Die Geschichte des Libanon lässt sich bisher, obwohl in den Nachbarländern erheblich ältere Funde gemacht wurden, nur wenig mehr als 700.000 Jahre zurückverfolgen. Ähnlich wie dort lebten Vertreter des Homo erectus auf dem kleinen Gebiet des heutigen Libanon, denen vor spätestens 250.000 Jahren Neandertaler folgten. Diese waren möglicherweise durch drastische Temperaturrückgänge, volkstümlich Eiszeiten genannt, aus nördlicheren Gebieten vertrieben worden. Gleichzeitig fand bereits vor 400.000 Jahren eine sehr frühe Klingenproduktion statt, die im übrigen Mittelmeerraum sehr viel später einsetzte. Sie wird eher unseren unmittelbaren Vorfahren zugeschrieben, nicht den Neandertalern. Unser unmittelbarer Vorfahr, der Homo sapiens, der vor mehr als 200.000 Jahren in Ostafrika entstand, lässt sich in Palästina bereits vor 110.000 Jahren nachweisen, hingegen in Europa erst vor 45.000 Jahren. Jedoch verschwand er im Nahen Osten wieder in der Zeit vor 80 bis 50.000 Jahren, um dann erneut dort aufzutauchen. In der Zeit, als Neandertaler und Homo sapiens gleichzeitig in der Levante lebten, kam es offenbar zu gemeinsamen Nachkommen, die sich in unserem Erbgut bis heute niederschlagen. Doch der Neandertaler verschwand vor mehr als 30.000 Jahren. Über die Ursachen gibt es eine lange Debatte.
Die Menschen lebten weiterhin von der Großwildjagd, doch auch kleinere Tiere und Fischfang spielten nun eine immer größere Rolle. Dazu kamen die Erträge des Sammelns. Die verbesserten Überlebenstechniken erlaubten die Besiedlung bisher unzugänglicher Gebiete, wie der Wüste und der Hochgebirge. Die Gruppen vernetzten sich, die symbolische Kommunikation nahm zu, vor etwa 23.000 Jahren lässt sich systematische Sammeltätigkeit, darunter von Gerste nachweisen. Vor etwa 13.000 Jahren lässt sich der Anbau von Getreide belegen. Erst um 6000 v. Chr. setzte sich die Verarbeitung von Ton, insbesondere die Töpferei allgemein durch. Mit der eigentlichen Bodenbearbeitung ging der Anteil der Jagd und des Sammelns deutlich zurück. Diese Phase, das Neolithikum, weist im Libanon besonders große Werkzeuge auf, daher wird es als Heavy Neolithic bezeichnet. Byblos dürfte bereits in der vorkeramischen Phase entstanden sein, es begann die Phase der sogenannten „Mega-Dörfer“. Zwischen 5500 und 4500 v. Chr. verschwanden südlich des Libanon die meisten Siedlungen aufgrund großer Trockenheit, so dass die Kontakte mit dem Süden, also auch nach Ägypten, abrissen. Die Kulturen der nördlichen und der südlichen Levante begannen sich weit auseinanderzuentwickeln.
Um 3300 v. Chr. begann eine Phase neuerlichen Wachstums stadtartiger Großsiedlungen, die daher vereinzelt als „frühurban“ bezeichnet wurde. Während zwei Drittel aller zuvor bekannten Siedlungen nicht fortgesetzt wurden, erhielten viele Städte bald eindrucksvolle Stadtmauern, wie Byblos um 2800 v. Chr. Außerdem entstand in der Gegend ein erster Monumentalbau in Form eines Tempels. Zedernholz aus dem Libanon wurde nach Ägypten verschifft, wie insgesamt die Handelskontakte, trotz kriegerischer Unterbrechungen, große Bedeutung erlangten. Nach 2300 v. Chr. kam es jedoch wieder zu einem Rückgang der Städte und zu einem Siegeszug der Weidewirtschaft. Byblos wurde zerstört. Erst um 2000 v. Chr. setzte abermals städtisches Leben in größerem Umfang ein und die zerstörte Stadt wurde wieder aufgebaut. Dieser kulturelle Bruch geht wohl auf Viehnomaden zurück, die sich jedoch nicht sicher identifizieren lassen. Nun, mit dem Wiederaufblühen der Städte, entstand ein Nebeneinander nomadischer und urbaner Lebens- und Herrschaftsformen.
Im 15. Jahrhundert v. Chr. kam es zur Stadtstaatenbildung der Seestädte Sidon, Tyros, Byblos. Sie unterhielten Handelskontakte mit Ägypten und Kreta. Die Pharaonen des Mittleren ägyptischen Reiches eroberten Palästina bis zum Euphrat, einer der Pharaonen brüstete sich, die Städte dieser Phönizier vernichtet zu haben. Dennoch gelang es Ägypten nicht, die zweite Großmacht der Region, die Mitani, dauerhaft zu verdrängen. Doch bald trat das Hethiterreich als neue Großmacht in Anatolien auf und stritt seinerseits mit Ägypten um Syrien. Mit den „Seevölkern“, die um 1200 v. Chr. als Plünderer und Eroberer auftraten, und die wohl aus dem nördlichen und mittleren Mittelmeerraum stammten, endete das Hethiterreich abrupt und in Palästina setzte eine abermalige Entstädterung ein.
Im 10. Jahrhundert v. Chr. lösten Tyros und Sidon die alte Stadt Byblos als Führungsmacht ab. Von hier aus wurden zahlreiche Kolonien gegründet, darunter der Legende nach Karthago im Jahr 814 v. Chr. Die Phönizier entwickelten das Alphabet, das, von Griechen und Römern übernommen und angepasst, seinen Siegeszug antrat. Doch die eigentliche Großmacht war nun das Assyrerreich, an das die Seefahrerstädte Tribut zahlen mussten. 743 v. Chr. eroberten die Assyrer den Norden Phöniziens. Tyros musste zwar Tribut zahlen, beherrschte jedoch den Süden und die Mitte Phöniziens sowie Zypern. Als Tyros wieder einmal den Tribut verweigerte, wurde die Stadt 701 v. Chr. unterworfen, bewahrte jedoch ihre Unabhängigkeit. Die Stadt war um 670 sogar als letzte unabhängig. Diese isolierte Lage zwang die Tyrener ein Seereich zu ihrer Versorgung zu organisieren, zumal die Assyrer den Handel mit Arabien und Ägypten zeitweise untersagten. Sidon wurde sogar zerstört. Doch 612 v. Chr. war das Assyrerreich seinerseits zerschlagen, die neue Großmacht hieß Babylon. Aber Babylon trat bald ähnlich auf, wie einst Assur, was für Tyros katastrophale Folgen hatte. Um 574 v. Chr. wurde Tyros nach dreizehnjähriger Belagerung erobert, die Bevölkerung in die Sklaverei verkauft. Seine westlichen Kolonien, allen voran Karthago, stiegen nun zu einer eigenständigen Großmacht im westlichen Mittelmeer auf.
So berühmt wie die Babylonische Gefangenschaft der Juden wurde, so kurzlebig war jedoch das Babylonische Reich, das mitsamt Phönizien 539 von den Persern erobert wurde. Diese eroberten ein Weltreich, das von Indien bis nach Ägypten reichte. In diesem riesigen Rahmen nutzten sie die Erfahrung der Phönizier in der Seefahrt vielfach, um ihre Flotten gegen die Griechen und Ägypter auszurüsten. Als sich Sidon gegen ihre Herrschaft erhob, wurde es 343 v. Chr. zerstört. Die Herrschaft der Perser endete erst mit der Zerschlagung ihres Reiches durch Alexander den Großen, der Tyros zerstören ließ, nachdem es als einzige phönizische Stadt sieben Monate lang Widerstand geleistet hatte.
Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr. gerieten die phönizischen Städte in die Kämpfe um seine Nachfolge, die Diadochenkämpfe. Tyros wurde 15 Monate lang belagert. Bald verlagerte sich der Seehandel von den bisher vorherrschenden Hafenstädten Sidon und Tyros nach Akko, ein Zustand, der drei Jahrhunderte anhielt. Währenddessen bekämpften sich die in Syrien und zeitweise bis Indien herrschenden Nachfolger des Seleukos und die Nachfolger des Ptolemaios, zweier Generäle Alexanders des Großen, in mörderischen Kriegen vor allem in Palästina. 65 v. Chr. beendete der Römer Pompeius die Seleukidenherrschaft in Syrien. Palästina und Syrien wurden zur römischen Provinz Syria vereint. 30 v. Chr. wurde auch Ägypten römisch. Nur das Reich des Herodes, das bis in den Süden des Libanon reichte, wurde nicht unterworfen. Herodes und seine Nachfolger herrschten als Klientelkönige Roms.
Zwischen 66 und 70 n. Chr. erhoben sich die Juden, wurden jedoch von den Römern unterworfen, die Jerusalem zerstörten. Zu weiteren Aufständen der Juden im gesamten Nahen Osten kam es 115 bis 118 und 132 bis 136. Am Ende untersagten die Römer den Juden den Zutritt nach Jerusalem. 193/194 wurde die Provinz Syria in sieben Provinzen aufgeteilt. Tyros wurde zur Hauptstadt von Syria Phoenice. Die Purpurproduktion dieser Stadt, die sich auch von den schwersten Schlägen immer wieder erholt hatte, war berühmt, zumal sie sich in Beirut und anderen Städten mit hervorragenden Stoffen versorgen konnte. Beirut war hervorragend in der Waffenproduktion positioniert. Dort entstand eine berühmte Rechtsschule. Wichtigste Stadt der Region wurde jedoch ab dem frühen 3. Jahrhundert Baalbek. Mit dem erneuten Aufstieg der Perser, die die Parther im Osten abgelöst hatten, wurde die Lage wieder unsicherer. Palmyra am Euphrat, das sich in der Abwehr der Perser hervorgetan hatte, wurde nahezu unabhängig. Königin Zenobia erhob sich schließlich zur Kaiserin und führte einen Aufstand des gesamten Nahen Ostens, der erst 272/73 von Kaiser Aurelian niedergeschlagen wurde.
Wie in den meisten Reichsteilen, so kam es auch im Libanon zu kurzen, heftigen Christenverfolgungen, wie in Tyros im Jahr 311. Doch mit dem Ende der Verfolgungen seit Konstantin dem Großen im Jahr 313 und der zunehmenden Privilegierung der Kirche durch den Staat, entstand eine eigene kirchliche Hierarchie. Im 4. Jahrhundert war die Mehrheit der Bevölkerung Palästinas jedoch noch nicht christlich. Außerdem war das Christentum aus theologischen Gründen zerrissen. In Syrien und in Ägypten gewann der Monophysitismus zunehmend an Boden, wurde jedoch von der Reichskirche bekämpft. Einer der Versuche, einen Kompromiss zwischen den streitenden theologischen Fraktionen zu finden, der Monotheletismus, wurde ebenfalls in der Reichskirche zurückgewiesen. In Syrien und später im Libanon konnte er jedoch unter dem Namen Maroniten Fuß fassen. Die Monotheleten wurden 681 als Ketzer verurteilt. Doch auch die Muslime bekämpften die Gruppe und vertrieben sie 707 in die Berge, im 10. Jahrhundert kamen sie in den Libanon.
Seit dem 3. Jahrhundert wurde die bäuerliche Bevölkerung immer stärker an den Boden gefesselt, durfte schließlich ihr Land nicht mehr verlassen und hatte Dienste und Abgaben zu leisten, ohne sich beim Kaiser darüber beschweren zu können. Weder als die Perser von 610/11 bis 628/29, noch als die Araber schließich ab 632/36 die Region eroberten, leisteten sie dagegen nennenswerten Widerstand. Dies galt auch für die Provinz Phoenice, in deren Hinterland sich die Provinz Phoenice Libanensis erstreckte. In ihrem Süden lag Damaskus. Die dort lebenden arabischen Stämme hatten ebenfalls das Christentum angenommen, vielfach als Monophysiten. 635 wurden die Hafenstädte Sidon, Arqa, Jabail und Beirut von den Muslimen erobert, 637/38 endgültig. Die Eroberer waren zu dieser Zeit fast ausschließlich Araber.
Der Libanon wurde Teil des riesigen Reiches, das sich die Araber zusammeneroberten, was seinem Handel Vorteile versprach. Gleichzeitig musste seine Bevölkerung, sofern sie nicht zum Islam übertrat, eine Sondersteuer zahlen. Darüber hinaus geriet die Region aber auch in die Kämpfe nach der Spaltung der islamischen Gemeinde in Sunniten und Schiiten, die das Land bis heute immer wieder zu zerreißen drohen. Als 656 der Kalif ermordet wurde, bekämpften sich die Anhänger Alis auf der einen und die Muawiyyas auf der anderen Seite. Die Anhänger Alis, den die Schiiten noch heute verehren, unterlagen in der entscheidenden Schlacht im Jahr 680 endgültig. Muawiyya hatte inzwischen die Wahl des Kalifen abgeschafft und durch die Erbfolge ersetzt, dann die Hauptstadt des Riesenreiches nach Damaskus verlegt. Schlagartig wurde die Region zum Kern des Weltreichs. Die Stämme Palästinas waren die wichtigsten Unterstützer sowohl Muawiyyas als auch seines Sohnes und Nachfolgers in Syrien. Nun begann eine neue Expansionsphase, die bald den Atlantik im Westen und den Indus im Osten erreichte. Tyros profitierte besonders stark davon und wurde zur bedeutendsten Hafenstadt Palästinas, auch wenn katastrophale Epidemien die Bevölkerung dezimierten. Die Islamisierung kam nur langsam voran, viele Christen verließen das Land. „Araber“ wurde dabei gleichbedeutend mit „Beduine“, obwohl seit Jahrhunderten Araber auch in Städten gelebt hatten. Diese waren enorm privilegiert und dementsprechend heftig waren die Auseinandersetzungen zwischen den arabischen Gruppen. Der Schutz der Anhänger der Buchreligionen war dabei seit Mohammed vorgesehen. Christen dienten häufig als Verwaltungspersonal, zumal die Araber hierin keine Erfahrung hatten. Kam es zum Raub an christlichem Eigentum, so griff der Kalif manchmal mit massiver Militärgewalt ein, da er fürchtete, die Christen und Juden, die das ökonomische Rückgrat des Reiches bildeten, könnten abwandern.
Die Umayyaden, die seit 661 die Kalifen stellten, wurden 750 von den Abbasiden gestürzt. Die Aufständischen wurden von den Völkern unterstützt, die sich gegen die Dominanz der Araber wehrten. Sie wollten aber auch einen strengeren Islam durchsetzen. Im Gegensatz zu den Umayyaden stützten sich die Abbasiden bei ihrer Herrschaft vor allem auf Iraner und später auf Türken, weniger auf die Araber. Trotz dieser Kämpfe kam es zu einer einzigartigen wirtschaftlichen Expansion, die zur Entwicklung einer blühenden Stadtkultur beitrug. Die Überspannung des Steuersystems, das zunehmend der Finanzierung der Armeen diente, brachte zugleich eine Landflucht hervor. Zudem bröckelte das Riesenreich an den Rändern ab. Um 900 beherrschten die Kalifen nur noch den Irak, den westlichen Iran, Syrien und zeitweise Ägypten. Die Dynastie der Ichschididen machte sich 939 in Ägypten praktisch unabhängig; ihr Gründer besetzte zwischen 942 und 944 Palästina, den Hedschas mit den heiligen Stätten Mekka und Medina, dazu Syrien bis nach Aleppo.
Im 10. Jahrhundert waren es erneut politisch-religiöse Einflüsse aus der Peripherie des Riesenreiches, die die Situation in der Levante und damit im Libanon stark veränderten. Unter den Schiiten war es zu weiteren Aufspaltungen gekommen, Missionare gingen in den äußersten Westen und setzten sich bei den Berbern im Maghreb unter dem Namen Ismailiten durch. Dabei ging es auch hier anfangs wieder um die Anerkennung oder Nichtanerkennung des Nachfolgers eines Herrschers. Man glaubte an das Erscheinen des verborgenen siebenten Imams, durch den die Abbasiden gestürzt, alle Gesetzesreligionen (neben dem Christentum und Judentum auch der Islam) abgeschafft und die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte. 909 wurde nach einer weiteren Spaltung einer der Schiiten zum Kalifen erhoben. Er selbst berief sich auf Fatima, die Tochter Mohammeds, daher wurde seine Dynastie als Fatimiden bekannt. 969 gelang diesen Fatimiden die Eroberung Ägyptens, doch gerieten sie in langwierige Kämpfe mit Arabern aus dem Bahrain, die ihr Reich vom Persischen Golf bis Damaskus ausdehnten. Hinzu kamen weitere Kämpfe, die der byzantinische Kaiser ausnutzte, um die Beqaa-Ebene im Osten des Libanon zu besetzen, dann Sidon. 968 war bereits Tripolis gefallen, 969 folgten Antiochia und Aleppo. Neben diesen drei Hauptmächten, den Fatimiden, Bahrainern und Byzanz traten kleinere Gruppen auf, wobei die Städte schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Imamiten oder Zwölfer-Schiiten sind heute die größte Gruppe der Schiiten. Sie glauben an die Wiederkehr des 12. Imams, des einzig legitimen Oberhaupts der Muslime, der zugleich von Mohammed, aber auch von den Perserkönigen abstammt.
Anfang des 11. Jahrhunderts sorgte Al-Hakims intolerante Religionspolitik für Unruhe, die auch zur Plünderung christlicher Kirchen und Klöster führte. So kam es 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem, was im Westen Europas für Aufregung sorgte. Zunächst aber entstand 1017 in Ägypten eine Sekte, die al-Hakim als die Inkarnation Gottes ansah. Aus dieser entwickelte sich später die Religionsgemeinschaft der Drusen, denn die Tanūẖ um Beirut und im Libanongebirge, die ursprüngllich aus Südarabien stammten, schlossen sich 1021 der Sekte an. Schließlidh trat ein weiterer Machtfaktor auf: Syrien und Palästina gingen 1076 an die Seldschuken verloren, mit denen eine neue, diesmal türkisch-sunnitische Großmacht auf den Plan trat, deren Einfluss bis weit nach Zentralasien reichte. Sie besiegten 1071 in einer entscheidenden Schlacht die byzantinische Armee in Anatolien.
Vollends verwirrt wurde die Situation, als 1096 Kreuzfahrer Richtung Osten aufbrachen, die 1099 Jerusalem eroberten. 1109 fiel Tripolis nach jahrelanger Belagerung, für fast zwei Jahrhunderte bestand die Grafschaft Tripolis. Das Königreich Jerusalem dehnte sich von Süden her um die Hafenstädte Akkon, Sidon und Beirut aus und sein König erlangte die Oberhoheit über die anderen Kreuzfahrerstaaten, die ihre feudalistische Gesellschaftsordnung in den Nahen Osten brachten. Der gesamte Küstensaum der Levante wurde von diesen hochgerüsteten Kleinstaaten beherrscht. Die Seemächte Venedig, Genua und Pisa richteten Händlerquartiere ein, in denen sie von Steuerzahlung und Militärdienst befreit waren. Der Handel zwischen Europa und Asien verstärkte sich erheblich, so dass die Seestädte zu ungeahntem Reichtum kamen. 1187 unterlag jedoch ein Kreuzfahrerheer gegen die Armee Saladins, eines kurdischen Herrschers, der das Gebiet vom Euphrat bis nach Ägypten eroberte. Bis 1190 wurde auch der Libanon von seinem Heer erobert. Die Grafschaft Tripolis widerstand jedoch und 1197 eroberten die Kreuzfahrer Beirut zurück.
Das Ende der inzwischen stark geschrumpften Kreuzfahrerstaaten kam mit den Mamluken, die seit 1260 in Ägypten herrschten. Sie waren die ersten, die die Mongolen besiegen konnten, die bis an die Pforten Ägyptens gestürmt waren. Den Mamluken gelang 1291 die Eroberung von Tripolis als einer der letzten christlichen Städte. Sie gingen nach und nach zu einer Politik systematischer, vorsorglicher Zerstörung einer ganzen Städelandschaft über, um eine erneute Invasion zu unterbinden. Eine der bedeutendsten Folgen für den Libanon war neben dieser letztmaligen Deurbanisierung der Aufstieg der einzig verbliebenen Küstenstadt, von Beirut. Eine weitere Folge war, dass zahlreiche Flüchtlinge vor den Mongolen in großen Gruppen in den Libanon umgesiedelt wurden, wie etwa Turkmenen, mongolische Oiraten oder Kurden. Die Kämpfe zwischen Kreuzfahrern und Mamluken waren im übrigen mit dem Fall der Kreuzfahrerstaaten keineswegs beendet. Auf die Dauer gravierender wirkten sich die Eingriffe in die Stammesstrukturen durch die Mamluken aus, die zudem bis auf Beirut die meisten Städte zerstörten. Dort, um Beirut, dominierten die arabischen Tanūẖ, genauer gesagt die Buḥturiden, eine Sippe dieses großen Stammes. Als politisches Gegengewicht siedelten die sunnitischen Mamluken Turkmenen an, denn die Tanūẖ waren Drusen. Die Turkmenen hatten wiederum Schiiten ersetzt, die nach einem Aufstand von den Mamluken niedergemacht worden waren. Die komplizierte ethnisch-religiöse Landkarte des Libanon wurde in dieser Phase zutiefst geprägt. Den Einwohnern von Sidon und Beirut wurde die Ausübung ihrer Religion untersagt. Zugleich bekämpften sich auch arabische Stämme untereinander, die ihren Einfluss in der Mamlukenhauptstadt Kairo dazu geltend machten. Die lokalen Statthalter, die diesen Sippen und Stämmen angehörten, unterhielten eher freundliche Beziehungen zu Venedig, hingegen feindliche zu Genua, Zypern, zu den Katalanen und später Franzosen.
Dies hatte gute Gründe. Die Flüchtlinge aus dem 1291 eroberten Tripolis sammelten sich auf Zypern und bereiteten die Rückeroberung vor. 1299 erfolgte ein erster Angriff auf Beirut, 1300 folgten Raubzüge, der Sklavenhandel blühte aufgrund der Vielzahl von Gefangenen, die in den folgenden Jahrzehnten gemacht wurden. Nutznießer dieser zugespitzten Situation waren die Buḥturiden, die die Verteidigung leiteten. Als Gegenleistung wurden sie von der Aneignung gewaltiger Landmengen durch die Mamluken ausgenommen, die in dem Riesenreich gegen alle Widerstände durchgesetzt wurde; so auch 1317 im benachbarten Tripolis. Diese Ressourcen brauchten die Mamluken wiederum für den Kampf gegen die christlichen Seemächte, vor allem aber gegen die Mongolen, ihre östlichen und nördlichen Nachbarn, die immer wieder nach Syrien vorrrückten. Nach der Zerstörung der nördlichen Konkurrenzstädte und der Eroberung Kleinarmeniens im Südosten der heutigen Türkei erlangten Tripolis und Beirut größte Bedeutung für den West-Ost-Handel, der trotz aller Feindseligkeiten - auch zwischen den Seefahrerstädten - blühte. Dies trotz diverser Naturkatastrophen und Epidemien, wie der „großen Pest“, die 1348 bis 1349 jeden Fünften, vielleicht sogar Dritten tötete. Wieder kam es zu Aufständen gegen Kairo, 1365 griff eine christliche Flotte aus Zypern Alexandria an, 1367 Tripolis, 1369 Sidon. Ein Flottenbauprojekt in Beirut und Tripolis wurde dennoch wieder fallengelassen, das bereits gesammelte Invasionsheer wieder entlassen. Die italienischen Seehandelsmetropolen waren, nachdem Genua 1383 einen Versuch unternommen hatte, Beirut zu erobern, mehr am Handel als an der Rückeroberung interessiert, so dass weitere Versuche in dieser Richtung unterblieben.
