Albaniens Geschichte reicht beim derzeitigen Stand der Forschung wenig mehr als 200.000 Jahre zurück, also in die Zeit der Neandertaler. Diese Neandertaler wurden von unseren unmittelbaren Vorfahren, den anatomisch modernen Menschen, vor mehr als 40.000 Jahren abgelöst. Allerdings wurden die Küstenregionen in den Warmzeiten durch das Abschmelzen der Eismassen überschwemmt, da der Meeresspiegel über 100 m anstieg. Damit aber dürfte ein großer Teil der Spuren verlorengegangen sein.
Die ersten bäuerlichen Kulturen breiteten sich, aus dem Nahen Osten kommend, ab etwa 6500 v. Chr. auch an der östlichen Adriaküste aus. Das frühe Neolithikum verbindet sich mit der Vlaška-Kultur, die etwa von 5500 bis in das frühe 5. Jahrtausend v. Chr. reicht, und vor allem der Cakran-Kultur, die weiträumige Kontakte bis nach Bosnien im Norden und Thessalien im Süden aufwies. In der nachfolgenden Maliq-Kultur war Zweikorn das wichtigste Getreide; zugleich erreichte der Meeresspiegel seinen höchsten Stand. Typisch sind kreuzförmige Tonfigurinen, deren Kopf in einem Loch befestigt wurde, das zwischen den Schultern angebracht wurde. Auch tauchten rollsiegelartige Tonobjekte auf.
Die Kupferverarbeitung kam vermutlich aus Serbien, die früheste Verarbeitung lässt sich für Maliq IIa belegen, für Maliq IIb um 3850-3600 v. Chr. Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine waren die typischen Haustiere in den Dörfern, deren Häuser reetgedeckt waren. Um 3000 v. Chr. entstanden erste Grabhügel. Um 1700 bis 1500 v. Chr. tauchten Einflüsse aus Kreta auf, wie etwa ein typisches Schwert, jedoch bestanden offenbar keine Handelskontakte nach Italien. Einige Wallburgen entstanden in der späten Bronzezeit (1500-1100 v. Chr.) auf Hügeln, vor allem aber in der Eisenzeit, die in Albanien mit den Illyrern in Beziehung gesetzt wird. Die vermutete Zuwanderung durch „Proto-Illyrer“, also Indoeuropäer, unterbrach keineswegs die Handelsbeziehungen nach Süden. Zugleich nahmen die Kontakte mit Italien nun deutlich zu. Je nach regionalen Gegebenheiten lebten die Menschen mehr von der Viehzucht, die um 1000 v. Chr. noch dominierte, oder von der Bodenbearbeitung. Die Verbreitung des Eisens vollzog sich im Kernraum der Illyrer, wo stark befestigte Siedlungen entstanden, im Zeitraum vom 11. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr.
Zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. konzentrierten sich griechische Kolonien auf der italienischen Seite der Adria, kaum auf der albanischen. Dennoch entstanden solcherlei Kolonien im illyrischen Siedlungsgebiet unter anderem in Epidamnos, Apollonia und Lissos. Zugleich entstanden seit dem 5. Jahrhundert weiträumige Fürstentümer, die vielfach mit Makedonien und Epiros im Krieg standen. König Bardylis († 358 v. Chr.) verlangte von beiden Tribute, bis er gegen Philipp II., den Vater Alexanders des Großen, im Kampf unterlag. Während der Süden Albaniens starkem griechischem Einfluss ausgesetzt war, wurden im Norden die Liburner bis um 250 v. Chr. zur vorherrschenden Macht, die jedoch gegen Syrakus unterlagen, später waren es die Labeaten. Unter Königin Teuta entstand um die Bucht von Kotor das Zentrum eines bedeutenden Illyrerreichs. Die illyrischen Stämme blieben vom Reich Alexanders und den Reichen seiner Nachfolger unabhängig, und wurden erst durch Rom unterworfen.
Die Römer klagten über Piraterie, es kam ab 229 v. Chr. zu Kriegen. Unter Königin Teuta kam es zu Angriffen bis in den Süden Griechenlands, Demetrios, einer ihrer Heeführer, suchte auf eigene Faust das Bündnis mit Makedonien und Karthago gegen Rom. Der letzte illyrische König war Genthios (180-168 v. Chr.); er residierte in Scodra und war mit Rom gegen Makedonien verbündet. Als er die Seite wechselte, wurde er von einer römischen Armee besiegt. Die Illyrer insgesamt wurden erst unter Tiberius unterworfen. Es entstand die Provinz Epirus, von der unter Diokletian (284-305) der Norden Albaniens als Provinz Epirus nova abgetrennt wurde. Als das Römerreich, das seit 380 das Christentum zur Staatsreligion erhoben hatte, 395 endgültig in West- und Ostrom aufgeteilt wurde, verlief die Grenze nahe der Bucht von Kotor zwischen den Provinzen Praevalitana und Dalmatia. 476 endete formal das weströmische Kaisertum, spätestens jedoch, nachdem 480 Julius Nepos in Dalmatien ermordet worden war. Unter Kaiser Justinian I. (527-565) wurde neben dem Vandalenreich auch das Ostgotenreich in Italien und Teile Südspaniens zurückerobert, ebenso wie Albanien.
Awaren griffen ab 570 die Gebiete auf dem Balkan an und slawische Gruppen fielen im frühen 7. Jahrhundert bis nach Griechenland ein. Die Städte des Hinterlandes wurden aufgegeben, nur an den Küsten konnten sich oströmisch-byzantinische Städte halten. Mit der Expansion des Islams drangen muslimische Flotten in die Adriak ein, plünderten 875 bis vor Venedig. 869 erlangte Byzanz zwar die Oberherrschaft über das Thema Dalmatia., doch 861 besetzten die Bulgaren Ohrid. 914 war Dyrrhachion im Norden Albaniens die einzige byzantinische Stadt, fiel jedoch 998 bis 1005 an die neue Großmacht. 1018 und 1019 gelang es Kaiser Basieleios I. das Bulgarenreich zu zerschlagen. 1041 konnte Byzanz die Herrschaft zurückgewinnen, doch 1077 erhob sich Konstantin Bryennios in Dyrrhachium gegen Byzanz, 1081 begannen die Normannen Süditaliens, Albanien zu erobern. Während des 7. Jahrhunderts entstand vermutlich die Vorgängersprache des heutigen Albanischen, greifbar wird es jedoch erst im 11. Jahrhundert in byzantinischen Quellen. Im 12. Jahrhundert tauchte die Bezeichnung einer der albanischen Regionen als Arbanon auf, und damit auch in Latein auf, im 14. Jahrhundert spricht man von Albania.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gelang es Byzanz ein letztes Mal, den Balkan zu unterwerfen, doch machte sich Serbien 1180 wieder unabhängig. Die Normannen versuchten ab 1181 erneut Byzanz zu erobern, besetzten im Juni 1185 Dyrrhachion und marschierten Richtung Thessaloniki. Bulgarien machte sich wieder unabhängig und dehnte 1198 seinen Machtbereich bis an den Ohridsee aus. Um 1190 entstand das erste albanische Fürstentum, das Fürstentum von Arbër (oder Arbëria). Es wurde mit Kruja als Hauptstadt gegründet und bestand bis 1255. 1208 bis 1209 wurde es kurzzeitig katholisch. Auslöser war das schnelle Vordringen der Venezianer, die ab 1204 Anspruch auf drei Achtel des Byzantinischen Reiches erhoben, dessen Hauptstadt in diesem Jahr von Kreuzfahrern erobert worden war. 1205 bis 1214 war Dyrrhachion venezianisch, ebenso wie Ragusa und andere Stützpunkte entlang der adriatischen Küste bis hinunter zum Peloponnes und nach Kreta. Der Despotat Epirus expandierte unter Führung eines Prinzen der gestürzten byzantinischen Herrscherfamilie nordwärts und besetzte Albanien, scheiterte jedoch 1230 an den Bulgaren beim Vormarsch auf Konstantinopel. Während die Bulgaren nun ihrerseits bis zur Adria vordrangen, gelang es nach und nach einer anderen kaiserlichen Familie, den Palaiologen von Nikaia, 1246 Ostthrakien, dann Thessaloniki, schließlich 1256 Dyrrhachion zu erobern. Nikaia nahm Kontakt mit albanischen Gruppen auf, doch sie bevorzugten das Bündnis mit Epirus. Epirus gelang es, ein weiträumiges Bündnis mit den römisch-deutschen Königen, den Staufern, sowie mit zahlreichen lokalen Kreuzfahrerstaaten in Griechenland und Albanien zu schmieden. 1259 schlug Nikaia die Verbündeten bei Pelagonia, zwei Jahre später gelang die Rückgewinnung Konstantinopels im Handstreich. 1266 und 1268 unterlagen die Staufer in Süditalien gegen einen neuen Prätendenten, nämlich Karl von Anjou, der Albanien ähnlich wie die Normannen als Brückenkopf nach Konstantinopel betrachtete. Doch auch er unterlag 1281 beim südalbanischen Berat gegen die byzantinische Armee. 1272 hatte er die Hafenstadt Dyrrhachium besetzt und ein Regnum Albaniae gegründet, das während seiner größten Ausdehnung den Hauptteil Albaniens sowie Korfu umfasste. Er bezeichnete sich als „König Albaniens“.
Dieses (erste) Königreich Albanien bestand bis 1368, auch wenn Karl 1282 durch einen Volksaufstand auf Sizilien stark geschwächt wurde. Doch schrumpfte es durch den Druck des Despotats Epirus auf eine kleine Region um Durrës zusammen, bis es 1368 vom albanischen Fürsten Karl Thopia endgültig erobert wurde. In Epirus gelangten die Orsini auf den Thron, die 1318 die byzantinische Oberherrschaft anerkannten. Nun verbündeten sich die Nachfolger Karls von Anjou mit einigen albanischen Stammesführern und zwangen Epirus, wieder ihr Vasall zu werden. Die Albaner von Kolonja, Devoll und von Ochrid schlossen sich Byzanz an, Byzanz besetzte 1336 zwar die Hauptstadt von Epirus, doch albanische Stammesführer kontrollierten nach 1340 das flache Land und Byzanz blieb nichts übrig, als sich mit ihnen zu arrangieren, das das Kaiserreich von einem Bürgerkrieg zerrissen wurde. Diesen nutzte wiederum die neue Großmacht Serbien, um das gesamte Gebiet bis an den Golf von Patras zu besetzen.
Im Bürgerkrieg hatte einer der Prätendenten die türkischen Osmanen zu Hilfe geholt, die zunehmend politisches Gewicht in Südosteuropa erlangten, und ab 1362 Adrianopel-Edirne zu ihrer Hauptstadt machten. Doch zunächst nahm der Druck auf Albanien aus Norden und Süden zu. 1360 entstand im Norden ein unabhängiges Fürstentum namens Zeta. Die dortigen Balšić dehnten ihre Macht nach Mittel- und Südalbanien aus, wo sie Vlora eroberten. Balša II. (1378-1385) versuchte vergeblich, Kotor einzunehmen. Er kämpfte gegen Karl Thopia, der die Osmanen gegen ihn zu Hilfe rief. Beginnend mit Durazzo (1392) und Scutari (1396) brachte Venedig binnen eines halben Jahrhunderts alle Küstenstädte bis zur Bucht von Kotor in seinen Besitz. Im Süden hingegen wurde Epiros unter albanischen, griechischen und serbischen Familien aufgeteilt. Die zahlreichen südbalkanischen Herrschaften und ihre Rivalitäten boten den Osmanen immer wieder Möglichkeiten, in die Konflikte einzugreifen. Dort wurde 1358 der letzte Despot abgesetzt und drei neue Fürstentümer im südlichen Territorium des Despotats entstanden. 1374 wurden die Despotate von Arta und Angelokastro unter der Herrschaft von Gjin Bue Shpata vereinigt, ein Reich, das bis 1416 bestand, als es von den Osmanen erobert wurde. Von 1335 bis 1432 wurden in Albanien und Kosovo insgesamt fünf Fürstentümer gegründet. Die Bildung vieler kleiner Feudalstaaten erleichterte die osmanische Expansion. 1389 unterlagen die Serben auf dem Amselfeld. Unter dem enormen Druck des Osmanischen Reichs vereinigten sich die albanischen Fürstentümer am 2. März 1444 zu einer Konföderation, der Liga von Lezha. Sie wählte Skanderbeg zu ihren Anführer. Zwischen 1443 und 1468 konnten die 10.000 Mann von Skanderbeg mehrfach osmanische Armeen besiegen. 1466 eroberte eine 150.000 Mann starke Armee Kruja und massakrierte die albanischen Kräfte. Auch nach Skanderbegs Tod im Jahr 1468 hielten die Kämpfe bis 1481 an, als die zahlenmäßig und technisch überlegenen Osmanen endgültig siegten.
Viele traten zum Islam über. Spätestens im 17. Jahrhundert waren die Muslime in der Mehrheit. Besonders einflussreich wurde bis 1826 der im 13. Jahrhundert entstandene Derwischorden der Bektaschi. Er wurde zwar 1826 aufgelöst, doch erreichte er n der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen stärksten Einfluss. Etwa 15 % der Bevölkerung bekannten sich zu den Bektaschi. Konstantinopel erwartete in erster Linie Steuerzahlungen und militärische Leistungen von den Untertanen; die Ordnung der inneren Verhältnisse blieb weitgehend den Clans überlassen. Es wurden zwar die Sandschaks Vlora, Delvina, Shkodra, Prizren, Prishtina, Skopje und Janina errichtet, doch die ersten Sandschak-Beys kamen aus führenden Familien der jeweiligen Region. Ihre Ämter wurden schleichend erblich. Rebellionen wurden durch eine ausgeprägte Inflation und damit Verarmung angetrieben, die als osmanische Preisrevolution bekannt wurde, und die die Jahre zwischen etwa 1580 und 1650 prägte. Ein Steuerpächtersystem etablierte sich zudem in den Provinzen. Grundlage für das weitverzweigte Handelsnetz war der Erfolg aromunischer Kaufleute, die den Fernhandel auf der Balkanhalbinsel dominierten. In keiner anderen Stadt lebte um 1700 eine so große Zahl dieser orthodoxen Kaufleute wie in Voskopoja. 1744 entstand dort mit der Neuen Akademie die einzige christliche Hochschule im Osmanischen Reich. Voskopoja wurde 1769 und 1788 von Banden geplündert - schwer zugängliche Gebiete waren für die Osmanen kaum zu kontrollieren -, viele der Bewohner verließen die Stadt, die heute ein kleines Dorf ist. In Südalbanien und Griechenland versuchte der albanische Pascha Ali von Tepelena eine unabhängige Herrschaft zu errichten. Zunächst jahrzehntelang Kopf einer Diebesbande, die von Südalbanien bis Thessalien operierte, verriet er seine Bande. Mit Rückenwind des Sultans griff er 1797 Himara an, das von albanisch-christlichen Sulioten gehalten wurde. Ab 1807 war sein Herrschaftsgebiet, trotz der Tribute, die er nach Konstantinopel entrichtete, praktisch unabhängig. Er sympathisierte mit der griechischen Unabhängigkeitsbewegung, wurde jedoch 1822 ermordet.
1838 bis 1876 fanden Versuche statt, eine „Heilsame Neuordnung“ („Tanzimat-ı Hayriye“) durchzuführen. Nichtmuslime wurden Muslimen gleichgestellt, das Justiz- und Steuersystem wurde reformiert, später die Steuerpachten abgeschafft. Durch Reformen in der Verwaltung verloren schließlich die Sandschak-Beys ihre beinahe erbliche Machtstellung, Muslime opponierten gegen die Gleichstellung der Christen, autonome Stammesverbände gegen die Besteuerung So stießen die Reformen, die auf eine Modernisierung des Staatswesens abzielten, in Albanien auf Widerstand. 1847 kam es zu einem Aufstand, es entstand ein albanisches Nationalbewusstsein. Während der Norden von Stammesstrukturen dominiert war, wurden Mittel- und Südalbanien von Großgrundbesitzern beherrscht, die die Bevölkerung in Abhängigkeit hielten und sich selbst zur osmanischen Oberschicht zählten. Zudem waren die Albaner zugleich Sunniten, Bektaschi, Katholiken und Orthodoxe, so dass anders als bei den Serben und Griechen die Religion nicht identitätsstiftend für die Nation sein konnte. Gebildete Kaufleute und Geistliche stellten die meisten Träger der Nationalbewegung Rilindja (Wiedergeburt).
1878 kamen Teile des albanischen Siedlungsgebietes unter die Herrschaft der christlichen Staaten Bulgarien und Montenegro. Noch im selben Jahr bildeten Albaner in Konstantinopel ein geheimes Komitee, um den Widerstand ihrer Landsleute zu organisieren, darunter Abdyl Frashëri, die wichtigste Führungspersönlichkeit der frühen Nationalbewegung. Ein Teil der Delegierten setzte auf die osmanisch-muslimische Identifikation, andere um Abdyl Frashëri stellten die gesamt-albanischen Interessen in den Mittelpunkt, nicht zuletzt, um die christlichen Albaner für das Programm der Liga von Prizren zu gewinnen. Reichskanzler Otto von Bismarck stellte apodiktisch fest, dass eine albanische Nation gar nicht existiere, und die vom Berliner Kongress vorgeschlagenen Grenzen zu Montenegro und die Furcht, das ganze Epirus könne an Griechenland fallen, löste Aufstände der Albaner aus. Trotz des Erfolges verweigerte Konstantinopel die Autonomie, die Führer der Liga wurden verhaftet und deportiert. Abdyl Frashëri wurde zum Tod verurteilt, dann eingekerkert und 1885 des Landes verwiesen. 1880 gab es keine Schule mit albanischer Unterrichtssprache, es existierte keine normierte Schriftsprache, es wurde lateinisch, griechisch und arabisch geschrieben, italienisch, türkisch, serbisch gesprochen. Ab 1884 erschienen erste Zeitungen auf Albanisch, in den 1890er Jahren erste Schulbücher. Die Schulen der katholischen Orden und der Bektaschi leisteten viel für die Verbreitung der albanischen Sprache. 1897 wurden die Führer der wieder aufgelebten Liga von Prizren verhaftet, der Gebrauch der albanischen Sprache verboten. Ab 1908 versuchten die Jungtürken eine parlamentarisch-konstitutionelle Regierung einzurichten, die auch die Mitbestimmungs- oder Autonomiebestrebungen christlicher und nichttürkischer Minderheiten zu berücksichtigen versuchte. Auf der Konferenz von Monastir legte sich eine Versammlung darauf fest, das Albanische nur noch in lateinischen Buchstaben wiederzugeben, dazu galten nun bis heute gültige Regelungen. Doch in Albanien herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Noch vor Ausbruch des Ersten Balkankriegs 1912/13 hatte die Regierung in Istanbul, die inzwischen eher eine Militärdiktatur geworden war, auch unter den muslimischen Albanern kaum noch Anhänger. 1910 begann ein Aufstand, doch Serben, Montenegriner und Griechen planten bald, das von Albanern bewohnte Gebiet auf ihre Staaten aufzuteilen. Nur das Gebiet zwischen Elbasan im Norden und Vlora im Süden wurde noch von albanische Gruppierungen kontrolliert.
Am 28. November 1912 rief Ismail Qemali in der südalbanischen Hafenstadt Vlora dier Republik Albanien aus. Sie wurde am 30. Mai 1913 auf der Londoner Botschafterkonferenz von den Großmächten anerkannt. Auf Drängen Russlands wurden Kosovo und der Nordwesten Mazedoniens jedoch Serbien zugesprochen, die griechischen Truppen hielten den Süden besetzt. Die Botschafterkonferenz hatte auch beschlossen, dass Albanien ein Fürstentum sein sollte. Zum Fürsten wurde der Deutsche Wilhelm Prinz zu Wied erhoben. Von den Großmächten im Stich gelassen und von vielen Stammesführern und Beys abgelehnt, konnte er seine Herrschaft selbst in der Umgebung der Hauptstadt Durrës nicht durchsetzen und verließ 1914 das Land.
Obwohl das Land neutral war, besetzten verschiedene kriegführende Mächte nach und nach das gesamte albanische Territorium. Von 1914 bis in den Herbst 1915 herrschten in weiten Teilen des Landes erneut bürgerkriegsähnliche Zustände. Der Norden und die Mitte des Landes waren ab 1916 von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt. Im Süden standen Italiener und der Südosten um die Stadt Korça war von Franzosen besetzt. Im Dezember 1920 wurde Albanien durch die Aufnahme in den Völkerbund als souveräne Macht anerkannt. Doch die Großgrundbesitzer zahlten fast keine Steuern, so dass der Staat beinahe ohne Einnahmen blieb. Diese Gruppe verhinderte auch die Durchsetzung einer modernen Verfassung. Ende 1924 stürzte Ahmet Zogu die Regierung, doch konnte auch er sich nicht durchsetzen. Im August 1925 schlossen Rom und Tirana auf Druck der Faschisten ein geheimes Militärabkommen, Italien entsandte eine Militärmission und übernahm praktisch den Schutz Albaniens nach außen. 1928 ließ sich Zogu zum König der Albaner ausrufen. Das Verbot aller Derwisch-Orden in der Türkei verlagerte deren Schwerpunkt von Anatolien nach Tirana. Um 1945 gab es in Albanien etwa 280 Babas und einfache Derwische. Nach der Erklärung Albaniens zum ersten atheistischen Staatt im Jahr 1967 wurden die meisten ihrer Stätten zerstört, viele Mitglieder inhaftiert.
Albanien wurde vom 7. bis 12. April 1939 von Mussolinis Truppen besetzt, Ministerpräsident wurde der Großgrundbesitzer Shefqet Vërlaci. Doch die italienische Invasion Griechenlands wurde zurückgeschlagen. Erst mit dem Eingreifen Deutschlands im April 1941 iänderte sich die Lage, als Jugoslawien und Griechenland besetzt wurden. Das Kosovo und die Region um Ulcinj sowie Teile des heutigen Mazedonien wurden Albanien zugeschlagen. Dieses Staatsgebilde wurde Großalbanien genannt. Dagegen führte bald die Kommunistische Partei den Widerstand. Sie wurde durch die Korça-Gruppe um Enver Hoxha, der im März 1943 Generalsekretär der KP wurde, straff organisiert. Nachdem Italien am 8. September 1943 kapituliert hatte, besetzten Einheiten der deutschen Wehrmacht Albanien, am 24. Mai 1944 wurde eine von der KP geführte provisorische Regerung gegründet. Mit dem Abzug der Wehrmacht aus Shkodra am 29. November 1944 endete für Albanien der Krieg, dem etwa 30.000 Albaner zum Opfer gefallen waren. Kein Jude aus dem Kerngebiet wurde deportiert, doch wanderten nach dem Krieg fast alle nach Israel aus.
Enver Hoshas Regierung lehnte sich von 1944 bis 1948 an Titos Jugoslawien an, doch dessen Führung arbeitete auf eine Einverleibung des kleineren Nachbarn hin. Die Geheimpolizei Sigurimi (Sicherheit) wurde zum wichtigsten Herrschaftsinstrument. Der Großgrundbesitz wurde entschädigungslos an landlose Bauern aufgeteilt, die KP gewann die erste Wahl. Durch die Verfassung von 1946 wurden alle nichtkommunistischen Parteien und Vereinigungen verboten. Doch Belgrad sah in dem armen Land vor allem einen Rohstofflieferanten und Agrarproduzenten, während Hoxha eine Industrilalisierung vorschwebte. Briten und Amerikaner versuchten mit Königstreuen einen Aufstand anzufachen, doch misslang dies. Als das Kominform die jugoslawische KP am 28. Juni 1948 wegen ideologischer Differenzen ausschloss, vollzog die albanische Führung eine radikale Wendung. Tito und seine Genossen galten ab sofort als Feinde Albaniens. An die Stelle der jugoslawischen trat nun die sowjetische Wirtschaftshilfe und russische Berater kamen ins Land. Mit sowjetischer Hilfe wurden zahlreiche Industriebetriebe errichtet und Wasserkraftwerke gebaut, die Landwirtschaft kollektiviert. Konnten 1945 noch immer vier von fünf Albanern nicht schreiben, so war Analphabetismus in den 80er Jahren nur noch bei den Alten zu finden. Die schon bei Kriegsende begonnene Verfolgung der Religionen erreichte 1967 ihren Höhepunkt. Albanien wurde zum atheistischen Staat erklärt und Muslimen wie Christen jegliche Religionsausübung verboten. Russische Mahnungen nach dem Tod Stalins, Reformen einzuleiten, verhallten. Zudem verübelte Hoxha dem Russen, dass er versuchte, sich mit Tito auszusöhnen. 1961 löste sich das albanisch-sowjetische Bündnis auf und Moskau brach die diplomatischen Beziehungen zu Tirana ab. Nun lehnte man sich eng an China unter Mao Zedong an. Als Folge der chinesischen Reformen nach Maos Tod brach Albanien 1978 auch die Beziehungen zu China ab. Selbst nach dem Tod Enver Hoxhas 1985 wurde seine Politik zunächst fortgesetzt. 1986 unterzeichnete die Regierung ein Handelsabkommen mit Jugoslawien, 1987 wurde der Kriegszustand mit Griechenland beendet.
