verona, Legnago oder Florenz. wo sich der Bronzehelm von Oppeano befindet.131 Am Ende der Bronzezeit setzte ein Urbanisierungsprozess ein, wobei Oppeano eine Fläche von 80 ha aufwies.132 Die Veneter waren die Träger der Este-Kultur (ab 10. Jahrhundert). Die in den antiken Quellen genannten Veneter sind aber erst ab dem 6. Jahrhundert sicher als nordöstliche Nachbarn der Etrusker fassbar. Von ihnen waren im Jahr 2006 mehr als 370 Inschriften bekannt133, deren älteste um 550 v. Chr. entstand und die sich auf dem Kantharos-Gefäß von Lozzo findet.

Castellieri-Kultur (Istrien, Venetien)

Die Castellieri-Kultur entstand auf Istrien und dehnte ihren Einfluss Richtung Dalmatien, aber auch ins Friaul und nach Julisch Venetien aus. Sie bestand vom 15. bis zum 3. vorchristlichen Jahrhundert. Charakteristisch waren die Kastelle oder befestigten Dörfer, die der Kultur ihren Namen gaben. Sie waren von einer oder auch mehreren Wällen umgeben, wobei sie eher rund in Istrien und Julisch Venetien waren, hingegen rechteckig im Friaul. Ähnlichkeiten mit mykenischen Bauwerken gaben Anlass zu Spekulationen über entsprechende Wanderungswellen aus Griechenland.134

Etwa hundert dieser Dörfer bzw. Nekropolen sind bekannt. Zu ihnen zählt der Limski-Kanal im mittleren Westen Istriens, Jelarji bei Muggia, Monte Giove bei Prosecco (Trieste) und San Polo unweit von Monfalcone. Das größte dürfte Nesactium 10 km nordöstlich von Pula gewesen sein.

Canegrate-Kultur (Lombardei, Piemont, Tessin)

Die Kultur von Canegrate erhielt ihren Namen nach einem bei Mailand gelegenen Dorf, in dem etwa 50 Gräber mit Keramik- und Metallbeigaben gefunden wurden. Diese Kultur entstand im 13. vorchristlichen Jahrhundert und dauerte bis in die Eisenzeit an. Ihr Zentrum lag in der westlichen Lombardei, im östlichen Piemont und reichte nordwärts bis ins Tessin.135

Diese Kultur, deren Angehörige wohl aus der alpinen Zone zugewandert waren, weist bei der Terracotta-Herstellung große Ähnlichkeiten mit Funden in der Provence, Savoyen, Isère, Valais, sowie derjenigen am Oberrhein und im Osten Frankreichs auf.

Laugen-Melaun-Kultur (Südtirol, Trentino)

Die Laugen-Melaun-Kultur gehört bereits der mittleren und späten Bronze- und frühen Eisenzeit an.136 Sie entstand im Verlauf des 14. Jahrhunderts v. Chr. und wird nach zwei Fundorten bei Brixen benannt; ihre Spuren fanden sich im Trentino, in Süd- und Osttirol sowie in Teilen Graubündens. Möglicherweise brachten Zuwanderer eine andere Keramik und die Brandbestattung in Urnen mit. Diese Kultur könnte auch der Ausgangspunkt der Urnenfelderkultur sein. Die Fundstelle Gamberoni bei Eppan137, im Osttiroler Raum Nußdorf-Debant138, Flums-Gräpplang im Alpenrheintal139 und das Gräberfeld von Pfatten bei Bozen waren die wenigen größeren Grabungen in der Region. 1997 bis 2003 wurde am Ganglegg bei Schluderns im Vinschgau erstmals eine bronze-urnenfelderzeitliche Siedlung mitsamt Opferplatz systematisch ergraben. Der Platz hatte offenbar zentralörtliche Funktionen, was auf einen weiträumigen Zeremonialverband schließen lässt. Der zeitliche Beginn der Kulturgruppe durch Importe konnte erstmals gezeigt werden. Die Entwicklung einer am Bergbau hängenden Führungsschicht ist noch weitgehend unerforscht; ähnliches gilt für den transalpinen Handel. Neuere Untersuchungen am Schlern, wo eine seit langem als Brandopferplatz gedeutete Stelle in über 2500 m Höhe seit dem 17. Jahrhundert v. Chr. genutzt wurde, lassen Kulturimporte erkennen.140

Eisenzeit

Rosa camuna e antropomorfi R24 - Foppe - Nadro
Felszeichnungen im Val Camonica

Die Eisenzeit, gelegentlich auch die späte Bronzezeit, gilt als Formatierungsphase der Stämme, die in den Quellen erscheinen. Zugleich kolonisierten Gruppen aus Griechenland die südlichen Küstensäume. Die Bevölkerungszahl stieg im Süden auf rund 10 Einwohner pro km².141

Der Handel wurde weiträumiger und intensiver, die Differenzen im Reichtum offenkundiger, und die Entwicklung zu proto-urbanen Strukturen beschleunigte sich. Spätestens ab dem 8. Jahrhundert kam es zu verstärkten Einfuhren aus dem Osten sowie zu Nachahmungen. Es entstanden fürstlich-aristokratische Führungsschichten, wobei besonders diejenigen der Toskana expandierten und eine interne Hierarchie der Zentren erkennbar wird. Dort sowie in Latium und Kampanien entstanden Städte, die ihren Einfluss weit über das unmittelbare Umland ausdehnten. Die griechischen Stadtstaaten expandierten im Süden und auf den Inseln. Im Norden kam es durch Kelten, im Süden durch Osker und Umbrer zu Völkerbewegungen größeren Ausmaßes.

Hinzu kommt, dass die Methoden der Archäologie zunehmend durch historische Quellen ergänzt werden können. In Italien wird die Grenze zwischen preistoria und protostoria manchmal bereits am Übergang von der Jungsteinzeit zur Frühbronzezeit gezogen, spätestens aber am Beginn der Eisenzeit. In Deutschland hingegen reicht die Ur- und Vorgeschichte bis zur römischen Besetzung, die Frühgeschichte gar bis in karolingische Zeit.142

Zuwanderung und Binnendifferenzierung, ethnische Zuordnung

Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin 015
Bronzener Kegelhelm mit Reiterdarstellung, Cremona, Ende 6. - Anfang 5. Jahrhundert v. Chr., Museum für Vor- und Frühgeschichte, Berlin

In den Quellen erscheinen Ligurer (sie lebten im heutigen Ligurien, im südlichen Piemont und an der Küste Südfrankreichs), Sikuler und Sikani als autochthone Völker, während alle anderen der Überlieferung nach zugewandert sind.

In der Forschung leitete Giovanni Patroni 1937 auf der Basis linguistischer Untersuchungen mehrere Invasionswellen vor allem indoeuropäischer Völker ab (Storia politica d'Italia. La preistoria). Dem widersprach 1947 Massimo Pallottino (L’origine degli Etruschi), der von einer nach und nach erfolgten Binnendifferenzierung ausging. In populärwissenschaftlichen Darstellungen wird bis heute vielfach ein vereinfachender Zusammenhang zwischen, manchmal gar eine untrennbare Einheit von Ethnie, Sprache und Kultur hergestellt. Zwar gilt die Sprache vielfach als Signum einer ethnischen Zugehörigkeit, doch bedingten Gefangenschaft, Exogamie, Handelskontakte usw. vielfach Mehrsprachigkeit, wie etwa im Falle eines Kelten, der sich im Venetien des 6. Jahrhunderts als Sprecher von fünf Sprachen bezeichnete (pompeteguaios).143 Dennoch wird das Konzept von „Völkerbewegungen“ weiterhin verfolgt.

Bis heute sind viele der dementsprechend schwer zu erkennenden Völkerbewegungen in Italien unklar, mit denen zudem zahlreiche weitere Phänomene verzahnt sind. So waren die Camunni im Valcamonica von unbekannter Herkunft. Auch die römischen Autoren wussten nicht mehr sicher, wie die Stämme einzuordnen waren. Folgt man Plinius d. Ä., waren die Camunni Euganeer (Naturalis historia, III 133–134), nach Strabo jedoch Räter (Geographie IV 6,8). Ob sie wiederum Jäger und Sammler in diesem Tal in der Lombardei verdrängt haben, ist unklar. Sie haben vor allem zahlreiche bemalte Felsen hinterlassen. Den Römern galten die Aborigines, die frühesten Einwohner Latiums, zusammen mit den Trojanern als gemeinsame Vorfahren. Dabei muss allerdings klar sein, dass für die römische Geschichtsschreibung die Historie, insbesondere bei Cato, ein Mittel war, um zwei Dinge zu zeigen. Zum einen war Rom seiner Ansicht nach zur Vorherrschaft prädestiniert, zum anderen wurden Sitten (mores) und charakterliche Eigenschaften, entweder verachtete zur Abschreckung oder erstrebte zur Ermunterung, den verschiedenen Ethnien zugewiesen. Ligurer waren bei Cato Lügner, die Latiner hingegen die tapfersten Männer. Ethnisierung wurde zum Instrument historisch-politischer Indoktrination.144

Museo guarnacci, tomba villanoviana dalla necropoli delle ripaie ix sec. ac
Villanova-Grab aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., Museo Guarnacci in Volterra

Um übereilten Zuordnungen archäologischer Kulturen zu bestimmten ethnisch-politischen Formationen zu entgehen, bleibt die heutige Forschung weitgehend bei modernen Bezeichnungen, die sich von frühen oder bedeutenden Fundorten ableiten.

Alpenraum

Die Fritzens-Sanzeno-Kultur, ab dem späten 6.  Jahrhundert v. Chr. erkennbar, löste in Südtirol und im Trentino die späten Stufen der Laugen-Melaun-Kultur und der sich nördlich anschließenden Inntalkultur ab.145 Ihre Träger ließen sich als Räter identifizieren. Sie wurden während der römischen Feldzüge in den Alpen und ihrem Vorland im Jahre 15 v. Chr. ausgelöscht, wie einige andere Völker auch. Wichtige Fundorte sind Sanzeno im Nonstal, eine Siedlung am Ganglegg146 in Schluderns im Vinschgau, das Rungger Egg in Seis am Schlern, die Großdörfer in Brixen-Stufels im Eisacktal und die Gräberfelder von Pfatten im Etschtal und Moritzing nahe Bozen.

Kelten

Gegen Ende des hier zu behandelnden Zeitraums veränderte sich die ethnische Zusammensetzung Norditaliens noch einmal grundlegend durch zuwandernde Kelten. Erste Spuren keltischer Einwanderer im vor allem etruskisch geprägten Oberitalien sind ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Livius (V 33f.) berichtet, dass zur Zeit des Königs Tarquinius Priscus, also um 550 v. Chr., in Gallien eine Übervölkerung und daher Hungersnot eingetreten sei, und dass sieben Keltenstämme über die Alpen nach Italien gezogen seien. Auch Justin (XXIV 4,1) berichtet davon, und nennt die Zahl von 300.000 Kelten. Da es nun auf beiden Seiten der Alpen Gallier gab, wie die Römer die Kelten nannten, nannten sie das von ihnen eroberte Gebiet Gallia cisalpina, Gallien diesseits der Alpen. Von dort griffen sie unter Brennus (wahrscheinlich 387/386 v. Chr.) Rom an.

Zu den Kelten zählten etwa Salasser und Tauriner im Nordwesten, die Lepontier und Insubrer um Mailand, die Cenomanen um Verona und Brescia, die Boier um Bologna, die Lingonen und die Senonen um Rimini. Die Etrusker verloren 18 Städte an die Eindringlinge. In Marzabotto147, 20 km südlich von Bologna, fand man noch die Leichname und Waffen der Bewohner, die versucht hatten, die nach griechischem Vorbild angelegte Planstadt des 6. Jahrhunderts zu verteidigen.

Nachdem Kelten Rom erobert hatten, drangen einzelne Gruppen bis in den Süden der Halbinsel vor. Sie wurden von Dionysios I., dem Tyrannen von Syrakus, 368 v. Chr. angeworben und, wenn wir der Hellenika des Xenophon folgen (VII 1, 20), den Spartanern gegen Theben zu Hilfe gesandt. Auch Etrusker und Karthager warben Kelten als Söldner an. Sie ließen sich unter eigenen Führern anwerben, so dass sie auf manche Autoren den Eindruck eines von einem König geführten Stammes machten, der Gaesaten. Letzteres bezeichnet diese Söldner jedoch nur als Speermänner. Erst um 360 v. Chr. siegte der Römer Titus Manlius Imperiosus über die Gallier, nämlich an der Brücke über den Anio östlich von Rom. Die Römer besiegten die Insubrier 225–222 v. Chr. und stürmten die wichtigste Stadt der Gallia, Mediolanum (Mailand), im folgenden Jahr.

Als der Karthager Hannibal 218 v. Chr. über die Alpen nach Norditalien zog, fand er Unterstützung gegen Rom bei den Insubrern und den Boiern. Als elf Jahre später Hannibals Bruder Hasdrubal nach Italien kam, erhielt auch er Unterstützung bei den Kelten. Doch 203 v. Chr. mussten die Karthager die italienische Halbinsel räumen. 197–194 v. Chr. führte die römische Armee eine Strafaktion gegen die Insubrer durch. Rom verständigte sich zwar mit den Insubrern und den Cenomanen, doch die Boier sollten vertrieben und ausgerottet werden. Die Boier wurden 193 v. Chr. besiegt, mit ihrem Hauptort Bologna fiel die letzte keltische Stadt in Italien. Die Gallia cisalpina wurde romanisiert. Caesar fand hier Legionäre für seinen Kampf gegen die Gallier jenseits der Alpen.

Etrusker

Etruscan Painting 1
Etruskische Malerei aus der Tomba dei Leopardi

Die eisenzeitliche Villanova-Kultur, die der der Etrusker voranging, erhielt ihren Namen von einem Fundort in der Frazione Castenaso von Bologna. Sie wurde bereits von Giovanni Gozzadini von 1853 bis 1856 beforscht. Kennzeichnend sind Skulpturen, in denen sich die Asche der Toten in einer Urne befand, ähnlich wie in der Urnenfelderkultur. Zunächst von einer einfachen Gesellschaftsstruktur geprägt, wurde diese hierarchischer und komplexer. Zugleich entwickelten ihre Angehörigen Techniken der Metallverarbeitung und der Keramikherstellung. Die Villanova-Kultur wird sowohl für die Italiker, als auch für die Etrusker in Anspruch genommen.

Lemnos-Stele
Abzeichnung eines Kriegers nebst Inschrift auf der Stele von Lemnos. Diese Stele dient vielfach als Argument für eine Abstammung der Etrusker aus dem nordägäischen Raum.

Ab dem 8. Jahrhundert schufen die Etrusker, die sich selbst Rasenna nannten148, eine komplexe Kultur, die stark auf Rom und damit auf das spätere Europa einwirkte. Auch ihre Herkunft ist ungewiss, doch lässt sich lokal eine kulturelle Kontinuität ab etwa 1200 v. Chr. feststellen.149 In den schriftlichen Quellen tauchen sie gegen 700 v. Chr. auf. Hesiod (Theogonie 1016) spricht erstmals von den „Tyrsenoi“ (Τυρσηνοῖσιν), und aus dieser Zeit stammen auch die ältesten überlieferten Inschriften in etruskischer Sprache. Es ist diese Sprache, die so offenkundig nicht mit denen der Nachbarn verwandt war, die schon in der Antike Spekulationen über ihre Herkunft auslöste. Herodot (I, 94) vermutete ihren Ursprung in Lydien und einen Königssohn Tyrsenos, der sie vor einer Hungersnot in Kleinasien rettete, indem er ihre Auswanderung anführte. Doch sind das Lydische und das Etruskische nicht verwandt. Auch wurde vermutet, sie stammten von der Insel Lesbos.150 Dionysios von Halikarnassos (I, 26) rechnet die Etrusker hingegen zu den autochthonen Völkern. Antikleides brachte die Etrusker mit Lemnos in Verbindung, und tatsächlich zeigt die dort bis Ende des 6. Jahrhunderts gesprochene lemnische Sprache Ähnlichkeiten mit dem Etruskischen. Dies zeigt sich zudem in der „Stele von Lemnos“, die in den 1880er Jahren als Spolie in einer Kirchenwand entdeckt wurde.150d Andererseits unterscheiden sich die Lemnier kulturell wenig von der sonstigen Ägäis, und daher ist auch diese Herkunft nicht gesichert.

Kulturell bestanden in der Frühzeit sowohl Kontakte zur Ägäis als auch zur Urnenfelderkultur Mitteleuropas und des Balkans. Während der Zeit der Villanova-Kultur, in der die etruskische Kultur vor allem durch Gräber und entsprechende Beigaben fassbar wird, verdrängte die Körperbestattung (Fossagräber) im Laufe des 8. Jahrhunderts die bis dahin übliche Brandbestattung. Die Keramik (Impastoware) wurde noch ohne Töpferscheibe hergestellt. Ab etwa 750 v. Chr. imitierten eigens errichtete Töpferwerkstätten hingegen die griechischen Vorbilder. Gleichzeitig kam eine Vielzahl von Waren aus Griechenland, das vielfach als Zwischenhändler fungierte, so dass man von einer „orientalisierenden Phase“ sprach.151

Die späteren Siedlungsareale der etruskischen Städte waren bald mit etwa 10 m langen Einzelhäusern mit ovalem oder rechteckigem Grundriss bebaut. In diesen proto-urbanen Siedlungen setzte eine deutliche soziale Differenzierung ein, die sich in stark divergierendem Reichtum bei der Ausstattung der Gräber zeigt. Zahlreiche Soldatengräber weisen auf den hohen Rang dieser gesellschaftlichen Gruppe hin. Anfang des 7. Jahrhunderts entstanden riesige gentilizische Tumulusgräber der dominierenden Adelsschicht, die in diesen Hügelbauten ihre letzten Ruhestätten fand.

Galet gravé Turin
Prägewalze mit Krieger und etruskischer Inschrift, Durchmesser ca. 8 cm, um 500 v. Chr., San Bernardo di Briona (Piémont) , heute im Museo di Antichità, Turin

Etruscan sarcophagus
Ein Paar auf einem etruskischen Sarkophag aus Cerveteri, um 520 v. Chr., Terrakotta, Länge: 2 m, Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia, Rom

Diese Gruppe betrieb offenbar eine gemeinsame Außenpolitik, wie frühe Verträge mit Karthago belegen, die ihre Interessensphären abgrenzten. Zugleich dehnten die südetruskischen Städte, vor allem Veji und Cerveteri, ihr Herrschaftsgebiet zunächst nach Kampanien aus, wo Capua zum etruskischen Herrschaftsmittelpunkt wurde. Wichtigster Grabungsplatz wurde allerdings Pontecagnano mit seinen reichen Grabausstattungen. Auch Latium wurde stark etruskisiert, wie die reichen Fürstengräber von Palestrina zeigen. Noch vor 600 expandierten die etruskischen Metropolen in die Po-Ebene, ein Jahrhundert später setzte dort eine planmäßige Kolonisation ein. Wahrscheinlich traten die Städte aber als Einzelkolonisatoren auf, ähnlich wie im mittelalterlichen Italien Genua oder Venedig.

Mit den Griechen bestanden einerseits offene Konflikte, andererseits gab es zu ihnen enge kulturelle Beziehungen. So besuchte etwa ein König Arimnestos als erster Nichtgrieche den olympischen Zeus und brachte ihm ein offizielles Weihgeschenk, die Caeretaner hatten sogar ein eigenes Schatzhaus im heiligen Bezirk von Delphi. Herodot (I, 167) berichtet von einer Befragung des dortigen Orakels nach der Seeschlacht vor Alalia (535 v. Chr.). Offenbar sahen sich die Etrusker mit den Griechen als gemeinsame Erben einer heroischen Epoche, was sich in vielfachen Übernahmen aus der griechischen Mythologie, aus Ilias und Odyssee niederschlug.

Zwar lässt sich aus dem Zusammenhang manches etruskische Wort in der Überlieferung näherungsweise erschließen, doch eine echte Bilingue, ein längerer etruskischer Text mit genauer Übersetzung in eine bekanntere Sprache, gibt es bisher nicht. Ihren König nannten die Etrusker mechl rasnal, König der Etrusker, ein Titel, der allerdings weniger einen übergreifenden Herrscher als vielmehr städtische Potentaten bezeichnete.

Überlieferte Gruppen in Mittel- und Süditalien

Guerriero di Capestrano - Museo Archeologico Nazionale d'Abruzzo Villa Frigerj - Chieti - Italy - 6 Feb. 2013
Der Krieger von Capestrano, ein Picener des 7. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde in der Nähe der Dame von Capestrano über einer Nekropole der Eisenzeit gefunden.

Neben diesen Gruppen lebten in historischer Zeit bereits zahlreiche, überwiegend indoeuropäische Gruppen in Italien, deren Fremd- bzw. Eigenbezeichnungen nun überliefert sind. Zu diesen zählen die Umbri in Umbrien, dann Latiner, Samniten, Falisker, Volsker und Equi in Latium; die Picener in den Marken und den nördlichen Abruzzen; die Samniten in den südlichen Abruzzen, Molise und Kampanien; die Daunier im apulischen Daunien, Messapier und Peuketier um Bari in Apulia; Lukaner und Bruttier im südlichsten Italien; Sikeler, Elymer und Sikanen auf Sizilien. Politisch am erfolgreichsten waren zunächst neben den Etruskern die Samniten, die weiträumige Bündnisse schlossen.

Schriftdenkmäler der Rätier, Lepontier und Ligurier wurden gefunden, aber auch der Kelten ab dem 4. Jahrhundert, dann der Etrusker, deren Quellen bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen, sowie der Volsker und Falisker, der illyrischen, als Messapier bezeichneten Gruppe. Oskisch sprachen die Samniter, Hirpiner, Lukaner und Bruttier, im heutigen Gubbio fand man 1444 das umfangreichste Denkmal umbrischer Sprache, das aus sieben Bronzetafeln mit Gebeten und Kultsatzungen besteht.152

Die südlichen Gruppen wurden besonders stark von den griechischen Kolonien beeinflusst, die sizilischen auch von phönizischen bzw. karthagischen.

Das Gebiet zwischen Abruzzenkulturen und Molise wurde wegen der Ähnlichkeit der Grabausstattungen von Valerio Cianfarani als Mitteladriatische Kultur (7.–5. Jahrhundert v. Chr.) bezeichnet, womit er sie von den Picenern153 in den Marken abgrenzte. Als Stammesnamen erscheinen Caracener, Equer, Frentaner, Marruciner, Marser, Päligner, Pentrer, Prätuttier, Vestiner. Aus den Stämmen der südlichen Abruzzen und der Molise entstanden im 5. Jahrhundert die Samniten.154

Die samnitischen Stämme lebten im Apennin, wo Landwirtschaft nur bedingt möglich war. Im Gegensatz zu den Ebenen Latiums gedieh Weizen hier nur schlecht, Wein und Oliven gar nicht. Daher lebten sie von der Viehwirtschaft, zu der die Wanderung zwischen verschiedenen Weidegebieten gehörte. Infolgedessen gab es in dieser Hirtenkultur zwar Dörfer (pagi und vici), aber keine städtischen Strukturen. Archäologische Untersuchungen konnten inzwischen aber zeigen, dass sie griechische Waren importierten, und Ende des 5. Jahrhunderts prägten zumindest Allifae und Fistelia eigene Münzen. Kultorte wie Pietrabbondante belegen zudem eine komplexe Weise der Religionsausübung.155 Im Laufe des 5. Jahrhunderts zogen einige Gruppen der Samniten in die Ebenen Latiums, wo sie eine städtische Kultur entfalteten.

Ähnliche Entwicklungen kennzeichnen in dieser Phase auch andere Völker, die in den Mittelgebirgen lebten. Um 500 v. Chr. zogen die Volsker von Mittelitalien in das Gebiet südöstlich von Rom, womit sie dessen Vormacht in Latium gefährdeten, wie der Vertrag zwischen Karthago und Rom aus dem Jahr 509 noch bezeugt.

Griechen

Nestorbecher Ischia
Der „Nestorbecher“ von Ischia ist 10,3 cm hoch und befindet sich im Museo Archeologico di Pitecusa. Er wurde zwischen 725 und 720 v. Chr. als Grabbeigabe eines 12- bis 14-jährigen Jungen verwendet. Zuvor auf Rhodos hergestellt wurde er 1954 entdeckt. Die umstrittene Inschrift belegt Kenntnis der Epen Homers und stellt eine der frühesten sicher datierbaren griechischen Inschriften in Alphabetform dar.

Bei der griechischen Besiedlung Süditaliens spielten zunächst Achaia und Lokris am Golf von Korinth entscheidende Rollen. In den Jahrzehnten vor und nach 700 v. Chr. entstanden Reggio Calabria, Paestum, Kroton, Sybaris und Metapont. Sie waren Gründungen achäischer Siedler, Lokroi Epizephyrioi hingegen gründeten Siedler aus Lokris. Tarent war die einzige spartanische Kolonie, dort entstanden zahlreiche weitere Siedlungen.156

Die griechische Kolonisierung Siziliens veränderte die dortigen Verhältnisse ebenfalls grundlegend. Dabei war zunächst Chalkis auf Euböa die treibende Kraft, das um 750 v. Chr. auf Ischia im Golf von Neapel eine erste Kolonie gründete. Ende des 8. Jahrhunderts erfolgte die Besiedlung Ortygias, das zum Ausgangspunkt der späteren korinthischen Gründung Syrakus wurde. Dieser Gründung folgten Leontinoi, Zankle (Messina) und Rhegion. An der Südküste wurde von Rhodos aus Gela gegründet, von dort aus wiederum Akragas. Im äußersten Westen der Insel herrschten hingegen die Phöniker vor. Unteritalien galt als „Großgriechenland“ , oder wie es später die Römer nannten Magna Graecia. Diese Gründungen traten bald selbst als Gründer neuer Kolonien auf.

Phönizier, Karthager

Mozia lato nord-mod
Rekonstruktionsversuch der von Phöniziern gegründeten Insel Motya vor der Westküste Siziliens

Im 8. Jahrhundert v. Chr. begannen Phönizier, Handelsniederlassungen an der Westküste Siziliens zu gründen, wie etwa Motya (Mozia) oder Zyz (griech. Panormos, heute Palermo). Sie nutzten die Niederlassungen als Lager und Stationen für den weiträumigen mittelmeerischen Handel, daher kam es mit den dort lebenden Sikanern und Elymern nur selten zu Konflikten. Hingegen kam es mit den konkurrierenden Griechen zu offenen Auseinandersetzungen, die etwa in der Schlacht bei Himera (480 v. Chr.) kulminierten, und die letztlich zur karthagischen Beherrschung Westsiziliens führten.157

Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auf Sardinien, wo die Phönizier ebenfalls ab dem 8. Jahrhundert Stützpunkte anlegten, wie etwa Karali (Cagliari), später Nora, Sulki oder Tharros. Dabei erlebte Sardinien zwischen dem Ende der Bronzezeit und der beginnenden Eisenzeit keinen kulturellen Bruch, wie er in Griechenland erkennbar ist, wo er das sogenannte Dunkle Zeitalter einleitete. Um 1000 v. Chr. lassen sich die ältesten östlichen Handelsobjekte datieren, der älteste Sarkophag (bei Neapolis) belegt Zuwanderung aus der Levante kurz nach 1100 v. Chr., doch eine dauerhafte Ansiedlung fand noch nicht statt. Die phönizischen Händler brachten aber aus Iberien Bronzewaren mit, wie das Bronzeschwert von Monte sa Idda. Auch mit den Etruskern bestand ein intensiver Handelskontakt, wie Grabfunde in Cerveteri, Vulci oder Tarquinia belegen. Besonders im Metallbezirk um Vetulonia und Populonia erscheinen dementsprechend viele nuraghische Metallwaren.

Im 6. Jahrhundert ging man von der phönizischen Sitte der Verbrennung und Urnenbestattung wie sie in Sant´Antioco und Tharros zu beobachten ist, zur punischen Körperbestattung über. Damit dürfte auch der Übergang an Karthago verbunden gewesen sein. 540 v. Chr. konnten die ursprünglich phönizischen Karthager die griechische Ansiedlung in Alalia auf dem benachbarten Korsika in einer Seeschlacht beenden. Da um 568 v. Chr. die phönizische Mutterstadt Tyros von Babylon, später von den Persern kontrolliert wurde, war Karthago nunmehr die dominierende Stadt im westlichen Mittelmeer. Im Gegensatz zu Sizilien ging Karthago auf Sardinien zu einer systematischen Besiedlung über158, ähnlich wie auf Korsika.

Ethnische Bewegungen bei Beginn des ausgedehnten Schriftgebrauchs

Italic-map
Die Sprachen in Italien vor der römischen Expansion. N1: Rhaetisch, N2: Etruskisch, N3: Picenisch von Novilara, N4: Ligurisch, N5: Nuraghisch, N6-N7: Elymisch und Sicanisch, C1: Lepontisch, C2: Gallisch, I1: Süd-Picenisch, I2: Umbrisch, I3: Sabinisch, I4: Faliskisch, I5: Latinisch, I6: Volskisch und Ernicisch, I7: Zentralitalisch (Marser, Aequer, Paelignier u.a.); I8: Oskisch, IE1: Venetisch, IE2: Mesapisch, G1 bis G3: Griechische Dialekte (G1: Ionisch, G2-G3: Archaiisch, Dorisch), P1: Punisch

Mit dem stärker verbreiteten Gebrauch der Schrift erscheinen erstmals die Namen der Völker, die hinter den archäologischen Kulturen stehen, ohne mit ihnen deckungsgleich sein zu müssen. Im 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. besetzten Kelten große Teile der Po-Ebene, eroberten Rom und zogen bis nach Apulien, ohne diese Gebiete dauerhaft in Besitz zu nehmen. In den südlich anschließenden Mittelgebirgslandschaften bewegten sich italische Völker, von denen man die nördliche Gruppe als Umbro-Sabeller zusammenfasst (Umbrer, Sabiner, Äquer und Marser), die südliche als Osker, aus den Gebirgszonen in die tiefer gelegenen Gebiete. Zu diesen gehören etwa die Samniten. Im westlichen Mittelitalien lebte die kleine Gruppe der Latino-Falisker, die zwar mit den Italikern verwandt waren, sich jedoch sprachlich und kulturell deutlich unterschieden. In Apulien lebten, von Norden nach Süden: Daunier, Peuketier, Messapier und Salentiner, die auf indoeuropäische Vorfahren zurückgingen. Schließlich kamen die eher städtischen Kulturen der Griechen im Süden, der Karthager auf den großen Inseln und die der Etrusker hinzu, die ihre Einflussgebiete und Siedlungsräume stark ausdehnten. Zur Urbevölkerung rechnete man schließlich noch die Ligurer im Nordwesten und die Sikaner Zentralsiziliens. Dabei zeigt sich noch im 4. Jahrhundert v. Chr., etwa bei Isokrates, dass die Tatsache, dass ein Volk autochthon war, ein hohes Ansehen bewirkte.159

Geschichte der urgeschichtlichen Archäologie in Italien

Das Interesse an den materiellen Überresten der Vergangenheit, die über die Schriftquellen hinausgehen, reicht mindestens bis in die Renaissance zurück. Doch befasste man sich zunächst mit den Artefakten der klassischen Antike. So verfasste etwa Flavio Biondo 1482 ein Werk über die Ruinen Roms (Romæ Triumphantis Libri Decem). Dennoch kann von einer Systematik oder von einer Methodologie noch keine Rede sein, die Überreste illustrierten eher, was man aus den Quellen glaubte zu wissen, auch wenn Biondo als einer der Gründungsväter der Archäologie gilt. Dies gilt auch für Cyriacus von Ancona (ital. Ciriaco de’ Pizzicolli, um 1391 bis um 1455), der zahlreiche antike griechische und lateinische Inschriften kopierte.160

Johann Joachim Winckelmann gilt als Vater der klassischen Archäologie (Geschichte der Kunst des Altertums, 1764), auch wenn sein Schwerpunkt eher auf der Kunstgeschichte lag. Die Entdeckung von Pompei und Herculaneum 1748, vor allem aber die folgenden Ausgrabungen führten zu einem weiteren Entwicklungsschub der archäologischen Techniken, wiesen den Funden aber auch eine zusätzliche Rolle zu, denn sie waren in der Lage Zustände und Prozesse der Forschung zu öffnen, die aus den Schriftquellen nicht belegbar waren. Die einsetzende Erforschung der römischen Katakomben brachte als neues Fachgebiet die christliche Archäologie hervor, und so entstand auf Weisung Papst Pius VII. 1816 die Pontificia accademia romana di archeologia. Damit entstand in Italien erstmals ein Institut, das sich ausdrücklich jenseits der Schriftquellen mit der Archäologie befasste161. Ab 1850 trieb Giovanni Battista de Rossi die Erforschung der insgesamt 60 Katakomben voran. Vier von ihnen wurden von den römischen Juden unterhalten, und zwar etwas 150 Jahre vor den Christen, wie die Datierung von Holzproben an der Universität Utrecht erwies.

Nino Lamboglia
Nino Lamboglia (1912–1977), 1972. Er erhielt den ersten italienischen Lehrstuhl für Mittelalterarchäologie

Zugleich setzten Bemühungen ein, die vorschriftliche Geschichte entsprechend den herausstechenden Materialien ihrer materiellen Kultur (cultura materiale) in Stein-, Bronze- und Eisenzeit einzuteilen, und sich von der eher ästhetischen Betrachtung der zeitgenössischen Kunstgeschichte zu lösen. Luigi Pigorini forderte etwa die Zuweisung und systematische Ergrabung der Objekte zu den als Kulturen unterschiedlichen Gepräges erkannten Gruppen. Vielfach wurde jedoch versucht, die archäologischen Kulturen mit ethnischen Gruppen gleichzusetzen, was wiederum auf die Wissenschaftsorganisation Auswirkungen hatte. Auf einer Exkursion während des 5. Kongresses für Anthropologie und prähistorische Archäologie in Bologna identifizierte der Franzose Gabriel de Mortillet 1871 in Marzabotto (Emilia-Romagna) „Gallier“, indem er Waffen und Schmuck aus dem dortigen Gräberfeld (Schwerter, eiserne Lanzenspitzen und Bronzefibeln) mit Funden aus der Champagne verglich, und begründete damit die keltische Archäologie als Wissenschaftszweig.

Trotz einiger Fortschritte blieb der institutionelle Rahmen der Wissenschaft weit zurück, so dass die italienische Archäologie nach der Jahrhundertwende zunehmend isoliert wurde.162 Daran änderte die Einrichtung des Comitato per le Ricerche di Paleontologia Umana in Italia in Florenz zunächst wenig. Zwischen 1898 und 1925 fanden unter Leitung von Giacomo Boni die Ausgrabungen am Forum Romanum statt, Nino Lamboglia arbeitete in Ligurien, wo er 1933 die Società Storico Archeologica Ingauna und 1937 das Istituto Internazionale di Studi Liguri gründete, das er bis 1977 leitete. Er erhielt 1974 den ersten italienischen Lehrstuhl für Mittelalterarchäologie. Dabei wurde in den neu entstandenen archäologischen Disziplinen der systematischen Stratigraphie zunehmend Priorität eingeräumt. 1925 wurde Florenz zum Sitz des Istituto Nazionale di Studi Etruschi ed Italici, 1954 zum Sitz des Istituto Italiano di Preistoria e Protostoria, da sich dort bereits seit 1912 das paläontologische Institut befand. Letzterem Institut gelang es, die Arbeiten der verschiedenen Forschungsinstitutionen zu koordinieren.

Neue Impulse ergaben sich aber auch ab 1940 und besonders in der Nachkriegszeit durch die Grabungen von Luigi Bernabò Brea in Arene Candide, was auch internationale Entwicklungen wieder für Italiens Archäologie fruchtbar machte. Hatte das faschistische Regime die Grabungstätigkeit eher der imaginierten Größe des Römischen Reiches gewidmet, so veranlassten die flächendeckenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs vielfach Notgrabungen; aber auch die Luftaufklärung der Alliierten ab 1943 brachte zahlreiche neue Fundorte zutage. Zugleich weitete sich der zeitliche Horizont der Archäologie bis in das Industrielle Zeitalter einerseits und in die früheste Urgeschichte andererseits. Zu deren Erforschung wurden zunehmend naturwissenschaftliche Methoden der Datierung herangezogen.

In den 1960er Jahren verstärkten sich die Impulse aus der Anthropologie und der Ethnologie, die im angelsächsischen Raum zu neuen Ansätzen führten. Die prozessuale und die post-prozessuale Archäologie, die marxistische und die Gender-Archäologie, die neo-evolutionistische und die kognitive Archäologie, die ab den 1980er Jahren Rückschlüsse auf das Denken urgeschichtlicher Menschen zu ziehen sucht, brachten zum Ausdruck, dass die Ansätze, mit denen Gesellschaften erfasst werden konnten, auch in die Urgeschichte vordrangen. Auf Italien hatten diese Ansätze wenig Einfluss, erst auf Umwegen erreichten die im angelsächsischen Raum heftig geführten Kontroversen das Land in abgemilderter Form. Auch stand die Zooarchäologie am Anfang, die Untersuchung von Spuren an Werkzeugen und die Kenntnis der lithischen Technologie waren noch nicht sehr weit entwickelt.

Vor allem die Nordamerikaner stellten Erkenntnis- und Ordnungsmethoden der Anthropologie und der Ethnohistorie in den Vordergrund, und sie kritisierten die bloße Sammlungs- und Systematisierungstätigkeit der „traditionellen“ Archäologen. Für sie standen die Kulturprozesse an vorderster Stelle, die sie anhand der Geschichte der Indianer Nordamerikas besonders intensiv erforscht hatten, und die wiederum dem Fach eigene Verfahren, Theorien, Kooperationen und Deutungsmuster verliehen, vor allem in den USA und in Kanada163. Daraus ergaben sich neue Ansätze zu Besiedlungsmodellen und zu den Beziehungen zur Umwelt, zur Entstehung des Fernhandels. Diese Richtung geriet wiederum durch britische Archäologen in die Kritik, die die Abstraktheit der Amerikaner ablehnten und die Spezifität der archäologischen Forschung in den Vordergrund rückten. Ab den 1970er Jahren rückte auch in Italien die Betrachtung zusammenhängender, größerer Räume in ihrer inneren Ordnung zunehmend in den Mittelpunkt. Dort war der Einfluss dieser Richtungen jedoch bis Ende des 20. Jahrhunderts eher gering. Doch zeigen jüngere Werke, dass die angelsächsischen Einflüsse entsprechend den lokalen Verhältnissen zunehmend adaptiert werden.

Frühgeschichte

Italie -800
Völker in Italien zu Beginn der Eisenzeit

Loutrophoros Antikensammlung Kiel B 787 (3)
Apulische Loutrophoros; Seite A zeigt auf dem Körper den Raub des Kephalos durch die Göttin Eos auf zwei Figurenregistern, am Hals Frauenkopf in Blütenkelch, Seite B zeigt auf dem Körper einen Naiskos, in dem eine bauchige Loutrophoros steht und um den vier Figuren angeordnet sind, Halsbild zeigt oben eine in Chiton und Mantel gekleidete Frau, unten einen Frauenkopf im Profil nach rechts; die Henkel waren schon in der Antike abgebrochen und wurden durch Ersatzhenkel, die mit Metallstiften befestigt wurden, ersetzt; um 330 v. Chr., Antikensammlung Kiel

Die Bronzezeit setzte in Italien im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. ein. Es entstanden erstmals proto-urbane Strukturen, in Kampanien fand sich eine solche „Stadt“, die vom 17. bis zum 7. Jahrhundert bestand. Diese „Bronzemetropole“ kam anscheinend ohne Verteidigungsanlagen aus.164

In der Bronzezeit sind zahlreiche Kulturen erkennbar, deren Zuordnung zu den Völkern, die in den frühesten Schriftquellen auftauchen, nicht immer gesichert ist. Um 1500 v. Chr. kam es zudem erneut zu starken Zuwanderungen, insbesondere von Indoeuropäern165, die Dörfer wurden verstärkt befestigt. Funde wie im sizilianischen La Maculufa belegen Oliven- und Weinanbau.166 Die Eisenzeit, gelegentlich auch die späte Bronzezeit, gilt als Formatierungsphase der Stämme, die in den schriftlichen Quellen erscheinen. Auf zunehmende Macht einer Kriegerelite deutet die größere Menge an Waffenbeigaben hin. Zugleich wird ein weiträumiger Fernhandel bis in den östlichen Mittelmeerraum erkennbar. Etrusker und Griechen eroberten auf Städten basierende, zusammenhängende Herrschaftsgebiete, eine Entwicklung, die bald ganz Italien erfasste und die in der Herrschaft Roms gipfelte.

In Oberitalien lebten im 5. Jahrhundert v. Chr. die gerade eingewanderten Kelten (lateinisch Galli), dann Lepontier und Ligurer, im Nordosten Veneter.167 Mittelitalien war von Umbrern (im heutigen Umbrien); Latinern, Sabinern, Faliskern, Volskern und Aequern (im heutigen Latium) und Picenern168 (Marken und nördliche Abruzzen) bewohnt. Im Süden waren Samniten169 (südliche Abruzzen, Molise und Kampanien) ansässig; Japyger und Messapier in Apulien; Lukanier und Bruttii. Die Sikuler besiedelten den Ostteil Siziliens. Viele dieser Völker waren indoeuropäischen Ursprungs, einige galten als Aborigines. Die Etrusker in Mittelitalien waren keine Indoeuropäer, doch sprachen die Elymer (von denen mehr als 130, wenn auch kurze Inschriften bekannt sind), vielleicht auch die Sikaner auf Sizilien eine dieser Familie angehörende Sprache. Thukydides nennt als erster die Sikaner, Sikeler und Elymer als Bewohner der Insel neben den Griechen.169a Auf Sardinien lebten Sarden, die möglicherweise den Scherden in ägyptischen Quellen gleichzusetzen sind.169c

Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. begann die griechische Kolonisation Süditaliens. Dabei wurden zahlreiche Städte sowohl auf dem Festland (darunter Taras, Kyme, Metapontion, Sybaris, Kroton, Rhegion, Paestum und Neapel) als auch auf Sizilien (Naxos, Zankle und Syrakus) gegründet. Die griechisch besiedelten Gebiete wurden als Magna Graecia (Großgriechenland) bezeichnet. Ein Überbleibsel ist das noch heute gesprochene Griko.

Die Karthager, die sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht entwickelt hatten, gründeten neben Kolonien auf Sizilien auch solche auf Sardinien. Sie gerieten während des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. in anhaltende Konflikte mit den griechischen Kolonien, vor allem mit Syrakus. Hingegen standen sie zeitweise mit den Etruskern im Bündnis. Auch mit Rom pflegte es bis 264 v. Chr. ein gutes Verhältnis. Karthago und Rom schlossen um 508 v. Chr. einen ersten Vertrag, 348 und 279 v. Chr. folgten weitere.170

Rom

Italien im expandierenden Römerreich (4. Jahrhundert v. bis 2. Jahrhundert n. Chr.)

Rom172 war im 8. Jahrhundert eine kleine bäuerliche Gemeinde, die aus mehreren Dörfern hervorgegangen war. Der traditionellen Überlieferung nach schüttelte es 509 v. Chr. die Königsherrschaft und die Dominanz der Etrusker ab. In der mythischen Erinnerung hatte die Expansion zunächst im Kampf mit den Sabinern, dann gegen die Stadt Alba Longa begonnen. Auf diese frühe Phase wird die Entstehung der Patrizier und der Plebejer zurückgeführt, ebenso die religiöser Einrichtungen, wie die Priesterschaft der Vestalinnen. Auf den etruskischen König Tarquinius Priscus führten die Römer den Bau der Cloaca Maxima oder des Jupitertempels zurück. Mit dem Ende der Monarchie übernahm der Senat die wichtigste Rolle im entstehenden Staatswesen.

Sein Herrschaftsgebiet dehnte Rom zunächst über Mittelitalien, dann zu einem Imperium über den gesamten Mittelmeerraum aus, um schließlich bis in den Nordseeraum und an den Persischen Golf zu gelangen. Erst nach drei Kriegen (343–341, 327–304 und 298–290 v. Chr.) gelang es, die Samniten zu unterwerfen.173 Mit dem Sieg über den hellenistischen König von Epirus, Pyrrhus, im Jahr 275 v. Chr. begann Rom den rein italischen Rahmen zu sprengen und seine Macht weiter auszudehnen.

Diese Expansion überforderte bereits in den beiden ersten Punischen Kriegen, die mit einer Unterbrechung von 264 bis 201 v. Chr. andauerten, die Ressourcen der Stadt, so dass sie auf die Hilfe der Verbündeten angewiesen war. Dieser erste Krieg, der beinahe den gesamten Mittelmeerraum erfasste, führte fast übergangslos zu weiteren Kriegen, die jeden Anschein eines Regionalkonflikts verloren. So führte Rom gegen die hellenistischen Reiche im Osten (200 bis 146 v. Chr.), gegen die Gallier Oberitaliens, deren Gebiet 191 v. Chr. zur Provinz Gallia cisalpina wurde, aber auch in Gebieten in Südgallien Kriege. 175 v. Chr. folgte Ligurien, dann die Griechen Süditaliens sowie die Numider in Nordafrika, nachdem Karthago 146 v. Chr. endgültig besiegt und nunmehr zerstört worden war. Schließlich folgte die Expansion nach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) und auf die iberische Halbinsel (bis 19 v. Chr.). 58 bis 51 v. Chr. wurde Gallien erobert, die Grenze bis über den Rhein vorgeschoben, schließlich folgte (allerdings erst in der frühen Kaiserzeit) Britannia.

Weder die Zentralisierung auf Rom noch der Macht- und Verwaltungsapparat waren geeignet, einen Flächenstaat dieser Größe zu steuern. Auch die Sozial- und Besitzverhältnisse brachten das Reich vielfach an den Rand des Auseinanderbrechens. Bauern- und Sklavenaufstände (vor allem 135, 104 und 73–71 v. Chr.) waren Folge der grundlegend veränderten Lebensbedingungen und der extremen Ungleichheit in den materiellen und rechtlichen Verhältnissen innerhalb der Gesellschaft. Daneben kam es zu einer Verstärkung des Einflusses hellenistischer Kultur, später auch der Kulturen des Nahen Ostens, die eine allen Veränderungen abgeneigte, konservative Senatsgruppe als Werteverfall wahrnahm.

Hinzu kam ein weiteres Problem: Der Sieg Roms war nur durch Truppen der Verbündeten möglich geworden. Da Rom jedoch seinen Bundesgenossen die rechtliche Gleichstellung verweigerte, kam es Ende des 2. Jahrhunderts zu Unruhen und 90/89 v. Chr. zum Bundesgenossenkrieg. Trotz ihrer Niederlage erhielten die Gemeinden Italiens das römische Bürgerrecht, 42 v. Chr. erhielten dieses Recht auch die bis dahin ausgeschlossenen Städte der Po-Ebene. Mit dem Zensus von 29/28 v. Chr. wurden schließlich alle Italiker in die Bürgerlisten eingetragen.174 Damit wurde Italien zu einem einheitlichen, gegenüber dem übrigen Reich bevorzugten Rechtsraum. Dieser Zustand hielt bis 212 n. Chr. an, als allen Bürgern des Reiches das römische Bürgerrecht mit den daran hängenden Pflichten verliehen wurde. Zudem war Italien, insbesondere Rom, ein Wirtschaftsraum, auf den fast alle Provinzen ausgerichtet waren. Zugleich musste es immer weniger die Lasten der Verteidigung des Riesenreichs tragen.

Bis zur Herrschaft des Augustus litt Italien jedoch unter schweren Machtkämpfen, die mit dem Kampf zwischen Sulla und Marius begannen, und denen soziale Auseinandersetzungen vorangegangen waren, die mit den Gracchischen Reformen verbunden sind. Sie reichten ins frühe 5. Jahrhundert zurück, als das Amt des Volkstribuns geschaffen wurde. Diese Bürgerkriege fanden einen weiteren Höhepunkt mit den Kämpfen, aus denen zunächst Gaius Iulius Caesar, dann Augustus als Sieger hervorgingen.

Pax Romana, Verwaltung und Wirtschaft (1. bis 2. Jahrhundert)

Roman Italy
Die von Augustus durchgesetzte Einteilung Italias in elf Regionen

Die sich anschließende lange Friedensphase (Pax Romana) in Italien ließ Wirtschaft, Künste und Kultur aufblühen. Die Bevölkerungsdichte sollte erst Jahrhunderte später wieder erreicht werden. Die Errungenschaften Roms im Bereich Recht, Verwaltung und Kunst haben die westliche Zivilisation zutiefst geprägt.