Eine grundlegende Veränderung der Situation trat erst durch die Osmanen ein, die ab 1420 als Konkurrenten der Mamluken auftraten. Zugleich wurde das Mamlukenreich durch dynastische Kämpfe geschwächt, was sich auch im Libanon auswirkte. In dieser Zeit kam es zudem zwischen Buḥturiden und Turkmenen zu Kämpfen. Diese Auseinandersetzungen endeten erst mit der Eroberung des Mamlukenreichs durch die Osmanen in den Jahren 1516 bis 1517. Die von Konstantinopel entsandten Richter (Kadis) entstammten dabei einer anderen Rechtsschule, als die Bevölkerung des Libanon. Im Gegensatz zu ihnen blieben die Statthalter für längere Zeit. Die Einziehung der Steuern wurde an Steuerpächter vergeben, die sie in jährlichen Umzügen einkassierten. Diese Abgaben erfolgten ab dem 17. Jahrhundert in Geldform, nicht mehr in Form von Naturalien.
In Ägypten bekämpften sich im 18. Jahrhundert zwei Mamluken-Fraktionen, von denen sich 1790 die osmanenfeindliche durchsetzte. Dies lieferte Frankreich, das mit den Osmanen verbündet war, den Vorwand, in Ägypten einzugreifen. Doch unter britischem und russischem Druck erklärte das Osmanische Reich Frankreich den Krieg. 1799 führte Napoleon zur Verteidigung seiner Eroberung Ägyptens einen Feldzug nach Syrien gegen ein sich formierendes türkisches Heer. Doch scheiterte er vor Akko, so dass sich die französische Armee trotz ihrer Siege über die Mamluken zurückziehen musste. Es waren aber diese Niederlagen, die die Mamluken letztlich schwächten und dem Albaner Muhammad Ali den Weg zur Macht in Ägypten freimachten. Im Libanon wirkte sich diese Erschütterung der Herrschaft anders aus. Hier herrschten lokale Dynasten, wie die Dynastie der Shihab ad-Dins im Lbanongebirge. Ahmad Pascha al-Jazzar, der 1799 Akko gegen Napoleon verteidigt hatte, herrschte bis weit in den südlichen Libanon hinein. Im Amt des Paschas von Sidon folgte ihm von 1805 bis 1819 Sulaiman Pascha al-Adil, dessen Nachfolger Abdallah Pascha (bis 1832) sich wieder stärker in den Dienst Konstantinopels stellte. 1831 eroberte der Sohn Muhammad Alis die gesamte Region bis weit nach Anatolien hinein, Akko wurde zerstört. Seine Einwohnerzahl fiel drastisch, noch 30 Jahre später hatte sie kaum die Hälfte von der der Zeit vor der Eroberung. Beirut profitierte davon, doch das zentrale Bergland musste die Lasten tragen und rebellierte, wenn auch vergeblich. 1839 entschlossen sich Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich und Preußen, die ägyptische Armee aus Anatolien zu vertreiben, um das Osmanenreich zu stützen. Dabei wurde auch Beirut beschossen.
Die lokalen Herren bestimmten auch nach der Rückkehr der Osmanen über die Religionsangehörigkeit der Bewohner des „Kleinen Libanon“. Dieses System geriet erst ins Wanken, als London die Drusen, Paris die Maroniten zu unterstützen begann. Europa wirkte auf das Osmanenreich ein, das seinerseits Prozesse in den Provinzen in Gang setzte, um gegen die Großmächte nicht noch mehr ins Hintertreffen zu geraten. Infolgedessen verdichteten sich die Handelsbeziehungen mit Europa zwischen 1825 und 1875 stark. Beirut wurde nun der bedeutendste Hafen der gesamten Levante. Nachdem Muhammad Ali damit begonnen hatte, wurden nun auch die Muslime erstmals besteuert, 1838 die Wehrpflicht eingeführt. Ausländisches Kapital erhielt Zugang zum Immobilenmarkt, in die expandierende Landwirtschaft investierten vor allem Beiruter Bankiers, aber auch städtische und ländliche Notabeln sowie der Sultan selbst. Bei diesen Prozessen der Modernisierung und der ökonomischen Konkurrenz spielten Drusen und Maroniten völlig verschiedene Rollen. Drusen hatten bereits im 16. Jahrhundert Kontakte nach Italien aufgenommen, um sich gegen die Osmanen zu wehren. Auseinandersetzungen mit den christlichen Maroniten endeten 1860 mit der autonomen Verwaltung des Libanongebirges, die Frankreich nach schweren Kämpfen zwischen Drusen und Maroniten den Osmanen aufdrängte. Dort wiederum gewann die maronitische Kirche an Einfluss. Sie gilt seit 1445 als „mit Rom unierte Ostkirche“. 1648 gab Ludwig XIV. von Frankreich den Maroniten, wie allen Katholiken der Levante, ein Schutzversprechen, was Frankreich drei Jahrhunderte lang überaus stark an den Libanon band. 1764 konnten die Maroniten mit osmanischer Unterstützung ihren Einfluss auf das nördliche Libanongebirge zu Lasten der dortigen Schiiten ausdehnen; hingegen sah die osmanische Armee den Massakern an den maronitischen Bauern, etwa durch die Drusen, tatenlos zu. Nach den Pogromen von 1860 wurde der Libanon unter einem eigenen Gouverneur verwaltet. Er musste nun ein mit Rom unierter Katholik sein, dessen Einsetzung nur unter Zustimmung der europäischen Großmächte erfolgen durfte. Der französische Einfluss in den Städten nahm stark zu, Beirut mit seiner französisch geprägten Kultur begründete seinen Ruf als „Paris des Nahen Ostens“.
Auf ganz andere Weise wirkte sich die Ende des 19. Jahrhunderts verstärkende jüdische Einwanderung nach Palästina aus. Die Modernisierungsbemühungen und der arabische Nationalismus brachten, zunächst weitgehend unabhängig von der jüdischen Zuwanderung, einen neuen Konfliktherd in die Region. Dabei spielten die ersten Massenmedien eine wichtige Rolle: In Beirut erschienen zwölf arabischsprachige Zeitungen. Eine andere Reaktion auf die Zumutungen der Modernisierung war eine Sehnsucht nach der Vergangenheit, mit Vorliebe der Ära Mohammeds. Der aufkommende Salafismus strebte die Rückbesinnung auf die Frühzeit des Islams an, dessen Gesellschaftszustände und Normen er in die Gegenwart zu übertragen versuchte.
Der arabische Nationalismus sah sich, da er zur Auflösung der osmanischen Macht führen würde, starker Repression ausgesetzt. Die Unterdrückung des arabischen Nationalismus war jedoch keineswegs das Hauptmotiv der europäischen Politik. Oberste Priorität hatte das Gleichgewicht der Großmächte. Dementsprechend lagen die Schwerpunkte zunächst in einer Freihandelsphase von 1838 bis 1878, dann dem Wettlauf um Afrika und schließlich der Zerschlagung des Osmanenreiches im ersten Weltkrieg. Erst während dieses Krieges wurde Großbritannien zur vorherrschenden Macht, die sich immer wieder zugunsten der regionalen Minderheiten einschaltete. Als die britische Flotte 1912 auf Öl umgerüstet wurde, dessen Hauptmasse aus dem Iran kam, wurde die Ölfrage schlagartig zentral. Zu Beginn des Krieges stellte Istanbul, das mit Berlin und Wien verbündet war, den Libanon unter Militärverwaltung. 1916 wurden in Beirut Viele hingerichtet, heute heißt die Stelle Platz der Märtyrer. Insgesamt starben etwa 100.000 der 450.000 Libanesen, vor allem Christen, an Hunger und Epidemien. Viele flohen ins Ausland. Heute gibt es etwa sechs Millionen aus dem Libanon stammende Maroniten. Gleichzeitig nahm der Libanon nach dem Krieg mehrere hunderttausend armenische Flüchtlinge aus Anatolien auf.
Nach der Niederlage der Mittelmächte besetzten die Ententemächte 1918/19 auch den Libanon, das Osmanenreich wurde zerschlagen. Frankreich teilte als Mandatsmacht sein Mandatsgebiet in sechs Staaten auf, darunter einen Staat der Alawiten nördlich des Libanon, der 1936 Syrien angegliedert wurde. Auch bestand ein Drusenstaat im Südosten Syriens. 1920 wurde der Staat Großlibanon ausgerufen. Dagegen wehrten sich wiederum arabische Nationalisten, die ein eigenes Großreich verlangten, und die Drusen begannen einen Aufstand. Um im Libanon den Frieden aufrechterhalten zu können, war Paris auf die Unterstützung seiner traditionellen maronitischen Verbündeten angewiesen, die wiederum einen libanesischen Staat forderten, um selbst besser geschützt zu sein. General Charles de Gaulle bildete von 1929 bis 1931 Soldaten in Beirut aus. Während des zweiten Weltkrieges wurde der Libanon zunächst ab 1940 vom Vichy-Regime kontrolliert, während zahlreiche Libanesen gegen das Nazi-Regime kämpften, das hinter Vichy stand.
Am 26. November 1941 kündigte General Georges Catroux die Unabhängigkeit des Libanon sowie seine Unterordnung unter die freifranzösische Regierung an. Die neugewählte Regierung löste das französische Mandat auf, der Libanon wurde nach Intervention der Alliierten unabhängig. Die letzten französischen Truppen wurden 1946 abgezogen. Ein „Nationalpakt der Libanesen“ sah vor, dass der Staatspräsident ein Maronit, der Parlamentspräsident ein Schiit und der Ministerpräsident ein Sunnit sein musste.
Mit der Gründung des Staates Israel in unmittelbarer Nachbarschaft erhielten alle Konflikte einen neuen Fokus. Zum einen mischte sich Syrien massiv in die Innenpolitik ein, zum anderen lösten die folgenden Kriege immer neue Fllüchtlingsströme aus, die das ethnisch-religilöse Zahlenverhältnis drastisch veränderten. Während heute kaum noch Juden in Beirut leben, wuchs der Einfluss der palästinensischen Freischärler stark an. Zugleich bekämpften sich pro-westliche und pro-arabische Gruppen. Die entsprechenden ethnisch-religiösen Gruppen fanden sich in teils übergreifenden Parteien wieder, doch sammelten sich auch sozialistische Gruppen, denen dieser eher traditionalistische Hintergrund weniger bedeutete, als die Fragen der zukünftigen Ausrichtung auf Säkularismus, Sozialismus oder Arabismus. Palästinensische Gruppen gingen zunehmend zu Terroranschlägen über, worauf Israel mit der Zerstörung von Flugzeugen auf dem Flughafen Beirut antwortete. Gleichzeitig stützte sich Israel ab etwa 1968 zunehmend auf die USA. Bald verlegte die PLO ihre Zentrale nach Beirut.
1974 bis 1978 zerriss ein Bürgerkrieg das Land, dessen Süden von Israel besetzt wurde. 1976 griff Syrien zugunsten der maronitischen Gruppen ein. Die Einmischungen von außen nahmen zu, so dass bald nicht nur Syrien sondern auch der Iran über ihm zugeneigte und von ihm unterstützte Milizen verfügte. Bereits vor dem Bürgerkrieg entwickelten sich die Schiiten zur größten Religionsgruppe im Libanon. Im Krieg von 1980 bis 1982 zwang Israel die PLO zum Abzug aus dem Libanon, Beirut wurde tagelang beschossen. Gleichzeitig wurde der Maronit und Führer der Phalangisten, Bachir Gemayel, zum Präsidenten gewählt, aber schon nach zwei Wochen ermordet. Ihm folgte sein Bruder im Amt. Neben dem Kampf gegen Israel und die USA kam es zwischen der palästinensischen PLO und der schiitischen Amal-Miliz zu schweren Kämpfen. Auch innerhalb der Maroniten kam es zu Kämpfen, die Syrien mit einer Gewaltaktion beendete. Der Bürgerkrieg endete 1989, nachdem etwa 200.000 Menschen ums Leben gekommen waren.
Der Sunnit Hariri wurde bis zu seiner Ermordung im Jahr 2005 mehrfach Ministerpräsident und ein Symbol für die nun auch machtpolitisch nachvollzogene demographische Verschiebung zugunsten der Muslime. Die im Süden operierende, pro-iranische Hisbollah, die auf syrischen Druck hin nicht entwaffnet wurde, konnte auch durch zwei Militärinterventionen Israels nicht zerschlagen werden. Im Jahr 2000 zog sich Israel aus der sogenannten Sicherheitszone im Südlibanon zurück. Syrien zog bis Ende April 2005 seine Truppen ab. Nach Beginn des Aufstands in Syrien kam es im Juni 2011 in Tripolis erstmals zu Gefechten zwischen sunnitischen und alawitischen Gruppen. Inzwischen spaltet der Bürgerkrieg das Land, zumal die schiitische Hisbollah die syrische Regierung auch militärisch gegen die Aufständischen unterstützt und andererseits mehr als eine Million syrische Flüchtlinge im Lande leben - man darf annehmen, dass die meisten von ihnen dem syrischen Staatschef keineswegs freundlich gesinnt sein werden. Angesichts der gewaltigen Bevölkerungsverschiebungen zeichnen sich neue Konfliktlinien ab, so etwa im Irak und im Osten Syriens eine Wiederkehr des Panarabismus, diesmal unter radikal-sunnitischen Vorzeichen.
Unter Paläoanthropologen herrscht Einvernehmen darüber, dass sowohl Neandertaler als auch anatomisch moderne Menschen (Homo sapiens) im afrikanischen Homo erectus einen gemeinsamen Vorfahren hatten. Einige Vertreter des Homo erectus verließen Afrika während einer ersten Ausbreitungswelle vor rund zwei Millionen Jahren Richtung Levante, Schwarzmeerraum und Georgien sowie möglicherweise über Nordwestafrika Richtung Südspanien.1 Die frühe Besiedlung Georgiens ist durch die 1,8 Millionen Jahre alten Fossilien von Dmanissi belegt.
Vor rund 600.000 Jahren kam es wohl zu einer zweiten Ausbreitungswelle des afrikanischen Homo erectus,2 der sich in Europa über die Homo heidelbergensis genannte Zwischenstufe zum Neandertaler entwickelte, während in Afrika vor mindestens 200.000 Jahren aus Homo erectus der sogenannte frühe oder archaische anatomisch moderne Mensch und aus diesem der anatomisch moderne Mensch hervorging.
Eine Neuberechnung ergab im Jahr 2012 Hinweise auf eine recht frühe Trennung der beiden Menschenformen;3 sie wurde in die Zeitspanne zwischen 800.000 und 400.000 Jahren vor heute datiert.5 Gestützt wird die Datierung unter anderem durch den rund 400.000 Jahre6 alten, in England entdeckten Swanscombe-Schädel, der – obwohl meist noch zu Homo heidelbergensis gestellt – bereits deutliche Merkmale der frühen Neandertaler aufweist.7
Die mitteleuropäischen Populationen von Homo erectus bzw. des Neandertalers und die in Afrika lebenden Vorfahren des anatomisch modernen Menschen lebten demzufolge bis zur Einwanderung des modernen Menschen vor rund 45.000 Jahren mehrere hunderttausend Jahre räumlich voneinander getrennt. Berührungen zwischen diesen Populationen fanden jedoch im Nahen Osten statt. Welchen Weg die jeweiligen Wanderungen nach dem Verlassen Afrikas einschlugen, ist noch weitgehend unklar, auch die des anatomisch modernen Menschen (Our Way to Europe). Vor allem mangelt es an asiatischen Skelettfunden, die älter als 40.000 Jahre sind. Es wurde vorgeschlagen, dass die Besiedlung vielleicht schon vor mehr als 60.000 Jahren stattfand, zudem könnte es auch zu mehr als zwei Vorstößen gekommen sein, wohl auch zu Vermischungen mit Neandertalern, Denisova-Menschen Südsibiriens und Homo erectus.
Im Libanon lassen sich in der Zeit zwischen 2,6 oder 1,4 Millionen und 900.000 Jahren mindestens vier Zuwanderungswellen fassen. Dabei fanden sich einige der ältesten Steinwerkzeuge außerhalb Afrikas beim nordisraelischen Yiron, nahe der libanesischen Grenze.8 Doch die Datierung auf ein Alter von 2,2 bis 2,6 Millionen Jahren gilt als problematisch.9
Einige Funde in Palästina, die auf 1,4 Millionen Jahre datiert wurden, werden dem Acheuleen zugeordnet, wie der Gesher Benot Ya'aqov im nördlichen Jordantal.10
Im Libanon sind mehr als 400 urgeschichtliche Fundplätze bekannt. Fundstätten von über 700.000 Jahren werden meistens dem Frühen Acheuleen zugeordnet.11 Über das Mittlere Acheuleen, das grob nach stratigraphischen Untersuchungen mit 700.000 bis 400.000 Jahren datiert wird, ist wenig bekannt. Fundstätten sind im Küstenbereich Berzine im Westen Syriens und die beiden libanesischen Stätten Wadi Aabet im Norden und Joub Jannine II in der Bekaa-Ebene. Funde (wohl) aus dem Tayacien, dessen namengebende Fundstätte im Gebiet der südfranzösischen Dordogne liegt und die im israelischen Tabun auf 415.000 Jahre datiert wurden, fanden sich auch in der Küstenebene um Beirut.12
Insgesamt gibt es in der Levante bei weitem keine so lange Geröllgerätephase, wie in Afrika, die den großen Schneidegeräten voranging. Ob sich dies aus einer Besiedlungswelle aus Afrika oder Südasien erklären lässt, oder ob dies der geringen Zahl von Fundstätten geschuldet ist, bleibt unklar.
Im Mittelpaläolithikum lebten sowohl Neandertaler als auch anatomisch moderne Menschen im Nahen Osten. Überreste, die letzteren zugeordnet werden konnten, entdeckte man in den Höhlen von Qafzeh im unteren Galiläa und Skhul im Karmelgebirge. Fossilien, die dem Neandertaler zugeordnet werden konnten, fanden sich an den Fundstätten Amud und Kebara, dann in der israelischen Höhle von Shukhbah, schließlich in der syrischen Höhle Dederiyeh13. Gesichert dem anatomisch modernen Menschen zuzuordnen ist „Egbert“, ein sieben- bis neunjähriges Kind, das auf 40.850 bis 39.200 Jahre vor heute (cal BP) datiert werden konnte.13e Es wurde 1938 an der Fundstätte Ksar Akil, rund 10 km nordöstlich des Zentrums von Beirut im Wadi Antelias entdeckt, ging jedoch in den Kriegswirren unter.13f Ein gleichfalls dort gefundenes Oberkiefer-Fragment wurde „Ethelruda“ benannt und auf 42.400 bis 41.700 Jahre vor heute (cal BP) datiert. Im Gegensatz zu „Egbert“ wurde es im Depot des Libanesischen Nationalmuseums wiederentdeckt. Es wurde in die Zeit vor 42.400 bis 41.700 Jahren vor heute (cal BP) datiert.13g
Die gleichzeitige Existenz der beiden Vertreter der Gattung Homo lässt sich bisher nicht stratigraphisch belegen, sondern nur durch genetische Untersuchungen. Ob angesichts dieser die Einordnung von Neandertalern und modernen Menschen in zwei Arten Bestand haben wird, ist offen, da es keinen verbindlichen Maßstab dafür gibt, ab welchem morphologischen oder genetischen Abstand von getrennten Arten auszugehen ist.14
In der HaYonim-Höhle fand man bis zu 250.000 Jahre alte Artefakte, insbesondere in Levalloistechnik bearbeitete Steinwerkzeuge, die typisch für das Mittlere Paläolithikum sind.15 Von ähnlicher Bedeutung für das frühe Mittelpaläolithikum ist die Misliya-Höhle im Karmelgebirge. Ihre Fauna wird bei weitem von Huftiertaxa dominiert. Die häufigste Jagdbeute war der Mesopotamische Damhirsch (Dama dama mesopotamica), dicht gefolgt von der Berggazelle (Gazella gazella), hinzu kommen einige Überreste von Auerochsen; kleine Tiere sind selten. Dabei wurden die erlegten Gazellen vollständig in die Höhle gebracht, während die Damhirsche bereits zuvor (teil-)zerlegt wurden. Bevorzugt wurden erwachsene Tiere mittleren Alters. Damit waren die Formen der Großwildjagd, die Art des Transports und der Zerlegung sowie der Konsum bereits vor über 200.000 Jahren in Übung.16 An Schnittspuren von Jagdbeute in der Qesem-Höhle ließ sich zeigen, dass nach gemeinschaftlicher Jagd die Beute in die Höhle gebracht wurde, um sie gemeinsam mit dem Rest der Gruppe zu zerschneiden und zu verzehren.17
Funde dieser Höhle werden dem Amudien zugeordnet (etwa 400.000 bis 200.000 vor heute, veralteter Name18), das sich durch außergewöhnlich frühe und systematische Klingenproduktion auszeichnet, die ansonsten ausschließlich dem anatomisch modernen Menschen zugeschrieben wird. Weitere Fundorte sind Zuttiyeh in Galiläa, Yabrud I im Westen Syriens, nahe der libanesischen Grenze (ein Abris), Tabun E im Karmelgebirge, Abri Zumoffen/Adlun im südlichen Libanon und El Masloukh im nördlichen18d. Eine ähnlich unabhängige lithische Industrie könnte das Humalien in Syrien darstellen. Das Amudien wiederum stellte die letzte von vier Stufen des Acheulo-Yabrudien dar, wobei die Funde stratigraphisch oberhalb der Acheuléenschicht liegen, jedoch unterhalb der des Moustérien.19
Da es in Afrika keine Neandertaler gab, sehr wohl aber in Europa, West- und Zentralasien, stellte sich die Frage, woher diese Neandertalerpopulation kam. Nach Ofer Bar-Yosef und Bernard Vandermeersch müssen die Kebara-Neandertaler aus Europa gekommen sein. Der Grund für die Wanderung könnte das glaziale Klima zwischen 115.000 und 65.000 v. Chr. gewesen sein, das europäische Neandertaler in den Nahen Osten vertrieb, wo sie auf den anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) stießen. Die Artefakte von Kebara sehen Steinwerkzeugen aus der Qafzeh-Höhle in Israel ähnlich. Bei den dort Bestatteten handelt es sich jedoch eindeutig nicht um Neandertaler. Warum Bevölkerungsgruppen, die zu verschiedenen Arten gehören, die gleiche Kultur hatten, bleibt unklar.
Die ersten Fossilien des modernen Menschen außerhalb Afrikas sind ab 1931 in Skhul, einer Höhle bei Haifa im Karmel-Gebirge, und kurz danach in Qafzeh nahe Nazareth ausgegraben worden. Die ältesten von ihnen lassen sich auf ein Alter von 110.000 Jahren datieren; in der Zeit zwischen 80.000 und 50.000 Jahren versiegen die Nachweise von Menschen in diesen Fundstätten wieder. Das geht mit einem Rückgang der Temperatur von ungefähr 10 °C einher, der sich vor rund 80.000 Jahren im Mittelmeerraum ereignete. Nach diesem ersten Vorstoß aus Afrika starben die Menschen hier entweder einfach aus oder wanderten nach Afrika zurück. Sie wurden in einigen Fällen durch Neandertaler ersetzt.20 Eine mögliche Erklärung, die Toba-Katastrophen-Theorie des Anthropologen Stanley Ambrose, wurde 1998 vorgeschlagen.21 Nach über 80 Jahren der Debatten, in denen 1939 sogar ein eigener Palaeoanthropus palestinus postuliert wurde, gilt Skhul überwiegend als Begräbnisstätte des archaischen Homo sapiens, die im Karmel-Gebirge zugleich oder in mehrfachem Wechsel mit Neandertalern lebten; jedoch ist diese Art-Zuordnung nach wie vor umstritten.