1990 begannen Demonstrationen in Tirana, die Religionsfreiheit wurde erklärt, Parteien gegründet. Die wirtschaftliche Not führte zu einer Massenflucht, dennoch gewannen im April 1991 die Kommunisten erneut die Wahlen. Im Juni unterzeichnete man die KSZE-Schlussakte und verpflichtete sich damit den europäischen Menschenrechtsstandards. Im April 1992 übernahmen die Demokraten die Regierung, 1995 wurde Albanien in den Europarat aufgenommen. Nun brach die Industrieproduktion zusammen und die seit Ende der 80er Jahre herrschende Lebensmittelknappheit verschärfte sich. Im März 1997 brachen die staatlichen Strukturen außerhalb der Hauptstadt völlig zusammen und es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, die mehr als tausend Opfer forderten. 1997 gewannen die Sozialisten, die ehemaligen Kommunisten, die Wahlen. Der erneute Machtwechsel nach den Wahlen von 2005 – nun regierte wieder die Demokratische Partei – verlief geordnet, doch gewann 2013 eine Allianz für ein Europäisches Albanien unter sozialistischer Führung die Wahlen. 2009 trat Albanien der NATO bei und reichte den Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein.
Die ältesten Fundstätten des Paläolithikums in Albanien sind weniger als 200.000 Jahre alt und stammen aus dem Mittelpaläolithikum. Wahrscheinlich hängt dies mit der Situation der Forschung zusammen, die lange Zeit politischen Zielen dienstbar gemacht wurde. Daher fokussierte sie sich auf den Nachweis, dass die heutigen Albaner von den Illyrern abstammen und dem Volk somit ein natürliches Recht auf einen selbstständigen Staat zustehe. Infolgedessen sind einige urgeschichtliche Epochen intensiv beforscht worden, wozu das Paläolithikum nicht zählte.
Da der ganz überwiegende Teil der menschlichen Spuren aus steinernen Artefakten besteht, dienen Veränderungen in der Steinwerkzeugtechnik als Indikator für eine neue Phase der Geschichte. Vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren wird daher der Beginn des Mittelpaläolithikums mit dem Einsetzen der Levallois-Technik angesetzt. Entsprechend wird bei der Bestimmung des Übergangs vom Mesolithikum zum Jungpaläolithikum verfahren. Hier fand vor etwa 40.000 Jahren eine neuerliche Veränderung statt, die sich im Aurignacien niederschlug, das als erste Phase des Jungpaläolithikums gilt. Kennzeichen des Jungpaläolithikums ist demnach eine weitere Neuerung in der Steinbearbeitungstechnik. Feuerstein wurde in einem neuartigen Klingenkonzept unter Anlage eines „Leitgrates“ verarbeitet. Das heißt, auf dem Kern wurde ein senkrechter Dorsalgrat angelegt, der das Abtrennen langschmaler Abschläge ermöglichte. Diese werden als Klingen bezeichnet.1 Dieses Konzept unterscheidet sich grundlegend von der auf Levalloistechnik basierenden, bis dahin vorherrschenden Technik der Klingenherstellung, die als kennzeichnend für das Mittelpaläolithikum gilt.
Im Mittelpaläolithikum lebten Neandertaler in Europa und in Westasien.2 Hier sind Abschläge und Spitzen sowie Schaber charakteristisch. Neben steinernen Werkzeugen brachten die Neandertaler Holzwerkzeuge und -waffen hervor, wie etwa Lanzen; hinzu kamen Werkzeuge aus Knochen, Elfenbein und Geweih, deren Bestandteile vielfach miteinander verbunden wurden, etwa mit Birkenpech.3 So entstanden Kompositwerkzeuge oder -geräte, ein Vorgang, der auch als Schäftung bezeichnet wird. Das Ende des Mittelpaläolithikums und der Übergang zum Jungpaläolithikum ist durch Übergangsindustrien gekennzeichnet.
Das Verschwinden des Neandertalers könnte mit einer gigantischen Vulkanexplosion in ursächlichem Zusammenhang stehen, die sich um 37.300 v. Chr. auf den „brennenden Feldern“ (Campi Flegrei) beim süditalienischen Neapel ereignete. Dabei handelt es sich um ein Ereignis, das als Kampanischer Ignimbrit bekannt ist. Die zurückgelassene Caldera misst 15 x 12 km, die Staubschichten der Explosion lassen sich bis in die Ukraine nachweisen. Ob dieser Vulkanausbruch das Verschwinden der Neandertaler beschleunigte oder gar verursachte, etwa wegen der nachfolgenden Abkühlung, ist allerdings umstritten.4
Isotopenuntersuchungen konnten zeigen, dass die Neandertaler sich überwiegend von Fleisch ernährten, was zur kühleren Umgebung und einer entsprechenden Flora passt. Insgesamt hat sich in den letzten Jahrzehnten das Bild vom Kleintiere jagenden Neandertaler zum Großwildjäger gewandelt, der allerdings am Ende nicht in der Lage war, sich hinreichend an die sich verändernde Fauna anzupassen und deren neue Ressourcen ausreichend zu nutzen (broad spectrum revolution). Auch die These, sie hätten sich überwiegend als Aassammler betätigt, gilt als widerlegt.5
Die meisten datierbaren paläolithischen Fundstätten befinden sich in Höhlen, doch in Albanien, wo Grabungen erst sehr spät einsetzten, ist die Situation anders. Kryegjata B im Kreis Mallakastra (einem der 36 Kreise Albaniens) ist zugleich eine der wenigen Stätten aus dem Mittelpaläolithikum, die sich nicht in einer Höhle befinden. Neben mittelpaläolithischen fanden sich dort, nördlich von Apollonia, jungpaläolithische und mesolithische Artefakte, anhand derer sich zeigen ließ, dass die Funde aus Höhlen ein verzerrtes Bild der urgeschichtlichen Verhältnisse zeichnen können. Daher sind solche Funde in einer offenen Landschaft von größter Bedeutung.6
Insgesamt fanden sich während der Grabungskampagne 1.110 lithische Artefakte in Kryegjata B, davon ließen sich 17 dem mittleren, 33 dem jüngeren Paläolithikum zuordnen, weitere 839 dem Mesolithikum. Fast 88 % der Artefakte wurden an der Erdoberfläche entdeckt, nicht in der namengebenden Höhle. Die meisten Feuersteine stammten aus der Gegend, doch der als „honey flint“ bezeichnete Stein könnte aus Bulgarien stammen. Das einzige entdeckte Obsidianstück kann nicht aus Albanien stammen, sondern es muss seinen Weg im Mesolithikum aus Italien, Griechenland oder Ungarn hierher gefunden haben. Die Stätte wurde immer wieder aufgesucht, doch endeten die Besuche vor etwa 26.000 Jahren, daher fehlen Gravettien- und Epigravettienfunde. Während im Paläolithikum an dieser Stelle offenbar keine Steine bearbeitet wurden, fanden sich aus dem Mesolithikum zahlreiche Hinweise auf lokale Werkzeugherstellung. Die ältesten Spuren könnten 135.000 Jahre alt sein.
Im äußersten Norden Albaniens, im seit jeher äußerst abgelegenen Shala-Tal, fanden sich ebenfalls mittelpaläolithische Artefakte an der Fundstätte 001. Neandertaler erschienen dort wahrscheinlich vor 131.000 bis 114.000 Jahren, als die Berge in einer Warmzeit eisfrei waren.7 Die Stätte liegt an der Straße von Theth nach Breg Lumi. 2004 fand man dort die ersten Steinwerkzeuge, 2005 vier weitere. Mindestens eines von ihnen wurde in Levallois-Technik bearbeitet (Pseudo-Levallois).8
Vor mehr als 40.000 Jahren wanderten die Cro-Magnon-Menschen ein, die Neandertaler verschwanden. Mikrolithen als typische Form des Mesolithikums gab es bereits im Spätpaläolithikum, so dass hier archäologisch keine scharfe Grenze besteht. Aufgrund fließender archäologischer Grenzen wird das Ende des Paläolithikums klimageschichtlich mit dem Ende der Jüngeren Dryas (9.700 v. Chr.) definiert, einer letzten Kaltzeit.
Alle jungpaläolithischen Überreste fanden sich oberhalb der in ca. 6,5 m Tiefe befindlichen Tephraschicht, die der Vulkanausbruch in Kampanien vor rund 39.300 Jahren hinterließ. Auch für den Shkoder-See, den mit 368 km² größten See der Region (davon 220 km² in Montenegro und 148 km² in Albanien) ließ sich diese Aschenschicht der Supereruption nachweisen,9 die die größte Eruption im Mittelmeerraum darstellt, die sich in den letzten 200.000 Jahren ereignet hat. Der See entstand jedoch erst vor 18.000 Jahren, als die umgebenden Gletscher abschmolzen. Dementsprechend ließen sich dort Tephraschichten von sechs italienischen Vulkanausbrüchen belegen. Diese gingen auf die Vesuvausbrüche vor 3900 Jahren und den des Jahres 472 zurück, den Ätnaausbruch vor 3400 Jahren, hinzu kamen drei weitere Vulkanausbrüche vor 4.200, 4.500 und 12.300 Jahren (Agnano Monte Spina10, Agnano Pomici Principali, Campi Flegrei).
Die Küstengebiete waren bis über das Ende der letzten Kaltzeit von starken Schwankungen des Meeresspiegels betroffen, der nach dem Abschmelzen der Gletscher um 120 bis 130 m anstieg. Daher dürften hier alle Artefakte aus dieser Zeit zerstört worden sein. Im Hinterland, etwa am Prespasee an der gemeinsamen Landesgrenze mit Mazedonien und Griechenland, ließ sich für die Kaltphase um 17000 BP nachweisen, dass sich eine Kältesteppe um den See ausdehnte, in der lokale Kieferngruppen existierten. Im Bölling-Interstadial (11.720–11.590 v. Chr.), einer Zeit höherer Temperaturen, konnten sich auch andere Baumarten bis in höhere Regionen ausbreiten, darunter Eichen. Dem Ende der durch Artemisia und Chenopodiaceae maxima belegten Warmzeit folgte der letzte Kälteeinbruch der Jüngeren Dryaszeit (10.730–9.700 ± 99 v. Chr.). Damit endete die letzte Kaltzeit, wenn es auch um 8200 v. Chr. noch einmal zu einer erheblichen, wenn auch kurzen Abkühlung kam.11
In der Konispol-Höhle (I) fanden sich Flintwerkzeuge von stark divergierender Qualität. Sie wurden aus Material der Umgebung hergestellt.12 Daneben finden sich jungpaläolithische Artefakte in Shën Marine (beim Dorf Xarë in Südalbanien), Rrëzë e Dajtit (Mittelalbanien) und Gajtan in sowie Bleran (Nordalbanien).13
Das Mesolithikum, im Mittelmeerraum vielfach Epipaläolithikum genannt, bezeichnet die nacheiszeitliche Periode bis zum Aufkommen der Viehhaltung und der Bodenbebauung. Sie beginnt um 9600 v. Chr. und endet bereits zwischen dem Beginn des 7. und der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. Bis in die späten 1960er Jahre galt diese Phase als Zusammenbruch aller vorhergehenden Kunst, des Endes der großen Pflanzenfresserherden. Dabei stellte sich heraus, dass schon vor der Landwirtschaft Keramikgefäße hergestellt wurden, und die Domestizierung von Tieren begonnen hatte. Wie bei den vorhergehenden vom Ausgangsstoff Stein definierten Phasen, so veränderten sich auch im Mesolithikum die Werkzeuge und Waffen. Mikrolithen dominierten, doch variierten die Werkzeugformen regional sehr stark. Dabei führte der Fischfang zu zunehmender Sesshaftigkeit, was sich an Fängen aus verschiedenen Jahreszeiten ablesen lässt. Insgesamt bewirkte die zunehmende Sesshaftigkeit eine häufig sehr kleinräumige Spezialisierung auf das lokale Nahrungsangebot. Zudem entwickelten sich jahreszeitliche Wanderzyklen, deren Reichweite geringer wurde.
Trotz dieser Erkenntnisse blieb die Erforschung des Mesolithikums auf dem Balkan stark zurück. Hingegen wurde die Erforschung des Neolithikums stark gefördert und kann auf zahlreiche Fundplätze, Grabungen und Publikationen zurückgreifen. Im albanischen Vlushë fand man trapezförmige Mikrolithen, die schon vor dem Mesolithikum auftauchten.14
Der Kälteeinbruch um 8200 v. Chr. lässt sich inzwischen am Prespasee15, am Ohrid-16 und am südlich davon gelegenen Maliqsee17 (Ligen i Malaqit) nachweisen. Ansonsten ist das Mesolithikum in Albanien weitgehend unbelegt, nur in der Vidhëz-Höhle im mittleren Albanien wurden Artefakte versuchsweise dieser Epoche zugeordnet, als gesichert gelten hingegen die Funde in der Konispol-Höhle im äußersten Süden Albaniens.
Doch Kryegjata B, im Kreis Mallakastra nördlich von Apollonia gelegen, barg allein 839 mesolithische Artefakte, wie 2004 berichtet wurde.18 Während im Paläolithikum an dieser Stelle offenbar keine Steine bearbeitet wurden, fanden sich aus dem Mesolithikum zahlreiche Hinweise auf lokale Werkzeugherstellung. Mikrolithen fanden sich zwar auch, doch sind sie vergleichsweise selten. Die Werkzeuge ähneln denen der griechischen Franchthi-Höhle, aber auch denen aus dem nördlichen Epirus, Korfu sowie Vlushe und Konispol (um 9500 v. Chr.) in Albanien. Wahrscheinlich wurde das Gebiet zwischen etwa 8000 und 6000 v. Chr. von mesolithischen Jägern genutzt. Während dieser Zeit lag die Region näher am Meer, dessen Spiegel stark angestiegen war. Ähnliches gilt für die mittelpaläolithische Phase, in der sich hier Menschen aufhielten, die sich vermutlich bereits in saisonalen Wanderungen verschiedenen, jahreszeitlich bedingten Tätigkeiten in Meeresnähe widmeten. Hingegen wurde die Stätte vermutlich während der Kaltzeiten nicht aufgesucht.
Die Cardial- oder Impressokultur, ein Begriff, der eine Reihe verwandter Kulturen zusammenfasst, erhielt ihren Namen von Gravuren, die mit der Herzmuschel ausgeführt wurden.19 Sie breiteten sich ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. an der östlichen Adriaküste und rund um das westliche Mittelmeer aus, mit Ausnahme der Balearen.20
Anhand der ältesten neolithischen menschlichen Überreste Griechenlands konnte man belegen, dass die festlandsgriechischen Siedler eher mit denen auf dem Balkan verwandt waren, während die Bewohner der Inseln größere Nähe zu den Bewohnern Zentralanatoliens und der mediterranen Küsten aufwiesen.21 Neben Untersuchungen an Brot- oder Weichweizen (Triticum aestivum) weist dies darauf hin, dass es eine Aufspaltung der Siedler gab, wobei ein Zweig Richtung Nordgriechenland und Balkan zog. Die Menschen bewegten sich aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst über Land, dann entlang der adriatischen Küste mit ihren zahlreichen Inseln über See. Um 6500 v. Chr. erreichte die Kultur Albanien.
In Albanien wurde Keramik als Teil des sogenannten neolithischen Pakets im Kontext von Jäger- und Sammlerkulturen nachgewiesen, d.h. die Menschen übernahmen zwar die Herstellung von Keramik, wurden aber noch nicht sesshaft und betrieben noch keinen Ackerbau.23 Dabei ist allerdings unklar, ob die Funde in den Höhlen nicht generell ein Zerrbild vermitteln, denn in den für Bauern attraktiven Flusstälern mag die Situation gänzlich anders ausgesehen haben. Dort aber dürften bäuerliche Kulturzüge als erstes Fuß gefasst haben. An der Fundstätte Burit-Peskori fand man, wie an über 20 weiteren Fundstätten auf dem Balkan, Stempelsiegel24 mit Zickzacklinien, aber auch mit labyrinthartigen Ritzungen, wie in Tsakran de Fieri, die bis zu 8500 Jahre alt sind.25
Das früheste Neolithikum verbindet sich mit der Vlaška-Kultur, die etwa von 5500 bis in das frühe 5. Jahrtausend v. Chr. reicht. Sie weist Beziehungen zur Danilo-Kultur Mitteldalmatiens auf. Die Epoche nach Vlaška ist noch weitgehend unklar, doch bestanden Beziehungen zur mitteldalmatischen Hvar-Kultur und zur norditalienischen Vasi-a-bocca-quadrata-Kultur. Der Name Danilo geht auf einen Fundplatz bei Šibenik in Dalmatien zurück, während Hvar die viertgrößte Adriainsel ist. Die Menschen der Danilo-Hvar-Kultur fuhren mit seegängigen Fahrzeugen, die mindestens seit 9.500 v. Chr. (erste Besiedlung Zyperns) im Mittelmeer indirekt belegt sind, über die Adria.
Zwischen 5400 und 4500 v. Chr. dehnte sich die Vinča-Kultur weiter im Osten aus. Sie fällt bereits in das südosteuropäische Mittel- und Spätneolithikum sowie in das frühe Äneolithikum.
Kolsh II und das namengebende Cakran gehören zur Cakran-Kultur - mit der frühesten Dimini-Kultur Thessaliens gleichzusetzen -, die wiederum dem mittleren Neolithikum zugerechnet wird. Cakran ist zugleich eine der wichtigsten albanischen Stätten des Frühneolithikums, ähnlich wie Burim im Kosovo, das mit der Starčevo-Kultur assoziiert wurde. In der nachfolgenden Phase lassen sich kulturelle Unterschiede zwischen Südost-, Nordost- und Nordwestalbanien feststellen. Vashtëmi bei Korçe zeigt Impressotechnik, in Cakran lassen sich Kontakte zum griechischen Gebiet wahrscheinlich machen, denn anthropomorphe Figurinen aus Ton zeigen Ähnlichkeiten mit dortigen Funden. Doch bestanden auch Beziehungen zur kroatischen Danilo-Kultur und zur bosnischen Kakanj-Gruppe. Die Rhytonformen weisen wiederum auf Kontakte zur griechischen Elatea-Gruppe hin. Diese drei Gruppen, also Cakran, Elatea und Danilo/Kakanj bilden ihrerseits den ägäisch-adriatischen Kulturkomplex des Mittleren Neolithikums.
Auf die Cakran- folgte die Maliq-Kultur. Diese Bezeichnung geht auf eine Fundstätte zurück, den Maliq-See, dessen Gestaltveränderung inzwischen recht genau rekonstruiert werden konnte.26 Die Landschaft war noch immer recht stark in Bewegung, wie sich an den Seen erwies, aber auch an der Nordküste Albaniens. Das Mittelmeer erreichte seine maximale landeinwärtige Ausdehnung nördlich der Stadt Balldreni am Drin, wo eine Meeresbucht entstand. Der Fluss Drini verfüllte wiederum die Bucht allmählich mit seinen Sedimenten.27 An der Fundstätte Maliq fanden sich verkohlte Körner von Einkorn28, Emmer und Roggen während der Grabungskampagnen der Jahre 1958 bis 1962. Vermutlich kamen diese Sorten aus Thessalien. Das wichtigste Getreide war dabei Zweikorn.
Funde aus dem späten Neolithikum tauchten erstmals 1936 in einer der Velcë-Höhlen (Vlorë) auf. Hier ist wieder Maliq II von größter Bedeutung. Typisch sind kreuzförmige Tonfigurinen, deren Kopf in einem Loch befestigt wurde, das zwischen den Schultern angebracht wurde. Auch tauchen hier die besagten rollsiegelartigen Tonobjekte auf. Sie wurden hier in ungewöhnlich großer Zahl entdeckt, die ähnlichsten fanden sich in Dikili Tash bei Philippi. Aber auch eigenwillige Formen und Dekorationen der Keramik weisen der Kultur eine hohe Bedeutung zu.
Frühe Kupferverhüttung ist bereits in der frühen Vinča-Kultur um 5300 v. Chr. nachweisbar, genauer gesagt in Belolice, 10 km von Belovode entfernt, im Osten Serbiens in der Opština Petrovac na Mlavi.29 Damit ist die Vorstellung, die Technologie habe sich aus dem Nahen Osten ausgebreitet infrage gestellt, denn sie könnte auch an verschiedenen Stellen entwickelt worden sein. Möglicherweise bestand auch ein Austausch zwischen diesen weit entfernten Gegenden. Um 5000 v. Chr. zerstörte ein Feuer die stadtartige Siedlung, die Kupferverarbeitung wurde nicht wieder aufgenommen, die Siedlung aufgegeben. Äxte und Meißel sowie Schlacken der serbischen Fundplätze Pločnik (Okrug Toplica)3031 und Belovode (Okrug Braničevo) gelten seit 2008/9 als die frühesten verhütteten Kupferobjekte Europas. Der zugehörige Bergbau wurde anhand von Blei-Isotopen im Kupfer in der Region um Rudna Glava identifiziert.32
In Albanien konnte Maliq IIa 1991 als erste Fundstätte mittels Radiokohlenstoffmethode auf die Zeit um 5530 ± 110 Jahre BP der Kupferzeit zugewiesen werden33, Maliq IIb der Zeit um 3850-3600 v. Chr. Weiterhin wurden Höhlen als Wohnstätten genutzt, die Siedlungen fanden sich am Rande wildreicher Gebiete und in fruchtbaren Fluss- und Seetälern. Sie waren nicht vom Tell-Typ, wie er im östlichen Balkan und bis in den Nahen Osten vorkam. Die Häuser bestanden aus einem oder mehreren ebenerdigen Räumen, die mit Lehmwänden aus Holz oder Reet errichtet wurden. Ihr Boden bestand aus gestampftem Lehm, der gelegentlich über horizontalen Balken lag und gebrannt war. Grubenhäuser waren selten. In den Häusern befanden sich Öfen und Herde. Die Toten wurden innerhalb der Dörfer ohne Grabbeigaben in Gruben beerdigt.
Der Boden wurde mit Hacken, oftmals mit polierten Steinspitzen, oder Haken aus Geweih und Holz bearbeitet. Mühlsteine schlossen die Körner durch Zermahlen auf. Inzwischen wurde das gesamte Spektrum des Getreides angepflanzt. Daneben wurde Vieh gehalten, vor allem Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine. Die zu dieser Zeit noch erheblich dichteren Wälder lieferten zugleich Wild und Beeren, Wurzeln und Blätter. Wasservögel wurden vielfach in Ton dargestellt, häufig in Form von Vasen, was zur Annahme eines Vogelkultes führte.34
Grabhügel entstanden auf dem Balkan um 3000 v. Chr. In Albanien fand man sie vor allem im Osten des Landes, dort vor allem in Flusstälern. Dies gilt etwa für Mat und Shkumbin oder Devoll, aber auch am oberen Drin.35
Auch für die Bronzezeit spielt Maliq eine wichtige Rolle, in diesem Falle Maliq III. Aus dieser Zeit fanden sich zahlreiche Grabstätten, wie etwa in Vajzë (bei Kotë im Südwesten des Landes) und Dukat (Vlorë), Vodhinë (Gjirokastër), Pazhok (Elbasan), im Mati-Tal oder in Prodan (Kolonjë) im Südosten. Hinzu kommt eine Reihe von Hortfunden. Die Keramik wurde primitiver und die Griffe der Gefäße größer.
Es scheint, als seien einerseits neue ethnische Gruppen erschienen, doch andererseits ist kein kultureller Bruch zu erkennen, so dass die kupferzeitliche Kultur in Maliq fortbestand. Nach einer frühen Phase Maliq IIIa kam es mit Maliq IIIb zu einer Konsolidierung. Starke Einflüsse aus Makedonien und Thessalien machten sich bemerkbar. Schon um 1700 bis 1500 v. Chr. tauchen mittelhelladische Elemente auf, wie etwa ein etwas mehr als einen Meter langes Schwert, das sich in Grab 12, Tumulus A in Vajzë (Vlorë) fand. Es ähnelt stark entsprechenden kretischen Schwertern. Das Pazhok-Schwert aus Grab 7 in Tumulus I hingegen ähnelte in keiner Weise kretischen oder festlandsgriechischen Schwertern und entstammte offenbar heimischer Produktion. Es dürfte im 16. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein, ähnlich wie das Schwert von Midhe (Mati). Neben Waffen wurden große Mengen an Keramik aus dem Süden eingeführt. Hingegen wurden Figurinen sehr selten. All dies deutet zum einen auf eine erhebliche Kontinuität der Kultur hin, zum anderen auf weit reichende Kontakte bis nach Kreta. Jedoch bestanden nur geringe Kontakte mit Italien. Dessen Produkte wurden offenbar weder eingeführt noch imitiert.