Die unzureichend gewordene Organisation von Verwaltung und Militär wurde von den frühen Kaisern grundlegend geändert. Augustus teilte Italien in elf Regionen ein. Die republikanischen Institutionen wurden formal überwiegend wieder eingesetzt, doch blieben sie weitgehend von seinen Entscheidungen abhängig und veränderten ihren Charakter zu einer administrativen Tätigkeit. Allerdings behielt der Senat in Italien einige Vorrechte, wie etwa die Verfügung über die Prägung der Bronzemünzen ab 15 v. Chr., die Verfügung über die Tempel oder die Leitung des aerarium Saturni.175 Die Volkstribunen behielten ihre Rechte, wurden aber formal in Umkehrung ihrer bisherigen Stellung dem Senat unterstellt, faktisch jedoch dem Kaiser.

Während es in der Republik nur ansatzweise eine Verwaltung gab, denn es existierten weder Grundsätze noch Apparate oder ausgebildetes Personal, änderte sich dies unter den Kaisern. Claudius setzte in der Verwaltung stark auf Freigelassene (sie verloren ihren Einfluss unter den Flaviern), Domitian und Hadrian eher auf vermögende Ritter (equites), also die Gruppe der Händler, Steuerpächter und der städtischen Mittelklasse, für die die Republik nie eine adäquate Aufgabe gefunden hatte. Schon Vespasian zog verstärkt Provinzialen hinzu, Trajan zog Männer aus dem Osten in den Senat. Insbesondere in der Finanzverwaltung kam es zu einer Professionalisierung, vor allem, als der römische fiscus die Verantwortung für die Einnahmen aus den Provinzen übernahm. Es entstand eine Art Zentralverwaltung.

Als Vermittlerinstanz fungierte vor allem ab dem 2. Jahrhundert das nicht leicht zu fassende consilium principis, das informell zusammengestellt den Kaiser beriet. Hadrian zog erstmals Juristen hinzu. Im späten Kaiserreich übernahm diese Rolle das consistorium.176 Daneben übte der Prätorianerpräfekt großen Einfluss aus, der zunächst mit seiner Prätorianergarde für die Sicherheit des Kaisers verantwortlich war. Er erhielt bald über den Militärbereich hinausreichende richterliche Befugnisse (unter den Severern im Umkreis von 100 römischen Meilen um Rom, also knapp 150 km) und agierte vielfach als Feldherr. Für die Truppenversorgung verfügte er seit Nero über eine eigene Naturalienabgabe, die annona. Um ihn herum entstanden schwer durchschaubare Verwaltungseinheiten. Sonderbereiche wie die Spiele oder die Bibliotheken übernahmen nur hierfür zuständige Prokuratoren. In Rom führte ein praefectus urbi die städtischen Kohorten und saß Eilgerichten vor. Der praefectus annonae war für die Lebensmittelversorgung, für die Marktaufsicht und die Schifffahrt auf dem Tiber sowie die Bäckereien zuständig. Hinzu kam ein praefectus vigilum, der Feuerwachen organisierte. Die Aufgaben wurden bald zu komplex, so dass unter Trajan subpraefecti eingesetzt wurden, an die enger gefasste Aufgaben delegiert wurden.

In Italien wachten die Prätorianer über die Sicherheit. Tiberius brachte sie nach Rom, nur die Präfekten, die für die Flotten zuständig waren, blieben in Misenum und Ravenna. Städtische Magistrate sprachen Recht, es entwickelte sich ein Instanzenzug mit der letzten Instanz in Rom. Für den Straßenbau waren nicht mehr die Censoren zuständig, sondern curatores viarum. Die oftmals chaotischen Finanzen der Städte unterlagen seit Nerva den curatores civitatis. Um 120 sollte mit vier consulares die Rechtsprechung in Italien zentralisiert werden, doch setzte sich das System erst Ende des Jahrhunderts in abgeschwächter Form durch. Insgesamt gelang es, die massive Selbstbereicherung, die in republikanischer Zeit aus der Vermengung politischer, militärischer und verwaltungstechnischer Ämter und der Kurzzeitigkeit der Ämter resultiert hatte, auf ein erträgliches Maß zurückzuschneiden. Es dauerte bis Ende des 2. Jahrhunderts, bis sich eine relativ feste Hierarchie mit entsprechenden Gehältern entwickelt hatte.

Jede Stadt verwaltete ihr Umland mit. Im Gegensatz zu den meisten Provinzstädten unterlagen die italienischen dabei nicht der Tributpflicht. Incolae, einfache Bewohner oder Fremde, und attributi, die abseits der Städte wohnten, hatten mindere Rechte. Die Verbindung zu den übergreifenden Einrichtungen stellten patroni her, lokale Notabeln.

MANA - Olivenpresse
Relief mit der Darstellung einer Olivenölpresse, die von zwei Männern angetrieben wird, Aquileia, 3. Jahrhundert

Die größte Entlastung für die Wirtschaft des Reiches war das Ende der Bürgerkriege. Das stellte sich für Italien jedoch ganz anders dar. Dort hatte die politisch und ökonomisch führende Gruppe sogar erheblich von der Zufuhr an Sklaven und den Tributen der Provinzen profitiert, vor allem die großen Landbesitzer. Auch kam die kaiserliche Unterstützung der municipia und die ausgedehnten kaiserlichen Domänen der Vermögensbildung der führenden Schichten in den Städten zugute. Doch gerade die Latifundien hatten wiederum zu einer Verdrängung der Bauern, zu einer Entvölkerung des Landes und zur Ausweitung der Weidewirtschaft geführt, was die Verstädterung weiter förderte. Zudem sahen sich Oliven- und Weizenbauern starker Konkurrenz aus Gallien, Hispanien und Africa ausgesetzt. Die seit Trajan zunehmend aus den Provinzen stammenden Kaiser förderten ihrerseits die außeritalischen Gebiete zu Lasten Italiens.

Des Weiteren belastete die italische Wirtschaft, dass immer noch die meisten Legionäre aus Italien stammten und Kriege, wie die Trajans, zu hohen Verlusten und zur Ansiedlung in den östlichen Provinzen führten. Bereits Nerva, Trajans Vorgänger, hatte Italien einen besonderen Rang eingeräumt. Trajan verlagerte die Rekrutierungsgebiete auf die hispanischen Provinzen und versuchte damit, der Auszehrung Italiens entgegenzuwirken. Er untersagte daher die Abwanderung aus Italien, verfügte, dass Senatoren aus den Provinzen mindestens ein Drittel ihres Vermögens in Landbesitz in Italien anlegen mussten177, und versorgte Bauern für das Großziehen von Kindern(alimenta). Diese Alimentarstiftung, die bis ins 3. Jahrhundert bestand, sicherte durch Zinsen und Darlehen, die Trajan Grundbesitzern gewährte, vermutlich hunderttausenden Kindern monatliche Unterstützung.178 Häfen, Straßen und öffentliche Bauwerke wurden massiv gefördert, insbesondere in Rom.

Die mangelnde Versorgung der Latifundien mit Sklaven und die niedrige Produktivität der Güter führten im 2. Jahrhundert dazu, dass die großen Güter zunehmend aufgeteilt und an coloni verpachtet wurden. Für ihr Land leisteten die Kolonen Abgaben in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit. Kaiserliche Domänen gab es vor allem im Süden, doch waren die Provinzdomänen bedeutender.179

Insgesamt scheint es, dass die Latifundien weniger die Ursache des Reichtums als die Früchte der im Handel und in der Produktion erwirtschafteten Gewinne waren. Dabei spielten Minen und Steinbrüche eine wichtige Rolle, die aber auch eher in den Provinzen betrieben wurden und nicht etwa um Luna bei Carrara, da man in Italien einen Abzug von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft fürchtete. Im Produktionsbereich blieb Italien nur bei der Wollspinnerei führend, vor allem in der Po-Ebene, etwa in Altinum, und um Tarent. Glas und Keramik, Lampen und Metallwaren verloren jedoch ihre führende Rolle. Hinzu kam die scharfe Konkurrenz der ökonomisch immer selbstständiger werden Landgüter, der Villae, gegen die die Kleinhandwerker, die den Löwenanteil der Waren produzierten, kaum ankamen. Immerhin förderten die Kaiser mit ihren Bauprojekten den Handel mit Ziegeln.

Detail der Trajanssäule mit Szenen aus dem Dakerkrieg

Dabei verschwand der Tauschhandel weitgehend, Münzen zirkulierten in jedem Städtchen. Erstmals kam somit der Münzpolitik größte Bedeutung zu. Bronzemünzen wurden vom Senat geprägt, Gold- und Silbermünzen vom Kaiser. Damit entstanden neue Begehrlichkeiten. Im Jahr 64 kam es zu einer ersten Abwertung. Trajan konnte das Münzsystem mit dakischem Gold unterfüttern, von dem Rom angeblich 5 Millionen römische Pfund erbeutete, also mehr als 1600 Tonnen.180 Doch wertete er die Kupfermünzen durch Reduzierung des Kupferanteils ab. Hadrians Friedenskurs stabilisierte das System langfristig, doch machte sich schon unter Mark Aurel eine deutliche Inflation bemerkbar, also eine zunehmende Wertminderung der Münzen. Diese erreichte in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts ihren Höchststand.181 Zudem genügte die Edelmetallgewinnung nicht mehr dem Bedarf, d. h., sie brachte die Wertrelation zwischen Gold und Silber ins Wanken.

Das Bankensystem ist nur wenig erforscht. Transaktionen von Münzen ließen sich auf dem Papier arrangieren, so dass die Schwierigkeiten und Risiken der Münz- und Barrenübermittlung gemindert wurden.182 Der Außenhandel brachte den Randprovinzen erhebliche Einnahmen, doch den größten Umfang besaß der Handel zwischen den Provinzen.

Italien als Provinz im Römischen Reich, Christianisierung (3. bis 5. Jahrhundert)

Das Römische Reich und seine Provinzen zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan im Jahre 117

Die Durchsetzung des Christentums im 4. Jahrhundert bis hin zum Status der Staatsreligion ab 380, die Gründung einer zweiten Hauptstadt im Osten und die Teilung des Reichs sowie die Eingliederung Italiens als gewöhnliche Provinz, dazu die politisch-militärische Unsicherheit, die auch vor Italien nicht Halt machte, charakterisierten die sich verändernde Situation des Landes. Weder die Verfolgungen, vor allem unter Valerian und Diokletian, noch die pagane Gegenreaktion auf die christenfreundlichere Politik seit Konstantin durch Kaiser Julian konnten die Ausbreitung des Christentums verhindern. Diese, wenn auch vielfach zerklüftete, aber dennoch in wenigen Formen ins Mittelalter mündende Religion wurde mitsamt ihren Organen von zentraler Bedeutung für das Frühmittelalter.

Die Berechnung der Einwohnerzahl in der Antike bereitet erhebliche Probleme, so dass die Ergebnisse stark divergieren. Um 200 n. Chr. könnte das Römische Reich 46 Millionen Einwohner gehabt haben, Rom mindestens 700.000, andere Schätzungen liegen erheblich höher. So reichen sie für das 1. Jahrhundert von 54 bis zu 100 Millionen für das Reich und liegen um etwa 1,1 Millionen für Rom.183 Für das 3. Jahrhundert variieren die Annahmen zwischen 50 und 90 Millionen.184 Marc Bloch hielt die Berechnung der Einwohnerzahl für unmöglich.185 Italien hatte nach den älteren Schätzungen von Karl Julius Beloch 7 bis 8 Millionen Einwohner, hinzu kamen Sizilien mit 600.000 und Sardinien mit 500.000,186 doch fiel diese Zahl bis um 500 auf etwa 4 Millionen und bis 650 gar auf 2,5 Millionen.187

Aurelian Walls Rome 2011 1
Abschnitt der Aurelianischen Mauer um Rom

Ambrosius von Mailand, Mosaik in der Mailänder Kirche, die seinen Namen trägt. Es entstand möglicherweise zu seinen Lebzeiten.

212 erhielten in der Constitutio Antoniniana alle Bürger des Reiches das römische Bürgerrecht, die bisherige Bevorzugung Italiens entfiel. In der Zeit der Reichskrise verlor Italien zunehmend seine Rolle als Kernland des Imperiums; diese Entwicklung sollte sich in der Spätantike fortsetzen. Darüber hinaus musste Rom nach 270 wieder mit einer Stadtmauer militärisch gesichert werden. Zwischen 254 und 259 waren erstmals wieder germanische Stämme auf italischem Boden erschienen, so etwa die Alamannen, die 259 bei Mailand und 268 am Gardasee zurückgeschlagen wurden.

Analog zum übrigen Reich wurde die Halbinsel unter Diokletian in Provinzen aufgeteilt (Liste). Die Dioecesis Italiciana bildete einen Teil der Praefactura praetorio Italia, zwei Vicarii residierten in Mailand und Rom. Die von Mailand aus verwalteten Regiones annonariae im Norden der Halbinsel dienten dem Unterhalt des kaiserlichen Haushalts, die von Rom aus verwalteten Regiones suburbicariae dienten der Versorgung Roms. Dabei waren die Inseln mit eingeschlossen. Ein politisch weit über Rom hinaus agierender Praefectus urbi verwaltete Rom, das seine Funktion als Kaiserresidenz unter Konstantin weitgehend einbüßte.

Theologische Auseinandersetzungen nach dem Konzil von Nicaea (325) zwischen dem athanasischen Westkaiser Constans und dem arianerfreundlichen Constantius II. im Osten gaben den beiden Bischöfen der Metropolen Mailand und Rom bald ebenfalls eine Sonderstellung. Bischof Ambrosius von Mailand gewann erheblichen Einfluss auf die Reichspolitik, während der römische Präfekt diesen nach und nach einbüßte, zumal viele der kaiserlichen Amtsinhaber eher zum Paganismus neigten. Umgekehrt mischten sich Kaiser, etwa Valentinian I., in die Bischofswahl in Rom ein. Darüber hinaus war der Klerus von Abgaben und Diensten befreit, ebenso wie vom Kriegsdienst, womit er endgültig zu einem eigenen Stand wurde.188

Zwar lassen sich in Italien erste Juden ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. belegen, eine erste Synagoge entstand jedoch erst um 100 n. Chr. in Ostia. Im 1. Jahrhundert dürfte die Zahl der Gemeindemitglieder bei rund 60.000 gelegen haben, davon 30.000 bis 40.000 in Rom.189 Die bei öffentlichen Großveranstaltungen versammelten stadtrömischen Massen lehnten jedoch eine eheliche Verbindung des Kaisers Titus mit der jüdischen Königstochter Berenike ab, die er vor Beginn seiner Herrschaft während der von ihm geleiteten Verwüstung Judäas nach dem dortigen Aufstand kennen gelernt hatte. Daher mussten sich die beiden im Jahr 79 trennen, Gerüchte wollten, dass er ihr die Ehe versprochen hatte (Sueton, Titus 7,2). Um 300 kam es auf dem Konzil von Elvira (can. 16/78) zu einem ersten Eheverbot zwischen Juden und Christen, mit dem Codex Theodosianus (III, 7,2; IX, 7,5) galt dieses Verbot im gesamten Reich bei Androhung der Todesstrafe.190 Außerdem wurden den Juden Kleidungsverbote auferlegt, die Sklavenhaltung verboten (damit der Zugang zum Latifundienbesitz und zur Gutsherrschaft verwehrt) und die Übernahme öffentlicher Ämter. Ab 537 mussten sie dennoch zur Finanzierung dieser Ämter beitragen.

Seit der Gründung Konstantinopels als Hauptstadt des Ostens im Jahre 326 und der Teilung in Weströmisches und Oströmisches Reich im Jahr 395 wurde Italien zu einer immer weniger bedeutenden Provinz. Das Westreich löste sich im Verlauf der Völkerwanderung unter dem Druck von Germanen und Hunnen, dem Verlust wirtschaftlich bedeutender Provinzen, der vom Kaiser schließlich nicht mehr zu kontrollierenden Armeeführung und einer räumlich wie sozial zersplitterten Gesellschaft auf.

Im November 401 standen die germanischen Westgoten Alarichs, die die Römer zu den Skythen zählten, ähnlich wie Alanen und Hunnen191, erstmals in Italien. Sie scheiterten jedoch vor Aquileia, dann im März 402 vor der Hauptstadt Mailand. Honorius residierte fortan im sicheren Ravenna. Am 6. April 402 erlitten die Goten beinahe eine Niederlage, Stilicho erreichte ihren Abzug aus Italien, er schlug sie bei Verona und gewann sie später als Verbündete gegen Ostrom. Erst 408, als die Rheingrenze zusammengebrochen war, drohte Alarich erneut, nach Italien zu ziehen, was er nach dem Sturz Stilichos und dessen Hinrichtung am 22. August auch tat. 410 wurde Rom geplündert, doch zogen die Goten 412 nach Gallien ab.

Unter den potentes stellten die Senatoren im trotz der Gebietsverluste fortbestehenden Reiches eine privilegierte Gruppe dar. Seit Constantius II. genoss der Senat Konstantinopels dabei dieselben Vorrechte wie jener Roms. Ging man dabei früher gemeinhin davon aus, dass sich die Aristokraten auf ihre Landsitze zurückgezogen hätten, so konnte inzwischen die Existenz palastartiger Stadthäuser nachgewiesen werden. Die Senatoren waren jedoch keineswegs eine homogene Gruppe. Sie unterteilten sich in verschiedene Rangstufen, nämlich in clarissimi, spectabiles und illustres, die noch unter Justinian von Bedeutung waren. Ihr Prestige war nach wie vor sehr hoch, und sie sahen sich selbst gar als „besseren Teil der Menschheit“ (pars melior humani generis, Symm. epist. 1,52). Auch die aus republikanischer Zeit tradierten Ämter des cursus honorum, allen voran Volkstribunat, Praetur und Consulat behielten trotz ihrer längst eingetretenen Machtlosigkeit weiterhin erhebliche Anziehungskraft und blieben bis ins 6. Jahrhundert bestehen. Anders als früher war die Bekleidung dieser Ehrenstellen allerdings nicht mehr der Schlüssel zur Aufnahme in den Senat, denn in der Spätantike war die Zugehörigkeit zum Senatorenstand erblich geworden. Als die Zahl der Senatoren daher um 450 zu groß geworden war, nahm man den clarissimi und spectabiles das Recht zur Teilnahme an Senatssitzungen. Damit wurde der Senat faktisch zu einer Versammlung der höchsten aktiven und ehemaligen kaiserlichen Beamten, er zählte fortan kaum mehr als 100 tatsächliche Mitglieder.191c

Im Senat in Rom wuchs im Verlauf des späteren 4. Jahrhunderts der Anteil der christlichen Senatoren, auch wenn Heiden in ihm wenigstens bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts noch eine bedeutende Gruppe stellten.191e Nach Honorius’ Tod im Jahr 423 bestimmte der Ostkaiser die Politik in Italien. Den römischen Bischöfen, insbesondere Leo I., gelang es, sowohl am Hof des Westens als auch dem des Ostens Ansehen zu gewinnen. Dies zeigte sich etwa bei der Invasion der Hunnen unter Attila im Jahr 452. 455 plünderten jedoch die Vandalen Rom und besetzten Sardinien und Sizilien. Der Magister militum Ricimer beherrschte für einige Jahre die Politik im Westen, bis Konstantinopel Julius Nepos unterstützte, der von Dalmatien nach Italien marschierte. Dieser wiederum wurde 475 von Orestes gestürzt, der seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser erhob, der seinerseits im August 476 von Odoaker gestürzt wurde. Damit endete formal das weströmische Kaisertum, spätestens jedoch, nachdem 480 Julius Nepos in Dalmatien ermordet worden war. Odoaker erkannte die Herrschaft des Ostkaisers formal an und versorgte seine Truppen mit Land in Italien.

Die Frage, warum das Ostreich sehr viel länger überlebte, als das Westreich, hat die Forschung schon früh beschäftigt. Das Ausmaß des in der Hand weniger Aristokraten vereinigten Privatvermögens spielte dabei sicherlich eine Rolle. Es scheint im Westen sehr viel größer gewesen zu sein als im Osten. Das wiederum mag ein Grund für die höheren Steuereinnahmen im Ostreich gewesen sein, da die Mächtigen sich ihren finanziellen Verpflichtungen recht leicht entziehen konnten. Während das westliche Kaisertum nicht zuletzt aus Geldmangel unterging, arrangierte sich der reiche italische Senatsadel auch mit den Goten und verlor erst um die Mitte des sechsten Jahrhunderts seine ökonomische Grundlage. Die Oberschicht war stolz auf ihren Status und ihre klassische Bildung (paideia), die weiterhin als Zeichen der Standeszugehörigkeit galt. Von mehreren Autoren (Christen wie Heiden) wurde der Sittenverfall der Oberschicht und deren Verschwendungssucht beklagt, wobei ähnliche Vorwürfe bereits seit der spätrepublikanischen Zeit erhoben wurden.

Kirchenorganisation, Bistumshierarchie und Römisches Reich

Privil classe
Kaiser Konstantin IV. (Mitte) erhebt Ravenna zum Erzbistum. Von links nach rechts: Justinian II., die beiden Brüder des Kaisers und er selbst, zwei Erzbischöfe von Ravenna und drei Diakone.

Ohne die Differenzierung zwischen Amtskirche und Gemeinschaft der Gläubigen zu berücksichtigen, lässt sich auf der formalen Ebene bereits im frühen 2. Jahrhundert eine Verfestigung der Ämterstruktur und eine Ausbreitung des Bischofsamts feststellen, die in der Spätantike jede Stadt erfasste. Diese Heraushebung der Stadt gegenüber dem Umland blieb in Italien, im Gegensatz zu vielen ehemaligen Provinzen des Römerreichs, durchgängig kennzeichnend. Die Grenzen zwischen den Municipia bildeten vielfach die späteren Bistumsgrenzen, wobei zuweilen auch Klöster, wie Nonantola oder Bobbio, ihr Umland integrieren konnten.

Eine zentrale Rolle spielte die Hauptstadtgemeinde, die sich auf die Apostel Petrus und Paulus zurückführte, und die besonderes Ansehen genoss.192 Zwischen den Bischöfen Damasus I. (366–381) und Leo I. (440–461) entstand die Vorstellung von einer Renovatio Urbis, der Wiederauferstehung Roms als nunmehr christliche Hauptstadt. So weist bereits Cyprian von Karthago auf die rechtliche Kontinuität hin, die auf der Kirchenebene auf den Stuhl Petri verweist. Den Anspruch zu den ältesten, auf die Apostel zurückreichenden Bischofssitzen zu zählen, erhoben allerdings auch Ravenna und Aquileia. Mitte des 3. Jahrhunderts fand in Rom eine erste überlieferte Synode von 60 Bischöfen statt. Ende des 6. Jahrhunderts lassen sich in Mittel- und Oberitalien 53 Kirchen fassen, im städtereicheren Süden gar 197. Analog zur staatlichen Organisation entstanden zwei Kirchenprovinzen mit den Zentren Mailand und Rom. Aquileia wurde für die Gebiete bis zur Donau zuständig. Ravenna blieb zunächst Rom zugeordnet, doch unter Justinian I. nahm Bischof Maximianus von Ravenna als erster den Titel eines Erzbischofs (archiepiscopus) an und um 650 wurde Ravenna durch Kaiser Konstans II. auf einige Jahrzehnte sogar ganz der Jurisdiktionsgewalt Roms entzogen.

Germanen und Ostrom

Odoaker, Ostgoten (476–568)

Palace Theodorico
Palast Theoderichs in Ravenna. Er wurde später Sitz des oströmischen Exarchen.

Nach dem Untergang des weströmischen Kaisertums 476 wurde Italien zuerst von Odoaker regiert und war dann ab 489 bzw. 493 - nach der Ermordung Odoakers - Bestandteil des Reichs der Ostgoten, die unter Theoderich im Auftrag des oströmischen Kaisers in Italien eingefallen waren. Die Burgunder nutzten die Kämpfe zwischen Theoderich und Odoaker aus, um in Ligurien einzufallen und dort 6.000 Gefangene zu machen.192f Diese sollten 495 durch Bischof Epiphanius von Pavia freigekauft werden. Ein wesentliches Motiv dieser Raubzüge war ökonomischer Natur. So berichtet Jordanes, dass im Jahr 473 die Beute so sehr abgenommen hatte, dass die Goten unter Mangel an Kleidung und Nahrung litten. Der Frieden war für Menschen, die seit langem von Raub lebten, also von so großem Nachteil, „dass sie mit lautem Geschrei vor den König Thiudimir zogen und baten, er möge ein so großes Heer doch irgendwohin führen, wohin er nur wolle.“192k

Theoderich, der seinen Gewaltverband zum militärischen Garanten eines Staatswesens machen wollte, trennte zivile und militärische Gewalt deutlich stärker nach ethnischen Prinzipien auf; seine Goten übten die Militärverwaltung aus und erhielten Land zugewiesen - wovon viel bereits seit Odowakar dem Senatorenstand entzogen worden war. Letzteres dürfte den Widerstand der Senatoren vermindert haben. Es scheint, als habe die Privilegierung der Ostgoten das Verschmelzen des römischen Adels mit der gotischen Führungsgruppe bewusst be- oder gar verhindert.193 Dies betraf aber nicht nur deren Aufgabe im Staat, sondern auch ihre religiöse Haltung. Die Ostgoten waren Arianer und standen daher den kirchlichen Organen in Italien fern, was Theoderich dazu bewog, den Bischof von Rom gefangenzusetzen oder politisch unter Verdacht Geratene, wie Symmachus, hinrichten zu lassen. Andererseits gelang es dem König, seine Gefolgsleute in Abhängigkeit zu halten, aus dem mobilen Kampfverband ein stehendes Heer zu machen, das er 504 gegen die Gepiden herbeirufen konnte, ebenso wie 508 gegen die Franken, 511 und 513 gegen Gesalechs Westgoten oder 524 gegen die Burgunder. Dazu vergab er nicht nur Land, das die Krieger bearbeiten ließen, ohne selbst Bauern zu werden, sondern er versammelte sie alljährlich bei Ravenna, um fünf Goldmünzen an jeden von ihnen zu verteilen. Auch konnte er bei dieser Gelegenheit ihre Einsatzbereitschaft und Loyalität persönlich beurteilen und die Entwicklung lokaler Machtzentren, etwa in den Garnisonen des Südens, unterbinden. Er selbst zog nicht mehr in den Krieg, was die Risiken einer Machtdelegation auf Zeit implizierte. So erklärt sich wohl die Hinrichtung des comes Odoin im Jahr 500 oder die Tatsache, dass er 514 wohl eigenhändig den comes Petzia tötete. Dass er mit der Provence (508) und Septimanien und Hispanien (511) auch noch reiche Gebiete mit ihren Abgaben gewinnen konnte, dürfte die Loyalität seiner Gefolgschaft, die davon in großem Ausmaße profitierte, gefestigt haben.

Seine Tochter Amalasuntha versuchte nach dem Tod ihres Vaters (526) eine „römerfreundlichere“ Politik, womit sie die Axt an die Wurzel des Systems Theoderichs legen musste. Sie bestellte noch einen weitläufigen Verwandten namens Theodahat zum Mitkönig, um ihrer Herrschaft ein Fundament gegen die Opposition des gotischen Adels zu geben. Sie wurde jedoch von ihrem Mitkönig ermordet, was wiederum Kaiser Justinian I. im Jahr 535 Gelegenheit bot zu intervenieren. Siziliens Zivilverwaltung wurde direkt Konstantinopel unterstellt.

Erster und Zweiter Gotenkrieg
Verlauf der Gotenkriege, 535-554

Italien wurde zwischen 535 und 553 von oströmischen Truppen unter Führung der Feldherren Belisar und Narses erobert. Kaiser Justinian wollte damit das Römische Reich erneuern (Renovatio imperii), doch führten die Kämpfe zu einer Verelendung weiter Landstriche. Ein Vorwand zum Angriff bot sich, ähnlich wie im Falle des kurz zuvor attackierten Vandalenreichs, durch dynastische Streitigkeiten. Als Königin Amalasuntha, die Tochter Theoderichs, gestürzt und am 30. April 535 ermordet wurde, ließ Justinian das Ostgotenreich von Illyrien und von Sizilien aus angreifen. Während jedoch dem Feldherrn Mundus lediglich die Einnahme von Salona gelang, konnte Belisar Sizilien in Besitz nehmen, Neapel erobern - durchaus gegen den Widerstand eines Teils der Bewohner193c - und am 9. Dezember 536 in Rom einmarschieren. Daraufhin wurde König Theodahad gestürzt und ein Krieger namens Witichis übernahm die Verteidigung. Zur Legitimation heiratete er eine Tochter Amalasunthas. Zugleich rief er die Franken zu Hilfe, denen er die Provence und Gebiete am Bodensee abtrat, ohne jedoch nennenswerte Unterstützung zu finden. Rom wurde von Januar 537 bis März 538 von einem ostgotischen Heer belagert und konnte erst durch oströmische Verstärkungen wieder entsetzt werden. Mailand war gleichfalls umkämpft, denn dem oströmischen Feldherrn Mundilas war die Einnahme der Stadt gelungen - im übrigen der einzigen, die sich freiwillig Ostrom unterstellte -, die wiederum von den Ostgoten zurückerobert wurde. Justinian setzte nun den Feldherrn Narses ein, der jedoch bald in Rivalität zu Belisar geriet. 538 gelang den Oströmern der Vormarsch bis Rimini, im Mai 540 wurde die Residenzstadt Ravenna erobert - wobei Belisar zum Schein auf das Angebot des Witigis eingegangen war, König der Goten zu werden. Nun intervenierten auch die Franken, die Mailand eroberten und sowohl gegen ostgotische als auch gegen oströmische Verbände vorgingen. Belisar wurde seines Kommandos enthoben, da Justinian seine Eigenmächtigkeiten misstrauisch gemacht hatten. So hatte Belisar vor Ravenna mit ostgotischen Adligen verhandelt, die ihm die Kaiserwürde des Westens angeboten hatten, und auch die Gefangennahme Witichis' und erheblicher Teile der Führungsschicht ging über sein Mandat hinaus, da Justinian ein Ostgotenreich im Norden als Föderatenstaat zur Grenzsicherung gegen Langobarden und Franken bevorzugte. König Hildebad, der sich um eine Friedenslösung bemühte, wurde 541 bei einem Bankett von einem Gepiden ermordet. Sein Nachfolger wurde der Rugier Erarich (diese lehnten Ehen mit Ostgoten ab), der den Kampf gegen Ostrom wieder aufnahm. Doch er wurde vom ostgotischen Adel nicht anerkannt, sodass er Anfang 542 von Totila, dem Neffen Hildebads, abgelöst wurde. Dieser konnte den Kampf deshalb mit erheblichem Erfolg aufnehmen, weil Ostrom im Krieg gegen die Perser stand und weil Ende 541 die sogenannte Justinianische Pest das Reich schwächte. Die Loyalität des gotischen Adels gegenüber dem König oder den Goten insgesamt war dabei äußerst gering. So liefen ganze Truppenteile zu den Kaiserlichen über, mehrere Könige boten ihren Verrzicht auf die Herrschaft gegen umfangreiche Gelder, Titel oder den Aufenthalt in Konstantinopel an, wie etwa Witichis, der seinen Lebensabend als hochrangiger Senator verbrachte. Entschiedener wurde der Widerstand der Ostgoten erst, als sie ihre Deportation in den Osten befürchten mussten. Die Goten verwandelten sich binnen weniger Jahe wieder in eine Gewaltgemeinschaft.

Totila stieß nach Süden vor und gewann 543 Neapel zurück, das sich ihm unterwarf, woraufhin der König die Bewohner, die ansonsten im Krieg weitgehend ignoriert und zu Opfern gemacht wurden, überaus freundlich behandelte. Er ließ sogar einen seiner Gefolgsmänner wegen der Vergewaltigung einer Einwohnerin bestrafen. Doch ließ er ansonsten kaum Gnade walten. 544 belagerte er Otranto und im Dezember 546 fiel Rom, das völlig entvölkert wurde. Sizilien wurde geplündert, das Verteilungssystem aus der früheren Phase erneuert. Totila verfügte wieder über etwa 20.000 Krieger, ein Heer fast so umfangreich wie das Theoderichs. Nun kehrte Belisar, der zuvor gegen die Perser gekämpft hatte, wieder auf den italischen Kriegsschauplatz zurück und erzwang die Aufhebung der Belagerung von Otranto. Dann marschierte er auf Rom. Totila verfügte, dass auch Sklaven zum Einsatz kommen sollten. Zwar gelang Belisar 547 die Eroberung Roms, doch wurde die zerstörte Metropole nach langer Belagerung 549 wieder von den Ostgoten erobert. Die Ostgoten konnten auf keinerlei Ressourcen und Abgaben mehr zurückgreifen, so dass sie vom Plündern leben mussten. Erst 550/51 nahm der Krieg, der zu enormen Bevölkerungsverlusten geführt hatte, eine endgültige Wendung. Nachdem sich die militärische Lage an der Perserfront entspannt hatte, ließ Ostrom neue Truppen unter Narses nach Italien verlegen. Belisar wurde abberufen. Narses stieß über Illyrien nach Norditalien vor. Am 1. Juli 552 kam es zur entscheidenden Niederlage der Ostgoten bei Busta Gallorum. Die überlebenden Ostgoten wählten sich als Nachfolger des getöteten Totila nun Teja zum neuen König, der jedoch am Fuß des Vesuvs in der Schlacht am Mons Lactarius unterlag.

Gotische Gesandte erschienen bei den Merowingern, die jedoch keine Hilfe anboten. Nur der merowingische dux von Alamannien Butilin und sein Bruder Leuthari stießen im Frühjahr 553 als Bundesgenossen der letzten Ostgoten bis zur Meerenge von Messina vor, konnten aber im Herbst 554, nachdem ein Teil von ihnen durch Seuchen bereits geschwächt worden und auf dem Rückweg war, von Narses in der Schlacht am Casilinus bei Capua vernichtet werden, wie Agathias im zweiten Buch seiner Historien (Agath. Hist. 2,4-9) berichtet. Teja ließ, so berichtet Prokop, als die gefangenen Senatoren nach Rom geflohen waren, deren 300 Kinder, die sich an seinem Hof als Geiseln aufhielten, töten. Teja betrachtete die Senatoren, denen die Goten entgegengekommen waren, als Verräter. Prokop selbst (8.34.3-5) sah die Italiker als die Verlierer des mörderischen Krieges, denn sie wurden von den Goten, als sie ihr Gebiet einbüßten, gnadenlos verfolgt, während die „barbarische“ Armee Ostroms beinahe jeden von ihnen als Feind behandelte. 555 kapitulierte die letzte gotische Einheit nördlich von Salerno, die letzten Festungen ergaben sich 562. 555 wurden angeblich 7000 Goten in den Osten verbracht, 10.000 waren umgekommen, vielleicht noch einmal die gleiche Zahl übergelaufen. Der Rest zog sich auf seine Landgüter zurück und verschwand im Laufe des Hochmittelalters.

554 wurde die Verwaltung Italiens neu geordnet und die meisten senatorischen Ämter abgeschafft; doch blieb das Amt des Stadtpräfekten unangetastet. Italien wurde schließlich 554 formal Teil des Oströmischen Reiches, doch fielen bereits ab 568 die Langobarden in das verwüstete Land ein und eroberten große Teile der Halbinsel. Ihr Herrschaftsraum im Norden Italiens zerfiel bald in viele kleinere Herzogtümer (Dukate). Der von Konstantinopel kontrollierte Rest wurde unter Kaiser Maurikios im Exarchat von Ravenna zusammengefasst. Damit war die politische Einheit Italiens nach über 600 Jahren zerbrochen, die politische Macht zersplittert. Neben dem Gebiet zwischen Rom und Ravenna blieben große Teile des Südens sowie Ligurien und die Küste Venetiens und Istriens byzantinisch, wobei Ligurien im 7. Jahrhundert an die Langobarden verlorenging. Unter Papst Gregor I. wurde das von Ostrom 534 besetzte Sardinien ab 599 unter Gewaltanwendung katholisiert.194 710 besetzten arabische Truppen Sardinien, das zur Provinz Africa gehört hatte, doch vertrieben die Bewohner 778 die Besatzer195 und wehrten 821 ihren letzten Angriff ab. Auf der Insel entstanden vier Judikate, selbstständige, von Richtern geführte politische Einheiten, deren letzte, das Judikat Arborea, bis 1478 Bestand hatte. Die Küstenorte wurden, wie in ganz Italien, vielfach aufgegeben.

Der harte Fiskalismus sowie die Invasion der Langobarden ab 568, das Abreißen der Handelsbeziehungen und die zunehmende Unsicherheit führten zu einem weiteren Rückgang der Bevölkerung, einem Schrumpfen der Städte, zur Regionalisierung von Machtballungen und einer gesteigerten Agrarisierung der Wirtschaft unter Zunahme der Subsistenzwirtschaft. Der Mittelmeerraum veränderte zudem seine Funktion als Handelsdrehscheibe, zumal die Südseite ab den 630er Jahren von muslimischen Armeen erobert wurde, die bis um 700 auch noch Africa, die Kornkammer Italiens, eroberten und von dort aus begannen, die italienischen Küstenorte zu plündern.

Langobarden, Byzantiner (568–774)

Cividale Ratchisaltar - Madonna mit Kind
Der Ratchisaltar im westlichen Seitenschiff des Domes von Cividale, Ausschnitt: Madonna mit Kind, um 740

Die gesamte Schicht der Besitzenden wurde in das militärische System eingebunden, lokale Miliztruppen verstärkten die byzantinische Armee. Dabei entstand eine militärisch-politische Hierarchie von regional unterschiedlicher Selbstständigkeit. Sie band sich um Rom stärker an den dortigen Bischof, um Ravenna an den Exarchen, in Venetien an dort entstandene Familienstrukturen, Tribunen und Duces, im Süden an die enger an Byzanz gebundenen Apparate. Kaiser Konstans II. zog 662 mit einer Armee nach Italien, um gegen die Langobarden und Araber zu kämpfen; er residierte bis zu seiner Ermordung 668 in Syrakus, konnte aber keine dauerhaften Erfolge erzielen.

Den Langobarden war die römische Welt bereits seit rund 100 Jahren wohlbekannt. Sie hatten 488 Niederösterreich, das Land der Rugier, erobert, eine wohl noch immer in Teilen romanisierte ehemalige römische Provinz. 527/28 folgte Pannonien. Dabei bestanden diplomatische und militärische Kontakte zu Konstantinopel, dessen Kaiser ihnen 547 Land zwischen Save und Drau zugestand und sie als Verbündete betrachtete. Diese enger werden Beziehungen gestatteten König Audoin 552, die Truppen des Kaisers bei der Eroberung Italiens mit 5500 Mann zu verstärken. Sie spielten sogar eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Ostgoten in der Schlacht bei Busta Gallorum oder Taginae in Umbrien. Audoin erkannte den 552 auf den ostgotischen Thron gelangten Totila nicht an, da er nicht zur herrschenden Dynastie gehörte. Er hingegen war mit Rodelind verheiratet, einer Verwandten Theoderichs des Großen. Als Kaiser Justinian 565 starb und sein Nachfolger Justin II. sich mit den Gepiden verbündete, den Feinden der Langobarden, und als es diesem Bündnis auch noch gelang, die Langobarden von Save und Drau zu verdrängen, wuchs der Druck auszuweichen um 566 enorm. Alboin suchte sich mit den Awaren zu verbünden, denen es gelang, das Land der Gepiden zu erobern. Sirmium, und wohl nur darum ging es dem Kaiser, fiel wieder an das Oströmische Reich. Mit dem Vormarsch der Awaren wuchs die Bedrohung für die Langobarden jedoch noch mehr an, zumal diese weit ins Ostreich bis nach Thrakien vordrangen, da sie Sirmium forderten. Der Kaiser sah sich gezwungen, gegen den Willen Narses', Truppen auf den Balkan zu verlegen, so dass es schwierig wurde, Italien zu sichern. Zudem brachte das Steuer- und Abgabensystem die römische Bevölkerung gegen den Kaiser auf. Narses, der schließlich entlassen wurde, hielt die Langobarden für unerlässlich, um Invasionen der Franken oder Awaren aufzuhalten. Als in dieser Situation Konstantinopel mit den Awaren 568 Frieden schloss und die Langobarden Pannonien abtreten sollten, so berichtet jedenfalls Paulus Diaconus, zog König Alboin mit all seinen Bewaffneten und Mengen von allen möglichen Leuten südwärts. Dabei variieren die Schätzungen, um wie viele Menschen es sich gehandelt haben könnte, darunter Thüringer und Sachsen, zwischen 80 und 200.000. Wahrscheinlich zogen sie nicht alle zugleich und nur auf einem einzigen Weg mitsamt ihrem Vieh nach Italien. So, wie diese Gruppen, auch ethnische Gruppen darunter, separat aufbrachen, so siedelten sie sich wohl zumindest partiell in eigenen Dörfern an. Infolgedessen bestehen bis heute fünf Siedlungen namens Gepida, sechs namens Bulgaro (was sich auf Hunnen bezog), eine namens Sarmata, sieben, die Suevo und acht die Goto hießen; schließlich trägt eine den Namen Alano und eine den Namen Avaro. Zwar waren einige dieser Dörfer, wie Sarmata, wohl älter, doch die meisten werden ihre Namen von diesen Gruppierungen erhalten haben. Gruppen, die erst später nach Italien kamen, gab es noch lange. Unter König Grimould (662-671) erreichten Bulgari Italien und wurden im Süden angesiedelt.195l

Die Langobarden unterstanden 574 bis 584 keiner gemeinsamen Führung, doch machte die übergreifende Koordination im Kampf gegen die Franken die Wiedereinführung eines Königtums notwendig. In Opposition zum byzantinischen Ravenna wählten die Langobarden Pavia zur Hauptstadt, mit zentralen Funktionen ab dem frühen 7. Jahrhundert. Daneben entstanden königliche Paläste in Verona (nach 580), in Mailand und schließlich in Ravenna. Anders als im Frankenreich herrschten die Könige von Residenzen aus, insbesondere dem Palacium in Pavia, das seit Rothari (636–652) eine Art Hauptstadt darstellte, und reisten nicht, wie nördlich der Alpen noch lange üblich, durch ihr Reich, weil dessen Königsmacht an seine physische Anwesenheit gebunden war (Reisekönigtum). Auch kam es, im Gegensatz zum Frankenreich, zu keiner Verschmelzung der römischen Führungsschichten mit den germanischen, da diese als Arianer der katholischen Bevölkerung fernstanden und Gewalttaten in der frühen Eroberungsphase viele Adelsfamilien, vor allem den senatorischen Adel, in byzantinisches Gebiet vertrieben. Um 600 machte sich allerdings der mäßigende Einfluss der Königin Theudelinde bemerkbar, der Tochter des Bayernherzogs Garibald I. Danach wechselten sich arianische und katholische Könige ab. König Rothari ließ 643 die Rechtsgewohnheiten der Langobarden kodifizieren. Außerdem ging er als erster Langobardenkönig dazu über, Münzen mit eigenem Konterfei prägen zu lassen - Solidi mit vermindertem Gewicht. Währenddessen gelang es den langobardischen Herzögen von Benevent und von Spoleto, ein hohes Maß an Autonomie zu wahren.

Luitprand tremissis 661673
Unter Liutprand (712-44) geprägter Tremissis, der keinen direkten Bezug mehr zum östlichen Kaiser aufweist. Stattdessen ist der König selbst dargestellt und mit DN LI TPRAN und einem einzelstehenden P namentlich bezeichnet; geprägt in Padua. Diese Münzen waren von etwa 383196 bis etwa 800 im Umlauf und entsprachen dem Dritten Teil eines Solidus.

König Liutprand (712–744) gelang die Einigung der Langobarden und er nahm den Kampf gegen Byzanz wieder auf. Dabei kam ihm zustatten, dass die Langobarden inzwischen katholisiert waren und sich daher leichter mit den herrschenden römischen Familien verbanden, um eine gemeinsame Herrenschicht zu bilden. Das Edikt König Aistulfs von 750 unterschied bereits nicht mehr nach ethnischem oder religiösem Hintergrund, sondern teilte die Bevölkerung nach ihrem Vermögen und entsprechend ihrer Ausrüstung verschiedenen militärischen Kategorien zu. 751 gelang den Langobarden die Eroberung Ravennas. Der König ließ eigene Münzen prägen.

Der mit Papst Stephan II. verbündete Pippin, seit 751 König der Franken, zog 756 vor Pavia und zwang Aistulf zur Anerkennung seiner Oberherrschaft und zur Abtretung des Exarchats von Ravenna, das Pippin dem Papst schenkte (Pippinische Schenkung) und übernahm das Patriziat über die Stadt Rom. Zwischen dem Langobardenreich und Süditalien war damit die Entstehung eines weltlichen Herrschaftsraums des Papstes (Patrimonium Petri) zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, da Konstantinopel aufgrund der Bedrohung durch die Awaren und Araber seit etwa 650 nur noch gelegentlich im Westen eingreifen konnte.

Teil des Frankenreichs, „Nationalkönige“ (774–951)

Ab dem Jahr 774 eroberte der Sohn und Nachfolger Pippins, Karl I., das Langobardenreich. Er belagerte und eroberte Pavia und krönte sich in der Stadt mit der Langobardenkrone zum „König der Franken und Langobarden“.196q Im Zuge der karolingischen Reichsteilungen wurde (Nord-)Italien wieder ein selbstständiges Königreich, zunächst unter karolingischen Königen, ab 888 unter einheimischen Königen fränkischer Herkunft wie Hugo von Vienne und Berengar von Ivrea („Nationalkönige“).

Fränkische Eroberung

Couronnement d'un prince - Sacramentaire de Charles le Chauve Lat1141 f2v
Kaiser Karl I. zwischen den Päpsten Gelasius I. (ca. 492–96) und Gregor I. (590–604); Miniatur aus dem Sakramentar Karls des Kahlen, um 870

Italien blieb im Frühmittelalter politisch geteilt, immer wieder kam es zu Kampfhandlungen. Die Langobarden hatten 751 Ravenna erobert und seit etwa 750 jeden Handel mit byzantinischen Untertanen verboten. Aufgrund der langobardischen Bedrohung rief der Papst die Franken zu Hilfe. König Pippin eroberte Ravenna, das allerdings nun vom Papst beansprucht wurde. Mit König Desiderius kam es zu ähnlichen Auseinandersetzungen, so dass Pippins Sohn und Nachfolger Karl I. 774 die Langobardenhauptstadt Pavia angriff und das Langobardenreich eroberte. Karl übertrug die ehemals byzantinischen Gebiete an den Papst und geriet dadurch in Widerstreit zu Konstantinopel. Mit seiner Kaiserkrönung im Jahr 800 durch den Papst kam es zu einem bis 812 andauernden Bruch zwischen den Kaiserreichen (Zweikaiserproblem). Der Dukat Spoleto wurde dem Frankenreich angegliedert, nicht jedoch der Dukat Benevent. Der Adel nahm dort eine ähnliche Entwicklung wie unter den Franken, doch zerfiel der Dukat in die Fürstentümer Benevent und Salerno und die Grafschaft Capua.

Karl teilte Italien in Grafschaften und Marken ein und brachte fränkische Adlige als Herrenschicht ins Land. Er gewährte den Klöstern und Bistümern Privilegien und stattete sie mit Gutsherrschaften aus. Die langobardischen Freien wurden als Arimanni in das fränkische Heer aufgenommen. Sie erhielten vor allem in den Bistümern größeren Einfluss und standen auf gleichem Rang wie der fränkische Feudaladel. Zugleich finden sich ab 845 Hinweise, dass die langobardische Sprache verschwand.197 Dennoch ging das Bewusstsein verschiedener Abstammung nicht verloren, was sich in den Namen Lombardei für das langobardische Kerngebiet und Romagna für das römisch-byzantinische niederschlug. Dank der Karolingischen Renaissance kam es zu einer zeitweiligen Zunahme von Bildung, Schriftlichkeit und Kunst unter Rückgriff auf römische Überlieferung.