Bei der Wanderung moderner Menschen Richtung Levante („Out of Africa“) gab es anscheinend zwei Höhepunkte, nämlich vor 130.000 und vor 80.000 Jahren. Die beiden Vorgänge wurden durch eine drastische Klimaveränderung voneinander getrennt. Dabei wird gelegentlich zwischen Out of Africa 2a und Out of Africa 2b unterschieden, wobei möglicherweise die ersten Auswanderer im Nahrungswettbewerb mit den Neandertalern unterlagen (oder aus sonstigen Gründen scheiterten), während die zweite Auswanderung gelang.22
Genetische Untersuchungen legen nahe, dass es eine Vermischung zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen gegeben hat.23 In jedem Falle ist die Besiedlungsgeschichte sehr viel komplexer, als lange angenommen.24 2015 ließ sich anhand einer DNA-Analyse des 2002 entdeckten Unterkiefers Oase 1 in Rumänien belegen, dass es sich bei dem jungen Mann, von dem dieser Kiefer stammte, um den 200 Jahre später lebenden Nachfahren eines Mischlings handelte: 4,8 bis 11,3 % seines Genoms wurden als vom Neandertaler stammend interpretiert. Dieser 42.000 bis 37.000 Jahre alte Fund - darunter ein etwa 40.500 Jahre alter Schädel - aus Peștera cu Oase repräsentiert zwar den ältesten Nachweis einer Vermischung in Europa, jedoch steht er wahrscheinlich für ein „totes Ende“, dessen Gene nicht in die heutige Population des Homo sapiens eingingen. Somit bleibt die langfristige Vermischung des Erbgutes mit Neandertalern weiterhin auf den Nahen Osten begrenzt, wenn es auch zumindest in einem Fall zur Zeugung eines gemeinsamen Nachkommens gekommen sein muss.24d
Der bedeutendste Unterschied zwischen Alt- und Mittelpaläolithikum liegt mit Blick auf die lithischen Industrien darin, dass die Zahl der großen Schneidewerkzeuge und der retuschierten Kratzer und Schaber zurückging und die Produkte der Levalloistechnik vorherrschten. So konnten große Mengen von Sticheln, Klingen und Abschlägen entstehen. Im Gegensatz zum Altpaläolithikum lassen sich nun regionale Differenzierungen erkennen. In der Levante fehlt der blattförmige Faustkeil (foliate biface) sowie gestielte Spitzen (tanged points), wie sie im angrenzenden Afrika nach 100.000 vor heute auftauchten. Auch fehlt, im Unterschied zu Westeurasien, die Betonung stark retuschierter Kerne.25
Als kennzeichnend für die Übergangsphase zwischen Mittel- und Jungpaläolithikum, also etwa die Zeit vor 50.000 Jahren, gelten die Emireh-Spitzen. Diese Spitzen, die ab 1923 in Israel entdeckt wurden, fanden sich auch im Libanon. Sie riefen besonderes Interesse hervor, da man zu dieser Zeit noch glaubte, sie markierten zugleich den Übergang vom Neandertaler zum anatomisch modernen Menschen.26 Ihre Basis ist durch Retuschen reduziert.
Zu Beginn des frühen Jungpaläolithikums, das von 43.000 bis 26.000 v. Chr. reicht, verschwand der Neandertaler aus Europa und Westasien, und als einziger Vertreter der Gattung Homo blieb dort der Homo sapiens. Der jüngsten Phase des europäischen Jungpaläolithikums entspricht in der Levante ungefähr das Epipaläolithikum (25.000/23.000 bis 9.000/6.000 v. Chr.). Dieser Begriff wird für die Regionen gebraucht, die nicht oder nur geringfügig vom Wechsel zwischen den Eiszeiten mit mächtigen Eisschilden und wärmeren Zwischeneiszeiten geprägt wurden. Dort, wo das Jungpaläolithikum auf etwa 45.000 bis 20.000 v. Chr. datiert wird, wirkte sich dieser Wechsel als eine Abfolge von Regen- und Trockenperioden aus. In diese Zeit fällt auch die Phase des letzten Maximums der Gletscherausdehnung.
Die Menschen lebten weiterhin von der Großwildjagd, doch auch kleinere Tiere und Fischfang spielten eine immer größere Rolle, dazu kamen weiterhin die Erträge des Sammelns. Mit ihren neuen Überlebenstechniken konnten sie erstmals in sehr anspruchsvolle Gebiete, wie Wüsten oder Gebirge vordringen. Dazu trugen komplexe Kompositwerkzeuge, Projektilwaffen, aber auch Schutzbehausungen bei. Hinzu kam die Hitzebehandlung von Werkzeugen, die Verarbeitung von Ton, Knochenwerkzeuge, ebenso wie symbolische Kommunikation. Neben Körperbemalung und Schmuck, aber auch anderen kulturellen Äußerungen, die bereits im Mittelpaläolithikum auftraten, mehrten sich die Anzeichen einer Art dünner Vernetzung zwischen den Gruppen. Rohmaterialtransport über mehrere Dutzend Kilometer, Figurinen mehr oder minder großer Abstraktivität oder Notationssysteme dienten der Kommunikation und dem Austausch mit anderen. Eine verbesserte lithische Technologie ermöglichte es, praktisch den gesamten Kern zu Werkzeugen zu verarbeiten. Dies waren vor allem prismatische Klingenkerne. Prismatisch bezieht sich dabei auf die länglichen Klingen, die als Abschläge anfallen.
Das Kebarien galt lange als letzte jungpaläolithische Kultur der Levante, heute jedoch betrachtet man es eher als unmittelbare Vorgängerkultur des epipaläolithischen Natufien.27 Daher wurde es in jüngster Zeit auch zu den epipaläolithischen Kulturen gerechnet.
Das Kebarien oder die Kebaran-Kultur wird dem Epipaläolithikum und damit der Phase vor der Entwicklung der produzierenden Lebensweise zugeordnet. Es gilt daher als unmittelbare Vorgängerkultur des epipaläolithischen Natufien.28 Es wurde nach einem Fundort südlich von Haifa benannt, der Kebara-Höhle. Bei den Angehörigen der Kebaran-Kultur handelte es sich um hochgradig mobile Jäger und Sammler, die lange Zeit nicht-geometrische, in der Endphase jedoch geometrische, mikrolithische Werkzeuge herstellten.29 Sie sammelten aber auch wildes Getreide und stellten Mahlwerkzeuge her, um die Körner verarbeiten zu können. Wahrscheinlich zogen die Gruppen im Sommer in höher gelegene Gebiete und verbrachten den regenreicheren Winter in Höhlen und unter Felsüberhängen.
Dabei lässt sich anhand der Werkzeuge eine starke Regionalisierung feststellen, zugleich finden sich bis etwa 13000 v. Chr. nicht-geometrische, ab diesem Einschnitt geometrische Mikrolithen, also trapezförmige und dreieckige Werkzeugteile.
Funde von Siedlungsstellen sind selten und eher klein. Sie umfassen meist Flächen von 100 bis 150 m². Flüchtige Schutzstrukturen ließen sich belegen.
Trotz geringer paläobotanischer Spuren scheint der Anteil pflanzlicher Nahrung zugenommen zu haben. An der syrischen Fundstätte Ohalo II nahe dem See Genezareth fand man etwa 90.000 Überreste von 40 Pflanzenarten, vor allem Getreide und essbare Früchte. Die ältesten Spuren von Sammeltätigkeit reichen bis um 21.000 v. Chr. zurück.30 Wilde Gerste wurde gemahlen und gebacken, vielleicht auch wilder Weizen.31 Zur Tiernahrung gehörte Damwild in der nördlichen Levante, in der südlichen eher Gazellen.32 Die Dorkasgazelle und der Steinbock wurden in den trockeneren Gebieten gejagt, Kropfgazelle und Asiatischer Esel, eine Pferdeart, in den östlichen Steppen. Weniger häufig waren Auerochse, Wildschwein und Kuhantilope, hinzu kamen Schildkröten, Vögel, Reptilien, Hasen und Füchse. In günstigeren Gebieten mit einem reichen Nahrungsangebot scheint die Mobilität geringer, die Wege zu den Ressourcen kürzer, die Bevölkerungsdichte höher gewesen zu sein.
Besonders hoch entwickelt waren neben den Kompositwerkzeugen mit Mikrolithen (die Sicheln als Schneiden dienten) auch Knochenwerkzeuge, wie sie in der Kebara-Höhle gefunden wurden.33
Das Natufien oder Natufium, benannt nach der 1928 entdeckten Fundstätte im samarischen Hügelland, wird verschieden zeitlich abgegrenzt. Jacques Cauvin und François Raymond Valla grenzten es auf die Zeit zwischen 12.500 und 10.000 v. Chr. ein, nach Tamar Yizraeli-Noy und anderen endet es erst um 8300 v. Chr.34 Die Zeit zwischen 9500 und 9000 v. Chr. wird nach dem Fundort el-Hiyam westlich des Toten Meeres auch als Khiamun bezeichnet.
Charakteristisch für das Natufien sind bestimmte Werkzeuge, wie etwa sichelförmige Mikrolithen, sowie große, für Transporte nicht geeignete Geräte aus Basalt und Kalkstein. Die älteren Siedlungen dieser in kleinem Umfang zur Sesshaftigkeit übergehenden Jäger und Sammler, aber auch Fischer, fanden sich in den niedrigeren Lagen des Karmel, am Fuß des Hebron im oberen Jordantal, in Galiläa (HaYonim-Terrasse) und im judäischen Bergland. Im Laufe des Protoneolithikums kam es also zu einer Siedlungshäufung zwischen dem mittleren Euphrat, in der Jordansenke und auf den Höhen des noch bewaldeten Negev.35 Es handelte sich um sesshafte Jäger und Sammler, die begannen, sich am Getreideanbau zu versuchen. Dabei bestanden Fernhandelsbeziehungen bis nach Ägypten und Anatolien, was sich anhand von Fischüberresten aus dem Nil in der Natufien-Siedlung Ein oder Ain Mallaha (25 km nördlich vom See Genezareth) und ostanatolischem Obsidian belegen lässt.36
Gesiedelt wurde unter Abris und im Freiland. Die Häuser bestanden aus halbrunden Steinsetzungen mit Aufbauten aus Stampflehm. In Ain Mallaha im Norden Israels fanden sich in der ältesten Siedlungsphase eingetiefte, halbkreisförmige Häuser aus Kalkstein-Trockenmauern, selten Mauern, die mit Hilfe eines rötlichen Kalksteinmörtels aufgeführt waren. Die Fußböden sind flach oder leicht konkav (Haus 131) und bestehen aus verdichtetem Erdreich. Die Häuser besitzen zentrale Herdstellen, die Dächer wurden durch Pfosten gestützt. Im jordanischen Bab edh-Dhra auf der Lisan-Halbinsel am Ostrand des Toten Meeres wurde ein Gebäude freigelegt, das eine Darre gewesen sein könnte. Die Dörfer waren für maximal 200 bis 300 Einwohner geeignet.
Ein Forscherteam unter dem Biologen Gordon Hillman untersuchte 27 Jahre lang Nahrungsreste aus Abu Hureyra und stellt 2001 fest, dass dort bereits 11000 v. Chr. Getreide angepflanzt, aber noch nicht domestiziert wurde.37 Die Wildgerste wurde mit Silex-Sicheln geerntet. Mörser und Mahlsteine waren in Gebrauch; letztere bezeugen die Verarbeitung von (Wild-)Getreide.
Auf der Hayonim-Terrasse im Norden Israels fanden sich sechs Gräber, die Einzel- und Mehrfachbestattungen bargen. Ein Grab enthielt die Knochen eines Menschen und eines Hundes (es stellt die älteste gemeinsame Bestattung dieser Art dar) sowie Schildkrötenpanzer und die Hornzapfen von Gazellen.38 Die Toten wurden im Natufien meist in kontrahierter Stellung beigesetzt, gelegentlich die Schädel separat beerdigt. In einer Fundstätte im Karmel entdeckte man durchbohrte Mörser, die möglicherweise dazu gedient hatten, Trankopfer darzubringen oder die Gräber zu markieren. In Mallaha fand man ein Grab, das mit einer Steinplatte bedeckt war; dieses kann man als Vorgänger der späteren Dolmen betrachten. Wenig mehr als jedem Zehnten wurde Schmuck beigegeben.
Die oberen Schichten der Kebara-Höhle wurden auf 11.000 bis 12.000 Jahre datiert.39 Ein Gemeinschaftsgrab barg die Skelettreste von elf Kindern und sechs Erwachsenen. Bei allen Erwachsenen fand man Anzeichen von Gewalt; ein erwachsener Mann hatte Steinsplitter in der Wirbelsäule, offenbar hatte er die Verletzung nicht überlebt.
Zuletzt kam es im Jüngeren Dryas zwischen 10.730 und 9.700/9600 v. Chr. zu einer starken globalen Abkühlung. Diese riss wiederum scharf ab und mündete binnen weniger Jahre in eine Warmzeit. In der nicht von Vergletscherung betroffenen Levante kam es zu einer deutlichen Abnahme der Niederschläge.40 Die Gazellenjagd nahm wieder zu (spätes Natufien).41
Auch weisen Untersuchungen über die Sichtbarkeit von Grabstätten im Vergleich zu den Siedlungen daraufhin, dass die Grabstätten spätestens ab dem Chalkolithikum zugleich als Anspruch auf das umgebende, sichtbare Land zu verstehen sind.42
Lange nahm man an, dass das Neolithikum, die Fähigkeit, Lebensmittel zu produzieren, zusammen mit der Keramikherstellung entstand, vor allem der Herstellung von Gefäßen aus Ton. Doch an verschiedenen Fundstellen zeigte sich, dass sowohl Ortsfestigkeit als auch Keramikherstellung mit der Entstehung der „Landwirtschaft“ nicht in Zusammenhang stehen. Erst um 6000 v. Chr. setzte sich die Verarbeitung von Ton, insbesondere die Töpferei allgemein durch. Bisher nur ungenau einzuordnen ist die präkeramische Qar'oun-Kultur des südlichen Bekaa-Tals, die sich durch auffällig großformatige Werkzeuge auszeichnet. Sie wird daher auch als Heavy Neolithic oder Gigantolithic bezeichnet. Ihr zugeordnete Fundstätten sind, bis auf die Bezez-Höhle, Funde in der offenen Landschaft, häufig Flintwerkstätten. Die besagte Höhle liegt bei Adlun nahe der Küste. Die Entstehung von Byblos dürfte mindestens in das präkeramische Neolithikum zurückreichen.
Der von Kathleen Kenyon anhand der Stratigraphie von Jericho definierte Abschnitt bezeichnet eine frühjungsteinzeitliche Epoche zwischen 9.500 und 8.800 v. Chr. in der Levante und im nördlichen Teil des Fruchtbaren Halbmonds, in der die Herstellung von Tongefäßen noch nicht bekannt war.43 Es gab aber Menschen- und Tierfiguren aus Ton, Gefäße wurden unter anderem aus Gips, Stein und gebranntem Kalk hergestellt. Typisch sind Rundhäuser mit Terrazzo-Fußboden.
Die Häuser waren, im Gegensatz zu den Rundhäusern der vorhergehenden Epoche, typischerweise mehrräumig und rechteckig. Zum lithischen Inventar gehören etwa Byblos-Spitzen. In der Primärproduktion der Flintindustrien bildete sich erstmals eine technologische Standardisierung der Werkzeugrohlinge heraus, die bidirektionalen Kerntechniken. Diese sparten nicht nur Rohmaterial und stellten eine arbeitstechnisch effiziente Lösung für die Massenproduktion maßstandardisierter Klingen dar. Sie förderten auch eine Qualitätsnormierung bei den Endprodukten. Zudem entstanden spezialisierte, antrainierte Fertigkeiten, die auf ein entstehendes Handwerk hinführen konnten. Später kamen Maurer und Kalkbrenner als weitere frühe Handwerke hinzu.
In der frühen Phase bis etwa 8300 v. Chr. war der Raum, in dem Siedlungen Getreide oder Gemüse anbauten klein. Er beschränkte sich auf wenige günstige Standorte. Zwischen 8300 und 7600 v. Chr. breitete sich die ortsfestere Siedlungsweise auch in weniger begünstigte Gebiete aus. Dies könnte auf einen Bevölkerungsanstieg hindeuten, zumal eine Reihe neuer Siedlungen entstand. Um 7600 v. Chr. kam es zu einer drastischen Ausweitung der Siedlungstätigkeit, die offenbar mit Wanderbewegungen einherging, möglicherweise mit einem stärkeren Bevölkerungswachstum. Die meisten der älteren Siedlungen wurden aufgegeben. Zentrale Orte im Sinne einer zentralisierten Siedlungshierarchie scheint es noch nicht gegeben zu haben. In dieser Phase von etwa 500 Jahren meint „zentral“ nicht, wie sonst üblich, eine Hierarchie der Siedlungen, sondern bezeichnet Siedlungen, die Zentren eigener lokaler Erschließungsmuster bildeten. Die Überschüsse einzelner Siedlungen könnten Ursache für defensive Maßnahmen geworden sein. Auf deren Basis hätten sich langfristig neue soziale und räumliche Hierarchien ergeben, wenn diesen „Mega-Dörfern“ nicht durch die Degradation der Umgebung die Entwicklungsmöglichkeiten genommen worden wären.44
Aus Ton und anderen Materialien wurden Tier- und Menschenfigurinen hergestellt, Gefäße hingegen aus Gips oder gebranntem Kalk. Bekannt sind vor allem Siedlungsbestattungen, Grabbeigaben wurden üblich.
In Begräbnisstätten in Jericho fand man sieben Schädel, ähnlich in Ain Ghazal und Beisamoun im oberen Jordantal, aber auch im Tell Ramad bei Damaskus.
Eine wichtige Stätte dieser Periode ist Megiddo, ein Tell oder Siedlungshügel rund 30 km südöstlich von Haifa, der bis in das 7. Jahrtausend zurückreicht. Yarmuk-Keramik fand sich auch in der nur 100 m² großen Siedlung, die heute den Namen Hamadia trägt. Sie liegt nördlich von Bet Sche'an im Norden Israels.
Die chalkolithischen oder kupfersteinzeitlichen Fundstätten konzentrieren sich an den Wadi-Ufern in der israelischen Peripherie. Auf einer Strecke von rund 110 km entlang des Beersheba und seiner Fortsetzung, des Besor, fanden sich beispielsweise mehr als 70 Grabungsstätten aus dieser Epoche.45
Kennzeichnend für das Chalkolithikum sind überaus große pithoi, die größten Vorratskrüge, die je in Palästina hergestellt wurden. Typisch ist der tauartige Griff, der mit Fingereindrücken verziert ist. Das Spektrum der Tongefäße erweiterte sich; so entstanden Krater, Gefäße zum Mischen von Wein und Wasser, aber auch das Butterfass.
Infolge einer ariden Phase in Palästina in der Zeit zwischen der Mitte des 6. und der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr., aus der für den Raum südlich des Libanon keine Siedlungen nachzuweisen sind, bestanden keine Kontakte mit der ägyptischen (mittleren) Merimdekultur mehr. Die dortige Badari-Kultur, die älteste aus Oberägypten bekannte Kultur mit sesshafter, bodenbebauender Lebensweise,46 unterhielt wieder Kontakte. Sie wird auf etwa 4400 bis 4000 v. Chr. angesetzt.
Gleichfalls um 5500 v. Chr. ging der stärker auf Regenfälle denn auf Bewässerung angewiesene Norden Syriens insofern eigene Wege, als das Gebiet unter den Einfluss der nordirakischen Halafien-Kultur geriet, die ähnliche Wasserprobleme zu bewältigen hatte. Die Kulturen der nördlichen und der südlichen Levante begannen sich weit auseinanderzuwentwickeln.47
Die Abgrenzung der frühen Bronzezeit ist nicht unumstritten. Kathleen Kenyon konnte sich mit ihrer Benennung der ersten beiden der drei zugehörigen Phasen (Frühe Bronzezeit Ia und Ib) in „frühurban“ nicht durchsetzen, wenn es auch gerade dieser kulturelle Zug war, der die Kulturen besonders deutlich kennzeichnete. Dabei ist der Bruch zum Chalkolithikum nicht überall sichtbar, denn etwa ein Drittel der Stätten setzte frühere Siedlungen fort. Dabei entstanden im Norden kurvilineare, runde, elliptische und apsidische Strukturen, die derartig anders waren, als die Vorgängerbauten, dass sie eine Einwanderung nahelegen. Zugleich nahmen die überregionalen Beziehungen, die bisher von Mesopotamien dominiert wurden, deutlich zu, ja, sie wurden sogar zu einem Kennzeichen der Epoche.
Byblos erhielt bereits um 2800 v. Chr. eine Stadtmauer mit zwei Toren, zudem entstand mit dem Tempel für die Götting Baalat Gebal um diese Zeit ein erster Monumentalbau in dem Gebiet. Um 2600 v. Chr. entstand unmittelbar gegenüber ein l-förmiger Tempel.
Handelskontakte zu Ägypten bestanden bereits zur Zeit der dort im Norden bestehenden Maadi-Kultur, also vor der ersten herrschaftlichen Vereinigung Ägyptens. Herodot behauptet, es habe um 2750 v. Chr. erste Siedlungen in Phönizien gegeben.
Auslöser für militärische Auseinandersetzungen war der Versuch des unter einem Pharao zentralisierten Ägyptens, die Kontrolle über Rohstoffe zu gewinnen, die für die gewaltige Bautätigkeit des Landes von großer Bedeutung waren. Pharao Aha entsandte mehrere Expeditionen in den Libanon. Die Kontakte zu Ägypten waren aber auch durchaus friedlicher Natur. Der Palermostein berichtet vom Bau von Schiffen und der Ankunft von 40 Schiffsladungen Zedernholz aus dem Libanon, aus dem Schiffe gebaut und Palasttüren gefertigt wurden. Auch Handelsbeziehungen der phönizischen Stadt Byblos nach Ägypten lassen sich nachweisen. Handelsbeziehungen mit dem syrischen Raum lassen sich durch eine Schale aus Ebla, das vielleicht die Handelsdrehscheibe zwischen Ägypten und Mesopotamien darstellte, und einen Siegelzylinder aus Byblos belegen, die beide den Namenszug des Chephren tragen. Der Name des Menkaure bzw. Mykerinos erscheint gleichfalls auf einem Objekt aus Byblos.48 Unter Userkaf wurden Expeditionen zum Libanon durchgeführt.49
Aus der Regierungszeit Sahures wurde ein Gefäß in Byblos gefunden. Unterstrichen werden die Handelsbeziehungen in diese Region außerdem durch ein Relief im Totentempel der Sahure-Pyramide, auf dem Schiffe abgebildet sind, deren Besatzungen aus Syrern bestehen.50 In Byblos wurde eine Alabasterschale mit dem Namenszug Neferirkares gefunden.51 und ein in Byblos gefundenes Alabastergefäß mit der Nennung eines Sed-Festes des Djedkare belegt ebenfalls Handelskontakte. Ein Kriegszug nach Vorderasien ist durch eine bildliche Darstellung im Grab des Inti in Deschascha am Rande des Fayyum belegt.52
Nach der Reichseinigung unter Mentuhotep gelang es, wieder einen gewissen Einfluss außerhalb Ägyptens zu gewinnen, wie im Libanon. Unter Sesostris II. zeigen sogenannte Genut, eine Art Tage-Buch, unter ihnen das bedeutendste, in Memphis gefundene, dass es häufig Konflikte und Vertragsabschlüsse mit „Asiaten“ (Aamu) gab, wie schon Herodot (Historien 2.106) bemerkte. Byblos und das nordsyrische Tunip erscheinen als Handelspartner, andere Städte als Kriegsgegner, von denen angeblich 1.554 als Gefangene fortgeführt wurden. Unter Sesostris III. kam es, wie Herodot und Manetho berichten, zu zahlreichen Feldzügen. Diese Unternehmungen sind nur schlecht bezeugt. In den Quellen taucht jedoch nur ein einziger Feldzug nach Asien auf.
Eng mit diesen immer wieder aufflammenden Kämpfen dürfte die Existenz zahlreicher befestigter Siedlungen zusammenhängen. So wurden Dan, Hazor, Qadesh in Galiläa, Beth Yerah (Khirbet Kerak), Bet Sche'an und Megiddo im Norden Israels ausgegraben. Die Siedlungen der Epoche wiesen mächtige Befestigungen auf, viele von ihnen waren von drei oder vier Meter dicken Mauern umgeben, gedeckt durch hufeisenförmige Türme. Zudem tauchten Stadttore auf, wie etwa in Tell el-Far'ah im Norden.