Einige Wallburgen (hill forts) entstanden in der späten Bronzezeit (1500-1100 v. Chr.), vor allem aber in der Eisenzeit, eine Epoche, die mit den Illyrern in Beziehung gesetzt wird. Solche auf Hügeln gelegenen, von ringförmigen Palisaden umgebenen Siedlungen standen vielfach in einer Entfernung von rund 50 km von der nächsten Anlage. Sie trugen zuweilen proto-urbane Züge, in jedem Falle wurden die Siedlungen erheblich größer. Möglicherweise repräsentieren diese befestigten Orte bereits eine Art Territorienbildung.
Die Landbebauung basierte nicht mehr auf Hacken und Haken sondern auf Pflügen, die von Ochsen gezogen wurden. Bronzesicheln verdrängten zunehmend die flintbewehrten Holz- oder Geweihsicheln. Vorratshaltung wurde in größerem Maßstab betrieben. Die Jagd ergänzte zwar weiterhin die Gewinnung von Fleisch aus eigenem Viehbestand, doch nahm ihre Bedeutung ab. Sie konzentrierte sich während der gesamten Epoche vor allem auf Wildschwein und Hirsch.
Die Bearbeitung des Metalls machte erhebliche Fortschritte, so dass traditionelle Materialien, wie Geweih oder Knochen, seltener wurden. Die Keramik wurde zugleich sehr viel feiner und erschien in wesentlich mehr Formen und Formaten. Der Stil und die Qualität des Brandes steigerten sich, was insbesondere in Maliq IIId gut nachweisbar ist. An anderen Stätten, wie etwa Gajtan I war die Keramik hingegen schlichter. Die Metallverarbeitung wurde weiter verbessert, lokale Stile entstanden etwa bei Beilen.
Im 12. Jahrhundert erschienen Griffzungenschwerter, vielfach mit der Urnenfelderkultur assoziiert. Auch fand sich baltischer Bernstein. Die vermutete ethnische Zuwanderung („Proto-Illyrer“) durch Indoeuropäer (vgl. Illyrische Sprache) unterbrach jedenfalls nicht die Handelsbeziehungen nach Süden, denn sowohl „nördliche“ als auch „südliche“ Güter erschienen weiterhin in den Gräbern. Wahrscheinlich geht die Kultur auf die Gruppe der südlichen Illyrer zurück, die Träger der nachfolgenden Eisenzeit.
Ähnlichkeiten mit mykenischen Bauwerken gaben darüber hinaus Anlass zu Spekulationen über entsprechende Wanderungswellen aus Griechenland.36 Vielfach fanden sich Schwerter mykenischen Ursprungs in Grabstätten, oder zumindest in diesem, offenbar in hohem Ansehen stehenden, Stil gefertigten Waffen. Die große Kontinuität der albanischen Kulturen spricht jedoch gegen eine erhebliche Zuwanderung aus dem Süden. Hingegen nahmen die Kontakte zu Italien nun deutlich zu. Dies wirkte sich bis in die Totenstellungen aus, die nun in kontrahierter Haltung beigesetzt wurden, wie es in Apulien üblich war.
1929 begann der italienische Archäologe Luigi Maria Ugolini, gemeinsam mit dem Albaner Hasan Ceka, mit Ausgrabungsarbeiten in Butrint.37 Ceka gilt geradezu als Vater der albanischen Archäologie. 1947 fand die erste albanische archäologische Grabung statt, und zwar in Apollonia. Das Interesse richtete sich allerdings eher auf illyrische und griechisch-römische Artefakte, weniger auf die Urgeschichte.
Doch bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der deutsche Archäologe Bolko von Richthofen einen steinzeitlichen Siedlungsplatz in der Nähe von Tirana in der Schichtstufenlandschaft am Fuße des Gebirges Mali Dajtiam entdeckt.38 1944 begann der Archäologe Hasan Ceka mit der Inventarisierung der archäologischen Bestände und bereits 1948 konnte das Archäologische Nationalmuseum auf dieser Basis eröffnet werden.39
Die urgeschichtliche Archäologie in Albanien wurde vielfach dem albanischen Nationalismus, der das heutige Volk in gerader Linie auf die Illyrer zurückführt, nutzbar gemacht. Umgekehrt hätte sich die Archäologie in Albanien ohne diese Triebkraft vermutlich sehr viel langsamer entwickelt. 40 Auch die marxistische Lehre Enver Hoxhas beeinflusste die Forschungen und vor allem die Präsentation der Ergebnisse erheblich; dies umso mehr, je stärker sich das Land isolierte. Darüber hinaus existierten praktisch keine Radiokohlenstoffdatierungen (eine einzige wurde 1991 publiziert), ebenso wenig gab es nennenswerte Kontakte mit ausländischen Institutionen. Daher konnte erst sehr spät begonnen werden, eine absolute Chronologie herzustellen.
Schon bei Beginn schriftlicher Aufzeichnungen wurde der Name Illyrer uneinheitlich gebraucht, und die Zahl der Stämme, die von antiken Geographen und Historikern zu ihnen gezählt wurde, wuchs im Zuge der Erkundungsfahrten der Griechen entlang der adriatischen Küsten. Zuerst erscheinen sie bei Hekataios von Milet (um 560 bis 480 v. Chr.), der Japyger, Taulantier, Chelidonier, Sesarether und Abrer zu ihnen rechnet. Herodot nennt in seinen Historien (I 96) das Volk der Ἰλλυριῶν Ἐνετοί (Illyriōn Enetoí) als Nachbarn der Triballoi, Dardanoi und Makedonen.
Der Periplus des Pseudo-Skylax aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. unterscheidet bei den Illyrern die Stämme an der Küste von denen des Hinterlandes. Zu den ersteren zählt der Verfasser die Buliner, Hyller, Hierastammer, Nestäer, Manier, Encheläer (um den Ohridsee), Taulantier, Oriker (südlich von Vlora) und Amantier (östlich von Vlora), zu den letzteren die Autariaten, Atiutaner und Dassareten. Dass die Japyger in dieser Aufzählung fehlen, lässt sich mit deren Vertreibung durch die Liburner erklären. Diese Festlegung der Illyrer als Volk an der östlichen Adriaküste, deren Nachbarn im Norden die Liburner und im Süden die epirotischen Chaonier bei Butrint, Phoinike und um das epirotische Ilium waren, galt im griechischen Kulturraum bis zur Zeit der Eroberung durch die Römer. Noch das fragmentarisch erhaltene Geschichtswerk des Pseudo-Skymnos aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. hält es so.
Durch die Eroberung des Balkans durch Rom und die Einrichtung der Provinz Illyricum beschleunigte sich die unterschiedslose Verwendung des Namens Illyrer. Der römische Historiker Florus zählt die Liburner bereits zu den Illyrern (I 21), Eustathios und Appian (Illyr. 8) die Histrier und Strabon neben diesen sogar die Stämme der Breuni und Genauni in den Alpen (VII 314). Um der Verallgemeinerung entgegenzuwirken, empfehlen Pomponius Mela (II 56) und Plinius der Ältere (in seiner naturalis historia III 144), als Illyrer nur die „Illyrii proprie dicti“ (Illyrer im engeren Sinne) zu bezeichnen. Damit bezogen sie sich auf die Stämme der mittleren italischen Adriaküste. In den Berichten kaiserzeitlicher Autoren sitzen die Illyrer meist zwischen Donau und Save im Norden und Epirus im Süden, von der Adria bis ins Hinterland gelten sie als Nachbarn der Thraker.
Je nach den landschaftlichen Gegebenheiten bildeten Viehzucht oder Ackerbau die ökonomische Basis der eisenzeitlichen Bewohner Illyriens. An der Wende vom 2. zum 1. Jahrtausend v. Chr. dominierten noch die Hirtenkulturen. In den Gebirgsgegenden des westlichen Balkans änderte sich daran wenig, während sich in den Ebenen der Feldbau durchsetzte. Die eisenzeitliche illyrische Gesellschaft war in Sippen- und Familienverbänden gegliedert. Grabfunde belegen beträchtliche soziale Unterschiede. Wie in vielen Gebieten Europas löste der Handel mit Metallen, in diesem Falle mit Eisen, eine erhebliche Veränderung der gesellschaftlichen Ordnungen aus. So wurden die Hierarchien steiler, Handelszentren und Zentren der Macht entstanden. Die Verbreitung des Eisens vollzog sich im Kernraum der Illyrer im Zeitraum vom 11. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. Ab dieser Zeit begannen Illyrer, befestigte Siedlungen auf Hügelkuppen in beherrschender Lage zu gründen. Sie wurden mit Mauern gewaltigen Ausmaßes umgeben.
Die frühen Kontakte zwischen Illyrern und Griechen haben sich in den Legenden erster Besuche der Adria niedergeschlagen, wie etwa durch Antenor, der nach der Überlieferung Homers einer der weisesten unter den greisen Trojanern war. Während die Griechen jedoch in den folgenden Jahrhunderten im Schwarzen Meer und im östlichen Mittelmeer weit über 200 Kolonien gründeten, zog sie die Adria kaum an. Zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. konzentrierten sich die griechischen Kolonien auf der italienischen Seite der Adria, kaum auf der albanischen. Doch seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. entstanden griechische Kolonien im illyrischen Siedlungsgebiet (unter anderem Epidamnos, Apollonia und Lissos). Griechische Luxuswaren wurden Prestigegüter der illyrischen Eliten. In den großen und reich ausgestatteten Sippengrabhügeln im Tal des Mat (Nordalbanien) und am Ohridsee fanden sich zahlreiche griechische Güter. Die bedeutendsten fanden sich in Pazhok (Elbasan), Barça (Korça) und Piskova (Përmet). Entstehung und Ausbau der befestigten Höhensiedlungen zu städtischen Zentralorten (wie Byllis und Berat) gehen auf starke Veränderungen in der Wirtschaftsweise, im Handel und der Gesellschaftsstruktur zurück. Städtisches Handwerk und Handel gewannen erheblich an Bedeutung und die Illyrer betrieben darüber hinaus Piraterie. Mit solchen Städten als zentralen Orten entstanden seit dem 5. Jahrhundert weiträumige Fürstentümer.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. war das Königreich Makedonien häufig in Kriege mit Illyrern und mit den Molossern in Epiros verwickelt. Der König der vor allem im heutigen Kosovo lebenden Dardaner Bardylis41 begründete wohl eine Dynastie und dehnte die Macht der Illyrer am weitesten aus.42 Nicht nur die Makedonen, sondern auch die Epiroten mussten ihm Tribute zahlen. Als der Makedonenkönig Perdikkas III. 360/359 v. Chr. versuchte, deren Oberhoheit abzuschütteln, wurde er in einer Schlacht von Bardylis besiegt und starb zusammen mit 4.000 Makedonen.43 Sein Nachfolger Philipp II. setzte gegenüber den Illyrern anscheinend auf Verhandlungen. Er heiratete Bardylis’ Enkelin oder Tochter, doch bereits 358 v. Chr. zog er mit 10.000 Infanteristen und 6.000 Kavalleristen gegen die Illyrer. Wohl in der Lynkestis kam es zur Schlacht. 7000 Illyrer einschließlich ihres hochbetagten Königs Bardylis starben, die Territorien östlich des Ohridsees bis zur Lynkestis kamen an Makedonien. Damit endeten die makedonischen Tributzahlungen und zugleich die Expansion der Illyrer nach Süden.44
Im 4. Jahrhundert spielten jedoch nicht nur im engeren Sinne griechische Städte eine bedeutende Rolle, sondern auch die in Süditalien und auf Sizilien gegründeten Kolonien. Syrakus erweiterte seine dortige Einflusssphäre bis auf die Ostseite der Adria, nachdem es die Karthager besiegt hatte. Zudem verbündete es sich mit den Kelten Oberitaliens gegen Liburnien. Der Ausweitung seiner Kontrolle über die Adria dienten ebenso die Koloniegründungen von Adria und Ancona an der Westseite der oberen Adria. 384 oder 383 v. Chr. fand offenbar eine Seeschlacht zwischen Liburniern und Syrakusanern statt, wie aus einer Inschrift in Pharos hervorgeht, und wie auch Diodor berichtet. Die Niederlage zwang die Liburnier, sich auf ihren Kernbereich zurückzuziehen, und auch, das italische Festland aufzugeben. Dennoch dominierten sie bis um 250 v. Chr. die Küste, als die Ardiaei unter König Agron durch die Expansion der Kelten südwärts getrieben wurden. Sie stellten für zwei Jahrzehnte den mächtigsten Illyrerstamm dar.
Die Illyrer wurden jedoch nicht in das Reich Alexanders des Großen eingegliedert, und im 3. Jahrhundert konnten mehrere illyrische Könige (etwa Glaukias, Agron und Teuta) bedeutende regionale Herrschaften errichten. Ein frühes Herrschaftszentrum war Lychnidos am Ohridsee. Einige illyrische Könige prägten eigene Münzen. Die Monarchie wurde in vielen südillyrischen Städten ab dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. von einem organisierten und von den Römern abhängigen Kleinstaat (Koinon) abgelöst.45
Das Gebiet der Labeaten im Norden umfasste Montenegro und erstreckte sich südwärts bis Lissos in Nordalbanien. An der Bucht von Kotor entstand Rhizon, heute Risan, im 6. Jahrhundert v. Chr. Die günstig gelegene Stadt stieg im 4. Jahrhundert auf und wurde unter Königin Teuta Hauptstadt eines bedeutenden Illyrerreiches.46 Das Emporion diente ihr 229 v. Chr. als Zuflucht, als sie von den Römern attackiert wurde.
Anfang des 2. Jahrhunderts gehörte die Stadt einem Ballaios (ca. 195/190-175/168 v. Chr.), der allerdings nur aus Münzprägungen bekannt ist, die an griechischen Vorlagen orientiert waren. In Rhizon fanden sich insgesamt in einem Hortfund 4.656 Münzen.47 Darin gibt es eine Serie von Bronzemünzen von Ballaios mit königlichem Titel. Seine Bronzemünzen kommen (ohne den königlichen Titel) auch in Hvar vor, sowohl als Einzel- als auch in Hortfunden.48 In Risan grub bereits 1878 Arthur Evans, der später das kretische Knossos entdeckte. Die Stadt war umgeben von „zyklopischen“ Mauern, wie sie auch in anderen Städten anzutreffen waren.
Olcinium (Ulcinj) an der Küste geht auf Olciniaten zurück, nach denen die Römer die Stadt nach der Eroberung 163 v. Chr. (um-)benannten. Weiter im Süden sind dies die albanischen Fundstätten Scodra (das auf die Ardiaei zurückgeht), Lissos (Lezha oder Lezhë, wohl eine griechische Stadt, die jedoch bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. von Illyrern gegründet worden war), aber auch in Byllis (Byllionen) und Apollonia, das 588 v. Chr. von dorischen Siedlern aus Korfu und Korinth gegründet wurde.
In der Zeit zwischen 234 und 229 v. Chr. kam es zu Konflikten zwischen Rom und den an der Ostseite der Adria ansässigen Mächten. Diese hängen wiederum mit den größeren Konflikten mit Karthago und den hellenistischen Reichen zusammen, aber auch mit dem Vordringen keltischer Gruppen nach Süden, die „illyrische“ Gruppen verdrängten.
Schon der erste Kontakt zwischen Rom und den ostadriatischen „Illyrern“ war ein Krieg, der 229 v. Chr. aufflammte. Dabei unterlagen die dortigen Völker, die einer Art War Lords unterstanden, selbst seit Mitte des 3. Jahrhunderts starkem keltischem Druck aus Norden. Dies trieb die Ardiaei südwärts, die sich bald als dominierende Kraft im illyrischen Raum durchsetzten. Ihr König Agron beherrschte bald eine Reihe illyrischer Stämme, wie Polybios berichtet.49 Strabon (7,5,5) zufolge siedelten die Ardiaei am Naro, also an der Neretva, gegenüber der Insel Pharus nahe den Daorsi und Pleraei.
Dieses Vordringen der Ardiaei nach Süden blieb auch dem römischen Senat nicht verborgen. Dies hing vor allem damit zusammen, dass römische Händler aus der Kolonie Brundisium, aber auch Griechen aus dem Süden Italiens und vor allem aus Syrakus, sich darüber beklagten, dass die Straße von Otranto von Piraten heimgesucht werde. Zugleich brach ab 233 Epiros, das bis dahin ein Bollwerk gegen die Südexpansion der Illyrer gebildet hatte, zusammen. 230 kamen dementsprechend Hilferufe aus Epirus, 229 aus Kerkyra, Epidamnus und Apollonia - letztere wandten sich allerdings an Ätolier und Achaier. Die Ätolier wiederum verfolgten selbst expansionistische Pläne gegenüber den Städten im Nordwesten Griechenlands, wie die Belagerung von Medeon 232 v. Chr. belegt.
Demetrios von Pharos war mit dem Illyrerkönig Agron im Bunde, der das Festland zwischen Kerkyra, das er ebenfalls besaß, und Pharos (auf Hvar) dominierte. Nach seinem Tod schloss sich Demetrios seiner Witwe Teuta an, in deren Auftrag er Epirus und sogar den Peloponnes angriff. Zum Lohn wurde er Statthalter von Kerkyra. Doch bald kehrte er Teuta den Rücken und unterstützte Rom, wofür ihm die lokale Herrschaft zugesprochen wurde. Erst als er begann, die Kykladen zu plündern, bekämpfte ihn Rom. Aemilius Paullus attackierte Demetrios, dem 6.000 Mann zur Verfügung standen, und besiegte die Illyrer, die ihrem Handel und ihrem politischen Ausgreifen nach Osten im Wege standen. Demetrios floh zu Philipp V. von Makedonien, um ihn von einer Allianz mit dem Karthager Hannibal gegen Rom zu überzeugen. 214 v. Chr. kam er in Messenien ums Leben.
Genthios war der letzte illyrische König. Er regierte von 180 bis 168 v. Chr. in Scodra und gehörte den Labeaten an. Das Gebiet von Scodra, vormals Residenzstadt der Könige, wurde als Vasallenstaat der Römer organisiert. Dort herrschte zuerst Pinnes, der Stiefsohn Teutas, ihm folgten Skerdilaidas (212–206), Pleuratos II. (206–180) und zuletzt Genthios. Er war mit Etuta verheiratet50 (oder Etleua)51, der Tochter des Dardanen Monunios. 180 machten sich die Delmaten jedoch von den Labeaten unabhängig. 171 war Genthios bzw. Gentius noch mit Rom gegen Makedonien verbündet, doch zwei Jahre später ging er ein Bündnis mit dem Makedonenkönig Perseus ein, mit dem Rom im Streit lag. Genthios ließ zwei römische Gesandte gefangen nehmen und verwüstete das Gebiet der Städte Apollonia und Dyrrhachium, die mit Rom verbündet waren. 168 unterlag er jedoch einem Heer unter Führung des Prätors Lucius Anicius Gallus vor seiner Hauptstadt. Er wurde gefangengenommen und nach Rom verbracht. Dort musste er 167 am Triumphzug des Lucius Anicius Gallus teilnehmen.
Epirus wurde 148 v. Chr. der neu gebildeten Provinz Macedonia angeschlossen. Auslöser für die Einrichtung von Provinzen im illyrischen Gebiet war ein das gesamte Reich erschütternder Aufstand. Dieser begann während des Aufmarsches der Legionen des Tiberius und des Gaius Sentius Saturninus gegen Maroboduus, den König der Markomannen im Gebiet der Boier.
Mit bis zu fünfzehn Legionen unter dem Oberbefehl des Tiberius wurden die Stämme der Breuker und deren Nachbarn an der unteren Save schließlich besiegt. Etwa die Hälfte aller im gesamten Reich verfügbaren Legionen musste dazu aufgeboten werden.
Spätestens unter Kaiser Trajan wurde eine eigene, kaiserliche Provinz Epirus eingerichtet. Unter Diokletian (284-305) entstand in Nordalbanien wiederum eine Provinz mit dem Namen Epirus nova, das von der bisherigen Provinz Epirus vetus unterschieden wurde. Kaiser Diocletian richtete zudem die Provinz Praevalitana mit der Hauptstadt Doclea ein, aber auch Scoder und Risinium werden genannt. Die Provinz umfasste Montenegro, den Norden Albaniens und den westlichen Rand des Kosovo und war zunächst der Diözese Moesia, dann Dacia zugeordnet.
312 kam der westliche Teil des Imperiums an Konstantin I., nachdem er seinen Gegner Maxentius vor Rom besiegt hatte. 395 kam es bei der Reichsteilung an das Oströmische Reich, die Bucht von Kotor an das Weströmische Reich.52 Die Trennlinie zwischen West- und Oströmischem Reich verlief zwischen den Provinzen Praevalitana und Dalmatia.
376 wurden Goten so sehr von den Hunnen bedrängt, dass sie an der unteren Donau ins Römische Reich aufgenommen wurden.53 Die Goten drangen 379, nachdem sie im Vorjahr Kaiser Valens in der Schlacht von Adrianopel besiegt hatten, bis zu den Julischen Alpen vor. Im Januar 395 starb Kaiser Theodosius, der 380 das Christentum als Staatsreligion durchgesetzt hatte, das Imperium wurde endgültig in das Weströmische und das Oströmische Reich aufgeteilt. Nach Honorius'’ Tod im Jahr 423 bestimmte der Ostkaiser die Politik im Westreich. 455 plünderten die Vandalen Rom und besetzten Sardinien und Sizilien. Der Magister militum Ricimer beherrschte für einige Jahre die Politik im Westen, bis Konstantinopel Julius Nepos unterstützte, der von Dalmatia nach Italien marschierte. Dieser wiederum wurde 475 von Orestes gestürzt und vertrieben, der seinen eigenen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser erhob, der seinerseits im August 476 von Odoaker gestürzt wurde. Damit endete formal das weströmische Kaisertum, spätestens jedoch, nachdem 480 Julius Nepos in Dalmatien ermordet worden war. Odoaker erkannte die Herrschaft des Ostkaisers formal an. Er wurde jedoch 493 von Ostgoten gestürzt, die ihn im Auftrag des oströmischen Kaisers in Italien angegriffen hatten. Sie beanspruchten bald die ehemals weströmischen Gebiete bis in unmittelbare Nachbarschaft Albaniens.
Mit der Rückeroberung von Teilen des Weströmischen Reiches, also insbesondere des Vandalenreichs in Nordafrika und des Ostgotenreichs in Italien, wurde zugleich der Balkan auf Anweisung Kaiser Justinians massiv befestigt. So ließ der Kaiser 600 Festungen bauen, wohingegen im asiatischen Teil des Reiches nur ein Achtel dieser enormen Menge entstand.54 Eine albanische Inschrift aus Ballshi bei Bylis belegt, dass Viktorinus, der Architekt Justinians, die Festungen in den Provinzen Moesia, Scythia Minor, Illyricum und Thracia errichten ließ. In Albanien ließen sich allerdings nur drei Forts aus dem 6./7. Jahrhundert identifizieren. Diese waren Drisht-Shkoder, Shurdhah und Kruja.55
Nicht lange danach kamen Slawen, die zunächst nur Raubzüge und Plünderungen unternahmen, sich aber dann auf der gesamten Balkanhalbinsel ansiedelten (siehe hierzu Landnahme der Slawen auf dem Balkan).