Regnum Italicum, äußere Angriffe

Nach dem Tod Ludwigs des Frommen (840) wurde das Frankenreich geteilt und das Regnum Italicum erhielt mit der Hauptstadt Pavia ein höheres Maß an Autonomie. Ludwig II. (844–875) hielt sich mindestens einmal im Jahr auf seinen Reisen durch das Reich dort auf und berief eine Versammlung aller Großen ein. Um die Hauptstadt herum befanden sich in zwei bis drei Tagesreisen Entfernung königliche Paläste, in denen auch Urkunden ausgestellt wurden. Von Januar bis April überwinterte der Hof meist in Mantua, das seit frühkarolingischer Zeit zum kleinen Kreis der Residenzstädte hinzugekommen war. Meist reiste der Hof in der Po-Ebene, nur selten in die Toskana oder gar nach Spoleto. Solche Reisen verband man mit einem Besuch Roms. Als Ludwig sich zwischen 866 und 872 durchgängig südlich von Rom aufhielt, minderte dies seine Autorität im Norden keineswegs. Hauptaufgabe des Königs war es, die gesellschaftliche Ordnung so zu erhalten, wie sie überliefert war, und vor allem Recht zu sprechen. Dies geschah durch den König oder seine missi vor möglichst vielen Zeugen, wobei gelegentlich auch Große für Missetaten gegen Untergebene bestraft wurden. Doch hatte jeder seine Position in der als seit jeher als bestehend aufgefassten gesellschaftlichen Hierarchie. Der Freie in der Freiheit, der Knecht in der Knechtschaft: „liber in libertate, servus in servitute“, wie es in einer Urkunde des Klosters Nonantola aus dem Jahr 852 heißt.198 Ab Berengar I. verschwanden die von Karl dem Großen eingeführten Richter (scabini), deren Einfluss gegenüber den königlichen bzw. Paveser Richtern schon lange rückläufig war. Diese Zuspitzung auf Pavia und die dortige Rechtsausbildung sollte Italien hinsichtlich der Rolle der Rechtskundigen in der Stadtentwicklung einen völlig eigenen Verlauf geben. Im Gegensatz zu den scabini waren sie nicht von lokalen Herren abhängig sondern vom König, doch hielten sie sich meist fern vom Hof auf. Sie wurden stärker in lokale Auseinandersetzungen einbezogen, zugleich entwickelte sich ein komplizierteres Rechtsfindungsverfahren, das nun ohne die Zeugenschaft der pauperes (der Armen) auskam. Auch befassten sich die Richter nun fast nur noch mit Auseinandersetzungen innerhalb der lokalen Eliten, nicht mehr mit denen innerhalb der übrigen ländlichen Welt.199 Die Befreiung von jurisdiktionellen und damit königlichen Eingriffen ganzer Herrschaftsbezirke führte wiederum zu einer größeren inneren Selbstständigkeit, was ein festgelegtes Abgaben- und Leistungssystem gegenüber dem König ausgleichen sollte. Zugleich wurden die unteren Gesellschaftsgruppen von der Möglichkeit ausgeschlossen, die königliche Autorität direkt anzurufen.

Ludwig II. führte vor allem im Süden eine eigenständige Außenpolitik, insbesondere gegenüber den Arabern unter den Aghlabiden, die seit 827 begannen, Sizilien zu erobern und sich bald in Süditalien festsetzten. Bis 902 gelang ihnen die Eroberung der Insel, das politische Zentrum verlagerte sich nun von Syrakus nach Palermo. Von 843 bis 871 bestand ein arabisches Emirat in Bari, dessen Truppen jedoch von Ludwig II. besiegt wurden. Danach setzte sich Byzanz wieder in den Besitz Apuliens und erlangte sogar wieder Einfluss in Benevent. Der inzwischen selbstständige Dukat Neapel zerfiel in die Stadtherrschaften Neapel, Amalfi und Gaeta.

Im Norden waren es ab 899 Ungarn, die von Nordosten in Italien einfielen. Sie waren erst seit 896 auf dem Gebiet ihres heutigen Staates ansässig. Von dort zogen sie so oft nach Italien, dass der von ihnen berittene Weg bald strata Hungarorum genannt wurde. Doch kamen sie nicht nur, um zu plündern, sondern sie wurden auch in den dynastischen Auseinandersetzungen eingesetzt.200 922 marschierten sie bis nach Apulien, 924 setzten sie unter der Führung eines Salard und (möglicherweise) als Verbündete Berengars die Stadt Pavia und den Königspalast in Brand; dabei kam auch Bischof Johannes III. ums Leben. Erst nach schweren Niederlagen und mit ihrer Christianisierung endeten ihre Kriegszüge nach 955, die beinahe ganz Mittel- und Südeuropa erfasst hatten. In Italien gilt die Invasion der Ungarn als letzte Invasion der „Barbaren“ und damit als Abschluss der Völkerwanderung.

Feudalisierung, erste städtische Selbstständigkeit

Kaiser Lothar I., Evangeliar, Tours, zwischen 849 und 851 entstanden, Bibliothèque nationale de France, Paris

Im Norden entstanden aus den fränkischen Großeinheiten die Territorialherrschaften dort mächtiger Familien. Daneben erlangten die Bistümer erhebliche regionale Macht und im Zuge des Incastellamento entstanden neue Schwerpunkte. Die fränkischen Großen wiederum brachten ihre Verbündeten aus Burgund und anderen Reichsteilen in den Kampf um die Vormacht. Um sie kämpften Wido von Spoleto und Berengar I. von Friaul, Hugo von Arles und Vienne wurde von 926 bis 941 König. Otto I. machte schließlich Berengar II. von Ivrea die Königswürde streitig.

Neben den Feudalherrschaften201 entstanden in der Nordhälfte erste städtische Herrschaften, wie etwa Rom, das von der Familie des Senators Theophylakt beherrscht wurde, und Venedig, das zwar noch formal Byzanz unterstand, jedoch unter wechselnden Dogenfamilien mit ihrem 811 eingerichteten festen Amtssitz eine eigenständige Außenpolitik führte. Im Pactum Lotharii überließ Kaiser Lothar I. Venedig weitreichende Handelsrechte in Oberitalien, seine Nachfolger erkannten Venedigs Besitz auf Reichsgebiet an. Zugleich hatten sich die Städte der Lagune mehrerer Invasionen fränkischer, slawischer (um 846), arabischer (875) und ungarischer (899 bis 900) Armeen zu erwehren.

Kirchenorganisation

Die Eroberungen der Langobarden veränderten die Hierarchie auch der kirchlichen Gemeinden. So unterstellte sich die Hauptstadt Pavia Rom und löste sich von Mailand. Der Sitz des Bistums Aquileia wurde nach Grado verlegt, das Bistum Altinum wurde auf die weniger gefährdete Insel Torcello in der Lagune von Venedig verlegt.

Größere Veränderungen der Bistumsgrenzen setzten erst die Karolinger im 9. Jahrhundert durch, die mit ihrer Neuordnung Strukturen schufen, die den römischen ähnlicher waren als den zuvor herrschenden langobardischen. Die fränkischen Grafen, die die Gastalden und Herzöge ersetzten, residierten vielfach in den Bistumsstädten, doch mussten die Bischöfe sich um herrschaftliche Privilegien und Regalien bemühen, die ihren Comitatus sicherten. Vielfach entstand auf der Grundlage verschiedener Rechte ein bischöfliches Territorium innerhalb der Grafschaften. Zu dieser Verselbstständigung trugen die äußeren Angriffe und die relative Schwäche des Regnum Italicum erheblich bei. Die Bischöfe waren zumeist selbst Angehörige der herrschenden Familien und konnten sich durch Verleihung von Einnahmen der Kirchen, Kapellen und Taufkirchen (Pieven) eine Gefolgschaft sichern. Ihrer unmittelbaren Machtausübung standen jedoch mehrere Entwicklungen entgegen. Die karolingischen Gesetze räumten den Pieven das Recht ein, Zehnte einzuziehen, und durch die Zuordnung der ländlichen Bevölkerung erhielten sie eine Art Gebietsherrschaft – ein Spezifikum Italiens. Zudem entstanden in einigen Gebieten Klerikerdynastien aus Laienfamilien, die dem Bistum seine Rechte weitgehend entzogen. Darüber hinaus gingen aus den Gefolgsleuten der Bischöfe neue weltliche Führungsschichten in den Städten hervor.

Ab 816 kam mit den Constitutiones Aquisgranenses ein neues Element in die kommunale Entwicklung. Mit ihnen entstand ein Domkapitel, da man forderte, dass der Klerus nach klösterlichem Vorbild gemeinschaftlich lebte. Dieser Klerus war wiederum bemüht, die Verfügungsgewalt über einen größeren Teil des bischöflichen Patrimoniums zu erhalten. Bei den Eigenkirchen, die vermögende Adelsfamilien errichteten, trat diese Erscheinung noch stärker zutage. Die Kathedralkirche und ihr Patrimonium unterstanden zwar weiterhin dem Bischof, doch die Domkapitel übernahmen nun die Verwaltung der Kathedrale. Der Bischof wurde auf sein Patrimonium begrenzt.

Rom ging aus den theologischen Auseinandersetzungen mit Byzanz in Italien gestärkt hervor und galt als Garant der rechtgläubigen Trinitätslehre und ihrer Christologie. Zudem gelang seit Gregor I. die Konversion der verbliebenen Arianer und der letzten Heiden – auf Sardinien auch gewaltsam. In Rom entstand eine Ämterhierarchie, die die notwendigen Rechte und Einnahmen sicherte. Damit wurde Rom zu einer weiteren bedeutenden Machtballung in Italien, neben dem Frankenreich und Byzanz sowie den Aghlabiden bzw. den ihnen nachfolgenden Kalbiten auf Sizilien.

Im Bilderstreit entzog Kaiser Leo III. 732/33 dem Papst die Patrimonien Kalabrien (Bruttium) und Sizilien. Otranto stieg 986 zum Sitz eines Metropoliten auf, mit Squillace, Rossano und Santa Severina entstanden neue Bistümer. Die südlichen Kirchen wurden organisatorisch und kulturell stark von Byzanz geprägt, was dem Gebiet einen bis heute bestehenden griechischen Charakter verlieh.201m

Reichsitalien (ab 951)

Otto und Berengar mit ihren Gefolgsleuten. Der sitzende Otto I. empfängt als Zeichen der Unterwerfung ein abwärts gerichtetes Schwert vom zu seiner Rechten knienden König Berengar II. Ein Gefolgsmann Ottos, der zu seiner Linken steht, trägt ein Schwert mit der Spitze nach oben als Zeichen der Richtgewalt Ottos; das Schwert eines seiner Männer, der ein Kettenhemd trägt, ist abwärts gerichtet. Illustration einer Handschrift der Weltchronik Ottos von Freising, um 1200 (Mailand, Biblioteca Ambrosiana). Die Protagonisten werden dabei verschieden bezeichnet: Mit knapper Amtsbezeichnung wird Otto als „Otto Theotonicorum rex“ bezeichnet, sein Kontrahent hingegen nur mit „Beringarius“.

951 gewann Otto I. durch die Ehe mit Adelheid, der Witwe Hugos I., die Herrschaft über Nord- und Teile Mittelitaliens und begründete die Verbindung Reichsitaliens mit dem Reich. Nicht Bestandteil des Langobardenreichs und auch des späteren Heiligen Römischen Reichs war hingegen Venedig, das zunächst nur aus der dortigen Lagune bestand, aber dennoch eine einflussreiche Macht darstellte, die sich ab dem 14. Jahrhundert, vor allem aber 1405 über den Osten und die Mitte Oberitaliens ausbreitete.

Unter den Ottonen wurde deren Reichskirchenpolitik in Italien fortgesetzt und die Bistümer wurden gestärkt. Damit wurde die Macht jedoch stark zersplittert, wenn auch teilweise die Wiederanbindung des grundbesitzenden Adels an das Reich gelang. Der Konflikt mit Byzanz in Süditalien konnte durch die Ehe Ottos II. mit Theophanu beigelegt werden, doch erlitt er 982 am Kap Colonna gegen die Sarazenen eine schwere Niederlage. Sein Sohn Otto III., der ihm 983 im Amt folgte, beabsichtigte Rom, den Ort der Kaiserkrönungen, zur Hauptstadt seines Reiches zu machen. 991 machte er Gerbert von Aurillac als Papst Silvester II. zum Herrn der Reichskirche, doch starb der Kaiser bereits im Januar 1002.

Der Markgraf von Ivrea, Arduin, ließ sich am 15. Februar 1002 zum König von Italien krönen. Heinrich II., der erst 1004 nach Italien zog, wurde, nachdem Arduins Heer auseinandergelaufen war, in derselben Kirche gekrönt, wie zwei Jahre zuvor Arduin, nämlich in San Michele in Pavia. Bürger Pavias griffen jedoch in der Nacht nach der Krönung Heinrich und seine Begleiter an, woraufhin diese Häuser in Brand setzten. Ähnliches geschah 1013 im Zusammenhang mit der Kaiserkrönung in Rom. Zu Verhandlungen mit Heinrich erklärte sich Arduin erst 1013 bereit, als dieser seinen zweiten Italienzug durchführte, und auf dem Weg nach Rom war. Heinrich lehnte Ende des Jahres die bedingte Kapitulation Arduins ab, der zwar bereit war, auf die Langobardenkrone zu verzichten, jedoch nicht auf die Markgrafschaft. Möglicherweise war Arduin durch den Verrat einiger Großer geschwächt. Am 14. Dezember 1015 starb er im Kloster Fruttuaria. Er wurde im 19. Jahrhundert zu einem der „nationalen“ Könige stilisiert, obwohl er fränkischer Abkunft war. In der deutschen Historiographie galt er lange als bloßer „Gegenkönig“, obwohl seine Krönung in eine Zeit fiel, als es gar keinen römisch-deutschen König gab.

Zahlreiche Italienzüge folgten, um die Herrschaft in Reichsitalien zu sichern. Sie waren mit der Kaiserkrönung durch den Papst verbunden und wurden häufig als „Romfahrt“ bezeichnet. Ihr ging üblicherweise die Krönung zum König von Italien mit der Eisernen Krone der Langobarden voraus. Für die Ausstellung von Urkunden war eine „italienische“ Abteilung der Reichskanzlei verantwortlich; die politische Verantwortung übernahm der Erzkanzler für Italien, ein Amt, das ab 965 beim Erzbischof von Köln lag.

Byzantiner (bis 1071), Araber (827–1091)

Während der Belagerung Benevents verhandelt Soldanos (Sawdān), Emir von Bari, mit einem byzantinischen Gesandten, Madrider Bilderhandschrift des Skylitzes, ursprünglich in den 1070er Jahren angefertigt; illustrierte Kopie von etwa 1150 bis 1175, entstanden im Umkreis des normannischen Königshofs in Palermo, Biblioteca Nacional de España in Madrid

Süditalien blieb noch bis ins 11. Jahrhundert partiell byzantinisch bzw. langobardisch (Fürstentümer Benevent, Capua, Salerno). Zur Verteidigung gegen die Araber, die von etwa 827 bis 1091 Sizilien oder Teile davon beherrschten und von 847 bis 871 ein Herrschaftsgebiet um Bari unterhielten, warben diese langobardischen Fürsten gegen Ende des 11. Jahrhunderts normannische Söldner an, die danach ganz Süditalien einschließlich der Fürstentümer ihrer Auftraggeber eroberten und 1130 auf ehemals langobardischem, arabischem und byzantinischem Gebiet das Königreich Sizilien gründeten.

Bereits 668 und 703 hatten muslimische Flotten Syrakus angegriffen, doch gelang es den Arabern nicht, sich dauerhaft auf der Insel festzusetzen.203 827 besiegte jedoch Admiral Euphemios oder Euthymios den byzantinischen Statthalter Siziliens, um sich seiner Verhaftung zu entziehen. Er hatte gegen den Befehl des Kaisers Raubzüge in Nordafrika durchgeführt, war daraufhin nach Konstantinopel zitiert worden, hatte sich in den Besitz von Syrakus gebracht und den Statthalter Konstantinos bei Catania besiegt. Eine Strafexpedition wurde gegen ihn ausgeschickt, woraufhin er nach Tunesien floh. Daraufhin erklärte er sich zum Kaiser und rief die seit 800 in Tunesien selbstständig gewordenen Aghlabiden zu Hilfe, die unter Führung von Asad ibn al-Furat, dem Kadi von Kairuan, am 14. Juni 827 aufbrachen und bei Lilybaeum (Marsala) landeten. 828 brach jedoch unter den Invasoren, die sich zu diesem Zeitpunkt mit einem Tribut zufriedengegeben hätten, eine Epidemie aus. Eine byzantinische Flotte blockierte jedoch ihre Rückfahrt, so dass die Muslime ihre Schiffe verbrannten und sich auf der Insel festsetzten. Zwar gelangen ihnen einige Eroberungen, doch erst die Ankunft von 300 Schiffen aus Spanien und Tunesien gab der Invasion neue Durchschlagskraft. Nach langwierigen Kämpfen fiel im August 831 Palermo, 838 und 846/47 kam es zu schweren Kämpfen, zuletzt bei Lentini. 841–880 war Tarent arabisch, 841 bis 871 hielten sie sich als Emire in Bari. Es kam 846 zu einem Angriff auf Rom (was zu einer Ummauerung der Peterskirche führte) und 875 auf Venedig und Aquileia. Auf Sizilien fielen Cefalù 857, Enna 859, schließlich Syrakus 878 und Taormina 902. Etwa 880 bis 915 setzten die Araber sich in Agropoli nördlich von Neapel fest, im Jahr 900 zerstörten sie Reggio in Kalabrien. Rometta hielt sich bis 965, Byzanz gelang es, von 965 bis 983 Taormina zu besetzen.204 849 gelang es einer päpstlich-kampanischen Flotte, Sarazenen vor Ostia zu schlagen, 871 eroberte ein gemeinsames Unternehmen von Byzanz und Venedig, Ludwigs II. und Truppen Lothars II., dazu kroatischen und dalmatinischen Hilfstruppen Bari zurück. Der Emir floh zu Adelchis von Benevent. Die Aghlabiden erwiderten dies mit einem Angriff von angeblich 20.000 Mann auf Kalabrien und Kampanien, doch unterlagen sie Ludwigs Truppen 873 in Capua. 876 unterstellte sich Bari Byzanz, dem 880 die Eroberung Tarents gelang. Dennoch erlahmte die Expansionskraft der süditalienisch-tunesischen Muslime erst ab 915.

Die Araber betätigten sich nicht nur als Eroberer und Plünderer, vielfach in Diensten der süditalienischen Großen. Sie brachten auch neue Bewässerungstechniken und Kulturpflanzen mit. So wurden Zitronen und Orangen, Datteln, aber auch Baumwolle, Pistazien und Melonen sowie Seide zu wichtigen Produkten der Insel, deren Hauptmärkte nun im Süden lagen. Palermo löste Syrakus als größte Stadt Siziliens ab. Die Nachfolger der Aghlabiden, die Fatimiden, setzten 948 Hassan al-Kalbi als Emir in Sizilien ein, der die Dynastie der Kalbiten begründete. Gegen sie unterlag Otto II. im Jahr 982 in Kalabrien. Als es um 1030 zu Streitigkeiten innerhalb der Dynastie kam, versuchte Byzanz diese Gelegenheit zur Rückeroberung zu nutzen. General Georgios Maniakes besetzte 1038 Messina und 1040 Syrakus, doch mussten die Byzantiner 1043 wieder abziehen.

1063 griff eine pisanische Flotte Sizilien an, doch erst den Normannen gelang es in einem zähen Kampf von 1061 bis 1091, die Insel zu erobern – 1071 fiel Catania, 1072 Palermo. Sie hatten bereits zuvor die langobardischen Gebiete unterworfen und auch die Byzantiner vertrieben, deren letzte Stadt Bari 1071 fiel. Noch vor Abschluss der Eroberung wandten sich die Normannen dem Kernland von Byzanz zu, das sie ab 1081 zu erobern versuchten. Byzanz sah sich damit einem gleichzeitigen Angriff der Normannen im Westen und der türkischen Seldschuken im Osten ausgesetzt. Venedig unterstützte in dieser Situation Kaiser Alexios I. mit seiner Kriegsflotte und erhielt im Gegenzug Handelsprivilegien, die seine Händler ab 1082 von allen Abgaben befreiten.

Wirtschaft, Handel, Kredit und Marktquote im Hochmittelalter

Um 1000 kam es zu einer Intensivierung des Handels und zu einer Steigerung der Produktion. Dies hing mit einer Besserung der klimatischen Bedingungen, dem Rückgang der Epidemien, wie der Malaria, aber auch mit dem Abklingen der Invasionen aus dem Osten (Slawen, Ungarn) und dem Süden (Araber, Berber) zusammen. Die Bevölkerung Italiens, die wieder anstieg, wird für die Zeit um 650 auf 2,5 Millionen,205 für das späte 11. Jahrhundert auf 5 Millionen Einwohner geschätzt. Bis Ende des 14. Jahrhunderts lag sie bei rund 10 Millionen.206

Dieser Anstieg der Bevölkerung bewirkte oder ermöglichte eine verstärkte Binnenkolonisation, die ihren Höhepunkt während des 12. Jahrhunderts erlebte. Dabei löste sich das Villikationssystem weitgehend auf, die (Wieder-)Einführung von Zitrusfrüchten, Oliven, Baumwolle207 und eine Seidenproduktion bei nur geringen technologischen Veränderungen führten zu einer Intensivierung des Austauschs. Vom wirtschaftlichen Vorsprung der muslimischen Reiche und des Byzantinischen Reichs profitierten zunächst Städte in Süditalien, wie Amalfi, dann Salerno, Gaeta, Bari, sowie die Städte Siziliens. Sie handelten im ganzen Mittelmeerraum mit Holz, Sklaven, Eisen, Kupfer, wofür sie Gewürze, Wein, Luxuswaren, Farbstoffe, Elfenbein und Kunstwerke erstanden.

Venezianische Kolonien
Kolonien und Haupthandelswege Venedigs im östlichen Mittelmeer

Genuesische Kolonien
Kolonien Genuas

Im 10. Jahrhundert gelang es Venedig durch seine engen Beziehungen zu Byzanz und zu den muslimischen Reichen nicht nur zu einer Handels-, sondern auch zu einer Seemacht aufzusteigen. Ebenso trug die Privilegierung im römisch-deutschen Reich dazu bei. Genua und Pisa hingegen standen im Tyrrhenischen Meer erheblich stärkeren Gegenkräften gegenüber, konnten jedoch binnen eines Jahrhunderts um 1100 die Oberhand gewinnen. Diesen drei bald vorherrschenden Seemächten kamen technische Innovationen, wie Kompass, Portolan, aber auch die Vergrößerung des Frachtraums, die verbesserte Ausbildung der Kaufmannssöhne und der staatliche Schutz von Handelskonvois zustatten. Auch dehnten sie die Handelszeiten aus und verkürzten die Winterpausen in den Hafenstädten.

Die Dominanz über große Teile des Mittelmeers machte die oberitalienischen Flotten zum gegebenen Transportmittel für Pilger und Kreuzfahrer, was wiederum gewaltige Vermögen hervorbrachte. Schließlich gelang es Genuesen und Venezianern durch überwiegend unter äußeren Zwängen gewährte Privilegien, die byzantinische Konkurrenz weitgehend auszuschalten und den Handel nach Konstantinopel und tief nach Asien zu dominieren. Sowohl Genua als auch Venedig eroberten zunächst eine Kette von Stützpunkten bis weit in den Osten, die sie zu regelrechten Kolonialreichen ausbauten. Darüber hinaus unterhielten sie Kaufmannskolonien in zahlreichen Städten, die verschiedene Grade der Autonomie erhielten.208

Urkunde des Dogen Michele Steno von 1402 an Messina: Egregiis et nobilibus viris, juratis et universitati nobilis civitatis Messane. Toledo, Palacio Tavera, Archivo General de la Fundación Casa Ducal de Medinaceli, Fondo Messina perg. 323.

Diesem Handelssystem im Osten musste ein entsprechendes System im Westen und Norden entgegengestellt werden, um Waren zu akquirieren und ausreichende Absatzmärkte zu entwickeln. Dies galt zum einen für Italien selbst, dessen wachsende Bevölkerung durch eine große Zahl von Messen, durch den Ausbau lokaler Märkte mit Waren versorgt wurde, zum anderen für Westeuropa, wo sich italienische Kaufmannskolonien entwickelten. Sie saßen in den Städten der Provence, Katalaniens und Kastiliens, im Rheinland, Flandern und in England. Sie bildeten analog zu den östlichen Kaufleuten die Schaltstationen für den Handel, für Informationen und sogar für die Ausbildung des Nachwuchses. Sie waren es zudem, die den Luxusbedarf der Höfe einschließlich dem des Papstes deckten.

Dieser Aufstieg im Zusammenhang mit der kommerziellen Revolution209 konnte neben der günstigen räumlichen Lage Italiens und den Kontakten mit ökonomisch weiter entwickelten Nachbarn auf die städtische Kontinuität aufbauen, die hier größer war als in den meisten anderen Gebieten des ehemaligen Römischen Reichs.210 Die Städte waren Amtssitze von Bischöfen und Äbten, von königlichen Verwaltungsorganen, deren wirtschaftliche Grundlagen dennoch überwiegend im Ländlichen lagen, und die Städte besaßen Märkte und Messen, Häfen und Fernhandelsstraßen und profitierten vom Luxusbedarf. Zudem konnten sie sich im Norden von den Landesherren weitgehend unabhängig machen und den Landadel zwingen, in die Stadt zu ziehen.

Mit diesen Entwicklungen brach in Italien die Dominanz des Agrarischen über das Städtische zusammen. Handel, Geldwesen, gewerbliches Unternehmertum unter der Ägide einer aufkommenden bürgerlichen Herrenschicht prägten das Land. Die städtische Bevölkerung dürfte sich zwischen dem 11. und dem frühen 14. Jahrhundert verfünf- oder -sechsfacht haben. Dieses Wachstum war ganz überwiegend dem Zuzug vom Lande zu verdanken, so dass sich neben die ökonomische Revolution eine Stadtrevolution gesellte. Dieser Zuzug bewirkte zum einen eine massive Vergrößerung der Städte, zum anderen die Entstehung einer Bauindustrie, die zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige wurde.

Die kommunalen Führungsgruppen bestanden aus Fernhändlern, Immobilienbesitzern und Grundbesitzern. Sie wurden gedrängt, ihr Kapital in Handelsreisen und Schiffsbau zu investieren, aber auch in staatliche Fürsorgeaufgaben, wie die Versorgung mit Getreide und Brot, deren massenhafter Umsatz einen erheblichen Anteil an der Entstehung der großen Vermögen hatte. Auch die Waren an Bord der Schiffe gehörten meist einem oder mehreren Kapitalgebern, die mit dem Schiffsführer durch einen Vertrag verbunden waren. Bald kamen zum Handel und zur Plünderung Geschäfte wie Bank- oder Wechselunternehmungen hinzu. Dies galt sowohl für den kleinen, lokalen Kreditmarkt als auch für die Fernhandelskredite, die in Venedig stärker staatlich, in Genua stärker privat organisiert waren. Ab dem 12. und 13. Jahrhundert schlossen sich die Händler zu Gesellschaften (compagnie) zusammen, die aus Familienverbänden hervorgingen und Filialen bildeten. In Venedig galten Brüder sogar automatisch als Angehörige ein und derselben Handelsgesellschaft.211

Die Techniken des Geldtransfers und der Kreditvergabe wurden ab dem 12. Jahrhundert erkennbar verbessert. So überwand man sehr viel früher als im übrigen Europa die Risiken des Münztransfers, die Hürden des Wechsels von einem Münzsystem ins andere und entwickelte zugleich durch verdeckte Zinsnahme, die ja aufgrund biblischer Verbote untersagt war, ein umfangreiches Kreditwesen auf der Basis von Wechseln. Auf Römisches Recht gestützt, wurde zudem das See- und Handelsrecht ausgebaut.

Um 1250 hatte sich die kommerzielle Revolution soweit durchgesetzt, dass sie das Wesen der italienischen Metropolen dominierte. Die Mentalität der Führungsschichten setzte auf räumliche Expansion, wie etwa nach Russland, China, Indien und Afrika, aber auch Norwegen und in den Ostseeraum. In Italien selbst expandierte der Warenumsatz auf der Grundlage zunehmender Geld- und Marktvermittlung der meisten ökonomischen Transaktionen. Um dem stark angestiegenen Handelsvolumen Wege zu öffnen, dehnte man die Wasserwege, die natürlicherweise zur Verfügung standen, aus, indem man Kanäle baute und die Straßen verbesserte. Der ganz überwiegende Teil des Handels, insbesondere der mit Massengütern, wurde dabei weiterhin auf dem Wasser bewältigt.

Handel und Gewerbe bildeten in den Städten eine schwer abzugrenzende Einheit. Die Handwerkerzünfte (arti) bezogen sich dabei meist auf den Laden (bottega) und nahmen nur selten „industrielle“ Dimensionen an. Ganz anders war die Situation im Bergbau und im Schiffbau sowie im Textilsektor. Bis zum 12. Jahrhundert waren Kalabrien und Sizilien die Zentren der Seidenproduktion, ab dem 13. Jahrhundert auch die Toskana und die Emilia, dort wiederum Lucca und Bologna. Zunächst waren die italienischen Tuchhändler vor allem im Zwischenhandel zwischen Brabant-Flandern und Nordfrankreich tätig, doch begannen sie in einer Art Verlagssystem eine Mischung aus Handwerksbetrieben, Lohn- und Heimarbeit zu entwickeln (opificio disseminato).

SilverGrossoDogeRanieroZeno1253-1268Venice
Silbermünze (Grosso) des venezianischen Dogen Reniero Zeno (1253 bis 1268)

Goldmünze (Ducato) des Dogen Michele Steno (1400-1413). Der Hl. Markus überreicht dem knienden Dogen eine Standarte; Christus mit Segnungsgeste und Evangelium auf dem linken Arm

Die Mittlerrolle Italiens erzwang ein doppeltes Münzsystem aus Silber- und Goldmünzen, das zunächst in geringem Umfang die süditalienischen Städte in der Nachfolge der muslimischen betrieben, deren Tari sie übernahmen. Mitte des 13. Jahrhunderts gingen Florenz und Genua, Ende des Jahrhunderts auch Venedig zu einem Doppelsystem aus Gold- und Silbermünzen über, das den Städten erhebliche Einnahmen brachte und zugleich Preismanipulationen und Verlagerungen der gesellschaftlichen Lasten ermöglichte. So installierte Florenz eine Binnenwährung und eine Währung für den Außenhandel, die stabil gehalten wurde. Dadurch konnte man die Löhne im Vergleich zu den Erträgen aus dem Außenhandel senken, ohne den sozialen Frieden im Innern zu gefährden.212

Um 1200, vor allem nach der Plünderung Konstantinopels (1204) im Verlauf des Vierten Kreuzzugs, überstieg das Kapitalangebot den entsprechenden Markt. Dies gab dem Geldverleih und dem Bankwesen neue Möglichkeiten, wobei sich einige der Banken auf Geschäfte der Hochfinanz spezialisierten. Sie finanzierten königliche Höfe und organisierten die päpstlichen Finanzen. Auch Kriege wurden zunehmend von ihnen vorfinanziert. Das Risiko bestand allerdings darin, dass keine Mindestdeckung des ausgegebenen Kapitals bestand, und vor allem, dass es bei ausländischen Kreditnehmern kaum Möglichkeiten gab, sie zur Rückzahlung zu zwingen.

Ganz anders verlief hingegen die Entwicklung im Süden Italiens.213 Die dortigen Städte standen im 11. Jahrhundert an der Schwelle zur kommerziellen Revolution, doch brachte die normannische Herrschaft nach der Vertreibung der Byzantiner und Berber eine ausgeprägte Feudalisierung unter Dominanz des neu erhobenen Adels. Dessen Latifundien und die fortdauernde Bindung der Bauern an die Scholle verhinderten die Entfaltung agrarischer Vielfalt, zumal der Weizen als Exportgut, das der Kriegsfinanzierung diente, immer größere Flächen in Anspruch nahm. Sowohl Normannen als auch Staufer, Anjou und die spanischen Herrscher nutzten diesen Reichtum zur Finanzierung ihrer Hofhaltung und ihrer Kämpfe untereinander und ihrer Expansionsversuche gegen Byzanz. Zugleich wurden die Kommunen einer rigorosen Steuerverwaltung und einem dem schwankenden Finanzbedarf angepassten Fiskalismus unterworfen sowie kommunale Selbstorganisation weitgehend unterdrückt. Auch spielten Handwerker- und Händlerkorporationen nur eine geringe Rolle.

Dies führte dazu, dass der italienische Norden den Süden zunehmend als bloßes Rohstoffland betrachtete – etwa von Wein, Öl, Käse, Holz, Salz, Vieh, Meeresfrüchten usw. – und die von den heimischen Dynastien geschaffenen Verhältnisse vertiefte. Die Kaufleute aus Genua, Florenz, Pisa und Venedig ließen sich im 12. Jahrhundert in großer Zahl in den Hafenstädten nieder. Nach dem Ende der Staufer (1268) dominierten die Florentiner vor allem das Reich der Anjou, die Pisaner das aragonesische Sizilien. Zu ihnen kamen im 14. Jahrhundert katalanische Kaufleute, die gleichfalls dazu beitrugen, dass das Kapital abfloss und kaum im Land investiert wurde.

Alle Bemühungen der Staufer, etwa Bergbau, Zuckerproduktion, Handwerk und Gewerbe zu fördern, der Anjou das Straßennetz auszubauen, und selbst die Einrichtung neuer Messen und Märkte brachten angesichts dieser Grundkonstellation kaum Verbesserungen. Allerdings kamen diese staatlichen Lenkungsversuche den Hafenstädten zugute, da sie stark vom Export profitierten. Neapel wurde als Hauptstadt wieder wichtig für den Schiffbau und als Zentrum für Luxusgüter. Nach der Vereinigung Neapels mit Sizilien (1442) intensivierte sich der Handel mit den Spaniern ungemein, jedoch erhielt Süditalien auch hier eher die Rolle des Rohstofflieferanten. Dabei nahm die Seidenraupenzucht in Kalabrien einen Aufschwung, es wurden Merinoschafe eingeführt, Thunfisch und Korallen wurden verstärkt ausgeführt.

Reformversuche der Kirche und Gesellschaft

Im Norden war die zunehmende Verstädterung von Machtkämpfen der landsässigen Capitane und der eher an die Städte angelehnten Valvassoren, die Inhaber von Lehen waren und Reichsrechte genossen, begleitet. Zugleich kämpften Stadtherren und Einwohnergemeinden um die Vorherrschaft. Die Mailänder Pataria von 1057214 bewirkte zugleich, dass sich das Reformpapsttum, das, ähnlich wie die Aufständischen, die Bekämpfung der Simonie und des Nikolaitismus betrieb, in Konflikt mit der kaiserlichen Herrschaft geriet. Dies hing vor allem damit zusammen, dass Papst Gregor VII. das Recht der Einsetzung des Mailänder Bischofs beanspruchte, schließlich ab 1075 die Einsetzung aller Bischöfe. Bereits 1024 zerstörten die Cives Pavias die Königspfalz und beendeten damit deren Rolle als königliche Residenz.215 Ab den 1080er Jahren sind Konsulatsverfassungen in den Städten fassbar, ab 1093 formelle Bündnisse zwischen Städten.

Urkunde Wormser Konkordat-bg
Urkunde Heinrichs V. von 1122 (s. Wormser Konkordat), in der er auf die Investitur der Bischöfe mit Ring und Stab verzichtet.

Im Italien des 11. Jahrhunderts verbanden sich Reformbestrebungen der Kirche216 mit Bestrebungen, die Abhängigkeit vom transalpinen Königtum zu mindern. Vor allem in den nördlichen Bistümern hatte das Reichskirchensystem eine starke Abhängigkeit der Kirchen geschaffen, die sich auch darin zeigte, dass dort vor allem bayerische Bischöfe residierten, wie etwa in Aquileia, in der Mark Verona217 und in Ravenna. In anderen Städten entstammten die Bischöfe vielfach der Gruppe der feudalen italienischen Capitane, ab dem 12. Jahrhundert auch der Valvassoren. Die Bischöfe erhielten sich zwar eine gewisse Selbstständigkeit, doch wurden sie zunehmend in das grundherrschaftlich organisierte Herrschaftssystem des Reichs eingebunden. Gegen die Unterwerfung der Bischofswahlen unter den Willen eines wenn auch königlichen Laien regte sich zunehmend Widerstand. Der Aufstand der Pataria von 1057, der vor allem der moralischen Wiederherstellung der Kirche galt, wirkte auch nach seiner Niederschlagung fort. 1067 bestätigten die Kardinallegaten in Mailand dem Bischof die aus seinem Amt heraus ausgeübte geistliche Gewalt über den gesamten Klerus, die Gemeinschaft der Gläubigen und insbesondere über die Taufkirchen, ganz gleich, ob die daran hängenden Benefizien Laien oder Klerikern zustanden. 1075 untersagte Papst Gregor VII. explizit die Einsetzung von Geistlichen durch Laien in ihre Ämter. Darüber kam es bis zum Wormser Konkordat (1122) zu einer ersten Streitphase mit den deutschen Herrschern.

Berruguete ordeal
Dominikus im Disput mit Katharern, Alonso Berruguete, um 1450. In einer Feuerprobe werden die Schriften des Ordensgründers und katharische Schriften ins Feuer geworfen, doch nur die katharischen Schriften verbrennen.

Die spirituelle218 und die soziale Dimension der Reformbewegung darf bei den dahinterliegenden ökonomischen und Machtinteressen nicht unterschätzt werden. Um 1034 erschienen mit den Häretikern von Monforte in Piemont erstmals heterodoxe Bewegungen, Gruppen, deren Lehre die Kirchenleitung nicht mit ihren Dogmen für vereinbar hielt. Neben der bereits genannten Pataria (1057) sind hier vor allem Arnold von Brescia219 (1155 hingerichtet), die Katharer,219c die Humiliaten, die italienischen Waldenser oder die Passagini zu erwähnen, aber auch Ugo Speroni († nach 1198), der sich gegen Hierarchie, Priestertum und Sakramente wandte. Während die Katharer in Italien bis etwa 1330 existierten, finden sich Passagiini noch im 16. Jahrhundert in den Quellen. Die Waldenser übernahmen im 16. Jahrhundert die Lehren Jean Calvins. 1979 schlossen sich die Waldenser in Italien mit den Methodisten zusammen. Sie bilden heute eine etwa 50.000-köpfige Gemeinde, die der Papst 2015 für die Verfolgungen um Verzeihung bat.219f 180 Waldenser-Synodalen lehnten es ab, im Namen der Opfer die Entschuldigung anzunehmen.

Vielfach am Rande des akzeptierten Spektrums agierten zunächst reformbegeisterte Einsiedler, wie Petrus Damiani, der das Leben des Klerus in Gemeinschaften stärken wollte. Überall entstanden von Klerikern und Laien initiierte Kanonikerstifte. Im klösterlichen Sektor entstanden die Virginianer, der Orden von Pulsano, die Wilhelmiten, die Kartäuser, die Zisterzienser sowie die Floriazenser durch Joachim von Fiore. Gegen die Vielfalt der der Welt zugeneigten Bewegungen entstand wiederum eine Bewegung, die sich von der Welt abwandte, Kontemplation und Buße übte und damit benediktinische Traditionen wieder stärker belebte. So entstanden die Kongregationen der Coelestiner und der Silvestriner.

Laienbewegungen, wie die Halleluja-Bewegung waren von ähnlich großem Einfluss; einige von ihnen betätigten sich antihäretisch. Im 13. Jahrhundert kam die Flagellantenbewegung auf, welcher der dritte Orden der Franziskaner lange zuneigte. Schließlich kamen Franziskaner und Dominikaner, später auch Karmeliter, Augustinereremiten, Serviten und Sackbrüder hinzu. Vor allem die beiden Ersteren setzte der Papst in seinem propagandistischen Kampf gegen den Kaiser ein.

Hanging and burning of Girolamo Savonarola in Florence
Die Hinrichtung Savonarolas auf der Piazza della Signoria in Florenz

Im 14. und 15. Jahrhundert wandten sich zahlreiche Kongregationen karitativen Aufgaben zu, wie es schon früher Beginen und Begarden getan hatten. So entstand ein überaus dichtes Netz von Hospitälern und Bruderschaften, wobei viele Institutionen in kommunaler Hand waren oder von den Städten ins Leben gerufen wurden. Dass die Vertreter dieser Bewegungen sich damit jedoch keineswegs zufriedengaben, zeigen Männer und Frauen wie Bernhardin von Siena, Katharina von Genua oder Franziska von Rom, die der Mystik neue Impulse gaben, vor allem aber Girolamo Savonarola, der zur Durchsetzung seiner Ideen 1494 bis 1498 die politische Macht in Florenz an sich riss.219m

Dabei blieb Italien von Hexenverfolgungen weitgehend verschont.220 Zwar gab es sie in den Alpentälern (die schwersten Verfolgungen fanden in Valcamonica von 1518 bis 1521221 und bis mindestens 1525 in Como statt), doch Andrea Alciati (1492–1550), führender Kommentator des Codex Iuris Civilis, verfasste aus Anlass der dortigen Verfolgungen Gutachten, in denen er in kaum zu überbietender Schärfe von „nova holocausta“ sprach. Er warf der Inquisition vor, sie schaffe das Phänomen der Hexerei erst, statt es, wie sie behauptete, zu bekämpfen.222 Schon 1505 war der Franziskaner Samuel de Cassini aus Mailand gegen die Verfolgungen aufgetreten, dennoch kamen sie vereinzelt bis nach 1700 vor.223

Die Inquisition war von Rom in den Auseinandersetzungen mit den zahlreichen sozialen und religiösen Bewegungen gegründet worden und stützte sich vor allem auf die Dominikaner. Die Waldenser, die „Armen von Lyon“, wurden 1184 in dem von Papst Lucius III. verfassten Edikt Ad Abolendam als Häretiker aufgeführt. Eine erneute Verurteilung folgte 1215 unter Papst Innozenz III. 1252 wurden die Waldenser in der von Papst Innozenz IV. verfassten Bulle Ad Extirpanda erneut nebst anderen Gruppen verurteilt. Ab den 1230/1240er Jahren gingen die Verfolgungen von der Inquisition aus.

Papst, Normannen, Staufer (bis 1268)

Im hohen und späten Mittelalter waren weite Teile Mittelitaliens von der römisch-katholischen Kirche dominiert und, ebenso wie Oberitalien, unmittelbar von den Machtkämpfen zwischen Kaiser und Papst (beginnend mit dem Investiturstreit und endend im 14. Jahrhundert) sowie von den Kämpfen zwischen den Kommunen betroffen. Letztere ordneten sich meist als Ghibellinen und Guelfen den streitenden Hauptparteien zu. Daneben bestanden auch innerhalb der Kommunen oft starke Spannungen.

Dabei spielte das Ende der arabischen und der byzantinischen Herrschaft im Süden eine erhebliche Rolle. 1038 und 1040 gelang Byzanz zwar die Rückeroberung von Messina und Syrakus, doch nun führten Auseinandersetzungen bei Hof und das Ausgreifen der als Söldner ins Land geholten Normannen zum Zusammenbruch sowohl der byzantinischen als auch der arabischen Herrschaft.

Heinrich II. griff 1021 im Süden ein; ihm unterwarfen sich die süditalienischen Fürsten und er belagerte das byzantinische Troia in Apulien. Das Papsttum, das bis 1012 von den Crescentiern abhängig war, hing nun von den Tuskulanern ab. Sein Sohn und Nachfolger traf jedoch mehrere langfristig wesentlich folgenreichere Entscheidungen: Mit der Einsetzung Suidgers von Bamberg als Papst Clemens II. schuf Heinrich III. 1046 die Voraussetzungen für das Reformpapsttum. Er belehnte darüber hinaus 1047 den Normannen Rainulf II. mit der Grafschaft Aversa und Drogo von Hauteville mit seinem apulischen Landbesitz, der auf byzantinischem Gebiet lag. Damit traten erstmals Normannenführer in eine Lehnsbindung zum Reich. Der Papst belehnte seinerseits 1059 Robert Guiskard mit Apulien, Kalabrien und dem noch zu erobernden Sizilien. Unter seiner Führung eroberten dann die Normannen in einer Art Kreuzzug224 von 1061 bis 1091 Sizilien

Italien um 1050

Ein weiterer wichtiger Faktor war die Durchsetzung des Lehnsrechts in Oberitalien, bei der sich der Kaiser zugunsten der Valvassoren einsetzte (Constitutio de feudis, 1037), um damit der Macht der Großen, die sich im von den Kaisern nur selten aufgesuchten Italien verselbständigt hatten, ein Gegengewicht entgegenzusetzen. Um die Macht der Großen weiter einzuschränken, stattete er mehrere Städte mit Privilegien aus. Dementsprechend wurde einer der mächtigsten Capitane, Gottfried der Bärtige von Tuszien, zum Protektor der Reformpäpste. Dies war umso wichtiger, als die Normannen unzuverlässige Verbündete waren; so marschierten sie 1066 in das Patrimonium Petri, und trotz des Kirchenbanns gegen ihn besetzte Robert Guiskard das Fürstentum Salerno (1076), die letzte langobardische Herrschaft. Diese für Papst Gregor VII. äußerst bedrohliche Situation dürfte sein vergleichsweise mildes Verhalten gegenüber Heinrich IV. bei seinem Bußgang nach Canossa mit bedingt haben.

Der Papst erkannte 1080 alle Eroberungen der Normannen an und löste Robert Guiscard vom Bann. Robert trat nun massiv gegen Heinrich IV. auf und befreite den Papst aus der Gefangenschaft. Zudem sorgten die Normannen für eine langsame Rekatholisierung – in Santa Severina wurde der orthodoxe Ritus bis ins 13. Jahrhundert beibehalten – der einst byzantinischen Bistümer und die Gründung neuer Episkopate. Gallipoli behielt den byzantinischen Ritus bis 1513, Bova sogar bis 1573 bei (dort besteht bis heute ein griechisch geprägter Dialekt). Ein Streitpunkt war dabei die Einführung des Zehnten, einer Abgabe, die der griechisch-orthodoxen Kirche fremd ist. Auf Sizilien wurden die von den Muslimen aufgehobenen Bistümer wieder eingerichtet. Darüber hinaus traf Robert Vorbereitungen, das durch die Eroberungen der Seldschuken geschwächte Byzanz zu erobern. Damit wiederum machte er sich Venedig zum Feind, das die Festsetzung einer Macht auf beiden Seiten der Adria im Interesse der Freiheit seiner Handelswege nicht mehr duldete.

Mathilde von Tuszien und Hugo von Cluny als Fürsprecher Heinrichs IV., Vita Mathildis des Donizio, um 1115. Vatikanstadt, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Vat. lat. 4922, f. 49v)

Die Staufer erhoben nun Anspruch auf die Mathildischen Güter und umwarben dabei auch Mailand, das damit begonnen hatte, sich mit der Unterwerfung von Lodi (1111) und Como (1127) ein eigenes Territorium zu schaffen.

Das Schisma von 1130 – in Rom bekämpften sich die Familien der Pierleoni und der Frangipani –, das erst 1139 durch das Zweite Laterankonzil beendet wurde, schwächte hingegen die päpstliche Seite, die sich nun gezwungen sah, den Normannen zahlreiche Rechte einzuräumen. Lothar III. suchte auf Ersuchen von Aufständischen den seit 1130 zum König gekrönten Roger II. 1136 bis 1137 zu bekämpfen. Roger war in der Schlacht von Nocera (24. Juli 1132) gegen die Aufständischen unter Rainulf von Alife unterlegen. Lothar zog nun Mailand auf seine Seite. Dadurch wurden die Feinde Mailands, allen voran Pavia und Cremona, beinahe automatisch seine Gegner. Pisa, Venedig und Genua unterstützten wiederum Lothar bei der Eroberung Baris. Doch das Heer weigerte sich, Roger nach Sizilien zu verfolgen, so dass es diesem bis 1138 gelang, nicht nur Papst Innozenz II. gefangenzusetzen, sondern auch alle Rechte im Süden Italiens zurückzugewinnen, nachdem 1139 Rogers Hauptgegner Rainulf gestorben war. 1143/44 geriet der Papst zudem durch einen Aufstand in Rom unter Arnold von Brescia in Bedrängnis.

Konrad III. verhandelte nun mit dem byzantinischen Kaiser Manuel I. wegen eines Bündnisses gegen die Normannen, die Byzanz angegriffen hatten. 1148 beschlossen sie einen gemeinsamen Kriegszug, der zur Aufteilung des Normannenreiches führen sollte. Roger verbündete sich seinerseits mit dem französischen König und mit den Welfen. Nach dem Tod des Kaisers verfolgte sein Nachfolger Friedrich I. zwar eine ähnliche Politik, doch duldete er keine byzantinische Beteiligung. Auch zog er Welf VI. auf seine Seite, indem er ihn mit riesigen Ländereien belehnte. 1154 starb Roger II.

Die Flotte Peters III. von Aragón – der König ist durch die Krone kenntlich gemacht – landet in Trapani auf Sizilien, Biblioteca Vaticana. Die Insel bleibt bis 1861 in spanischer Hand.