Am Ende der Frühen Bronzezeit II und III kam es zu einem Zusammenbruch der städtischen Kultur und zu einer Dominanz der Weidewirtschaft. Erst mit der Mittleren Bronzezeit II setzte nach 2000 v. Chr. wieder städtisches Leben ein, etwa gleichzeitig mit dem Mittleren Reich in Ägypten. Zugleich begann eine schriftliche Tradition. So wurde etwa Byblos Ende des 3. Jahrtausends zerstört und war unbewohnt, blühte jedoch Anfang des 2. Jahrtausends wieder auf. In der mittleren Bronzezeit war die Stadt wieder eines der wichtigsten Handelszentrum der syro-palästinensischen Küste.
Der kulturelle Bruch, so wurde angenommen, geht auf eine Invasion halbnomadischer, semitischer Stämme, der Amurru zurück, doch wurden auch indoeuropäische Gruppen oder im Binnenland lebende Nomaden dafür verantwortlich gemacht, die das Machtvakuum nach dem Zusammenbruch der urbanen Kultur füllten.
Eine wichtige Quelle für diese Epoche stammt aus Ägypten. Es handelt sich um Die Geschichte von Sinuhe, eine wohl fiktionale Erzählung von einem Ägypter, der in Palästina lebte und im Alter in seine Heimat zurückkehrte. Sie ist neben den Ächtungstexten53 die wichtigste ägyptische Quelle zum Palästina des frühen 2. Jahrtausends. Nach dem Zusammenbruch der urbanen Zentren hatten sich bereits wieder Stadtstaaten oder feste Siedlungen herausgebildet, daneben existierte aber auch weiterhin die Lebensform der Wanderbeweidung. Es bestand ein Nebeneinander nomadischer und urbaner Lebens- und Herrschaftsformen. So befand sich zumindest ein Teil der Amurriter im Prozess der Sesshaftwerdung und Urbanisierung.
Sinuhe lebte zwischen Nomaden und städtischen Herrschern definierter Gebiete. So war Byblos ein Stadtstaat von Bedeutung, allerdings wird in den Ächtungstexten auch vom Stamm von Byblos gesprochen. Abgesehen von Byblos erwähnt der Autor der Sinuhe-Erzählung keine Städte, obwohl die Stadtkultur gerade neu aufzublühen begann. Ludwig Morenz nimmt an, dass dadurch die Kontrastierung zwischen Ägypten und Palästina noch stärker herausgearbeitet wurde,54 betonte also das Fremde.
Erstmals taucht in der Sinuhe-Erzählung die Bezeichnung „Herrscher der Fremdländer“ auf (Sinuhe B98),55 die allgemein Hyksos genannt werden. Zur Zeit des Mittleren Reichs stand dieser Ausdruck für eine bestimmte Gruppe in der Bevölkerung Palästinas.56 Später waren damit Könige asiatischer Herkunft gemeint, die in Ägypten von etwa 1650 bis 1542 v. Chr. herrschten.57 Nach Ludwig Morenz handelt es sich bei den „Herrschern der Fremdländern“ in der Sinuhe-Erzählung um etablierte Herrscher, die sich in jener Zeit der Sesshaftwerdung im palästinensischen Raum von den umherziehenden Nomaden unterschieden.58 Fenchu (Phönizien) wird ebenfalls bereits genannt, da es in den Augen des Verfassers selbstverständlich zu Ägypten gehörte, wie der gesamte Raum bis hin zum Mitanni-Reich:
„Maki aus Qedem, Chentiujawesch aus Chenet-Kasch und Menus aus den beiden Ländern der Fenchu; dies sind Herrscher anerkannter Namen,...ohne an Retjenu zu denken, das zu dir (Ägypten) gehört wie deine Windhunde.“
– Geschichte des Sinuhe, Papyrus Berlin 3022
Etwa im 15. Jahrhundert v. Chr. kam es zur Stadtstaatenbildung der Seestädte Sidon, Tyros, Byblos, die ihrerseits Handelskolonien im Mittelmeerraum gründeten. Mitte des 14. Jahrhunderts ist aus Byblos ein König namens Rib-Hadda überliefert, der kleinere Städte, wie Ammiya, Barruna und Schigara dominierte. Seine Briefe sind im Amarnaarchiv erhalten geblieben.
Aus Keftiu (Kreta) sind in Linear B-Texten (15.–12. Jahrhundert v. Chr.) Handelsbeziehungen mit den Phöniziern belegt, dort als po-ni-ki-jo benannt. Kamates-Keramik aus der Frühpalastzeit der Insel fand sich in Byblos (1900 bis 1650 v. Chr.).
Mit der Eroberung von Avaris 1532 oder 1528 v. Chr. begann das Neue Reich, das sogleich Richtung Palästina und Nubien im Nordosten und Süden expandierte. Diese Politik setzte Amenophis I. fort. Er und Thutmosis I. stießen bis zum Euphrat vor, wo sie mit dem Mitannireich in Konflikt gerieten. Nach dem Sieg über Kerma zog Thutmosis nach Syrien, wie spätere Dokumente aus der Zeit Thutmosis' III. berichten, doch kam es wohl nur zu wenigen Kontakten mit den Vasallenstaaten der regionalen Großmacht Mitanni.
Entsprechende Darstellungen finden sich in den thebanischen Gräbern aus der Zeit von Thutmosis III. und seinen Nachfolgern: dass dem Könige „jedes verborgene Land und alle Inseln oder Länder der Fenchu" (Phenech) unterthan wären“.59 Thutmosis II. erwähnte in seiner Siegesinschrift die Länder von Fenchu (Stadtstaaten) als Hoheitsgebiet der Ägypter im Zusammenhang mit Retjenu. In einer Inschrift rühmte sich Sethos I., die Länder der Fenchu vernichtet zu haben.60
Eher war es wohl so, dass die Oberherrschaft Mitannis den Zugriff Ägyptens auf libanesisches Zedernholz, auf Kupfer und Zinn gefährdete. Die sich anschließenden Kriege dauerten zwei Jahrzehnte an und erfassten ganz Palästina und Syrien. In der Schlacht bei Megiddo und der siebenmonatigen Belagerung der Stadt erbeutete der Pharao 894 Streitwagen, 200 Rüstungen, mehr als 2.000 Pferde und 25.000 Tiere. Die Kinder der unterworfenen Herrscher wurden nach Ägypten verbracht, um dort erzogen zu werden. Trotz einiger Siege über Vasallen Mitannis, wie das wenig bekannte Nahrin, war der Gegner nicht besiegt.
Unter Amenophis II. kam es erneut zu Auseinandersetzungen mit dem Großreich Mitanni (oder Mittani). Zwar führte er in seiner knapp dreißigjährigen Regierungszeit einen Feldzug bis nach Qatna in Nordsyrien, und der Fürst von Kadesch schwor einen Treueid, doch blieben die Machtverhältnisse dort unsicher. Später gelangte der Pharao in seinem zweiten Syrienfeldzug bis nach Megiddo, dessen Fürst gefangengesetzt wurde.61 Nach diesem zweiten Syrienfeldzug schlossen Ägypten und Mitanni Frieden. Thutmosis IV. heiratete eine Tochter des Mitanni-Königs Artatama I. namens Mutemwiya. Der Sohn aus dieser Ehe wurde später Pharao unter dem Namen Amenophis III. Vor allem mit dem Mitannikönig Tušratta bestanden enge Beziehungen.
Politisch veränderte sich die Situation durch die Großmacht der Hethiter. In Echnatons 12. Regierungsjahr besiegten sie den König von Mitanni, so dass das seit Jahrzehnten stabile Machtgleichgewicht zerfiel, auch wenn die ägyptische Armee durch kleinere Unternehmungen versuchte, die lokalen Herren daran zu hindern, die Seite zu wechseln. Banden machten das flache Land im Süden unsicher, sie erscheinen als habiru (Hebräer?), von denen einige in Sichem anheuerten, das als regionale Macht auftrat. Herrscher war Lab'aia, der gegen den Pharao rebellierte. Noch unsicherer war die Situation weiter im Norden. Abdi-Aschirta und sein Sohn und Nachfolger Aziru herrschten seit längerer Zeit am oberen Orontes über das Reich der Amurriter. Sie und der syrische Fürst Itakama von Kadesch wechselten die Seite, Aziru eroberte zusammen mit den Hethitern Nij und drang gegen die Stadt Tunip vor. Die Stadtältesten riefen den Pharao um Hilfe an. Auch Rib-Addi aus Byblos bat Echnaton wiederholt um Hilfe gegen die Truppen Azirus bei dessen Angriff auf Simyra, aber ebenso vergeblich. Mehr als 60 Schreiben des Rib-Addi mit der Bitte um Hilfe sind in Amarna gefunden worden.
Die Hethiter zerstörten Qatna, worauf ägyptische Streitwagen gegen Kadesch vorrückten, während Truppen des Mitannireichs die Hethiter in Nordsyrien angriffen. Etwa zur selben Zeit wurde der König von Mitanni gestürzt, sein Sohn floh zu Šuppiluliuma und heiratete eine seiner Töchter. Die Witwe des Pharaos wollte einen der Söhne Šuppiluliumas ehelichen, damit die beiden Reiche vereint würden. Dieser eroberte jedoch Karkemiš und setzte seinen Sohn Šarri-Kušuh als Vizekönig ein. Nach einer erneuten ägyptischen Gesandtschaft im folgenden Jahr sandte Šuppiluliuma seinen Sohn Zannanza nach Ägypten, der jedoch zu Tode kam, woraufhin die Hethiter das ägyptische Syrien attackierten. König Eje II., der als Nachfolger Tutenchamuns etwa drei Jahre Pharao war, beteuerte zwar seine Unschuld, doch erst als Epidemien das Hethiterreich schwächten, ließen deren Angriffe nach. König Muwattalli II. geriet gleichfalls in Konflikt mit Ägypten und dessen Pharao Ramses II. Die Schlacht bei Kadesch im Jahr 1274 v. Chr. brachte trotz Anspannung enormer Kräfte keine Entscheidung im Dauerkonflikt. Muwattallis Bruder Hattusili III. schloss 1259 einen Friedensvertrag. Haremhab schloss einen Vertrag mit den Hethitern, sein Versuch Kadesch zurückzuerobern scheiterte wohl.
Die Apiru, eine oft mit den Hebräern des Alten Testamentes in Verbindung gebrachte Gruppe, leisteten einen Beitrag zur allgemeinen Verunsicherung um 1200 v. Chr. Damit waren sie ein wichtiger Faktor für die folgende Deurbanisierung. In seinem ersten Jahr führte Sethos I. eine kleine Kampagne gegen die Schasu in Süd-Palästina durch, doch stieß er bald weiter nach Norden vor und besetzte Kadesch. Amurru stellte sich auf die ägyptische Seite, was die Hethiter dazu veranlasste, die beiden Vasallenstaaten erneut zu unterwerfen.
Weit gefährlicher wurde die große Völkerwanderung im östlichen Mittelmeerraum. Sie brachte heute als „Seevölker“ bezeichnete Gruppen in Bewegung. Die Angreifer, die als Šikalayau in den Quellen erscheinen, „leben in Schiffen“. Wenig später fanden sich diese Seevölker, die vielleicht von Sizilien oder Sardinien, aus Etrurien stammten,62 aber auch Männer aus Adana und Philister in Mukiš, nördlich von Ugarit und an zahlreichen anderen Orten bis nach Ägypten. In einer Seeschlacht siegten die Ägypter. Den Angriff über Land konnten sie bei Djahi in Palästina abfangen, das vielleicht im Gazastreifen lag. Eine im Jahr 2017 übersetzte Hieroglypheninschrift gibt möglicherweise Hinweise auf die Herkunft der Seevölker. Die luwische Inschrift stammt aus dem Nachlass des Archäologen James Mellaart. Der Archäologe George Perrot soll sie 1878 in Beyköy im anatolischen Landkreis İhsaniye kopiert haben, wobei die dortigen Steinblöcke später in das Fundament einer Moschee eingemauert wurden. In der knapp 30 m langen Inschrift werden Kriegszüge des westanatolischen Königreichs Mira geschildert, darunter ein Unternehmen von vier luwischen Herrschern mit 500 Schiffen und 10.000 Kriegern gegen Zypern, Karkemisch und Syrien, das bis an die Grenzen Ägyptens reichte.62d
In einer Inschrift des Merenptah heißt es: Die Länder der Hethiter fallen, wie beim Anblick nahender Windhunde, auf die Knie. Bleibende Angst für die Herzen der Mešweš, zerbrochen ist das Land Tjemhu. Lebu wurde aus unserem Ta Meri („Geliebtes Land“) verdrängt; es kann nun wieder die Strahlen von Aton sehen, weil das Unwetter über Kemet verjagt wurde.63
Der Angriff der Seevölker veranlasste Ramses III. in seinem 8. Regierungsjahr zu folgendem Bericht in einer Inschrift im Totentempel von Medinet Habu: „Ich schütze es, indem ich die Neunbogen abwehre. Die Fremdländer vollzogen alle zusammen die Trennung von ihren Inseln. Es zogen fort und verstreut sind im Kampfgewühl die Länder auf einen Schlag. Nicht hielt irgendein Land vor ihren Armeen stand; und die Länder von Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, und Alasia an waren (nun) entwurzelt auf einen Schlag. Es wurde ein Lager aufgeschlagen an einem Ort im Inneren von Amurru. Sie vernichteten seine Leute und sein Land, als sei es nie gewesen. Sie kamen nun, indem die Flamme vor ihnen bereitet war, vorwärts gegen Ägypten, ihre Zwingburg (?). Die plst (Peleset), ṯkr, šklš, dnjn und wšš (Wašaš), verbündete Länder, legten ihre Hände auf alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll: Unsere Pläne gelingen.“64 Auf den Reliefs in seinem Totentempel in Medinet Habu ließ der Pharao diese Fremdvölker darstellen. Die Peleset (plst), Tjeker (ṯkr), Danuna (dnjn) und die Waschasch (wšš) tragen Helme mit Federkrone. Die Träger eines Hörnerhelms ohne Aufsatz sind die Scherden. Diese Art der Hörnerhelme wurde als Zeichnung auf der Kriegervase aus Mykene, und ebenfalls in Enkomi auf Zypern gefunden. Die Šekeleš (šklš) tragen Stirnbänder. Die Fremdvölker werden einheitlich mit einem kurzen Rock dargestellt und sind meist bartlos. Oft tragen sie Panzer. Die Bewaffnung besteht aus einem runden Schild, Speer, Lanze und Schwert. Ihre Schiffe sind einheitlichen Typs, mit Segeln und einem auffälligen Vogelkopf an beiden Enden. Ob sie Ruder besaßen, ist umstritten.
Um 1000 v. Chr. starb in Byblos König Ahirom, dessen Sarkophag das älteste Beispiel für das phönizische Alphabet trägt. Die beiden konkurrierenden Seefahrerstaaten gründeten im Mittelmeerraum zahlreiche Kolonien, darunter vor allem um Karthago, in der Kyrenaika, aber auch im Süden Spaniens. Tyros, bis zur Eroberung durch Alexander den Großen eine Inselfestung („Fels“), wird erstmals in ägyptischen Texten des 19. Jahrhunderts v. Chr. erwähnt. Im 14. Jahrhundert unterstand die Stadt Ägypten, doch die Konkurrentin Sidon besetzte das umgebende Festland, so dass der König klagte, er könne kein Wasser oder Holz beschaffen, und wisse nicht, wo er die Toten beisetzen solle. Während Byblos lange Zeit die dominierende Stadt der Phönizier war, stiegen im 10. Jahrhundert Tyros und Sidon auf. Das mittelassyrische Reich unter Tukulti-apil-ešarra I. (auch Tiglat-Pileser I.) forderte von den phönizischen Städten Tribut, sicher von Byblos, Sidon und Arvad.
Erst im 10. Jahrhundert konnte Tyros die Konkurrentin überflügeln. Herausragender König ist Hiram I., der Tyros zum beherrschenden Handelszentrum des Mittelmeerraums machte. Im 9. Jahrhundert kam es zu innerstädtischen Auseinandersetzungen und Usurpationen, 841 musste die Stadt unter ihrem König „Baa‘li-maanzer“, wie eine assyrische Inschrift belegt, den Assyrern Tribut leisten.65
Mitte des 9. Jahrhunderts gründete der Priester der Astarte, Eisthobalos, eine neue Dynastie, der Schwiegervater und Verbündete König Ahabs von Samaria, der in der Bibel (1 K 16:31) „'Ethbaal“ heißt. Der überlieferung nach gründete Dido, die Schwester eines seiner Nachfolger, nämlich des Pygmalion (eigentlich Pumayaton), 814 v. Chr. Karthago. Der Historiker Junianus Justinus nennt die Gründung Karthagos in Verbindung mit „Elissa“ (Dido bei den Römern), phönizisch ‚Išt‘. Eine assyrische Inschrift aus dem Jahr 841 v. Chr. erwähnt einen König „Ba'li-manzer“, der wohl identisch mit dem „Balezoros“ des Menander sein dürfte. 743 v. Chr. eroberten die Assyrer den Norden Phöniziens, Tyros musste Tribut zahlen. Hiram II. war zugleich König von Sidon und brachte die südlichen und zentralen Teile Phöniziens und Zypern in seine Abhängigkeit. Zu Zeiten Sanheribs galt die Tributpflicht ebenfalls für den „König von Sidon“, „Luli“, wie ihn die Assyrer nannten, der seine Hauptstadt in Tyros hatte. Zu seiner Zeit war Tyros Assyrien tributpflichtig. Dagegen revoltierte die Stadt mehrfach, was schließlich zum Verlust der Souveränität führte. Nach der ersten Rebellion wurde Tyros von 724-720 v. Chr. belagert, der Hafen dabei von Šulmanu-ašared V. blockiert und die Wasserversorgung abgeschnitten. Die Bewohner Tyros' gruben jedoch Brunnen, sodass sie der Belagerung jahrelang standhalten konnten. 705 erhob Tyros Anspruch auf Zypern und das Königreich Kition. Bei der nächsten Revolte 701 gegen Sîn-aḫḫe-eriba verbündete sich Elulaios mit Marduk-apla-iddina II. von Babylon und Hiskija von Juda. Er unterlag jedoch Sanheribs Armee. Tyros verlor die Herrschaft über Sidon und Akko.
Als 671 die Assyrer Phönizien eroberten, widerstand nur Tyros unter Ba'lu der Belagerung; auch 663 war die Stadt nicht zu erobern. Der Verlust des Hinterlandes zwang sie jedoch dazu, sich noch sehr viel stärker auf das Mittelmeer zu orientieren, so dass hier ein Seehandelsreich entstand, das in der Lage war, Tyros von außen zu versorgen.
Südlich von Phönizien entstand eine ethnische Gruppe, die erheblichen Einfluss auf die Geschichte des nördlichen Nachbarn nehmen sollte, die Israeliten. Deren Ethnogenese ist jedoch, nachdem die Archäologie ihre Funde neu zu deuten begonnen hat, anders verlaufen, als es in der Bibel dargestellt wird. Auffällig im Buch der Richter ist, dass meist nur einer oder zwei Stämme an einem historischen Ereignis beteiligt waren, nur im Deboralied (Richter 5, 1–31, v. a. 6–30) sind einmal zehn Stämme gleichzeitig beteiligt. Dabei ist eher die Uneinigkeit der Stämme das Thema des Liedes, denn nur sechs Stämme beteiligen sich am Kampf gegen Sisera, den kanaanäischen Heerführer unter König Jabin von Hazor.66 So könnte eine rituelle Gemeinschaft, gebündelt durch den Glauben an eine übergreifende Gottheit, die Grundlage für ein sich sehr langsam entwickelndes Bewusstsein von Zusammengehörigkeit gewesen sein, das durch weitere gemeinsame kulturelle Züge gestärkt wurde.
Gerade das karge und bevölkerungsarme Judäa scheint erst spät, vielleicht erst ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., einen zentral gelenkten Staatsapparat erhalten zu haben. Das Nordreich Israel hingegen war weitaus bevölkerungsreicher und stieg früher zu einer regionalen Größe auf. Ein einheitliches Nord-Süd-Reich, zu dem auch Jerusalem unter Führung der Davididen gehörte, aber auch Gebiete bis an den Euphrat, hat es also vermutlich nicht gegeben. Archäologische Funde haben hier gleichfalls nicht weitergeholfen.67
In der Ortsnamenliste des Pharaos Scheschonq I. taucht der von ihm zerstörte Ort Gezer auf. Das Königreich Juda zahlte ihm vielleicht sogar bis 850 v. Chr. Tribut,68 im Alten Testament wird erwähnt, er habe die Jerusalemer Tempelschätze geraubt. Scheschonq setzte seine Offensive mindestens bis nach Megiddo fort, wo sich ein Stelenfragment fand, zog vielleicht weiter Richtung Akko. Immerhin wurden die traditionellen Handelskontakte mit Byblos wieder aufgenommen. Wahrscheinlich stand Palästina eine Zeit lang sogar unter ägyptischer Verwaltung.69
Der Fund des Buches des Gesetzes, das der Hohepriester Hilkia 622 v. Chr. bei einer Tempelrenovierung entdeckte, löste dort eine überaus strenge religiöse Reform aus.70 Der Kern des älteren Geschichtswerks, also die ersten vier Bücher Mose und das deuteronomistische Geschichtswerk, entstanden wohl im 7. Jahrhundert v. Chr. in Jerusalem. Sie stellten Jerusalem als Hort der Rechtgläubigkeit in einer unsicheren Welt heraus und propagierten die pan-israelitische Idee unter der Führung des davidischen Königshauses, die zunächst eine wenig bedeutende Stadt beherrschten.
Der Ahirom-Sarkophag weist um 1000 v. Chr. die ältesten Spuren des phönizischen Alphabets auf, der Sarkophag selbst ist wohl älter.71
Etwa 875 v. Chr. wurde Phönizien von den Assyrern erobert und zu Tributzahlungen gezwungen. 853 v. Chr. bedrohten die Assyrer unter Salmanassar III. den Nordosten, so dass sich der ägyptische Pharao Osorkon II. genötigt sah, eine Waffenbruderschaft mit Byblos einzugehen, um das assyrische Heer zurückzuschlagen. Dies gelang den Verbündeten in der Schlacht von Quarqar am Orontes, wie die Kurkh-Stele berichtet. Danach nahm König „Achabbu“ von Israel mit 2.000 Streitwagen und 10.000 Fußsoldaten an der Schlacht teil.72 Diese überraschend starke Streitmacht Israels könnte darauf hinweisen, dass es sich um die vereinigte Streitmacht des Nord- und Südreiches sowie von Moab und Edom gehandelt hat. Trotz des Sieges blieben die Phönizier bis zum Ende des Reiches unter assyrischer Herrschaft.
738 und 734 versuchten die Assyrer den Handel mit Arabien und Ägypten unter Kontrolle zu bringen. So verbot Tiglatpileser in einem Brief ausdrücklich den Handel von Tyros und Sidon dorthin.73 Das Nordreich Israel wurde zwischen 722 und 721 v. Chr. ebenfalls von Assyrien erobert und in einen Vasallenstaat verwandelt. Nach der Zerschlagung des Nordreichs konnte der Staat um Jerusalem, das Südreich Juda, das von den Assyrern verschont wurde, erstarken. Die Assyrer dehnten ihre Macht unter Asarhaddon (680-669 v. Chr.), der das aufständische Sidon zerstören und seine Bevölkerung versklaven ließ, und Aššur-bāni-apli (Assurbanipal, 669-631/627 v. Chr.) jedoch bald bis nach Ägypten aus.
Doch Psammetich I. (664 bis 610 v. Chr.) nutzte 653 v. Chr. die Schwäche Assurs zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit Ägyptens. Assur, das ab 626 auch gegen Babylon in die Defensive geriet, verbündete sich nun mit Ägypten. Als die Hauptstädte Assur 614 und Ninive zwei Jahre später zerstört wurde, und damit das Assyrerreich verschwand, stand Ägypten ab 605 allein gegen einen expansiven Gegner, das Neubabylonische Reich.
Beendet wurde diese Periode durch den Angriff des Neubabylonischen Reiches unter Nebukadnezar II. Versuche des ägyptischen Pharaos Necho II., sein Gebiet um die syrischen Provinzen des Neubabylonischen Reiches zu erweitern, scheiterten, obwohl er 609 v. Chr. den König von Juda unterwarf. Auch zog die Armee bis an den Euphrat. Dort erlitt sie jedoch 605 eine katastrophale Niederlage bei Karkemiš.