Die Awaren griffen bereits ab 570 an und slawische Gruppen fielen im 7. Jahrhundert ein. Ende des Jahrhunderts eroberten die Bulgaren den Großteil des Balkans und erweiterten ihr Einflussgebiet bis nach Zentralalbanien. Die Eroberer zerstörten griechische, römische und illyrische Zentren, unter anderem Byllis und die infolge der slawischen Eroberungen verlassene Amantia.56
Slawen und Awaren drangen dabei weit in den Balkan vor. In den Jahren 600 und 616 zogen große Verbände Richtung Konstantinopel, erneut 626, um gemeinsam mit den Awaren die byzantinische Hauptstadt zu belagern. 618 erreichten Slawen den Peloponnes, 623 gar Kreta. Ob sie auf Beute aus waren, oder ob sie sich dort ansiedeln wollten, ist unklar.57
Die Städte des Hinterlandes wurden vielfach aufgegeben, nur an den Küsten konnten sich oströmisch-byzantinische Städte halten. Im 9. Jahrhundert kam es darüber hinaus zu Angriffen der Araber, die bis weit in die Neuzeit als Sarazenen bezeichnet wurden. Muslimische Flotten griffen zahlreiche Orte entlang der Adriaküste an. Während die Vorbevölkerung, so sie nicht geflohen war, im Landesinneren schnell slawisiert wurde, konnte sich besonders auf den Inseln und in den Küstenstädten die romanische Bevölkerung halten. Im Besitz der Seeküste, erbauten die dalmatinischen Slawen Flotten, mit denen sie sowohl Seeraub als auch Handel trieben. Muslime setzten derweil in der Seeschlacht vor der Insel Sansego (Susak, südöstlich von Pula) den Venezianern schwer zu und standen 875 vor Grado.
Erst die Makedonische Dynastie erreichte die Unterwerfung unabhängiger slawischer Gruppen auf dem Peloponnes um 850, im Thema Dalmatia (869) erlangte Konstantinopel wieder die Kontrolle über die Küstenstädte Risan, Kotor, Bar und Budva, während sie zuvor wieder die Herrschaft über Südalbanien erlangt hatte. Jedoch expandierte ab den 840er Jahren das Bulgarenreich in den albanischen Raum.
Der Großteil Albaniens wurde ab den frühen 840er Jahren dem Ersten Bulgarischen Reich unter der Herrschaft von Khan Presian I. angeschlossen.60 861 besetzten die Bulgaren Ohrid, 914 war Dyrrhachion im Norden Albaniens die einzige byzantinische Stadt. Sie kam 998 gleichfalls an die Bulgaren, unterstellte sich jedoch 1005 wieder Byzanz. Ende des 9./Anfang des 10. Jahrhunderts traten an die Stelle der beiden Provinzen Alt- und Neu-Epirus die byzantinischen Themen Dyrrhachion im Norden und Nikopolis im Süden.
Zu dieser Zeit erfolgten zahlreiche Stadtgründungen durch die Bulgaren, zumeist jedoch erweiterten sie nur eine bestehende Siedlung (zum Beispiel Pogradec am Ohridsee). Die Festungen des inneren Berglandes verblieben lange letzte Hochburgen der Bulgaren, bevor sie von den Byzantinern 1018 und 1019 während der Zerschlagung des Ersten Bulgarischen Reichs erobert wurden.
Die längste Zeit in dieser Periode blieben einige Hafenstädte in byzantinischer Hand wie Dyrrachium. 1040 rebellierte der bulgarische Feldherr Tichomir in der Region von Durrës gegen die Steuerlast der byzantinischen Verwaltung. Bald erfasste die Rebellion ganz Albanien und vereinigte sich später mit den Rebellen von Peter Deljan. Nach der Niederlage der Bulgaren im Jahr 1041 übernahmen die Byzantiner wieder die Herrschaft über Albanien. 1072 wurde ein weiterer Aufstand unter Georgi Vojteh (Mitglied der Kawkhanen) von Byzanz niedergeschlagen.
Man nimmt an, dass es bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. eine eigenständige Sprache gab, die als Vorgängersprache des Albanischen gilt.61 Jedoch ist die Quellenlage äußerst ungünstig, wenn auch albanische Forscher lange Zeit eine illyrische Herkunft in Anspruch nahmen. Anzeichen dafür schien ihnen die Komani-Kruja-Kultur zu sein, für die sie die Bezeichnung „proto-albanische Kultur“ bevorzugten, die sich von Nordalbanien bis Thessalien erstreckt, und die etwa Artefakte der awarischen, aber auch der römischen und der byzantinischen Kultur aufweist. Diese könnten aber genauso gut von angesiedelten Soldaten der spätantiken bzw. frühmittelalterlichen römischen Armee stammen.62 Spätestens seit Milan Šufflay, dem eigentlichen Begründer der mittelalterlichen Geschichte der Albaner, wird diskutiert, ob die ethnische Entwicklung der späteren Albaner aus einer ethnisch-kulturellen Mischzone hervorging, oder, wie es vielfach albanische Historiker sahen, ob es schon sehr früh einen ethnischen Kern gab, der in origineller Weise kulturelle Impulse von außen aufnahm und verarbeitete. Die äußersten Grenzen bilden bei dieser Debatte das 6. und 7. Jahrhundert mit der slawischen Zuwanderung, und das 14. Jahrhundert mit der osmanischen Eroberung und der für die Zeitgenossen spürbaren Südwanderung der Albaner. Erstmals taucht Albanien im Geschichtswerk (Alexiade) der Kaisertochter Anna Komnena auf, also erst in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Jedoch ist die Bezeichnung des Raumes Albanien unklar, denn in der griechischen Form Arbanon bezeichnete es Mittelalbanien, das Bergland um das Matital. Italienische Quellen verweisen um 1400 darauf, dass der Raum zwischen Kotor im Norden und Naupaktos im Süden als Albanien bezeichnet wurde.63
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zerfiel die Herrschaft des Byzantinischen Reiches über den Balkan. Dazu trugen Wanderungsbewegungen großer Völker, wie der Seldschuken im Osten und der Petschenegen im Norden ebenso bei, wie die Angriffe der süditalienischen Normannen, aber auch zentrifugale Tendenzen innerhalb des Reiches. Erste Gebiete im Westen des Reiches machten sich bereits in den 1040er Jahren unabhängig. Unter Mihailo (1046-81) und dessen Sohn Bodin (1081-1101) erreichte die Duklja ihre größte Machtausdehnung. Bodin gelang die Besetzung Dyrrhachions. Nach seinem Tod brach das Königreich der Duklja jedoch auseinander, und der Schwerpunkt der serbischen Lande verlagerte sich - sieht man von einem Intermezzo unter dem Sohn Jakvintas Đorđe Vojisavljević ab, der 1114 bis 1118 und 1125 bis 1131 König von Dioklitien war - nach Raszien, unter dessen Herrschaft später auch die Duklja kam.
Bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zeigten sich erste Anzeichen, dass Konstantinopel die Region immer weniger beherrschen konnte. Nach der Niederlage des byzantinischen Kaisers gegen die Seldschuken in der Schlacht von Manzikert (1071) im Osten Anatoliens und dem Verlust großer Teile Kleinasiens, verstärkte sich diese Tendenz des Erstarkens regionaler Mächte. 1076 machte sich Kroatien unabhängig und erhob einen König, die Petschenegen überschritten die Donau. Erst nach einer schweren Niederlage 1091 in der Schlacht von Levounion zogen sie sich wieder hinter die Donau zurück.
1077 erhob sich Konstantin Bryennios in Dyrrhachium gegen Konstantinopel. Die Situation an der Adria und zugleich in Kleinasien war für Byzanz nicht mehr zu kontrollieren, zumal die Normannen Süditaliens 1081 begannen, Albanien zu erobern und Richtung Thessaloniki vorzustoßen. Sie besetzten Korfu und die bedeutenden albanischen Küstenstädte, wie Butrint, Valona und Dyrrhachion, wo sie am 18. Oktober 1081 die Byzantiner schlugen. Sie stießen nach Kastoria und Thessaloniki vor. Nur mit venezianischer Hilfe konnte diese Gefahr abgewehrt werden, zugleich gelang es, die Seldschuken, die bereits an der Ägäis standen, zurückzuschlagen.
Nach einem Aufstand in Rascien (1149) gelang es Konstantinopel, Serbien zurückzugewinnen. Zwar kam es 1168 zu einem erneuten Aufstand, doch siegte Byzanz abermals 1172. Diese letztmalige Herrschaft Konstantinopels endete 1183. Kaiser Manuel I. Komnenos unternahm 1149 und 1150 Strafexpeditionen, 1165 siegte ein kaiserliches Heer.
Serbien machte sich von Byzanz nach 1180 unabhängig, während die Ungarn und Kumanen - letztere saßen seit 1171 statt der Petschenegen nördlich der Donau - den Tod Kaiser Manuels I. nutzten, um ihre Gebiete auszudehnen. Nemanja fiel 1183 gemeinsam mit Ungarn in das Byzantinische Reich ein und plünderte Niš und Sofija. Dann vereinigte er die Zeta mit seinem Reich und legte damit den Grundstein für das spätere serbische Großreich.
Die Normannen Süditaliens versuchten ab 1181 abermals Byzanz zu erobern, besetzten im Juni 1185 Dyrrhachion und marschierten Richtung Thessaloniki. Sie mussten aber abziehen, nachdem sie Alexios Branas geschlagen hatte. Ihre Niederlage ließ jedoch das Reich keineswegs zur Ruhe kommen. Der Feldherr, dem es gelungen war, die Normannen zu besiegen, wurde 1186 zum Kaiser erhoben. Doch er unterlag vor Konstantinopel.
Schließlich beunruhigte Kaiser Friedrich Barbarossa, der den Dritten Kreuzzug quer durch das Reich anführte, den Balkan. Am 27. Juli 1189 traf Stefan Nemanja mit Kaiser Friedrich in Niš zusammen. 1190 musste Byzanz den Staat der Serben anerkennen, der jedoch seinerseits 1202 unter ungarische Oberhoheit geriet.
Der byzantinische Machtbereich auf dem Balkan zerfiel nun rapide. Bulgarien machte sich wieder unabhängig und wehrte Rückeroberungsversuche ab. 1194 und 1195 errangen bulgarische Heere Siege gegen die kaiserlichen Truppen. Hingegen konnte sich das Reich des Ivanko südlich von Philippopel nur bis 1198 halten. Die Bulgaren ihrerseits zerschlugen das Reich des Dobromir Chrysos, das etwa 1196 bis 1198 in Mazedonien bestand. Damit dehnten sie ihren Machtbereich bis an den Ohridsee aus.
An der östlichen Adria gewann schon seit dem 10. Jahrhundert Venedig immer mehr an Macht, dehnte seinen Herrschaftsbereich über Dalmatien und Istrien aus.64 Kaiser Alexios I. übertrug dem Dogen den Titel „Herzog von Dalmatien und Kroatien“. Zugleich öffnete er den Venezianern die Märkte des Reiches unter so günstigen Bedingungen, dass sie zu den mächtigsten Verbündeten wurden, aber auch die Wirtschaft des Staates in ihrem Sinne umwandelten. Zudem nutzten sie die äußeren Bedrohungen des Reiches aus, um eigene Expansionspläne in der Adria zu verfolgen. Mitte des 11. Jahrhunderts war Zara venezianisch und 1076 erklärten Split, Traó, Zadar und Biograd, jede Verbindung mit den Normannen, mit denen Venedig im Krieg stand, als Hochverrat betrachten zu wollen. 1125 eroberte die Flotte des aus dem Heiligen Land zurückkehrenden Dogen Domenico Michiel große Teile Dalmatiens, stieß dabei allerdings auf ungarischen Widerstand. So fiel noch vor 1138 Split, vor 1151 Traú an die Ungarn.
Mit dem Wiedererstarken der byzantinischen Macht, die sich 1165 Spalatos bemächtigte, trat neben Venedig und Ungarn eine dritte politische Kraft auf den Plan, zu der sich außerdem noch die Normannen Süditaliens gesellten. Diese unternahmen allein vier Versuche, sich am Ostufer der Adria festzusetzen, was ihnen zeitweise in Ragusa gelang (1186), während Byzanz ab 1176 stärker auf dem anatolischen Kriegsschauplatz beschäftigt war. Dabei war Ragusa 1171 von Venezianern erobert worden, nachdem der byzantinische Kaiser sie aus Konstantinopel hinausgeworfen hatte. Den fortgesetzten Konflikt beendete erst der Vierte Kreuzzug mit der Eroberung Konstantinopels und der Aufteilung des Byzantinischen Reichs.
Ende des 12. Jahrhunderts entstand das erste albanische Fürstentum, das Fürstentum von Arbër (oder Arbëria). Es wurde um 1190 im Norden des Landes mit Kruja als Hauptstadt gegründet.65 Als Gründer werden Progon, später auch Gjin und Dhimitër genannt, seine Söhne. Gëziq oder Ndërfandina in der Mirdita war dabei das wichtigste Zentrum des Fürstentums. Dafür sprechen verschiedene Funde aus der katholischen Kirche der Heiligen Maria (alb. Shën Mëri).66 Nach dem Sturz des Hauses Progon kam das Fürstentum unter die Herrschaft von Gregor Kamona und Gulam von Albanon. Letztendlich wurde das Fürstentum 1255 aufgelöst.
Dhimitër Progon (Demetrius) regierte von 1208 bis 1216 und folgte damit seinem Bruder Gjin. Päpstliche Quellen bezeichnen ihn als „judex“67 (Richter) und „princeps arbanorum“68, während byzantinische Schriften ihm den Titel megas archon (großer Archon) geben. Er heiratete Komnena, die Tochter des serbischen Prinzen Stefan Nemanja und Enkelin des byzantinischen Kaisers Alexios III. Angelos, und erhielt so den Ehrentitel panhypersebast.
Auf der Suche nach Alliierten unterzeichnete Dhimitër (Demetrius) 1209 einen Pakt mit der Republik Ragusa und begann Verhandlungen mit Papst Innozenz III. über die Konversion zum Katholizismus. Auf diese Art suchte er Verbündete gegen Venedig. Der Papst gab Nicolaus, dem Erzdiakon von Dyrrhachium, Anweisung, ihn im katholischen Glauben zu unterweisen.69 Doch wenig später starb der Erzbischof und der lokale Vertreter Venedigs riss die Kirchengüter an sich. Nun riss wiederum Dhimitër und sein griechischer Verbündeter die Kirchengüter rund um die Stadt an sich. Infolgedessen wurde er von Rom exkommuniziert. Dieser Vorgang hatte seine Ursache aber auch darin, dass Dhimitër glaubte, nachdem er die nördlich seines bisherigen Machtgebiets gelegene Zeta (Montenegro) inzwischen beherrschte, keine westlichen Verbündeten mehr gegen Venedig zu brauchen. So dauerte das „Abenteuer“ der Katholisierung nur von Februar 1208 bis August 1209. Mit dem Tod des Dhimitër im Jahr 1216 erscheint der Begriff Principatum Albaniae nicht mehr in den Quellen.70
Dhimitër hatte keinen legitimen Sohn. Seine Witwe Komnena heiratete den albanischen Adligen Gregor Kamona, der später seine Nachfolge antrat.71 Unter seinem Nachfolger Gulam löste sich das Fürstentum 1255 auf.
Auslöser für den Versuch, sich und sein Volk zu katholisieren, war das schnelle Vordringen der Venezianer, die Anspruch auf drei Achtel des Byzantinischen Reiches erhoben. Mit dem Vierten Kreuzzug (1202-04) gelang es Venedig nämlich erneut, in der Romania Fuß zu fassen, nachdem der byzantinische Kaiser 1171 die Venezianer aus dem Reich ausgewiesen hatte. 1204 fiel Konstantinopel, das Reich wurde unter den Führern des Kreuzzugs aufgeteilt, den Kern bildete das Lateinische Kaiserreich, das bis 1261 bestand.
Vertragsgemäß nahm Venedig drei Achtel des Byzantinischen Reiches in Anspruch. Dazu gehörte auch die gesamte albanische Küste. 1205 bis 1214 war Dyrrhachion venezianisch, ebenso wie Ragusa und andere Stützpunkte entlang der adriatischen Küste bis hinunter zum Peloponnes und nach Kreta. Zwar gelang es albanischen Clans und Zeta-Raszien, sich sowohl von Byzanz, als auch von den Kreuzfahrerstaaten unabhängig zu halten, doch bald trat hier der Despotat Epirus als konkurrierende, äußerst expansive Macht auf. Dort konnte ein Prinz der gestürzten byzantinischen Herrscherfamilie der Angeloi, Michael I. Komnenos Dukas Angelos, Allianzen mit albanischen Stammesführern schließen und den Despotat mit der Hauptstadt Ioannina gründen, der neben Nordwestgriechenland auch ganz Albanien umfasste. Nur das Bergland im Norden gehörte zu Raszien. Michael I. vertrieb nach und nach die Venezianer aus diesen Gebieten, die hier noch von 1210 bis 1213 eine Oberhoheit ausgeübt hatten. Ihm gelang 1214 die Einnahme Dyrrhachions, das jedoch mehrfach den Besitzer wechselte, dann besetzte er Korfu. 1215 folgte Ochrid. Sein Halbbruder und Nachfolger Theodor I. besetzte 1224 das Königreich Thessaloniki, 1225 Adrianopel. Damit begann ein von mehreren Mächten geführter „Run“ auf Konstantinopel statt, auf die Eroberung des Lateinischen Kaiserreichs. 1225/27 rief sich der Despot dementsprechend zum Kaiser aus, zum Basileus. Keine der übrigen balkanischen Regionalmächte schien ihn aufhalten zu können, zumal er sich mit Bulgarien verbündete. Doch am 9. März 1230 setzten sich in der Schlacht von Klokotniza die Bulgaren gegen ihn durch und standen wenige Jahre später vor den Mauern Konstantinopels. Epirus zerfiel in vier Einzelherrschaften. Die Bulgaren setzten sich nun ihrerseits an der Adriaküste fest, doch gelang es Theodor 1237, ein neues Bündnis mit ihnen zu schließen.
Seit 1230 war ein anderer Splitterstaat des Byzantinischen Reichs immer mächtiger geworden, nämlich das kleinasiatische Nikaia. Nach dem Tod des bulgarischen Zaren Iwan Asen II. im Jahr 1241 lud der Kaiser von Nikaia, Johannes III., Theodor zu einer Konferenz ein, die eine gemeinsame Politik gegen Bulgaren und Lateiner vorbereiten sollte. 1241 ließ ihn Johannes III. jedoch während der Beratungen verhaften. Nikaia gelang es 1246 Ostthrakien zu erobern, es folgte Thessaloniki, schließlich wurde 1256 Dyrrhachion besetzt.
Der Despot von Epirus unter Führung des Neffen Theodors, Michael II., suchte nach Verbündeten und fand sie in Süditalien. Nikaia nahm derweil Kontakt mit albanischen Gruppen auf, doch wurden die Unterhändler zurückgeschickt, denn sie bevorzugten das Bündnis mit Epirus. Michael II. gab seine Tochter Helena dem Staufer Manfred zur Ehe, wofür sie als Mitgift die Region zwischen Korfu, Dyrrhachium, Berat und Butrint erhielt. Michael II. verbündete sich mit Lateinern, d. h. seinem Schwiegersohn Manfred, Wilhelm von Villehardouin, dem Herrn der Morea, Guido I., dem Herrn von Athen, seinem unehelichen Sohn Johannes, der in Thessalien residierte, und den Walachen, die sich in Thessalien angesiedelt hatten. Michael VIII., dem Nachfolger Theodors, des Kaisers von Nikaia, kam zu Ohren, dass sich dies weit ausgreifende Allianz gegen ihn zusammengefunden hatte. Er stellte ein vorwiegend aus kumanischen und seldschukischen Söldnern bestehendes Heer auf, das bereits im März 1259 in Makedonien stand. Johannes, der Bruder des neuen Kaisers, besetzte Ohrid und drang nach Albanien vor, noch ehe sich die Epiroten mit ihren Verbündeten vereinigt hatten. Im Spätsommer 1259 schlug diese Armee die inzwischen zerstrittenen Verbündeten bei Pelagonia (bei Bitola). Michael II. hatte aufgrund dieser Streitigkeiten das Schlachtfeld mit seinen Truppen eilig verlassen. Trotz der Niederlage gelang es ihm, sich zu halten und bald seinen Machtbereich wieder auszudehnen, und auch Manfred konnte einige verlorene Festungen zurückerobern. Dennoch war Nikaia deutlich erstarkt, was sich besonders zeigte, als in einem Handstreich Konstantinopel 1261 wieder in seine Hand fiel.
Doch Michael verlor seinen wichtigsten Verbündeten, der sich einer mächtigen Konkurrenz im Süden Italiens ausgesetzt sah. Allein der (nun wieder) byzantinischen Übermacht ausgeliefert sah sich Michael gezwungen, mit Konstantinopel zu verhandeln. So musste er 1265 einen wenig vorteilhaften Frieden mit dem Kaiser schließen. Nach Manfreds Tod im Kampf gegen Karl I. von Anjou (1266) fiel das süditalienische Gebiet einschließlich Sizilien an den Franzosen.
Schließlich unterlag die Armee Karls von Anjou, der von Süditalien aus ebenfalls einen groß angelegten Versuch unternahm, Konstantinopel zu erobern, 1281 beim südalbanischen Berat gegen die byzantinische Armee. 1272 hatte er die Hafenstadt Dyrrhachium erobert und ein albanisches Königreich (Regnum Albaniae) gegründet, das während seiner maximalen Ausdehnung den Hauptteil Albaniens sowie die griechische Insel Korfu umfasste. Er bezeichnete sich im Februar 1272 als „König Albaniens“. Sein Reich erstreckte sich auf dem Balkan von Durazzo bis zum Kap Linguetta (bei der Halbinsel Karaburun) mit nicht klaren Grenzen im Landesinneren. Bald darauf folgte eine Gegenoffensive der Byzantiner, die die Anjou aus dem Landesinneren bis 1281 vertrieb. 1282 sorgte schließlich die Sizilianische Vesper, ein Volksaufstand gegen die Anjou, dafür, dass die Franzosen die Insel verlassen und ihre Eroberungspläne zunächst aufgeben mussten. Das (Erste) Königreich Albanien (Regnum Albaniae), das von Karl I. von Anjou gegründet worden war, bestand bis 1368 fort. Doch schrumpfte es durch den Druck des Despotats Epirus auf eine kleine Region um Durrës zusammen, bis es 1368 vom albanischen Fürsten Karl Thopia endgültig erobert wurde.
Dem Despoten von Epirus folgte 1267 sein Sohn Nikephoros (1267-1293), dann dessen Sohn Thomas (1293-1318) als letzter Komnene auf dem Thron. Mit seiner Ermordung durch den Sohn seiner Schwester gelangten die Orsini auf den Thron. Doch Nikola Orsini, der zur orthodoxen Kirche übertrat, wurde selbst 1323 ermordet, so dass ihm sein Bruder und Mörder Giovanni als Johannes I. nachfolgte (1323-1335). Um dem anhaltenden Druck der Anjou zu begegnen, die weiterhin versuchten, das Lateinische Kaiserreich wieder zu errichten, verbündete sich Johannes mit den Byzantinern. Er erkannte die Oberherrschaft des 1328 zur Alleinherrschaft gelangten Kaisers Andronikos III. an und heiratete Anna, die Tochter des Protovestiars Andronikos Palaiologos, der im nördlichen Epirus Provinzgouverneur war. Den Anjou gelang daraufhin die Einnahme von Vonitsa und die Besetzung der Insel Leukas. Danach verbündeten sich die Anjou mit einigen albanischen Stammesführern, belagerten Arta und zwangen so Johannes wieder, ihr Vasall zu werden. Die Albaner von Kolonja, Devoll und von Ochrid schlossen sich Byzanz an. Der Despot wurde seinerseits von seiner Frau Anna aus dem Palaiologenhaus ermordet (?), die für ihren minderjährigen Sohn Nikephoros herrschte (bis 1358). Er kam bei Kämpfen mit Albanern ums Leben, die immer wieder in sein Land eindrangen. Byzanz seinerseits hatte schon 1338 eine Strafexpedition gegen sie ausgesandt, da sie das Gebiet um die Festungen Berat, Kanina, Klisura und Skrapari unsicher machten.72 Kaiser Andronikos III. ließ seine Truppen 1336 in Ioannina einmarschieren. In den folgenden zwei Jahren bekämpfte er erfolgreich die mittlerweile in Thessalien und Epirus ansässigen albanischen Stämme. Der innergriechische Kampf der folgenden Jahre um die Macht in Epirus endete zwar mit einem byzantinischen Sieg und Byzanz fielen alle wichtigen Städte und Burgen des Landes von Berat im Norden bis Arta im Süden zu, aber albanische Stammesführer kontrollierten nach 1340 das flache Land und der byzantinischen Verwaltung blieb nichts übrig, als sich mit ihnen zu arrangieren, denn der Großteil der Truppen war nach dem Tod des Andronikos (1341) im Osten in einen langwierigen Bürgerkrieg verwickelt. Diesen nutzte wiederum die neue Großmacht Serbien, um das gesamte Gebiet bis an den Golf von Patras zu besetzen. In Epirus setzte der serbische Zar Dušan seinen Halbbruder Simeon Uroš Palaiologos als Regenten ein. Zur Festigung seiner Position heiratete dieser Thomais, die Tochter der Anna Palaiologina und Schwester Nikephoros II. Byzanz war endgültig zur Regionalmacht reduziert.