Das Normannenreich stellte inzwischen eine bedeutende mittelmeerische Macht dar (1146 eroberte es Tunis), zumal ihm nun erhebliche wirtschaftliche Mittel zur Verfügung standen. 1155 und 1156 gelang ihm der Ausgleich mit dem Papst sowie mit Genua und Venedig. Es versuchte jedoch vergeblich, das Byzantinische Reich zu erobern, und unternahm 1185 unter Wilhelm II. einen letzten Versuch, der jedoch gleichfalls scheiterte. Die Kreuzzüge hatten nicht nur zu maßlosen Plünderungen, sondern auch zu einer Verdichtung der Handelsbeziehungen insbesondere der süditalienischen, später auch der norditalienischen Städte mit dem gesamten Mittelmeerraum geführt. Das Normannenreich kämpfte in Italien in wechselnden Koalitionen gegen kaiserliche und päpstliche Ansprüche, konnte aber durch seinen langfristigen Wechsel auf die Seite des Papstes ab 1155 in die Rolle des Beschützers gegen die Machtansprüche der römisch-deutschen Kaiser hineinwachsen, bis es 1190 per Erbfolge an die Staufer fiel. Diese erhielten 1194 das Normannenreich. Palermo war Hauptstadt und Residenz Kaiser Friedrichs II., der im Süden aufgewachsen war.

Süditalien war trotz der dynastischen Verbindung in der Stauferzeit formal nie Teil des Heiligen Römischen Reichs und stellte zudem ein päpstliches Lehen dar. Die Päpste fürchteten, die Staufer würden den Kirchenstaat „umklammern“, und kämpften gegen deren Dominanz. Im Streit zwischen Friedrich II. und den Päpsten, den seine Nachfolger fortsetzten, unterlagen die beiden letzten Staufer Manfred und Konradin224q 1266 und 1268 gegen Karl I. von Anjou. 1282 brachte ein Volksaufstand zunächst Sizilien (Sizilianische Vesper), dann ein Erbgang 1442 das festländische Süditalien an Aragon (das ab 1492 ein Teil Spaniens wurde).

Kommunen, Signorien, Reichspolitik (11. bis 15. Jahrhundert)

Kommunale Selbstständigkeit

In Norditalien emanzipierten sich die Städte ab dem Ende des 11. Jahrhunderts von der kaiserlichen Oberherrschaft und dehnten allmählich ihre Herrschaft über das Umland aus, indem sie die kleinen Valvassoren ihrer eigenen städtischen Lehensherrschaft unterwarfen. Typisch war bald die „republikanisch“ orientierte Konsularverfassung, die ab etwa 1080 greifbar ist. Der sich ab 1164 formierende Lombardenbund besiegte den römisch-deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, der die Städte stärker der kaiserlichen Kontrolle unterwerfen wollte225, 1176 in der Schlacht bei Legnano. Mit dem Ende der Staufer wurden die Städte faktisch unabhängig (wenn sie auch, sofern sie sich in Reichsitalien befanden, weiterhin formal die kaiserliche Oberherrschaft akzeptierten) und usurpierten kaiserliche Rechte (Regalien).

Unter den Kommunen, die im Süden der sehr viel stärker zentralisierenden Macht der Normannen und ab 1268 der Anjou gegenüberstanden, konnten nur die im Norden einen Status weitgehender Selbstständigkeit erreichen. Der Republik Venedig, die als einzige auch formal vom Reich unabhängig war, gelang es im 9. und 10. Jahrhundert auch von Byzanz weitgehend unabhängig zu werden. 992 und 1082 erhielten ihre Händler Handelsprivilegien, die trotz schwerer Rückschläge dazu führten, dass sie den Handel im östlichen Mittelmeer dominierten. Zwar machte ihnen darin Pisa Konkurrenz, doch verdrängte Venedig diese Konkurrenz zwischen 1099 und 1126 weitgehend, als sich der byzantinische Kaiser gezwungen sah, sein Vorhaben aufzugeben, Pisa gegen Venedig auszuspielen. Nachdem sein Nachfolger 1171 alle Venezianer hatte verhaften lassen, bediente sich Venedig des Vierten Kreuzzugs, um Konstantinopel zu erobern. Von 1204 bis 1261 steuerte die Stadt das Lateinische Kaiserreich, nach dessen Untergang Genua die Handelsströme kontrollierte. Infolgedessen unterstützte Venedig die Rückeroberungspläne der Staufer und Anjou und lieferte sich vier umfassende Kriege mit Genua, die erst 1381 endeten. Das Konkurrenzverhältnis blieb jedoch bestehen.

Mailand wurde 1162 von Friedrich Barbarossa unterworfen und zerstört, erholte sich aber rasch. Doch entstand zunächst unter der Führung Cremonas der Lombardenbund sowie der unter Venedigs Einfluss entstandene Veroneserbund. Sie standen im Bund mit den Normannen, dem Papst und dem byzantinischen Kaiser, gegen dessen Annexionspläne sich Friedrich gewandt hatte, so dass die römisch-deutsche Herrschaft zusammenbrach. Nach der Schlacht von Legnano (1176) und den Friedensschlüssen von Venedig (1177) und Konstanz (1183) konnten zwar viele Reichsrechte wiederhergestellt werden, doch die Unabhängigkeit der Kommunen war nicht mehr grundsätzlich gefährdet.

Andererseits führte die Heirat Heinrichs VI. mit Konstanze, der Erbin des Normannenreiches, 1194 dazu, dass das römisch-deutsche mit dem normannischen Reich vereinigt wurde. Friedrich II. musste jedoch, um sich gegen die Welfen durchsetzen zu können, den Kirchenstaat in der Goldbulle von Eger (1213) im von Innozenz III. geschaffenen Umfang anerkennen. Ein ganz Italien umfassendes Reich scheiterte an diesen massiven Widerständen der Kommunen und des Papstes. Andererseits setzte Friedrich im Süden ein zentralistisches Regiment durch, das in Anknüpfung an normannische Traditionen kommunalen Freiheiten nur wenig Raum ließ. Auch brach er den Widerstand des regionalen Adels und überzog das Land mit einem Netz von Burgen; zugleich monopolisierte er große Teile des Handels. Schließlich siedelte er muslimische Truppen, die 1221 eine regelrechte Sezession versucht hatten, in Lucera in der Capitanata an. Unter Muhammed Ibn Abbad, der sich als „Fürst der Gläubigen“ bezeichnete, und dessen Anhänger sich bis 1225 auf dem Monte Iato und Rocca di Entella verschanzt hatten, wurden die Münzen Friedrichs durchlöchert, womit man ihre Kreuzdarstellungen entfernte. Erst nach der Niederlage wurden sie nach Lucera deportiert. Karl von Anjou errichtete 1271 das Kastell von Lucera und siedelte dort Provençalen als Gegengewicht an

Die Muslime betrachteten die Völker Italiens mit gänzlich anderen Augen. Während Langobarden und Franken als Abkömmlinge der Völker Gog und Magog galten, waren die Byzantiner in ihren Augen zivilisiert und kultiviert - dennoch bezweifelte man ihre Abstammung von den antiken Griechen. Positiv wurden auch die Staufer hervorgehoben. Nach Ibn Wasil (1208-98) habe Friedrich II. den Kalifen als Nachfahren des Onkels des Propheten als religiöse Autorität höher geachtet als den Papst, den „christlichen Kalifen“.

Staufer und Anjou

Augustale, Goldmünze Friedrichs II. aus der Prägestätte Messina, nach 1221. Auf der Vorderseite heißt es CESAR AVG IMP ROM um die Herrscherbüste mit Lorbeerkranz, auf der Rückseite FRIDE RICVS, um den nach rechts schauenden Adler

Cortenuova1237
Der Carroccio des Lombardenbunds, ein von Ochsen gezogener Triumphwagen, der den Truppen Kaiser Friedrichs II. in der Schlacht von Cortenuova in die Hände fiel, 14. Jahrhundert

Gegen diese für die Kommunen bedrohliche Macht entstand 1226 ein neuer Lombardenbund. Zugleich kam es zwischen Staufern und Päpsten zu heftigen Konflikten, die 1227 zum Bann gegen Friedrich und daraufhin zum offenen Krieg führten. Dabei unterstützte der Lombardenbund den Papst, zahlreiche andere Städte, wie etwa Cremona oder Pisa, unterstützten hingegen den Kaiser, vielfach, weil sie sich nur so des Expansionsdrucks ihrer Nachbarn erwehren konnten. Friedrich siegte zwar 1237 bei Cortenuova, doch seine Forderung nach bedingungsloser Unterwerfung Mailands führte dazu, dass der Krieg fortgesetzt wurde. Nun verbanden sich auch Genua und Venedig offen gegen den Kaiser, zumal es ihm 1238 nicht gelungen war, Brescia zu erobern.

Nach dem Tod Friedrichs (1250) versuchten seine Anhänger in Italien zunächst immer noch, die Reichsrechte durchzusetzen, doch Karl von Anjou, der vom Papst gekrönte König Siziliens, beendete die Macht der Staufer in zwei Schlachten (Benevent und Tagliacozzo, 1266 und 1268). Karl nahm die normannischen Eroberungspläne gegen Byzanz wieder auf und fand dabei die Unterstützung Venedigs, da Konstantinopel 1261 wieder Hauptstadt von Byzanz war und der dortige Kaiser den Venezianern den Zutritt verwehrte. Es gelang Kaiser Michael Palaiologos nicht nur, die Invasoren zu schlagen, sondern 1282 einen Aufstand zu entfachen, der die Anjou schwächte und dazu führte, dass Sizilien an Aragòn kam. Damit zersplitterte sich die Macht im Süden in zwei Herrschaftsbereiche, die sich über Jahrzehnte bekämpften.

Der Kirchenstaat war kaum fester gefügt als zuvor, zumal die Päpste ab 1309 in Avignon residierten (bis 1378, siehe Avignonesisches Papsttum) und immer stärker vom französischen König abhängig wurden. Auch litt die Wirtschaft unter den langwierigen Kämpfen und der fiskalischen Ausbeutung der Städte, so dass diese bald von den oberitalienischen endgültig überflügelt wurden. Neapel geriet in genuesische, dann vor allem florentinische Abhängigkeit. Zwischen den einzelnen Kommunen und auch innerhalb der Städte kam es immer wieder zu Konflikten; diese angespannte Lage in Ober- und Mittelitalien spiegelt sich in Dantes (1265–1321) Werken mehrfach wider.

Italien hatte sich weitgehend von der Reichspolitik abgekoppelt, was sich auch darin zeigt, dass erst 1310 bis 1313 ein König, Heinrich VII., zur Kaiserkrönung nach Italien zog, wo er zunächst überwiegend freundlich empfangen wurde und sogar teilweise als „Friedensbringer“ betrachtet wurde (so etwa von Dante und Dino Compagni), bevor seine Politik, die das Einfordern von verlorenen Reichsrechten zum Ziel hatte, bei vielen Guelfen auf Widerstand stieß. Heinrich, seit 1312 Kaiser, vergab aufgrund seiner brüchigen Stellung in Reichsitalien notgedrungen gegen hohe Summen das Reichsvikariat an die mächtigsten Signorien, woraus vor allem die Herren von Verona und von Mailand Vorteil zogen. 1313 ging Heinrich offensiv gegen König Robert von Anjou vor, der gegen ihn agiert hatte und sogar den Anspruch der römisch-deutschen Könige auf Reichsitalien bestritt, doch starb der Kaiser noch vor einem Feldzug gegen Neapel. Der Papst, der dieses Recht in Abwesenheit eines Kaisers beanspruchte, ernannte nach Heinrichs Tod Robert zum Reichsvikar in Italien. Pläne König Johanns von Böhmen, den französischen König in die Herrschaftsverhältnisse einzubeziehen, scheiterten 1333. Sie brachten sogleich ein Bündnis zwischen guelfischen und ghibellinischen Städten zustande, denen sich sogar Robert von Anjou anschloss.

Ludwig IV. unternahm 1327 einen Italienzug und ließ sich im Januar 1328 von stadtrömischen Vertretern zum Kaiser krönen. Aufgrund seines Konflikts mit dem Papsttum war die Krönung jedoch faktisch illegitim und er selbst zog sich bereits 1329 aus Italien zurück. Sein Nachfolger Karl IV. betrieb ebenfalls eine begrenzte Italienpolitik, die vor allem auf Geldzahlungen abzielte; auf die Durchsetzung kaiserlicher Rechte, wie noch Heinrich VII., legte sein Enkel bereits keinen Wert mehr, denn er betrachtete diese als nicht mehr durchsetzbar. Der Anspruch der römisch-deutschen Könige auf Reichsitalien blieb zwar formal bestehen, faktisch war jedoch an eine effektive Herrschaftsausübung nicht mehr zu denken.226

Signorie

VeronaCastelvecchio
Die Stadtfestung Castelvecchio der Scaligeri, der Signori von Verona

In den Kommunen Ober- und Mittelitaliens setzte sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert die Signoria (Signorie) durch, eine Form monokratischer Herrschaftsausübung, bei der ein „starker Mann“ (signore) an der Spitze stand. Dies hing zum einen mit den permanenten Konflikten zwischen Guelfen und Ghibellinen zusammen, zum anderen mit inneren Konflikten zwischen populus und milites bzw. Magnaten. Oligarchische und plutokratische Gruppen dominierten die Städte weiterhin, auch bestanden vielfach die kommunalen Strukturen fort. Die Kosten für die in diesen Kämpfen inzwischen unabdingbaren Söldnertruppen ermöglichten es immer weniger Städten, sich militärisch durchzusetzen. Nach und nach gewannen wenige Signorien in wechselnden Koalitionen die kleineren Städte, die sie in zahlreichen Kriegen eroberten. Die herausragenden Städte waren am Ende des 14. Jahrhunderts Florenz, Pisa und Siena, Mailand, Mantua und Verona, Bologna, Padua und Ferrara, schließlich Venedig und Genua. Im Laufe des 15. Jahrhunderts setzte sich Florenz in der Toskana durch (1406 Besetzung von Pisa), Mailand in der Lombardei, Venedig im Nordosten, während sich Mantua und Ferrara halten konnten. Dabei sicherten sich die Visconti in Mailand eine reichsrechtlich untermauerte Stellung, während sich Genua und Venedig von 1378 bis 1381 bekämpften (Chioggia-Krieg) und Florenz noch unter den Folgen des Ciompi-Aufstands von 1378 litt. 1396 übernahm der französische König die Herrschaft über Genua. Venedig konnte 1435 Kaiser Sigismund die reichsrechtliche Anerkennung seiner Eroberungen der letzten drei Jahrzehnte abringen.

Kirchenstaat und Abendländisches Schisma (1378–1417)

Rom als in Schwarz gekleidete, den Verlust des Papsttums betrauernde Witwe, Bibliothèque nationale de France, MS Ital. 81, f. 18.

In Mittelitalien setzte sich der Kirchenstaat weitgehend durch, doch führte das Abendländische Schisma zur Verbreitung des Nepotismus und zur Einrichtung von lokalen Dynastien, die der Vereinheitlichung des Kirchenstaats widerstanden. Zudem kam es mehrfach zu massiven Eingriffen durch König Ladislaus († 1414), dessen Reich allerdings nach seinem Tod in eine schwere Krise geriet, da es zu Nachfolgekämpfen kam. Im Norden kam es zu einer erneuten Verschärfung der Konflikte zwischen Guelfen und Ghibellinen, was die Institution der Signorie stärkte.

Die Bischöfe, die ihre Machtstellung weitgehend eingebüßt hatten, versuchten vielfach diese zurückzugewinnen. Die Domkapitel, die die Bischofswahlen durchführten, wurden zunehmend von den lokal dominierenden Familien beherrscht, die die Wahlen zu ihren Gunsten zu steuern versuchten. Daher zog Johannes XXII. 1322 die Benefizien des Patriarchats Aquileia ein. Ähnliches geschah in Mailand und Ravenna, Genua und Pisa.

Doch viel gravierender wirkte sich aus, dass nach der Wahl Urbans VI. im Jahr 1378 zwei Obödienzen zustande kamen, Gebiete also, in denen verschiedene Päpste Anerkennung fanden. Vor allem in den Randgebieten Norditaliens wurden vielfach zwei konkurrierende Bischöfe eingesetzt; häufig kamen französische Bischöfe ins Land, vor allem im Süden. Dieser Zustand hielt bis 1417 an, als man sich auf dem Konzil von Konstanz auf Martin V. einigte. Mit Amadeus, Sohn des Grafen Amadeus VII. von Savoyen, wurde 1439 letztmals ein Gegenpapst gewählt, der als Felix V. bis 1449 im Amt blieb. Weitere Kongregationen entstanden, wie die Olivetaner, die Ambrosianerbrüder, die Hieronymiten und die Jesuaten.

Wechselnde Koalitionen, Karl VIII. von Frankreich

Francesco granacci, entrata di Carlo VIII a Firenze
Einzug König Karls VIII. von Frankreich in Florenz, Uffizien, Francesco Granacci, 1518

1442 fiel das Königreich Neapel an Aragòn, womit im westlichen Mittelmeer eine neue Großmacht entstand, die sich vielfach in die politischen Auseinandersetzungen Italiens einmischte. Die Herrschaft der wechselnden Päpste, die, ähnlich wie die anderen Mächte, immer wieder die Koalitionen wechselten, war darüber hinaus von Spannungen mit den Konzilien, von wechselnden Residenzorten und von Zeiten gekennzeichnet, in denen mehrere Päpste gleichzeitig das Pontifikat beanspruchten. Kurzzeitig brachte die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) im Jahr 1454 den Frieden von Lodi zustande, der erstmals die Tatsache anerkannte, dass keine Macht Italien einigen konnte. Mit dem Anschluss an die nunmehr verbündeten Rivalen Venedig und Mailand durch Florenz und Alfons V. unter Mitwirkung des Papstes kam sogar eine Lega italica zustande. Doch wirkten eher Zweier- und Dreierbündnisse stabilisierend, bis die Lega 1470, kurz nach der Eroberung Negropontes durch die Osmanen noch einmal erneuert wurde. Infolgedessen wurde Venedig kurzzeitig unterstützt, doch brachen die alten Konflikte zwischen Frankreich und Aragòn, zwischen Florenz und Rom (Verschwörung der Pazzi von 1478) und zwischen Venedig und Rom gegen Mailand, Florenz und Neapel (Ferrara-Krieg, bis 1484) bald wieder aus. Selbst die Besetzung des apulischen Otranto durch die Osmanen im Jahr 1480 konnte dies nicht dauerhaft verhindern.227

1494 marschierte Karl VIII. von Frankreich nach Neapel und besetzte die Stadt, doch verbanden sich Alexander VI., Venedig, Mailand, Spanien und Maximilian I. gegen ihn. Trotz dieser Niederlage eröffnete der Feldzug eine Reihe äußerer Eingriffe.

Die enormen Kosten der politisch-militärischen Konflikte ließen die großen Bankhäuser, die schließlich fast als einzige in der Lage waren, die Finanzierung zu gewährleisten, rapide anwachsen. Dies gilt etwa für die Bardi und die Peruzzi. Darüber hinaus gerieten die Agrarstädte immer mehr ins Hintertreffen, denn erhebliche Teile der Erträge gingen an die dominierenden Häuser im Norden. Zugleich wurde der Süden zu einem Randgebiet spanischer Herrschaft. Sie entrissen Sardinien 1326 Pisa – hingegen gelang es Genua Korsika zu verteidigen.

Vertreibung der Juden aus den spanischen Gebieten, Ghettos (ab 1492)

10 Roma gheto porta
Pforten im Getto von Rom

Nach der Vereinigung der beiden iberischen Mächte Aragon und Kastilien im Jahr 1492 und der Eroberung der letzten muslimischen Herrschaft, des Emirats von Granada, setzte mit dem Alhambra-Edikt eine gegen Muslime und Juden gerichtete Bekehrungs- und Vertreibungspolitik ein. Sie wurde auf den spanischen Teil Italiens übertragen.

Die dortigen Juden lebten vom 5. bis zum 13. Jahrhundert ganz überwiegend in Rom228, im Süden und auf den großen Inseln, im Hochmittelalter auch im Norden.229 Moses von Lucca und sein Sohn Kalonymus, dessen Responsa (um 940) als älteste Schrift der Aschkenasim gelten, gingen 920 nach Mainz. Die recht großen Gemeinden prosperierten unter den Muslimen im Süden, auch unter den Byzantinern durften sie Landwirtschaft betreiben.

Doch die Normannen belasteten sie zunehmend, vor allem aber einige Päpste. Auf dem Vierten Laterankonzil wurde 1215 eine eigene Judenkleidung vorgeschrieben, und alle Juden sollten in abgegrenzten Quartieren leben. 1429 schützte Papst Martin V. die Juden, doch sein Nachfolger Eugen IV. untersagte 1442 den Bau von Synagogen. Ab 1471 verfolgten die Päpste erneut eine tolerantere Politik, es kam zu einer Blüte jüdischer Druckereien. Um 1500 traten Endzeitprediger auf, darunter Ascher Lemlein.

Die Anjou setzten die Juden gleichfalls starkem Bekehrungsdruck aus. 1288 kam es zu einer ersten Vertreibung in Neapel, 1293 wurden im Königreich die meisten Gemeinden zerstört. Besser hingegen erging es ihnen unter der aragonesischen Herrschaft; als Aragòn 1442 das Königreich Neapel übernahm, prosperierte die dortige jüdische Gemeinde. Um 1300 lebten etwa 12.000 bis 15.000 Juden in Süditalien230, ab 1399 veranstalteten sie eigene Synoden. Da im Norden das Zinsnahmeverbot einer Kreditversorgung vor allem der kleinen Orte im Wege stand, entstanden Hunderte kleiner Gemeinden. In den dortigen Judenhäusern lebte die Familie des Geldleihers zusammen mit seinen Angestellten. 1397 wurden Geldverleiher gezielt nach Florenz geholt.

Doch 1492 wurde die spanische Vertreibungspolitik auf Sizilien und Sardinien, 1541 auf Neapel ausgedehnt (gültig bis 1735), viele flohen nach Norden, vor allem nach Rom, Venedig, Mailand und Livorno. Die größte Synagoge Venedigs war die 1555 errichtete Scuola Spagnola. Als Mailand 1597 spanisch wurde, mussten 900 Juden die Stadt verlassen. Die zahlreichen Zuwanderer von der iberischen Halbinsel brachten die dortigen Sprachen mit.231 1638 forderte Simone Luzzato, 57 Jahre Rabbi der Gemeinde in Venedig, erstmals eine Tolerierungspolitik und argumentierte dabei ökonomisch.

Im Gefolge der franziskanischen Anti-Wucherkampagnen kam es in vielen Städten zur zwangsweisen Ansiedlung der Juden in festgelegten, abgeschlossenen Bezirken, wie etwa im römischen (ab 1555) oder im venezianischen (ab 1516) Ghetto.232 Letzteres wurde 1797 auf Veranlassung Napoleons aufgelöst, das römische Ghetto bestand bis 1870, obwohl es die Franzosen zwischen 1798 und 1814 bereits aufgelöst hatten. Paul IV. ließ 1555 den Talmud öffentlich verbrennen, 1559 wurde er auf den Index gesetzt. Ab 1569 wurden Juden nur noch in Rom und Ancona geduldet.

Wirtschaft im Spätmittelalter, kommerzielle Revolution

Ökonomischer Rückgang

Torre dei peruzzi 11
Einer der Türme der Peruzzi in Florenz, denen ganze Quartiere gehörten.

1347 bis 1351 trafen mehrere Katastrophen das italienische Wirtschaftssystem. Zum einen kam es zu den größten Bankrotten des Mittelalters, zum zweiten traf die Pest ab 1348 seinen gesamten Handelsraum, darüber hinaus kam es zu einer politisch-militärischen Krise im byzantinischen Bereich und im Westen begann 1337 der Hundertjährige Krieg. Dabei hatte schon die Hungersnot von 1315 die Fragilität des Systems angezeigt (spätmittelalterliche Agrarkrise). Die für den Anfang des 14. Jahrhunderts auf 11 Millionen geschätzte Einwohnerzahl Italiens brach bis etwa 1350 auf 8 Millionen ein. Um 1450 erreichte sie vielleicht wieder 9 Millionen, um sich erst im 16. Jahrhundert wieder vollständig zu erholen. Zahlreiche Wüstungen hingen zudem mit der Flucht in die Städte zusammen, in denen angesichts des Fehlens von Handwerkern steigende Löhne lockten. Diese wiederum gaben bald Anlass zu verstärkter Mechanisierung. Zugleich verschärften sich die innerstädtischen Konflikte zwischen der dominierenden Schicht und den Handwerkern, die etwa im Ciompi-Aufstand von 1378 in Florenz gipfelten. Bis 1370/80 stiegen die Preise stark an, stabilisierten sich um 1400, um danach bis um 1480/90 zu stagnieren.

Veränderungen der kommunalen Wirtschaft

Die Handwerksbetriebe lagerten nun spezialisierte Tätigkeiten zunehmend aus, viele konzentrierten sich auf den wachsenden Bedarf an Luxusgütern. Seide, Druckerzeugnisse, Eisen-, Metall-, Leder- und Edelsteinverarbeitung expandierten, ebenso die Papierherstellung und einige Bereiche des Baugewerbes. Italiens Dominanz in der Wirtschaft ging dabei insgesamt deutlich zurück, wozu auch die Gefährdung seiner Flottenherrschaft im Mittelmeerraum beitrug.

Die Rückkehr des Papstes aus Avignon lenkte hingegen erhebliche Kapitalströme nach Italien und förderte damit den Aufstieg der Medici, Salviati und Strozzi in Florenz, der Borromei in Mailand, der Grimaldi und Spinola in Genua oder der Chigi in Siena. Auch die Zahl der mittleren und kleinen Unternehmen – wie etwa das des Francesco Datini – nahm zu. Dabei führten Kriegskosten oftmals dazu, dass sich die Kommunen an den Händler- und Bankiersvermögen schadlos hielten, was diese wiederum dazu veranlasste, einflussreiche Positionen in den Städten anzustreben oder ihr Vermögen in Immobilien zu investieren. Aus den städtischen Posten konnte man einerseits wiederum Gewinn ziehen, andererseits konnte man Einfluss auf Gesetzgebung und Finanzierungsmethoden gewinnen. Einkünfte aus Steuerpacht und Ausgaben der Kommunen trugen nun viel stärker zur Vermögensbildung der führenden Schichten bei.

Landbebauung, Landgemeinden, Halbpacht

Basis der Wirtschaft blieb trotz der Verstädterung der Landbau, in dem nach wie vor die meisten Menschen ihre Betätigung fanden. Dabei erhielt in den Städten der Weizen wieder seine Vorrangstellung vor anderen Getreidearten wie Hirse zurück, während auf dem Lande diese Sorten weiterhin eine wichtige Rolle spielten, ebenso wie Hülsenfrüchte. Dies galt auch für die Stadtarmut, die auf die billigere Hirse oder Bohnen, ab dem 16. Jahrhundert auf Mais zurückgriff. Hauptlieferanten von Fleisch waren Schwein, Schaf und Ziege, hinzu kamen Geflügel und Fisch. Rinderzucht wurde erst im 15. Jahrhundert und dann hauptsächlich in der Po-Ebene betrieben, wobei die Milchwirtschaft eine erhebliche Rolle spielte. Bis dahin wurden Rinder hauptsächlich als Zugvieh gezüchtet und an Bauern verpachtet. Die Weidewirtschaft bestand vielfach als Transhumanz im alpinen Bereich, in den Abruzzen und auf Sardinien, aber auch als Almwirtschaft in den Alpen. Im Gegensatz zur Weizen- und Viehwirtschaft expandierte der Weinbau stark, ebenso wie der Anbau von Olivenbäumen.

Anders als im Hochmittelalter mit seiner Binnenkolonisation kam es nun eher zu Meliorationen. Neue und überkommene Kulturen wurden ausgeweitet, die Agrarlandschaft änderte sich vor allem im Umkreis der zahlreichen Städte. Systematisch wurden nun Gärten für Gemüse und Obst im Umland und in den Vorstädten angelegt und, ähnlich wie die Felder der Bauern, Tag und Nacht bewacht. In Bologna engagierte man 1291 allein 45 Wächter, um die Getreideausfuhr zu verhindern.233 Die Expansion der Landbebauung in die Wälder, die zunehmend gerodet wurden, untergrub die Nahrungsgrundlagen erheblicher Teile der Landbevölkerung, die sich bis dahin partiell ohne Marktvermittlung ernähren und mit Brenn- und Bauholz versorgen konnten. Auch gefährdete die Abholzung den Schiffbau, so dass etwa Venedig Wälder unter Schutz stellte. Darüber hinaus verstärkte sich die Bodenerosion und die Überschwemmungen wurden sehr viel weniger im Entstehungsbereich abgefangen, so dass es am Unterlauf vielfach zu Katastrophen und zur Vernichtung von Ackerland und Ökoreserven kam. Gleichzeitig laugte vielfach der Boden aus, so dass sich die Bauern gezwungen sahen, Weiden unter den Pflug zu nehmen.

Der Ertragsindex stieg nach 1350 von 3:1 auf 4:1, trotz Landflucht und Bevölkerungsrückgang. Entgegen allen negativen Entwicklungen ermöglichte dies eine relativ sichere Versorgung der städtischen Bevölkerung. Zugleich wurde mit der Auflösung des Fronhofsystems fast jede Form der Unfreiheit, sieht man von einigen Regionen im Norden und Süden ab, aufgehoben. Es entstanden regelrechte Landgemeinden, die von Abgaben befreit waren. Allerdings kamen Mitte des 13. Jahrhunderts Teilpachtverträge auf, die auf der Abgabe von Naturalien basierten. Die häufigste, bis ins 20. Jahrhundert bestehende Form war die Mezzadria, die im 12. und 13. Jahrhundert bescheidene Anfänge nahm, jedoch im 14. bis 16. Jahrhundert Verbreitung in fast ganz Italien fand. Durch Verschuldung gerieten die Bauern wieder in ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis. Sie mussten vielfach ihr Land und ihr Vieh verkaufen und verloren zunehmend die Kontrolle über die Landgemeinden, Kleinbauern hielten sich aufgrund ihres unmittelbaren Marktzugangs fast nur im Umkreis der Städte. Auch gelang es Bauern in der Po-Ebene, sich zwischen bäuerliche Bevölkerung und Grundbesitzer zu positionieren und als Pächter (fittavoli) aufzutreten. Die Bauern hatten sowohl an den Grundbesitzer als auch den Pächter, und darüber hinaus an die Kommunen Abgaben zu leisten.

Rollenteilung zwischen den Machtzentren

Die oberitalienischen Metropolen erlebten bereits vor Beginn der Kreuzzüge eine Phase intensivierten Handels und deutlichen Bevölkerungsanstiegs; zudem erlangten sie immer größere Autonomie. Die Erträge der Bauern stiegen, den Kommunen gelang es, ihr Umland wirtschaftlich auf die Bedürfnisse der Stadt auszurichten. Während Genua und Venedig vorrangig vom Fernhandel, Krieg und Kaperei im Mittelmeer lebten und tief nach Asien vordrangen, profitierte Mailand sowohl davon als auch vom transalpinen Handel, ähnlich wie Verona. Florenz hingegen wurde zur Zentrale des europäischen Tuchhandels. Seine Schafweiden befanden sich bis zum 15. Jahrhundert in England und später in Mittelitalien, vor allem den Abruzzen, im 16. Jahrhundert in Kastilien. Hingegen führten die unausgesetzten Kämpfe zwischen Papst und Kaiser, und nach dem Ende der Staufer zwischen Anjou, Byzanz und Aragòn dazu, dass die ertragreichen Rohstoffausfuhren in Süditalien das Übergewicht gewannen und die kommunale Selbstorganisation zunehmend eingeschränkt wurde.

Bis Ende des 13. Jahrhunderts gelang es den großen Florentiner Gesellschaften, den Weizenexport Süditaliens fast zu monopolisieren. Sie erwarben dort die in den Städten Oberitaliens nachgefragten Weizenmengen und boten dafür vor allem toskanische Tuche, die sie überwiegend in Neapel verkauften. Die Anjou, die den Süden seit den 1260er Jahren beherrschten, brauchten ihrerseits gewaltige Geldmengen, da sie Byzanz erobern wollten und nach der Sizilianischen Vesper von 1282 Aragòn bekämpften, das Sizilien besetzt hatte. Sie setzten alles daran, ihre Rohwarenproduktion zu erhöhen. Der Weizenhandel machte die Florentiner Bankhäuser der Peruzzi, aber auch die Bardi und Acciaiuoli, die den Handel unter sich aufteilten und sogar die Venezianer zeitweise verdrängten, ganz außergewöhnlich reich.

Handel, Edelmetalle, Geldpolitik

Goldflorin, geprägt zwischen 1332 und 1348 in Florenz; Lilie von Florenz, Johannes der Täufer mit Nimbus. Zur Rechten des Täufers finden sich drei Halbmonde, das Wappen der Strozzi.

Trotz der Entwicklung des Wechsels, des Kreditwesens und der Depositenbanken beruhte die Zirkulation von Waren im Spätmittelalter auf Münzen. Ihr Edelmetallgehalt bestimmte ihren Wert. Der Umgang mit Rechengeld änderte nichts Grundsätzliches an dieser Abhängigkeit. Venezianer und Genuesen zahlten in Byzanz mit Silber, während sie für ihre Waren Goldmünzen erhielten, d. h. vor allem Gold-Hyperpyra.234 Im 12. Jahrhundert basierte hingegen der Handel Italiens noch entweder auf Tauschhandel oder auf Silbermünzen, denn nur das Königreich Jerusalem, das Königreich Sizilien und das Reich der Almohaden brachten neben Byzanz Goldmünzen in Umlauf. Während das Silber im Westen an Wert verlor, floss gleichzeitig das künstlich teuer gehaltene Silber der oberitalienischen Handelsstädte nach Osten ab. Ihnen drohte demzufolge der Verlust ihrer Funktion als Handelsdrehscheibe durch Auszehrung ihrer Silberreserven.

Die Handelsstädte Florenz und Genua durchbrachen 1252 als erste die Trennung zwischen dem Silbergebiet und dem islamisch-byzantinischen Goldgebiet, indem sie beide Edelmetalle, die die Städte nun in ausreichendem Maße erreichten, als Münzen zirkulieren ließen. Dabei dürfte für Genua der Goldzufluss aus dem Handel mit der Levante und dem Maghreb und der in untragbarem Ausmaß schwankende Feingehalt der bereits in Süditalien umlaufenden Goldtarì eine entscheidende Rolle gespielt haben, den Genovino aufzulegen. Im Florentiner Fall mögen Getreidekäufe in Sizilien für die Einführung des Florin (ab 1533 Scudo d'Oro) eine wichtige Rolle gespielt haben. Venedig zögerte bis 1284, den Golddukaten einzuführen, da hier der Goldzustrom zunächst noch geringer war.

Das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber hing stark von deren Verfügbarkeit ab.235 War Gold 1284 noch elfmal so teuer wie Silber, so stieg sein Kurs 1305 bis 1330 auf 1:14,2. Ab etwa 1320 lieferten die Goldminen im Raum des ungarischen Kremnitz große Goldmengen, die ab 1324/25 die Prägung einer ungarischen Goldmünze gestatteten. 1327 vereinbarten Ungarn und Böhmen zudem einen Ausfuhrstopp für Silber nach Italien. Darüber hinaus kam es in den 1330er Jahren zu einem verstärkten Goldzustrom aus dem Ural und aus Mali (bis in die 1370er Jahre), der den Silber-Kursverfall bremste und zeitweise umkehrte. Binnen weniger Jahre wurde Venedig zum führenden Goldexporteur, während es zuvor der führende Silberexporteur gewesen war.

Gold wurde immer billiger. 1331–32 fiel der Gold- gegenüber dem Silberkurs von 1:14,2 bis 1350 auf einen Tiefststand von 1:9,4. Nun kehrten die Münzprägestätten ihre Politik um und versuchten, den Silberzulauf zu verstärken. Die venezianische Zecca stellte 1354 die Prägung der Silbermünzen ein, um durch ein künstlich erzeugtes Unterangebot ihren Wert zu halten. In dieser Zeit stabilisierte sich der Kurs zwischen 1:9,9 und 1:10,5, schwankte von 1401 bis 1500 zwischen 10,7 und 11,6 und um 1509 lag er bei 1:10,7. Entscheidend dürfte dabei gewesen sein, dass Venedig seine nahöstlichen Gewürzkäufe, die es praktisch zu einem Monopol ausbaute, fast nur noch mit Golddukaten bezahlte. Die Stadt wurde dadurch zum größten „Goldleck“ Europas.

Immer wieder griffen die Städte massiv in die Wechselkurse zwischen den Münzen ein, deren Gold- und Silberanteil immer stärker vermindert wurde, während die Händler gezwungen wurden, weiterhin zum Nominalkurs zu wechseln. Venedig ging sogar so weit, dass es 1353 in seinem Kolonialreich stark überbewertete Münzen massenhaft zwangsweise eintauschen ließ, um seine Silberreserven zu schonen. Nach Alan Stahl236 prägte die Zecca allein 1375 rund 6 Millionen Münzen und machte durch Zwangsumtausch einen Gewinn von fast 3000 Dukaten. Die Gewinne waren so hoch, dass man in Venedig bereit war, die daraus resultierende Inflation in Kauf zu nehmen.

Der Umgang mit den Münzsystemen wurde so geläufig, dass er auch als Mittel der Destabilisierungspolitik eingesetzt wurde. Mailand brachte 1429 stark überbewertete Münzen in Umlauf, die im Tausch gegen venezianisches Silbergeld 20 % Gewinn brachten. Venedig halbierte daraufhin den Silbergehalt des umlaufenden Bagattino, gleichzeitig lehnte es Zahlungen in dieser Münze ab und verlangte von seinen Untertanen „gute Münzen“. Mit den Gewinnen wurde der Söldnerführer Francesco Sforza bezahlt. Mailand brachte wenig später neue Münzen in Umlauf, was neben Einschmelzungen dazu führte, dass die venezianischen Münzen gänzlich verschwanden und sich nur noch der „schlechte“ Bagattino hielt. 1453 wies der Senat die Zecca an, eine ausschließlich für Oberitalien gedachten Münze zu prägen. Doch Unmengen an gefälschten Münzen zwangen schnell zur Reduzierung des Nominalwertes. 1463 konnten 20.000 gefälschte Bagattini konfisziert werden. Erst 1472 verabschiedete sich der venezianische Rat der Zehn von dieser Variante des „Münzimperialismus“, wie ihn Reinhold Mueller bezeichnet hat. Dies geschah offenbar, weil Mailand abermals versuchte, durch Überflutung Oberitaliens mit nachgemachten Münzen die venezianische Münzpolitik auszunutzen. Der Rat der Zehn reduzierte den Wert der bedrohten Münzen um volle 40 %, was nach Antonio Morosini einer Vernichtung von einer Million Dukaten an Kaufkraft gleichkam. Gleichzeitig wurden die schlechten Silbermünzen durch vertrauenswürdige Kupfermünzen ersetzt, deren Wert durch Limitierung der Auflagen kontrolliert wurde.

Renaissance (ab dem 14. Jahrhundert)

Im Italien des späten 14. Jahrhunderts liegen die Anfänge der Renaissance; als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert. Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt antiken Geistes, der Humanismus war die prägende Geistesbewegung. Vorreiter der Entwicklung waren italienische Dichter des 14. Jahrhunderts wie Francesco Petrarca, der durch seine Beschäftigung mit antiken Schriftstellern und durch seinen Individualismus den Glauben an den Wert humanistischer Bildung förderte und das Studium der Sprachen, der Literatur, der Geschichte und Philosophie außerhalb eines religiösen Zusammenhangs als Selbstzweck befürwortete. Hinzu kam eine Neuorientierung in der Wissenschaft, wo das theozentrische Weltbild des Mittelalters durch eine stärker anthropozentrische Sicht der Dinge abgelöst wurde.

In der Literatur leiteten im 14. Jahrhundert Dante Alighieris Göttliche Komödie (La Divina Commedia, 1307–1321), Francesco Petrarcas Briefe, Traktate und Gedichte und Giovanni Boccaccios Il Decamerone (1353) das Zeitalter der Renaissance ein. Graf Baldassare Castiglione beschreibt in Il Cortegiano (1528) den Idealtypus eines Renaissancemenschen.

Das Abendmahl, ebenfalls von Leonardo, 1495-98

Vorbedingung war die Möglichkeit, griechisches und arabisches Wissen aufzunehmen. Auch die sozialen und politischen Zustände in Italien trugen zu den Umbrüchen bei. Dort war die Erinnerung an die Antike noch am lebendigsten237, Verkehrswege verbanden sie mit den Zentren der Bildung und im politisch zersplitterten Byzanz bestand die Möglichkeit, Kunst und Bücher zu erwerben. Die großen Vermögen, die durch den Handel entstanden, machten es möglich, große öffentliche und private Kunstprojekte in Auftrag zu geben. Zudem erlebte die Entwicklung zur pragmatischen Schriftlichkeit bereits im frühen 13. Jahrhundert einen Aufschwung, der Schriftverkehr der Kaufleute vertiefte und verbreiterte die Literalität, so dass die Zahl der Alphabetisierten zunahm.

Im 15. Jahrhundert gehörte Italien zu den am stärksten urbanisierten Regionen Europas. Die Städte boten relativ große politische Freiheit, die zu neuen wissenschaftlichen und künstlerischen Wegen anregten. Dies galt vor allem für die selbstständigen Mächte Italiens, also das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, Florenz, das Königreich Neapel und den Kirchenstaat, aber auch für die Höfe von Ferrara oder Mantua.

Die Päpste verhielten sich kaum anders als die weltlichen Fürsten. Sie führten Kriege und versuchten durch Intrigen Macht und Reichtum der eigenen Familien zu vergrößern. Der Sohn Papst Alexanders VI. Cesare Borgia, der sich als Söldnerführer und Machtpolitiker betätigte und versuchte, Italien unter seine Herrschaft zu bringen, diente Niccolò Machiavelli als Vorbild für sein staatsphilosophisches Werk Der Fürst.

Konkurrenz der Weltmächte, Wirtschaftskrise, Bevölkerungsrückgang

Ottoman empire 1481-1683
Das Osmanische Reich zwischen 1481 und 1683

Nach der Entdeckung Amerikas 1492 durch den Genuesen Columbus, aber auch Nordamerikas 1497 durch den von Venedig nach England gegangenen Giovanni Caboto, sowie der zunehmenden Nutzung des Seeweges nach Indien verlor Italien nach und nach seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung durch Verlagerung der Haupthandelsrouten vom Mittelmeer zum Atlantik. Andere Staaten, insbesondere Spanien und Portugal, nahmen an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung zu, da sie auf Grund der Kolonialisierung zunächst Südamerikas neue Rohstoffressourcen und Absatzmärkte erschlossen und zudem über größere Binnenressourcen verfügten als die italienischen Stadtstaaten. Zugleich verlor der Handel mit dem in den Nahen Osten und nach Nordafrika expandierenden Osmanenreich an Bedeutung, während zugleich die Konkurrenz von Holländern und Engländern zunahm.

Besonders in Süditalien dominierte die Agrarwirtschaft und der Großgrundbesitz, Manufaktur und später Fabrik waren die Ausnahme. Aber auch die Landwirtschaft stagnierte, so dass die Ertragsziffern in Italien bei 7 verharrten, während sie etwa in England und Holland bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf 9, hundert Jahre später gar auf 10 stiegen. Dies war einer der Gründe, dass die dortige Bevölkerung stark anstieg, während sie sich in Italien von etwa 13,5 Millionen (um 1600) auf 11,7 (1650) verminderte. Dies kontrastiert besonders stark mit der Tatsache, dass die Bevölkerung noch zwischen 1500 und 1600 von 9 auf 13,5 Millionen, also um etwa die Hälfte angewachsen war.238

Europäischer Kriegsschauplatz (1494–1559)

Leoattila-Raphael
Papst Leo X. (1513–21) ließ sich in einem von seinem Vorgänger in Auftrag gegebenen Gemälde von Raffael als Papst Leo I. (440–61) porträtieren, wie er dem Hunnenkönig Attila im Jahr 452 unbewaffnet entgegentritt. Der Legende nach erschienen die Heiligen Roms, Petrus und Paulus, mit Schwertern und bewogen Attila, auf seinen Marsch nach Rom zu verzichten. Eliodor-Raum der Stanzen des Raffael, Vatikan 1514

Eine der Ursachen für den Bevölkerungsrückgang waren die unausgesetzten Kriege. Nach dem Tod König Ferrantes von Neapel intervenierte König Karl VIII. von Frankreich 1494 in Italien. Er zwang im nächsten Jahr Florenz, den Kirchenstaat und Neapel zur Kapitulation. Ferdinand von Aragón, Maximilian I. sowie Venedig, Mailand und der Kirchenstaat verbanden ihre Kräfte am 31. März 1495 in einer „Heiligen Liga“ und zwangen den französischen König zum Rückzug über die Alpen.

Ludwig XII. nahm die expansive Politik Karls VIII. wieder auf und annektierte 1499 das Herzogtum Mailand. Er und Ferdinand von Aragón teilten im Vertrag von Barcelona 1500 das Königreich Neapel unter sich auf. Danach sollte der Norden an Frankreich, der Süden an Spanien kommen. Im Vertrag von Lyon 1504 wurde nach einem erneuten Krieg Unteritalien wieder in das Königreich Aragón eingegliedert, da die Franzosen Neapel verlassen mussten. 1507 gelang es den Franzosen, sich der Republik Genua zu bemächtigen. Die Liga von Cambrai (Österreich unter Maximilian I., der Papst, Spanien, England, Ungarn, Savoyen und einige italienische Staaten) versuchte im Oktober 1508 die Seerepublik Venedig aufzuteilen, scheiterte jedoch.

Papst Julius II. (1503–1513) schwenkte auf ein neues politisches Ziel um: die Befreiung Italiens von den „Barbaren“. Die Eidgenossenschaft, Spanien, Venedig und der Papst vereinigten sich zur Heiligen Liga, um die Franzosen aus Mailand zu vertreiben, was ihnen 1512 gelang. Die Schweizer restituierten die Dynastie der Sforza und annektierten den größten Teil des Tessins (Domodossola, Locarno, Lugano). In der Schlacht bei Marignano unterlagen die Schweizer jedoch im September 1515 wieder den Franzosen und sie mussten Mailand räumen. Franz I. von Frankreich und Karl I. von Spanien einigten sich im Vertrag von Noyon 1516 auf den Status quo.

1525 gelang es Karl, seit 1519 römisch-deutscher Kaiser, in der Schlacht von Pavia Mailand an sein Haus zu bringen und die französische Oberherrschaft in Italien zu beenden. Die Truppen des Kaisers plünderten 1527 Rom (Sacco di Roma). 1529 schloss Karl mit Frankreich und dem Papst im Vertrag von Cambrai Frieden, da die Osmanen auf Wien marschierten. Im Frieden von Crépy 1544 verzichtete Franz I. auch auf seinen Anspruch auf Neapel und erhielt von Karl V. im Gegenzug Burgund zurück. 1559 konnte Philipp II. im Frieden von Cateau-Cambrésis allerdings Neapel gewinnen.

Reformation und Gegenreformation

Sarpi Historia
Historiae Concilii Tridentini von Paolo Sarpi

Das 5. Laterankonzil (1512–1517) kam mit der Kirchenreform kaum voran. Es verbot den Druck nicht autorisierter Bücher und bestätigte das Konkordat von Bologna (1516) zwischen Leo X. und König Franz I. Dadurch wurden französische Eroberungen aus den Italienkriegen anerkannt, die zunehmende Loslösung der französischen Kirche von Rom rückgängig gemacht.

Die Reformation hatte nicht nur jenseits der Alpen Erfolge, sondern zunächst auch in Italien. Doch die katholische Seite ging scharf gegen jede protestantische Äußerung vor. 1530 wurde daher Antonio Bruccioli aus Florenz vertrieben und der konvertierte, im venezianischen Kroatien eingesetzte Bischof Pietro Paolo Vergerio verließ das Land. 1531 kam es zu einer öffentlichen Disputation in Padua, sie blieb jedoch die einzige. Erasmus von Rotterdam, der in Italien erstmals 1514 verlegt wurde239, galt als Häretiker, zuweilen sogar als „Lutheraner“ (Erasmus lutheranus).240 Doch wurden so auch andere Gruppen, wie die Calvinisten, Sakramentarier, Graubündner Reformierte bezeichnet.241

1542 wurde die Inquisition reorganisiert, um den Protestantismus zu bekämpfen. 1558 wurde Bartolomeo Fonzio, der Übersetzer von Luthers Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung hingerichtet, 1566 Bruccioli, 1570 der Humanist Aonio Paleario.

Das Trienter Konzil (1545 bis 1563) befasste sich mit der Kirchenkritik der Reformation. Seine Beschlüsse beinhalteten, neben dogmatischen Beschlüssen, die Abschaffung der Missbräuche im Ablasswesen, das Verbot der Ämterhäufung im Bischofsamt und die Einrichtung von Priesterseminaren sowie einen Index verbotener Bücher (1559). Außerdem durften Bischöfe gegen Häretiker vorgehen. Für Martin Luther war Venedig das Eingangstor nach Italien, doch stießen die protestantischen Gruppen auf harte Repression.242 1571 entstand die Indexkongregation, die sich mit der umfassenden Kontrolle des stark angewachsenen Buchmarktes befasste und damit die Tätigkeit der in Trient 1562 eingesetzten Zensurkommission dauerhaft fortführte.