Auch Juda wurde zum Vasallen der Babylonier. Es versuchte jedoch die Unabhängigkeit zu erlangen, indem es die anfängliche Niederlage Nebukadnezars gegen die Ägypter ausnutzte. Pharao Psammetich II. (594-589 v. Chr.) hatte Heer und Flotte weiter aufgerüstet. Im 4. Jahr seiner Herrschaft zog er nach Osten, wo er versuchte, einen Aufstand gegen den babylonischen König anzufachen. Apries (589-570 v. Chr.), der Enkel Nechos II., führte Grenzkämpfe in Palästina gegen Babylon, sowie gegen die Phönizier. Doch Nabû-kudurrī-uṣur II. (Nebukadnezar, 605-562) verschleppte 586 v. Chr. das jüdische Volk – zumindest die Oberschicht – in die Babylonische Gefangenschaft.
Ähnlich erging es den Phöniziern von Tyros. Um 574 v. Chr. wurde die Stadt nach dreizehnjähriger Belagerung erobert, die Bevölkerung in die Sklaverei verkauft.
Zum ersten Mal fanden sich die Großmächte des östlichen Mittelmeeres, Ägypten, Babylon und Lydien, dazu das griechische Sparta, zu einer Koalition gegen einen gemeinsamen Gegner zusammen. Dieser Gegner, die Perser, war 550/549 in den Besitz der Hauptstadt der Meder gekommen. 547 eroberte ihr König Kūruš (Kyros II.) Ostkleinasien, dann besiegte er den mit Ägypten verbündeten Lyderkönig Kroisos in Westkleinasien und annektierte wohl 54174 dessen Hauptstadt Sardes und sein Reich, das bis zu den Griechenstädten an der ägäischen Küste reichte. 539 fiel schließlich Babylon mitsamt Phönizien. Die Perser nutzten die Erfahrung der Phönizier in der Seefahrt vielfach, um ihre Flotten gegen die Griechen und Ägypter einzusetzen.
Ägypten machte sich 404 v. Chr. von den Persern unabhängig. König Hakor (393-380 v. Chr.) verbündete sich mit den Griechen gegen die Perser, die erneut versuchten, nach Ägypten vorzudringen. Nektanebos I. (380-362 v. Chr.) riss die Macht an sich; während seiner Regierungszeit erfolgte eine Aufrüstung des Heeres, um die Perser von Ägypten fernzuhalten. Sein zum Mitregenten erhobener Sohn Tachos (Teos) zog nach dem Tod seines Vaters 359 v. Chr. nach Phönizien, um in einem Bündnis mit den Griechen den persischen König Artaxerxes II. anzugreifen. Agesilaos führte die griechischen Söldner, der Athener Chabrias die Flotte. Das Oberkommando übernahm Teos. Sein Bruder, den er als Statthalter in Ägypten eingesetzt hatte, nutzte die Zeit der Abwesenheit und usurpierte für seinen Sohn Nektanebos II. mit Unterstützung der Priesterschaft den Thron. Der Spartaner entschied sich nach einem Schreiben aus seiner Heimat, mit den Söldnern die Fronten zu wechseln, obwohl der Athener noch versucht hatte, ihn auf der Seite des bisherigen Pharaos zu halten, wie Plutarch (Leben des Agesilaos, 36-39) berichtet.
Artaxerxes III. unternahm nicht weniger als drei Versuche, das Land zu erobern, denn es spielte eine für Persien gefährliche Rolle in den Aufständen im Reich und im Kampf mit den Griechen. 361/360 standen 10.000 Söldner auf ägyptischer Seite, als Artaxerxes 343/342 angriff standen Nektanebos 20.000 Mann zur Verfügung. Auch Spartaner und Phönizier spielten eine wichtige Rolle, ebenso wie Libyer, von denen Nektanebo 20.000 aufbieten konnte. Nur für wenige Jahre konnten die Perser ihre Herrschaft wiederherstellen. Dareios III. musste sich 333 v. Chr. in der Schlacht bei Issos dem anrückenden makedonischen Heer unter Alexander dem Großen geschlagen geben.
Palästina war in den letzten Jahren der Perserherrschaft gleichfalls ein überaus unsicherer Ort, zumal sich 385 bis 383 v. Chr. die phönizischen Städte gegen die Perser erhoben. Den Persern gelang es kaum, die Verhältnisse in ihrer Satrapie Mudriya zu beruhigen, so dass sie von Athenern und Ägyptern infiltriert wurde. Der Versuch des Großkönigs von 351/350 v. Chr. Ägypten zu unterwerfen scheiterte, was die Phönizier unter Sidons Führung erneut zu einem Aufstandsversuch veranlasste. Nach der Teilnahme am ägyptischen Aufstand gegen Artaxerxes III. wurde Sidon jedoch 343 v. Chr. zerstört. Darüber hinaus leisteten die von Verwüstungen und Plünderungen, Deportationen und Versklavungen, Rechtsunsicherheit und Willkür gekennzeichneten ständigen Kriegszüge bis weit in die Diadochenzeit hinein, einer Flucht ins Jenseits sowie der Entstehung von Sekten Vorschub.
Nachdem Alexander der Große den persischen König Dareios III. besiegt hatte, wandte er sich nach Süden. Er eroberte nach siebenmonatiger Belagerung Tyros und zog dann nach Ägypten weiter. Tyros wurde zerstört, nachdem es als einzige phönizische Stadt Widerstand gegen sein Heer geleistet hatte.
Alexander, der am 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon starb, hatte vor seinem Tod seinen Siegelring an Perdikkas übergeben und ihm damit „gewisse ordnende Funktionen“ „in der Zeit unmittelbar nach dem Tod des Königs“ übertragen.76 Einige, unter ihnen Perdikkas, sprachen sich für ein Gesamtreich unter einem Statthalter als Vormund für die Erben aus, andere, wie Ptolemaios, dafür, die führenden Mitstreiter des Verstorbenen in ein Gremium zu berufen in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen werden sollten.77 Die Entscheidung welcher General die Kontrolle über welche Satrapie erhielt konnte Perdikkas nicht treffen. Er musste sich mit den makedonischen Vornehmen beraten. In der „Reichsordnung von Babylon“ wurden 323 die Satrapien den einzelnen Generälen übertragen.78 Philippos Arrhidaios, der spätere König Philipp III. von Makedonien und Halbbruder Alexanders, und der erwartete Sohn der schwangeren baktrischen Frau Alexanders, Roxane, wurden zu Königen gewählt. Perdikkas erhielt für sie das Sorgerecht. Doch alle drei wurden ermordet.
Perdikkas rückte mit einer großen Streitmacht 321 v. Chr. nach Ägypten vor. Ptolemaios konnte ihn jedoch bei Memphis zurückschlagen. Mit seinen beiden Verbündeten Lysimachos und Kassander zog er kurz darauf gegen Antigonos I. Monophthalmos, den Nachfolger des ermordeten Perdikkas, in den Krieg. Antigonos entriss Ptolemaios die Stadt Tyros erst nach einer fünfzehnmonatigen Belagerung, doch besiegte Ptolemaios bei Gaza 312 v. Chr. das Heer des Sohnes des Antigonos. Der Sieger wurde in einem Friedensvertrag als ägyptischer Satrap bestätigt. Nach dem Sieg von 306 über den zweiten, der versuchte Ägypten zu erobern, über Antigonos I. Monophthalmos selbst, der noch immer die Sache des Einheitsreiches verfocht, und der 301 in Westanatolien in der Schlacht von Ipsos ums Leben kam, etablierten sich die Reiche der Diadochen endgültig. Ein letzter Versuch der Reichseinigung scheiterte 281 v. Chr., es blieben als mächtigste Reiche Makedonien und die Reiche der Seleukiden und der Ptolemäer.
Ptolemaios I. regierte ab 305 v. Chr. mit dem Beinamen Soter („Retter“) als unabhängiger Monarch Ägypten, nicht mehr als Satrap. In Kleinasien erkämpften sich die kleineren hellenistischen Königreiche Pergamon, Bithynien, Pontos und Kappadokien ihre Autonomie.
In den Diadochenkriegen fiel Palästina an Ptolemaios. Judäa blieb von 301 bis 198 v. Chr. unter den Ptolemäern relativ autonome Provinz. Gleichzeitig verlagerte sich der Seehandel von den bisher vorherrschenden Hafenstädten Sidon und Tyros nach Akko, das Ptolemaios II. in Ptolemais umbenannte. Diese Stadt wurde, bis sie infolge der Gründung Caesareas durch Herodes den Großen 10 v. Chr. ins Hintertreffen geriet, zur wichtigsten Handelsdrehscheibe Palästinas.
Im Fünften Syrischen Krieg (202-195 v. Chr.) eroberte der Seleukide Antiochos III. 198 v. Chr. Palästina, nachdem er zwei Jahre zuvor die Ptolemäer bei Panion besiegt hatte. Damit einher ging die Verbreitung griechischer Bildung und Kultur – des Hellenismus – im ganzen Orient und Mittelmeerraum.
Judas Makkabäus gelang es 164 nach dem überraschenden Tod des Antiochos, die seleukidische Armee aus Judäa zu vertreiben und die Tora als theokratische Verfassung durchzusetzen. 161 besiegte er den Feldherrn Nikanor. Mit einem Vertrag sicherte er sich den Beistand der Römer gegen die Seleukiden.
Zu dieser Zeit spielte eine weitere ethnische Gruppe bereits seit mehr als einem halben Jahrtausend eine wachsende Rolle. Die älteste gesicherte Nachricht von Arabern stammt aus dem Jahr 853 v. Chr. In diesem Jahr berichtet der Assyrerkönig Salmanassar III. von einem Sieg über eine Koalition, an der sich auch ein „Gindibu der Araber“ mit tausend Kamelen beteiligt hatte (AR 1.611). Die Erwähnung von Arabern zu Zeiten Salomos stammt aus späterer Zeit (2 Chronik 9.14). Nach 853 folgen weitere Nennungen, meist in der Form von Berichten über Siege gegen die Nomaden, wie etwa der Sieg Tiglat-Pilesers gegen die arabische Königin Samsi, die mit Damaskus verbündet war. Der Assyrer besiegte 9400 ihrer Leute, in ihrem Lager erbeutete er 1000 Menschen, 30.000 Kamele, 20.000 Rinder und 5.000 Taschen mit Gewürzen. Samsi musste ihm nach der Flucht in die Wüste Tribut leisten und einen Oberaufseher mit 10.000 Soldaten akzeptieren, wie der König behauptet.79 Damaskus, Samaria, Tyros mussten 738 v. Chr. ebenso Tributzahlungen leisten, wie Zabibe, „die Königin der Araber“. Sie war die Vorgängerin Samsis und die Königin der Qedariten.
Duma, an der Verbindungsstraße zwischen Nordarabien und Syrien gelegen, war vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. ein bedeutendes Zentrum dieser Qedariten, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in kultischer und, als Sitz der Konföderation, auch in politischer. In assyrischen Texten erscheint es als Adummatu. Spätestens im 1. Jahrhundert dominierten dort Nabatäer.
Doch die Assyrer, die versuchten, den Gewürzhandel zu kontrollieren, wogegen sich die syrisch-palästinensischen Stadtstaaten und die Nomaden wehrten, versuchten die Region nicht nur durch brutal geführte Kriege zu kontrollieren. Sie statteten auch einzelne Führer der Araber mit Machtpositionen, Titeln und Aufgabenbereichen aus; auch siedelten sie besiegte Araber in Samaria an, wie die Thamud unter Sargon II.80
Rom mischte sich seit dem 3. Jahrhundert immer stärker in die Verhältnisse im östlichen Mittelmeer ein. Bereits mit dem Sieg über Pyrrhus, den hellenistischen König von Epirus im Jahr 275 v. Chr. hatte Rom begonnen, den rein italischen Rahmen zu sprengen und seine Macht auszudehnen. Es besiegte Karthago und führte Kriege gegen die hellenistischen Reiche (200 bis 146 v. Chr.), 167 v. Chr. verschwand das Königreich Makedonien, schließlich folgte die Expansion nach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) und am Ende stand die Annexion des Restreiches der Seleukiden (64 v. Chr.) und der Ptolemäer (30 v. Chr.). 66 v. Chr. eroberte Gnaeus Pompeius Magnus Kleinasien für das expandierende Römische Reich. Im folgenden Jahr beendete er die Seleukidenherrschaft in Syrien, 63 v. Chr. die der Hasmonäer in Jerusalem.
Palästina und Syrien wurden zur römischen Provinz Syria vereint und dem Statthalter Marcus Aemilius Scaurus unterstellt. Dessen Nachfolger Aulus Gabinius schlug einen Aufstand der Anhänger der Hasmonäer nieder, zerstörte deren Festungen und stärkte die Rechte des Hohenpriesters als Oberhaupt des Sanhedrins, dem die religiöse und teils auch weltliche Rechtsprechung oblag.
54 v. Chr. wurde Marcus Licinius Crassus, neben Caesar und Pompeius Mitglied des ersten Triumvirats, als Nachfolger des Gabinius Statthalter der Provinz Syrien. Sein Interesse galt jedoch nicht Syrien, sondern der Vorbereitung eines Feldzugs gegen die Parther. Doch in der Schlacht bei Carrhae kamen in einer verheerenden Niederlage 20.000 Soldaten ums Leben, darunter Crassus selbst und sein Sohn, 10.000 gerieten in Gefangenschaft. Aus der Schlacht konnte sich Gaius Cassius Longinus mit seinem Truppenteil retten. Nach Syrien zurückgekehrt trat er die Nachfolge von Crassus an. Nachdem er die Grenzen Syriens gegen nachdrängende Parther gesichert hatte und Alexander, Sohn des Aristobulos zum Frieden verpflichtet hatte, schlug er in Judäa einen weiteren Aufstand von Anhängern des Aristobulos nieder, verkaufte 30.000 aufständische Juden in die Sklaverei.
Währenddessen waren in Rom die Spannungen stark gewachsen, was im Jahr 49 v. Chr. zum Ausbruch des Bürgerkriegs mit Pompeius auf der einen und Cäsar auf der anderen Seite führte. Caesar entließ Aristobul aus der römischen Gefangenschaft, um Pompeius in Syria zu schwächen. Doch als dessen Anhänger Aristobul vergiftet und seinen Sohn enthauptet hatten, wechselten der Priester Hyrkan und der Idumäer Antipatros auf Caesars Seite und halfen ihm, in Alexandria siegen. Dafür belohnte er Hyrkan mit dem erblichen Amt des Hohenpriesters und machte Antipatros zum Herrscher Judäas.
Nach der Ermordung Caesars floh Kleopatra 44 v. Chr. nach Ägypten, wo sie bald ihren Bruder beseitigen ließ. Dort gewann die Königin auch das Herz des Marcus Antonius, der ihr 36 v. Chr. die früheren ptolemäischen Gebiete in Syrien und Kleinasien zuerkannte.
Als 40 v. Chr. Antigonos und die Parther in Judäa einfielen, floh König Herodes der Große nach Rom. Dort wurde er unter dem zweiten Triumvirat, bestehend aus Octavian, Marcus Antonius und Lepidus, zum König von Jerusalem ernannt. Nachdem die Flotten des Antonius und der Kleopatra 31 v. Chr. in der Schlacht bei Actium von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus besiegt worden waren, fiel das Ptolemäerreich an Rom. Im Konflikt zwischen den Triumvirn entschied sich Herodes rechtzeitig gegen seinen Gönner Antonius und für Octavian, den späteren Kaiser Augustus. 30 v. Chr. wurde er deshalb auf Rhodos von Octavian als König bestätigt.
Herodes wurde 37 v. Chr. König von Judäa, Galiläa und Samaria. Als von Rom eingesetzter und gestützter Klientelkönig war seine Souveränität jedoch eingeschränkt. Von Augustus erhielt er die syrischen Landschaften Trachonitis, Batanäa und Auranitis zu seinem Herrschaftsgebiet hinzu.
Nach dem Tod des Herodes teilte Augustus sein Reich unter seine Söhne Herodes Antipas (Galiläa und Peräa), Herodes Archelaos (Judäa und Samaria) und Herodes Philippos (Ituräa, Golan, Trachonitis) auf (Herodianische Tetrarchie).
Der älteste Sohn Archelaos erhielt den größten Teil des Königreichs, während Antipas und Philippos kleinere Herrschaftsbereiche zugeteilt bekamen. Philippos ließ die an den Quellen des Jordan gelegene Stadt Paneas ausbauen und gab ihr zu Ehren des Kaisers Tiberius den Namen Caesarea (Philippi). Die am See Genezareth gelegene Siedlung Bethsaida erhob er in den Rang einer Stadt und nannte sie nach Julia, der Tochter des römischen Kaisers, Julias. Flavius Josephus (Altertümer, XVIII 4,6) berichtet: „Er war seinen Untertanen ein milder Herrscher und ruhigen Gemütes, brachte auch sein ganzes Leben in seinem eigenen Lande zu. So oft er sich aus seinem Hause begab, nahm er nur wenige Auserlesene mit und ließ sich den Thronsessel, von dem aus er Recht sprach, auf allen Wegen nachtragen. Begegnete ihm dann jemand, der Hilfe und Beistand begehrte, so wurde der Sessel sogleich aufgestellt, und nun hielt er Untersuchung ab, bestrafte die Schuldigen und sprach die unschuldig Angeklagten frei.“ Die Tetrarchie des Philippos wurde nach seinem Tod im Jahr 34 n. Chr. von Kaiser Tiberius der Provinz Syria zugeschlagen, im Jahr 37 erhielt sein Verwandter Herodes Agrippa I. das Gebiet von Kaiser Caligula.
Herodes Antipas (der Beiname Antipatros - Stellvertreter des Vaters - wurde ihm erst später zur Unterscheidung von seinem Vater gegeben) war Herrscher von Peräa und Galiläa. wo sich seine Hauptstadt Sepphoris befand. Er gründete Tiberias am See Genezareth, das nach Kaiser Tiberius benannt wurde.
Herodes Agrippa I. war der Sohn des jüdischen Prinzen Aristobulos und dessen Frau Berenike und damit ein Enkel König Herodes’ des Großen. Im Jahre 41 erhielt Agrippa von Claudius zusätzlich die Gebiete des Herodes Archelaos. Damit umfasste sein Machtbereich das gesamte Gebiet seines Großvaters.
Wohl 42 versammelte Agrippa in Tiberias die von Rom abhängigen Klientelkönige. Diese waren sein Bruder Herodes von Chalkis, Polemon II. von Pontos, Kotys von Kleinarmenien, Antiochos IV. von Kommagene und Sampsigeramos von Emesa, der Schwiegervater seines Bruders Aristobulos. Der anscheinend zu dieser Konferenz nicht eingeladene, aber noch während des Königstreffens in Tiberias erschienene römische Statthalter von Syrien Vibius Marsus sandte Boten an die königlichen Gäste, um sie zur Rückkehr in ihre Heimat auffordern zu lassen. Agrippa bat den Kaiser brieflich mehrmals - allerdings vergeblich - darum, an Marsus' Stelle einen neuen Statthalter zu entsenden.
Sein Sohn Herodes Agrippa II. war zu jung, um die Nachfolge anzutreten. Das Königreich wurde daher zur römischen Provinz umgewandelt und von römischen Prokuratoren verwaltet. Von 50 bis 70 war Herodes Agrippa II. der letzte Hasmonäerkönig. 64 überließ ihm Kaiser Nero die Städte Tiberias und Tarichea in Galiläa und Julias in Peräa mit den umliegenden Dörfern. Agrippa II. versuchte vergeblich, den jüdischen Aufstand (66–70/73 n. Chr.) gegen die Römer zu verhindern. Nach dem Krieg begleitete er den römischen Feldherrn und späteren Kaiser Titus nach Rom, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 93 lebte.
Ein im Jahr 66 begonnener Aufstand gegen das römische Reich scheiterte im Jahr 70 und endete mit dem Fall Jerusalems und der Zerstörung des Herodianischen Tempels (Flavius Josephus: Jüdischer Krieg). Mit der Führung des Krieges beauftragte Kaiser Nero Vespasian. Sein 60.000 Mann umfassendes Heer bestand neben drei Legionen aus 23 Auxiliarkohorten, Reiterabteilungen sowie 15.000 Mann Hilfstruppen der verbündeten Fürsten.81 Bis zum Mai/Juni 69 waren alle abgefallenen Städte abgesehen von den Festungen Herodeion, Machairos und Masada zurückerobert, damit war Jerusalem isoliert.
Während der Belagerung von Iotapata wurde der jüdische Befehlshaber Iosephus gefangen genommen. Dieser prophezeite Vespasian das Kaiseramt; später, nachdem Vespasian tatsächlich die Kaiserwürde erlangt hatte, wurde er freigelassen. Über den Kriegsverlauf verfasste er sein Werk De Bello Iudaico.
Nach Beginn des Jüdischen Krieges stürzte das Römische Reich in seine schwerste Krise seit der Begründung des Prinzipats. Diese Krise und der Sturz Neros sind auf die katastrophale Lage der römischen Finanzen und die schwindende Akzeptanz des Kaisers beim Heer sowie der stadtrömischen Plebejer zurückzuführen.82 Titus unterstützte seinen Vater durch Verhandlungen mit dem syrischen Statthalter Gaius Licinius Mucianus über eine Revolte gegen den nur kurzzeitig herrschenden Vitellius. Im Juli 69 riefen die Legionen Syriens, Ägyptens und Judäas Vespasian zum Kaiser aus. Vespasian besiegte Vitellius in der Schlacht von Bedriacum in Oberitalien am 24. Oktober 69.
Titus erhielt den Auftrag, den Jüdischen Krieg zu Ende zu führen,83 also Jerusalem einzunehmen. Angeblich starben bei der Belagerung etwa 1.100.000 Menschen, nur 97.000 sollen überlebt haben.84 Die Überlebenden wurden in die Sklaverei verkauft oder in Zirkusspielen umgebracht, das jüdische Land und seine Einkünfte zugunsten der kaiserlichen Kasse beschlagnahmt. Nur die von Herodes errichtete Grundmauer des Tempels, die heutige Klagemauer, blieb bestehen.
Im Jahre 115, während Trajan seinen Eroberungskrieg im Osten führte, brach in den östlichen Diasporaländern ein umfassender jüdischer Aufstand aus. Dieser Diasporaaufstand entwickelte sich bald zum offenen Krieg, der auf die Kyrenaika und Libyen, auf Ägypten, Mesopotamien und Zypern übergriff. Diesem Krieg gingen Gefechte zwischen Juden und Christen in Alexandria und Kyrene voraus, doch richtete er sich bald gegen Rom. Die Kämpfe waren so heftig, dass noch nach drei Jahrzehnten Städte verwüstet waren. Am Ende sahen sich die Kaiser veranlasst, zahlreiche Kolonisten ins Land zu holen, um die menschlichen Verluste auszugleichen.
In Judäa brach 132 der Bar-Kochba-Aufstand aus, dessen Niederschlagung bis 136 dauerte. Nach dem Jüdischen Krieg 66–70 und dem Diasporaaufstand 115-118, mit dessen Ausläufern Kaiser Hadrian bei seinem Amtsantritt noch beschäftigt war, war dies der dritte und letzte jüdische Aufstand.85 Bei den Kämpfen, in denen nahezu hundert Dörfer und Bergfesten einzeln genommen werden mussten, fanden über 500.000 Juden den Tod. Aus Iudaea wurde die Provinz Syria Palaestina.