Der serbische Herrscher Milutin (1282-1321), der die Expansion nach Süden auf Kosten des Byzantinischen Reiches wieder aufnahm und Westmazedonien eroberte, aber auch nach Norden bis zur Donau-Save-Linie bulgarisches Gebiet an sich riss, eroberte 1295 Dyrrhachium. In den folgenden Jahrzehnten dehnten die Serben ihr Territorium weit in griechisches Gebiet aus und besetzten Albanien. So entstanden zwei serbische Königreiche, das nemanjidische Serbien mit Makedonien unter Milutin und das nördliche Königreich, das sich stärker an Ungarn orientierte.
Milutin schloss aus innenpolitischen Gründen Frieden mit Konstantinopel. Er verstieß seine dritte Frau, die Bulgarin Anna, und heiratete Simonida, die achtjährige Tochter des Kaisers Andronikos II. Kurzzeitig unterstützte er zwar die Ambitionen Karls I. von Valois, ein neues Lateinisches Kaiserreich in Konstantinopel zu errichten, 1313 jedoch unterstützte er Byzanz gegen die Osmanen. Der byzantinische Einfluss im Innern wuchs, das dortige Beamtensystem wurde übernommen, ebenso wie das Steuersystem. Auch die Verwaltung der Provinzen wurde nach byzantinischem Vorbild geändert, das Pronoia-System wurde weiter ausgebaut, was einer Art Lehenssystem gleichkam, in dem der Feudalherr auf Lebzeiten die Nutznießung von Gütern gegen Kriegsdienste erhielt. Die Landbevölkerung entrichtete ihre Steuern durch Fronarbeiten, in Naturalien oder in Form von Geld.
Im Byzantinischen Bürgerkrieg stand Serbien auf Seiten Kaiser Andronikos II. Als jedoch Andronikos III. siegte, schloss der Kaiser mit den Bulgaren ein Bündnis gegen die Serben. In der Schlacht bei Welbaschd (Küstendil) am 28. Juli 1330 wurden die Bulgaren vernichtend geschlagen. Doch der ehrgeizige Sohn Stefan Dečanskis, Stefan Dušan, zwang 1331 seinen Vater zum Rücktritt und ließ ihn ermorden.
Stefan Dušan konnte auf die uneingeschränkte Anerkennung der seit 1166 herrschenden Nemanjidendynastie setzen.73 Nachdem er seine Machtstellung gefestigt hatte, zog Dušan nach Süden und eroberte Prilep, Ochrid, Strumica und Kostur. Zunächst schloss er jedoch Frieden mit Byzanz, da die Ungarn seine Nordgrenze bedrohten. Ebenso war er mit Ragusa zu einer Vereinbarung gekommen. 1340 eroberte Dušan Drac und Ioannina und legte sich den Titel eines Königs von Albanien zu. 1334 kam Ohrid an Serbien, womit er erstmals in Konflikt mit Byzanz geriet, ein Konflikt, zu dem ihn der byzantinische Magnat und Feldherr Syrgiannes überredet hatte. Doch dieser kam bei der Belagerung von Thessaloniki ums Leben, so dass der serbische und der byzantinische Herrscher Frieden schlossen. Kaiser Andronikos gelang es, bis 1335 Thessalien und bis 1340 Epiros zurückzuerobern. Dušan war vorsichtig genug, sich 1340 in Venedig das Bürgerrecht zu sichern, um im Fall des Falles eine sichere Zuflucht zu haben.74
Nach dem Tod Kaiser Andronikos' III. (1341) suchte der Regent Johannes Kantakuzenos 1342 Hilfe bei den Serben. Die beiden Verbündeten eroberten die Städte, die sie überwältigen konnten, für sich, doch Veria, auf das der serbische Herrscher Anspruch erhob, ergab sich Kantakuzenos. Dušan wechselte nun die Seite. Von 1343 bis 1345 kämpfte er im Rahmen des Byzantinischen Bürgerkriegs um die Vorherrschaft in Makedonien und Thrakien.
Dušan strebte nun das Kaisertum an. Nach östlicher Auffassung war dies nur durch einen Patriarchen möglich. 1346 trat in der Hauptstadt Skopje eine Synode zusammen, die aus dem Erzbischof von Serbien, dem Patriarchen von Trnovo, dem Erzbischof von Ochrid und Vertretern des Athos bestand. Sie erhoben den Erzbischof Joanikije zum ersten serbischen Patriarchen mit Residenz in Peć. Der Patriarch von Konstantinopel verhängte die Exkommunikation über die serbische Kirche, die er bis 1375 aufrechterhielt. Dušan wurde am 16. April 1345 in Anwesenheit der Synode zum „Kaiser der Serben und Griechen, der Bulgaren und Albaner“ gekrönt, womit er seinen weitreichenden Ehrgeiz skizzierte. 1348 besetzte Serbien weite Teile von Thessalien und Epiros. Mit Hilfe der Venezianer versuchte Dušan nun, Konstantinopel zu erobern. Doch Venedig verbündete sich mit Kantakuzenos, dem späteren Kaiser Johannes VI.
Im Innern ordnete Dušan 1349 die Rechtsverhältnisse durch ein Gesetzbuch, das Zakonik. Der ältere Nomokanon des Hl. Sava beruhte hauptsächlich auf dem orthodoxen Kirchenrecht und hatte sich gegenüber den veränderten politischen Verhältnissen unter Stefan Dušan als unzureichend erwiesen.
Im Kampf gegen Johannes V. Palaiologos hatte Kantakuzenos die Osmanen zu Hilfe geholt, die zunehmend politisches Gewicht nicht nur in Kleinasien sondern auch in Südosteuropa erlangten. 1351 hatte Dušan ebenfalls eine Gesandtschaft zum osmanischen Sultan geschickt, und ihm seine Tochter zur Ehe angeboten. Diese Art von Heiratsbündnissen durchzog die gesamte Herrschaft des serbischen Zaren. Doch wurde die Gegengesandtschaft der Osmanen ausgeraubt. Kantakuzenos, der Orhan I. (1326-60) als den mächtigsten türkischen Herrscher anerkannte, gab ihm seine Tochter Theodora zur Frau. Ein bulgarisch-serbisches Reiterheer, das den Kaiser unterstützen sollte, erlitt bei Didymoteichon (Dimotike) 1352 eine Niederlage. Die Osmanen machten den Ort für kurze Zeit zu ihrer Hauptstadt, bevor sie 1362 Adrianopel eroberten und sich damit dauerhaft in Europa festsetzten.
1355 starb Zar Dušan. Sein Erbe Stefan Uroš V. (1355-71), konnte nicht verhindern, dass sein Onkel Simeon Thessalien besetzte. Epiros wurde unter albanischen, griechischen und serbischen Familien aufgeteilt. In Ochrid saß der Sebastokrator Branko Mladenovic, in Prilep Vukašin Mrnjavčević. Letzterer führte den Titel eines Königs unter dem Supremat des Zaren. Ihm traute man sogar den Sturz der Nemanjidendynastie zu. Seine Oberhoheit wurde von den serbischen Fürsten in Makedonien und von den Balšić in der inzwischen weitgehend unabhängigen Zeta (Montenegro) anerkannt. Dagegen hatte sich Dušans Halbbruder Simeon Uroš Palaiologos selbstständig gemacht, letzterem folgte auch ein großer Teil der albanischen Fürsten. Letztlich herrschte Vukašin nur über Makedonien. Die zahlreichen südbalkanischen Herrschaften und ihre Rivalitäten boten den Osmanen, die inzwischen auf dem europäischen Festland Fuß gefasst hatten, immer wieder Möglichkeiten, in die Konflikte einzugreifen.
Doch die Machtzersplitterung ging noch weiter. Im Sommer 1358 lieferte sich Nikephoros II., der letzte Despot von Epirus aus der Familie der Orsini, mit albanischen Stammesführern Kämpfe am Acheloos. Der Despot wurde abgesetzt und die Albaner gründeten drei neue Fürstentümer im südlichen Territorium des Despotats. Da eine Vielzahl von albanischen Anführern seinen erfolgreichen Feldzug nach Thessalien und Epirus unterstützten, protegierte und vergrößerte der serbische Zar die genannten Fürstentümer und verlieh ihnen den byzantinischen Titel des Despoten.
Der nördliche Despotat hatte seine Hauptstadt in Arta und wurde vom albanischen Adligen Peter Losha regiert. Das südliche Fürstentum befand sich im akarnanischen Angelokastro (auch Lepanto spielte eine wichtige Rolle, deshalb manchmal auch Despotat von Angelokastro und Lepanto genannt) und wurde von Gjin Bue Shpata regiert. Beide Fürsten erhielten von den serbischen Königen ebenfalls Despoten-Titel. Nach dem Tod Peter Loshas 1374 wurden die Despotate von Arta und Angelokastro unter der Herrschaft von Gjin Bue Shpata vereinigt. Sein Gebiet erstreckte sich vom Golf von Korinth bis zum Fluss Acheron im Norden aus und bestand bis 1416, als es von den Osmanen erobert wurde.
Von 1335 bis 1432 wurden in Albanien und Kosovo fünf Fürstentümer gegründet. Das erste von ihnen war das Fürstentum von Berat, das 1335 von den Muzaka errichtet wurde und neben der Stadt Berat auch die fruchtbare Ebene Myzeqe westlich der Stadt umfasste. Das Fürstentum Albanien, entstanden aus dem Gebiet des (Ersten) Königreichs Albanien, des Regnum Albaniae, war das mächtigste unter den fünf Fürstentümern. Es wurde nach der Auflösung des Regnum Albaniae von Karl Thopia gegründet. Die Herrscher des Fürstentums wechselten immer wieder zwischen der Thopia- und der Balsha-Dynastie bis 1392, als das Gebiet vom Osmanischen Reich erobert wurde. Als Skanderbeg die mittelalbanische Stadt Kruja von den Osmanen befreite und das Fürstentum der Kastrioten neu organisierte, konnte der Nachfolger von Gjergj Thopia, Andreas II. Thopia, die Kontrolle über das Fürstentum Albanien gewinnen. 1444 wurde es zusammen mit anderen albanischen Fürstentümern und Grafschaften in der Liga von Lezha vereinigt.
Als weiteres Fürstentum entstand das Herrschaftsgebiet der Kastrioten, einer von Gjon Kastrioti I. begründeten Dynastie. Es wurde später von den Osmanen erobert, wurde jedoch von Skanderbeg zurückgewonnen. Zudem war das Fürstentum von Dukagjin, das sich über die Malësia e Madhe bis nach Prishtina im Kosovo ausdehnte, von Bedeutung.75 Das fünfte Fürstentum war dasjenige der Arianiten, die über Gebiete Zentralalbaniens herrschten.
Die Fürsten Pal Kastrioti und Theodor Muzaka II. nahmen 1389 an der Schlacht auf dem Amselfeld, bei der beide ums Leben kamen.
Die Bildung vieler kleiner Feudalstaaten erleichterte die osmanische Expansion. Der Despot Ugljes und König Vukašin starben in der Schlacht an der Maritza am 26. September 1371. König Tvrtko I. versuchte zwar die Nemanjidentradition zu beleben, doch Lazar Hrebeljanović und Vuk Branković wurden in kurzer Zeit den Osmanen tributpflichtig. Am 15. Juni 1389 kam es zur Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo polje), wo die Serben unterlagen. Der osmanische Sultan Murad I. wurde zwar von Miloš Obilić erschlagen, doch Brankovic und der Sohn Lazars wurden zu tributpflichtigen Vasallen des Sohns und Nachfolgers des getöteten Sultans Murad, Bayezid I.
Der Nachfolger von Stefan Lazarević Đurađ Branković (1427-1456) konnte den inneren Verfall und das Vordringen der Osmanen nicht aufhalten. Letzten Endes verblieb ihm nur noch das Gebiet um Smederevo im Osten Serbiens. In den Machtkampf zwischen den Söhnen Bayezids I. nach der Niederlage von 1402 gegen Timur, also zwischen Mehmed, Süleyman und Musa, wurden auch die Serben hineingezogen.
Stefan Lazarević unterstützte Mehmed. Branković und Vuk Lazarević unterstützten hingegen Süleyman, der jedoch von seinem Bruder Musa erdrosselt wurde. Das gleiche Schicksal wie Süleyman fand Vuk Lazarević, während Branković den Mordanschlägen Musas entkam. Der neue gemeinsame Feind versöhnte ihn mit seinem Onkel Stefan. Branković erkannte die Oberherrschaft seines Onkels an, regierte aber in seinem Herrschaftsbereich autonom. Aufgrund seiner guten Kontakte sowohl zu den Osmanen als auch zu Byzanz galt er als bester Kenner der osmanischen Verhältnisse, weswegen ihm Stefan immer mehr Befugnissen anvertraute. Er führte 1413 die serbischen Truppen erfolgreich gegen Musa und im Krieg gegen Venedig von 1421-1423, der mit dem Erhalt des Status quo endete. 1427 wurde Branković neuer serbischer Despot, ein Titel, der 1429 vom byzantinischen Kaiser Johannes VIII. bestätigt wurde.
Unter dem enormen Druck des Osmanischen Reichs vereinigten sich die albanischen Fürstentümer am 2. März 1444 zu einer Konföderation. Die Liga von Lezha, benannt nach ihrem Gründungsort Lezha in Nordalbanien, wurde zuerst von Gjergj Kastrioti Skanderbeg und nach dessen Tod von Lekë Dukagjini geführt. Skanderbeg organisierte ein Treffen albanischer Adliger, darunter der Arianiten, Dukagjiner, Spani, Thopia, Muzaka und freie albanische Fürstentümer des Berglandes. Sie beschlossen in Lezha gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen und wählten dazu Skanderbeg zu ihren Anführer. Ihr Vorhaben erforderte neben Truppen gemeinsame Geldmittel, um die hohen Kriegsausgaben zu decken; und so leistete jede Familie ihren Beitrag zum gemeinsamen Fonds der Liga. Gleichzeitig behielt jeder Clan seinen Besitz und seine Autonomie.
Unter Skanderbeg marschierten die albanischen Armeen nach Osten und nahmen strategisch wichtige Städte wie Dibra und Ohrid ein. Zwischen 1443 und 1468 konnten die 10.000 Mann von Skanderbeg mehrfach osmanische Armeen besiegen. Osmanische Erfolge in der eigenen Heimat veranlassten Ungarn, später auch Neapel und Venedig, die finanzielle Unterstützung von Skanderbegs Armee sicherzustellen.
Doch die Osmanen konnten auf erheblich umfangreichere Ressourcen zurückgreifen. Am 14. Mai 1450 erstürmte ein Heer die Stadtburg von Kruja. Diese Stadt war besonders für Skanderbeg bedeutend, da er 1438 (noch vor seiner Rück-Konversion zum Christentum) von den Osmanen zum Subaşı (Stadtvogt) von Kruja bestimmt worden war. Trotz mehrmonatiger Belagerung gelang es den osmanischen Kräften nicht, die Stadt einzunehmen. Im Juni 1466 führte Sultan Mehmed II. eine 150.000 Mann starke Armee nach Kruja und massakrierte die albanischen Kräfte. Auch nach dem Tod Skanderbegs im Jahr 1468, dessen Ruf bis nach Westeuropa reichte, hielten die Auseinandersetzungen bis 1481 an, als die von Lekë Dukagjini geführten albanischen Kräfte von den zahlenmäßig und technisch überlegenen Osmanen besiegt wurden.
Mit dem Auseinanderbrechen des serbischen Zarenreiches unter Stefan Uroš V. (bis 1371) konstituierte sich im Jahre 1360 ein unabhängiges Fürstentum namens Zeta. Die dortigen Balšić dehnten ihre Macht durch verschiedene Kriegszüge nach Mittel- und Südalbanien aus, wo sie die Hafenstadt Vlora eroberten. Osmanische und venezianische Interventionen schwächten ihre Macht, so dass 1396 Đurađ II. (1385-1403) seine bedeutendsten Gebiete und die Stadt Skutari an Venedig abtrat. Sein Nachfolger Balša II. (1378-1385) unternahm einen erfolglosen Versuch, Kotor einzunehmen und führte im Süden Krieg gegen Karl Thopia, der die Osmanen gegen ihn zu Hilfe rief.
Ab 1427 herrschten die Crnojević in der Zeta, die sich jedoch nur partiell gegen die Osmanen und Venezianer verteidigen ließ. Die Residenz der Crnojevići war Žabljak unweit des nordöstlichen Ufers des Skutarisees, dort wo die Morača in den See mündet. 1479 eroberten die Osmanen die Burg und Fürst Ivan Crnojević verlegte seine Residenz in die Berge, dorthin wo später die Stadt Cetinje entstand.
Stefan heiratete Mara, die Tochter des Fürsten Gjon Kastrioti I. von Kruja, deren Bruder Skanderbeg war. 1444 trat er der von Skanderbeg gebildeten Liga von Lezha bei, in der sich die Fürsten der Region zum Kampf gegen die Osmanen verbündet hatten. 1455 erkannte Stefan die nominelle Oberhoheit der Venezianer an, um sich auf diese Weise deren Hilfe gegen die Osmanen zu sichern.
Im Gegensatz zu seinem Vater brach Ivan Crnojević (1465-90) das Bündnis mit Venedig und versuchte deren Besitzungen in der Bucht von Kotor zu erobern. Nachdem die Türken 1478 aber Nordalbanien erobert hatten und das venezianische Shkodra bedrohten, und auch die Hercegovina schon in ihre Hände gefallen war, suchte er wieder das Bündnis mit den Venezianern. Er beteiligte sich 1478 an der Verteidigung Shkodras gegen die osmanischen Belagerer. Als die Osmanen dieses Bollwerk 1479 dennoch einnahmen, verlegte Ivan seinen Regierungssitz vom gefährdeten Žabljak am Shkodrasee in die Berge östlich des Lovcen. Mittlerweile hatten die Osmanen das Flachland nordwestlich des Shkodrasees eingenommen und den freien Montenegrinern blieben nur die kargen Bergregionen im Dreieck zwischen den Bergen Lovcen, Orjen und Prokletije.
Venedig kämpfte inzwischen weniger im albanischen Raum als um seine Vorherrschaft in der Adria. Dabei lag es nicht nur im Streit mit Genua, sondern auch mit den Anjou von Neapel.1358 musste Venedig ganz Dalmatien im Kampf gegen Ungarn aufgeben. Der Vertrag von Turin kostete Venedig 1381 die absolute Vorherrschaft in der Adria. Doch Ludwig II. von Anjou verkaufte im Jahr 1409 Dalmatien für 100.000 Dukaten an Venedig. Die Venezianer konnten daraufhin ihr Einflussgebiet ausdehnen.
Beginnend mit Durazzo (1392) und Scutari (1396) brachte Venedig binnen eines halben Jahrhunderts alle Küstenstädte bis zur Bucht von Kotor in seinen Besitz. Schon 1385 hatte es Korfu gekauft. Es folgten ab 1420/21 Cattaro, Risano, Perasto und Téodo, dann Budua (1442), Dulcigno, San Stefano, Antivari mit Spizza und Castellastua sowie Alessio (1443). Hinzu kamen zeitweise Orte im Landesinneren, so am Skutarisee oder auch die Burg Kruja.
Die Venezianer begnügten sich damit, in den einzelnen Städten einen Rettore oder Capitano einzusetzen, der für militärische und Fiskalfragen zuständig war. Bedurfte es überregionaler Koordination, so wurde zumeist der Capitano di Golfo, der Oberbefehlshaber der venezianischen Flotte in der Adria, damit betraut.
Der Schock nach der Niederlage im zweiten venezianischen Türkenkrieg (1479), aber auch der allgemeine Trend jener Zeit zur Rationalisierung von Herrschaft und Verwaltung, führten dazu, dass Senat und Signoria die Orte an der Küste zu einer Provinz unter Führung eines Provveditore zusammenfassten. Alessio, Shkodra und Kruja hatte man 1479 an die Osmanen abtreten müssen; so blieben für den Venezianisches Albanien genannten Bezirk die Bucht von Kotor, Téodo, Budua, Antivari und Dulcigno. Die nun recht isoliert gelegene mittelalbanische Hafenstadt Durazzo wurde nicht mit einbezogen. Sie fiel bereits 1503 an die Türken. Zeta war damit dauerhaft von der Küste abgeschnitten.
Ende des 14. Jahrhunderts drangen die osmanischen Truppen zum ersten Mal in von Albanern besiedelte Gebiete vor. Weite Teile von Epirus und Südalbanien erkannten zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Oberherrschaft des Sultans an; Vlora und Berat wurden 1417 erobert, Ioannina folgte 1430. Erst 1478/79 konnten die Osmanen auch den Norden besetzen. Shkodra, das Zentrum Nordalbaniens, verfiel und gewann erst im 17. Jahrhundert wieder an Bedeutung.
Große Teile der Bevölkerung traten teils aus Überzeugung, teils bewogen durch gesellschaftliche und ökonomische Anreize zum Islam über. Spätestens im 17. Jahrhundert waren die Muslime in der Mehrheit. Nicht wenige Albaner machten Karriere in der Verwaltung und im Heer.
Besonders einflussreich wurde der im 13. Jahrhundert entstandene Derwischorden der Bektaschi. Ab dem 16. Jahrhundert lebten diese Derwische in der Nähe der Janitscharen-Garnisonen, um dort die Soldaten geistig zu leiten. Damit gerieten sie aber in den Verdacht, in die Plünderungen und Unruhen dieser Truppen verwickelt zu sein. 1826 erlitten sie einen schweren Rückschlag, als Sultan Mahmud II. die Janitscharen auflöste und im nächsten Jahr die Schließung aller Bektaschi-Tekken anordnete. In Albanien lebte der Orden nach dem Tod Mahmuds wieder auf und erreichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen stärksten Einfluss. In den Balkankriegen (1912/13) wurden vier Fünftel der Tekken in Epirus und Südalbanien von Griechen zerstört.
Wie in vielen peripheren Regionen des Reiches übte der Sultan die Herrschaft über Albanien vor allem indirekt aus. Die Zentralgewalt erwartete in erster Linie Steuerzahlungen und militärische Leistungen von den Untertanen; die Ordnung der inneren Verhältnisse blieb weitgehend den einflussreichen Clans überlassen. Dennoch entstand eine verwaltungsmäßige Ordnung. So wurden in den albanisch besiedelten Ländern die nach ihren Hauptorten benannten Sandschaks Vlora, Delvina, Shkodra, Prizren, Prishtina, Skopje und Janina eingerichtet. Diese Verwaltungsorganisation diente in erster Linie der Rekrutierung und Versorgung der Sipahi, der Reiterei. Die ersten Sandschak-Beys stammten aus führenden Familien der jeweiligen Region. Normalerweise war es im Verwaltungssystem üblich, die Sandschak-Beys jährlich aufs Neue zu ernennen oder falls nötig auszutauschen. In Albanien folgte man jedoch einer weit verbreiteten Tendenz, Ämter schleichend erblich zu machen. Bis auf wenige Ausnahmen kamen die Beys immer aus denselben Familien. Auf diese Weise wurden die Feudalstrukturen in der osmanischen Zeit fortgeführt. Während der Regierung Süleymans I. (1520–1566) wurden zwar für alle Sandschaks Defter (Steuerregister) angelegt, doch seit dem 17. Jahrhundert fanden keine allgemeinen Erhebungen mehr statt und die Steuern waren an private Einnehmer verpachtet.