Das Osmanische Reich

Battle of Preveza (1538)
Seeschlacht von Preveza (1538) in der Khair ad-Din Barbarossa die Flotte der Hl. Liga besiegte. Historistisches Gemälde von 1866

Das Osmanische Reich bedrängte die italienischen Seemächte und lenkte ihren Handel mit Asien und Nordafrika entsprechend seinen politischen Interessen. 1453 eroberten die Osmanen Konstantinopel, 1475 musste Genua seine Kolonie in Kaffa am Nordrand des Schwarzen Meeres aufgeben, eine Region, in der sich Genua und Venedig seit Jahrhunderten bekriegt hatten. Venedig verlor 1460 seine Stützpunkte auf dem Peloponnes, doch konnte es die Hauptinsel Kreta noch bis 1645 bzw. 1669 halten. Unter Süleyman I. (1520–1566) expandierten die Osmanen, die bereits 1480 bis 1481 mit Otranto erstmals einen italienischen Ort besetzt hatten, Richtung Belgrad und Rhodos, das sie 1522 eroberten. Bei Mohács unterlag der ungarische König, der Sultan ließ 1529 Wien belagern.

Weiteren Erfolgen im Osten folgte der Sieg des Khair ad-Din Barbarossa 1538 über die Flotte der Heiligen Liga unter Andrea Doria bei Preveza. Zwar konnten die vereinigten Flotten Spaniens und Venedigs die Osmanen in der Seeschlacht von Lepanto 1571 besiegen, doch die modernisierte türkische Flotte stellte bereits wenige Jahre später wieder eine erhebliche Bedrohung dar, und Venedig konnte Zypern nicht zurückerobern. Zudem setzten die Korsaren Nordafrikas den Handelskonvois durch das westliche Mittelmeer zu, vor allem, nachdem ihnen 1574 die Rückeroberung des seit 1535 von Spanien besetzten Tunis gelungen war.

Spanische und österreichische Vorherrschaft

Mailänder Münze mit dem spanischen König

Der Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) verfestigte die spanische Herrschaft im gesamten Süden Italiens, auf den Inseln, in Mailand und im Stato dei Presidi im Süden der Toskana. Zugleich lagen der Kirchenstaat, das Großherzogtum Toskana und Genua sowie weitere Kleinstaaten im Einflussbereich Madrids. Savoyen wurde immer wieder zum Schlachtfeld zwischen Spanien und Frankreich. Nur Venedig konnte seine Unabhängigkeit bewahren.

Ende des 16. Jahrhunderts verlagerte sich zunehmend der Handel vom Mittelmeer in den Atlantik, wozu auch die Kriege in Italien beitrugen. Dort kollidierten die kaiserlichen und die französischen Interessen zunächst im Erbfolgekrieg von Mantua (1628–1631). In dessen Folge schädigte der spanische Fiskalismus, aber auch die Pestepidemien von 1630 bis 1632 und 1656 bis 1657 (Neapel, Rom, Ligurien, Venetien) die wirtschaftliche Entwicklung; so sperrte die Toskana jeden Verkehr mit dem Süden, setzte Quarantäne nach venezianischem Vorbild durch, informierte die benachbarten Mächte.243 Mit diesen Maßnahmen gelang es Italien lange vor den modernen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, die Epidemien, wenn auch unvollständig, einzudämmen.244 Plünderungen, Hunger, Epidemien förderten in ihrer Wechselwirkung den Prozess des ökonomischen und politischen Niedergangs, der allerdings scharf mit der kulturellen Entwicklung kontrastierte. Italien blieb sowohl im künstlerischen als auch im wissenschaftlichen Bereich noch lange führend.

Gegen die spanische Fiskalpolitik kam es zu Aufständen, deren in Italien bekanntester der des Fischers Tommaso Masaniello aus Neapel war. Er entzündete sich 1647 an Abgaben auf Lebensmittel, und obwohl Masaniello ermordet wurde, gelang es den Aufständischen unter Führung des Gennaro Annese am 17. Dezember die Spanier aus der Stadt zu vertreiben. Unterstützung fanden sie durch den Franzosen Henri II. de Guise. Er beanspruchte als Nachkomme Renés I. von Anjou das Königreich Neapel und konnte die Truppen des Juan de Austria besiegen. Die Aufständischen riefen die Republik Neapel aus, die bis zum 5. April 1648 bestand. Innere Streitigkeiten führten jedoch dazu, dass der Neapolitaner Gennaro Annese den Spaniern die Tore öffnete. Beim Versuch, die Stadt zurückzugewinnen, geriet Henri II. am 6. April in spanische Gefangenschaft. Erst der jüngeren Forschung, die weniger von nationalistischen Haltungen geprägt ist, gelang es herauszuschälen, dass es sich genauso um einen Kampf einer aufstrebenden Funktionselite von Staatsdienern gegen das alte Patriziat handelte. Ähnliche Volksaufstände fanden 1647/48 unter Führung des Giuseppe d'Alesi in Palermo statt und unter Ippolito von Pastina in Salerno. 1701 erhob sich der Adel Neapels vergeblich in der Verschwörung von Macchia gegen die spanische Herrschaft, ein Aufstand, der seine Bezeichnung nach Gaetano Gambacorta, Fürst von Macchia, erhielt.

Mit dem Ende des spanischen Zweigs der Habsburger kam es ab 1701 zu heftigen Nachfolgekämpfen. Eine Allianz um die österreichischen Habsburger und England kämpfte dabei gegen eine von Frankreich geführte Koalition. Letztlich gelang es Frankreich, mit Philipp V. die bis heute amtierende Dynastie der Bourbonen zu installieren. Im Frieden von Utrecht 1713 wurden Österreich das zuvor spanische Mailand, Neapel (ohne Sizilien) und Sardinien zugesprochen. Es wurde damit zur vorherrschenden Macht in Italien. Gegen die österreichische Herrschaft kam es 1746 zu einem Aufstand in Genua, den ein jugendlicher Steinewerfer ausgelöst haben soll; sein Kurzname Balilla findet sich in der italienischen Nationalhymne wieder.245

Der Herzog von Savoyen erhielt Sizilien sowie Montferrat. 1720 tauschte das Haus Savoyen Sardinien gegen Sizilien von Österreich ein und erhielt somit die Königswürde. Erster Herrscher des neuen Königreichs Sardinien-Piemont wurde Viktor Amadeus II.

Corsica ponte genovese tavignano Altiani
Genuesische Brücke über den Tavignano bei Altiani im Osten Korsikas

Spanien erwarb 1735/38 Neapel und Sizilien, 1748 Parma und gründete dort eine Sekundogenitur. Nach dem Aussterben der Medici in Florenz 1737 stiftete der Herzog von Lothringen dort eine Sekundogenitur für das Haus Habsburg-Lothringen. 1768 verkaufte die Republik Genua die Insel Korsika an Frankreich. Italien war von 1701 bis 1748 Kriegsschauplatz der Großmächte (Europäische Erbfolgekriege). Bis 1796 blieb dieses System stabil, doch geriet Italien in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ins Abseits. Zwar stieg die Bevölkerungszahl von 1700 bis 1800 von 13,6 auf 18,3 Millionen, doch sank angesichts erheblich schnellerer Wachstumsraten in vielen Nachbarländern der Anteil an der europäischen Gesamtbevölkerung.246 Vor allem aber gelang es der Agrarproduktion trotz Ansätzen zur Liberalisierung etwa im Großherzogtum Toskana (1764) kaum mehr, mit der Zahl der Konsumenten mitzuhalten.

Merkantilismus, Ausweitung des Kapitalverkehrs

Trotz einer gewissen Zunahme des münzlosen Geldverkehrs und des Umfangs des Kreditwesens247 blieb Europas Wirtschaft weiterhin von der Zufuhr von Edelmetallen abhängig. Die Versorgung mit Silber und Gold hing dabei zunehmend von Lateinamerika ab. Um 1660 kamen von dort Gold und Silber im Wert von rund 365 Tonnen Silber, während Europa nur noch 20 bis 30 Tonnen produzierte.248 Gleichzeitig erhöhte sich der Abfluss in den Ostseeraum, die Levante und Ostasien so stark, dass nur 80 t in Europa blieben. Spanien investierte den überwiegenden Teil dieses Edelmetallstroms in den Krieg gegen die Niederlande. Ähnlich agierte Frankreich. Dabei standen kurzfristige fiskalische Interessen im Vordergrund, aber langfristig löste diese Politik Inflationsschübe aus und schadete der Wirtschaft. Die Münzen wurden abgewertet, bis sie kaum noch Edelmetall enthielten, so dass sie durch reine Kupfermünzen ersetzt wurden. 1607 war Spanien bankrott, willkürliche Abwertungen folgten bis 1680. Dabei lag der Nennwert viel höher als der Metallwert, die Münzen wurden zudem immer wieder beschnitten. Die Abgaben erfolgten hingegen nach dem Gewicht. Der „Bauer war grausam gefangen zwischen zwei Gruppen; die eine gab ihm das Geld allein nach dem Nennwert, die andere nahm es ihm allein nach Gewicht.“249

Auch Frankreich ging zunächst den Weg der Kupferwährung, zuletzt 1654 bis 1657, und importierte dazu große Mengen aus Schweden. Colbert, Berater König Ludwigs XIV., setzte jedoch ab 1659 stärker darauf, den Abfluss von Edelmetallen aus Frankreich zu behindern und stattdessen den Zufluss zu fördern. Um dies zu erreichen, stärkte er die Exportgewerbe, erhöhte den Gold- zu Lasten des Silberkurses. Dadurch stabilisierte er die Staatsschuld so sehr, dass sich viele Ausländer entschlossen, ihre Edelmetalle hier anzulegen. Colbert gab ab 1671 Rentenpapiere gegen Geldeinlage zu 7 % Zinsen aus, zudem hielt er das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber bei etwa 15:1.

Das Heilige Römische Reich sah hingegen eine starke Kupferinflation (s. Kipper- und Wipperzeit), die erst während des Dreißigjährigen Krieges zurückging. Gegen Ende des Jahrhunderts stabilisierten sich die Währungen. Gewinner dieser Entwicklung waren die Niederlande, die den Dukaton (nach dem Vorbild des venezianischen Dukaten) nicht als Gold-, sondern als Großsilbermünze von hohem Ansehen einführten. Dies verstärkte wiederum den Zufluss spanischen Silbers und die Wiederausfuhr. 1683 stellte man fest, dass von den 15–18 Millionen Gulden, die als spanisches Silber hereinflossen, nur 2,5 bis 4 Millionen im Lande blieben. Doch nicht nur hierin gewannen die Niederlande und wenig später England, einen entscheidenden Vorsprung. Zunächst gründete man 1609 nach dem Vorbild des venezianischen Banco di Piazza di Rialto (1587–1638) die Wisselbank. Ihr gelang es nicht nur, den Münzwert zu stabilisieren, sondern auch durchzusetzen, dass alle größeren Wechsel nur noch über diese Clearingstelle verrechnet werden durften. Dieser bargeldlose Ausgleich von Forderungen zwischen Konten gab ihr eine der Eigenschaften einer Zentralbank.250

Doch man ging viel weiter als in Italien, um den Geldumlauf zu erhöhen und zu beschleunigen. Man gestattete den Kunden ähnlich wie in Venedig Gold zu deponieren, wofür sie als Quittung Recepissen erhielten. Am Edelmetallmarkt Amsterdam, der bald zum bedeutendsten wurde, waren einerseits alle Münzen in ausreichender Menge vorhanden, vor allem aber liefen nur noch die Recepissen als Bargeld für größere Beträge um. Eine ähnliche Ausweitung des Geldverkehrs erreichte Frankreich durch die Ausgabe von verzinslichen Staatspapieren, die gleichfalls per Indossament veräußert werden konnten. So weitete man die umlaufende Geldmenge aus und verbilligte auf diese Art langfristig Kredite, was wiederum Handel und Produktion weiter stimulierte. Gerade in dieser Zeit ging, nachdem der venezianische Pfefferhandel lange Widerstand geleistet hatte, ab den 1620er Jahren sein Volumen erheblich zurück. Wenige Jahre später galt Pfeffer nicht mehr als „östliche“ Ware, sondern als „westliche“. Holländer und Engländer – Letzteren gelang 1663 der Einstieg in die Goldwährung, 1697/98 die Währungsstabilisierung –, zeitweilig Portugiesen, hatten den Gewürzhandel weitgehend monopolisiert. Darüber hinaus fielen die Landhandelswege nach Asien immer mehr zurück, Venedig verlor nach und nach seine Kolonien.

Der Handel mit dem Osten kam im Lauf des 17. Jahrhunderts zunehmend in holländische und englische Hand, um im 18. Jahrhundert weitgehend von Engländern dominiert zu werden. Sie waren in der Gewerbeorganisation, in der wendigen Anpassung an sich verändernde Moden und Märkte, aber auch durch die hinter den Händlern stehende politische Macht und schließlich durch bessere Kapitalausstattung überlegen. Während industriell gefertigte Tuche auf den italienischen Markt drängten, wanderten Zucker und Baumwolle, zwei bedeutende Produktionszweige seit dem 15. Jahrhundert, Richtung Amerika ab.

Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb in Italien das Indossament verboten. Damit blieb der bargeldlose Verkehr in den Händen der Messbankiers, nicht der Kaufleute. Zwar griffen italienische Merkantilisten wie Bernardo Davanzati (1529–1606) die französischen Ideen auf, doch wirkte seine Lezione delle monete (1588) eher im Ausland als in Italien. Antonio Serra (1568–1620) erörterte, wie man die Handelsbilanz zu deuten habe und wie man in Gebieten den Geldumlauf sichern könne, die nicht über Gold- oder Silberbergbau verfügten, wie das Königreich Neapel (gedruckt 1613).251 Die italienischen Staaten reformierten ihre Münzsysteme, die weiterhin auf Gold und Silber basierten, versuchten dabei die Kupfermünzen zu begrenzen und die Münzwerte an die Gold-Silber-Relation anzupassen. Venedig reformierte sein Münzwesen 1722 und 1733, Genua ab 1745, Savoyen 1755 und Mailand 1778. Dabei zeichneten sich Ansätze ab, nicht nur die staatlichen Währungsräume zu vereinheitlichen und die Zahl der verschiedenen Münzen zu verringern, sondern auch in ganz Italien zu Vereinheitlichungen zu gelangen.252

Zudem setzte sich die Vorstellung durch, Geld habe im Wirtschaftsablauf neutral zu sein. Die aufkommenden Zentralbanken sollten nicht willkürlich Geld auflegen, sondern über Kreditvergabe den Geldumlauf beschleunigen. Für David Hume sollte es nur noch das Öl für das Wirtschaftsgetriebe darstellen, doch erst Adam Smith trennte Geld- und Wirtschaftssphäre vollständig. Andererseits war es noch nicht möglich, eine Papierwährung durchzusetzen. Im Gegenteil erhöhten fehlgeschlagene Versuche, wie etwa durch John Law, das Misstrauen gegen solche Versuche, so dass die partielle Abhängigkeit vom Bergbau fortbestand. Hingegen konnte sich England einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil verschaffen, indem es die Ausgabe von Banknoten stabilisierte, die Bank of England erhielt in London ein Monopol, während Country Banks ab 1708 das ländliche Kapital mobilisierten. Ab der Mitte des Jahrhunderts kamen zunehmend Privatbanken auf, wie die Barings Bank.

1821 stellte die Bank of England die Einlösepflicht von Banknoten in Gold wieder her, eine Regelung, die sie auch während der Bankenkrise von 1825/26 unter Rückgriff auf ihre Goldreserven durchhielt. Bald setzte sich der Goldstandard durch, und die Zentralbank übernahm die Funktion einer Bank der Banken, um die Liquidität des Bankensystems zu gewährleisten.253 In Italien bestanden bei der Einigung des Landes im Jahr 1861 hingegen immer noch fünf Banken, die Noten herausgeben durften. Diese waren die Banca nazionale del Regno d'Italia, die Banca nazionale toscana, die Banca Romana, der Banco di Sicilia und der Banco di Napoli; 1870 kam die Banca toscana di Credito hinzu. Nach dem Zusammenbruch der römischen Bank wurde 1893 die Banca d'Italia gegründet, doch erhielt sie erst 1920 das Monopol auf die Herausgabe von Banknoten.

Napoleon, Wiener Kongress (1796–1815)

Napoleon Königreich Italien 40 Lire
40-Lirestück mit Napoleon als König von Italien

1796/97 unterwarf Napoleon Bonaparte im Italienfeldzug große Teile Ober- und Mittelitaliens und zwang im Frieden von Campo Formio Österreich und das römisch-deutsche Kaisertum zur Anerkennung seiner Eroberungen und zum Verzicht auf die Lehensrechte in Italien. Österreich erhielt nach der Selbstauflösung der Republik Venedig dessen Gebiet (außer den Ionischen Inseln). Frankreich gründete im übrigen Italien Vasallenstaaten. Teile Norditaliens wurden zur „Transalpinischen Republik“ zusammengefasst, die dann in Cisalpinische bzw. Cisalpine Republik umbenannt wurde. Genua wurde zur Ligurischen Republik, das 1799 eroberte Königreich Neapel zur Parthenopäischen Republik. 1798 nahmen die Franzosen Papst Pius VI. gefangen und ließen den Kirchenstaat zur Römischen Republik ausrufen.

Im 2. Koalitionskrieg erlitt Frankreich 1799 in Italien eine Niederlage gegen Österreich und Russland. Die französische Herrschaft in Italien brach zusammen, die alte Ordnung (so der Kirchenstaat) wurde zum Teil wieder hergestellt. Im Süden kam der 1759 bis 1806 regierende Bourbonenkönig Ferdinand IV., der sich geschickt auf die Volksmassen (lazzaroni) stützte, wieder an die Macht. 1800 kam es zur erneuten französischen Eroberung, Napoleon ließ Italien wieder neu ordnen. Das Großherzogtum Toskana wurde zum Königreich Etrurien, die Cisalpine Republik zur Republik Italien mit Napoleon als erstem Konsul. Piemont blieb unter französischer Militärverwaltung. Nach seiner Kaiserkrönung 1804 wandelte Napoleon die Republik Italien zum Königreich Italien um. Er krönte sich 1805 in Mailand mit der Eisernen Krone zum König von Italien. Im Frieden von Preßburg 1805 nach dem 3. Koalitionskrieg verlor Österreich das venezianische Gebiet wieder an Frankreich, das den Westteil Venetiens dem Königreich Italien zuschlug und aus dem östlichen Teil (den Gebieten an der östlichen Adria) einen neuen Vasallenstaat formte, die Illyrischen Provinzen. 1806 wurden die Bourbonen erneut aus dem Königreich Neapel verjagt und Napoleons Bruder Joseph dort als Herrscher eingesetzt, 1808 sein Schwager Joachim Murat.

Völkerkarte von Mittel- und Südosteuropa. Italien 1815 bis zur Gegenwart (1905)
Italien nach dem Wiener Kongress

Auf Sizilien und Sardinien konnten sich die (süditalienischen) Bourbonen und die Savoyer unter britischem Flottenschutz halten. 1808 besetzte Napoleon erneut den Kirchenstaat und schlug ihn dem Königreich Italien zu. Teile des Kirchenstaats wurden annektiert, ebenso das Königreich Etrurien, Ligurien und Parma. Bis auf Sizilien und Sardinien stand Italien also unter direkter oder indirekter französischer Herrschaft, ehe 1814/15 die napoleonische Herrschaft zusammenbrach.

Durch den Wiener Kongress kam es zur Neuordnung Italiens. Österreich bekam zur Lombardei nun Venetien dazu, das damit seine Unabhängigkeit endgültig verlor; der Kirchenstaat wurde wiederhergestellt, verlor aber Avignon an Frankreich; das Königreich Sardinien-Piemont bekam die Republik Genua zugesprochen; in Parma-Piacenza und Guastalla wurde Napoleons Frau, die Habsburgerin Marie-Louise, als Herrscherin eingesetzt; Modena-Reggio wurde fortan vom Haus Habsburg-Este regiert; das von einer habsburgischen Nebenlinie regierte Großherzogtum Toskana wurde wiederhergestellt; die zuvor formal getrennten Königreiche Neapel und Sizilien wurden zum Königreich beider Sizilien vereinigt.

Unabhängigkeitsbewegungen und Einigungskriege (bis 1870)

Kampf gegen Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus

Nach 1815 war das Königreich Sardinien-Piemont der letzte bedeutende Staat unter einer einheimischen Dynastie. Italien unterlag weiterhin dem Einfluss fremder Mächte, obwohl durch den Untergang des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 „Reichsitalien“ mit den daran hängenden Ansprüchen und Titeln verschwand. Je mehr die (in der Regel ausländischen) Fürsten Italiens nun bestrebt waren, die gesellschaftlichen Verhältnisse auf die Zeit vor Napoleon zurückzudrehen, desto mehr wurde der Korse als fortschrittlicher, anti-absolutistischer Herrscher gesehen.

Paleis met tuin Caserta
Der Bourbonenpalast von Caserta (Reggia di Caserta) entstand ab 1752 und sollte der eindrucksvollste Palast Europas werden. Allein der Park erstreckt sich über eine Fläche von 120 ha. Neben dem Palast in Neapel bestanden drei weitere Hauptresidenzen. Heute gehört die Gesamtanlage zum Weltkulturerbe.

Donghi 5 giornate 1848
Barrikaden während der Fünf Tage von Mailand, Aquarell, Felice Donghi (1828–1887), März 1848

Der Wunsch, Italien von Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus zu befreien, erfasste immer mehr Menschen. Geheimbünde entstanden, vor allem die in Neapel einflussreichen, gegen die Franzosen kämpfenden und Aufstände organisierenden „Carbonari“. Eine bedeutende Rolle spielten der Publizist Giuseppe Mazzini und die von ihm gegründete Bewegung „Giovine Italia“ (Junges Italien), denen sich viele der Carbonari anschlossen. Die Carbonari zwangen die nach Napoleon zurückgekehrten Spanier unter Ferdinand I. im Juli 1820 zur Annahme einer Verfassung, die neben Gott das Volk als Souverän und Ursprung der Macht betonte. Sie wurde jedoch nach der Unterdrückung des Aufstands widerrufen.

Führungsrolle Piemonts, gescheiterte Revolutionen

Das vergleichsweise liberal regierte Königreich Sardinien-Piemont, das beispielsweise 1848 die Emanzipation der Juden durchsetzte, machte sich die Forderung nach einer Einigung Italiens zu eigen, es kam zu den Italienischen Unabhängigkeitskriegen. Ein Angriff unter der Führung der Savoyer auf das österreichische Lombardo-Venetien – unter Teilnahme von Freiwilligen aus ganz Italien – wurde 1848/49 unternommen.

Es kam zur Bildung provisorischer Regierungen in Mailand (18. bis 22. März 1848) und Venedig (17. März 1848 bis 22. August 1849), aber auch in Palermo, dessen Parlament Sizilien für unabhängig erklärte (12. Januar 1848 bis 15. Mai 1849). In der Folge kam es darüber hinaus zur Erhebung gegen die weltliche Herrschaft des Papstes und zur Ausrufung einer Römischen Republik (9. Februar bis 4. Juli 1849).

Die Revolutionen wurden niedergeschlagen, zumal sich Sardinien-Piemont unter Carlo Alberto nicht zu einer wirklichen Unterstützung durchringen konnte. In der Folge kam es zur Restauration der Herrschaft der Bourbonen, Österreichs und Papst Pius’ IX. Carlo Alberto dankte 1849 zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab.

Staatsgründung, Anschluss des Südens an Piemont (1860)

1855/56 nahm Savoyen auf Seiten Frankreichs am Krimkrieg teil, wodurch Viktor Emanuel die Unterstützung der dortigen Regierung für seine Einigungspläne erlangte. 1859 griffen die Savoyer erneut Österreich in Oberitalien an, diesmal mit Unterstützung Frankreichs (Sardinischer Krieg). In den Schlachten von Magenta und Solferino unterlagen die Österreicher, im Vorfrieden von Villafranca fiel die Lombardei an Savoyen. Parallel dazu gab es Aufstände in der Toskana, Modena und in anderen Gebieten. Als Folge schlossen sich Parma-Piacenza, Toskana, Modena und Teile des Kirchenstaats 1860 Sardinien-Piemont an.

Die Volksabstimmungen über den Anschluss an Italien ergaben in den Regionen folgende Ergebnisse:254

Gebiet Ja Nein Datum
Toskana 366571 14925 11./12. März 1860
Emilia 426.006 756 11./12. März 1860
Nizza 25743 160 15. April 1860
Savoyen 130533 237 22. April 1860
Neapel 1302064 10312 21. Oktober 1860
Sizilien 432053 667 21. Oktober 1860
Marken 133807 1212 4./5. November 1860
Umbrien 97040 380 4./5. November 1860
Venedig, Mantua 647246 69 21./22. Oktober 1866
Rom, Provinzen 133681 1507 2. Oktober 1870
Italy 1864 de
Italien 1864

Eine besondere Rolle in dieser Risorgimento genannten Epoche des 19. Jahrhunderts spielten die Freiwilligenverbände unter Giuseppe Garibaldi, die 1860 das Königreich beider Sizilien unter ihre Kontrolle brachten („Zug der Tausend“). Auch hier floh der Monarch, Garibaldi rief sich zum Diktator von Sizilien aus. Der Ministerpräsident von Sardinien-Piemont, Cavour, sandte ein Heer in den Süden, einerseits um Garibaldi zu Hilfe zu kommen, andererseits, um zu verhindern, dass das Risorgimento eine republikanische Stoßrichtung erhielt. Die Truppen von Sardinien besetzten auch weitere Teile des Kirchenstaats (Umbrien und Marken). Plebiszite in Umbrien, in den Marken und in beiden Sizilien besiegelten den Anschluss an Sardinien-Piemont. Am 17. März 1861 wurde Viktor Emanuel II. zum König von Italien ausgerufen.

Anschluss Venetiens und des Friauls (1866) sowie des Kirchenstaats (1870)

Infolge der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Krieg von 1866, in dem Italien Verbündeter des Siegers war, kamen Venetien und das Friaul gemäß dem Frieden von Wien vom 3. Oktober 1866 an Italien. Die offizielle Übergabe der Stadt erfolgte am 19. Oktober, Plebiszite bestätigten am 21. und 22. Oktober den Anschluss.

1870 wurde auch der dem Papst seit 1860 verbliebene Teil des Kirchenstaates angeschlossen. Daraufhin wurde Rom die neue Hauptstadt Italiens (Römische Frage). Papst Pius IX., der seine weltliche Herrschaft damit verloren hatte, sah sich bis zu seinem Tod 1878 als „Gefangener im Vatikan“ und verbot Katholiken die Teilnahme am politischen Leben Italiens.

Gleichstellung der Juden

Im Norden waren die Juden, deren Zahl zwischen 1800 und 1900 von 34.000 auf 43.000 vergleichsweise langsam stieg,255 lange nicht anerkannter Teil der Gesellschaft, wie etwa die Viva-Maria-Bewegung von 1799 zeigte, die nach dem Abzug der Franzosen in der Toskana wütete und der allein in Siena 13 Juden zum Opfer fielen.256 Aber auch Napoleon war spätestens ab 1806 „diesen Galgenvögeln“ gegenüber feindselig eingestellt, allerdings zielte er stärker auf ihre Verfassung und wies Vorschläge, sie auszuweisen, zurück.257 Er wollte aus ihnen „nützliche“ Franzosen machen und sie der Kontrolle eines eigens eingerichteten „Großen Sanhedrin“ unterstellen, der auch für die Gebiete in Italien verantwortlich war, die Frankreich angeschlossen worden waren. Napoleons Schwester Elisa Baciocchi, die 1809 Großherzogin der Toskana wurde, setzte sich hingegen für die Gleichstellung der Juden ein.258 Die jüdischen Gemeinden, vor allem die Älteren, standen ihrerseits den französischen Reformen, insbesondere der Einführung der Zivilehe, meist ablehnend gegenüber. Beim Ende der französischen Herrschaft verhinderten entsprechend vorbereitete Armeeeinheiten neue Pogrome in Florenz und in Livorno, die aufzuflammen drohten, weil viele glaubten, die Juden seien Verbündete der Fremdherrscher gewesen. Doch der wirtschaftliche Schaden dieser Fremdherrschaft war so groß gewesen, dass die Gemeinden die Rückkehr der alten Herren feierten.

Die Jüngeren setzten zunehmend auf die nationale Einigung Italiens, zunächst auf eine Verfassung. Sie nahmen Kontakt zu den Carbonari auf, vor allem aber nutzten sie das Vehikel der gemeinsamen Sprache, des toskanischen Dialekts, zur Betonung der nationalen Einheit. Während der Revolutionsjahre 1848 und 1849, in der Toskana noch kurz zuvor, erhielten die Juden erstmals die vollständige rechtliche Gleichstellung. Doch 1852 wurde die Verfassung in der Toskana annulliert, was im übrigen Italien scharf kritisiert wurde. Viele Juden hatten inzwischen freie Berufe ergriffen und fürchteten die Rückkehr zu den alten Verhältnissen. Herzog Leopold stand mit seiner neo-absolutistischen Rechristianisierungspolitik bald allein da. Mit der Einigung Italiens wurden die Juden endgültig gleichgestellt, wenn auch antisemitische Strömungen fortbestanden, insbesondere im Wissenschaftsbereich. Benedetto Musolino forderte in einem Manuskript, das in ganz Italien zirkulierte, bereits 1851 einen eigenen jüdischen Staat in Palästina.

Königreich Italien (1861 bis 1946)

Königreich, ostafrikanische Kolonien, Ära Giolitti

Das 1861 gegründete Königreich Italien war mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, dem Nord-Süd-Gegensatz und dem Brigantenwesen im Süden konfrontiert, das 1861 bis 1865 Züge eines Bürgerkriegs annahm. Über Jahre wurde der Ausnahmezustand immer wieder verlängert, Militärtribunale ließen eine unbekannte Zahl von Rebellen und Handlangern (manutengoli) inhaftieren oder füsilieren. 1861 bis 1862 wurden allein in der Provinz Catanzaro 1560 Briganten „ausgeschaltet“.259 Erst die Auflösung der Militärzonen 1870 zeugte vom Ende der Rebellionen. Es wurde versäumt, die dortigen Verhältnisse durch eine Landreform und eine gerechte Besteuerung zu verbessern. 78 % der 21,8 Millionen Einwohner waren zum Zeitpunkt der Einigung Analphabeten, 1871 waren es noch immer 73 %. 260 Im Süden lag der Anteil der Alphabetisierten bei 10 bis 15 %, im Piemont und in den von Wien beherrschten Territorien lag er hingegen bei rund der Hälfte. Nur 2 % beherrschten bei der Staatsgründung die Schriftsprache auch als gesprochene Sprache. Es waren die Meridionalisten, die die Vorstellung, der Süden sei noch immer die reiche Kornkammer des Landes, zerstörten. Vor allem Giustino Fortunato stellte dieser Idylle ein Süditalien entgegen, das ohne Wasser, Arbeit und Zivilisation war. Die wirtschaftlich dominierenden Zentren lagen im Norden. Der Süden sollte ab 1882 den größeren Teil der öffentlichen Bauvorhaben erhalten, die Adligen des Südens sollten Stellungen bei Gericht, in Verwaltung und Regierung erhalten, während die bürgerlichen Industriellen, vor allem die der Lombardei, ökonomisch freie Hand haben sollten (Trasformismo). Damit verschärfte sich jedoch einerseits der Gegensatz zwischen Stadt und Land, andererseits der zwischen Nord und Süd. Die Landwirtschaft litt zudem unter Kapitalmangel und unter in dieser Hinsicht gut ausgestatteter amerikanischer und russischer Konkurrenz. Während Italien 1880 nur 1,5 Millionen Doppelzentner Weizen einführte, waren es sieben Jahre später bereits 10 Millionen. Dies hatte zur Folge, dass die Preise um 30 % absackten, so dass der Anbau auf ärmeren Böden nicht mehr lohnte. Damit war der bedeutendste Zweig der italienischen Agrarökonomie schwer getroffen, doch auch Oliven- und Gemüseanbau und Viehzucht brachen ein. Nur der Weinbau expandierte von 27 Millionen Hektolitern im Jahr 1879/80 binnen sieben Jahren auf 36 Millionen. Dennoch sank der Wert der landwirtschaftlichen Produktion von 1880 bis 1887 von 28,3 auf 25,9 Milliarden Lire. 1877 stellte eine Kommission fest, dass Unterernährung an der Tagesordnung war, Malaria und Pellagra wieder anstiegen, Kinderarbeit grassierte. Massenauswanderung war die letzte Zuflucht.260b

Adoua 1
Äthiopische Truppen greifen italienische an, Gravur um 1896

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Titelblatt einer spanischen Zeitung zum Tod König Umbertos I.

1882 wurde mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich, die sich bereits 1879 im Zweibund zusammengefunden hatten, der Dreibund geschlossen. Italien suchte den Anschluss an die Kolonialmächte. 1881–1885 eroberte es äthiopische Gebiete am Roten Meer, die 1890 zur Kolonie Eritrea zusammengefasst wurden. 1889 folgte der südliche Teil Somalias. Der Versuch, weitere äthiopische Gebiete zu erobern, scheiterte 1894–1896 mit der Niederlage von Adua. Im Krieg mit dem Osmanischen Reich 1911/12 eroberte Italien Libyen und den Dodekanes. Der italienische Expansionsdrang im Zeitalter des Imperialismus wurde vom Großbürgertum entscheidend mitgetragen, im Fall Libyen spielte der Ministerpräsident Giovanni Giolitti eine wichtige Rolle.

Starke soziale Spannungen traten offen zu Tage, Italiens Sozialgesetzgebung belegte in Europa den letzten Platz,261 die Sozialisten standen nicht nur in Opposition zur Sozialpolitik, sondern auch zur kolonialen Expansion. Ministerpräsident Francesco Crispi finanzierte die Kolonialpolitik mit Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen. Die innenpolitischen Gegensätze kulminierten im Bava-Beccaris-Massaker von Mailand. Dort war es am 7. Mai 1898 zu Massendemonstrationen gegen die steigenden Brotpreise gekommen. General Fiorenzo Bava-Beccaris ließ, nachdem der Belagerungszustand ausgerufen worden war, mit Artillerie und Gewehren in die Menge schießen. Dabei wurden mehrere Hundert Mailänder getötet.262 König Umberto I. gratulierte dem General in einem Telegramm und zeichnete ihn mit einem Orden aus. Damit schuf er sich Feinde, und 1900 wurde er, seit 22 Jahren amtierender König, in Monza von dem Anarchisten Gaetano Bresci ermordet.

Sein Nachfolger wurde Viktor Emanuel III. Politisch dominierend war aber Giovanni Giolitti, der von 1901–1914 mit Unterbrechungen zunächst Innenminister, ab 1903 Ministerpräsident war. Er beherrschte die italienische Politik dermaßen, dass man von der Ära Giolitti spricht. Er war gegenüber den reformerischen und revolutionären Bewegungen zu Zugeständnissen bereit und förderte die Industrialisierung. Zwar war 1886 eine staatliche Subventionierung der privaten Krankenversicherung und 1898 eine erste obligatorische Unfallversicherung eingeführt worden,263 doch erst Giolitti führte 1912 nach deutschem Vorbild eine staatliche Sozialversicherung ein. Zudem reformierte er das Wahlrecht, so dass es keine Vermögensgrenzen mehr gab und die Zahl der Wahlberechtigten auf 8 Millionen Männer anstieg. Bereits 1919, acht Jahre vor Deutschland, entstand eine Arbeitslosenversicherung.264

Massenauswanderung, zögerliche Industrialisierung, Arbeiterparteien

Italienische Emigration pro Region 1876-1915
Massenauswanderung aus Italien nach Regionen, 1876 bis 1915

Die staatliche Reaktion auf die drastischen sozialen Veränderungen war erst sehr spät erfolgt, denn die gesellschaftlichen Eliten verweigerten sich lange und verließen sich vielfach auf das Wirken der die Sozialsysteme seit dem Mittelalter dominierenden Kirche. Ihr stand aber kein adäquates kommunales oder zünftisches System mehr zur Seite. Die Bevölkerung Italiens stieg von 18,3 Millionen um 1800 auf 24,7 um 1850, schließlich auf 33,8 um 1900.265 Dennoch sank Italiens Anteil an der Bevölkerung Europas weiter. Dies hing einerseits mit seinem Entwicklungsrückstand zusammen, andererseits damit, dass es ab etwa 1852 zu einer Massenauswanderung größten Ausmaßes kam. Von ihr wurden insgesamt bis 1985 rund 29 Millionen Menschen erfasst. Dabei kamen von 1876 bis etwa 1890 die meisten aus dem Norden und dort besonders aus Venetien (17,9 %), Friaul-Julisch-Venetien (16,1) und dem Piemont (12,5 %). Danach wanderten verstärkt Italiener aus dem Süden aus. Von 1880 bis 1925 wanderten 16.630.000 Menschen aus, wovon 8,3 Millionen aus dem Norden stammten, davon wiederum 3.632.000 aus Venetien. Aus dem Süden wanderten 6.503.000 aus, der Rest aus Mittelitalien.266 Hauptziele waren die Vereinigten Staaten von Amerika, in denen die Nachfahren der Italiener heute mit einem Bevölkerungsanteil von 6 % die drittgrößte europäische Einwanderungsgruppe nach Deutschen und Iren darstellen, Argentinien, wo die Italienischstämmigen etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sowie Brasilien. Auch nach Kanada, Australien und in weitere Länder Lateinamerikas wanderten viele aus.

Der Umfang der Auswanderung erklärt sich zum einen aus dem Niedergang der Landwirtschaft und den scharfen Konflikten, die durch die Konservierung alter Strukturen und durch den Kapitalmangel sowie durch den Großgrundbesitz und die Halbpacht noch verschärft wurden. Zugleich bot die zögerliche Industrialisierung in den schnell wachsenden Städten kaum genügend Arbeitsplätze. Darüber hinaus war der Binnenkonsum gering, zumal der Fiskalismus, der zum Ausbau der Infrastruktur für notwendig gehalten wurde, die Einkommen weiter belastete. Schließlich waren die Unternehmen im Vergleich zu den ausländischen mit nur geringem Kapital ausgestattet. Daher errichtete die Regierung von 1878 bis 1887 hohe Zollschranken und verfolgte eine protektionistische Politik, die die noch schwache Textil- und Schwerindustrie in der Aufbauphase schützen sollte. Die Schutzzollpolitik beantwortete Frankreich wiederum mit entsprechenden Gegenzöllen.

Italia ferrovie 1870 09 20
und im Jahr 1870

Während im Norden die Industrialisierung gefördert und die Infrastruktur ausgebaut wurde, stützte die Regierung im Süden die Latifundien, wobei in beiden Fällen die Protagonisten von Schwerindustrie bzw. Agrarwirtschaft ihren Einfluss im Norden bzw. Süden durchsetzen konnten. So wurde das Eisenbahnnetz ab 1839 ausgebaut (Neapel-Portici, 1840 Mailand-Monza, 1844/46 Pisa-Livorno und -Lucca, 1846 Mailand-Venedig, 1855 Turin-Genua), ebenso wie die Häfen. Die 1837 gegründeten Lombardisch-venetianischen Eisenbahnen übernahm Italien 1866, die Betriebsführung ging an die Familie Rothschild. 1905 entstanden die bis heute bestehenden Staatsbahnen.267 Die Produktion von Lokomotiven blieb aufgrund hoher Rohstoffpreise bis zum Ersten Weltkrieg gering, bei den Waggons dominierten die für den Gütertransport konzipierten Modelle.268

Große Probleme bereitete die Währungspolitik, denn im deutsch-französischen Krieg hatte auch Italien die freie Konvertierbarkeit ausgesetzt. Nun setzte sich der Goldstandard durch, der dafür sorgte, dass Geldnoten nur in einem festgesetzten Verhältnis zu den Goldreserven ausgegeben werden durften. Man erwartete, dass dies für eine Stabilisierung der Währungsverhältnisse durch den Goldautomatismus sorgen würde, wobei sich die jeweiligen Zentralbanken an strikte Regeln halten mussten. Wurde eine Währung schwächer, führte dies demnach zu einem Goldabfluss in Richtung der stärkeren Währung, womit die Banknotenausgabe entsprechend den verminderten Goldreserven vermindert werden musste. Dies erhöhte die Zinsen und senkte die Preise. Im Land, dem Gold zuströmte, sorgte dies im Gegensatz dazu für einen höheren Papiergeldumlauf, der die Zinsen senkte und die Preise anhob. Ab einem bestimmten Punkt kehrte sich der Goldfluss wieder um, die Zahlungsbilanz wurde ausgeglichen, die Währung stabilisiert. Auch wenn sich die Zentralbanken häufig nicht an die Vorgaben hielten, war das System erfolgreich, da man auf die jederzeitige Umtauschbarkeit von Geld und Gold vertraute. Mit der Anbindung der 1865 gegründeten, auf Bimetallismus, also auf Gold- und Silbermünzen basierenden Lateinischen Münzunion und damit der Lira ans Gold konnte die Regierung soviel Vertrauen herstellen, dass ausländisches Investivkapital nach Italien kam. Finanzminister Sidney Sonnino versuchte zudem die großen Vermögen ebenso zu belasten, wie der Konsum belastet wurde, doch scheiterte er am konservativen Widerstand. Mit der Überwindung der Wirtschaftskrise ab 1896 gelang es dennoch, einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen.

Filippo Turati (1857–1932), einer der Gründer der Sozialistischen Partei und Kopf einer eher sozialdemokratisch ausgerichteten Gruppe; später bekämpfte er Mussolini

In den 1880er Jahren kam es zu schweren Arbeitskämpfen, um 1889 setzten Repressionen gegen den Partito Operaio (Arbeitspartei) ein, so dass der Zusammenschluss aller sozialistischen Organisationen des Landes in einer Partei angestrebt wurde. Den Industriearbeitern gelang es, sich 1892 im Partito dei Lavoratori Italiani (Partei der italienischen Arbeiter) zu organisieren, die 1893 in Partito Socialista Italiano (Sozialistische Partei Italiens) umbenannt wurde. Ministerpräsident Francesco Crispi setzte ab 1894 Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten durch, doch blieben sie letztlich ohne Erfolg. 1901 versuchte sein Nachfolger Giovanni Giolitti die Partei, die in den Wahlen 32 Sitze gewonnen hatte, in die Regierung einzubinden, was diese jedoch ablehnte. Doch von 1908 bis 1912 kam es zur Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Linken, bis sich ein radikaler Syndikalismus durchsetzte. 1912 spaltete sich der Partito Socialista Riformista Italiano ab, der aus patriotischen Gründen dem Krieg gegen die Osmanen zustimmte. 1917 wechselte die Mehrheit der sozialistischen Abgeordneten zu den Kriegsbefürwortern über, die Parteiführung lehnte den Krieg hingegen weiterhin ab.

Der Erste Weltkrieg

Obwohl Italien durch den Dreibund an Deutschland und Österreich gebunden war, erklärte die Regierung Antonio Salandra bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Neutralität des Landes, da der Dreibund nach Ansicht der Regierung ein Verteidigungsbündnis war (und Österreich-Ungarn offensiv in den Krieg eingetreten war). In der Folge entbrannte ein innenpolitischer Streit um eine Kriegsteilnahme. Die Interventionisten, zu denen der damals noch der Sozialistischen Partei zugehörige Benito Mussolini gehörte, sahen in einem Kriegseintritt die Chance, die irredentistischen Pläne zu verwirklichen, und gewannen schließlich die Oberhand. Der Irredentismus beinhaltete die Forderung nach dem Anschluss des Trentino und Istriens, teilweise auch anderer Gebiete (Korsika, Nizza, Savoyen, Monaco, Tessin, Dalmatien, Malta, San Marino, Südtirol). Die unter österreichischer Herrschaft stehenden Gebiete Trentino (damals ein Teil Tirols) und Küstenland (Istrien, Triest und ein Teil Friauls) waren dementsprechend die vorrangigen Ziele. Im März 1915 verhandelte Italien mit Österreich-Ungarn, das aber allenfalls bereit war, südliche Teile des Trentino abzutreten. Die Entente-Mächte versprachen Italien im Falle eines Kriegseintritts auf ihrer Seite mehr: das südliche Tirol bis zum Brenner (inklusive Südtirol), die Gebiete, die das österreichische Küstenland ausmachten, die Ostadriaküste (v. a. Dalmatien, das bis Ende des 18. Jahrhunderts zur Republik Venedig gehört hatte), und eine Erweiterung des Kolonialbesitzes. Nachdem im Londoner Vertrag am 26. April 1915 diese Gebietserweiterungen zugesagt wurden, kündigte Italien am 4. Mai den Dreibund. Am 23. Mai erklärte es Österreich-Ungarn den Krieg (1916 auch dessen Verbündetem, dem Deutschen Reich) und trat auf die Seite der Entente.

Italien und Österreich-Ungarn standen sich an zwei Fronten gegenüber: im gebirgigen Isonzo-Gebiet und in den Alpen im Trentino und südlich davon. Italien war also weitgehend in einen Gebirgskrieg verwickelt, der die Verteidiger begünstigte. Daneben gab es noch kleinere Seegefechte in der Adria. An der Isonzofront fanden von 1915 bis 1917 elf Schlachten statt, die Italien nur geringe Gebietsgewinne einbrachten. Im Trentino versuchte Österreich-Ungarn 1916, die Isonzofront durch einen Großangriff zu brechen. Der Angriff scheiterte jedoch nach anfänglichen Gewinnen und musste wegen einer russischen Offensive an der Ostfront eingestellt werden.

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10. Isonzo-Schlacht, Leopold-Museum Wien

Als Italien 1917 in der elften Isonzoschlacht das Bainsizza-Hochplateau eroberte, geriet der Südabschnitt der angeschlagenen österreich-ungarischen Isonzofront in Gefahr. Für einen Entlastungsangriff am oberen Isonzo wurden mehrere deutsche Divisionen zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1917 gelang deutschen und österreich-ungarischen Truppen bei Karfreit/Caporetto in der zwölften Isonzoschlacht ein Durchbruch, der das italienische Heer bis an den Piave zurückwarf. Gleichzeitig brach die italienische Gebirgsfront nordöstlich von Asiago zusammen. Ein weiterer Vormarsch der Mittelmächte scheiterte jedoch am Monte Grappa und am Hochwasser führenden Piave. Kurz danach entsandten die Alliierten zur Stabilisierung Verstärkung. Der italienische Generalstabschef Cadorna wurde wegen dieser schweren Niederlage abgelöst. Im Februar 1916 begann Wien mit Luftangriffen auf Städte Norditaliens, wie Verona oder Padua.117 Venedig wurde am 14. August 1917 und am 27. Februar 1918 von österreichischen Flugzeugen angegriffen, wobei 1917 das Krankenhaus (ospedale civile) getroffen wurde.270

Italian heavy gun
Schweres italienisches Geschütz (De Stefano, 305 mm Haubitze), von Angehörigen der Achsenmächte wahrscheinlich 1917 am Isonzo erbeutet

Im Juni 1918 konnte Italien in der zweiten Piaveschlacht den letzten österreichischen Durchbruchsversuch abwehren. Im Oktober 1918 begann Italien mit einer Offensive, bei der Österreich-Ungarn am 29. Oktober in der Schlacht von Vittorio Veneto unterlag. Im Waffenstillstand von Villa Giusti wurde Österreich-Ungarn gezwungen, allen alliierten und italienischen Forderungen nachzukommen, was einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Italienische Truppen besetzten danach die ihnen zugesprochenen Gebiete, darunter Südtirol. Einer geplanten Offensive durch das Inntal gegen das Deutsche Reich kam der Waffenstillstand an der Westfront zuvor. Einen separaten Kriegsschauplatz stellte ab Januar 1916 der Süden Albaniens dar, das Italien als seine Einflusssphäre betrachtete und wo seine Truppen erst 1920 abzogen.271

Italien hatte insgesamt 5.615.000 Männer mobilisiert, davon fielen 650.000,272 947.000 wurden verletzt. 1976 Produktionsanlagen waren an der Kriegsproduktion beteiligt, allein bei FIAT schnellten die Beschäftigungszahlen von 4000 auf 40.500 in die Höhe. 1917 nahmen dabei 168.000 Arbeiter an 443 Streiks teil, 1920 kam es zu Fabrikbesetzungen, an denen eine Million Arbeiter teilnahm.272

Im Vertrag von St. Germain 1919 wurden Italien Trentino, Südtirol, das Kanaltal, das gesamte Küstenland und ein Teil der Krain, die Stadt Zara und einige norddalmatinische Inseln zugesprochen. Italien bekam damit dennoch weniger, als es erwartet hatte. Auf die erhoffte Herrschaft über den ganzen Ostadriaraum und die Vergrößerung seines Kolonialbesitzes musste es verzichten. Aus Protest verließ der italienische Ministerpräsident Vittorio Emanuele Orlando die Friedensverhandlungen.