Die Tora und der jüdische Kalender wurden verboten, man ließ jüdische Gelehrte hinrichten und Schriftrollen auf dem Tempelberg verbrennen. Am früheren Tempelheiligtum wurden Statuen Jupiters und des Kaisers errichtet. Aelia Capitolina durften die Juden nicht betreten. Später erhielten sie die Zutrittserlaubnis einmal jährlich am 9. Av, um Niederlage, Tempelzerstörung und Vertreibung zu betrauern.86
Um 166 nahm der Sanhedrin schließlich seinen Sitz in Tiberias. Der Vorsitzende blieb für die folgenden Jahrhunderte die wichtigste geistliche Autorität der Juden im Land und in der Diaspora, ehe das inzwischen in einer Dynastie erbliche Amt des Patriarchen durch den römischen Kaiser aufgehoben wurde. Letzter Patriarch war Gamaliel VI. (ca. 400-425), letztmals erscheint eine Geldsammlung für den Patriarchen im Jahr 429.87
Avidius Cassius, der es als Abkömmling der Seleukiden bis zum praefectus Aegypti brachte, wurde 166 Statthalter von Syrien. 172 beendete er den Aufstand der Bukolen in Unterägypten (Cass. Dio 71, 4).88 175 wurde Avidius Cassius von den ägyptischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, nachdem sich eine Falschmeldung vom Tod Mark Aurels verbreitet hatte. Er wurde noch im selben Jahr in Syrien ermordet.
193/194 wurde die Provinz Syria aufgeteilt. Dabei wurde Syria Palaestina, das bereits seit dem Bar-Kochba-Aufstand bestand, in die Provinzen Syria Coele, Syria Phoenice und Palaestina aufgeteilt. Septimius Severus, der gerade den syrischen Statthalter Pescennius Niger besiegt hatte, teilte das reiche Syrien weiter auf. Aus Syria wurden insgesamt sieben Provinzen unter römischer Verwaltung. Nur noch Edesse und Hatra blieben bis 212/13 bzw. 242 als Klientelstaaten bestehen. Im Süden wurde Tyros zur Hauptstadt von Syria Phoenice, das den Südteil der Provinz Syria umfasste. Die Stadt hatte sich auf die Seite des Septimius Severus geschlagen (Herodian, 3.3.3) und wurde 198 Kolonie. In Tyros saß seit augusteischer Zeit ein Eparch, der für den Kaiserkult zuständig war. Ihre Purpurproduktion war berühmt, zumal sie sich in Berytos (Beirut) und anderen Städten mit hervorragenden Stoffen versorgen konnte. Berytos war hervorragend in der Waffenproduktion positioniert; dort hatte Augustus bereits eine Kolonie gegründet. Dort entstand eine berühmte Rechtsschule.
Septimius Severus trennte Heliopolis-Baalbek von dem Gebiet der Kolonie Berytos ab und machte aus der Stadt selbst eine Kolonie. Ihr Aufstieg begann um 200, wenn auch ihre Besiedlung bis in das präkeramische Neolithikum zurückverfolgt werden kann. Der Siedlungshügel, der vom Altarhof des römischen Jupiterheiligtums eingefasst ist, birgt vor allem Steinwerkzeuge, aber auch organische Reste, die bis in das achte Jahrtausend vor Christus datiert werden können. Anhand der Keramik lässt sich eine durchgehende Besiedlung belegen.89
Unter Kaiser Konstantin I. wurde in Baalbek vermutlich eine erste Kirche gebaut, die vielleicht während der heidnischen Reaktion unter Kaiser Julian Apostata zerstört wurde.90. Erst das Edikt des Kaisers Theodosius I. erlaubte es den Christen, eine Basilika im Altarhof zu errichten. Dazu wurden Teile des Jupitertempels und der beiden Turmaltäre mitverbaut. Reste dieser Kirche bestanden bis 1935. Doch erst 554 soll das Heiligtum des Sol Invictus Mithras nach einem Blitzschlag ausgebrannt und aufgegeben worden sein. Allgemein ist in Baalbek das Heidentum ausgesprochen lange noch zu fassen, es ist eine ganze Reihe von Berichten überliefert, die Märtyrer und immer wieder Missionsversuche erwähnen. Ab dem 5. Jahrhundert sind zwar Bischöfe aus Baalbek bezeugt - ein Nonnos ist unsicher, ein Joseph und ein Petrus sind sicher 445 und 451 auf Synoden in Antiochia bezeugt -, doch noch im 5. und 6. Jahrhundert ist von Kämpfen mit paganen Gruppen die Rede. So ließ Kaiser Tiberios I. noch 579 einen Aufstand der Heiden, die die christliche Minderheit in Baalbek bedrängt haben sollen, niederschlagen.91 636 wurde die Stadt von Arabern besetzt.
Unsicher blieb der Grenzraum zu den Parthern. Palmyra existierte spätestens im 9. Jahrhundert v. Chr., der lokale Name war Tadmur. Doch bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. war die Siedlung offenbar von geringer Bedeutung, stieg jedoch nun als Handelsemporium auf. 41 v. Chr. versuchte Marcus Antonius die Stadt zu plündern, doch die Einwohner zogen sich mitsamt ihrem Besitz auf die andere Seite des Euphrat zurück, und drohten mit ihren Bogenschützen jeden Übergang der römischen Kavallerie zu verhindern. Diese musste ohne Beute abziehen (Appian 5.9). Doch um 20 n. Chr. war Palmyra Bestandteil des Römerreiches. Palmyrenische Bogenschützen erscheinen in Ober-Dakien genauso wie in Africa.92
Für den römischen Osten veränderte sich die Situation durch das aufstrebende Sassanidenreich drastisch, das 224 das Partherreich ablöste. Wohl infolge der Niederlage Kaiser Gordians III. in der Schlacht von Mesiche im Jahr 244 erhoben die Bewohner von Palmyra einen der führenden Männer der Handelsstadt namens Septimius Odaenathus zum Exarchos. Dieses Amt war anscheinend aufgrund der kritischen Lage geschaffen worden.93 Odaenathus, der arabischer Abstammung war, wurde um 250 in den römischen Senat aufgenommen, 257/258 wurde er von Kaiser Valerian zum Statthalter in Syria Phoenice erhoben, 258 wurde er zudem zum Konsul ernannt.94
Im Jahr 260 fiel Kaiser Valerian in der Schlacht von Edessa in die Hände des Perserkönigs Schapur I. Palmyra, das seit der Zeit Hadrians den Status einer freien Stadt genoss, erlangte nun zunehmende Unabhängigkeit. Odaenathus gelang es, wenn auch vergebens, mit dem Perserkönig zu verhandeln95 und die Situation zu stabilisieren, woraufhin er von Kaiser Gallienus zum kaiserlichen Stellvertreter ernannt wurde. Schapur zog zwar nach Syrien, wurde jedoch beim Rückzug, mit reicher Beute beladen, beim Überschreiten des Euphrat attackiert und besiegt.
261 besiegte Odaenathus zudem den Usurpator Quietus bei Emesa und beseitigte auch Ballista, den Prätorianerpräfekten Kaiser Valerians. Valerians Sohn Gallienus ernannte Odaenathus daraufhin zum dux Romanorum und zum corrector totius Orientis,96 womit Odaenathus zum Kaiserstellvertreter im römischen Orient aufstieg. Weitere Vorstöße der Perser konnten verhindert werden, Gallienus kümmerte sich in der Zwischenzeit um die Verteidigung der westlichen Gebiete. Odaenathus konnte anscheinend 262/63 mit seiner Armee die römische Provinz Mesopotamia zurückerobern und bis zur persischen Residenz Ktesiphon vordringen. Möglicherweise führte er zwei Feldzüge, nämlich einen 261/62, einen zweiten 267.97
Nach der Ermordung des kaiserlichen Stellvertreters Odaenathus wohl Ende 267 übernahm Septimia Zenobia die Vormundschaft für ihren kaum zehnjährigen Sohn Vaballathus und regierte als Königin über einen Großteil des römischen Orients. Kaiser Gallienus erkannte ihre Herrschaft keinesfalls an, wie der 268 geplante Feldzug des Heraclianus belegt.
Sein Nachfolger Claudius Gothicus mied jede Einmischung, wie auch Zenobia formal seine Oberherrschaft anerkannte. Er nahm nach einem Sieg Palmyras sogar den Titel Parthicus maximus an. Die Herrscherin Palmyras erkannte die Kaiser in Rom zwar an, doch nutzte sie die Reichskrise aus, um das Einflussgebiet ihrer Hauptstadt im Jahr 270 bis nach Arabien und Ägypten auszudehnen, woraufhin Claudius gegen sie den Feldherrn Probus entsandte, der Ägypten zurückeroberte. Nach dem Tod des Claudius, dessen Kampf gegen die Goten für ihn Priorität besaß, besetzte ihre Armee Ende November 270 Alexandria. Auch Teile Anatoliens, so etwa Kilikien und die Stadt Tyana, wurden ihrem Machtbereich angeschlossen, doch scheiterte ein Vorstoß von dort westwärts. Vaballathus führte ab 270 den Titel vir consularis rex imperator dux romanorum. In seinem Namen wurden an den Straßen Meilensteine aufgestellt, es entstand eine eigenständige Reichsmünzprägung. Auf einem Meilenstein in der Provinz Syria Palaestina wurde Kaiser Aurelian, der Nachfolger des 270 verstorbenen Claudius, nicht mehr erwähnt. In Ägypten bestand hingegen bis April 272 formal ein Kondominium zwischen den beiden Imperatoren, wenn auch Aurelian den Krieg vorbereitete.98 Gegenüber den östlichen Gebieten trat der Imperator als König der Könige auf, als rex regum, analog zur persischen Titulatur.
Bei den Juden hingegen war Palmyras zunächst in ihren Augen hoffnungsvolle Herrschaft verhasst, spätestens seit Odaenathus das Schulzentrum Nehardea hatte zerstören und während seines Ktesiphon-Feldzugs von 262 Juden aus Babylonien nach Palästina hatte deportieren lassen.100 In jedem Falle kam es zu Unruhen, über deren Ausmaß wir jedoch keinerlei Kenntnis besitzen.101 Dementsprechend schlossen sich dem Zug Aurelians gegen Palmyra auch Truppen aus Palaestina an, während die alexandrinischen Juden eher auf Seiten der Palmyrener verharrten, zumal sie von Zenobia gefördert wurden.102
In der zweiten Jahreshälfte 271 marschierte Aurelian nach Byzantion, wo er überwinterte, im Frühjahr 272 eröffnete er den Krieg gegen Zenobia, erst die Stadt Tyana leistete ihm Widerstand, so dass er sie belagern musste. In einem politischen Schachzug untersagte er jedoch die Plünderung der Stadt. Zenobia ließ ihren Sohn daraufhin zum Augustus und sich zur Augusta ausrufen. Die Münzprägung akzeptierte Aurelian weiterhin als Augustus. In zwei Schlachten bei Antiochia (Immae) und Emesa besiegte Aurelian ihre Armeen, verschonte wiederum Antiochia, im Juni beherrschte er bereits Ägypten.
Im August 272 zog er schließlich in die weitgehend unbefestigte Oasenstadt Palmyra ein, wobei ihn der mit Palmyra verfeindete arabische Stammesbund der Tanūẖ unter dem Lakhmidenherrscher Amr unterstützte. Zenobia wurde auf der Flucht am Euphrat gefangen genommen, in Emesa vor Gericht gestellt und nach Rom gebracht, wo sie Aurelian im Jahre 274 zusammen mit dem gallischen Usurpator Tetricus I. im Triumph durch Rom führte. Nach der Historia Augusta und mehreren anderen Quellen verbrachte sie ihren Lebensabend in einer Villa unweit von Tivoli bei Rom und starb als Matrona in der Hauptstadt. Zosimos berichtet hingegen, die Königin habe auf dem Transport nach Rom jegliche Nahrung verweigert und sei infolgedessen verhungert. Ihr enger politischer Berater, der Philosoph Longinos, wurde noch in Emesa hingerichtet, ebenso wie „sicherlich auch“103 General Septimius Zabdas, der seinerzeit die palmyrenische Armee nach Ägypten geführt hatte. Ein erneuter Aufstandsversuch von Palmyrenern brach bei Ankunft Aurelians im Frühsommer 273 zusammen. In Ägypten, wo es in Alexandria zu einer Rebellion gekommen war, wurde der corrector Claudius Firmus eingesetzt, die gemeinsamen Münzprägungen des Aurelian und des Vaballathus wurden aus dem Verkehr gezogen.104 Mit dem Kult des Sol invictus führte er reichsweit einen neuen Staatskult ein.
Wie unsicher die Verhältnisse im Osten weiterhin blieben, zeigt die Erhebung des Julius Saturninus, des Statthalters von Syrien zum Gegenkaiser gegen Probus im Jahr 281 in Alexandria. Er wurde jedoch durch seine eigenen Truppen ermordet.105
Wie in den meisten Reichsteilen, so kam es auch in der Levante zu Verfolgungen der Christen. So glaubte noch Kaiser Maximinus Daia, die Götter stimmten seiner Verfolgung in Tyros zu, denn das Wetter war nun günstig und versprach eine überaus gute Ernte.105g Mit dem Ende der Verfolgungen seit Konstantin I. (313) und der zunehmenden Privilegierung durch den Staat, wozu die Steuerfreiheit zählte, entstand eine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe in der jeweiligen Metropolis der Provinzen wurden ab 325 Erzbischöfe, denen die anderen Bischöfe der Provinz Gehorsam schuldeten. Unterhalb der Bischofsebene fanden sich Diakone (männliche und weibliche), Presbyter und Lektoren, hinzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter und Subdiakone. Der Klerus war dabei der einzige Stand, zu dem alle sozialen Schichten Zugang hatten, wenn auch nicht jeder in die höchsten Positionen der bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte und die höheren Schichten wohl nicht nach einem Bistum in wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus auf den Landgütern der Großgrundbesitzer stellten die dort wohnenden Kolonen.
Mit der Verlegung der Reichshauptstadt von Rom nach Byzanz wurde das Christentum nach und nach die dominierende Religion im Römischen Reich, 380 sogar Staatsreligion. Das Griechische erlangte über das Lateinische als Amtssprache im Osten des 395 aufgeteilten Reiches endgültig die Oberhand.
Jerusalem erhielt schon in Nikaia (325) einen Ehrenvorrang, doch wurden die Vorrechte Caesareas ausdrücklich gewahrt, das seit Herodes und bis zur arabischen Herrschaft der bedeutendste Hafen Palästinas und das politische Zentrum der Provinz war. Zudem hatte hier Origenes gelehrt, so dass die Stadt auch ein hohes geistliches Ansehen genoss. Im 4. Jahrhundert bildeten die Christen wie in den meisten römischen Provinzen, jedoch im Gegensatz zu Syrien, noch nicht die Mehrheit der Provinzialrömer.106 Die Gemeinden wuchsen, folgt man Eusebius von Caesarea (H.c. VIII, 1,5), erst seit Gallienus stärker an. Auf dem Konzil von Chalkedon erhielt Jerusalem 451 die Jurisdiktion über Palästina. Endgültig sanktionierte Justinian die Rechte des Patriarchats Jerusalem, das nun auf der gleichen Ebene stand wie Konstantinopel und Rom, Antiochia und Alexandria.
Dabei war die dominierende Religion, das Christentum, zerrissen. Kyrill von Alexandria, einer der mächtigsten Kirchenmänner seiner Zeit, konnte 431 auf dem ökumenischen Konzil von Ephesos seine theologischen Positionen für die Reichskirche verbindlich durchsetzen. Er gilt als wichtigste Gründergestalt der Miaphysiten, bekannter als Monophysiten, wie sie ihre Gegner nannten. Kyrills Nachfolger Dioskur, der 444 das Patriarchenamt übernahm, konnte sich auf der so genannten Räubersynode von Ephesos 449 mit seiner monophysitischen Lehre zunächst durchsetzen. Doch nur zwei Jahre später kam es auf dem vierten ökumenischen Konzil von Chalcedon zur Spaltung: Papst Leo der Große verwarf die monophysitische Lehre, und die Konzilsmehrheit und Kaiser Markian schlossen sich dieser Position an.
Außer in Ägypten gewann der Monophysitismus auch in Syrien zunehmend an Boden. In den 480er Jahren versuchten die Kaiser, eine im Henotikon formulierte Kompromisslösung durchzusetzen, die alle Streitpunkte zwischen „orthodoxen“ und „monophysitischen“ Christen ausblendete und die Beschlüsse von Chalkedon ignorierte; doch dieser Versuch scheiterte und führte statt zu einer Einigung mit den Monophysiten nur zum 30 Jahre währenden Akakianischen Schisma mit der römischen Kirche (bis 519). Auch das zweite Konzil von Konstantinopel von 553 konnte keine Einigung erzielen. Gleiches galt für die kurzlebige Förderung der monophysitischen Sonderströmung des Aphthartodoketismus durch Kaiser Justinian I. Im frühen 7. Jahrhundert wurde als Versuch einer Kompromisslösung der Monotheletismus entwickelt. Danach besitzt Jesus eine göttliche und eine menschliche Natur. Göttliche und menschliche Natur haben in ihm aber nur einen einzigen, gemeinsamen Willen. Auch dieser Versuch, den Abstand zwischen Monophysitismus und der Position von Chalcedon zu überbrücken, scheiterte. Der Monotheletismus wurde nach dem Einspruch von Maximus Confessor in der Reichskirche zurückgewiesen. In Syrien und später im Libanon konnte er jedoch unter dem Namen Maroniten Fuß fassen.
Die klassisch-römische Gesellschaft war bereits im 2. Jahrhundert, mehr jedoch noch während der Reichskrise starken Veränderungen unterworfen. 212 erhielten alle Städte des Reiches mindestens den Rang eines municipiums, was allerdings erhebliche finanzielle Lasten mit sich brachte. Jeder männliche Bewohner zwischen 14 und 60 hatte eine jährliche Abgabe zu entrichten. Die kleine Gruppe der römischen Bürger war hiervon allerdings befreit, die oberen Klassen (metropolites) zahlten eine verminderte Abgabe. Unter Kaiser Elagabal wurde Sidon, das berühmt für seine Bronzearbeiten war, zur Kolonie.
Zudem erlebte die Region einen ökonomischen Aufschwung, der sich in neuen Höfen und Dörfern niederschlug, ebenso wie in Getreideausfuhren über Tyros und Sidon. Kaiserliche Stiftungen und Reliquientranslationen förderten den Zufluss von Geldmitteln. Dies verweist auf die Übergangsphase in der Entwicklung vom freien Bauern zum Kolonat, mithin auf das flache Land und die kleineren Orte, wo die Veränderungen zunächst noch drastischer waren. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich auf Initiative der großen Landbesitzer, die Voraussetzungen, um beinahe unbeschränkte Verfügungs- und Polizeigewalt an lokale Herren abzutreten, deren wachsende Wirtschaftseinheiten sich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung wurde zunächst gezwungen, das Land zu bebauen und Abgaben (tributum) zu entrichten. War bis ins 5. Jahrhundert vielfach die bodenbearbeitende Bevölkerung an ihr Land gebunden, während ihr Besitz ihrem Herrn gehörte, so konnten andere nach drei Jahrzehnten in diesem Rechtszustand ihren mobilen Besitz, bzw. ihr Vermögen in eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. wurde nicht mehr zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden. Kolone und Unfreier wurden nun identisch gebraucht, um Ackerbauer zu beschreiben, die an die Scholle gebunden waren und kein freies Eigentum mehr besaßen.
Seit Konstantin dem Großen durften die Herren flüchtige Kolonen, die vor weniger als dreißig Jahren verschwunden waren, in Ketten legen.107 Seit 365 war es den Kolonen verboten, über ihren eigentlichen Besitz zu verfügen, wohl in erster Linie Arbeitsgeräte.108 Seit 371 durften die Herren die Abgaben der Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren die Ackerbauer 396 das Recht, ihren Herrn zu verklagen.109
Anfang des 7. Jahrhunderts eskalierten schließlich die Spannungen zwischen den beiden Großreichen der Römer und der Perser. Nach mehreren Kriegen hatten Ostrom-Byzanz und Persien 562 zwar einen „ewigen Frieden“ geschlossen, doch kam es erneut zu heftigen Kämpfen. 575 besetzten die Byzantiner Lazika am Ostrand des Schwarzen Meeres, das wiederum die Perser 588 kurzzeitig hielten. Daraufhin dehnten die Byzantiner ihr Gebiet fast bis zum Kaspischen Meer aus, ohne diese Regionen jedoch langfristig halten zu können. 591 kam es zu einem erneuten Friedensschluss. Die römisch-persischen Kämpfe des 7. Jahrhunderts waren schließlich vom Willen getrieben, den Gegner vollständig zu vernichten, nicht mehr, nur Gebietsgewinne zu erzielen.
Die Perser unter Chosrau II. (590–628), den Ostroms Kaiser Maurikios selbst auf den Thron gebracht hatte, begannen ab 603 oströmisches Gebiet systematisch zu erobern. Den Anlass lieferte die Ermordung des Kaisers Maurikios im Jahr 602. Dabei führte die wenig tolerante Politik der Kaiser gegenüber Nichtchristen dazu, dass die Perser von den Minoritäten als Befreier begrüßt wurden. Die Eroberung Jerusalems erfolgte 614 durch den persischen General Shahrbaraz. Eines der Beutestücke war das Heilige Kreuz, das der General Schirin übergab, der assyrisch-christlichen Lieblingsfrau Chosraus. Die Schockwirkung auf die Christen war gewaltig.110
Syrien wurde ab 610/11, ungeachtet der sehr schlechten Überlieferungslage als dauerhafte Eroberung administrativ in das Perserreich eingegliedert. Antiochia war persisch, Caesarea wurde nun Sitz eines marzban, dem der Grenzschutz oblag.111 613 erlitt Ostrom eine Niederlage, die den Persern den Weg südwärts öffnete. Zwischen 614 und 616 fiel der gesamte Orient in ihre Hände. Spätestens 615/16 war der Perserkönig entschlossen, Ostrom insgesamt zu erobern. 617 oder 618 begann der Angriff auf Ägypten, 619 fiel Alexandria.
Kaiser Herakleios, der 610 wegen dieser Entwicklung seinen Vorgänger gestürzt hatte, wollte mit einem Heer die Hauptstadt verlassen, die sassanidischen Armeen in Kleinasien umgehen und die Perser im Hinterland angreifen. In drei Feldzügen verfügte er wohl über eine recht beachtliche Streitmacht.112 Georg von Pisidien berichtet, Herakleios habe seinen Soldaten vor Augen geführt, dass dies kein gewöhnlicher Feldzug sei. Man kämpfe nunmehr gegen einen Feind der Christenheit; dies sei ein heiliger Krieg gegen die Mächte der Finsternis.113 Dazu passend wurden Christusbilder im Feldlager aufgestellt. Bereits seit 615 ließ man in hoher Auflage Münzen mit der Umschrift Deus adiuta Romanis („Gott, hilf den Römern!“) prägen.
623 kehrte der Kaiser nach einem kleineren Sieg in die Hauptstadt zurück und nahm anschließend Kontakt zur christlichen Bevölkerung im Kaukasus auf. Die beiden eigentlichen Gegenoffensiven des Herakleios fanden 624/25 und 627/28 statt.114 Er unternahm einen Vorstoß nach Armenien, dann weiter nach Aserbaidschan. Dort ließ er den zoroastrischen Feuertempel von Atur-Gushnasp (Tacht-i Suleiman), 250 km südöstlich von Täbris, zerstören. Der Kaiser zog sich 625 zunächst nach Kilikien zurück und nahm Kontakt mit den Kök-Türken auf, um ein Bündnis zu schließen.
Doch die Perser ließen sich dadurch zunächst nicht beirren. 626 belagerten sie, die sich ihrerseits mit den Awaren auf dem Balkan verbündet hatten, die Hauptstadt des oströmischen Reiches zusammen mit Slawen (Belagerung von Konstantinopel (626)). Doch am Ende mussten sie die Belagerung abbrechen und das persische Heer unter Shahrbaraz zog sich im Frühjahr 627 aus Chalkedon nach Syrien zurück. In Konstantinopel wurde die Rettung der Hauptstadt der Gottesmutter zugeschrieben.