Wirtschaftlich waren die albanischen Länder im Gefüge des Osmanischen Reiches nahezu bedeutungslos. Die Bauern betrieben überwiegend Subsistenzwirtschaft und produzierten nicht für den überregionalen Markt. Letzteres galt im Großen und Ganzen auch für das städtische Handwerk. Doch im Handel konnten einige Städte eine größere Rolle spielen. Herausragender Exportartikel war nach wie vor Salz, das schon im Mittelalter bis nach Venedig exportiert worden war. Im 18. Jahrhundert gewann die Ausfuhr von Wolle und Getreide an Bedeutung. Zur selben Zeit gelang es in Albanien einer Reihe von Kaufleuten, von der Belebung des Fernhandels zwischen Europa und der Türkei zu profitieren. Der Aufstieg der Handelsstadt Voskopoja, das etwa 20 Kilometer westlich der Stadt Korça auf einer Hochebene lag, war eine der Folgen. Kaufleute reisten von dort bis nach Venedig und Wien. Andere überregionale Märkte waren Shkodra und Prizren für den Norden, Elbasan und Berat für die Mitte sowie Bitola (alb. Manastir) und Ioannina für den Süden des Landes. Grundlage für das weitverzweigte Handelsnetz war der wirtschaftliche Erfolg aromunischer Kaufleute, die den Fernhandel auf der Balkanhalbinsel dominierten. In keiner anderen Stadt lebte um 1700 eine so große Zahl aromunischer Kaufleute wie in Voskopoja. Dort entstanden zahlreiche Handwerksbetriebe und Banken. Die zur orthodoxen Kirche gehörenden aromunischen Kaufleute stifteten ab dem 17. Jahrhundert Kirchen. Von den etwa 26 Kirchen und Klöstern entstanden die meisten im 18. Jahrhundert. Zudem war Voskopoja ein wichtiges Zentrum der Ikonenmalerei, dort wurde 1720 eine der ersten Druckereien des Balkans gegründet. 1744 wurde dort mit der Neuen Akademie die einzige christliche Hochschule im Osmanischen Reich gegründet, 1770 erschien das erste Wörterbuch vierer Sprachen für Griechisch, Albanisch, Aromunisch und Bulgarisch. Die „griechischen“ Händler in Wien waren meist Aromunen, die Griechisch sprachen.76 Doch das zunehmende Bandenunwesen und der Verfall der osmanischen Autorität führten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Niedergang der Stadt. Voskopoja wurde 1769 und 1788 von Banden geplündert, viele der Bewohner verließen die Stadt, die heute ein kleines Dorf ist.
Einige schwer zugängliche Gebiete waren vom Staat kaum zu kontrollieren. Dazu gehörten die Mirdita, das Mati-Gebiet, die Region Dibra, die Landschaften Dukagjin (vgl. Lekë Dukagjini) und Malësia sowie im Süden die Region Himara. Aus diesen Gebieten bezogen die Beys nur einen symbolischen Tribut. Die nördlichen Bergregionen verharrten in archaischen Stammestraditionen und hielten sich bis ins 20. Jahrhundert hinein an ihr eigenes Gewohnheitsrecht. Auch die zwischen den Almen im Pindosgebirge und den Winterweiden an der Küste hin- und herziehenden Aromunen genossen einen hohen Grad an Autonomie.
Im Gegensatz zur früheren Forschung, die nach dem 16. Jahrhundert und vor allem der Herrschaft Süleymans I. nur einen langen Niedergang sah, sieht die jüngere Forschung eher einen Wandel von einem zentralistischen, von feudalen Strukturen gekennzeichneten Staat zu einem dezentralisierten, ökonomisch bestimmten und weniger autokratischen Regiment. Außerdem wurde die Nachfolge so geregelt, dass es nicht immer wieder zu Bruderkämpfen kam, wobei der Sieger jedes Mal seine Brüder umbringen ließ. Seit Ahmed I. (1603-1617) ging man zu einer geregelteren Nachfolge über. Die Nachfolgekämpfe fanden nun nicht mehr zwischen den Armeen in den Provinzen statt, sondern am Hof in Istanbul. Gleichzeitig erhielten die Großwesire erheblich mehr Einfluss. Diese Veränderungen in der Machtkontrolle in Verbindung mit Veränderungen in der Armee führten zu einer Reihe von Aufständen, bei denen es 1622, 1648 und 1687 dazu kam, dass der Sultan abgesetzt wurde, zu weiteren Aufständen kam es 1632, 1655 und 1656. Diese Rebellionen wurden aber auch durch eine ausgeprägte Inflation und damit Verarmung angetrieben, die als osmanische Preisrevolution bekannt wurde, und die die Jahre zwischen etwa 1580 und 1650 prägte. Dabei wurden die oftmals staatlich vorgegebenen Preise nur langsam angepasst. Die betroffenen Gewerbe und Handwerke verarmten. Gleichzeitig zog der Staat seine Abgaben immer mehr in Münzen ein, und zwar bevorzugt in „guten“, also europäischen. Er akzeptierte immer weniger osmanische Münzen oder gar Naturalien. Ein Steuerpächtersystem etablierte sich zudem in den Provinzen. Dabei herrschten in Mittel- und Ostanatolien, ähnlich wie in Teilen des Balkans, mehrere hundert als „Talfürsten“ (derebeys) bezeichnete lokale Machthaber, die sich gegen Einmischungen Istanbuls wehrten. Andere Gebiete, wie Ägypten, machten sich unabhängig, 1830 folgte Griechenland.
In Südalbanien und Griechenland versuchte der albanische Pascha Ali von Tepelena eine vom Sultan unabhängige Herrschaft zu errichten. Zunächst jahrzehntelang Kopf einer Diebesbande, die von Südalbanien bis Thessalien operierte, verriet er seine Bande und erhielt vom Sultan dafür zunächst 1787 das Paschalik von Trikala in Thessalien, 1788 folgte das von Janina.77 1797 griff er Himara an, das von albanisch-christlichen Sulioten gehalten wurde. Bei den Kämpfen starben mehr als 6000 Menschen. Für den Sieg erhielt Ali von Konstantinopel den Titel Aslan (Löwe), auch wenn der Krieg erst 1803 endete. Ab 1807 war sein Herrschaftsgebiet, trotz der Tribute, die er nach Konstantinopel entrichtete, praktisch unabhängig. Er verfügte um 1815 über etwa 100.000 Mann und er paktierte mit der griechischen Unabhängigkeitsbewegung. Daher schickte 1820 Sultan Mahmud II. eine Armee, die im Oktober begann, Ioannina zu belagern. Ali Pascha wurde am 5. Februar 1822 bei einem Treffen mit Abgesandten des osmanischen Kriegsministers auf der Insel im See von Ioannina ermordet, seine drei Söhne hingerichtet, seine griechische Frau Vassiliki inhaftiert.
Auch die Familie Bushati schuf sich in der Region um Shkodra Ende des 18. Jahrhunderts ein halbautonomes Gebiet, das die Hohe Pforte erst in den 1820er Jahren wieder unter ihre Kontrolle brachte. Fehlende Reformen, Korruption, militärische Niederlagen sowie die Abschottung gegen moderne Tendenzen bewirkten, dass man trotz einer eindrucksvollen Fassade im 19. Jahrhundert schließlich vom „kranken Mann am Bosporus“ sprach, wenn man das Osmanische Reich meinte.
1838 bis 1876 fanden in Istanbul Versuche statt, eine „Heilsame Neuordnung“ („Tanzimat-ı Hayriye“) durchzuführen. Nichtmuslime wurden Muslimen gleichgestellt, das Justiz- und Steuersystem wurde reformiert, später die Steuerpachten abgeschafft. Die Reformen, die eine Modernisierung des osmanischen Staatswesens bewirken sollten, stießen in den albanischen Ländern auf Widerstand. Vor allem viele Muslime, die gegen die rechtliche Gleichstellung der christlichen Untertanen opponierten, aber auch die autonomen nordalbanischen Stammesverbände, die zu regelmäßiger Steuerzahlung verpflichtet werden sollten, wehrten sich gegen die Neuerungen. Durch Reformen in der Verwaltung verloren schließlich die Sandschak-Beys ihre beinahe erbliche Machtstellung, denn solche Posten sollten fortan nur noch nach Eignung und Ausbildung vergeben werden. 1847 führten einige der degradierten Beys ihre Klientel in den bewaffneten Aufstand gegen die Osmanen.
1865 teilte die osmanische Regierung das albanische Siedlungsgebiet auf vier Vilâyets auf: İşkodra, Kosova, Yanya und Manastır. Angesichts dieser administrativen Neuordnung fürchteten die nordalbanischen Stämme, ihre Selbstverwaltung und Steuerfreiheit zu verlieren. Osmanische Truppen konnten zwar lokale Aufstände in den leichter zugänglichen Küstenebenen niederschlagen, sich in den Bergen aber nicht durchsetzen. Die Auseinandersetzungen trafen die ohnehin schwache Wirtschaft in den Vilayets schwer. Die schlechte Wirtschafts- und Sicherheitslage trieb vor allem viele Tosken (Südalbaner) aus dem Süden Albaniens in die Emigration. Zielländer waren Rumänien, Ägypten, Bulgarien, Italien und später die USA. Auch die rapide wachsende osmanische Hauptstadt Istanbul hatte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen verstärkten Zuzug von Albanern zu verzeichnen.
Als Reaktion auf die anderen südosteuropäischen Nationalismen entstand langsam ein albanisches Nationalbewusstsein. Die sozialen Voraussetzungen dafür waren denkbar ungünstig, denn es gab praktisch keine albanische Gesellschaft und Öffentlichkeit. Vor allem im Norden spielte sich das soziale Leben ausschließlich innerhalb patriarchalisch strukturierter Familienverbände und Stämme ab. Mittel- und Südalbanien dagegen wurde von Großgrundbesitzern beherrscht, die die Masse der Bevölkerung in quasi-feudaler Abhängigkeit hielten und sich selbst zur osmanischen Oberschicht zählten. Zudem waren die Albaner religiös in Sunniten, Bektaschi, Katholiken und Orthodoxe gespalten, so dass anders als etwa bei den Serben und Griechen auch die Religion nicht identitätsstiftend für die albanische Nation sein konnte. Gleichwohl spielten Geistliche der unterschiedlichen Bekenntnisse eine wichtige Rolle bei der albanischen Nationsbildung (alb. Rilindja: „Wiedergeburt“, „Renaissance“). Sie waren fast die einzigen Angehörigen ihres Volkes mit einer höheren Schulbildung. Um 1900 konnten über 90 % der Albaner weder lesen noch schreiben. Nur in den Städten Shkodra, Prizren und Korça gab es eine schmale bürgerliche Schicht – vornehmlich Kaufmannsfamilien, die mit westlicher Bildung in Berührung gekommen waren. Diese kleine Gruppe stellte neben den Geistlichen die meisten Träger der albanischen Nationalbewegung Rilindja.
Für weitere Kreise der albanischen Elite wurde die nationale Frage zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Russisch-Türkischen Krieg 1877–1878 und dem Vertrag von San Stefano von 1878 evident. Das russische Friedensdiktat hätte Teile des albanischen Siedlungsgebietes unter die Herrschaft der christlichen Staaten Bulgarien und Montenegro gestellt. Dagegen formierte sich albanischer Widerstand erstmals auf nationaler Basis, denn er wurde nicht nur von den Sunniten und Bektashi, sondern auch von den katholischen Gegen getragen. Im Frühjahr 1878 bildeten einflussreiche Albaner in Konstantinopel ein geheimes Komitee, um den Widerstand ihrer Landsleute zu organisieren. Unter ihnen war Abdyl Frashëri, die wichtigste Führungspersönlichkeit der frühen Nationalbewegung. Auf Initiative dieses Komitees kamen am 10. Juni 1878 über 80 Delegierte (zumeist islamische Geistliche, muslimische Großgrundbesitzer und diverse Stammesführer) aus den vier Vilâyets mit albanischer Bevölkerung in Prizren zusammen. Sie bildeten als ständige Organisation die von einem Zentralkomitee geleitete Liga von Prizren, deren Ziel es war, Truppenverbände zu bilden, die das albanische Siedlungsgebiet gegen Aufteilung und die Ansprüche fremder Mächte verteidigen sollten. Dafür zog sie auch die Steuererhebung an sich. Des Weiteren erstrebte die Liga die Bildung eines autonomen albanischen Verwaltungsbezirks innerhalb des Osmanischen Reiches.
Notgedrungen unterstützte die geschwächte osmanische Regierung zunächst das Wirken der Liga, nur verlangte sie, dass sich die Albaner in erster Linie als Osmanen erklären und als solche im Interesse des Gesamtstaats handeln sollten. Dies war unter den Albanern umstritten. Ein Teil der Delegierten setzte auf die gemeinsame osmanisch-muslimische Identifikation, andere um Abdyl Frashëri stellten das Wirken für die albanischen Interessen in den Mittelpunkt, nicht zuletzt, um die christlichen Albaner für das Programm der Liga zu gewinnen.
Im Juli 1878 sandte die Liga ein Memorandum an die Vertreter der Großmächte beim Berliner Kongress. Die Liga forderte darin, dass das albanische Siedlungsgebiet als autonome Provinz unter osmanischer Herrschaft bleiben solle. Der Kongress ignorierte diese Forderung; der Verhandlungsführer in Berlin, Reichskanzler Otto von Bismarck stellte apodiktisch fest, dass eine albanische Nation gar nicht existiere, weshalb eine derartige Forderung irrelevant sei. Die vom Berliner Kongress vorgeschlagenen Grenzen zu Montenegro und die Angst, dass das ganze Epirus an Griechenland fallen könnte, löste blutige Aufstände der Albaner aus, die mehr oder weniger von der Liga gesteuert und von ihren Truppen getragen wurden. Zum Teil wurden die Albaner von Istanbul mit Waffen ausgerüstet. Zeitweise kontrollierten die Verbände der Liga das Gebiet zwischen Ulcinj, Shkodra, Plav und Prizren. Hier und dort wurden die Grenzen denn auch aufgrund des Widerstands zu Gunsten des Osmanischen Reiches und damit der Albaner verändert.
Nachdem die Grenzfrage erst einmal geklärt war, wandte sich die Liga von Prizren verstärkt ihrer innenpolitischen Forderung nach Autonomie zu. Das wieder halbwegs stabilisierte osmanische Regime war aber nicht zu Zugeständnissen bereit. Die Regierung entsandte eine Armee unter dem Kommando von Dervish Turgut Pascha nach Albanien, die im April 1881 Prizren einnahm und die Truppen der Liga zerstreute. Von Bedeutung war dabei, dass viele muslimische Albaner nicht gegen die Soldaten des Sultans kämpfen wollten. Die Führer der Liga wurden verhaftet und deportiert, Abdyl Frashëri sogar zum Tod verurteilt. Er wurde stattdessen eingekerkert und nach seiner Entlassung 1885 des Landes verwiesen.
Die nationalen Aktivisten im Lande selbst, vor allem aber in der Emigration, engagierten sich in der folgenden Zeit vor allem auf kulturellem Gebiet, während die muslimischen Großgrundbesitzer und die islamische Geistlichkeit, soweit sie überhaupt an der albanischen Bewegung der Jahre 1878-1881 beteiligt gewesen waren, sich wieder in die osmanische Gesellschaft integrierten.
Die kulturelle Bewegung der Albaner war Ende des 19. Jahrhunderts auf einige wenige Orte im In- und Ausland konzentriert. Die einzelnen Gruppen nationaler Aktivisten agierten dabei relativ isoliert voneinander, was nicht zuletzt den ungünstigen Verkehrs- und Kommunikationsbedingungen geschuldet war. Dies war aber nicht das einzige Hemmnis zur Etablierung eines eigenen Kulturlebens. So dominierten in den meisten Zentren der albanisch besiedelten Vilâyets bei den städtischen Oberschichten andere Sprachen und Kulturen: in Skopje und Manastir Türkisch und Bulgarisch, in Janina Griechisch und Türkisch, in Prizren Türkisch und Serbisch. Nur in Shkodra war Albanisch die wichtigste Sprache des städtischen Bürgertums. In Korça dagegen war das Griechische ebenso stark vertreten wie das Albanische. Die im 20. Jahrhundert bedeutenden Küstenstädte Durrës und Vlora waren Ende des 19. Jahrhunderts keine kulturellen Zentren der Albaner. Ihre Bedeutung lag in der guten Anbindung an das westliche Europa. Hier wie auch in Shkodra war das Italienische wichtige Verkehrs- und Kultursprache.
1880 gab es keine Schule mit albanischer Unterrichtssprache. Der Druck albanischer Bücher war im Osmanischen Reich zeitweise verboten. Eine normierte Schriftsprache existierte noch nicht einmal in Ansätzen. Wenn überhaupt Albanisch geschrieben wurde, dann im gegischen oder toskischen Dialekt. Auch die Arbëresh in Süditalien hatten ihre eigene Schreibweise. Hinzu kam, dass je nach Konfessionszugehörigkeit entweder das lateinische oder das griechische Alphabet, seltener auch die arabische Schrift verwendet wurde.
Um 1870 setzten die Bemühungen albanischer Intellektueller ein, die Schriftsprache zu vereinheitlichen. In Elbasan schuf man ein eigenes Alphabet, das aber nur dort verwendet wurde und sich nicht durchsetzen konnte. Erfolgreicher waren die Bestrebungen einiger Albaner in Konstantinopel: Eine Gruppe, der unter anderen Pashko Vasa, Hasan Tahsini, Jani Vreto und Sami Frashëri angehörten, gab 1878 eine Schrift mit dem Titel Das lateinische Alphabet angepasst für die Albanische Sprache heraus. Darin wurden Grundlagen für die albanische Schreibweise festgelegt, die teilweise bis heute gültig sind. In Konstantinopel wurde 1879 auch die Gesellschaft zum Drucken albanischer Schriften (alb. Shoqëria e të Shtypuri Shkronja Shqip) gegründet. Im Umfeld dieses Vereins erschienen ab 1884 die ersten Zeitungen auf Albanisch. Weitere Druckorte albanischer Bücher waren in jener Zeit Bukarest, wo eine große Emigrantengemeinde existierte, und verschiedene italienische Städte. Naim Frashëri verfasste in den neunziger Jahren die ersten albanischsprachigen Schulbücher.
Obwohl die griechisch-orthodoxe Kirche dem Albanischen als Schul-, Verwaltungs- und Kirchensprache ablehnend gegenüber stand, wurde die erste albanischsprachige Schule 1887 in Korça in unmittelbarer Nähe der orthodoxen Kathedrale gegründet. Diese private Schule war auch die erste säkulare Bildungsstätte des Landes, die Schülern aller Konfessionen offen stand. Bis zur Ausrufung der Unabhängigkeit wurden landesweit kaum drei Dutzend derartiger Schulen gegründet. Albanisch wurde aber auch an den katholischen Schulen im Norden und an vielen Tekken der Bektaschi unterrichtet. Die Schulen der katholischen Orden, wie auch der Bektaschi, leisteten viel für die Weiterentwicklung und Verbreitung der albanischen Sprache. 1902 übernahm der Franziskanerpater und Dichter Gjergj Fishta die Leitung des Gymnasiums seines Ordens in Shkodra. Nebenbei wirkte er als Herausgeber verschiedener Zeitschriften.
Um 1900 verschärfte sich die innere Krise des Osmanischen Reichs erneut. In Albanien, im Kosovo und in Mazedonien operierten Banden verschiedener Nationalitäten, deren nationale Ziele oft nur als Vorwand für Raub und Mord dienten. Die Regierung versuchte, der Lage Herr zu werden, indem sie gewaltsam gegen die Nationalisten vorging. 1897 wurden die Führer der wieder aufgelebten Liga von Prizren (erneut forderte sie eine autonome albanische Provinz) verhaftet. Der Gebrauch der albanischen Sprache und die Verbreitung albanischer Bücher wurden verboten. Von größter Bedeutung für die Nationalbewegung war das 1899 anonym in Bukarest erschienene politische Manifest Shqipëria – ç’ka qenë, ç’është e ç’do të bëhet (Albanien – was es war, was es ist und was es sein wird) von Sami Frashëri. In dieser viel gelesenen Schrift wurde erstmals die Forderung erhoben, einen albanischen Nationalstaat zu errichten.
Die letzten Jahre der osmanischen Herrschaft verliefen im Chaos und waren von Gewaltakten der Regierungstruppen und verschiedener Gruppen von Aufständischen sowie Banden überschattet. 1906 bildete sich in Manastir ein Geheimes Komitee zur Befreiung Albaniens. Ein Jahr später ermordeten albanische Terroristen den griechischen Bischof von Korça.
In diese Zeit der Wirren fiel auch die jungtürkische Revolution, die ihr Zentrum in den europäischen Provinzen des Osmanischen Reiches hatte. Zur politischen Bewegung der Jungtürken gehörte auch eine Reihe Albaner. 1907 trafen sich jungtürkische Parlamentsabgeordnete in Thessaloniki und gründeten ein revolutionäres Komitee. Im Juli 1908 begann unter Führung von Enver Pascha und Talaat Pascha eine Militärrevolte gegen den absolutistisch regierenden Sultan Abdülhamid II., die die Bewegung an die Regierung brachte. Die Jungtürken versuchten zu Beginn ihrer Herrschaft, eine parlamentarisch-konstitutionelle Regierung einzurichten, die auch die Mitbestimmungs- oder Autonomiebestrebungen christlicher und nichttürkischer islamischer Minderheiten zu berücksichtigen versuchte. Namentlich mit den organisierten Vertretern der Armenier und der Albaner wollte man kooperieren.
Während der liberalen Anfangsphase des jungtürkischen Regimes trafen sich albanische Intellektuelle aus allen Teilen des Landes im November 1908 zum Kongress von Monastir. Auf dieser Versammlung wurde endgültig beschlossen, dass die albanische Sprache fortan ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben werden sollte. Man einigte sich außerdem auf eine streng phonetische Schreibweise mit nur zwei Sonderzeichen. Diese Regelungen sind bis heute gültig.
Das konstitutionelle Experiment der Jungtürken scheiterte am Widerstand der konservativen Eliten und der allgemeinen Krise des Reichs, die auch die neue Regierung nicht überwinden konnte. In Albanien und Mazedonien herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Hier kämpften die Anhänger der jungtürkischen Regierung gegen die alten Eliten und gegen die Anhänger der Nationalbewegungen, die die Unabhängigkeit erreichen wollten, ganz gleich, ob sich das Reich als reformfähig erweisen sollte oder nicht.
Ende 1909 suspendierte die jungtürkische Regierung die Verfassung und das Regime wandelte sich mehr und mehr in eine Militärdiktatur. Diese setzte bald auf einen aggressiven türkischen Nationalismus als ideologische Basis für ihre Herrschaft und erneuerte den Druck auf die ethnischen Minderheiten. Damit wurde die osmanische Herrschaft bei den Albanern endgültig in Verruf gebracht. Noch vor Ausbruch des Ersten Balkankriegs 1912/13 hatte die Regierung in Istanbul auch unter den muslimischen Albanern kaum noch Anhänger.
1910 begann im Kosovo ein Aufstand, der sich im folgenden Jahr nach Nordalbanien ausdehnte. Die Aufständischen wollten nun die Unabhängigkeit mit Waffengewalt durchsetzen. Bald waren nur noch die größeren Städte unter der Kontrolle der osmanischen Truppen.
Als im Herbst 1912 der Erste Balkankrieg begann, gerieten die Aufständischen in eine schwierige Lage. Hatten sie zuvor versucht, die türkischen Garnisonen im Land zu schwächen, so war es nun erforderlich wie diese gegen den Einfall der Armeen Montenegros und Serbiens in das albanische Siedlungsgebiet zu kämpfen. Denn Serben, Montenegriner und Griechen planten, das albanische Siedlungsgebiet auf ihre bereits existierenden Staaten aufzuteilen. Von 1878 bis 1913 hatte allein Montenegro sein Staatsgebiet auf Kosten des Osmanischen Reichs verdoppelt. Doch Ende November 1912 waren nur noch Shkodra und Ioannina in türkischer Hand; Kosovo, Teile Nordalbaniens und Mazedoniens waren serbisch beziehungsweise montenegrinisch besetzt; in Epirus standen die Griechen. In Durrës trafen serbische Verbände am 29. November 1912 ein. Nur ein relativ kleines Gebiet zwischen Elbasan im Norden und Vlora im Süden wurde noch von lokalen albanische Gruppierungen kontrolliert.
In dieser Situation entschloss sich die Führung der albanischen Nationalbewegung, die Erklärung der Unabhängigkeit nicht länger hinauszuzögern, und am 28. November 1912 rief Ismail Qemali in der südalbanischen Hafenstadt Vlora die Republik Albanien aus. Nachdem das Osmanische Reich auf alle Ansprüche auf Albanien verzichtet hatte, wurde der Staat am 30. Mai 1913 auf der Londoner Botschafterkonferenz von den Großmächten anerkannt. Dort wurden auch die ungefähren Grenzen des neuen Staates festgelegt. Dabei hatten Russland und Frankreich als Verbündete von Serbien erreichen können, dass ein großer Teil des albanischen Siedlungsgebiets (Kosovo und der Nordwesten des heutigen Mazedonien) dem serbischen Staat zugesprochen wurde. Teile des Südens des heutigen Albanien waren unterdessen griechisch besetzt. Eine von den Großmächten ausgesandte Mission versuchte vor Ort, die Grenzen des neuen Staates festzulegen. Im Dezember 1913 wurden die Grenzen im Protokoll von Florenz festgeschrieben. Während ein Machtspruch der Großmächte die Montenegriner zum Auszug aus Shkodra bewegte, blieben die griechischen Truppen aber im Süden des Landes.