Die mehrheitlich italienischsprachige Stadt Fiume, die dem Königreich nicht zugesprochen worden war, wurde 1919 von paramilitärischen Verbänden unter Leitung Gabriele D'Annunzios besetzt: Dieser rief die italienische Regentschaft am Quarnero aus, die aber ohne internationale Anerkennung, auch von Seiten Italiens, blieb. Nachdem D'Annunzio zur Aufgabe gezwungen worden war, vereinbarten Italien und Jugoslawien im Grenzvertrag von Rapallo einen unabhängigen Freistaat Fiume anzuerkennen. Infolge eines Staatsstreiches übernahmen dort 1922 italienische Nationalisten die Macht, die eine Angliederung an Italien anstrebten. Diese wurde mit dem Vertrag von Rom 1924 besiegelt.

Faschistische Diktatur (1922–1943/45)

Benito Mussolini and Adolf Hitler
Benito Mussolini 1937 mit Adolf Hitler in München

Die tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Krise nach dem Ersten Weltkrieg, den Italien mitgewonnen hatte, dessen Sieg aber nach Ansicht der Nationalisten von italienischen Verzichtspolitikern und den Alliierten „verstümmelt“ worden war (Gabriele D'Annunzio prägte das enorm einflussreiche Schlagwort der vittoria mutilata), führte das Land an den Rand eines Bürgerkrieges. Die zwei „roten Jahre“ (Biennio rosso) 1919 und 1920 wurden von der politischen Agitation der Linken geprägt: Demonstrationen und Streiks, die vielfach mit gewaltsamen Fabrik- und Landbesetzungen endeten, legten die Wirtschaft Italiens lahm. Den italienischen Regierungen gelang es nicht, der schwierigen Lage Herr zu werden. Die Angst vor einer bolschewistischen Revolution nutzte Benito Mussolini aus, um sich als Garant von Recht und Ordnung zu etablieren. Unterstützung fand er dabei nicht nur bei den betroffenen Industriellen und Grundbesitzern, sondern auch in weiten Teilen des Bürgertums. Es folgten 1921 und 1922 die zwei „schwarzen Jahre“ (Biennio nero). Faschistische Squadristen, die paramilitärisch organisierten Schwarzhemden, gingen mit Gewalt gegen sozialistische und katholische Gewerkschaftsbewegungen sowie gegen linke, als subversiv bezeichnete politische Gegner vor. Insgesamt kamen zwischen 1919 und 1922 wohl etwa 1.000 Faschisten und Antifaschisten in den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen ums Leben.

Nachdem Mussolini Ende 1921 aus der lose zusammenhängenden faschistischen Bewegung eine Partei, den Partito Nazionale Fascista („Nationale Faschistische Partei“, PNF) geschaffen hatte, organisierte er im Oktober 1922 mit etwa 26.000 faschistischen Anhängern einen Sternmarsch, der unter den Namen Marsch auf Rom (Marcia su Roma) in die Geschichte einging. Am 28. Oktober trafen diese Gruppen im strömenden Regen vor den Toren Roms ein. Der Anführer des Marsches reiste später mit einem Schlafwagen aus Mailand an, als infolge angeblicher Putschdrohungen König Viktor Emanuel III. Ministerpräsident Luigi Facta bereits entlassen hatte. Der König ernannte daraufhin Mussolini zum Ministerpräsidenten; die Faschisten zogen zu einem Siegesmarsch in Rom ein.

Gramsci
Der Sarde Antonio Gramsci (1891–1937), Mitglied des Zentralkomitees der 1921 gegründeten Kommunistischen Partei, war von 1924 bis 1926 Parlamentsmitglied. Er gilt als einer der wichtigsten marxistischen Theoretiker Italiens.

Im Juli 1923 wurde durch ein neues Wahlgesetz, die Legge Acerbo, der Einfluss von Oppositionsparteien erheblich eingeschränkt. 1924 wurde der sozialistische Oppositionspolitiker Giacomo Matteotti entführt und ermordet. Indizien deuten darauf hin, dass Mussolini wahrscheinlich selbst den Auftrag für diesen Mord gegeben hatte – in einer berühmt-berüchtigten Rede vor der Abgeordnetenkammer am 3. Januar 1925 gab der „Duce“ das selbst zu. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, den Aufbau der faschistischen Diktatur anzukündigen und voranzutreiben, nachdem er im Gefolge der Krise zeitweise unter starken Druck der Kirche, von Gewerkschaften und Opposition, aber auch von „intransigenten“, revolutionär-squadristischen Kreisen des Faschismus geraten war. 1926 wurden endgültig alle Oppositionsparteien verboten. Zu den Wahlen 1928 traten nur noch Kandidaten an, die vom PNF zugelassen wurden; mit der Schaffung des „Faschistischen Großrats“ (Gran Consiglio del Fascismo) existierte nun auch ein Gremium, das Partei- und Staatsfunktionen vereinte. Der institutionelle Umbau des italienischen Staates zur faschistischen Diktatur war somit abgeschlossen.

Getreu der nationalistischen Ideologie verfolgte das Regime eine strikte Italianisierungspolitik. Die am meisten Leidtragenden waren die ethnischen Minderheiten im Lande, insbesondere Frankoprovenzalen, Slawen und Südtiroler.

Am 11. Februar 1929 wurden die Lateranverträge zwischen dem Vatikan und dem Königreich Italien abgeschlossen. In dem von dem Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und Benito Mussolini unterzeichneten Vertragswerk wurden die Souveränität eines Kirchenstaates anerkannt, die Beziehungen zwischen der Kirche und dem italienischen Staat geregelt und dem Vatikan Entschädigungen zugesprochen. Das faschistische Regime löste damit die seit 1870 mit der Einnahme Roms durch italienische Truppen schwelende Frage des Verhältnisses von katholischer Kirche und italienischem Staat. Dieser Erfolg brachte dem Faschismus die Zustimmung auch vieler bürgerlich-konservativer Kreise, die von der faschistischen Gewaltpolitik noch abgeschreckt worden waren.

Wirtschaftspolitisch hatte das Regime mit den Folgen der Großen Depression zu kämpfen. Die drei wichtigsten, jedoch beinahe bankrotten Banken, die (Banca commerciale, der Credito Italiano und der Banco di Roma, wurden bereits 1926 von der öffentlichen Hand übernommen und unter den Schutzschirm des 1933 gegründeten Staatskonzerns Istituto per la Ricostruzione Industriale gestellt, das erst am 28. Juni 2000 aufgelöst wurde. Es wurde massiv in die öffentlichen Infrastrukturen investiert. Mehr und mehr unterstützte das Regime einen protektionistischen Kurs. Die Weizenschlacht (battaglia del grano) sollte die Autarkie in der Nahrungsmittelversorgung erreichen. Die Trockenlegung des Gebiets der Pontinischen Ebene diente als umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm für arme Familien aus dem Norden Italiens, besonders für Venetien und die Emilia.

Außenpolitisch verfolgte Italien zunächst eine Politik, die das Land als Stütze der internationalen Ordnung und als Friedensgaranten im Mittelmeerraum erscheinen lassen sollte. Das brachte beispielsweise zunächst gute Beziehungen zu Großbritannien mit sich. Zunehmend jedoch radikalisierten sich die faschistische Kultur und Politik – eine Rückkehr zu roher Gewalt, jetzt auf internationaler Ebene, war die Konsequenz eines Weltbildes, das auf der Vorstellung eines ewigen Kampfes und der imperialistischen Expansion Italiens fußte. In Libyen zeigte sich dies ab 1930 in der Einrichtung von Konzentrationslagern.

Äthiopienkrieg, Spanischer Bürgerkrieg, Beteiligung am Zweiten Weltkrieg

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Äthiopien und die europäischen Kolonialgebiete, 1908

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Italienische Soldaten im Krieg gegen Äthiopien, 1935

Der Italienisch-Äthiopische Krieg markierte 1935 bis 1936 eine neue, expansionistische Phase in der faschistischen Außenpolitik: Abessinien konnte trotz internationaler Proteste erobert werden und wurde mit den bestehenden Kolonien Eritrea und Somalia zu Italienisch-Ostafrika zusammengeschlossen. Dabei unterdrückte Mussolinis Partei Kontakte italienischer Soldaten mit afrikanischen Frauen (madamato).274 Der militärische Erfolg festigte die Herrschaft der Faschisten und deren Popularität im Inland, führte aber zu einer zunehmenden Isolierung im Ausland. Der Völkerbund verhängte Sanktionen, an denen sich allerdings Deutschland unter Hitler nicht beteiligte. Dies und die Intervention beider Staaten im Spanischen Bürgerkrieg zugunsten der nationalistischen Militärs um Francisco Franco – auf der Gegenseite kämpfte bis 1939 das Garibaldi-Bataillon – führte 1936 zu einem Bündnisvertrag, der sogenannten „Achse Rom-Berlin“. 1937 trat Italien aus dem Völkerbund aus und dem Antikomintern-Pakt zwischen Deutschland und Japan bei; 1939 folgten die Okkupation Albaniens und das als „Stahlpakt“ bezeichnete Kriegsbündnis mit dem Deutschen Reich. 1938 erließ Italien rassistische Gesetze, die vor allem Juden und Afrikaner diskriminierten.

In den Zweiten Weltkrieg griff Italien zunächst nicht ein, da es für einen umfassenden militärischen Konflikt noch längst nicht gerüstet war und seine Streitkräfte sich nach der Intervention in Spanien sowie Ostafrika in einer Phase der Modernisierung befanden. Mussolini proklamierte 1939 die „Nichtkriegführung“ (non belligeranza), kündigte aber auch an, zum passenden Zeitpunkt das „entscheidende Gewicht“ (peso determinante) seines Landes in die Waagschale zu werfen.

Angesichts des deutschen Feldzugs gegen Frankreich fürchtete Mussolini, auf einer Friedenskonferenz ohne eigene militärische Erfolge ins Hintertreffen zu geraten. Der „Duce“ erklärte Großbritannien und Frankreich gegen den Rat seiner Generäle am 10. Juni 1940 den Krieg und begründete diesen Schritt mit der Ambition, das Imperium Romanum wieder aufleben zu lassen. Italien würde sein Territorium auf Nizza, Korsika, Malta, die gesamte Küste Dalmatiens mitsamt Albanien, Kreta und weitere griechische Inseln ausweiten. Zu den bisherigen Kolonien würden Tunesien, Ägypten (mit Sinai-Halbinsel), Sudan und Teile Kenias hinzukommen, um eine Landverbindung von Libyen nach Italienisch-Ostafrika zu schaffen. Auch die Territorien von Britisch- und Französisch-Somaliland sowie Teile Französisch-Äquatorialafrikas sollten somit in Besitz genommen und mit der Türkei und arabischen Staaten Vereinbarungen über Einflusszonen getroffen werden. Zudem sollten Aden und Perim unter italienische Kontrolle geraten.

Erfolge der Kriegsanstrengungen blieben jedoch aus. Der Angriff gegen das bereits geschlagene Frankreich blieb nach geringen Geländegewinnen in den Alpen stecken; die Offensive gegen die Briten in Nordafrika Ende 1940 und der Feldzug gegen Griechenland (ab dem 28. Oktober 1940) gerieten zu einem regelrechten Desaster, das nur durch das Eingreifen der deutschen Wehrmacht überdeckt werden konnte. Ursachen waren mangelnde Ausbildung, zum Teil schlechte Ausrüstung, später Treibstoffmangel, vor allem aber dilettantische strategische Planung und maßlose Selbstüberschätzung insbesondere des „Duce“ selbst. Ähnlich erging es dem von Rino Corso Fougier geführten, in Belgien stationierten Corpo Aereo Italiano, der im Oktober und November 1940 an der Luftschlacht um England teilnahm. Einige Flugzeuge griffen am 24. Oktober Felixstowe und Harwich an, es folgte Ramsgate am 27. Oktober, am 5. und 6. November Harwich und Ipswich, der größte Angriff fand am 11. November statt, weitere Angriffe folgten bis zum 23. Dezember 1940, möglicherweise bis zum 2. Januar.274m

1941 bis 1943 nahmen das Expeditionskorps und die 8. Armee mit insgesamt 62.000 bzw. 230.000 Mann am deutschen Feldzug gegen die Sowjetunion teil, allein die 8. Armee verlor etwa 77.000 Mann.275 Auch auf dem Balkan verfolgten die Italiener teilweise ein nationalistisches Regiment, vor allem gegenüber den Slowenen und in der Zusammenarbeit mit der faschistischen Bewegung der Ustascha in Kroatien. 1942 scheiterte die letzte deutsch-italienische Offensive in Nordafrika; seitdem riss die Kette der militärischen Niederlagen für das faschistische Regime nicht mehr ab. Nach der Kapitulation der Achsentruppen in Tunesien im Mai 1943 eroberten Amerikaner und Briten im Sommer desselben Jahres die Inseln Lampedusa und Pantelleria und landeten im Juli 1943 auf Sizilien (Operation Husky).

Unter dem Eindruck dieser Niederlagen setzte der Faschistische Großrat am 25. Juli 1943 Mussolini mit einfacher Mehrheit ab. Mussolini wurde gefangen genommen. König Viktor Emanuel III., dessen Tochter Mafalda im KZ Buchenwald ums Leben kam, übernahm den Oberbefehl über die Streitkräfte und beauftragte Marschall Pietro Badoglio, eine Militärregierung zu bilden. Badoglio erklärte die faschistische Partei und ihre Gliederungen per Gesetz für aufgelöst. Am 8. September schloss die Badoglio-Regierung mit den Alliierten den Waffenstillstand von Cassibile, der Krieg hatte Italien seit 1940 etwa 198.500 Menschenleben gekostet.276

Republik von Salò, deutsche Besatzung

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Deutsche Verteidigungslinien in Mittelitalien 1943

Bundesarchiv Bild 101I-312-0983-03, Rom, Festnahme von Zivilisten
Deutsche und italienische Soldaten nehmen Zivilisten nach dem Attentat auf eine Südtiroler Polizeieinheit am 13. März 1944 vor dem Palazzo Baberini fest. Sie wurden später in den Ardeatinischen Höhlen ermordet.

British Eighth Army Troops Crossing the River Po, Beyond Ferrara, Italy, 28 April 1945 TR2846
Angehörige der 8. Britischen Armee treffen bei Ferrara Vorbereitungen, um die bereits fertiggestellte Pontonbrücke über den Po nachts beleuchten zu können, 28. April 1945.

Das Deutsche Reich versuchte die „Schwarzhemden“ wieder an die Macht zu bringen und ließ dazu Mussolini am 12. September 1943 im Unternehmen Eiche befreien. Norditalien wurde bis nach Rom von deutschen Truppen besetzt und in diesem Gebiet wurde eine Marionettenregierung unter Mussolini eingesetzt, die über die Republik von Salò oder Italienische Sozialrepublik Gewalt hatte. Diese Parallelregierung blieb mit Deutschland aufs engste verbündet, erklärte ihrerseits dem von den Alliierten besetzten Teil Italiens den Krieg und führte in Norditalien Krieg gegen Partisanen. Etwa 20.000 italienische Soldaten schlossen sich in Griechenland den Partisanen an.277

Zum 1. Oktober 1943 wurden im Norden zwei deutsche Operationszonen gegründet, nämlich die Operationszone Adriatisches Küstenland, bestehend aus den Provinzen Udine, Görz, Triest, Pola, Fiume und Laibach (Laibach stand kurzzeitig ebenfalls unter italienischer Verwaltung) und die Operationszone Alpenvorland, bestehend aus den Provinzen Belluno, Bozen und Trient. Entlang der Schweizer und französischen Grenze entstand aus einem etwa 50 km tiefen Streifen die Operationszone Nordwest-Alpen.

Vor allem Mittelitalien wurde von den schweren Kämpfen entlang der vorrückenden Front verwüstet. Die Zivilbevölkerung wurde zum Ziel deutscher Repressalien (siehe Deutsche Kriegsverbrechen in Italien). Beim Massaker in den Ardeatinischen Höhlen wurden am 24. März 1944 335 Zivilisten erschossen, unter ihnen 57 Juden, am Lago Maggiore wurden bereits ab Mitte September 1943 mindestens 56 Juden ermordet.278 Rom wurde am 4. Juni 1944 kampflos übergeben, nachdem die Stadt bereits am 14. August 1943 zur „offenen Stadt“ erklärt worden war.

Der Beitrag der Partisanen bzw. der Resistenza zur Befreiung Italiens wurde aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten, Sozialisten, Katholiken und Liberalen sehr widersprüchlich beurteilt. Im September 1943 entstand das Comitato di Liberazione Nazionale, in dem sich Vertreter der fünf wichtigsten Parteien zusammenfanden. Die Zahl der Kämpfer wird auf 130.000 geschätzt, die Gesamtzahl der aktiven Unterstützer auf vielleicht 250.000.279 Vor allem die SS, aber auch Truppen Mussolinis gingen mit terroristischen Maßnahmen gegen die Partisanen vor, wie etwa in Sant’Anna di Stazzema bei Lucca, wo die SS etwa 560 Zivilisten ermordete, oder im Massaker von Marzabotto.

Mussolini versuchte in die Schweiz zu flüchten, wurde jedoch in Dongo am Comer See am 27. April 1945 von kommunistischen Partisanen erkannt und gefangen genommen. Trotz einer Zusage, ihn an die Alliierten auszuliefern wurde er zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci am 28. April in Giulino di Mezzegra erschossen. Am 29. April kapitulierten die deutschen Streitkräfte bedingungslos. Allein 30.000 Italiener in deutschen Kriegsgefangenenlagern wurden in Frankreich interniert (insgesamt 65.000), in der Sowjetunion weitere 11.000.280 Von den 40.000 Italienern, die auf Titos Seite gekämpft hatten, kam etwa die Hälfte ums Leben;281 insgesamt starben etwa 70.000 Partisanen, mindestens 77.000 Soldaten fielen zwischen dem 8. September 1943 und dem Kriegsende.282

Marginalisierung und Vernichtung der jüdischen Gemeinden, Flucht nach Palästina

Luigi Luzzatti
Luigi Luzzatti (1841–1927), 1910-1911 Ministerpräsident Italiens

Giorno memoria Verona
Güterwaggon, in dem Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden, zur Erinnerung an den Holokaust 2007 in Verona aufgestellt

1924 zählte man 54.000 Juden, 1931 bestanden 23 Gemeinden in Italien. 1936 zählte man 28.299 Juden in Libyen.283 Im August 1938 wurde eine Judenzählung nach den Kriterien der Faschisten vorgenommen, bei der 58.412 Juden registriert wurden, wobei nur 46.656 mosaischen Glaubens waren. Sie lebten vorwiegend in den Großstädten des Nordens, 1938 lebten dabei 12.799 Juden in Rom, 10.219 in Mailand, 6.085 in Triest, 4.061 in Turin, 2.332 in Livorno, 2.326 in Florenz, 2.263 in Genua, 2.189 in Venedig, 1.782 in Fiume (Rijeka), 1.031 in Ancona und 1.000 in Bologna.283c Überall dort, wo die Spanier lange geherrscht und fast alle Juden vertrieben hatten, also im gesamten Süden, lebten nur sehr wenige von ihnen – 1931 waren es nur noch etwa 1.500.

Im Norden hingegen waren sie Teil der Gesellschaft, wenn diese auch nicht frei von Antisemitismus war. Der Sozialist und Redakteur der Parteizeitung Avanti Leonida Bissolati fabulierte 1879 über die unterschiedliche Intelligenz von Semiten und Indoeuropäern, doch hielt sich die Politik von diesen Thesen fern. Das galt nicht für einige Wissenschaften, wie die Anthropologie, deren Gründer in Italien, Giuseppe Sergi, 1889 den Rassen verschiedene Fähigkeiten zur Kulturbildung zuschrieb, oder Cesare Lombroso, der auf der Grundlage seiner Erfahrung mit den süditalienischen „Briganten“ die Kriminalitätsanthropologie gründete. Der Sprachwissenschaftler Angelo De Gubernatis behauptete 1886 als erster in Italien öffentlich einen „Gegensatz zwischen arischer und semitischer Rasse“. Erst spät drangen diese durch den Kolonialismus verstärkten, auch in der Medizin verbreiteten Denkmuster, die nicht mehr auf den Schutz und die Erhaltung des Einzelnen, sondern der Rasse abzielten, auch in die Politik vor, ohne zunächst fassbare Wirkung zu erzielen.284

Die Gleichstellung der Juden erlaubte einigen von ihnen den gesellschaftlichen Aufstieg. 1876 wurde Isacco Artom erster jüdischer Senator, Giuseppe Ottolenghi wurde 1902 Kriegsminister, Sidney Sonnino und Luigi Luzzatti waren von 1909 bis 1910 bzw. 1910 bis 1911 Ministerpräsidenten, 1922 zählte das Parlament 24 jüdische Abgeordnete.285 Giuseppe Emanuele Modigliani (Bruder des Malers Amedeo Modigliani) oder Claudio Treves (Onkel von Carlo Levi) repräsentierten die Sozialistische Partei. Ernesto Nathan war von 1907 bis 1913 Bürgermeister von Rom, auch gab es sechs jüdische Gründungsmitglieder der faschistischen Bewegung. Zwar wurde Mussolini, der Hitlers Rassentheorien verspottete, von manchen Juden bekämpft, fand aber auch Unterstützung, wie etwa durch Enrico Rocca, den Gründer des römischen Faschismus. Bis 1922 waren rund 600 Juden Mitglieder der 250.000 Mitglieder starken faschistischen Partei, doch existierte seit der Parteigründung von 1921 auch ein antisemitischer Flügel. Sarfatti teilte die Verfolgung in drei Phasen ein, in denen zunächst die Gleichheit abgesprochen (1922–1936), dann die Rechte entzogen wurden (1936–1943), schließlich das Leben ausgelöscht wurde (1943–1945). Der ideologisch extrem wankelmütige Mussolini fiel bereits 1919 in seiner Tageszeitung Il Popolo d’Italia auf, als er jüdische Bankiers aus New York und London für die russische Revolution verantwortlich machte und ihnen Rache an der „arischen Rasse“ unterstellte. Nach außen gegenüber dem Antisemitismus unempfänglich steigerte er aber den Druck auf die italienischen Juden, auch mit Hilfe der Kirche. Mussolini stärkte mittels Pressekampagnen, Anordnungen und Gesetzen die Diskriminierung, kathegorisierte die Juden als „Rasse“.

Mussolinis Haltung änderte sich erst 1936 mit der „Achse Rom-Berlin“. Mit dem „Gesetz zum Schutz der italienischen Rasse“ vom 17. September 1938 erließ Italien Rassengesetze nach nationalsozialistischem Muster, die sich gegen die Afrikaner in den Kolonien richteten und die Juden marginalisieren sollten. Letztere mussten den Öffentlichen Dienst verlassen, durften nur mehr geringen Grundbesitz haben und nur kleine Firmen leiten. Im Innenministerium wurde die „Generaldirektion für Demographie und Rasse“ eingerichtet, die eine Judenzählung betrieb und die jüdische Bevölkerung Schritt für Schritt ausgrenzte. Nach dem Kriegseintritt im Juni 1940 folgte Zwangsarbeit für italienische und Internierung in Konzentrationslagern für ausländische Juden. Der Katalog diskriminierender Gesetze und Verordnungen wurde ständig erweitert; als Mussolini im Juli 1943 gestürzt wurde, gab es kaum einen Beruf mehr, den Juden legal ausüben durften.

Boccaccinouffizi
Boccaccio Boccaccinos Zingarella, Tempera, 24x19 cm, um 1504-05, Uffizien, Florenz

Ebenfalls 1938 begann Mussolini, in Anlehnung an Hitler und seine gegen die „Zigeuner“ gerichtete Politik, die Sinti und Roma im Nordosten Italiens deportieren zu lassen. Im Frühjahr 1938 wurden die im Grenzraum um Bozen, Görz, Triest und Fiume/Rijeka lebenden „Zingari“ nach Sardinien deportiert, genauer ins Lager Perdasdefogu, zum Teil auch nach Agnone (Campobasso), das nur für diese Gruppe eingerichtet und besonders überfüllt war, schließlich nach Tossicia am Fuß desl Gran Sasso.285f 1940 wurden weitere Gruppen in die Lager deportiert. Diese Entscheidung der Faschisten, sich am Völkermord an den Sinti und Roma zu beteiligen, hat eine lange Vorgeschichte. Die Exklusion dieser als ethnische Gruppe aufgefassten Zuwanderer, die spätestens seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Italien lebte, wurde im 19. Jahrhundert durch den Nationalstaat wieder verstärkt. So wurden aus den „Zingari“ eine Art Nomaden und damit beinahe automatisch Landfremde und Ausländer gemacht, denen ein eigener rechtlicher Status zugesprochen wurde, ähnlich wie in den anderen Nationalstaaten. Dabei agierten die Behörden ohne legislative Kontrolle. Zur Feststellung der Fremdheit gesellten sich bald mehr informelle, stereotype Gründe, wie „Nomadismus“ oder „Faulheit“, um ohne gesetzliche Grundlage gegen die Minderheit vorgehen zu können. Ein erster Ansatzpunkt bot sich gegen neu zugewanderte „Zingari“, die man versuchte, des Landes zu verweisen, da sie als Ausländer wahrgenommen wurden, nicht als ethnische Minderheit Italiens. Das Außenministerium untersagte ab etwa 1880 den Konsulaten folgerichtig, tatsächlich Einwanderungswilligen Visa auszustellen. Die aktivste „Anti-Zigeuner-Politik“ führte bald die Schweiz, die 1908 den „Zigeunern“ das Bahnreisen im Land untersagte, es sei denn, sie reisten nur durch die Schweiz, um in ein anderes Land zu gelangen. Als 1910 in Italien die Cholera ausbrach, wurde den „Zingari“ die Schuld dafür gegeben, ja, sie wurden sogar als „Terroristen“ betrachtet. In Frankreich, wo von 1906 bis 1910 eine eigene Kommission tagte, ging man verstärkt gegen „Vagabundismus“ und „Bettelei“ vor. Die Opfer dieser Segregation mussten ab 1912 Ausweise bei sich führen, die auch ihre anthropometrischen Daten aufführten, dazu Abstammung und eine Fotografie. Mit der Besetzung Italiens durch Nazideutschland im September 1943 traf die dortige Rassengesetzgebung auf eine bereits definierte, marginalisierte, partiell internierte Gruppe, die gleichsam zur Deportation ins Deutsche Reich bereitgestellt war. Hinzu kam, dass viele Roma vor den Übergriffen der Faschisten in Kroatien nach Italien flohen. Von August 1944 bis April 1945 bestand das Übergangslager Gries bei Bozen, von wo „Zigeuner“ in die Vernichtungslager deportiert werden sollten.285r

Am 24. September 1943 befahl Heinrich Himmler die Deportation der italienischen Juden ins Deutsche Reich, wo sie „liquidiert“ werden sollten.286 Zunächst wurden in der Italienischen Sozialrepublik die verbliebenen 39.000 Juden enteignet, dann 8.566 von ihnen über Durchgangslager wie die Risiera di San Sabba bei Triest in die Vernichtungslager deportiert.287 Dabei arbeiteten nationalsozialistische und faschistische Behörden eng zusammen, die Häscher erhielten Belohnungen,288 die Juden waren ab November 1943 offiziell Staatsfeinde. Insgesamt 8.500 Juden aus Italien kamen im Zuge der Vernichtung durch die Nationalsozialisten ums Leben. Dabei widersetzten sich diverse lokale faschistische Autoritäten eigenmächtig aber erfolgreich dem Druck Berlins zur Auslieferung der Verhafteten.289 1946 reisten über 20.000 der Überlebenden illegal von La Spezia in das zu dieser Zeit noch britische Palästina (La-Spezia-Affäre).290

1995 zählten die jüdischen Gemeinden 26.706 Mitglieder, 2001 nur noch 25.143 und Ende 2010 noch 24.930. Die Gesamtzahl wird auf 28.400 geschätzt,291 davon lebt rund die Hälfte in Rom.

Republik Italien

Ende der Monarchie, Gebietsabtretungen

Italian referendum 1946 support for republic
Diese Karte zeigt die Zustimmungsraten zur Einführung einer Republik in den 31 italienischen Wahlkreisen beim Referendum von 1946. An den Farbabstufungen erkennbar sind starke regionale Unterschiede im Abstimmungsverhalten: Während im Norden überall mehr als 50 % der Wähler die neue Staatsform begrüßten, erhielten im Süden die Monarchisten eine breite Mehrheit.

König Viktor Emanuel III. trat, diskreditiert durch den Faschismus (Ernennung Mussolinis zum Premier, Unterzeichnung der Rassengesetze), 1946 zugunsten seines Sohnes Umberto (II.) zurück. Wenig später fand, gleichzeitig mit der Wahl zu einer verfassunggebenden Versammlung, eine Volksabstimmung über die künftige Staatsform statt. An beiden Wahlen durften erstmals auch Frauen teilnehmen. Das Ergebnis der Volksabstimmung fiel zugunsten der Republik aus, Angehörige des Hauses Savoyen mussten danach Italien verlassen.

Die republikanische Verfassung trat 1948 in Kraft. Auf Grund der Erfahrungen mit der faschistischen Diktatur legte man den Schwerpunkt der politischen Macht auf ein kompliziertes parlamentarisches System mit zwei gleichberechtigten Kammern. Die von beiden Kammern abhängige Regierung erhielt eine relativ schwache Stellung. Die erstmals vorgesehene umfassende Dezentralisierung wurde in den Jahren danach nur zögerlich durchgesetzt.

Im Pariser Vertrag von 1947 verlor Italien auch formal seine Kolonien Libyen, Äthiopien und Eritrea. Italienisch-Somaliland wurde zuerst von den Briten besetzt und anschließend von den Vereinten Nationen als Treuhandgebiet wieder unter italienische Verwaltung (1949–1960) gestellt.

Auch das italienische Mutterland war von Gebietsabtretungen betroffen. Die Gemeinden Briga und Tenda (frz. La Brigue und Tende) mussten an Frankreich abgetreten werden, das Dodekanes (mit Rhodos) fiel an Griechenland. Italien musste auch den Großteil Julisch Venetiens (Istrien, die Städte Fiume und Zara sowie die norddalmatinischen Inseln) an Jugoslawien abtreten. Triest und sein Umland wurden zunächst internationalisiert und in zwei Zonen geteilt (Schaffung eines Freies Territoriums Triest), ehe 1954 eine Regelung getroffen wurde. Die Stadt Triest blieb bei Italien, das südliche Umland wurde Jugoslawien zugeschlagen. Mit dem Pariser Vertrag von 1947 wurden damit, vorbehaltlich des Territoriums um Triest, die heutigen Grenzen Italiens festgelegt. Im Zuge dieser Grenzänderungen sowie bereits zuvor zwischen 1943 (Waffenstillstand) und 1945 kam es seitens der kommunistischen Partisanen Jugoslawiens zu Massakern an der italienischen Bevölkerung sowie an slawischen Antikommunisten (Foibe-Massaker). Zwischen 200.000 und 350.000 ethnische Italiener (Esuli) wurden in der Zeit von 1943–1954 aus Jugoslawien vertrieben.292 Jene Gebiete, die das faschistische Italien während des Zweiten Weltkriegs oder kurz davor erworben hatte, also „Mittelslowenien“, Dalmatien und Albanien (das nach der Aufteilung Jugoslawiens die albanischsprachigen Teile des Kosovos und Mazedoniens umfasste), verlor Italien ebenso.

Gegensatz zwischen Christdemokraten und Kommunisten

Unter Ministerpräsident Alcide De Gasperi gehörte das Land zu den Mitbegründern der NATO, des Europarats und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Seine Partei, die Democrazia Cristiana, war die wichtigste politische Partei Italiens zwischen 1945 und 1993 und stellte fast alle Ministerpräsidenten in diesem Zeitraum. Sie verstand sich als gemäßigte katholische Volkspartei, deren sozial- und wirtschaftspolitisches Programm bereits während des Krieges zwischen dem 18. und 23. Juli im Kloster Camaldoli festgelegt worden war (Codice di Camaldoli).293

Die Kommunistische Partei Italiens mit ihren Vorsitzenden Palmiro Togliatti und Enrico Berlinguer war mit über zwei Millionen Mitgliedern294 und zirka 30 % der Wählerstimmen die stärkste kommunistische Partei Westeuropas. 1976 konnte die Partei mit 34,4 %295 ihr bestes Ergebnis bei den Parlamentswahlen verzeichnen, 1984 gelang es ihr zum ersten und einzigen Mal, als stärkste Partei aus einer Wahl hervorzugehen. Sie erreichte bei der Europawahl 33,3 % der Stimmen und lag damit vor den Christdemokraten mit 33,0 %.296

Obwohl sich die PCI unter Berlinguer vom Kommunismus sowjetischer Prägung lossagte und versuchte, den Weg des Eurokommunismus zu beschreiten – so verurteilte sie den Einmarsch in Prag 1968 –, hielt die Furcht vor einer Machtbeteiligung an. Auch von Seiten der USA gab es erhebliche Bedenken gegen eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten, da man einen Domino-Effekt befürchtete.297

Unter Beibehaltung eines Verhältniswahlrechts (ohne 4- oder 5-Prozent-Hürde) gelang es der Democrazia Cristiana durch die Einbeziehung von in der Regel vier oder fünf kleineren Parteien (Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikaner und Liberale, sog. Pentapartito), die Kommunisten von einer Regierungsübernahme abzuhalten. Doch vertraten diese Parteien zunehmend Partikularinteressen, zahlreiche Regierungskrisen und eine Zunahme der organisierten Kriminalität bis in Regierungskreise hingen damit zusammen.

Bleierne Jahre, Historischer Kompromiss

Aldo Moro br
Ministerpräsident Aldo Moro in Gefangenschaft der Roten Brigaden

Der linksextreme Terrorismis der Roten Brigaden und die Attentate neofaschistischer Extremisten, an denen auch die Geheimdienste beteiligt waren, versetzten das Land in Angst und Schrecken und führten zu einer Destabilisierung der politischen Situation, so dass ein Staatsstreich nicht unwahrscheinlich schien. Bekannt sind die Putschpläne von einigen Carabinieri-Offizieren im Jahr 1964 (Piano Solo298) und der Golpe Borghese von Fürst Junio Valerio Borghese.299 Die Zeit wurde als anni di piombo (bleierne Jahre) bezeichnet.

Es kam zu einer Annäherung von Christdemokraten und Kommunisten. An der Ausarbeitung des Historischen Kompromisses (compromesso storico) waren der Christdemokrat Aldo Moro und der Kommunist Enrico Berlinguer beteiligt. Nach den Wahlen von 1976, bei denen die Kommunisten stark zulegen konnten, wurde Giulio Andreotti Ministerpräsident einer Minderheitsregierung, die auf die Tolerierung der Kommunisten angewiesen war. Am 11. März 1978 kam es, abermals unter Führung von Andreotti, zur Bildung einer Regierung der nationalen Solidarität, an der erstmals die Kommunisten beteiligt sein sollten. Doch wenige Tage später, am 16. März, wurde Aldo Moro entführt und am 9. Mai nach 55-tägiger Geiselhaft tot aufgefunden. Die Roten Brigaden bekannten sich zu seiner Entführung und Ermordung.

Der Anschlag von Bologna 1980 markierte den Höhepunkt der terroristischen Aktionen in Italien. 1990 stellte sich im Rahmen von gerichtlichen Ermittlungen heraus, dass eine geheime Parallelstruktur innerhalb des Staatsapparats mittels einer sogenannten Strategie der Spannung über Jahrzehnte versucht hatte, eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten zu verhindern. Die Ergebnisse der Untersuchungskommission „Terrorismus und Massaker“ (1994–2000) des italienischen Senats bestätigten, dass Rechtsextremisten im Rahmen dieser Strategie eine Reihe von Terroranschlägen gegen die Zivilbevölkerung verübt hatten.300 Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge löste 1990 eine Staatskrise aus (Gladio-Affäre). Gesichert ist, dass die italienischen Militärgeheimdienste, die von NATO und CIA betriebene Organisation Gladio sowie die Geheimloge Propaganda Due dabei zentrale Rollen spielten.301

Der Einfluss der katholischen Kirche auf die Gesellschaft schwand. 1984 wurde ein neues Konkordat mit der Kirche unterzeichnet, durch das der Katholizismus seinen Status als Staatsreligion verlor. Bereits 1970 wurde die Ehescheidung gegen ihren Widerstand ermöglicht; das Gesetz wurde 1974 bei einer Beteiligung von 87,7 % in einer Volksabstimmung von 59,3 % der Wähler befürwortet.302 1979 wurde die Abtreibung legalisiert.

Der Anteil der Bevölkerung, die einen Studienabschluss erwarb, stieg drastisch an. Im akademischen Jahr 2006/07 waren 1.809.186 Studenten an 95 Universitäten eingeschrieben303, was etwa 3 % der Bevölkerung entsprach, während es 1960/61 noch 0,4 % oder 217.000 Studenten gewesen waren.304

Nach dem Krieg erlebte Italien, ähnlich wie das übrige Westeuropa, ein „Wirtschaftswunder“ (miracolo economico). Die Bevölkerung wuchs von 1951 bis 1961 von 47,5 auf 50,6 Millionen, in den Jahren 1959 bis 1962 wuchs das Bruttosozialprodukt jedoch erheblich schneller, nämlich um 6,4 und 5,8, dann um 6,8 und 6,1 %. Auch die 1980er Jahre waren von einem außerordentlichen Wachstum gekennzeichnet, wobei sich das Bevölkerungswachstum verlangsamte (von 1971 bis 1981 von 54,1 auf 56,5 Millionen Einwohner, bis 1991 auf 56,8 Millionen305). 1987 kündigte die Regierung Bettino Craxi den sorpasso an, denn Italien hatte Großbritannien „überholt“ und war nun zur fünftgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufgestiegen.306

Der Boom blieb jedoch hauptsächlich auf den Norden und die Mitte Italiens beschränkt. Viele Süditaliener mussten nach wie vor ihre Heimat verlassen, um Arbeit zu finden, und ins europäische Ausland (besonders Deutschland, Schweiz, Belgien und Frankreich) oder in die norditalienischen Regionen auswandern.

Gleichzeitig verschlechterte sich die Lage der öffentlichen Haushalte dramatisch. Die Staatsverschuldung etwa verdoppelte sich im Laufe der 1980er Jahre. Die Inflation blieb immer relativ hoch, die Lira wurde zur Stützung der eigenen Industrie abgewertet.

Zerfall der etablierten Parteien (ab 1992), Privatisierungen (ab 1990)

Antonio Di Pietro
Antonio Di Pietro (am Pult), Hauptermittler im Tangentopoli-Skandal

Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen gelangen dem Staat einige Erfolge. Nach den Attentaten gegen die Staatsanwälte Giovanni Falcone307 und Paolo Borsellino308 im Jahr 1992 wurden die Gesetze noch einmal verschärft.

Finanziell stand Italien allerdings vor dem Kollaps, die Schulden überstiegen das BIP, die Lira wurde um 20 % abgewertet.309 Dies veranlasste die Regierung unter Giuliano Amato zu einem scharfen Sparkurs. Als äußerste Maßnahme wurden sämtliche Bankkonten einer einmaligen Sonderbesteuerung unterworfen, was das Vermögen der meisten Haushalte erstmals seit den 1960er Jahren reduzierte.310 Die Regierung Ciampi setzte diesen Kurs der Privatisierung und der Auflösung der Netzwerke aus staatlich-privaten Patronage- und Klientelverhältnissen fort, um den Euro einführen zu können („Signor Euro“). Im Zuge der Sanierung der Staatsfinanzen machte man sich an eine Privatisierung der zahlreichen, durch politische Patronage korrumpierten Staatsbetriebe. Diese erwirtschafteten zeitweise die Hälfte des BIP. Den Anfang machten 1990 die Banken, die verpflichtet wurden, sich in Aktiengesellschaften umzuwandeln. 1994 befanden sich bereits 73 % des Aktienkapitals in den Händen von Sparkassen-Stiftungen, die bis 2005 das gesamte Kapital privatisierten. Dabei konnten die fünf größten Banken ihren Marktanteil unter den von 1100 auf 800 verminderten Banken von 34 auf 54 % steigern.311 Daraus entstanden letztlich zwei Großgruppen, 2007 die Intesa-San Paolo- und die Unicredit-Gruppe. Weit dahinter liegen Mediobanca, Monte dei Paschi di Siena und Unione Banche Italiane. 1993 wurde die Trennung von Geschäfts- und Finanzbanken, die 1936 eingeführt worden war, wieder abgeschafft, so dass Universalbanken entstanden. Insgesamt brachten alle Privatisierungen zusammen dem Fiskus weit über 100 Milliarden Euro ein, womit sie die größte jemals durchgeführte Privatisierungswelle darstellten. Allein die Verkäufe der Anteile an ENI und ENEL brachten 35 Milliarden Dollar ein.312 Strategische Anteile an der Energieversorgung, der Luft- und Raumfahrtindustrie und an der Daseinsvorsorge blieben allerdings in staatlicher Hand. Zwar stieg der Streubesitz an den Unternehmensaktien, doch haben Shareholderabsprachen eher die Kontrolle durch einzelne Familien gestärkt, während der Einfluss der Banken zurückging.

Ab 1992 erfolgte durch die Aufdeckung von Korruptions- und Parteifinanzierungsskandalen Tangentopoli und Mani pulite eine grundlegende Neuordnung auch der Parteienlandschaft. Die Christdemokraten, die Sozialisten, die Liberalen und die Republikaner, die das Land vierzig Jahre lang geführt hatten, hörten auf als eigenständige Parteien zu existieren. Gleichzeitig stürzte der Zusammenbruch des Ostblocks die Kommunisten in eine ideologische Krise. Aus der KPI gingen die nun sozialdemokratisch orientierte PDS (Partito Democratico della Sinistra) sowie zahlreiche kommunistische Neugründungen hervor. Im Norden des Landes wurde der Unmut der Bevölkerung über die Politik von der sezessionistisch auftretenden Lega Nord angesprochen.

Wechselnde Regierungsbündnisse, Wirtschaftskrise

Bei den Parlamentswahlen 1994, bei denen erstmals ein gemischtes Mehrheits- und Proporzwahlrecht mit Sperrklausel Anwendung fand, setzte sich die Koalition des Bau- und Medienunternehmers Silvio Berlusconi durch. Seine Forza Italia, nur wenige Monate zuvor gegründet, verbündete sich mit der Lega Nord und der Nationalen Allianz, die aus dem postfaschistischen Movimento Sociale Italiano hervorgegangen war. Doch zerbrach die Koalition nach nur wenigen Monaten. Die einberufene Technikerregierung unter Lamberto Dini, dem ehemaligen Generaldirektor der italienischen Zentralbank und Finanzminister unter Berlusconi, regierte von Januar 1995 bis Mai 1996.

Die Wahlen von 1996 gewann eine Mitte-links-Koalition (Ulivo) unter Führung des ehemaligen Christdemokraten Romano Prodi. In der Regierung Prodi I (Mai 1996 – Oktober 1998) saßen erstmals (reform-)kommunistische Minister. Prodis strikter Sparkurs ebnete Italien den Weg in die Eurozone. Von seinen Verbündeten verlassen, musste er zurücktreten und Massimo D'Alema bzw. Giuliano Amato sein Amt überlassen. Der aus der kommunistischen Partei 1991 hervorgegangene Partito Democratico della Sinistra, PDS, hatte sich nach der Vereinigung mit anderen sozialistischen Gruppen 1998 in „Linksdemokraten“ (Democratici di Sinistra, DS) umbenannt. Ihr Vorsitzender D'Alema blieb bis 2000 Ministerpräsident, ihm folgte Giuliano Amato, der von Juni 1992 bis April 1993 bereits dieses Amt innegehabt hatte.

Die Wahlen 2001 konnte Berlusconis Bündnis Casa delle Libertà für sich entscheiden. Nach fünf Jahren Amtszeit musste er sich erneut Romano Prodi geschlagen geben. Mitte Mai 2006 wurde dann auch mit Giorgio Napolitano der Kandidat Romano Prodis zum Präsidenten der Republik gewählt, mit dem zum ersten Mal ein ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei dieses Amt innehat.

Auf der Ebene der Gemeinden, Provinzen und Regionen wurden ebenso Reformen durchgeführt wie auf der nationalen Ebene. Auch wurden 1997 Reformen der Streitkräfte eingeleitet, die 2005 in die Aussetzung der Wehrpflicht mündeten. Auf eine Verfassungsreform zur Stärkung der Regierung, zur Verbesserung der parlamentarischen Arbeit und zur Einführung einer Vertretung der Gebietskörperschaften konnte man sich jedoch nicht einigen.

Die Staatsfinanzen litten weiterhin an einer hohen Steuerhinterziehung (je nach Schätzung 20–30 % des BIP), an den wachsenden Lasten in Gesundheitswesen und Altersversorgung, sowie an einer zu sehr auf Rom ausgerichteten Finanzierung der Regionen. Steigende Zinsen, bei gleichzeitigem Anstieg der Steuer- und Abgabenlast, belasteten die Gesamtwirtschaft. Als problematisch wird zudem die Schwerfälligkeit von Justiz und Verwaltung angesehen. Die strukturellen Probleme Süditaliens sind ungelöst; als besonders hemmend gilt der Einfluss der organisierten Kriminalität auf das Wirtschaftsleben.

Im Januar 2008 zerfiel das von Romano Prodi geführte Bündnis, nachdem sich der Koalitionspartner UDEUR aus dem Bündnis zurückgezogen hatte. Prodi scheiterte in der Vertrauensfrage. Staatspräsident Giorgio Napolitano beauftragte daraufhin den Senatspräsidenten Franco Marini mit der Bildung einer Übergangsregierung, doch musste er das Mandat zur Regierungsbildung am 4. Februar wieder zurückgeben.313 Daraufhin löste Napolitano beide Kammern des Parlaments auf und schrieb Neuwahlen aus.314

Aus diesen ging mit 46,8 % (Abgeordnetenkammer) und 47,3 % (Senat) Silvio Berlusconis neues Wahlbündnis Popolo della LibertàLega NordMovimento per l’Autonomia als Sieger hervor. Die vierte Regierung

Bedingt durch die Finanzkrise schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2008 um 1 %, im Jahr 2009 um weitere 5 %. Dank seines Bankensystems und der niedrigen Verschuldung der Privathaushalte konnte sich das Land zunächst315 vor den wirtschaftlichen Folgen schützen,316 wurde jedoch 2011 von der Eurokrise erfasst.

Il Presidente del Consiglio incaricato Mario Monti (cropped)
Mario Monti, ab dem 16. November 2011 Ministerpräsident und zugleich Wirtschafts- und Finanzminister, 2011

Enrico Letta 2013
Enrico Letta, vom 28. April 2013 bis zum 22. Februar 2014 Ministerpräsident

Angeführt vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses Gianfranco Fini verließen seit Mitte 2010 zahlreiche Parlamentarier Berlusconis Koalition, bis dieser im November 2011 über keine Mehrheit mehr im Abgeordnetenhaus verfügte. Von ihm selbst ausgelöste Skandale und anstehende Gerichtsverfahren sowie die Zuspitzung der Eurokrise zwangen Berlusconi am 12. November 2011 zum Rücktritt. Staatspräsident Napolitano beauftragte den Parteilosen und ehemaligen EU-Kommissar für Binnenmarkt und Wettbewerb Mario Monti mit der Bildung einer neuen Regierung. Die Schuldenkrise in der Europäischen Union verschärfte sich, Ende 2011 hatte Italien 1,9 Billionen Euro Schulden. Die Zinsen für Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichten im November 2011 bei 7,56 % den höchsten Satz.317 Die Arbeitslosigkeit lag im März 2012 bei 9,3 %, allerdings stieg die seit langem hohe Arbeitslosigkeit unter den 19- bis 24-jährigen auf 31,9 %.318 Bis September stieg die Arbeitslosigkeit auf 10,8 %,318a im November 2012 lag sie bei 11,1 %, die Jugendarbeitslosigkeit bei 37,1 %. Dennoch setzten sich die Machtkämpfe in Rom fort. Nachdem Berlusconi ihm bei Abstimmungen im Senat und in der Abgeordnetenkammer Anfang Dezember 2012 nicht mehr das Vertrauen ausgesprochen hatte, wartete Monti noch die Verabschiedung des Haushaltsgesetzes für das Jahr 2013 ab und erklärte am 21. Dezember 2012 seinen Rücktritt. Staatspräsident Napolitano beauftragte ihn jedoch bis zur Neuwahl des Ministerpräsidenten geschäftsführend im Amt zu bleiben und zog die Parlamentswahlen auf den 24. und 25. Februar 2013 vor. Diese brachten jedoch kein klares Ergebnis, da Bersani zwar eine Mehrheit im Parlament erreichte, jedoch nicht im Senat. Da kein Kandidat bei der Präsidentenwahl die erforderliche Mehrheit erhielt, trat Napolitano am 20. April im sechsten Wahlgang auf Bitten prominenter Politiker aus verschiedenen politischen Lagern entgegen seiner vorherigen Absicht erneut zur Wahl an; am 22. April wurde er vereidigt. Am 28. April wurde der Sozialdemokrat Enrico Letta zum Ministerpräsidenten ernannt. Von September 2012 bis September 2013 verminderte sich die Industrieproduktion um 7,6 %. Nach weniger als einem Jahr wurde Letta von Matteo Renzi, dem Bürgermeister von Florenz, abgelöst, der wiederum nach einem gescheiterten Referendum über eine Verfassungsänderung am 5. Dezember 2016 seinen Rücktritt anbot.