Der Bruder des Kaisers, Theodoros, hatte in Mesopotamien ein persisches Heer unter dem Befehl des Generals Schahin schlagen können. Herakleios sammelte inzwischen weitere Truppen in Lasika am Schwarzen Meer und nahm erneut Kontakt mit den Türken auf. Diese fielen daraufhin mehrfach in das Sassanidenreich ein.115 Herakleios marschierte im September 627 von Tiflis aus nach Süden. Am 12. Dezember kam es bei den Ruinen von Ninive zur Schlacht. Herakleios besetzte nach dem Sieg die Lieblingsresidenz des Großkönigs in Dastagird. Dieser floh nach Ktesiphon. Chosrau, der sich weigerte, mit Herakleios zu verhandeln, verlor den Rückhalt der Großen seines Reiches und wurde im Februar 628 entmachtet und ermordet. Ihm folgte sein Sohn Kavadh II. Siroe auf den Thron. Der Text des an Herakleios gerichteten Briefs, in dem Kavadh Siroe um Frieden bittet und den Kaiser als „… den mildesten Kaiser der Römer, unseren Bruder …“ bezeichnet, ist durch das um 630 entstandene Chronicon Paschale überliefert. Herakleios nannte den neuen König seinen Sohn und beteuerte, er wünsche niemals irgendeinen König seines rechtmäßigen Thrones zu berauben.116
Die Bestimmungen des 628 geschlossenen Friedens sahen vor, dass Persien alle seit 603 gemachten Eroberungen aufgab und das Heilige Kreuz zurückerstattete, wofür Herakleios den Persern freien Abzug garantierte; sie mussten nicht einmal Entschädigungszahlungen leisten. Auch restituierte Shahrbaraz, der selbst für kurze Zeit den Thron bestieg, das Heilige Kreuz, dessen feierliche Rückführung wohl im März 630 erfolgte. Der Prestigegewinn für den Kaiser war gewaltig. Dem Merowinger Dagobert I. übersandte der Kaiser einen Teil der Reliquie, und bald kamen im ganzen Abendland Legenden rund um „Heraclius, den Persersieger“ auf, die ihn zum Triumphator im Namen Christi stilisierten.
Die oströmische Diözese Syria erstreckte sich von Kilikien, Antiochia und Aleppo (letztere bildeten die gleichnamige Provinz) im Norden bis zum Roten Meer. Westlich und südlich der Provinz Syria lag die Provinz Palaestina, hinzu kam die Provinz Phoenice, in deren Hinterland sich die Provinz Phoenice Libanensis erstreckte, in deren Süden Damaskus lag. Syria war teilweise arabisch besiedelt, besonders im östlichen und südlichen Teil, Palästina ebenfalls. Diese arabischen Stämme hatten im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches im vierten Jahrhundert das Christentum angenommen, vielfach als Monophysiten. Die Araber Syriens blieben politisch im Abseits, bis der Stamm des Ghassaniden aus dem Jemen einwanderte und ein halbautonomes Reich gründete. Unter der Führung der Jafniden wurden sie Verbündete Ostroms, ihr König herrschte von der im Südwesten Syriens gelegenen Hauptstadt Bosra über die Araber entlang des Jordan.
Die Bezeichnung „Ghassaniden“ ist nicht zeitgenössisch belegt, sondern erscheint erst in späteren Quellen.117 In der Forschung wird zudem zunehmend von Jafniden gesprochen.118 Wohl im 5. Jahrhundert erreichten sie das römische Grenzgebiet. Möglicherweise waren sie bereits zu dieser Zeit monophysitische Christen. Es scheint zu einem Machtkampf mit den Salīh gekommen sein, die zuvor der mächtigste Clan im arabisch-syrischen Grenzgebiet und die Verbündeten der Römer gewesen waren und die nun von den Jafniden verdrängt wurden.
Der erste Scheich der Jafniden, der namentlich in den oströmischen Quellen um 498 auftaucht, ist Ǧabala (griechisch: Gabalas). Er drang in Palästina ein, wurde aber von den Römern besiegt und schloss um 502 mit Kaiser Anastasios I. Frieden; die Jafniden wurden zu foederati der Oströmer, die sich ihrerseits zu regelmäßigen Geldzahlungen verpflichteten, wie es auch sonst im römischen Grenzraum üblich war. Ǧabala wurde vom Kaiser zum phylarchos (Stammesführer) ernannt, was die Ethnogenese womöglich beschleunigte.
Ǧabalas Sohn war al-Ḥāriṯ ibn Ǧabala (griechisch: Arethas, 529–569). Nachdem 526 erneut ein Krieg zwischen Ostrom und Persien ausgebrochen war, ernannte Kaiser Justinian I. ihn um 530 zum Basileus. Er kämpfte gegen die Perser und deren arabische Verbündete, die Lachmiden, und nahm 531 unter Belisar an der Schlacht von Callinicum gegen die Perser teil. Der Kaiser zeichnete ihn dafür mit dem Titel eines patricius aus.
540 waren Konflikte zwischen Ghassaniden und Lachmiden ein Auslöser für einen erneuten Krieg zwischen Römern und Persern. 554 errangen die Ghassaniden einen bedeutenden Sieg über die Lachmiden, deren Scheich Al-Munḏhir starb, angeblich von Arethas eigenhändig getötet. Kirchenpolitisch setzte er sich ebenso wie seine Nachfolger für den Monophysitismus ein, was aber vom Kaiser geduldet wurde.
Mit seinem Sohn al-Munḏhir ibn al-Ḥāriṯ (griechisch Alamundaros, 569–582) kam es 572 zu Spannungen, so dass Justin II. seine Ermordung in Auftrag gegeben haben soll; der Anschlag misslang jedoch. 575 kam es zu einer kurzzeitigen Versöhnung zwischen Römern und Ghassaniden. Alamundaros wurde dennoch 582 abgesetzt und nach Sizilien verbannt, weil man ihn des Verrats verdächtigte. Infolgedessen begann der Zerfall des Verbandes in mehrere Fürstentümer. Nach dem Sieg der Araber setzten die Ghassaniden durch, dass sie als Beduinen frei von Abgaben blieben, obwohl sie nicht Muslime waren.119
Das oströmische Verteidigungskonzept ermöglichte es den muslimischen Truppen aus dem Süden bis nach Gaza vorzustoßen, und zwar ohne auf Widerstand zu stoßen. 635 fiel Damaskus und die kaiserliche Armee wurde 636 in Syrien geschlagen.120 Angeblich lief ein Teil der Ghassaniden in der entscheidenden Schlacht am Jarmuk 636 zu den Muslimen über; ein erheblicher Teil der mit Ostrom verbündeten Araber scheint dem Kaiser hingegen treu geblieben zu sein und nach der Niederlage seine Heimat verlassen zu haben. Der arabische Feldherr ʿAmr ibn al-ʿĀs zog westwärts nach Ägypten und eroberte im Auftrag des seit 634 herrschenden Kalifen Umar ab 639 Ägypten, 640 fiel Caesarea.
Jüngere historische Arbeiten allerdings stellen die Eroberungsgeschichte, die so nur in arabischen Quellen überliefert ist, anhand zeitgenössischer Quellen in Frage.121
Als Mohammed sich auf der arabischen Halbinsel durchsetzte, war Palästina noch von den Persern besetzt, er selbst war vom Sieg der Oströmer, folgt man der muslimischen Tradition, angetan.122 Die Juden sah er vielleicht als persische Verbündete, denn er griff noch im selben Jahr die jüdischen Bauern von Chaibar etwa 250 km nördlich von Medina an (Zug nach Chaibar). 642 wurden sie vertrieben, auf der Arabischen Halbinsel sollte nur für Muslime Platz sein. Im oströmischen Reich stieg zugleich der Druck, die Juden einer Zwangskonversion zu unterwerfen, der Kaiser forderte sogar den Frankenkönig Dagobert auf, seinem Beispiel zu folgen.
Nach dem Tod Mohammeds im Jahr 632 drohte die muslimische Koalition auseinanderzubrechen. Sein Nachfolger Abu Bakr erkannte offenbar, dass der Eroberungskrieg zu ihrem Fortbestand unverzichtbar war. Wer die Kriegssteuer verweigerte, wurde dementsprechend attackiert, der letzte Widerstand auf der Arabischen Halbinsel brach 634 zusammen.
634-640 wurde Palästina und 639-642 Ägypten durch ʿAmr ibn al-ʿĀs , Syrien durch Chalid ibn al-Walid und der Irak durch Sa'd ibn Abi Waqqas erobert. 636 gelangen den Muslimen am Yarmuk in Syrien und bei Qadisiyya im Irak entscheidende Siege über die beiden Großreiche, die sich noch wenige Jahre zuvor gegenseitig bekämpft hatten.
Kurz nach der Ernennung Abu-Ubaidahs schickte dieser kleine Abteilungen zum jährlichen Markt in Abu-al-Quds, dem heutigen Abla östlich von Beirut. In der Nähe befand sich eine oströmische Garnison, deren Stärke von den arabischen Spähern falsch eingeschätzt worden war. Kurz bevor diese die muslimischen Truppen niedermachen konnte wurden sie von Chalid ibn al-Walid († 642) gerettet, den Abu Ubaidah nach Bekanntwerden der tatsächlichen Stärke der Garnison hinterhergeschickt hatte. Die Garnison wurde in der Schlacht von Abu-al-Quds am 15. Oktober 634 östlich von Beirut besiegt. Bereits am 10. September war Damaskus nach angeblich sechsmonatiger Belagerung gefallen, doch jüngste Untersuchungen kommen zum Ergebnis, dass die Stadt 635 besetzt wurde.123
Durch den Verlust von Zentralsyrien war die oströmische Linie entlang des Mittelmeers durchbrochen und die Kommunikation zwischen Nordsyrien und Palästina riss ab. Abu Ubaidah zog nach Pella, wo sich eine weitere oströmische Garnison sowie überlebende Soldaten der verlustreichen Schlacht von Adschnadayn vom 30. Juli 634 aufhielten. Diese blockierten den Zugang nach Palästina. Chalid erreichte den Ort zuerst, doch hatten die Oströmer den nahen Jordan aufgestaut und den Ort überflutet. Dennoch wurden sie in der Schlacht von Pella am 23. Januar 635 erneut besiegt.
Nach der Schlacht rückten Shurhabil und 'Amr weiter vor. Bet Sche'an und Tiberias ergaben sich im Februar 635. Kalif Umar schrieb, nachdem er Informationen über Position und Stärke der oströmischen Verteidiger erhalten hatte, Anweisungen an seine Truppen: Yazid sollte die Mittelmeerküste erobern. Die Abteilungen von Amr und Shurhabil trennten sich. Amr brach auf, um die Eroberung Palästinas abzuschließen, während Shurahbil die Küstenstädte Akkon und Tyrus belagerte. Yazid brach von Damaskus auf, um die Hafenstädte Sidon, Arqa, Jabail und Beirut zu erobern.124 635 waren Palästina, Jordanien und das südliche Syrien mit Ausnahme von Jerusalem und Caesarea in muslimischer Hand.
Von Jabiya zogen sich die arabischen Truppen auf Abu Ubaidahs Befehl auf die Ebene am Jarmuk zurück. Im Juli 636 war die Armee vollständig auf der Ebene versammelt. Etwa zwei Wochen später trafen die oströmischen Truppen ein. Abu Ubaidah übergab für die Schlacht am Jarmuk den Oberbefehl an Chalid, die am 15. August begann. Sie dauerte sechs Tage und endete in einer katastrophalen Niederlage für die Oströmer. Möglicherweise aufgrund von Streitigkeiten um die Beute entzog der Kalif Chalid den Befehl.
Nach dem Fall Jerusalems Ende 637 oder 638, eroberte Yazids Heeresteil Beirut, 'Amr und Shurhabils Teil vervollständigten die Eroberung Palästinas, während Abu Ubaidah und Chalid sich aufmachten, um Nordsyrien zu erobern. Antiochia kapitulierte am 30. Oktober 637 unter der Bedingung, dass allen oströmischen Truppen der freie Abzug gewährt wurde. Kaiser Herakleios hatte Antiochia rechtzeitig vor der Eroberung verlassen und war nach Edessa gereist. Er organisierte die Verteidigung in Mesopotamien und Armenien, dann zog er sich in die Hauptstadt Konstantinopel zurück.
Muslimischer Überlieferung zufolge stammen sowohl die Umayyaden als auch der Prophet Mohammed von Abd Manaf ibn Qusayy, einem Mitglied des Stammes der Quraisch, ab. Dessen Söhne, Abd Schams ibn Abd Manaf und Haschim, wurden jeweils zu Stammvätern der Umayyaden bzw. der Haschimiten (dem Klan Mohammeds). Zum Namensgeber der Umayyaden wurde Abd Schams’ Sohn Umayya ibn Abd Schams.125
Zu Beginn des 7. Jahrhunderts waren die Nachkommen Umayyas eine der einflussreichsten Familien Mekkas. Nachdem Mohammed 622 mit seinen Anhängern nach Medina fliehen musste und es in der Folge zu Kämpfen zwischen den geflohenen Muslimen und Mekka kam, nahmen Mitglieder der Umayyadenfamilie führende Positionen auf Seiten der Mekkaner ein. Im späteren Verlauf der Kämpfe stand mit Abu Sufyan ibn Harb ihr Oberhaupt an der Spitze der mekkanischen Politik. Am Ende musste dieser sich jedoch Mohammed geschlagen geben und konvertierte noch kurz vor der Einnahme Mekkas durch die muslimischen Truppen im Jahr 630 selbst zum Islam.
Dieser Seitenwechsel stellte sich für die Umayyaden als vorteilhaft heraus, da sie auch in dem nun entstehenden islamisch-arabischen Staat eine wichtige Rolle spielten. So diente beispielsweise Muawiya, ein Sohn Abu Sufyans, einige Jahre als Mohammeds Sekretär. Nach dem Tod des Propheten nahm er an den Feldzügen der Muslime gegen das Oströmische Reich teil und wurde 639 mit dem Posten des Statthalters von Syrien belohnt. 644 wurde mit Uthman ibn Affan sogar ein Mitglied des Umayyadenklans zum Kalifen gewählt. Uthman zählte im Gegensatz zum Rest seiner Familie zu den frühsten Unterstützern Mohammeds und war bereits 622 bei der Flucht aus Mekka dabei gewesen. Bei der Vergabe einflussreicher Posten im Reich begünstigte er in hohem Maße seine eigenen Verwandten, sodass sich bald eine Opposition gegen seine Herrschaft bildete. 656 wurde er schließlich in Medina ermordet. Zu seinem Nachfolger wurde Ali ibn Abi Talib, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten, gewählt.
Die Wahl Alis zum Kalifen wurde von den Muslimen nicht allgemein anerkannt. Als Anhänger des ermordeten Uthman ließ sich Muawiya im Jahr 660 im syrischen Damaskus ebenfalls zum Kalifen ausrufen. Damit war die muslimische Gemeinschaft (die Umma) erstmals gespalten. Die Folge war die erste Fitna, der erste Bürgerkrieg des islamischen Staates.
Zwar konnte Muawiya I. nach Alis Ermordung durch die Charidschiten (661) seine Herrschaft durchsetzen und die Dynastie der Umayyaden begründen, doch wurde er von den Anhängern Alis weiterhin nicht als rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Es kam somit zum Schisma zwischen Sunniten und Schiiten.
Zunächst verlegte Muawiya die Hauptstadt von Medina nach Kufa, dann nach Damaskus, womit Arabien politisch schnell an Bedeutung verlor. Muawiya schaffte auch die Wahl des Kalifen ab und ersetzte sie durch die Erbfolge, indem er seinen Sohn Yazid I. zum Nachfolger erklärte. Der Ältestenrat musste nur noch formal dem neuen Kalifen seine Zustimmung erteilen. Unter den Umayyaden begann sich eine arabische Aristokratie herauszubilden.
Zu den Führern der Parteien mussten sich die regionalen Gruppen in ǧund Filasṭīn, wie Palästina nun hieß, positionieren. Führer der Stämme von ǧund Urdunn, wie die Gebiete im Süden und Nordosten hießen (Jordanien), war Abu'l A'war al-Sulami, der Muawiyya unterstützte. Nach der Chronik des Theophanes war er es, der 669 oder 674 den christlichen Orten erstmals systematisch Abgaben auferlegte.126 Seine Anhänger riefen ihn in Jerusalem zum Kalifen aus, dort, bei seinen Anhängern, ließ er sich am Südufer des See Genezareth nieder. Dabei genossen die beiden Provinzen Filastin und Urdunn eine Zeit relativen Friedens und eine entsprechende Prosperität. Die Steuereinnahmen beliefen sich in ersterer auf 450.000 Dinar, in letzterer immerhin auf 180.000 pro Jahr.127 Die Stämme Palästinas waren die wichtigsten Unterstützer sowohl Muawiyyas als auch seines Sohnes und Nachfolgers in Syrien. Mehrere Tausend von ihnen nahmen 682 am Massaker an den Gegnern der Damaszener Kalifen in Medina teil. Auch in den Kämpfen der Jahre 680 bis 692 zwischen den Umayyaden und den beiden Söhnen von Mohammeds Vertrautem az-Zubair ibn al-Awwam - seine Mutter war eine Tante des Propheten - spielten sie eine entscheidende Rolle. Abdallah ibn az-Zubair wurde zum Kalifen ausgerufen (682–692), unterlag jedoch den Umayyaden.
In Syrien spielte dabei eine von den Banu Hamadan geschmiedete Stammeskoalition eine große Rolle. Diese nannte sich Banu Kalb (Stämme des Südens). Ihr gelang es im Juli 684 einen Sieg bei Marj Rahit östlich von Damaskus zu erringen, die unterlegenen Qaysis mussten Richtung Euphrat fliehen, obwohl sie zahlreicher waren. Die Banu Judham zogen in dieser Zeit von Jordanien nach Palästina, während die geschwächten Banu Hamadan nach Jordanien zogen. Ein Teil der Banu Judham unter Führung von Natil ibn Qays wechselte jedoch die Front und stellte sich auf die Seite des Gegenkalifen. So hielten die Stämme Palästinas zu 'Abdallah ibn Zubayr, währen die Jordaniens zum Umayyaden Yazid standen. Die Spaltung der Stämme im syrisch-palästinensischen Raum erwies sich als dauerhaft, so dass sich die Koalitionen aus Qaysi und Mudar auf der einen und Yaman auf der anderen Seite gegenüberstanden. Die unterschiedliche Herkunft - viele der Qaysi stammten von der Arabischen Halbinsel, während die Yamani überwiegend schon vor dem Islam im syrischen Raum gelebt hatten - mag dabei ebenfalls eine Rolle gespielt haben.128
Eine ähnliche Aufspaltung ergab sich beim Kampf um die Nachfolge des jung verstorbenen Kalifen Muʿāwiya II. (683-684). Mit Marwan I. konnte sich hier eine Seitenlinie der Umayyaden, die Marwaniden durchsetzen. Diese stieß auf den Widerstand der palästinensischen Stämme, zudem versuchte Byzanz wohl 686 die Situation für eine Invasion zu nutzen; seine Flotte plünderte Caesarea und Askalon. Marwan zahlte Kaiser Justinian II. 1000 Dinar pro Woche, um ihn vom Vormarsch abzuhalten. Natil ibn Qays stand auch diesmal auf der Seite des Verlierers und unterlag gegen Marwan. Rawh ibn Zinba', der Führer der Judhamiten stand auf der Gewinnerseite und er wurde bis zu seinem Tod im Jahr 703 zum wichtigsten Berater der Kalifen, vor allem unter Abd al-Malik.
Nach dem Tod Muawiyas brachen unter seinem Nachfolger Yazid I. (680–683) mehrere Aufstände gegen die Umayyaden aus. Husain, der zweite Sohn Alis und Enkel Mohammeds, nutzte die Situation und zog gegen Yazid zu Felde. Er wurde jedoch in der Schlacht von Kerbela im Irak 680 getötet. Dieser Akt besiegelte die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten und wurde Anlass für das schiitische Trauerfest Aschura.
Nach dem Tod Yazids I. und seines Sohnes Muawiya II. war die Thronfolge unter den Umayyaden 684 völlig ungeklärt. Dies nutzte die Opposition und rief 682 Abdallah ibn az-Zubair in Mekka zum Kalifen aus. Zeitweise wurde dieser sogar von der Mehrheit der Muslime anerkannt. Den nun folgenden Bürgerkrieg konnten die Umayyaden erst 692 unter Abd al-Malik (685–705) für sich entscheiden.129
Nach der Beendigung des Bürgerkriegs begann erneut eine Zeit weiträumiger Eroberungen. So wurden im Osten 711 das Indusgebiet und 712 Transoxanien besetzt. Im Westen wurde bis 709 der Widerstand der Berber gebrochen und der Maghreb unterworfen, 711 bis 715 das Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel. Es folgten Raubzüge in das Frankenreich bis an die Loire und nach Burgund. Doch an drei Stellen, allen voran an Ostrom-Byzanz, scheiterten alle Eroberungsversuche. Nachdem Konstantinopel 668 bis 669, 674 bis 678 und 717 bis 718 den Belagerern standgehalten hatte, und mehrere Feldzüge gegen die Chasaren nördlich des Kaukasus weitgehend erfolglos, blieben, schließlich auch die Vorstöße ins Frankenreich 732 vom fränkischen Hausmeier Karl Martell aufgehalten wurden, schwächte sich die islamische Expansion ab.
Zudem verheerten 685–686 und 688–690 schwere Epidemien, möglicherweise die Pest, die von 541 bis um 770 immer wieder auftauchte, den Nahen Osten. Die Emmaus-Plage begann 639. Die demographischen Wirkungen dieser mehr als zwei Jahrhunderte lang immer wieder auftauchenden Krankheit sind angesichts der ungünstigen Quellenlage kaum zu ermessen. Zur weiteren Unsicherheit trug bei, dass Konstantinopel 685 versuchte, Caesarea zurückzuerobern.
Insgesamt jedoch kam es unter den Umayyaden zu einer Phase kulturellen Aufschwungs. Die Islamisierung kam nur langsam voran, viele Christen verließen das Land. Nun wurde das Arabische als Kanzleisprache eingeführt und die bisher im Umlauf befindlichen byzantinisch-christlichen Münzen durch Münzen mit arabisch-islamischer Legende abgelöst.
Dabei profitierten die Hafenstädte von den Kriegsanstrengungen der Umayyaden. So wurden Tyros, Akkon, Caesarea, Jaffa und Askalon ausgebaut, dort entstanden Werften, aber auch Festungsbauten, und zahlreiche Handwerker wurden dorthin gebracht. Wichtigster Hafen Palästinas wurde Akkon, von wo 647 die Invasionsflotte nach Zypern aufbrach. Doch unter Abd al-Malik wurde die Schiffswerft von dort nach Tyros transferiert, das nun zur wichtigsten Küstenstadt aufstieg. Zudem wurden persische Überläufer, die nach Homs, Baalbek und Antiochia gebracht worden waren, 662/663 in den palästinensischen Hafenstädten stationiert. Von diesen Häfen aus nahmen die Umayyaden den Kampf mit der byzantinischen Flotte um die Beherrschung des Mittelmeers auf, mehr noch als von Alexandria. Umso mehr wurden sie Zielpunkt byzantinischer Angriffe, deren Einzelheiten nicht überliefert sind. Sie galten als Grenzgebiet und genossen entsprechende Privilegien. Auch wurden die Juden ermuntert, sich in Tripolis anzusiedeln.130 Unter Walid wurde ein großes Kanalbauprojekt im Norden Palästinas in Angriff genommen, dazu kamen Straßenbauten, von denen mindestens vier Meilensteine zeugen, wie sie auch unter Abd al-Malik aufgestellt wurden.131 Auf ihnen wurde die Entfernung nach Jerusalem oder Damaskus angegeben. Schließlich profitierten die Städte entlang der Pilgerwege nach Mekka von dieser neuen Einnahmequelle.132
Neben der Aufspaltung des Islams in eine sunnitische und eine schiitische Gruppe erlangte die Aufspaltung des Christentums in die verschiedenen Bekenntnisse eine erhebliche Langzeitwirkung. Um 650 erreichten maronitische Mönche das Libanongebirge. 677 infiltrierten byzantinische Mardaiten das Libanongebirge.