Im Norden verschärfte sich der Gegensatz zwischen Montenegro bzw. Serbien und Österreich-Ungarn unterdessen. Wien wollte verhindern, dass Serbien eine Landverbindung zur Adria erhielt, was durch Montenegro (dessen Vereinigung mit Serbien nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien) dadurch durchkreuzt wurde, dass dieses im Frühjahr 1913 Shkodra besetzte. Diese Stadt hatte die Wiener Diplomatie jedoch dem neu zu gründenden Pufferstaat Albanien zugedacht. Da Wien mit Krieg drohte, erzwangen sämtliche europäischen Großmächte den Rückzug Montenegros. Allerdings behielt Montenegro die mehrheitlich von Albanern bewohnte Stadt Ulcinj. Im gleichfalls besetzten Kosovo flohen allein im Frühjahr 1914 aus dem von Montenegro besetzten Metobija im Südwesten nach Angaben des montenegrinischen Innenministeriums 12.302 Muslime, nach österreichischen sogar 16.570.78 Darüber hinaus wurde, ähnlich wie in Serbien, eine Slawisierungspolitik auch gegenüber den Albanern durchgeführt.
Die Botschafterkonferenz von 1913 hatte auch beschlossen, dass Albanien ein Fürstentum sein sollte. Zum Fürsten wurde der Deutsche Wilhelm Prinz zu Wied erhoben, der dieses Amt 1914 jedoch nur für wenige Monate ausübte. Von den Großmächten im Stich gelassen und von vielen Stammesführern und Beys abgelehnt, konnte er seine Herrschaft selbst in der Umgebung der Hauptstadt Durrës nicht durchsetzen. Die Schaffung staatlicher Institutionen gelang nicht einmal in Ansätzen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs verließ Wilhelm das Land und kehrte nie zurück.
Während des Krieges verschwand Albanien wieder von der politischen Landkarte. Obwohl das Land neutral war, besetzten verschiedene kriegführende Mächte nach und nach das gesamte albanische Territorium. Von 1914 bis in den Herbst 1915 herrschten in weiten Teilen des Landes erneut bürgerkriegsähnliche Zustände. Einen größeren Machtbereich konnte sich Essad Pascha Toptani mit Hilfe einer Privatarmee in Mittelalbanien sichern. Er hatte schon gegen Wilhelm von Wied gearbeitet, konnte sich aber auch nach dessen Rückzug keine landesweite Anerkennung verschaffen. Essad Pascha verbündete sich mit Serbien gegen Wien, was Anfang 1916 zu seiner Vertreibung aus Albanien führte.
Als die Österreicher 1915 Serbien besetzten, flohen die serbischen Truppen durch Albanien nach Griechenland. Der Norden und die Mitte des Landes waren ab 1916 von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt. Weil Albanien formal keine kriegführende Macht war, setzten die Österreicher einen zivilen Verwaltungsrat unter Vorsitz des Generalkonsuls August Kral ein. Im Süden standen italienische Truppen und der Südosten um die Stadt Korça herum war von Franzosen besetzt. Die Österreicher und Franzosen versuchten in ihren Besatzungsgebieten die albanische Bevölkerung für sich einzunehmen. So gründeten sie Schulen und organisierten die Zivilverwaltung. Darüber hinaus wurden Straßen gebaut, die freilich in erster Linie militärischen Zwecken dienten.
Den Franzosen folgten 1918 in Korça die Griechen als Besatzer, in Shkodra und Umgebung rückten die Serben ein (die Stadt selbst wurde wenig später aber an die Franzosen übergeben), während der übrige Norden und die Mitte des Landes nach Auflösung der Donaumonarchie vorerst sich selbst überlassen blieben.
Mangels politischer Stabilität und einer allgemein anerkannte Regierung stand das Land in den Kriegszielen der auswärtigen Mächte von Anfang an zur Disposition. Italien, Serbien und Griechenland beanspruchten Teile des Landes für sich. Sowohl Italien als auch Griechenland wurden 1914/15 von der Triple Entente Versprechungen auf Gebietsgewinne in Albanien gemacht, um sie zum Kriegseintritt gegen die Mittelmächte zu bewegen. Während der Pariser Friedenskonferenz, bei der Albanien nur durch eine offiziell nicht zugelassene Delegation vertreten war, wurde 1919 über die Aufteilung des Landes verhandelt. Um dies zu verhindern, akzeptierte die Delegation unter Turhan Pascha Përmeti das Protektorat Italiens; das aber lehnten die Griechen ab. Andere in Paris anwesende Vertreter der Albaner, die vor allem von den Exilgemeinden in den USA und in Konstantinopel gestützt wurden, wollten die Unterwerfung unter Italien verhindern.
Mit Gleichgesinnten in Albanien organisierten sie den Kongress von Lushnja, der im Januar 1920 tagte, die Regierung Turhan Paschas absetzte und eine neue wählte. Die Regierung unter Ministerpräsident Sulejman Delvina erlangte schnell Anerkennung, so dass sich noch im gleichen Jahr die Besatzungsmächte – im Falle von Italien nach militärischen Auseinandersetzungen – zurückzogen. Im Dezember 1920 wurde Albanien durch die Aufnahme in den Völkerbund als souveräne Macht anerkannt.
Albanien war ein Agrarland fast ohne öffentliche Infrastruktur. In den Ebenen und Tälern dominierte Großgrundbesitz, in den Bergen kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft. 1921 waren von 534 Schulen in Albanien 472 nur zweiklassig und es gab nur zwei weiterführende Schulen. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es kaum 150 km befestigte Straßen und keine Eisenbahn, auch wenn während des Krieges von Österreich-Ungarn etwa 300 km umfassende Schmalspurlinien für militärische Zwecke errichtet worden waren.78f Telegraphenverbindungen existierten nur in den Küstenstädten.
Beys und Stammesführer stritten um die Macht und keine der schnell wechselnden Regierungen konnte sich durchsetzen. Im April 1921 wurden die ersten Parlamentswahlen abgehalten. Parteien im modernen Sinne gab es nicht, vielmehr miteinander rivalisierende Klientelverbände. Die bürgerlichen Kräfte sammelten sich um Fan Noli, ihre Parlamentsabgeordneten bildeten die so genannte Volkspartei. In der Progressiven Partei schlossen sich die Parlamentarier der Großgrundbesitzer zusammen. Beide Parteien waren aber wenig mehr als fluktuierende Parlamentsklubs ohne Massenbasis. Daneben gab es die starke Gruppe der Kosovaren um Bajram Curri, die mit den Bestrebungen, ihre Heimat aus Jugoslawien herauszulösen, dem jungen Staat große innen- und außenpolitische Probleme bereiteten. Die Dominanz der Großgrundbesitzer im politischen System führte dazu, dass der Staat fast ohne Einkünfte blieb, denn die einzige wirtschaftlich potente Gruppe konnte erreichen, dass sie fast keine Steuern zahlen musste.
Ahmet Zogu, Stammesführer im Mati-Gebiet, wurde 1921 zum Innenminister ernannt. Er sicherte sich durch Bestechung die Loyalität von Stammesführern und gewann so an Einfluss. 1923 lösten die Morde an zwei amerikanischen Touristen und an Avni Rustemi, dem Attentäter Essad Paschas, eine innenpolitische Krise aus, in deren Folge die Demokraten um den orthodoxen Bischof Fan Noli die Macht übernahmen. 1924 unternahm dieser den ersten Versuch, demokratische Verhältnisse zu schaffen. Eine Verfassung sollte ausgearbeitet, eine Landreform durchgeführt und freie Wahlen abgehalten werden. Seine Regierung konnte dieses Programm jedoch nicht gegen den Widerstand der Großgrundbesitzer durchsetzen.
Mit Unterstützung Jugoslawiens gelang es Ahmet Zogu, die Noli-Regierung im Dezember 1924 zu stürzen und eine autoritäre Herrschaft zu errichten. Die legale Regierung ging nach Italien. Albanien erhielt unter Zogu ein am Code civil ausgerichtetes bürgerliches Gesetzbuch und ein neues Strafrecht, das weitgehend dem italienischen folgte. Aber auch Zogu konnte dem Staat keine zuverlässigen Geldquellen erschließen. Sein 1930 verabschiedetes Landreformgesetz blieb wirkungslos. Zogu orientierte sich im wirtschaftlichen Bereich an Italien, das etwa 80 % der albanischen Exporte abnahm. Italien ging es um einen Handelsvertrag und um Konzessionen für die Erdölförderung, was mit britischen Interessen kollidierte. Um Kredite für Investitionen in die Infrastruktur zu erhalten, stimmte Zogu 1925 der Gründung der albanischen Staatsbank mit italienischem Kapital zu. Italien erhielt gleichzeitig die Erlaubnis, nach Öl zu suchen.
Ende August 1925 schlossen Rom und Tirana ein geheimes Militärabkommen, nachdem Benito Mussolini mit einer Flottendemonstration vor der Küste entsprechenden Druck aufgebaut hatte. Albanien musste 1926 und 1927 die beiden Tiranapakte abschließen, die es in noch größere italienische Abhängigkeit brachten. Italien sandte eine Militärmission nach Albanien und übernahm praktisch den Schutz des Landes nach außen. In der Folgezeit wurden mit italienischen Krediten einige kleine Industriebetriebe aufgebaut; ein Großteil des geliehenen Kapitals wurde aber auch für den Bau des Regierungsviertels in Tirana und die Errichtung anderer Verwaltungs- und Repräsentationsbauten in den Provinzstädten ausgegeben.
1928 ließ sich Zogu zum König der Albaner ausrufen. Dies konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Abhängigkeit von Mussolini immer drückender wurde. Für den Straßenbau führte Zogu eine Arbeitspflicht ein. Nach faschistischem Vorbild wurde eine Staatsjugend Enti Kombëtar gegründet. Die 1934 eingeführte allgemeine Schulpflicht konnte nicht durchgesetzt werden. Es fehlte an Schulgebäuden, Lehrern und Büchern. Nach italienischem Vorbild wurden Zivil- und Strafgesetzbücher eingeführt.
Trotz einer fast hoffnungslosen Ausgangslage wurden auf einigen Gebieten Fortschritte erzielt und eine partielle Modernisierung des Landes eingeleitet. Allerdings musste für diese Fortschritte ein hoher Preis bezahlt werden. Das Königreich Albanien geriet in eine nicht mehr lösbare Abhängigkeit von Mussolini. Außerdem hatte Zogu das Land in einen Polizeistaat verwandelt, jedenfalls soweit der Arm seiner Sicherheitskräfte reichte. Zogu, der mehrere Verschwörungen und Aufstandsversuche überstand, richtete zur Verfolgung seiner Gegner ein Politisches Gericht ein, das häufig die Todesstrafe verhängte. In den Gefängnissen saßen mehrere hundert politische Häftlinge ein. Auch die im Land verbreitete Korruption konnte oder wollte Zogu nicht eindämmen; ausländischen Besuchern fiel der Kontrast zwischen seinem luxuriösen Hof und der Armut im Land unangenehm auf. 1929 erhielt der König 1,5 % des Staatshaushalts (eine halbe Million Goldfranken) als jährliche Apanage, hinzu kamen Zahlungen für seine Angehörigen und für dienstlichen Aufwand, außerdem wurden ihm mehrere Staatsgüter übereignet. Die Presse wurde nach 1928 immer stärker zensiert.
Die Gründung der türkischen Republik setzte nicht nur einen Exodus zahlreicher Minderheiten in Gang. Auch das Verbot von 1925, mit dem alle Derwisch-Orden in der Türkei aufgehoben wurden, verlagerte den Schwerpunkt des Ordens von Anatolien nach Tirana. Um 1945 gab es in Albanien etwa 280 Babas und einfache Derwische und in den 60er Jahren immer noch 50 Bektaschi-Tekken mit ungefähr 80 Derwischen. Nach der Erklärung Albaniens zum ersten atheistischen Staat der Welt im Jahr 1967 wurden die meisten ihrer heiligen Stätten zerstört, viele ihrer Mitglieder inhaftiert. Anfang der 90er Jahre lebten noch fünf Babas und ein Derwisch in Albanien.
Zogu bemühte sich seit Mitte der 1930er Jahre ohne Erfolg, Albanien aus der engen wirtschafts- und finanzpolitischen Bindung an Italien zu lösen. Als Deutschland im März 1939 militärisch gegen die Tschechoslowakei vorging, verschärfte Mussolini seine expansionistische Balkanpolitik. Albanien wurde vom 7. bis 12. April 1939 von italienischen Truppen besetzt. Unter General Alfredo Guzzoni griffen italienische Einheiten gleichzeitig die Hafenstädte Saranda, Vlorë, Durrës und Shëngjin an. Die Albaner vermochten kaum Widerstand zu leisten. Nur in der Stadt Durrës leistete eine Gruppe unter dem Leiter der örtlichen Gendarmerie Mujo Ulqinaku Widerstand. Ahmet Zogu floh mitsamt seiner Regierung nach Griechenland. Am 8. April nahmen italienische Truppen Tirana ein. Vier Tage später setzte das Parlament den König ab. Viktor Emanuel von Italien wurde in Personalunion König von Albanien. Unter der Kontrolle eines Statthalters wurde eine Marionettenregierung gebildet; Ministerpräsident wurde der Großgrundbesitzer Shefqet Vërlaci. Am Vorabend des Nationalfeiertags (28. November 1939) demonstrierte eine größere Anzahl Albaner gegen die Fremdherrschaft; aus Protest streikten auch die Arbeiter einiger Betriebe in der Hauptstadt.
Am 28. Oktober 1940 bildete Albanien die Ausgangsbasis für den italienischen Überfall auf Griechenland. Doch griechische Truppen konnten die Invasion zurückschlagen und auf albanisches Gebiet vordringen. Sie besetzten unter anderem die Städte Saranda und Gjirokastra im äußersten Süden Albaniens. Erst mit dem Eingreifen Deutschlands im April 1941 im Zuge des Balkanfeldzuges änderte sich die Lage, als Jugoslawien und Griechenland von deutschen Truppen besetzt wurden. Das Kosovo und die Region um Ulcinj in Montenegro sowie Teile des heutigen Mazedoniens wurden Albanien zugeschlagen. Dieses Staatsgebilde wurde Großalbanien genannt.
Der Widerstand gegen die italienische, seit 1943 deutsche Besatzung und deren kolonialistische Ausbeutung hatte bereits 1939 begonnen. Die ersten Partisanengruppen wurden von entlassenen Polizei- und Armeeoffizieren (Abaz Kupi (1892-1976), Myslim Peza, Muharrem Bajraktari) gebildet.79 Bald aber sollte die Kommunistische Partei Albaniens zur führenden Gruppierung des Widerstands werden. Sie gründete sich zwar erst am 8. November 1941, wurde aber durch die so genannte Korça-Gruppe um Enver Hoxha straff organisiert. Welche Rolle die jugoslawische KP dabei spielte, ist umstritten. Aber spätestens 1943 waren die Beziehungen der beiden Parteien sehr eng und die albanischen Kommunisten hielten sich zumeist an die Vorgaben, die sie von der jugoslawischen KP erhielten. Über Tito liefen auch die wenigen Kontakte in die Sowjetunion. Im September 1942 gelang mit der Bildung der Nationalen Befreiungsfront auf der Konferenz von Peza ein breites politisches Bündnis der meisten antifaschistischen Gruppen. Damit setzte die Kommunistische Partei Albaniens ihren Führungsanspruch gegen die Nationalisten durch, wie die Balli Kombëtar. Außerhalb der Front blieb aber die nationalalbanische antikommunistische Partisanenbewegung Balli Kombëtar.
Nach der Konferenz von Labinot im März 1943, auf der Hoxha zum Generalsekretär der KP gewählt worden war, wurden die zahlreichen Partisaneneinheiten der Befreiungsfront zur Nationalen Befreiungsarmee Albaniens zusammengefasst. Sie hatte im August bereits einen Mannschaftsstand von 10.000 Kämpfern, zu denen etwa 20.000 Reservisten kamen. Seit dem Sommer 1943 erhielten die Partisanen gelegentlich Waffen von den Briten. Diese waren auch durch einige Verbindungsleute in Albanien präsent. Das von den Kommunisten und der Balli Kombëtar unmittelbar vor dem Zusammenbruch des faschistischen Italien geschlossene Abkommen von Mukja scheiterte an den gegensätzlichen Auffassungen über die Nachkriegsordnung in Albanien. In der Folgezeit kämpften die beiden Partisanengruppierungen auch gegeneinander.
Nachdem Italien am 8. September 1943 kapituliert hatte, besetzten Einheiten der deutschen Wehrmacht Albanien. Die italienischen Truppen wurden entwaffnet. In dem militärischen Vakuum, das vor der Ankunft der Deutschen herrschte, hatte die Nationale Befreiungsarmee in weiten Teilen des Landes die Kontrolle übernommen und Balli Kombëtar hatte ein größeres Gebiet um Vlora befreit. Um die Bevölkerung vor der Unterstützung der Partisanen abzuschrecken, führte die Wehrmacht eine so genannte Sühnequote ein: Für jeden getöteten Deutschen sollten 100 Albaner getötet werden. In Anwendung dieser Regel wurde das Dorf Borova bei Erseka in Südalbanien zerstört und 107 Bewohner ermordet. Die brutalen Repressionsmaßnahmen brachten den Partisanen jedoch noch mehr Zulauf.
Während der deutschen Okkupationszeit lieferte Albanien Rohstoffe für die deutsche Kriegswirtschaft: Chromerz, Magnesit und Lignit, vor allem aber Erdöl. Obwohl von Deutschland eine Kollaborationsregierung installiert worden war, standen alle kriegswirtschaftlich wichtigen Gebiete unter deutscher Kontrolle. Die albanische Regierung war kaum in der Lage, die Verwaltung des Landes aufrechtzuerhalten, zudem fehlten ihr loyale Truppen zur Bekämpfung der Partisanen. Bereits am 24. Mai 1944 hatte die Befreiungsfront auf dem Kongress von Përmet eine provisorische Regierung unter Führung der Kommunisten gebildet. Im August 1944 waren nach Unterlagen der Wehrmacht drei Partisanendivisionen mit regionalen Schwerpunkten im südlichen Bergland sowie zwischen Peshkopia und Kukës im Nordosten aktiv. Am 2. Oktober 1944 übernahm die Wehrmacht die volle Kontrolle im Land, um den Rückzug ihrer Einheiten aus Griechenland zu sichern.
Wie in Jugoslawien gelang es der Nationalen Befreiungsarmee, ihr Land ohne die Hilfe alliierter Truppen zu befreien, als sich die deutschen Armeen wegen der dramatischen Lageveränderung im Süden der deutsch-sowjetischen Front aus Griechenland und vom Balkan zurückziehen mussten, um nicht von Deutschland abgeschnitten zu werden. Bei ihrem Rückzug zerstörte die Wehrmacht Häfen und Brücken, um Landungen der Alliierten zu erschweren und das Nachdrängen der Befreiungsarmee zu verhindern. Mit dem Abzug der Wehrmacht aus Shkodra am 29. November 1944 war schließlich ganz Albanien befreit. Der Krieg hat nach Angaben der United Nations Relief and Rehabilitation Administration rund 30.000 Albaner das Leben gekostet.
Bemerkenswert ist, dass Juden in Albanien nicht vom Holokaust betroffen waren.80 Die italienische Besatzungsmacht verfolgte die kleine jüdische Minderheit von etwa 120 Personen nicht. In den ersten Jahren des Krieges flohen sogar mehrere hundert Juden aus anderen Teilen Europas nach Albanien. Die Auslieferung der einheimischen Juden und zugewanderten Gäste an die Deutschen wurde von der Regierung schleppend behandelt und von der Bevölkerung verweigert. Albanische Familien versteckten Juden vor den Besatzern. So kam es, dass Albanien 1945 eines der wenigen europäischen Länder war, in dem mehr Juden lebten als vor dem Krieg. Kein Jude aus dem albanischen Kerngebiet wurde deportiert. Nur im Kosovo, das während des Krieges zu Albanien gehörte, kam es zu Deportationen und Verfolgungen, an der auch die SS-Division Skanderbeg, der vorwiegend muslimische Kosovaren angehörten, beteiligt war. Die ausländischen Juden und auch rund 100 jüdische Albaner verließen 1944/45 das Land. 1991 emigrierten rund 300 Juden, Angehörige und Nachfahren, nach Israel. Nur wenige, die in nicht-jüdische Familien geheiratet hatten und ihre Heimat nicht verlassen wollten, blieben im Lande.
1944 kam es zur Übernahme der Macht durch die Kommunisten unter Führung von Enver Hoxha. In den Folgejahren wurde unter Ausschaltung jeglicher Opposition eine kommunistische Einparteienherrschaft etabliert. Unmittelbar nach Kriegsende bildete Hoxha aus besonders zuverlässigen Partisanen die albanische Geheimpolizei Sigurimi (Sicherheit), als sein schlagkräftigstes Machtinstrument, dem im Laufe der nächsten 40 Jahre zehntausende Menschen zum Opfer fielen. Viele ehemalige Partisanen, die keine Kommunisten waren, wurden als erste ermordet. So konnte die albanische KP erfolgreich den Mythos etablieren, dass sie den antifaschistischen Befreiungskampf fast allein geführt habe. Daraus leitete die Parteiführung ihren absoluten Herrschaftsanspruch ab.
Als Winston Churchill und Stalin auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 den Balkan in Einflusszonen unter sich aufteilten, hatten die beiden Albanien nicht miteinbezogen. Der Teilungsplan ist ohnehin nur zum Teil Wirklichkeit geworden. Für Albanien war die diesbezügliche Entwicklung in seinen beiden Nachbarländern von Bedeutung: In Griechenland konnte sich der westliche Einfluss erst nach einem langen Bürgerkrieg durchsetzen. Über Jugoslawien konnten weder die Sowjetunion noch die Westmächte die Kontrolle erringen. Der Staat Titos wurde unmittelbar nach der Befreiung (Ende 1944) zum engsten Verbündeten Albaniens, wobei dessen Führung darauf hinarbeitete, den kleinen Nachbarn schließlich in die jugoslawische Bundesrepublik zu integrieren.
Das Kosovo wurde nach dem Kriegsende wieder mit Jugoslawien vereinigt, wie es die jugoslawischen und albanischen Kommunisten schon während des Krieges vereinbart hatten. Im Januar 1945 schlossen beide Staaten darüber einen Vertrag. Unmittelbar danach war Jugoslawien das erste Land, das die provisorische Regierung in Tirana diplomatisch anerkannte. Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten folgten diesem Schritt erst im Dezember 1945, während Großbritannien die Anerkennung verweigerte und die albanischen Guthaben bei der Bank of England einfror, weil die Regierung in Tirana die Kommunisten im Griechischen Bürgerkrieg unterstützte.
Eine der ersten einschneidenden Maßnahmen der neuen Machthaber war im Sommer 1945 eine Bodenreform. Der Großgrundbesitz wurde entschädigungslos an landlose Bauern aufgeteilt. Diese Maßnahme sicherte den Kommunisten die Anerkennung großer Teile der ländlichen Bevölkerung. Vor allem in der Mitte und im Süden Albaniens, wo das Land fast vollständig in den Händen der Beys gewesen war, wurden die Kommunisten sehr populär. Dies ist einer der beiden Gründe, dass die südalbanischen Tosken dem neuen Regime gegenüber positiver eingestellt waren als die Gegen im Norden. Der zweite Grund war, dass sich die kommunistische Elite mehrheitlich aus den südalbanischen Städten (Gjirokastra, Korça, Vlora und andere) rekrutierte, was mit den persönlichen Beziehungen Hoxhas zusammenhing. Auch im innerparteilichen Machtgefüge der KP spielten traditionelle Clanstrukturen eine große Rolle.
Am 2. Dezember 1945 fanden Parlamentswahlen statt, aus denen die KP als Sieger hervorging. Die wenigen Abgeordneten anderer Parteien wurden noch vor Ablauf der ersten Legislaturperiode ermordet. In der Anfang 1946 gebildeten Regierung war Enver Hoxha gleichzeitig Premier-, Außen- und Verteidigungsminister daneben auch Oberkommandierender der Streitkräfte und Generalsekretär der KP. Damit war nicht nur das Regime, sondern auch die persönliche Herrschaft Hoxhas konsolidiert. Durch die Verfassung von 1946 wurden alle nichtkommunistischen Parteien und Vereinigungen verboten.