Wie seit dem 18. Jahrhundert, so beansprucht Russland nicht nur Zugang zum Mittelmeer. sondern dauerhafte Präsenz. Daher verhandelt Russland mit Zypern über die Nutzung von Häfen und Militärbasen auf der Insel, ebenso wie mit Ägypten. Einziger Flottenstützpunkt im Mittelmeer ist das syrische Tartus. Dies dokumentierte die dortige Regierung, indem sie 2015 ein gemeinsames Seemanöver mit China durchführte. Dominierende Flottenmacht im Mittelmeerraum sind die USA. In Neapel sind die rund 40 Schiffe und 175 Flugzeuge der Sechsten US-Flotte stationiert, die Fünfte Flotte im Persischen Golf. Bis Ende 2016 eroberten russische und Streitkräfte der syrischen Regierung große Teile Aleppos.

Bevölkerungswachstum, Zuwanderung

1861 hatte Italien 21,7 Millionen Einwohner, bei der Volkszählung 1901 über 30 Millionen, 1931 wurden bereits 41,6 Millionen Einwohner gezählt. Lag die Geburtenziffer pro tausend Einwohner um 1850 bei 38,6, so sank sie bis 1913 auf immer noch sehr hohe 31,7, die Sterbeziffer sank im selben Zeitraum jedoch viel schneller von 29,9 auf 18,7,319 so dass die Bevölkerungszahl steil anstieg. 1946 hatte Italien etwas mehr als 45,5 Millionen Einwohner, 1960 über 50, 1975 mehr als 55 Millionen. Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer lag 1946 bei 3,01 Kindern pro Frau und noch im Jahr 1976 oberhalb der natürlichen Reproduktionsrate bei 2,11. Danach nahm sie bis 1995 auf 1,17 ab und schwankt seither zwischen 1,2 und 1,3.320 Bei den neu Zugewanderten lag sie 2006 etwa doppelt so hoch, sank bis 2009 allerdings auf 2,05.321

Die Bevölkerung konnte dennoch weiter ansteigen, auf etwa 60 Millionen Einwohner im Jahr 2011, wobei das Bevölkerungswachstum nunmehr überwiegend auf Zuwanderung zurückzuführen war, deren jährliches Saldo zwischen etwa 300.000 und 600.000 schwankt; ansonsten übertrifft seit 1993 die Zahl der Sterbefälle die der Geburten, im Jahr 2010 um 25.000.322 2010 lag die Geburtenziffer bei 9,3 und die Sterbeziffer bei 9,7.323 Die Lebenserwartung stieg dabei von 50 Jahren im Jahr 1920 auf 77,5 im Jahr 1994. 2010 lag sie bei 79,1 Jahren bei Männern und bei 84,3 bei Frauen.

Die Zahl der Zuwanderer ist seit den 1990er Jahren stark angestiegen, nachdem Italien bis 1972 überwiegend Auswandererland gewesen war.324 1991 zählte das Statistikinstitut ISTAT 625.034 Ausländer bei 56,8 Millionen Einwohnern, 1997 schätzte man ihre Zahl auf 1,25 Millionen,325 Anfang 2011 auf 5,4 Millionen.326 Davon kamen 969.000 aus Rumänien, 483.000 aus Albanien, 452.000 aus Marokko; dann folgten China (210.000) und die Ukraine (201.000). Dabei leben die meisten Immigranten im Norden. Bis März 2012 erreichten 64.000 Flüchtlinge aus Nordafrika Italien, insbesondere Lampedusa.327 Die politischen Parteien versuchten die seit Mitte der 90er Jahre sichtbare Veränderung in der Bevölkerungszusammensetzung zu nutzen, wobei Terrorangst und Sorge vor Kriminalität für die Bevölkerung im Vordergrund standen.

2016 kamen 181.283 registrierte Flüchtlinge über das Mittelmeer, während es 2015 153.842, im Jahr 2014 noch etwa 170.000 gewesen sind. Dabei kamen 2016 37.536 Migranten aus Nigeria, 20.585 aus Eritrea, 13.336 aus Guinea, 12.384 von der Elfenbeinküste, 11.928 aus Gambia, 10.322 aus dem Senegal, 9.995 aus Mali und 9.305 aus Sudan. 13 % der 175.485 verteilten Flüchtlinge gingen in die Lombardei, je 8 % nach Latium, ins Piemont, nach Venetien, Campanien und Sizilien, 7 % in die Toskana, Emilia-Romagna und Apulien, 4 % nach Kalabrien, je 3 % nach Ligurien, Sardinien, ins Friaul und die Marken, 2 % in Abbruzzen, Molise, Umbrien, 1 % in die Basilicata, Trient und Bozen, 0,2 % ins Aostatal.327f Am 31. Dezember 2016 waren offiziell 5.047.028 ausländische Staatsbürger in Italien ansässig (das entspricht einem Plus von 20.875 Personen im Vergleich zu 2015), davon waren 3.509.805 Nicht-EU-Bürger. Einschließlich der noch nicht meldeamtlich erfassten Zuwanderer zählte man 5.359.000 Ausländer. Von den 1.437.223 EU-Bürgern waren allein 1.168.552 Rumänen. Unter den Einwanderern in Italien bildeten zum 1. Januar 2017 orthodoxe Christen mit 1,6 Millionen Angehörigen die größte religiöse Gruppe, es folgten Muslime mit 1,4 Million und Katholiken mit einer Million.327g

Verwaltung des Kulturerbes

Area didattica Foppe di Nadro - Riserva naturale Incisioni Rupestri di Ceto, Cimbergo e Paspardo (Foto Luca Giarelli)
Neolithische und eisenzeitliche Hüttenrekonstruktionen in der Riserva naturale Incisioni Rupestri di Ceto, Cimbergo e Paspardo im Val Camonica, Provinz Brescia

Frammenti di cranio di australopithecus boisei e australopithecus robustus - Museo di Storia Naturale di Milano
Bedingt durch die Kolonialzeit finden sich zahlreiche außeritalienische archäologische Stücke in den Museen Italiens, wie hier im Museo civico di storia naturale von Mailand. Hierbei handelt es sich um Fragmente von Schädeln des Paranthropus (australopithecus) boisei und robustus.

Seit 1974 besteht das Ministerium für Kulturgüter und -aktivitäten unter wechselnden Namen, in den ersten beiden Jahren unter Giovanni Spadolini. Leitender Minister war von November 2011 bis April 2013 Lorenzo Ornaghi.328, seit dem 22. Februar 2014 füllt Dario Franceschini dieses Amt aus. Dem Ministerium sind 157 Staatsarchive, 298 archäologische Stätten, 58 Bibliotheken, 244 Museen, insgesamt 1052 staatliche Institutionen zugeordnet, hinzu kommen 2.119 nicht-staatliche (Stand: 26. Februar 2012). Dabei zählte man im März 2014 genau 5.742 Orte der Kultur, am 1. Februar 2015 waren es bereits 6.058.329 Einige der Museen sind Nationalmuseen. Zu diesen zählen das Archäologische Nationalmuseum in Ferrara sowie die von Florenz, das von Rom, das von Neapel und von Tarent sowie das Museo Nazionale Alinari della Fotografia in Florenz. Hinzu kommen das Museo Nazionale della Magna Grecia in Reggio, das Museo Nazionale G. A. Sanna auf Sardinien ebenso wie das Nationalmuseum der Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom. Allerdings ist die Bezeichnung „Nationalmuseum“ nicht genau abgegrenzt, so dass zahlreiche weitere, überregional bedeutende staatliche Museen mitzurechnen sind.

In keinem Land gehören so viele Stätten zum UNESCO-Welterbe (2012: 47). Die früheste geschützte Stätte sind die seit 1979 eingetragenen Felsbilder des Valcamonica und seit 1980 das gesamte historische Zentrum von Rom, seit 1982 das von Florenz. Neben dem Schutz vor Beschädigung, Zerstörung und vor allem Plünderung, dem ein Comando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale dient, das auch den illegalen Handel bekämpft, arbeiten die Institutionen vor allem daran, die Kulturschätze zu erhalten und zu restaurieren sowie der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen.

Eine Reihe von ausländischen Instituten hat sich neben den zahlreichen nationalen, regionalen und kommunalen Einrichtungen in verschiedenen kulturellen Hochburgen angesiedelt, darunter das 1888 gegründete Deutsche Historische Institut in Rom, das seit 1947 bestehende Istituto Svizzero di Roma am selben Ort,

Quelleneditionen

Literatur

Überblickswerke

Geschichte einzelner Orte und Gebiete

Paläo- und Mesolithikum

Neolithikum

Kupfer- und Bronzezeit

Eisenzeit

Antike, Frühmittelalter

Hoch- und Spätmittelalter, Renaissance

Bis zur Staatsgründung

Königreich und Faschismus

Republik (seit 1946)