Im Juli 1946 unterzeichneten Jugoslawien und Albanien einen Freundschaftsvertrag, dem eine ganze Reihe von Verträgen zur technischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit folgten, die die Grundlage für die Integration Albaniens in den jugoslawischen Wirtschaftsraum bildeten. Die Wirtschaftspläne, Preissysteme und die Währungen wurden aufeinander abgestimmt. Die Beziehungen waren so eng, dass Serbokroatisch Schulfach wurde, weil junge Albaner später an jugoslawischen Universitäten studieren sollten. Im November 1946 wurde eine Währungsunion geschlossen, die den albanischen Lek im Verhältnis 1:1 an den jugoslawischen Dinar band. Im selben Jahr verhandelten Tito und der bulgarische Regierungschef Georgi Dimitrow über die Bildung einer Balkanföderation, der auch Albanien angehören sollte.
Jugoslawische Berater wurden in die albanische Armee, in die Ministerien und in zahlreiche Behörden und Betriebe entsandt. Das hungernde Land erhielt auch eine Soforthilfe in Form von 20.000 Tonnen Getreide aus Jugoslawien. Abgesehen von 26,3 Millionen Dollar der UNRRA unmittelbar nach dem Krieg war Albanien ganz auf die Unterstützung Jugoslawiens angewiesen. Die Tito-Regierung betrachtete ihre Hilfe als Investition in die eigene Zukunft, sollte doch der Anschluss Albaniens bald erfolgen. Gemeinsame Firmen in den Bereichen Bergbau, Eisenbahnbau, Öl und Energie sowie Außenhandel wurden gegründet. Das Telefonnetz Albaniens wurde mit dem jugoslawischen verbunden.
Bald jedoch kam es zu Missstimmungen zwischen den beiden Regierungen, weil die albanische Seite die verarbeitenden Industrien entwickeln wollte, während die Jugoslawen in Albanien vor allem einen Rohstofflieferanten und Agrarproduzenten sahen. Innerhalb der albanischen KP-Führung kam es deshalb zum Richtungsstreit, in dem sich vorläufig die projugoslawische Fraktion um Koçi Xoxe durchsetzte. Im Laufe des Jahres 1947 gab es eine regelrechte Säuberungswelle gegen die tatsächlichen oder vermeintlichen Anti-Jugoslawen in der Partei. Unter anderem wurden im Mai 1947 neun Parlamentsabgeordnete deswegen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Das Zentralkomitee der jugoslawischen KP kritisierte den albanischen Parteichef Enver Hoxha einen Monat später heftig wegen seiner eigensinnigen Politik. Mit hohen Krediten, die mehr als die Hälfte des albanischen Staatsetats ausmachten, „kauften“ sich die Jugoslawen in Tirana die Unterstützung für ihre Politik. Als Nako Spiru, Chef der albanischen Plankommission, trotzdem einen Wirtschaftsplan vorlegte, der dem Land mehr Unabhängigkeit bringen sollte, intervenierte Belgrad sofort. Spiru wurde daraufhin von der albanischen Führung scharf kritisiert und geriet derart unter Druck, dass er schließlich Selbstmord beging. Zumindest behaupteten dies seine Gegner.
Zu westlichen Staaten unterhielt Albanien kaum Beziehungen. Die Gespräche über die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit Großbritannien wurden abgebrochen, als es in Folge des Korfu-Kanal-Zwischenfalls 1946 zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Staaten gekommen war. Amerikaner und Briten hatten unter Verwendung von Anhängern des ehemaligen Königs Ahmet Zogu in den Jahren 1947 bis 1951 einige Kommandoaktionen durchgeführt, die einen Aufstand gegen das kommunistische Regime auslösen sollten. Diese Aktionen scheiterten jedes Mal, weil der bei den Briten arbeitende Doppelagent Kim Philby sie an die Sowjetunion, mit der Albanien seit 1948 verbündet war, verriet. Die an der Küste gelandeten Geheimagenten und „Zogisten“ wurden stets nach kurzer Zeit vom Sigurimi aufgegriffen. Mit Griechenland herrschte bis in die 1980er Jahre formal noch Kriegszustand. Wegen der Rolle der albanischen Kommunisten im griechischen Bürgerkrieg wollten beide Länder lange Zeit nicht über einen Vertrag über die Beendigung des Zweiten Weltkriegs verhandeln.
Albanien wurde von den anderen kommunistischen Parteien und Regierungen nur mehr als Satellit Jugoslawiens gesehen. Die albanische KP erhielt deshalb im September 1947 keine Einladung zur Gründungsversammlung der Kominform, sondern wurde von Titos Partei vertreten. Milovan Đilas berichtete, dass die Jugoslawen zu dieser Zeit die Zustimmung Stalins hatten, Albanien zu schlucken.81 Der pro-jugoslawische Kurs in der albanischen KP erreichte im Frühjahr 1948 seinen Höhepunkt. Während einer Sitzung des Politbüros im April schlug Koçi Xoxe vor, Belgrad um die Aufnahme Albaniens in die jugoslawische Bundesrepublik zu bitten.
Als das Kominform die jugoslawische KP am 28. Juni 1948 wegen ideologischer Differenzen ausschloss, vollzog die albanische Führung eine radikale Änderung ihrer Beziehungen zu Jugoslawien. Tito und seine Genossen galten ab sofort als Feinde Albaniens. Am 1. Juli wurden alle jugoslawischen Berater mit einer Frist von 48 Stunden des Landes verwiesen, alle bilateralen Abkommen mit dem Nachbarland gekündigt und die Grenzen geschlossen.
Die rund 40 Jahre andauernde hermetische Abriegelung riss zahlreiche Familien diesseits und jenseits der Grenzen auseinander. Betroffen waren davon nicht nur die Albaner im Kosovo und ihre Verwandten in Nordalbanien, auch die Angehörigen der mazedonischen Minderheit in den Regionen Dibra, Golloborda und Prespa waren über Nacht von ihren Angehörigen in Mazedonien abgeschnitten. Anders als an der innerdeutschen Grenze nach 1961 wurden bis 1990 keinerlei Reisegenehmigungen aus familiären Gründen erteilt. Nur in den 70er Jahren gab es einige Kontakte zwischen Wissenschaftlern aus Kosovo und Albanien.
Vom Sommer 1948 an wurden die albanischen Kommunisten Gefolgsleute der stalinistischen Sowjetunion. Enver Hoxha, der den radikalen Bündniswechsel eingeleitet hatte, nutzte die neue Lage, um den Parteiapparat erneut von Machtkonkurrenten und Widersachern zu säubern. Zahlreiche Funktionäre wurden als tatsächliche oder vermeintliche Titoisten angeklagt und zu Haftstrafen oder zum Tod verurteilt. Neben vielen anderen fielen dem Terror 14 Mitglieder des Zentralkomitees und 32 Parlamentsabgeordnete zum Opfer. Prominentestes Opfer dieser Säuberungswelle war der frühere Innenminister Koçi Xoxe, der nach einem Geheimprozess im Mai 1949 exekutiert wurde. 25 % aller Mitglieder wurden wegen Titoismus aus der Partei ausgeschlossen.
Der auf Jugoslawien ausgerichtete erste Fünfjahresplan wurde suspendiert und durch einen Zweijahresplan ersetzt, der die Umstellung auf den neuen Partner einleitete. An die Stelle der jugoslawischen trat nun die sowjetische Wirtschaftshilfe und russische Berater kamen ins Land. Bald wurden auch die ersten albanischen Studenten in die Sowjetunion geschickt. Im Februar 1949 trat Albanien dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei und im Mai 1955 gehörte der Balkanstaat zu den Unterzeichnern des Warschauer Pakts. Trotz der engen Anlehnung an Josef Stalin war das neue Bündnis für die albanische Selbstständigkeit günstiger, denn es gab keine gemeinsamen Grenzen zum sowjetischen Machtbereich.
In wirtschaftlicher Hinsicht waren die 50er und 60er Jahre die erfolgreichste Phase des kommunistischen Regimes. Mit sowjetischer Hilfe wurden zahlreiche Industriebetriebe errichtet und Wasserkraftwerke gebaut, die den Strombedarf des Landes deckten, der 1947 begonnene Eisenbahnbau wurde forciert. Im Wesentlichen erfolgten alle bedeutenden Investitionen in die Infrastruktur in dieser Zeit. Die Erträge der Landwirtschaft konnten gesteigert werden. Entscheidend war dabei weniger der Einsatz moderner Agrartechnik, als die Vergrößerung der Anbaufläche durch die Trockenlegung von Sümpfen im Tiefland und den Aufbau von Bewässerungssystemen. Innerhalb kurzer Zeit erfolgte ab 1948 die Kollektivierung der Landwirtschaft. Obwohl die Bevölkerung schnell wuchs, konnten in den 60er und 70er Jahren ausreichend Lebensmittel produziert werden. Noch 1955 war man auf umfangreiche Getreidelieferungen aus der Sowjetunion angewiesen gewesen. 1968 wurde die Kollektivierung der Landwirtschaft abgeschlossen. Die traditionellen Großfamilienverbände im Norden, die auch wirtschaftliche Einheiten gebildet hatten, wurden dabei zerschlagen.
Den Kommunisten gelang es, ein flächendeckendes Schulsystem einzurichten. Konnten bei Kriegsende noch immer fast 80 % der Albaner nicht lesen und schreiben, so war Analphabetismus in den 80er Jahren ein Phänomen, das nur noch in der alten Generation zu finden war. 1957 wurde die Universität Tirana gegründet. Damit einher ging auch die Gründung von wissenschaftlichen Publikationsorganen. Für die Kommunisten war das Bildungswesen das wichtigste Mittel zur Indoktrination der Bevölkerung. Deshalb sicherten sie sich frühzeitig das Bildungsmonopol: 1948 wurden die katholischen Schulen geschlossen. Viele ihrer Lehrer verschwanden in Lagern und Gefängnissen.
An die literarischen Traditionen der Vorkriegszeit wurde nur selektiv angeknüpft. Alle religiösen Schriftsteller waren verboten, von anderen fortschrittlicheren Literaten wurden nur bestimmte missliebige Werke nicht mehr gedruckt oder aufgeführt. Das System der politischen Zensur war insgesamt sehr sprunghaft und kaum zu durchschauen. Diese Ungewissheit und die daraus resultierende Furcht der Intellektuellen war ein wichtiges Herrschaftsinstrument der Partei. Tatsächlich stieg der Bildungsstand der Albaner, gleichzeitig blieb das Volk wegen der zunehmenden Isolation Albaniens von den geistigen Entwicklungen im Rest der Welt (auch des sozialistischen Teils) abgeschnitten. Einerseits wurden unter den Kommunisten bedeutende kulturelle Leistungen erbracht (Errichtung von Hochschulen und kulturellen Einrichtungen), andererseits wurden Zeugnisse älterer Kulturepochen zerstört. Dies betraf insbesondere sakrale Kunst, Kirchen- und Moscheebauten.
Die schon bei Kriegsende begonnene Verfolgung der Religionen erreichte 1967 ihren Höhepunkt. Albanien wurde zum atheistischen Staat erklärt und Muslimen wie Christen jegliche Religionsausübung verboten. Kirchen und Moscheen wurden in Lagerhäuser, Kinos, Sporthallen umgewandelt. Schon vor 1967 waren viele Geistliche exekutiert oder eingesperrt worden; die übrigen wurden spätestens jetzt ins Gefängnis gesteckt.
Der Anteil von Frauen in Politik und Verwaltung stieg an. Sie erreichten in den 70er Jahren ein ähnlich hohes Bildungsniveau und konnten ihre Berufe in den Grenzen, die die Partei setzte, so frei wählen wie die Männer. Trotzdem blieben in vielen Familien patriarchalische Wertvorstellungen und Verhaltensmuster erhalten, was für die Frauen eine doppelte Belastung bedeutete. Sie mussten ihre Pflichten im Beruf erfüllen und sich zu Hause den Weisungen des Familienoberhaupts fügen. Die führenden Positionen in Partei und Staat blieben in Männerhand. Familiäre Beziehungen hatten auch unter den Kommunisten große Bedeutung: 1962 waren unter den 61 ZK-Mitgliedern fünf Ehepaare und 20 weitere Mitglieder waren miteinander verschwägert.
Während Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow 1956 Reformen in Partei und Staat initiierte, die zu einer Lockerung im Herrschaftssystem der Sowjetunion führten, blieb Enver Hoxha beim stalinistischen Kurs. Chruschtschows Mahnungen, Reformen einzuleiten, verhallten ungehört. Insbesondere verübelte Hoxha dem Russen, dass er versuchte, sich mit Tito auszusöhnen. Ebenso wenig wollte Hoxha der Sowjetunion Militärstützpunkte an der Mittelmeerküste überlassen, die Chruschtschow von ihm gefordert hatte, und er hielt auch nichts davon, Albanien zu einem Ferienparadies für Werktätige aus dem gesamten RGW zu entwickeln, wie es der sowjetische Führer vorgeschlagen hatte.
1960 kritisierte Hoxha bei einem Besuch in Moskau offen den sowjetischen Kurs. 1961 löste sich das albanisch-sowjetische Bündnis auf und Moskau brach die diplomatischen Beziehungen zu Tirana ab. Die Studenten wurden aus der Sowjetunion zurückgerufen und die gemeinsamen Projekte zur Entwicklung der albanischen Industrie wurden beendet. Insofern glich die Situation der von 1948, als man sich von Jugoslawien absetzte. Wiederum mussten sich die Albaner in kurzer Frist ideologisch neu orientieren. Die Sowjetunion galt nun als revisionistisches Regime, dessen Imperialismus ebenso zu verurteilen sei wie der amerikanische.
1968 erfolgte der endgültige Austritt aus dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe und dem Warschauer Pakt. Wie 1948 brach eine Säuberungswelle über die Partei der Arbeit herein, durch die erneut viele Kader ins Gefängnis kamen. In den folgenden Jahren lehnte man sich eng an das maoistische China an. Das Bündnis mit den Chinesen konnte den Ausfall der Wirtschaftshilfe aus den RGW-Ländern aber nicht im Entferntesten kompensieren. Aus Mangel an Fachkräften und weil die Ersatzteile für russische Maschinen fehlten, setzte in den 1970er Jahren der Verfall der albanischen Industrie ein. Hinzu kam, dass Fehlinvestitionen wie zum Beispiel in das gigantische Stahlwerk von Elbasan den Staatshaushalt stark belasteten. Was den Anteil der Beschäftigten in den verschiedenen Wirtschaftszweigen angeht, blieb Albanien ein Agrarstaat. Auch in den 1980er Jahren arbeiteten zwei Drittel in der Landwirtschaft. Im letzten Jahrzehnt vor der Wende konnte die Nahrungsmittelerzeugung den wachsenden Bedarf nicht mehr decken. Die meisten Grundnahrungsmittel wurden rationiert. Aus ideologischen Gründen waren den Bauern jegliche Privatgeschäfte streng verboten. Selbst Kleinvieh durfte nicht mehr zu Hause gehalten werden.
Als Folge der chinesischen Reformen nach Mao Zedongs Tod 1976 brach Albanien im Jahr 1978 auch die Beziehungen zur Volksrepublik China ab. Die ideologische Ausrichtung der Kommunisten auf Autarkie und den besonderen Weg des albanischen Sozialismus führte dazu, dass Hoxha zur Verteidigung Albaniens etwa 700.000 Bunker bauen ließ. Dafür wurde die Betonindustrie angekurbelt und teurer Spezialstahl importiert. Albanien war 1975 das einzige europäische Land, das nicht an der KSZE teilnahm und die Schlussakte von Helsinki nicht unterzeichnete.
Vielmehr ging der Terror der kommunistischen Diktatur mit unverminderter Härte weiter. Eine weit verbreitete Form der Unterdrückung waren die Internierungsdörfer. Diese wurden in abgelegenen und von der Natur wenig begünstigten Gegenden (die Sümpfe der Küstenebene, Hochgebirgstäler) angelegt. In einer Art von Sippenhaft wurden dorthin Familien von Personen deportiert, die sich politischer Vergehen schuldig gemacht hatten.
1981 starb der albanische Ministerpräsident Mehmet Shehu unter mysteriösen Umständen. Der Tod des politischen Weggefährten Enver Hoxhas wurde offiziell als Selbstmord ausgegeben. Wahrscheinlich wurde Shehu aber im Auftrag Hoxhas beseitigt. Nach seinem Tod wurde Ramiz Alia 1. Sekretär der Partei der Arbeit Albaniens und als Nachfolger des Diktators aufgebaut.
Nachdem Enver Hoxha 1985 gestorben war, setzte Alia die bisherige Politik im Großen und Ganzen fort. Allerdings bemühte er sich – nicht zuletzt wegen der desolaten Wirtschaftslage – um die Wiederaufnahme oder die Vertiefung diplomatischer Beziehungen zu verschiedenen westlichen und östlichen Staaten. Im Oktober 1986 unterzeichnete die Regierung ein Handelsabkommen mit Jugoslawien. 1987 wurde der Kriegszustand mit Griechenland formal beendet und auch die Bundesrepublik Deutschland richtete in dieser Zeit eine Botschaft in Tirana ein.
Trotz der Abgeschlossenheit des Landes erfuhr die Bevölkerung von den politischen Veränderungen in den Ländern des Ostblocks. In den Küstenregionen und in Tirana war italienisches Fernsehen zu empfangen und im Süden griechisches. Im Januar 1990 fanden in Shkodra die ersten Demonstrationen gegen das Regime statt. Im Juli desselben Jahres flohen tausende Albaner in westliche Botschaften.
Im Herbst 1990 ließ sich die Bewegung, die in Tirana zuerst von Studenten getragen wurde, nicht mehr unterdrücken. Das Regime musste mit den Aufständischen verhandeln. Im November wurde das Religionsverbot aufgehoben und in Shkodra fand der erste öffentliche katholische Gottesdienst seit 1967 statt. Muslime und Orthodoxe folgten diesem Beispiel. Im Dezember wurde auf dem Campus der Universität Tirana die Demokratische Partei Albaniens gegründet.
Aufgrund der unsicheren politischen Situation und mehr noch wegen der verzweifelten wirtschaftlichen Lage des Landes passierten Tausende illegal über die verschneiten Berge die Grenze nach Griechenland, und 25.000 Albaner kaperten im März 1991 in den Häfen von Durrës und Vlora Schiffe, um damit nach Italien zu gelangen. Erst durch diese Flüchtlingskatastrophe wurde die Aufmerksamkeit des Westens geweckt; die Staaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und die Vereinigte Staaten begannen nun, humanitäre Hilfe zu leisten.
Im April 1991 konnten die Kommunisten unter Ramiz Alia bei den ersten Wahlen noch einmal die Mehrheit erringen. Es war ihnen mittels ihrer Kontrolle aller Medien gelungen, in der Landbevölkerung (70 %) Angst vor Veränderungen zu schüren. Die neue Regierung begann gleichwohl mit ersten Reformen. Der Partei wurde die Kontrolle über die Streitkräfte entzogen, die nun dem Kommando der parlamentarischen Regierung unterstanden. Im Juni 1991 unterzeichnete man die KSZE-Schlussakte und verpflichtete sich damit den europäischen Menschenrechtsstandards. Im April 1992 übernahmen die Demokraten unter dem Arzt Sali Berisha die Regierung. Am 6. Juni 1992 trat Albanien dem NATO-Kooperationsrat bei und stellte einen Antrag auf Mitgliedschaft, der jedoch im Dezember 1992 zurückgewiesen wurde. Mit der Türkei schloss Albanien 1992 einen umfassenden Beistandspakt ab. Im Oktober 1993 folgten derartige Abkommen mit den USA und Großbritannien. Am 10. Juli 1995 wurde Albanien als 35. Mitglied in den Europarat aufgenommen.
Die Umgestaltung der Wirtschaft kam nicht voran, die Massenauswanderung setzte sich fort. Zudem fehlten immer noch angemessene Gesetze zum Privateigentum, zur Gründung von Firmen oder zum Zoll. Mit der Neugestaltung der Sozialsysteme war nicht begonnen worden. Weil ein Privatisierungsgesetz fehlte, wurde ab 1991 das Land der staatlichen Agrarbetriebe „wild“ aufgeteilt, auch Albaner, die vorher nie in der Landwirtschaft tätig gewesen waren, beanspruchten Boden und markierten ihn unter anderem mit herausgerissenen Eisenbahnschienen und Telegrafendrähten. Zur selben Zeit brach die Industrieproduktion völlig zusammen und die seit Ende der 80er Jahre herrschende Lebensmittelknappheit verschärfte sich. Auch der sich neben den wenigen Staatsbanken entwickelnde Privatbankensektor wurde nicht gesetzlich geregelt.
Die Posten in Regierung und Verwaltung wurden kaum nach Eignung sondern zur Versorgung der eigenen Anhänger und der Mitglieder des eigenen Clans vergeben. Nach einem 1996 veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch war besonders die Justiz staatlichen Beeinflussungen ausgesetzt, auch der neue Nationale Nachrichtendienst (Shërbimi Informativ Kombëtar) gewann wieder an Einfluss. Die Gesellschaft war gespalten in Anhänger der Demokraten Sali Berishas und in Anhänger der zu Sozialisten gewandelten Kommunisten. Die Unzufriedenheit mit der Regierung nahm zu und 1996 konnte Berisha seine Partei nur durch massive Wahlfälschungen an der Macht halten.
Die Regierungen der westlichen Länder ignorierten die Entwicklungen in Albanien Mitte der 90er Jahre weitgehend, denn ihre Aufmerksamkeit galt vor allem der Bewältigung der Kriegsfolgen im ehemaligen Jugoslawien. Die wenigen Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die sich mit Albanien befassten, hielten sich mit Kritik an Berishas Regierung zurück, galt sie doch als reformorientiert und als einzige politische Alternative standen die ehemaligen Kommunisten bereit.
Anfang 1997 brachen nach Kreditbetrugsfällen Unruhen aus. Die Ursachen für diesen Lotterieaufstand waren vielschichtig. Im März 1997 waren die staatlichen Strukturen außerhalb der Hauptstadt völlig zusammengebrochen und es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, die mehr als tausend Todesopfer forderten. Eine OSZE-Mission, unterstützt von internationalen Friedenstruppen (Griechen, Italiener, Spanier, Franzosen, Türken und Rumänen), stellte den Frieden wieder her. Im Juli wurden unter OSZE-Aufsicht Wahlen abgehalten. Die aus der Partei der Arbeit hervorgegangene Sozialistische Partei Albaniens übernahm die Macht an der Spitze einer Mitte-links-Koalition, und Fatos Nano wurde Regierungschef. Ihre Anhängerschaft rekrutierte die Partei vor allem im Süden des Landes, der traditionellen Machtbasis des sozialistischen Regimes.
1998 wurde per Referendum die neue Verfassung angenommen. Zugleich war die Versorgung von 300.000 Flüchtlingen, die im Frühjahr 1999 aus dem Kosovo vertrieben wurden, auch mit internationaler Hilfe nur schwer zu bewältigen. Die durch die Fluchtwelle ausgelöste Krise führte aber auch zu einer bisher unbekannten Solidarisierung in der Gesellschaft. Angehörige aller politischen Lager kooperierten vorübergehend miteinander. Die verstärkte internationale Präsenz und die im Rahmen des Stabilitätspakts für Südosteuropa verstärkte Hilfe leitete eine allmähliche Verbesserung der Wirtschaftslage ein.
Der erneute Machtwechsel nach den Wahlen von 2005 – nun regierte wieder die Demokratische Partei Berishas mit ihrer Machtbasis im Norden des Landes – verlief ruhig und geordnet. Auch die Parlamentswahlen im Jahr 2009 gewann die Mitte-Rechts-Koalition. Die Sozialistische Partei beklagte sich über Wahlmanipulationen, was zu einer langen politischen Krise führte. Die Sozialisten boykottierten das Parlament und organisierten Demonstrationen, die im Januar 2011 zu Ausschreitungen mit mehreren Todesopfern führten. Die Parlamentswahl vom 23. Juni 2013 war die erste Wahl ohne größere Unregelmäßigkeiten. Vor allem aber akzeptierte der Verlierer seine Niederlage, was bis dahin noch nie geschehen war. Edi Rama von der Sozialistischen Partei , der von 2000 bis 2011 Bürgermeister der Hauptstadt gewesen war, ging als Sieger aus der Wahl hervor. Die Allianz für ein Europäisches Albanien, eine Koalition, erreichte eine deutliche Mehrheit.
2006 unterzeichnete Albanien das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. 2009 trat es der NATO bei und reichte den Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein. 2010 wurden die Einreisebestimmungen für Albaner gelockert. Am 24. Juni 2014 wurde Albanien offiziell EU-Beitrittskandidat.
Seit 2003 ist der Umgang mit archäologischen Überresten gesetzlich geregelt, ebenso wie der Umgang mit menschlichen Überresten.82 83
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