Wirtschaftsgeschichte

Geschichtsschreibung

Wissenschaftsgeschichte

Bibliographien

Reiseführer zu Museen, Monumenten und Fundstätten, Ausbildung

Externe Links und Listen

Dokumentationen und Filmbeiträge

Anmerkungen

  1. 1 ↑ „Distinction of wealth, status and prestige are readily observed in burial types and grave goods“ (Shan M. M. Winn: Heaven, Heroes, and Happiness. The Indo-European Roots of Western Ideology, Boston 1995, S. 77).
  2. 1a ↑ B. Martınez-Navarro, M. P. Espigares, S. Rosa:,. Estudio preliminar de las asociaciones de grandes mamıferos de Fuente Nueva-3 Y Barranco Leo ́n-5 (Orce, Granada, Espana), in: Isidro Toro Moyano, Jordi Agustí i Ballester, Bienvenido Martínez Navarro (Hg.): El Pleistoceno inferior de Barranco León y Fuente Nueva 3, Orce (Granada). Memoria cientıfica campañas 1999-2002. Arqueologıa Monografıas, Consejerıa de Cultura, Junta de Andalucıa, 2003, S. 115-136.
  3. 2 ↑ Nicolas Rolland: The earliest hominid dispersals beyond Subsaharan Africa: A survey of underlying causes, in: Quaternary International 223-224 (2010) 54-64.
  4. 3 ↑ Marta Arzarello, Federica Marcolini, Giulio Pavia, Marco Pavia, Carmelo Petronio, Mauro Petrucci, Lorenzo Rook, Raffaele Sardella: L’industrie lithique du site Pléistocène inférieur de Pirro Nord (Apricena, Italie du sud): une occupation humaine entre 1,3 et 1,7 Ma / The lithic industry of the Early Pleistocene site of Pirro Nord (Apricena South Italy): The evidence of a human occupation between 1.3 and 1.7 Ma, in: L'Anthropologie 113,1 (2009) 47-58.
  5. 3a ↑ Juan Manuel López-García, Elisa Luzi, Claudio Berto, Carlo Peretto, Marta Arzarello: Chronological context of the first hominin occurrence in southern Europe: the Allophaiomys ruffoi (Arvicolinae, Rodentia, Mammalia) from Pirro 13 (Pirro Nord, Apulia, southwestern Italy), in: Quaternary Science Reviews 107 (2015) 260-266.
  6. 3b ↑ Marta Arzarello, Carlo Peretto, Marie-Hélène Moncel The Pirro Nord site (Apricena, Fg, Southern Italy) in the context of the first European peopling: Convergences and divergences, in: Quaternary International (2014). Gegen die Annahme derart früher Homininen erhob sich Widerspruch, der als Junges-Europa-Hypothese von Muttoni et al. (2013) vorgetragen wurde. Gegen diese wandten sich wiederum Joan Garcia, Kenneth Martínez, Gloria Cuenca-Bescós, Eudald Carbonell: Human occupation of Iberia prior to the Jaramillo magnetochron (>1.07 Myr)in: Quaternary Science Reviews 98 (2014) 84–99.
  7. 3g ↑ Marta Mirazón Lahr: Saharan Corridors and Their Role in the Evolutionary Geography of ‘Out of Africa I’, in: Out of Africa I. Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology, Springer 2010, S. 27-46 (online).
  8. 4 ↑ Vincent Lebreton: Paysages et climats des premiers hominidés en Italie, John and Erica Hedges Ltd., 2004, S. 37.
  9. 5 ↑ Giovanni Muttoni, Giancarlo Scardia, Dennis V. Kent: Human migration into Europe during the late Early Pleistocene climate transition, in: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 296,1-2 (2010) 79-93.
  10. 6 ↑ Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic, Springer, 2001, S. 18.
  11. 6c ↑ Zu den Vulkanen der Colli Albani vgl. Biagio Giaccio, Ilenia Arienzo, Gianluca Sottili, Francesca Castorina, Mario Gaeta, Sebastien Nomade, Paolo Galli, Paolo Messina: Isotopic (Sr–Nd) and major element fingerprinting of distal tephras: an application to the Middle-Late Pleistocene markers from the Colli Albani volcano, central Italy, in: Quaternary Science Reviews 67 (2013) 190–206.
  12. 7 ↑ Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York u. a. 2001, S. 19.
  13. 7d ↑ Die Umkehrung des irdischen Magnetfeldes erfolgte offenbar sehr viel schneller, als man bis 2014 angenommen hatte, nämlich in weniger als 100 Jahren, wie eine Untersuchung im Apennin ergab (vgl. Leonardo Sagnotti, Giancarlo Scardia, Biagio Giaccio, Joseph C. Liddicoat, Sebastien Nomade, Paul R. Renne, Courtney J. Sprain: Extremely rapid directional change during Matuyama-Brunhes geomagnetic polarity reversal, in: Geophysical Journal, 21. Juli 2014, doi:10.1093/gji/ggu287)
  14. 8 ↑ Giovanni Muttoni, Giancarlo Scardia, Dennis V. Kent, Enrico Morsiani, Fabrizio Tremolada, Mauro Cremaschi, Carlo Peretto: First dated human occupation of Italy at ~0.85 Ma during the late Early Pleistocene climate transition, in: Earth and Planetary Science Letters 307 (2011) 241–252.
  15. 9 ↑ Pietro Gaietto: La testa umana bifronte nella scultura del paleolitico, Museo delle Origini dell'Uomo, Genua.
  16. 10 ↑ Mariachiara Zaffani: Lo scavo paleontologico: il caso del sito delle "Ciampate del Diavolo" a Roccamonfina (Ce), Diss., Padua 2011, S. 21. Der Ausbruch, der vor etwa 385 bis 355.000 Jahren stattfand, trägt die Fußspuren. Letzte Aktivitäten erfolgten vor 53.000 Jahren.
  17. 11 ↑ Le "ciampate del diavolo", BBC und RAI 3: Tora e Piccilli CE "Le Ciampate del Diavolo".
  18. 11e ↑ Francesco Mallegni, Emiliano Carnieri, Michelangelo Bisconti, Giandonato Tartarelli, Stefano Ricci, Italo Biddittu, Aldo Segre: Homo cepranensis sp. nov. and the evolution of African-European Middle Pleistocene hominids, in: Comptes Rendus Palevol 2,2 (2003) 153–159.
  19. 11f ↑ Giovanni Muttoni, Giancarlo Scardia, Dennis V. Kent, Carl C. Swisher, Giorgio Manzi: Pleistocene magnetochronology of early hominin sites at Ceprano and Fontana Ranuccio, Italy, in: Earth and Planetary Science Letters 286,1–2 (August 2009) 255–268. doi:10.1016/j.epsl.2009.06.032..
  20. 11g ↑ Giorgio Manzi, Donatella Magri, Salvatore Milli, Maria Rita Palombo, Vasiliki Margari ,Vincenzo Celiberti, Mario Barbieri, Maurizio Barbieri, Rita T. Melis, Mauro Rubini,Massimo Ruffo, Barbara Saracino, Polychronis C. Tzedakis, Annalisa Zarattini, Italo Biddittu: The new chronology of the Ceprano calvarium (Italy), in: Journal of Human Evolution 59 (2010) 580-585 (online).
  21. 11m ↑ Fontana Ranuccio, Istituto Italiano di Paleontologia Umana.
  22. 12 ↑ Mauro Cremaschi, Carlo Peretto: Les sols d’habitat du site Paléolithique d’Isernia La Pineta (Molise, Italie Centrale), in: L’Anthropologie 92 (1988) 1017–1040.
  23. 13 ↑ C. Bencivenga Trillmich: Risultati delle più recenti indagini archeologiche nell'area dell'antica Atella, in: Rendiconti dell'Accademia di Archeologia Lettere e Belle Arti di Napoli, ns, LIX (1984) 3-26.
  24. 14c ↑ Giorgio Manzi, Francesco Mallegni, A. Ascenzi: A cranium for the earliest Europeans: Phylogenetic position of the hominid from Ceprano, Italy, in: PNAS 98, 17 (2001) 10011–10016, doi:10.1073/pnas.151259998.
  25. 14f ↑ Edoardo Borzatti von Löwenstern: Atella prima della storia - 40 anni di ricerche scientifiche nel Bacion di Atella.
  26. 15 ↑ Marco Avanzinia, Paolo Mietto, Adolfo Panarello, Marco De Angelis, Giuseppe Rolandi: The Devil's Trails: Middle Pleistocene Human Footprints Preserved in a Volcanoclastic Deposit of Southern Italy, in: Ichnos 15,3-4 (2008) 179-189.
  27. 16 ↑ Mariachiara Zaffani: Lo scavo paleontologico: il caso del sito delle "Ciampate del Diavolo" a Roccamonfina (Ce), Diss., Padua 2011.
  28. 17 ↑ Mariachiara Zaffani: Lo scavo paleontologico: il caso del sito delle "Ciampate del Diavolo" a Roccamonfina (Ce), Diss., Padua 2011, S. 26-28.
  29. 18 ↑ Mauro Cremaschi, Francesca Ferraro, Marco Peresani, Antonio Tagliacozzo, Alberto Broglio, Giovanni Dalmeri: La Grotta di Fumane: nuovi contributi su stratigrafia, cronologie, faune a miromammiferi ed industrie musteriane, in: Alberto Broglio, Giovanni Dalmeri: Pitture paleolitiche nelle prealpi venete, Verona 2005, S. 12-22.
  30. 19 ↑ Marco Perseani: La grotta di San Bernardino. Le piu antiche tracce dell'uomo preistorico nel territorio Vicentino, Verona 1996.
  31. 20 ↑ Diego E. Angelucci, Michele Bassetti: Humans and their landscape from the Alpine Last Glacial Maximum to the Middle Holocene in Trentino: geoarcheological considerations, in: Preistoria Alpina, 44 (2009) 1-6.
  32. 20a ↑ August G. Costa: A Geometric Morphometric Assessment of Plan Shape in Bone and Stone Acheulean Bifaces from the Middle Pleistocene Site of Castil di Guido, Latium, Italy, in: Stephen Lycett, Parth R. Chauhan (Hg.): New Perspectives on Old Stones. Analytical Approaches to Paleolithic Technologies, Springer 2010, S. 25. (Google Books)
  33. 21 ↑ Gary R. Scott und Luis Gibert: The oldest hand-axes in Europe, in: Nature 461 (2009) 82–85.
  34. 22 ↑ Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic, Springer, 2001, S. 36.
  35. 23 ↑ Zu den frühesten Nachweisen von Feuergebrauch in Europa vgl.: Wil Roebroeks, Paola Villa: On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe, in: PNAS, March 14, 2011 doi:10.1073/pnas.1018116108.
  36. 24 ↑ Marta Camps: Sourcebook of Paleolithic Transitions. Methods, Theories, and Interpretations, Springer, 2009, S. 201.
  37. 25 ↑ Musée de Paléontologie humaine de Terra Amata
  38. 26 ↑ Paolo Villa: Terra Amata and the Middle Pleistocene archaeological record of southern France, Berkeley: University of California Press 1983.
  39. 27 ↑ Wil Roebroeks, Paola Villa: On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe, in: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 108,13 (2011) 5209-5214.
  40. 28 ↑ Dies konnte Spinapolice: Technologie lithique et circulation des matières premières au Paléolithique moyen dans le Salento (Pouilles, Italie meridionale): perspectives comportementales, Diss., Università di Roma ‘La Sapienza’ - Université Bordeaux I, Rom 2008, S. 389 nachweisen.
  41. 29 ↑ Dazu Julien Riel-Salvatore: What is a transitional industry? The Uluzzian of southern Italy as a case study, in: Marta Camps (Hg.): Sourcebook of Paleolithic Transitions: Methods, Theories, and Interpretations, Springer 2009, S. 377-396.
  42. 30 ↑ Margherita Mussi: The Neanderthals in Italy. A Tale of many Caves, in: W. Roebroeks, C. Gamble: The Middle Palaeolithic Occupation of Europe, Leiden University Press 1999, S. 49-80.
  43. 30c ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland jun.: Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages. Shepherds, Sailors, and Conquerors, University of Pennsylvania Museum of Archaeology, 2007, S. 20. (Google Books)
  44. 31 ↑ Margherita Mussi: Musteriano a denticolati su ciottolo in località S. Andrea di Sabaudia (Prov. di Latina), in: M. F. Rollo, B. Giaccio: Nuovi rinvenimenti e osservazioni geoarcheologiche in area albana, Origini 11 (2000) 45-70.
  45. 31a ↑ F. Negrino, E. Starnini: Patterns of lithic raw material exploitation in Liguria from the Palaeolithic to the Copper Age, in: Préhistoire du Sud-Ouest. Nouvelles Etudes. Cressensac. Supplément 5, 2003, S. 235-243. (Zum Abri Riparo Bombrini vgl. Margherita Mussi, Patrizia Gioia, Fabio Negrino: Ten small sites: the diversity of the Italian Aurignacian, in: ʿOfer Bar-Yosef, João Zilhão (Hg.): Towards a Definition of the Aurignacian. Proceedings of the Symposium Held in Lisbon, Portugal, [Centro Cultural de Belém], June 25-30, 2002, Instituto Português de Arqueologia, Lissabon 2006, S. 189-209, hier: S. 192-195 (online).
  46. 31b ↑ Paul Peter Anthony Mazza, Fabio Martini, Benedetto Sala, Maurizio Magi, Maria Perla Colombini, Gianna Giachi, Francesco Landucci, Cristina Lemorini, Francesca Modugno, Erika Ribechini: A new Palaeolithic discovery: tar-hafted stone tools in a European Mid-Pleistocene bone-bearing bed, in: Journal of Archaeological Science 33/9 (2006) 1310–1318.
  47. 31d ↑ Neandertaler nutzten Feuer zur Werkzeug-Herstellung. 171.000 Jahre alte Stöcke sind älteste hölzerne Mehrzweckwerkzeuge der Welt, National Academy of Sciences, 6. Februar 2018, Biancamaria Aranguren, Anna Revedin, Nicola Amico, Fabio Cavulli, Gianna Giachi, Stefano Grimaldi, Nicola Macchioni, Fabio Santaniello: Wooden tools and fire technology in the early Neanderthal site of Poggetti Vecchi (Italy), in: PNAS., Online-Vorabveröffentlichung vom 5. Februar 2018, doi:10.1073/pnas.1716068115
    Could these be the oldest Neandertal tools made with fire?, in sciencemag.org, 5. Februar 2018.
  48. 32 ↑ Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic, Springer, 2001, S. 155.
  49. 33 ↑ Auch in Italien ließ sich die Mammutjagd nachweisen. Vgl. M. Mussi, P. Villa: Single carcass of Mammuthus primigenius with lithic artifacts in the Upper Pleistocene of Northern Italy, in: Journal of Archaeological Science 55 (2008) 2606-2613.
  50. 33a ↑ Zur Diskussion um diese Theorie von Kent Flannery vgl.Melinda A. Zeder: The Broad Spectrum Revolution at 40: Resource diversity, intensification, and an alternative to optimal foraging explanations, in: Journal of Anthropological Archaeology 31,3 (September 2012) 241–264. Ihre Arbeit basiert auf der niche construction theory der Evolutionsbiologie. Zur Forschungsgeschichte vgl. Francesca Alhaique, Amilcare Bietti: Il livello di conoscenza sulle strategie di sussistenza e i modelli di insediamento nel Tardiglaciale Italiano: un bilancio dopo più`di 15 anni, in: Margherita Mussi (Hg.): Il Tardiglaciale in Italia – Lavori in corso, Oxford 2008, S. 21-33. (online)
  51. 34 ↑ Herbert Ullrich: Hominid Evolution. Lifestyles and Survival Strategies, Gelsenkirchen: Edition Archaea, 1999, S. 437.
  52. 35 ↑ Gerrit Leendert Dusseldorp: A View to a kill. Investigating Middle Palaeolithic subsistence using an Optimal Foraging perspective, Leiden 2009, S. 50.
  53. 36 ↑ M. C. Stiner: Overlapping species “Choice” by Italian Upper Pleistocene predators, in: Current Archeology 33 (1992) 433-451.
  54. 37 ↑ P. Valensi, E. Psathi: Faunal Exploitation during the Middle Palaeolithic in south-eastern France and north-western Italy, in: International Journal of Osteoarchaeology 14 (2004) 256-272.
  55. 37a ↑ Fabrizio Marra, Piero Ceruleo, Brian Jicha, Luca Pandolfi, Carmelo Petronio, Leonardo Salarii: A new age within MIS 7 for the Homo neanderthalensis of Saccopastore in the glacio-eustatically forced sedimentary successions of the Aniene River Valley, Rome, in: Quaternary Science Reviews 129 (2015) 260-274. Die Sauerstoff-Isotopenstufe MIS 5 wurde auf 129.000 ± 2.000 Jahre datiert, jedoch wurde die Schicht, in der sich Saccopastore 1 und 2 befunden hatten, nun MIS 7 zugewiesen.
  56. 37c ↑ Luca Fiorenza Reconstructing diet and behaviour of Neanderthals from Central Italy through dental macrowear analysis, in: Journal of Anthropological Sciences 93 (2015) 1-15 (online, PDF).
  57. 38 ↑ Vittorio Pesce Delfino, Eligio Vacca: Report of an archaic human skeleton discovered at altamura (Bari), in the „Lamalunga” district, in: Human Evolution 9,1 (1994) 1–9 und Vittorio Pesce Delfino, Antonio Todero, Eligio Vacca: L'uomo di Altamura, in: Fiorenzo Facchini, Giovanna Belcastro (Hg.): La lunga storia di Neandertal. Biologia e comportamento, Mailand: Editoriale Jaca Book, 2009, S. 109-116.
  58. 39 ↑ The Murge of Altamura, UNESCO und La grotta di Lamalunga e l'Uomo di Altamura, Museo Nazionale Archeologico di Altamura.
  59. 39a ↑ Zu den ältesten Tüpfelhyänen in Italien vgl. Raffaele Sardella, Mauro Petrucci: The earliest Middle Pleistocene Crocuta crocuta (Erxleben, 1777) at Casal Selce (Rome, Italy), in: Quaternary International (2012). Sie wurden auf ein Alter von 800.000 Jahren datiert und zählen damit zu den ältesten in Europa.
  60. 40 ↑ N. Toth, T. White: Assessing the ritual cannibalism hypothesis at Grotta Guattari, in: Quaternaria Nova, Bd. I, 1990-1991, Proceedings of the International Symposium The Fossil Man of Monte Circeo. Fifty Years of Studies on the Neandertals in Latium, hgg. v. Amilcare Bietti, Eugenia Segre Naldini, (1992), S. 213-222. Eine Abbildung des Schädels findet sich hier.
  61. 41 ↑ Abuhelaleh Bellal: Zooarchaeological and taphonomical analysis of the Epigravettian faunal remains of stratigraphic unit 11 at Riparo Tagliente (Verona-Italy), in: Annali dell’Università degli Studi di Ferrara. Museologia Scientifica e Naturalistica, Sonderdruck, Ferrara 2008.
  62. 42 ↑ U. Thun Hohenstein: Strategie di sussistenza adottate dai Neandertaliani nel sito del Riparo Tagliente (Prealpi venete), in: U. Tecchiati & B. Sala (Hg.): Archeozoological Studies in Honour of Alfredo Riedel, 2006.
  63. 43 ↑ A. Broglio: Pitture paleolitiche nelle Prealpi venete. Grotta di Fumano e Riparo dalmieri, Verona 2005.
  64. 44 ↑ Stefano Benazzi, Katerina Douka, Cinzia Fornai, Catherine C. Bauer, Ottmar Kullmer, Jiří Svoboda, Ildikó Pap, Francesco Mallegni, Priscilla Bayle, Michael Coquerelle, Silvana Condemi, Annamaria Ronchitelli, Katerina Harvati, Gerhard W. Weber: Early dispersal of modern humans in Europe and implications for Neanderthal behaviour, in: Nature, Published online 2. November 2011 doi:10.1038/nature10617.
  65. 45 ↑ Zu Süditalien vgl. Julien Riel-Salvatore, M. Barton: Late Pleistocene technology, economic behavior, and land use dynamics in southern Italy, in: American Antiquity 69 (2004) 257-274.
  66. 45a ↑ Dieser Zuordnung widersprachen 2014/15 João Zilhão, William E. Banks, Francesco d’Errico, Patrizia Gioia: Analysis of Site Formation and Assemblage Integrity Does Not Support Attribution of the Uluzzian to Modern Humans at Grotta del Cavallo, in: PLoS ONE 10 (2015) (online)
  67. 45b ↑ Jean-Pierre Boquet-Appel, Anna Degioanni: Neanderthal demographic estimates, in: Current Anthropology Wenner-Green supplement NS 8 « Alternative Pathways to Complexity » (2013) 202-213 (online)
  68. 45c ↑ Zum Vulkan und den Campi Flegrei vgl. Steckbrief: Campi Flegrei.
  69. 45d ↑ John Lowe, Nick Barton, Simon Blockley, Christopher Bronk Ramsey, Victoria L. Cullen, William Davies, Clive Gamble, Katharine Grant, Mark Hardiman, Rupert Housley, Christine S. Lane, Sharen Lee, Mark Lewis, Alison MacLeod, Martin Menzies, Wolfgang Müller, Mark Pollard, Catherine Price, Andrew P. Roberts, Eelco J. Rohling, Chris Satow, Victoria C. Smith, Chris B. Stringer, Emma L. Tomlinson, Dustin White, Paul Albert, Ilenia Arienzo, Graeme Barker, Dušan Borić, Antonio Carandente, Lucia Civetta, Catherine Ferrier, Jean-Luc Guadelli, Panagiotis Karkanas, Margarita Koumouzelis, Ulrich C. Müller, Giovanni Orsi, Jörg Pross, Mauro Rosi, Ljiljiana Shalamanov-Korobar, Nikolay Sirakov, Polychronis C. Tzedakis: Volcanic ash layers illuminate the resilience of Neanderthals and early modern humans to natural hazards, in: PNAS 23. Juli 2012.
  70. 45e ↑ K. E. Fitzsimmons, U. Hambach, D. Veres, R. Iovita: The Campanian Ignimbrite Eruption: New Data on Volcanic Ash Dispersal and Its Potential Impact on Human Evolution, in: PLoS ONE 8,6 (2013) e65839. doi:10.1371/journal.pone.0065839.
  71. 46 ↑ Nicholas J. Conard, Jürgen Richter: Neanderthal Lifeways, Subsistence and Technology. One Hundred and Fifty Years of Neanderthal Studies, Springer 2011, S. 5.
  72. 47 ↑ Alessandro Guidi, Marcello Piperno (Hg.): Italia preistorica, Bari: Laterza 1992, S. 182ff.
  73. 48 ↑ Gianpiero di Maida: Eine vergleichende Analyse des italienischen Moustérien, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 20 (2011) 53-63, hier: S. 54.
  74. 49 ↑ Marco Peresani, Ivana Fiore, Monica Gala, Matteo Romandini, Antonio Tagliacozzo: Late Neandertals and the intentional removal of feathers as evidenced from bird bone taphonomy at Fumane Cave 44 ky B.P., Italy Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 108,10 (2011) 3888-3893.
  75. 50 ↑ A. M. Ronchitelli, P. Boscato, P. Gambassini: Gli Ultimi Neandertaliani in Italia, in: F. Facchini, M. Belcastro (Hg.): La Lunga Storia di Neandertal. Biologia e Comportamento, Mailand: Jaca Book, 2009, S. 257–287.
  76. 50b ↑ Julien Riel-Salvatore, Ingrid C. Ludeke, Fabio Negrino, Brigitte M. Holt: A spatial analysis of the Late Mousterian levels of Riparo Bombrini (Balzi Rossi, Italy), in: Canadian Journal of Archaeology 37 (2013) 70-92. (online)
  77. 50d ↑ Jordi Serangeli1, Michael Bolus: Out of Europe - The dispersal of a successful European hominin form Out of Europe - Die Ausbreitung einer erfolgreichen europäischen Menschenform, in: Quartär 55 (2008) 83-98, hier: S. 87. Dort findet sich auf S. 91-93 eine Tabelle aller Fundstätten mit Neandertalerbezug.
  78. 51 ↑ Gianpiero di Maida: Eine vergleichende Analyse des italienischen Moustérien, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 20 (2011) 53-63, hier: S. 53.
  79. 52 ↑ Paleoclimate of Lago Grande di Monticchio, Italy, Climate Diagnostics Directory.
  80. 52e ↑ Margherita Mussi, Patrizia Gioia, Fabio Negrino: Ten small sites: the diversity of the Italian Aurignacian, in: Ofer Bar-Yosef, João Zilhão (Hg.): Towards a definition of the Aurignacian, Instituto Portugues de Arqueologia, Lissabon 2006, S. 189-209, hier: S. 206 (online, PDF).
  81. 53 ↑ Marta Camps: Sourcebook of Paleolithic Transitions. Methods, Theories, and Interpretations, Springer, 2009, S. 385. Auch eine zunächst angenommene Ähnlichkeit mit Funden in der Klisoura-Höhle auf dem Peloponnes im Süden Griechenlands ist inzwischen umstritten.
  82. 54 ↑ Stefano Benazzi et al.: Early dispersal of modern humans in Europe and implications for Neanderthal behaviour, in: Nature, Online-Vorabveröffentlichung vom 2. November 2011, doi:10.1038/nature10617. Zähne aus der Grotta Fumane, die ebenfalls dem Uluzzien zugewiesen worden waren, könnten durch frostbedingte Störungen der Stratigraphie falsch zugeordnet worden sein (S. Benazzi, S.E. Bailey, M. Peresani, M.A. Mannino, M. Romandini, M.P. Richards, J.-J. Hublin: Middle Paleolithic and Uluzzian human remains from Fumane cave, Italy in: J. Hum. Evol., 70 (2014) 61–68).
  83. 54a ↑ M. Koumouzelis, J.K. Koz≥owski, B. Ginter, M. Kaczanowska, K. Sobczyk, C. Escutenaire, V. Sitlivy Rapport préliminaire des fouilles en Grèce - 2001-2003 Grotte de Klissoura, in: Recherches Archéologiques de 1999-2003, Krakau 2006, S. 293-298 (online, PDF).
  84. 55 ↑ Joachim Hahn: Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten: Einführung in die Artefaktmorphologie, Archaeologica Venatoria 10, 2. Auflage. Tübingen 1993. S. 109–115.
  85. 56 ↑ João Zilhão, Francesco d’Errico (Hg.): The Chronology of the Aurignacian and of the Transitional Technocomplexes. Dating, Stratigraphies, Cultural Implications, 14. Kongress der Union Internationale des Sciences Préhistoriques et Protohistoriques - International Union of Prehistoric and Protohistoric Sciences, Lissabon 2003.
  86. 57 ↑ Grotte di Castelcivita.
  87. 58 ↑ Annamaria Ronchitelli, Paolo Boscato, Paolo Gambassini: Gli ultimi Neandertalesi in Italia. Aspetti culturali, in: F. Facchini (Hg.): La lunga storia di Neandertal. Biologia e comportamento, Mailand: Jaca Book 2009, S. 257–287, hier: S. 262.
  88. 59 ↑ Facchini, S. 266.
  89. 60 ↑ Marco Peresani: A New Cultural Frontier for the Last Neanderthals: The Uluzzian in Northern Italy, in: Current Anthropology 49,4 (2008) 725-731.
  90. 60b ↑ Katerina Douka, Thomas F.G. Higham, Rachel Wood, Paolo Boscato, Paolo Gambassini, Panagiotis Karkanas, Marco Peresani, Anna Maria Ronchitelli On the chronology of the Uluzzian, in: Journal of Human Evolution 68 (2014) 1–13 (Abstract).
  91. 60c ↑ La Grotta Polesini.
  92. 61 ↑ Marco Peresani: A New Cultural Frontier for the Last Neanderthals: The Uluzzian in Northern Italy, in: Current Anthropology 49,4 (2008) 725-731, hier: S. 725.
  93. 62 ↑ Marco Peresan: Fifty thousand years of flint knapping and tool shaping across the Mousterian and Uluzzian sequence of Fumane cave, in: Quaternary International (Februar 2011).
  94. 63 ↑ Laura Longo, Elisabetta Boaretto, David Caramelli, Paolo Giunti, Martina Lari, Lucio Milani, Marcello A. Mannino, Benedetto Sala, Ursula Thun Hohenstein, Silvana Condemi: Did Neandertals and anatomically modern humans coexist in northern Italy during the late MIS 3?, in: Quaternary International (August 2011).
  95. 63c ↑ Silvana Condemi Laura Longo, Aurèlien Mounie, Paolo Giunti, Martina Lari, David Caramelli: Possible Interbreeding in Late Italian Neanderthals? New Data from the Mezzena Jaw (Monti Lessini, Verona, Italy), in: PLoS ONE. 8, Nr. 3, 27. Bibcode: 2013PLoSO...859781C. doi:10.1371/journal.pone.0059781.
  96. 63g ↑ Paul H. Mason, Roger V. Short: Neanderthal-human Hybrids., in: Hypothesis. 9, 2011, S. e1..
  97. 63h ↑ Qiaomei Fu, Cosimo Posth, Mateja Hajdinjak, Martin Petr, Swapan Mallick, Daniel Fernandes, Anja Furtwängler, Wolfgang Haak, Matthias Meyer, Alissa Mittnik, Birgit Nickel, Alexander Peltzer, Nadin Rohland, Viviane Slon, Sahra Talamo, Iosif Lazaridis, Mark Lipson, Iain Mathieson, Stephan Schiffels, Pontus Skoglund, Anatoly P. Derevianko, Nikolai Drozdov, Vyacheslav Slavinsky, Alexander Tsybankov, Renata Grifoni Cremonesi, Francesco Mallegni, Bernard Gély, Eligio Vacca, Manuel R. González Morales, Lawrence G. Straus, Christine Neugebauer-Maresch, Maria Teschler-Nicola, Silviu Constantin, Oana Teodora Moldovan, Stefano Benazzi, Marco Peresani, Donato Coppola, Martina Lari, Stefano Ricci, Annamaria Ronchitelli, Frédérique Valentin, Corinne Thevenet, Kurt Wehrberger, Dan Grigorescu, Hélène Rougier, Isabelle Crevecoeur, Damien Flas, Patrick Semal, Marcello A. Mannino, Christophe Cupillard, Hervé Bocherens, Nicholas J. Conard, Katerina Harvati, Vyacheslav Moiseyev, Dorothée G. Drucker, Jiří Svoboda, Michael P. Richards, David Caramelli, Ron Pinhasi, Janet Kelso, Nick Patterson6, Johannes Krause, Svante Pääbo, David Reich: The genetic history of Ice Age Europe?, in: Nature 534 (2016) 200-205.
  98. 64 ↑ Shara E. Bailey, Timothy D. Weaver, Jean-Jacques Hublin: Who made the Aurignacian and other early Upper Paleolithic industries?, in: Journal of Human Evolution 57,1 (2009) 11–26.
  99. 65 ↑ Homo, 50 (1999), S. 146.
  100. 66 ↑ Art. Mantel, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 19, hier: S. 239.
  101. 66a ↑ Paul Pettitt: The Palaeolithic Origins of Human Burial, Routledge 2011, S. 182.
  102. 67 ↑ Fabio Marini, Domenico Lo Vetro: Grotta del Romito a Papasidero. Uomo, ambiente e culture nel Paleolitico della Calabria. Ricerche 1961-2011, Florenz 2011.
  103. 68 ↑ Grotta del Romito.
  104. 68a ↑ Johann Grolle: Evolution: Europäer erbten Haut- und Haargene vom Neandertaler, in: Der Spiegel, 29. Januar 2014 (online). Grundlage des Beitrags ist die Arbei von Benjamin Vernot, Joshua M. Akey: Resurrecting Surviving Neandertal Lineages from Modern Human Genomes, in: Science 343, no. 6174 (28. Februar 2014) 1017-1021 ( DOI: 10.1126/science.1245938 ).
  105. 68c ↑ Michel Magny, Odile Peyron, Laura Sadori, Elena Ortu, Giovanni Zanchetta, Boris Vannière, Willy Tinner: Contrasting patterns of precipitation seasonality during the Holocene in the south- and north-central Mediterranean, in: Journal of Quaternary Science 27,3 (2011) 290-296.
  106. 68d ↑ S. Joannin, E. Brugiapaglia, J.-L. de Beaulieu, L. Bernardo, M. Magny, O. Peyron, B. Vannière: Pollen-based reconstruction of Holocene vegetation and climate in Southern Italy: the case of Lago di Trifoglietti, in: Climate of the Past 8 (2012) 2223–2279.
  107. 68e ↑ Odile Peyron, Simon Goring, Isabelle Dormoy, Ulrich Kotthoff, Jörg Pross, Jacques-Louis de Beaulieu, Ruth Drescher-Schneider, Boris Vannière, Michel Magny: Holocene seasonality changes in the central Mediterranean region reconstructed from the pollen sequences of Lake Accesa (Italy) and Tenaghi Philippon (Greece), in: The Holocene 21 (2011) 131-146. (Abstract)
  108. 69 ↑ Robert Leighton: Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age. Cornell University Press, Ithaca 1999, S. 31.
  109. 70 ↑ Robert Leighton: Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age. Cornell University Press, Ithaca 1999, S. 31f.
  110. 70a ↑ M.A. Mannino, K.D. Thomas, M.J. Leng, R. Di Salvo, M.P. Richards: Stuck to the shore? Investigating prehistoric hunter-gatherer subsistence, mobility and territoriality in a Mediterranean coastal landscape through isotope analyses on marine mollusc shell carbonates and human bone collagen, in: Quaternary International 244,1 (1. November 2011) 88-104.
  111. 71 ↑ Davon stammten wiederum 7 Skelette aus der San-Teodoro-Höhle (Robert Leighton: Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age. Cornell University Press, Ithaca 1999, S. 34 und 36).
  112. 71b ↑ Dieter Schäfer: Zum Untersuchungsstand auf dem altmesolithischen Fundplatz vom Ullafelsen im Fotschertal (Stubaier Alpen, Tirol), in: Germania 76,2 (1998) 439-496.
  113. 71c ↑ Ursula Wierer, Paolo Boscato: Lo sfruttamento delle risorse animali nel sito mesolitico di Galgenbühel/Dos de la Forca, Salorno (BZ): la macrofauna, in: Archeozoological studies in honor of Alfredo Riedel, Bozen 2006, 85-98.
  114. 71d ↑ Lorenzo Betti, Paolo Boscato, Monica Gala , Antonio Tagliacozzo, Ursula Wierer: Investigating seasonality. Evidences from the Mesolithic site Galgenbühel/Dos de la Forca (South Tyrol, Italy) / Untersuchungen zur jahreszeitlichen Nutzung der mesolithischen Fundstelle Galgenbühel/Dos de la Forca (Südtirol, Italien), in: Hugo Obermaier - Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit e.V., 55. Tagung in Wien, Erlangen 2013, S. 14 (Kurzfassung der Vorträge, PDF).
  115. 71n ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland jun.: Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages. Shepherds, Sailors, and ConquerorsUniversity of Pennsylvania Museum of Archaeology, 2007, S. 24.
  116. 72 ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland: Shepherds, Sailors & Conquerors. Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages, Philadelphia 2007, S. 24.
  117. 72n ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland jun.: Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages. Shepherds, Sailors, and ConquerorsUniversity of Pennsylvania Museum of Archaeology, 2007, S. 25 f.
  118. 73 ↑ Fulco Pratesi: Storia della natura d'Italia, Soveria Manelli: Rubbettino Editore, 2010, o. S. (Abschnitt Un mondo in equilibrio).
  119. 74 ↑ Johannes Müller: Das ostadriatische Frühneolithikum. Die Impresso-Kultur und die Neolithisierung des Adriaraums, Berlin 1994.
  120. 75 ↑ Zu den Interaktionen zwischen Bauern und Jägern vgl. Emanuela Cristiani, Annaluisa Pedrotti, Stefano Gialanella: Tradition and innovation between the Mesolithic and Early Neolithic in the Adige Valley (Northeast Italy). New data from a functional and residues analyses of trapezes from Gaban rockshelter, in: Documenta Praehistorica XXXVI (2009) 191-205 (online).
  121. 75c ↑ Maria Bernabò Brea, Paola Mazzieri, Roberto Micheli: People, dogs and wild game> evidence of human-animal relations from Middle Neolithic burials and personal ornaments in northern Italy, in: Documenta Praehistorica XXXVII (2010) 125-145 (Ausgangspunkt ist die mittlere und westliche Emila der Vasi a bocca quadrata). (online, PDF).
  122. 76 ↑ Keramik gab es bereits vor und außerhalb der Entstehung der Landwirtschaft. Dies zeigt Peter Jordan, Marek Zvelebil: Ceramics Before Farming. The Dispersal of Pottery Among Prehistoric Eurasian Hunter-Gatherers, Walnut Creek: West Coast Press 2009.
  123. 76a ↑ Mauro Rottoli, Elisabetta Castiglioni: Prehistory of plant growing and collecting in northern Italy, based on seed remains from the early Neolithic to the Chalcolithic (c. 5600–2100 cal b.c.), in: Vegetation History and Archaeobotany 18,1 (2009) 91-103 .
  124. 77 ↑ João Zilhão: Radiocarbon evidence for maritime pioneer colonization at the origins of farming in west Mediterranean Europe, in: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 98,24 (2001) 14180-14185.
  125. 78 ↑ Pessina, Tiné, S. 28ff.
  126. 78a ↑ R. J. King, S. S. Özcan, T. Carter, E. Kalfoğlu, S. Atasoy, C. Triantaphyllidis, A. Kouvatsi, A. A. Lin, C.-E. T. Chow, L. A. Zhivotovsky, M. Michalodimitrakis, P. A. Underhill: Differential Y-chromosome Anatolian Influences on the Greek and Cretan Neolithic, in: Annals of Human Genetics 72 (2008) 205–214.
  127. 78b ↑ Michael Staubwasser, Harvey Weiss: Holocene climate and cultural evolution in late prehistoric–early historic West Asia, in: QuaternaryResearch, 2006.
  128. 78c ↑ Mihael Budja: The 8200calBP ' climate event' and the process of neolithisation in southeastern Europe, in: Documenta preahistorica 34 (2007) 191-201.
  129. 78d ↑ Julian B. Murton, Mark D. Bateman, Scott R. Dallimore, James T. Teller, Zhirong Yang: Identification of Younger Dryas outburst flood path from Lake Agassiz to the Arctic Ocean, in: Nature 464 (1. April 2010) 740-743.
  130. 79 ↑ Pessina, Tiné, S. 32.
  131. 79e ↑ Roberto Micheli: Personal ornaments, Neolithic groups and social identities> some insights into Northern Italy, in: Documenta Praehistorica 39 (2012) 227-255, hier: S. 229.
  132. 79m ↑ Pierre Pétrequin, Alison Sheridan, Serge Cassen, Michel Errera, Estelle Gauthier, Lutz Klassen, Nicolas le Maux, Yvan Pailler, Anne-marie Pétrequin, Michel Rossy: Eclogite or jadeitite: The two colours involved in the transfer of alpine axeheads in western Europe, in: Vin Davis, Mark Edmonds (Hg.) Stone Axe Studies III, Oxbow Books, 2011, S. 55-82. (online, PDF)
  133. 80 ↑ John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy, Cambridge University Press 2007, S. 36.
  134. 80a ↑ Roberta Lelli1,Richard Allen, Gianfranco Biondi, Mauro Calattini, Cecilia Conati Barbaro, Maria Antonia Gorgoglione, Alessandra Manfredini, Cristina Martínez-Labarga, Francesca Radina, Mara Silvestrini, Carlo Tozzi, Olga Rickards, Oliver E. Craig: Examining dietary variability of the earliest farmers of South-Eastern Italy, in: American Journal of Physical Anthropology 149,3 (November 2012) 380-390. Die Untersuchung bezieht sich auf Apulien und die Marken in der ersten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. Dabei zeigte sich ein höherer Fischanteil bei küstennahen Gruppen und ein sehr breites Spektrum an Nahrungsmitteln.
  135. 80c ↑ Michael Schultz, Tyede H. Schmidt-Schultz: Ätiologie und Epidemiologie der Krankheiten des Kindesalters in der. Bronzezeit, in: Beiträge zur Archäozoologischen und Prähistorischen Anthropologie II (1999) 257-263, hier: S. 262 (online, PDF).
  136. 81 ↑ John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy, Cambridge University Press 2007, S. 38.
  137. 82 ↑ John Robb: Time and Biography. Osteobiography of the Italian Neolithic lifespan, in: Yannis Hamilakis, Mark Pluciennik, Sarah Tarlow (Hg.): Thinking through the Body. Archaeologies of Corporeality, Springer 2001, S. 153-172, hier: S. 164. Zur Höhle vgl. La Grotta Patrizi
  138. 82g ↑ Daniela Cocchi Genick: Manuale di Preistoria, Neolitico, Bd. II, Octavo, Florenz 1994, S. 142-146. (online)
  139. 83 ↑ Einen Eindruck vermittelt die Website der Kommune Pisa.
  140. 83c ↑ L'idolo della dea madre trovato in una sepoltura neolitica a Vicofertile del parmense (mit Abbildung).
  141. 84 ↑ John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy, Cambridge University Press 2007, S. 52f.
  142. 85 ↑ Gli “Amanti di Mantova”, Thule Italia.
  143. 86 ↑ Carlo Lugliè, François-Xavier Le Bourdonnec, Gérard Poupeau, Enrico Atzeni, Stéphan Dubernet, Philippe Moretto, Laurent Serani: Early Neolithic obsidians in Sardinia (Western Mediterranean): the Su Carroppu case, in: Journal of Archaeological Science 34,3 (2007) 428-439 und Carlo Lugliè, François-Xavier Le Bourdonnec, Gérard Poupeau, Consuelo Congia, Thomas Calligaro, Ignazio Sanna, Stephan Dubernet: Obsidian Economy in the Rio Saboccu Open-Air Early Neolithic Site (Sardinia, Italy), in: Non-flint raw material use in prehistory. Old prejudices and new directions, Proceedings of the XVth UISPP Congress, 11 (Lisboa, September 4-9 2006). British Archaeological Reports - International Series (1939). Archaeopress, Oxford 2009, S. 203-215.
  144. 87 ↑ Giulio Bugazzi, Massimo Odone, Giovanna Radi: The italian obsidian sources, in: Archeometriai Műhely (2005) 1-13.
  145. 87a ↑ François-Xavier Le Bourdonnec, Gérard Poupeau, Simone Mulazzani, Lotfi Belhouchet: Origine de l'obsidienne des sites SHM-1 et SHM-12 (Hergla, Tunisie), in: Simone Mulazzani (Hg.): Le Capsien de Hergla (Tunisie). Culture, environnement et économie, Africa Magna Verlag, Frankfurt 2013, S. 240-244.
  146. 87b ↑ Maria Antonietta Fugazzola Delpino, Mario Mineo: La piroga neolítica del lago di Bracciano („La Marmotta 1"), in: Bullettino di Paletnologia Italiana 86, ns IV (1995) 197-266 (accademia.edu).
  147. 87c ↑ Marco Masseti: The Most Ancient Explorations of the Mediterranean, in: Proceedings of the California Academy of Sciences, 4th series, Bd. 59, Suppl. 1, Nr. 1 (2008) 1-18, hier: S. 2. Als ältester Einbaum Europas gilt der vom niederländischen Fundort Pesse, der zwischen 8040 und 7510 v. Chr. datiert wurde (archeoforum). Allerdings ist umstritten, ob es sich überhaupt um ein Boot handelt (J. R. Beuker, M.J. L. T. Niekus: De kano van Pesse - de bijl erin, in: Nieuwe Drentse Volksalmanak 114 (1997) 122-126).
  148. 88 ↑ Hans Riemann: Zur Gaudokultur und ihren Mittelmeerischen Beziehungen, in: Melanges Mansel, Ankara 1974, S. 425-449.
  149. 89 ↑ Felice Larocca: La miniera pre-protostorica di Grotta della Monaca (Sant'Agata di Esaro - Cosenza), Roseto: Leonardo Zaccaro, 2005.
  150. 90 ↑ Roberto Maggi, Nadia Campana: Archeologia delle risorse ambientali in Liguria: Estrazione e sussistenza fra IV e III millennio BC, in: Atti del Colloque "Archéologies Transfrontaliéres. Alpes du Sud, Cote d'Azur, Piémont et Ligurie: bilan et perspectives de recherche", Bulletin du Musée d'Anthropologie préhistorique de Monaco, Monaco 2008, S. 65-74.
  151. 91 ↑ Im Val Petronio, östlich von Sestri Levante; vgl. Nadia Campana, Roberto Maggi, Mark Pearce: ISSEL DIXIT, in: La nascita della Paletnologia in Liguria. Atti del Convegno, Bordighera 2008, S. 305-311. Der Titel bezieht sich auf Arturo Issel (1842-1922), der schon 1879 ein so hohes Alter des Kupferbergbaus vermutet hat.
  152. 91d ↑ I. Passariello, P. Talamo, A. D’Onofrio, P. Barta, C. Lubritto, F. Terrasi: Contribution of Radiocarbon Dating to the Chronology of Eneolithic in Campania (Italy), in: Geochronometria. 35 (2010) 5–33 (online, PDF).
  153. 91f ↑ P. Talamo: Le aree interne della Campana centro-settentrionale durante le fasi evolute dell’Eneolitico : osservazioni sulle dinamiche culturali, in: Origini 30 (2008) 187-220.
  154. 92 ↑ Sein Bericht, heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel, findet sich bei P C. Sestieri: La necropoli preistorica di Paestum, in: Rivista di Scienze Preistoriche 1 (1946).
  155. 93 ↑ Wenige Funde aus Calvi, Licola, Fratte, S. Mauro di Buccino und Taurasi in Kampanien werden als Überreste von Hütten gedeutet.
  156. 94 ↑ Beispiele für solche Menhire finden sich hier und hier.
  157. 94f ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland jun.: Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages. Shepherds, Sailors, and Conquerors, University of Pennsylvania Museum of Archaeology, 2007, S. 35 f.
  158. 94g ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland jun.: Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages. Shepherds, Sailors, and Conquerors, University of Pennsylvania Museum of Archaeology, 2007, S. 37.
  159. 94k ↑ Stephen L. Dyson, Robert J. Rowland jun.: Archaeology and History in Sardinia from the Stone Age to the Middle Ages. Shepherds, Sailors, and Conquerors, University of Pennsylvania Museum of Archaeology, 2007, S. 47 f.
  160. 94m ↑ Ötzi heimtückisch ermordet, in: Archäologie in Deutschland, 01|2017, Februar bis März, S. 73.
  161. 95 ↑ Angelika Fleckinger (Hg.): Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungsergebnisse zum Mann aus dem Eis/La mummia dell’ età del rame. T 1. Schriften des Südtiroler Archäologiemuseums. Bd 1. Folio, Bozen 1999.
  162. 96 ↑ Jean-Pierre Mohen: Pierres vives de la préhistoire. Dolmens et menhirs, Paris 2009, S. 274f.
  163. 97 ↑ John Robb, S. 300-304.
  164. 98 ↑ John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy, Cambridge University Press 2007, S. 296.
  165. 99 ↑ Günther Hölbl: Beziehungen der ägyptischen Kultur zu Altitalien, Leiden 1979, S. 7 verweist auf Handelsbeziehungen nach Nordafrika.
  166. 100 ↑ Harald Haarmann: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010, S. 13f. Ihm folgt auch die weitere Überblicksdarstellung.
  167. 101 ↑ Harald Haarmann: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010, S. 20.
  168. 102 ↑ Harald Haarmann: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010, S. 14.
  169. 103 ↑ Remco Bouckaert, Philippe Lemey, Michael Dunn, Simon J. Greenhill, Alexander V. Alekseyenko, Alexei J. Drummond, Russell D. Gray, Marc A. Suchard, Quentin D. Atkinson: Mapping the Origins and Expansion of the Indo-European Language Family, in: Science 337 no. 6097 (24. August 2012) 957-960.
  170. 104 ↑ Brian E. McConnell: The Early Bronze Age Village of La Maculufa and Prehistoric Hut Architecture in Sicily, in: American Journal of Archaeology 94 (1992) 23-44.
  171. 104d ↑ Anna Maria Bietti Sestieri: The Bronze Age in Sicily. in: Anthony Harding, Harry Fokkens (Hg.): The Oxford Handbook of the European Bronze Age., Oxford University Press 2013, S. 661 (Google Books)
  172. 105 ↑ Rivista di archeologia 11 (1987) S. 14.
  173. 106 ↑ Giovanni Colonna: Prima ricognizione nell'entroterra pyrgense, con particolare riguardo al problema dele tombe di Pian Sultano, in: Studi Etruschi 36 (1963) 149-167.
  174. 107 ↑ Archäologie: Das Pompeji der Bronzezeit, in: GEO, 11. Juni 2002.
  175. 108 ↑ Patrizia Petitti: Palafitte nel Lago di Mezzano, zuerst in: Archeologia viva 52 (1995).
  176. 109 ↑ Der Jahrtausendknall, in: Die Zeit, 10. April 2003. Vgl. C. Albore Livadie: Territorio e insediamenti nell'agro Nolano durante il Bronzo antico (facies di Palma Campania): nota preliminare, in: Actes du colloque L'Eruzione vesuviana delle “Pomici di Avellino” e la facies di Palma Campania (Bronzo antico): Atti del Seminario internazionale di Ravello, 15-17 luglio 1994, Bari: Edipuglia 1999, S. 203-245. Darüber hinaus Sarno-Becken: Rekonstruktion der antiken Kulturlandschaften, Deutsches Archäologisches Institut.
  177. 109d ↑ Otto Haas: Messapische Studien. Inschriften mit Kommentar, Skizze einer Laut- und Formenlehre, C. Winter, 1962, S. 17
  178. 110 ↑ Die inzwischen frühere Datierung stammt aus: Vittorio Giovanni Rizzone, Annamaria Sammito, Simona Sirugo: Il museo civico di Modica „F. L. Belgiorno“. Guida delle collezioni archeologiche, Polimetrica, Mailand 2009, S. 85.
  179. 110k ↑ Lucia Vagnetti: Western Mediterranean, in: Eric H. Cline (Hg.): The Oxford Handbook of the Bronze Age Aegean, Oxford University Press, 2012, S. 890-905, hier: S. 890 (Karte auf S. 891). (Google Books)
  180. 111 ↑ Karl J. Narr: Handbuch der Urgeschichte, Band 2, Bern, München: Francke 1975, S. 540.
  181. 112 ↑ Brian E. McConnell: The Early Bronze Age Village of La Muculufa and Prehistoric Hut Architecture in Sicily, in: American Journal of Archaeology 96,1 (1992) 23-44 und Susan S. Lukesh: The Muculufa Master and Reconsiderations of Castelluccian Sequences, Joukowsky Institute for Archaeology and the Ancient World, Brown University, Providence, Rhode Island.
  182. 113 ↑ Robert Leighton: Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age, Cornell University Press, 1999, S. 217.
  183. 114 ↑ Igor Congiu: Nuraghi. Caratteri insediativi e tecnologie costruttive, Diss. Turin 2004.
  184. 115 ↑ Franck Léandri: Les mégalithes de Corse, Paris: Jean-Paul Gisserot, 2000, S. 6.
  185. 116 ↑ Günther Hölbl: Ägyptisches Kulturgut im phönikischen und punischen Sardinien, 2 Bände, Bd. 1, Leiden: Brill 1986, S. 54.
  186. 117 ↑ Zweifel hieran äußerte etwa Jochen Bleicken: Geschichte der römischen Republik, München: Oldenbourg 2004, S. 100.
  187. 118 ↑ Gary Forsythe: A Critical History of Early Rome. From Prehistory to the First Punic War, University of California Press 2006, S. 21. Vgl. Johnny R. Bengtsson: Luni sul Mignone, Istituto svedese di studi classici a Roma /Svenska Institutet i Rom.
  188. 119 ↑ Friedhelm Prayon: Die Etrusker. Geschichte Religion Kunst, 5. Aufl., München 2010, S. 21f. und S. 33f.
  189. 120 ↑ Roberto Maggi: Aspetti di archeologia del territorio in Liguria: la formazione del paesaggio dal Neolitico all'Età del Bronzo, in: Annali dell'Istituto Alcide Cervi 19 (1997) 143-162.
  190. 121 ↑ Ron Pinhasi, Jay T. Stock (Hg.): Human Bioarchaeology of the Transition to Agriculture, Chichester: John Wiley & Sons 2011, Kapitel 13.4.4: The Agricultural Transition in Liguria.
  191. 122 ↑ „Pollarding“ genannt. Vgl. Ron Pinhasi, Jay T. Stock (Hg.): Human Bioarchaeology of the Transition to Agriculture, Chichester: John Wiley & Sons 2011, Kapitel 13.1.1: Archaeological Background.
  192. 123 ↑ Nadia Campana, Roberto Maggi, Mark Pearce: Miniere preistoriche di rame a Libiola e Monte Loreto, in Angiolo del Lucchese, Roberto Maggi (Hg.): Dal diaspro al bronzo. L'Età del Rame e del Bronzo in Liguria: 26 secoli di storia fra 3600 e 1000 anni avanti Cristo, La Spezia: Luna editore 1998, 138-141.
  193. 124 ↑ Andrea De Pascale: 'Hammerstones from early copper mines': sintesi dei ritrovamenti nell' Europa e mel Mediterraneo orientale e prime considerazioni sui mazzuoli di Monte Loreto (IV millennio BC – Liguria), in: Rivista di Studi Liguri 69 (2003) 5-42.
  194. 125 ↑ Noch 1862 wurden dort 165 Tonnen Kupfererz gefördert (Journal of the Society of Arts, 4. Dezember 1868, Band 17, London 1869, Seite 45).
  195. 126 ↑ Roberto Maggi, Mark Pearce: Mid fourth-millennium copper mining in Liguria, north-west Italy: the earliest known copper mines in Western Europe, in: Antiquity 79 (2005) 66-77.
  196. 127 ↑ Jérôme Magail: Les gravures rupestres du Mont Bégo. Des activités et des rituels dans leurs temps (Alpes Maritimes, commune de Tende), in: Bulletin du Musée d'anthropologie préhistorique de Monaco 46 (2006) 96-107. Vgl. Andrea Arcà: Mount Bego, XIX century research history, in: Tracce, 21. März 2013 (online)
  197. 128 ↑ Memorie della Società astronomica italiana, Band 68, S. 736.
  198. 129 ↑ Einen Überblick zur Forschungsgeschichte bietet Franco Marzatico: 150 years of lake-dwelling research in Northern Italy, in: Francesco Menotti (Hg.): Living on the lake in Prehistoric Europe: 150 years of Lake-Dwelling Research, Routledge 2004, S. 83-97.
  199. 130 ↑ Zweifel hieran äußerte etwa Jochen Bleicken: Geschichte der römischen Republik, München: Oldenbourg 2004, S. 3.
  200. 131 ↑ Otto Herman Frey: Zum Helm von Oppeano, in: Aquileia Nostra 57 (1986) 146-163.
  201. 132 ↑ D. Candelato, A. Guidi, D. Peloso: Nuovi dati sul centro protourbano di Oppeano Veronese, in: A. Aspes (Hg.): Preistoria Veronese. Contributi e aggiornamenti, Verona 2002, S. 168–170 und A. Guidi, D. Peloso: Il centro protourbano di Oppeano Veronese. Papers in Italian Archaeology VI, Bd. II, Oxford 2005, S. 720–728.
  202. 133 ↑ Art. Veneter, in: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 32, S. 133-138, hier: S. 137.
  203. 134 ↑ Gert Jan van Wijngaarden: Use and Appreciation of Mycenaean Pottery in the Levant, Cyprus and Italy (1600-1200 BC), Amsterdam University Press 2002, S. 229ff.
  204. 135 ↑ Zu den spät-bronzezeitlichen Kulturen des italienischen Nordwestens vgl. Francesco Rubat Borel: Il Bronzo finale nell’estremo Nord‐Ovest italiano. Il gruppo Pont‐Valperga, in: RScPreist 56 (2006) 429‐482.
  205. 136 ↑ Hubert Steiner: Die Forschungssituation der Laugen-Melaun-Kultur in Südtirol und Trentino - Forschungsstand, Projekte, neue Wege, in: Michaela Lochner: Die Urnenfelderkultur in Österreich – Standort und Ausblick, Symposion der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 24.–25. April 2003, Wien 2003, 30f.
  206. 137 ↑ Walter Leitner: Eppan – St. Pauls – eine Siedlung der späten Bronzezeit: ein Beitrag zur inneralpinen Laugen/Melaun-Kultur, Innsbruck, Habil., 1987.
  207. 138 ↑ Unter Leitung von Wilhelm Sydow: Abschlussbericht über die Grabung auf dem Breitegg, Gem. Nußdorf- Debant, Osttirol, in: Archaeologia Austriaca 76 (1992) 129-177.
  208. 139 ↑ Wolfgang Neubauer: Flums-Gräpplang. Eine spätbronzezeitliche Siedlung in der Schweiz, Amt für Kulturpflege des Kantons St. Gallen 1994.
  209. 140 ↑ Archäologische und geophysikalische Untersuchungen im Bereich der bronzezeitlichen (Brandopferplatz) und römischen (Heiligtum) Fundstelle „Burgstall“ auf dem Schlern (Südtirol, Italien), Beitrag der Universität Mainz und P. Haupt: Bronzezeitlicher Brandopferplatz und römisches Heiligtum. Neue archäologische Untersuchungen auf dem Schlern, in: Der Schlern 83,8 (2009) 4-21.
  210. 141 ↑ Colin McEvedy, Richard Jones: The Atlas of World Population History, Penguin 1978, S. 106.
  211. 142 ↑ Martin Trachsel: Ur- und Frühgeschichte: Quellen, Methoden, Ziele, UTB, 2008, S. 46.
  212. 143 ↑ Larissa Bonfante: The Barbarians of Ancient Europe: Realities and Interactions, Cambridge University Press 2011, S. 11.
  213. 144 ↑ Ulrich Gotter: Cato's Origines. The historian and his enemies, in: Andrew Feldher (Hg.): The Cambridge companion to the Roman historians, Cambridge University Press 2009, S. 108-122.
  214. 145 ↑ Paul Gleirscher: Die Räter, Rätisches Museum Chur 1991, S. 12–15.
  215. 146 ↑ Peter Gamper: Die latènezeitliche Besiedlung am Ganglegg in Südtirol, Rahden 2006.
  216. 147 ↑ Martin Bentz, Christoph Reusser: Marzabotto. Planstadt der Etrusker, Mainz 2008.
  217. 148 ↑ Dionysios von Halikarnassos I, 30, 3. (engl. Ausgabe, griechische Fassung, Ausgabe von 1586).
  218. 149 ↑ Larissa Bonfante: The Barbarians of Ancient Europe. Realities and Interactions, S. 11.
  219. 150 ↑ Marianne Heidenreich: Christian Gottlob Heyne und die Alte Geschichte, de Gruyter, 2006, S. 511.
  220. 150d ↑ Félix Dürrbach, Georges Cousin: Bas-relief de Lemnos avec inscription, in: Bulletin de Correspondance Hellénique 10 (1886) 1—6. Gefunden wurde die Stele, die 95 * 40 *14 cm misst, im Dorf Kaminia. Um die Abbildung eines Kopfes wurde ein Text verfasst, ein weiterer befindet sich an der Seite neben der ersten. Letzerer besteht aus drei Zeilen. Die beiden Texte bestehen aus rund 200 Zeichen. Die bis zu 5 cm großen Buchstaben sind meist tief eingraviert.
  221. 151 ↑ So etwa John Franklin Hall: Etruscan Italy. Etruscan Influences on the Civilizations of Italy from Antiquity to the Modern Era, Indiana University Press, 1996, S. 367. Dabei unterscheidet er eine frühe Orientalisierungsphase (725-625 v. Chr. ) von einer späten (625-575).
  222. 152 ↑ Reinhart Herzog, Peter Lebrecht Schmidt (Hg.): Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 1, hgg. von Werner Suerbaum, München: Beck 2002, S. 14f.
  223. 153 ↑ Luisa Franchi dell'Orto (Hg.): Die Picener. Ein Volk Europas. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. 1999, Rom 1999.
  224. 154 ↑ Gianluca Tagliamonte: I Sanniti: Caudini, Irpini, Pentri, Carricini, Frentani, Mailand 1996.
  225. 155 ↑ Lukas Grossmann: Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327 bis 290 v. Chr, Düsseldorf: Wellem 2009, S. 16.
  226. 156 ↑ Hermann Bengtson: Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis in die Römische Kaiserzeit, Sonderausgabe der 5. Auflage, München 1979, S. 70f.
  227. 157 ↑ Michael Kleu: Von der Intervention zur Herrschaft. Zur Intention karthagischer Eingriffe auf Sizilien bis zum Frieden von 405, in: David Engels, Lioba Geis, Michael Kleu (Hg.): Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Herrschaft auf Sizilien von der Antike bis zum Spätmittelalter. Stuttgart: Franz Steiner, 2010, S. 13–36. Zur Grabungskampagne in der 45 ha umfassenden Grabungsstätte unter Federführung der römischen La Sapienza vgl. Missione Archeologica a Mozia.
  228. 158 ↑ Ferruccio Barreca: La civiltà fenicio-punica in Sardedegna, Sassari 1986.
  229. 159 ↑ Wolfgang Orth: Autochthonie und „Ostkolonisation“. Zum politischen Konzept des Isokrates, in: S. 90-97, hier: S. 90f.
  230. 160 ↑ Giuseppe A. Possedoni (Hg.): Ciriaco d'Ancona e il suo tempo, Ancona: Canonici 2002.
  231. 161 ↑ Eduard Gerhardt: Grundzüge der Archaeologie, 1833.
  232. 162 ↑ So beschreibt es Alessandro Guidi.
  233. 163 ↑ Hans-Jürgen Hübner: Archäologie, Geschichte Kanadas.
  234. 164 ↑ Der Jahrtausendknall, in: Die Zeit, 10. April 2003. Vgl. C. Albore Livadie: Territorio e insediamenti nell'agro Nolano durante il Bronzo antico (facies di Palma Campania): nota preliminare, in: Actes du colloque L'Eruzione vesuviana delle “Pomici di Avellino” e la facies di Palma Campania (Bronzo antico): Atti del Seminario internazionale di Ravello, 15-17 luglio 1994, Edipuglia, Bari 1999, S. 203–245.
  235. 165 ↑ Harald Haarmann: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010. Ihm folgt die weitere Darstellung.
  236. 166 ↑ Brian E. McConnell: The Early Bronze Age Village of La Maculufa and Prehistoric Hut Architecture in Sicily, in: American Journal of Archaeology 94 (1992), S. 23–44.
  237. 167 ↑ Thomas Urban Studien zur mittleren Bronzezeit in Norditalien, 1993. Allgemein zu den Venetern: Art. Veneter, in: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 32, S. 133–138, ab S. 136 zu den oberitalienischen Venetern.
  238. 168 ↑ Grundlegend: Luisa Franchi dell'Orto (Hg.): Die Picener. Ein Volk Europas. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. 1999, Rom 1999.
  239. 169 ↑ Grundlegend: Gianluca Tagliamonte: I Sanniti: Caudini, Irpini, Pentri, Carricini, Frentani, Longanesi, Mailand 1996.
  240. 169a ↑ Simona Marchesini: The Elymian language. In: Olga Tribulato (Hg.): Language and Linguistic Contact in Ancient Sicily. Cambridge University Press, 2012, S. 95-114, hier: S. 96 (Elymisch als indoeuropäische Sprache) und Paolo Poccetti: Language relations in Sicily, daselbst S. 49-94, hier: S. 55 (Google Books).
  241. 169c ↑ Giacomo Cavillier: Gli Shardana nell'Egitto Ramesside, Archaeopress 2005.
  242. 170 ↑ Dazu Barbara Scardigli: I Trattati Romano-Cartaginesi. Introduzione, edizione critica, traduzione, commento e indici, Scuola Normale Superiore, Pisa 1991.
  243. 171 ↑ Famed Roman statue 'not ancient', BBC, 20. Juli 2008.
  244. 172 ↑ Grundlegend zur Geschichte Roms in der Antike: Frank Kolb: Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike, Beck, München 2002.
  245. 173 ↑ Lukas Grossmann: Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327 bis 290 v. Chr,, Wellem, Düsseldorf 2009, S. 115.
  246. 174 ↑ Dietmar Kienast: Augustus, Prinzeps und Monarch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 480.
  247. 175 ↑ Paul Petit: Pax Romana, University of California Press, Berkeley 1976, S. 50.
  248. 176 ↑ Paul Petit: Pax Romana, University of California Press, Berkeley 1976, S. 56.
  249. 177 ↑ Diesen Anteil reduzierte Mark Aurel auf ein Viertel (Sabine Panzram: Stadtbild und Elite, Steiner, Stuttgart 2002, S. 67). Bei Plinius (Epistulae 6,19,4) heißt es: „Occurrit; nam sumptus candidatorum, foedos illos et infames, ambitus lege restrinxit; eosdem patrimonii tertiam partem conferre iussit in ea quae solo continerentur, deforme arbitratus — et erat — honorem petituros urbem Italiamque non pro patria sed pro hospitio aut stabulo quasi peregrinantes habere.“
  250. 178 ↑ Gunnar Seelentag: Der Kaiser als Fürsorger. Die italische Alimentarinstitution, in: Historia 57 (2008) 208–241.
  251. 179 ↑ Paul Petit: Pax Romana, University of California Press, Berkeley 1976, S. 83.
  252. 180 ↑ Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans, Habelt, Bonn 1984, S. 221, gibt (wie die meisten Historiker) 5 Millionen Pfund an. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit: Von Augustus bis zu Konstantin, 6. Auflage. Beck, München 2009, S. 300 bezweifelt diese Zahlen, die von Johannes Lydos stammen, der sich wiederum auf den Leibarzt Trajans, auf T. Statilius Kriton beruft.
  253. 181 ↑ Hans Kloft: Die Wirtschaft des Imperium Romanum, von Zabern, Mainz 2006, S. 116.
  254. 182 ↑ Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 25, S. 173.
  255. 183 ↑ Günter Stangl: Antike Populationen in Zahlen. Überprüfungsmöglichkeiten von demographischen Zahlenangaben in antiken Texten, Peter Lang, Frankfurt am Main, 2008, S. 86.(Google Books)
  256. 184 ↑ Michael E. Jones: The End of Roman Britain, Cornell University 1998, S. 262.
  257. 185 ↑ Marc Bloch: Les invasions, in: Annales, VIII, 1945, S. 18.
  258. 186 ↑ Karl Julius Beloch: Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt, Duncker & Humblot, Leipzig 1886. Seine Schätzungen lagen zunächst niedriger, für Italien bei 6 Millionen, doch erhöhte er später einige Ergebnisse.
  259. 187 ↑ Josiah Cox Russell: Late Ancient and Medieval Population, American Philos. Society, Philadelphia 1958, S. 93f.
  260. 188 ↑ Reinhard Blänkner, Bernhard Jussen: Institutionen und Ereignis. Über historische Praktiken und Vorstellungen gesellschaftlichen Ordnens, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 143. Zum Aufstieg der italienischen Bischöfe vgl. Claire Sotinel: Les évêques italiens dans la société de l'antiquité tardive: L'émergence d'une nouvelle élite, in: Rita Lizzi Testa (Hg.): Le trasformazioni delle élites in età tardoantica, Atti del convegno internazionale, Perugia, 15.-16. März 2004, L'erma di Bretschneider, Rom 2006, S. 377-404 (Google Books).
  261. 189 ↑ Attilio Milano: Il ghetto di Roma. Illustrazione storiche, Einaudi, Turin 1987, S. 15–18.
  262. 190 ↑ Michael Borgolte, Juliane Schiel, Annette Seitz, Bernd Schneidmüller (Hg.): Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft, Akademie, Berlin 2008, S. 446f.
  263. 191 ↑ Orosius: Historiarum adversum paganos VII, 37, 9.
  264. 191c ↑ Vgl. zum spätantiken Senat den Überblick bei Stefan Rebenich: melior pars humani generis. Aristokratie(n) in der Spätantike, in: Hans Beck, Peter Scholz, Uwe Walter (Hg.): Die Macht der Wenigen - Aristokratische Herrschaftspraxis, Kommunikation und „edler“ Lebensstil in Antike und Früher Neuzeit, Oldenbourg, München 2008, S. 153–175..
  265. 191e ↑ Zur Veränderung der Senatsaristokratie vgl. die Studie Michele R. Salzman: The Making of a Christian Aristocracy. Social and religious change in the Western Roman Empire, Harvard University Press 2009 (Google Books)
  266. 192 ↑ Vgl. Kristina Sessa: The Formation of Papal Authority in Late Antique Italy. Roman Bishops and the Domestic Sphere, Cambridge University Press 2011.
  267. 192f ↑ Uta Heil: Avitus von Vienne und die homöische Kirche der Burgunder, Walter de Gruyter, 2011, S. 18.
  268. 192k ↑ Zitiert nach Hans-Ulrich Wiemer: Theoderich und seine Goten. Aufstieg und Niedergang einer Gewaltgemeinschaft, in: Winfried Speitkamp (Hg.): Gewaltgemeinschaften. Von der Spätantike bis ins 20. Jahrhundert, V&R unipress, 2013, S. 15-38, hier: S. 16.
  269. 193 ↑ Dieser Fragestellung geht Marco Aimone: Romani e Ostrogoti fra integrazione e separazione. Il contributo dell’archeologia a un dibattito storiografico, in: Reti Medievali Rivista, 13, 1 (2012) 1-66 erstmals auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen nach.
  270. 193c ↑ Dass die Haltung der italienischen Bevölkerung durchaus zwiespältig war zeigte zletzt Maria Kouroumali: The Justinianic Reconquest of Italy: Imperial Campaigns and Local Responses, in: Alexander Sarantis, Neil Christie: (Hg.): War and Warfare in Late Antiquity. Current Perspectives, Brill, 2013, S. 969-999. (accademia.edu)
  271. 194 ↑ Gregor forderte die Zwangsbekehrung der Heiden in Epist. 9, 204. Der Ostteil der Insel blieb noch länger orthodox.
  272. 195 ↑ Auguste Boullier: L’Île de Sardaigne. Description, histoire, statistique, mœurs, état social, E. Dentu, Paris, 1865, S. 78.
  273. 195 ↑ Lászlo Pósán: The Lombards' Move into Italy, in: Acta Classica Univ. Scient. Debrecen 51 (2015) 135-144 (accademia edu)
  274. 196 ↑ Philip Grierson, Melinda Mays (Hg.): Catalogue of Late Roman Coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collection. From Arcadius and Honorius to the Accession of Anastasius, Dumbarton Oaks, 1992, S. 35.
  275. 196q ↑ Vgl. Sigurd Abel, Bernhard Simson: Jahrbücher des Fränkischen Reiches unter Karl dem Großen, Band 1, 2. Auflage, Berlin 1888, S. 141-195 (mit den einschlägigen Quellenbelegen) (online, PDF).
  276. 197 ↑ Dies zeigt ein Placitum von 845 aus Trient (Joseph von Hormayr: Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter, Bd. 1, Wien 1803, Nr. 2, 26. Februar 845), in dem zwischen „Longobardi“ und „Teutisci“ (solchen, die eine germanische Sprache sprechen) unterschieden wird.
  277. 198 ↑ J. F. Böhmer: Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751-918 (926), Bd. 3. Die Regesten des Regnum Italiae und der burgundischen Regna. Teil 1. Die Karolinger im Regnum Italiae 840-887 (888), Köln 1991 (RI I, 3 n. 99, Oktober 852).
  278. 199 ↑ Cristina La Rocca: Italy in the Early Middle Ages, 476-1000, Oxford University Press 2002, Abschnitt Justice: principles, personnel, and places.
  279. 200 ↑ Liutprand von Cremona warf dem Karolinger Arnulf von Kärnten vor, er habe, selbst von 894 bis 899 König von Italien, die Ungarn gegen seine Feinde herbeigerufen (Antapodosis I,13, ed. Joseph Becker, Hannover 1915).
  280. 201 ↑ Dazu: François Menant: Lombardia feudale. Studi sull'aristocrazia padana nei secoli X-XIII, Vita e Pensiero, Mailand 1992.
  281. 201m ↑ Dazu: Enzo D'Agostino: Da Locri a Gerace. Storia di una diocesi della Calabria bizantina dalle origini al 1480, Rubbettino Editore, 2004. (Google Books)
  282. 202 ↑ Frans Theuws: Rituals of Power: From Late Antiquity to the Early Middle Ages, Brill, Leiden 2000, S. 22 bzw. Paulus Diaconus: Origo gentis Langobardorum, c. 3. Vgl. Moshe Gil: Jews in Islamic Countries in the Middle Ages, Brill, Leiden 2004, S. 535-537.
  283. 203 ↑ Grundlegend: Stefano Del Lungo: Bahr ʻas Shâm. La presenza musulmana nel Tirreno centrale e settentrionale nell'alto medioevo, Archaeopress, Oxford 2000.
  284. 204 ↑ Ekkehard Eickhoff: Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland. Das Mittelmeer unter byzantinischer und arabischer Hegemonie (650–1040), de Gruyter, Berlin 1966, S. 189.
  285. 205 ↑ Josiah Cox Russell: Late Ancient and Medieval Population, American Philosophical Society, Philadelphia 1958, S. 93f.
  286. 206 ↑ Italien, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. V, Sp. 732.
  287. 207 ↑ Maureen Fennell Mazzaoui: The Italian Cotton Industry in the Later Middle Ages, 1100–1600 Cambridge University Press, Cambridge 1981.
  288. 208 ↑ Zu den italienischen Kaufleuten in Europa vgl. Arnold Esch: Viele Loyalitäten, eine Identität. Italienische Kaufmannskolonien im spätmittelalterlichen Europa, in: Historische Zeitschrift 254 (1992), S. 581–608.
  289. 209 ↑ Erstmals bei Raymond de Roover: The Commercial Revolution of the Thirteenth Century, Diskussionsbeitrag zu N. S. B. Grass: Capitalism - Concept and History, in: Business History Review 16 (1942), S. 34–39, Nachdruck 1962.
  290. 210 ↑ Die Debatte hierüber fand in den 1970er bis 90er Jahren statt und teilte Historiker wie Archäologen in solche, die eher einen katastrophischen Umbruch sahen (die catastrofisti), wie Andrea Carandini, Richard Hodges, David Whitehouse oder Gian Pietro Brogiolo, und die Verfechter einer Kontinuität (die continuisti), wie Bryan Ward-Perkins, Chris Wickham, Cristina La Rocca.
  291. 211 ↑ Vgl. Frederic C. Lane: Family Partnerships and Joint Ventures in the Venetian Republic, in: Journal of Economic History 4 (1944), S. 178–196.
  292. 212 ↑ Gino Luzzatto: Storia economica di Venezia dall'XI al XVI secolo, Venedig 1961, Nachdruck 1995, S. 121.
  293. 213 ↑ Grundlegend zur Zweiteilung Italiens ist immer noch David Abulafia: The Two Italies. Economic Relations between the Norman Kingdom of Sicily and the Northern Communes, Cambridge University Press, Cambridge 1977.
  294. 214 ↑ Grundlegend: Hagen Keller: Pataria und Stadtverfassung, in: Josefl Fleckenstein (Hg.): Investiturstreit und Reichsverfassung, Thorbecke, Sigmaringen 1973, S. 321–350.
  295. 215 ↑ Piero Majocchi: Pavia città regia. Storia e memoria di una capitale altomedievale, Viella, 2008, S. 91f.
  296. 216 ↑ Zu kirchlichen Reformbestrebungen und der Veränderung der Gesellschaft vgl. John Howe: Church Reform and Social Change in Eleventh-Century Italy, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1997.
  297. 217 ↑ Für das Bistum Verona untersuchte dies Maureen Catherine Miller: The Formation of a Medieval Church. Ecclesiastical Change in Verona, 950-1150, Cornell University Press, Ithaca, 1993.
  298. 218 ↑ Zur Geschichte der Spiritualität in Italien vgl. Pietro Zovatto (Hg.): Storia della spiritualità italiana, Città Nuova, Rom 2002.
  299. 219 ↑ Zur Rezeption vgl. Romedio Schmitz-Esser: Arnold von Brescia im Spiegel von acht Jahrhunderten Rezeption. Ein Beispiel für Europas Umgang mit der mittelalterlichen Geschichte vom Humanismus bis heute, LIT Verlag Münster, 2007.
  300. 219f ↑ Papst bittet Waldenser um Verzeihung, in: domradio.de, 22. März 2015.
  301. 219m ↑ Donald Weinstein: Savonarola. The Rise und Fall of a Renaissance Prophet, Yale University Press 2011. (Google Books)
  302. 219c ↑ Gabriele Zanella: Itinerari ereticali: Patari e catari tra Rimini e Verona (online).
  303. 220 ↑ Dies und das Folgende nach Wolfgang Behringer: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, Beck, München 2002, S. 44f.
  304. 221 ↑ Massimo Prevideprato: Tu hai renegà la fede - Stregheria ed inquisizione in Valcamonica e nelle Prealpi lombarde dal XV al XVIII secolo, Vannini, Brescia 1992.
  305. 222 ↑ Wolfgang Behringer: Witches and Witch-Hunts. A Global History, Polity Press, Cambridge 2004, S. 167.
  306. 223 ↑ Wolfgang Behringer: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, Beck, München 2002, S. 61.
  307. 224 ↑ Diese Einreihung als frühester Kreuzzug bietet Paul E. Chevedden: “A Crusade from the First”: The Norman Conquest of Islamic Sicily, 1060–1091, in: Al-Masaq: Islam and the Medieval Mediterranean 22 (2010), S. 191–225.
  308. 224q ↑ Romedio Schmitz-Esser: Italienzug Konradins, 1267/68, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2012.
  309. 225 ↑ Ferdinand Opll: Ytalica Expeditio. Die Italienzüge und die Bedeutung Oberitaliens für das Reich zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (1152–1190), in: Hubert Houben (Hg.): Deutschland und Italien zur Stauferzeit, Göppingen 2002, S. 93–135.
  310. 226 ↑ Zur Italienpolitik der römisch-deutschen Könige im 14. Jahrhundert siehe zusammenfassend Roland Pauler: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, WBG, Darmstadt 1997.
  311. 227 ↑ Hubert Houben (Hg.): La conquista turca di Otranto (1480) tra storia e mito. Atti del convegno internazionale di studio, Otranto-Muro Leccese, 28-31 marzo 2007, 2 Bde, Congedo, Galatina 2008, passim.
  312. 228 ↑ La storia della Comunità Ebraica di Roma, Website der Gemeinde in Rom.
  313. 229 ↑ Gian Maria Varanini, Reinhold C. Mueller: Ebrei nella terraferma veneta del Quattrocento. Atti del convegno di studi, Verona, 14 novembre 2003, Florenz 2005, passim.
  314. 230 ↑ Italy, Jewish Virtual Library.
  315. 231 ↑ Rafael Arnold: Spracharkaden. Die Sprache der sephardischen Juden in Italien im 16. und 17. Jahrhundert, Universitätsverlag Winter, 2006, passim.
  316. 232 ↑ Roberto Bonfil: Gli Ebrei in Italia nell'epoca del Rinascimento, Sansoni, 1991, S. 64. Weitere Ghettos entstanden in: Florenz 1571, Siena 1571, Mirandola 1602, Verona 1602, Padua 1603, Mantua 1612, Rovigo 1613, Ferrara 1624, Urbino, Pesaro, Senigallia 1634, Modena 1638, Este 1666, Reggio Emilia 1670, Conegliano 1675, Turin 1679, Casale Monferrato 1724, Vercelli 1725, Acqui 1751, Moncalvo 1732, Finale Emilia 1736, Correggio 1779.
  317. 233 ↑ Hans Conrad Peyer: Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, Diss. Wien 1950, S. 54.
  318. 234 ↑ Dies und das Folgende nach Michael North: Kleine Geschichte des Geldes, Beck, München 2009, S. 24–26.
  319. 235 ↑ Dies und das Folgende nach: Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Peter Lang, Frankfurt/M. u.a. 1998, S. 126–132.
  320. 236 ↑ Alan M. Stahl: The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage, American Numismatic Soc., New York 1985, S. 45.
  321. 237 ↑ Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien, bearb. v. Walter Goetz. 12. Auflage. Kröner, Stuttgart 2009.
  322. 238 ↑ Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, Beck, München 1999, S. 24 (ital. Bari: Laterza 1998).
  323. 239 ↑ Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 21.
  324. 240 ↑ Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 7–11 (ital. 1992) konnte dies anhand von Inquisitionsakten nachweisen.
  325. 241 ↑ Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 33f.
  326. 242 ↑ Massimo Firpo: Riforma protestante ed eresie nell’Italia del Cinquecento. Un profilo storico, Laterza, Bari 2008, passim.
  327. 243 ↑ Massimo Livi Bacci: Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, Beck, München 1999, S. 105f.
  328. 244 ↑ Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, Beck, München 1999, S. 190f. (ital. Bari: Laterza 1998).
  329. 245 ↑ Ilaria Porciani: Stato e nazione: l'immagine debole dell' Italia, in: Simonetta Soldani, Gabriele Turi (Hg.): Fare gli italiani, Bologna 1993, Bd. I, S. 385–428.
  330. 246 ↑ Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, Beck, München 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
  331. 247 ↑ Dazu Elena Maria Garcia Guerra, Giuseppe De Luca: Il Mercato del Credito in Età Moderna. Reti e operatori finanziari nello spazio europeo, Mailand 2010.
  332. 248 ↑ Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute, Beck, München 2009, S. 95f.
  333. 249 ↑ Thomas Babington Macaulay, zitiert nach Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute, Beck, München 2009, S. 110.
  334. 250 ↑ Stephen Quinn, William Roberds: An Economic Explanation of the Early Bank of Amsterdam, Debasement, Bills of Exchange, and the Emergence of the First Central Bank, Federal Reserve Bank of Atlanta, September 2006, S. 41–44.
  335. 251 ↑ Pietro Custodi (Hg.): Breve trattato delle cause che possono far abbondare li regni d'oro e d'argento dove non sono miniere, Mailand 1803.
  336. 252 ↑ Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute, Beck, München 2009, S. 124f.
  337. 253 ↑ Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute, Beck, München 2009, S. 227.
  338. 254 ↑ Nach: Jörg Fisch: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker oder die Domestizierung einer Illusion, Beck, München 2010, S. 125, „Tabelle 3: Die Plebiszite im Zusammenhang mit der italienischen Einigung, 1860–1870“.
  339. 255 ↑ Michele Sarfatti: Gli ebrei nell'Italia fascista. Vicende, identità, persecuzione, Einaudi, Turin 2000, S. 9.
  340. 256 ↑ Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich, Mohr Siebeck, 2003, S. 169f.
  341. 257 ↑ Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich, Mohr Siebeck, 2003, S. 179.
  342. 258 ↑ Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich, Mohr Siebeck, 2003, S. 184f.
  343. 259 ↑ Lutz Klinkhammer: Staatliche Repression als politisches Instrument. Deutschland und Italien zwischen Monarchie, Diktatur und Republik, in: Christof Dipper (Hg.): Deutschland und Italien 1860–1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich, Oldenbourg, München 2005, S. 133–157, hier: S. 139.
  344. 260 ↑ Waltraud Weidenbusch: Das Italienische in der Lombardei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schriftliche und mündliche Varietäten im Alltag, Gunter Narr Verlag, Tübingen 2002, S. 67f. liefert diese Zahlen, wenn sie auch für die Lombardei eine höhere Alphabetisierungsrate sieht. (Google Books)
  345. 260b ↑ Giuliano Procacci: Geschichte Italiens und der Italiener, C.H.Beck, 1989, S. 291ff. (ital. Ausg. v. 1970) (Google Books)
  346. 261 ↑ Ute Klammer: Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse, Berlin 1997, S. 90.
  347. 262 ↑ Raffaele Colapietra: Bava Beccaris, Fiorenzo In: Dizionario Biografico degli Italiani - Treccani, Bd. 7 (1970).
  348. 263 ↑ Ute Klammer: Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 87f.
  349. 264 ↑ Georg Wannagat: Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts, Bd. 1, Mohr, Tübingen 1965, S. 83.
  350. 265 ↑ Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, München: Beck 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
  351. 266 ↑ HOME emigrati.it
  352. 267 ↑ Einen guten Überblick über die Entstehung der italienischen Bahnen bietet Italo Briano: Storia delle ferrovie in Italia, 3 Bde, Mailand: Cavallotti, 1977; die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe beleuchtet stärker Stefano Maggi: Politica ed economia dei trasporti nell'età contemporanea (secoli XIX–XX). Una storia della modernizzazione italiana, Il Mulino, Bologna 2001.
  353. 268 ↑ Dies ist das Ergebnis von Carlo Ciccarelli, Stefano Fenoaltea: The Rail-Guided Vehicles Industry in Italy, 1861–1913: The Burden of the Evidence, in: Christopher Hanes, Susan Wolcott (Hg.): Research in Economic History, Bd. 28, Emerald Group Publishing 2012, S. 43–115.
  354. 269 ↑ Stephen Harvey: The Italian War Effert and the Strategic Bombing of Italy, in: History 70 (1985) 32–45.
  355. 270 ↑ Andrea Moschetti: I danni ai monumenti e alle opere d'arte delle Venezie nella guerra mondiale MCMXV–MCMXVIII, C. Ferrari, Venedig 1932, S. 65.
  356. 271 ↑ Pietro Pastorelli: L'Albania nella politica estera italiana, 1914–1920, Jovene, Neapel 1970.
  357. 272 ↑ Antonella Astorri, Patrizia Salvadori: Storia illustrata della prima guerra mondiale, Bd. 1, Florenz 1999, S. 160.
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  362. 276 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 162, Anm. 40.
  363. 277 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 105.
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  365. 279 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 207.
  366. 280 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 157. Nur 10.000 der 60.000 gefangenen Italiener kehrten aus sowjetischen Gefangenenlagern zurück.
  367. 281 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 106f.
  368. 282 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 154. Demnach werden auch 87.303 angegeben.
  369. 283 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 184f.
  370. 283c ↑ Silvano Longhi: Die Juden und der Widerstand gegen den Faschismus in Italien (1943-1945), Lit, Münster, Berlin 2010, S. 30 Anm. 6.
  371. 284 ↑ Brunello Mantelli: Rassismus als wissenschaftliche Welterklärung, in: Christof Dipper (Hg.): Deutschland und Italien 1860–1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich, Oldenbourg, München 2005, S. 207–226.
  372. 285 ↑ Martin Baumeister: Ebrei fortunati? Juden in Italien zwischen Risorgimento und Faschismus, in: Petra Terhoeven (Hg.): Italien, Blicke. Neue Perspektiven der italienischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 43–60, hier: S. 46.
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  374. 285r ↑ Giovanna Boursier: Gypsies in Italy during the Fascist dictatorship and the Second World War, in: Karola Fings (Hg.): In the shadow of the swastika. Gypsies in Italy during the Fascist dictatorship and the Second World War, University of Hertfordshire Press, 1999, S. 13-36 (Google Books).
  375. 286 ↑ Monica Fioravanzo: Mussolini e Hitler. La Repubblica sociale sotto il Terzo Reich, Donzelli 2009, S. 80.
  376. 287 ↑ Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 185.
  377. 288 ↑ Sie erhielten 5000 Lire pro zur Deportation ausgeliefertem Mann, 2000 pro Frau und 1000 pro Kind (Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943-1945, Lexington, Lanham 2001, S. 69).
  378. 289 ↑ Carlo Moos: Ausgrenzung, Internierung, Deportationen, Antisemitismus und Gewalt im späten italienischen Faschismus (1938–1945), Chronos Verlag, Zürich 2004.
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