Die Maroniten sind Aramäer, die sich auf die Phönizier zurückführen.133 Sie sprachen ursprünglich Syrisch-Aramäisch und entstanden im 7. Jahrhundert als eine Abspaltung der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien. Ihr Name geht auf den Heiligen Maron (arabisch: مارون Mārūn, lat. Maro, syrisch Maron) zurück. Als Anhänger des Monotheletismus, demzufolge Jesus Christus zwar eine göttliche und eine menschliche Natur, aber nur einen göttlichen Willen besitzt, wurden sie 681 nach dem Dritten Konzil von Konstantinopel als Ketzer exkommuniziert. Ihre Lehre lag zwischen dem Monophysitismus und der oströmischen Reichskirche, sie akzeptierten also seinerzeit den Kompromiss, den Kaiser Herakleios angeboten hatte, doch nun machte sie ein erneuter Schwenk der Kirchenpolitik zu Ketzern. Ansonsten ist die frühe Geschichte der Maroniten höchst umstritten, die Lage des Klosters des Hl. Maron nicht erweisbar. Das Kloster Mar Maron führte offenbar eine Gruppe von Klöstern an, die sich theologisch eigenständig entwickelten.134
Justinian II. unterlag 694 im Kampf gegen die Maroniten, die ihre Eigenständigkeit bewahrten - wohl weil sie dank der Muslime außerhalb der Reichsgewalt lebten. In den folgenden Auseinandersetzungen im Jahr 707 mit dem Kalifen Al-Walid I. wurden sie in die Berggebiete vertrieben und mussten 759 eine Niederlage gegen die Abbasiden hinnehmen. Arabische Tanūẖ bewachten die Hügel um Beirut. Zwischen ihnen und den christlichen Kisrawan, den dortigen Maroniten, kam es 845 zu Auseinandersetzungen.
Nach der Zerstörung des Klosters des Hl. Maron flohen sie im 10. Jahrhundert unter Führung ihres Patriarchen Johannes Maron I. in den Libanon. Im 12. Jahrhundert stellten sich die Maroniten auf die Seite und unter den Schutz der Kreuzritter. 1182 banden sie sich an die Römisch-Katholische Kirche; 1215 akzeptierte ihr Patriarch die päpstliche Investitur.
Wichtigste Quelle für die ökonomische Entwicklung Palästinas bis zum 10. Jahrhundert ist das 985/988 verfasste Werk Ahsan at-taqasim fi ma`rifat il-aqalim (Die schönste Aufteilung, handelnd von der Kenntnis der Länder) von al-Muqaddasi. Dieser wurde 946 in Jerusalem geboren und bereiste die muslimische Welt, beschrieb aber vor allem Palästina. Erst im 11. Jahrhundert kommt es mit den Schriften aus der Geniza der Ben-Esra-Synagoge in Kairo zu einer enormen Verbreiterung und Vertiefung unserer Kenntnisse. Dort fanden sich rund 200.000 Schriftstücke, wie beispielsweise Das Buch der Weisheit (Altes Testament) oder die Damaskusschrift, aber auch Heiratsurkunden und weitere profane Briefe. Auf dem Friedhof, in den Basātīn (Gärten), in der Nähe der Ben-Esra-Synagoge, fanden sich weitere Bestände. Die Originale der Kairoer Geniza sind heute verstreut. Allein etwa 110.000 liegen in der Taylor-Schechter Sammlung der Universitätsbibliothek Cambridge, in der Princeton University, in der Bodleian Library in Oxford und in Sankt Petersburg. Allein dort liegen über 10.000 Manuskripte. Mit Ausnahme der liturgischen Texte und einiger Gedichte sind die Schriftstücke in arabischer Sprache, aber mit hebräischen Buchstaben abgefasst.135
Die Eroberer lebten über die Steuern, die die Nichtmuslime zu entrichten hatten, von den Erträgen der Unterworfenen. Dabei kam Staats- und Kirchenland ebenso unter ihre Kontrolle, wie privater Grund, ohne dass die Stämme Eigentümer des Agrarlandes wurden (ma'kala). In der nachfolgenden Abbasidenzeit (ab 750) übernahmen die Armeeführer die Rechte der Stämme, insbesondere Türken (iqṭā). Weiterhin bedeutete dies das Recht, Steuern einzuziehen, ein Recht, das heftig umkämpft war. Dies änderte sich erst mit den Ayyubiden.
Weit verbreitet war die Buchherstellung, wobei auch unbeschriebene Bücher und Tinte ausgeführt wurden. Vielfach brachten Flüchtlinge ihre Bücher auf den Markt, so etwa, als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten. Dabei war Papyrus noch lange in Gebrauch, wenn auch im 11. Jahrhundert Papier bereits dominierte. Papier aus Spanien und Tripolis galt als besser, als das aus Ägypten. Das aus Tripolis galt sogar als feiner, als das aus Samarkand.136
Dort wo Honig produziert wird, lässt sich auch Bienenwachs gewinnen, das über Tyros ausgeführt wurde. Dabei war die Stadt, ebenso wie Akkon, berühmt für ihr Glas, das in der Hauptsache von Juden produziert wurde. Daher war es in Westeuropa als „jüdisches Glas“ bekannt. Indigo wurde häufig nach Sizilien und Tunesien ausgeführt, dazu feine Leinen- und Seidenstoffe. Dabei waren Tyrus und Askalon die wichtigsten Produktionszentren.
Hingegen wurden Duftstoffe und Medizinalien, etwa Antimon zur Augenbehandlung, das aus dem Maghreb stammte, eingeführt.137 Flachs zählte ebenfalls zu den Waren, die in größerem Maßstab importiert wurden,
Zwischen dem 4. und dem 8. Jahrhundert verschwand der Gütertransport auf Karren und Wagen so weitgehend, dass es nicht mehr notwendig war, entsprechend breite Straßen in den Städten freizuhalten. Grundlage dieser Veränderung war die ökonomische Überlegenheit des Transports in der Form von Kamelkarawanen, die zudem neue Handelsräume, in denen es keine Straßen und breiten Wege gab, erschlossen.138
Doch die Eroberer hatten eine weitere Schwierigkeit zu meistern, nämlich die Tatsache, dass im Perserreich Silbermünzen (Dirham) umliefen, während im östlichen Mittelmeer die byzantinischen Goldmünzen (Dinar) vorherrschten. 696/97 wurden neue Golddinare, 698/99 Silberdirham eingeführt. Die Dinare wurden wohl in Damaskus geprägt. Doch die Goldmünzen nannten weder Prägestätte noch den jeweiligen Herrscher, auf den östlichen Münzen werden zumindest die Prägestätten genannt. Neben dieser Vereinheitlichung des Handelsraums musste nun jeder Beamte in der Lage sein, seinen Verpflichtungen auf Arabisch nachzukommen.
Die beiden Hauptzweige der Umayyaden, die Sufyaniden und die Marwaniden, lancierten als Statthalter eine Reihe von Familienangehörigen. Entscheidendes Kriterium für die Ämtervergabe war offenbar die Rolle während der Eroberungskriege. Nach ähnlichen Kriterien wurde auch die Stellung des Kadi vergeben. Von den unteren Chargen wissen wir nur wenig, doch auch hier werden sich Klientelbeziehungen durchgesetzt haben, wobei, etwa bei Schreiberposten, auch Christen auftauchen.
Eine überaus bedeutende Figur unter Abd al-Malik und seinen Nachfolgern stellte Abū'l-Migdam (auch: Abū Naṣr) Rajā'ibn Ḥayawa von den Banū Kinda dar. Er beanspruchte, Nachkomme von deren führendem Clan, den Banū 'Amr zu sein. Er residierte zunächst in Tiberias oder Bet Shean, dann in Jerusalem, schließlich in Damaskus. Dort kam Rajā' zu großem Einfluss, war unter Abd al-Malik zunächst Schatzmeister, Kenner islamischen Rechts. 717 spielte er eine entscheidende Rolle bei der Erhebung des ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz in das Kalifenamt, indem er dessen Vorgänger dazu brachte, ihn als Nachfolger zu bestimmen. Da der neue Kalif auch später als einziger seinen Ruf als rechtmäßiger Kalif wahrte, wurde Rajā' in den islamischen Quellen besonders lobend hervorgehoben. Zugleich war Rajā' das offizielle Haupt aller Stämme von Filastin.
Insgesamt darf die Zeit der Umayyaden als das „goldene Zeitalter“ derjenigen Stämme gelten, die in der muslimischen Eroberungsphase auf der Gewinnerseite standen. Andere Stämme in weniger vorteilhaften Provinzen bedrängten die Kalifen, ihnen den Zuzug zu gestatten. Die Kalifen ihrerseits versuchten zu verhindern, dass sich ihr Lebensstil an den der städtischen Bevölkerung anglich (dies hinderte die führenden Familien nicht daran, sich große Domänen anzueignen). Dabei galten als gemeinsame Kennzeichen, neben der Sprache, die nomadische Lebensform (und sei sie nur in der Vergangenheit vermutet), die „Kultur des Kamels“. „Araber“ wurde gleichbedeutend mit „Beduine“, obwohl seit Jahrhunderten Araber auch in Städten gelebt hatten. Auch bedeutete es, Privilegien zu genießen, die an die Nachkommen weitergegeben wurden, was aber auch die ständige Bereitschaft für den religiösen Kampf verlangte. Zugleich war festgelegt, wie viel jeder Stamm von den Abgaben erhalten sollte, zu denen die Nichtmuslime verpflichtet waren. Diese Gruppen, vor allem Juden und Christen, waren ihre Schutzbefohlenen, was sie vergleichsweise gut vor Übergriffen schützte. Der Schutz der Anhänger der Buchreligionen war seit Mohammed vorgesehen. ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz untersagte die Zerstörung von Synagogen und Kirchen sowie der Tempel der Zoroastrier, verbot allerdings auch Neubauten.139 In einem Fall wurde eine Kirche abgerissen, weil sie höher als die Moschee war.140
Allerdings standen die muslimischen Araber über allen anderen Völkern und Religionen. So war die Buße, die ein Araber für den Mord an einen Ungläubigen entrichten musste, nur halb so hoch, wie die für einen Gläubigen, die Todesstrafe kam nicht in Frage. Um den Kontakt zwischen Arabern und dem Rest der Bevölkerung zu reduzieren, wurde eine Kleiderordnung eingeführt. Christen dienten häufig als Verwaltungspersonal, zumal die Araber hierin keine Erfahrung aufwiesen. Sieht man von Verboten, wie 908/909 ab, so konnten die hierin erfahrenen Familien aus byzantinischer Zeit ihre Positionen vielfach wahren.
Die Konzentration und Ausrichtung auf Jerusalem, das die Araber bis in das 10. Jahrhundert „Īliyā“ nannten (wohl nach Aelia Capitolina, dem seit 135 gebräuchlichen römischen Namen) und bei denen sich erst im 11. Jahrhundert al-Quds durchsetzte141 war angesichts des Widerstands aus Mekka von größter ideologischer und politischer Bedeutung. Auch die Inkorporation und Vollendung der beiden anderen Buchreligionen mitsamt ihren Propheten und heiligen Stätten fand ihren architektonischen Ausdruck im Felsendom. Zukünftig sollte ein echter Kalif sowohl über Mekka als auch über Jerusalem herrschen.
In Filastin kam es zu einer Rebellion, die sich in Urdunn fortsetzte. Dort wählte man als Führer Muhammad ibn 'Abd al-Malik. In Palästina war ihr Führer der Judhamite Sa'id ibn Rawḥ (bzw. zwei seiner Söhne) der die Stämme gegen den Provinzstatthalter mobilisierte. Dieser musste nach Damaskus fliehen, woraufhin der Kalif Yazid eine Armee aussandte. Offenbar gelang es durch Verleihung von Machtpositionen, die Rebellion beizulegen, doch gelang dies letztlich nur durch massive Armeepräsenz im Raum Tiberias. Ursache für die Rebellion scheint die Tatsache gewesen zu sein, dass die Stämme versuchten, sich des Eigentums von Christen und Juden zu bemächtigen, während der Kalif fürchtete, dass ihm deren Steuern verloren gehen würden, denn diese wanderten ab. Die Stämme ihrerseits warfen dem Kalifen vor, unter christlichem Einfluss zu stehen und Nichtmuslime zu bevorzugen. Als Marwan II. im November 744 Kalif wurde, kam es zu einem erneuten Aufstand, der in Hims seinen Ausgang nahm. Die Aufständischen belagerten Tiberias. Die örtlichen Christen kämpften gegen ihn und seine Söhne, der Kalif entsandte wiederum eine Armee, die die Rebellen besiegte, und setzte einen neuen Gouverneur in Filastin ein. Doch kaum war dieser Aufstand 745 beendet kam es, nun in Nordsyrien, zu einem weiteren Aufstand, der mit massivem Militäreinsatz erstickt wurde. Auch diesmal schlossen sich die Stämme Filastins an, so dass Marwan die Mauern von Hims, Damaskus und Jerusalem abreißen ließ, wie Theophanes berichtet. Diese Aufstände waren jedoch nur das äußere Anzeichen für die Revolution, die sich im Osten in Chorassan, im Westen in Humayma in Jordaniens Hisma-Wüste vorbereitete. Dort siedelte sich um 690 der Enkel des abbasidischen Ahnherrn und Onkel Mohammeds al-ʿAbbās ibn ʿAbd al-Muttalib an, 'Ali ibn 'Abdallah. Sein Sohn Muḥammad ibn ‘Alī wiederum wurde zum Imam der Abbasiden und zum Vater der beiden ersten Kalifen dieser neuen Dynastie.142
Die abbasidischen Kalifen kamen durch eine Aufstandsbewegung an die Macht, die sich gegen die als zu weltlich angesehenen Umayyaden richtete. Letztere repräsentierten eher die arabische, mekkanische Aristokratie. Da unter den Umayyaden nur Männer wichtige Ämter bekleiden durften, die eine arabische Herkunft nachweisen konnten, fühlten sich Viele in Persien, Ägypten, Palästina und Syrien benachteiligt.
Eine entscheidende Rolle für den Erfolg der abbasidischen Revolution kommt dabei der proto-schiitischen Gruppe aus Kufa, der Haschimiyya, zu. Abu Muslim wurde von den Abbasiden, deren Zentrum in Jordanien lag, aus Kufa nach Chorasan entsandt.143 Er führte ab 747 in Merw den Aufstand gegen die Umayyaden an, am 2. September 749 eroberten die Abbasiden Kufa. Abu l-Abbas as-Saffah, ein Nachkomme von Abbas, des Onkels des Propheten, wurde Kalif. Zulauf erhielten die Aufständischen vor allem aus der iranischen Bevölkerung, die mit der Herrschaft des arabischen Adels unzufrieden war.
Noch gravierender, aber damit in Zusammenhang stehend, waren weitere innere Konflikte. Seit 718 hatten sich schiitische, persische und andere muslimische Gruppen um die Abbasiden geschart, die Nachfahren von Muhammads Onkel Abbas. Diese forderten, dass nur Männer aus dem Zweig dieses Onkels das Amt des Kalifen ausüben durften. Da die Umayyaden diese verwandtschaftliche Legitimation nicht besaßen, versuchten sie die abbasidische Propaganda zu unterbinden. Doch wurde die Dynastie zunehmend durch heftige Rivalitäten zwischen den arabischen Stammesfraktionen geschwächt.
Der 747 im Ostiran ausgebrochene Aufstand des Abu Muslim konnte von den Umayyaden nicht mehr unterdrückt werden. Im Januar 750 brachen die Abbasiden in der Schlacht am Großen Zab im nördlichen Irak den umayyadischen Widerstand unter Marwan II.144 Dem folgenden Massaker an 80 Umayyaden in Palästina, genauer in Abu Futrus, dem antiken Antipatris, entkam ein einziger Prinz. Er floh nach al-Andalus, wo er 756 als Abd ar-Rahman I. das Emirat von Córdoba gründete. Während den Abbasiden damit al-Andalus entglitt, konnten sie 751 in der Schlacht am Talas das gerade erst eroberte Transoxanien gegen China behaupten.
Abu ’l-Abbas as-Saffah starb bereits 754. Sein Bruder und Nachfolger al-Mansur ließ Abu Muslim 755 ermorden. Im Gegensatz zu den Umayyaden stützten sich die Abbasiden bei ihrer Herrschaft vor allem auf Iraner und später auf Türken. Bis 762 entstand Bagdad als neue Hauptstadt. Die Verwaltung wurde vollkommen in der Hand des Kalifen zentralisiert und durch ein Spitzelsystem abgesichert. Eine Rebellion der Schiiten im Hedschas wurde 762–763 unterdrückt.
Unter Harun ar-Raschid (786–809) erreichte die von seinen Vorgängern eingeleitete Entwicklung ihren Höhepunkt. Das Wesirat der persischen Barmakiden sicherte die Stabilität des Reiches. Dennoch ging die Kontrolle über den Maghreb verloren, als zwischen 778 und 800 Rustamiden, Idrisiden und Aghlabiden die Unabhängigkeit erlangten.
Trotz dieser Verluste kam es zu einer einzigartigen wirtschaftlichen Expansion, die zur Entwicklung einer blühenden Stadtkultur beitrug. Menschen aller Berufe siedelten sich in den neuen Wirtschaftszentren an, es entstanden neue Paläste, Märkte und Wohnviertel. Hinzu kam der Handel, der von einer gemeinsamen Sprache und Religion sowie großer Freizügigkeit profitierte. Es entstanden Warenströme mit seit langer Zeit nicht mehr gekannten Dimensionen, begleitet von Bankgeschäften.
Die Stadtkultur brachte aber auch soziale Spannungen. Steuerpächter setzten die Abgaben häufig willkürlich fest, die ihnen noch dazu im Voraus bezahlt werden mussten. Auch die Abgaben, die die Christen zu zahlen hatten, wurden hart eingetrieben (siehe zu diesen Repressalien die Chronik des Pseudo-Dionysius von Tell Mahre). Diese Überspannung des Steuersystems hatte die Verschuldung zahlreicher Bauern zur Folge. Es kam zu Landflucht und zu religiös-sozial geprägten Unruhen.
Nach dem Tod Haruns 809 wurde die Macht unter den Brüdern al-Amin (in Bagdad) und al-Ma'mun (in Merw) geteilt. 810 kam es zwischen den beiden zum Kampf, den al-Ma'mun 813 für sich entschied. Er zog allerdings erst 819 wieder in Bagdad ein und wurde bis zu seinem Tod 833 hauptsächlich durch seine Förderung der Wissenschaft berühmt.
Nach al-Ma'mun regierte sein Bruder al-Mutasim (833–842). Zwei Verschwörungen bewogen ihn 836 zum Bau einer neuen Hauptstadt, Samarra, und zur Aufstellung einer türkischen Leibgarde, den Mamluken. In der Folgezeit wuchs der Einfluss dieser Garde auf die Kalifen. Schon Mu'tasims Nachfolger al-Mutawakkil wurde 861 von ihr auf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet.
Nun wechselten sich in ähnlichen Revolten die Kalifen ab. Die Armee verbrauchte die Hälfte der Staatseinnahmen und verlangte sichere Geldquellen, weshalb schon Ma'mun mit einer persönlichen Lehenvergabe an seinen verdienten General Tahir (in Chorasan) begonnen hatte. In der Folgezeit wurde es üblich, solche Lehen (iqta) an türkische Militärführer zu vergeben, die ihre Ländereien bald als unabhängige Feudalfürsten regierten.
Wegen des Niedergangs der Zentralgewalt erkannten die Tahiriden in Chorasan, die Saffariden in Sistan und die Tuluniden in Ägypten die Abbasiden nur noch nominell auf Münzen und im Freitagsgebet als Kalifen an und betrieben ansonsten eine unabhängige Politik. Um 900 beherrschten die Kalifen gerade noch den Irak, den westlichen Iran (Dschibal), Syrien und zeitweise Ägypten. Zu diesen internen Kämpfen kamen Angriffe byzantinischer Flotten.
Bereits um 750 begann ein Prozess, in dem sich die Randgebiete Schritt für Schritt der Kontrolle des arabischen Riesenreiches entzogen. Schon 740-742 kam es im äußersten Westen zum Aufstand des Maysara, einige Berbergruppen machten sich unabhängig, dann verloren die Abbasiden el-Andalus, schließlich lösten sich 789 im westlichen Maghreb die Idrisiden (789–985) vom Reich, im Jahr 800 folgten die Aghlabiden. In Ägypten schwang sich 868 der ehemalige türkische Sklave Ahmad ibn Tulun (868–884) zum Statthalter auf, 870 machte ihn der Kalif zum Herrn Alexandrias. Er proklamierte die Unabhängigkeit vom Kalifat. Da die Steuereinnahmen nun nicht mehr an die Kalifen abgeführt wurden, war der Ausbau der Bewässerungsanlagen und der Aufbau einer Flotte möglich, durch die der Handel stark gefördert und der Schutz vor Flottenangriffen verbessert wurde. 878 wurden Palästina und Syrien besetzt, nur eine Rebellion seines ältesten Sohnes zwang ibn Tulun zur Umkehr.
Unter Chumarawaih (884–896) konnten die Abbasiden Nordsyrien zurückerobern. In einem Friedensabkommen verzichtete Chumarawaih auf Ansprüche in Mesopotamien und stimmte der Zahlung von Tributen zu. Dafür erkannte Kalif al-Mutadid (892–902) die Herrschaft der Tuluniden in Ägypten und Syrien an und der Sohn des Kalifen sollte eine Tochter Chumarawaihs namens Katr-en-neda heiraten, die er jedoch selbst ehelichte. Unter al-Mutadids Herrschaft breiteten sich die ismailitischen Qaramita in Syrien aus, die im 10. Jahrhundert die islamischen Kerngebiete beherrschen sollten.
Die Abbasiden verloren 899 nach Aufständen der Qaramita oder Karmaten die Arabische Halbinsel. Um 900 erholten sie sich für kurze Zeit wieder und eroberten 905 Ägypten und Palästina zurück. Doch verloren sie Ägypten 935 bereits wieder an die Ichschididen, die sich selbstständig machten.
Die Ichschididen lassen sich auf das Ferghana-Gebiet zurückführen, dessen Prinzen den Titel „Ichschid“ trugen. Einer von ihnen trat in die Dienste al-Mu'tasims. Er war der Großvater des Dynastiegründers Muhammad ibn Tughdsch. Dieser stieg in der Militärkaste auf und wurde vom Kalifen 930 zum Statthalter von Syrien und 933 von Ägypten erhoben. Trotz der starken Machtposition erkannte er die Oberhoheit der Abbasiden an, denn er brauchte Rückhalt, um seine Herrschaft gegen die Angriffe der Fatimiden aus Ifriqiya und Aufstände von Schiiten im Inneren zu verteidigen. Dennoch herrschte er ab 939 praktisch unabhängig und konnte so die Dynastie der Ichschididen begründen. Muhammad besetzte zwischen 942 und 944 Palästina, den Hedschas und Syrien bis nach Aleppo. 945 kam es zu einem Abkommen mit den Hamdaniden über die Aufteilung der Herrschaft in Syrien.
Für die Nachfolger Muhammads errang der schwarze Eunuch Abu l-Misk Kafur, meist einfach Kafur genannt, die Regentschaft. Er förderte Kunst und Wissenschaft und konnte 966 seine Anerkennung als Statthalter durch den Kalifen erreichen. Allerdings gelang es den Fatimiden schon unter dem Ichschididenherrscher Abu l-Fawaris Ägypten 969 zu erobern.
Nach der Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten wurden Letztere von Imamen geführt, die Nachkommen des Ali ibn Abi Talib und Fatimas, der Tochter des Religionsstifters Mohammed († 632) waren. Allerdings kam es unter den Schiiten zu weiteren Spaltungen, da der Übergang der Führungsrolle umstritten war. So entstanden bis ins 9. Jahrhundert die schiitischen Hauptzweige der Imamiten (auch Zwölfer-Schiiten), der Ismailiten (auch Siebener-Schiiten) und der Zaiditen (auch Fünfer-Schiiten).
Die Ismailiten erkannten als rechtmäßigen Nachfolger Dschafar as-Sadiqs nicht Musa al-Kazim sondern Ismail ibn Dschafar an – daher ihr Name. Ismails Sohn Muhammad spielt die zentrale Rolle im ismailitischen Lehrsystem: Er wurde von seinen Anhängern als siebenter Imam betrachtet (daher Siebener-Schiiten) und soll nicht gestorben, sondern in eine Verborgenheit gegangen sein, aus der er als Qaim („der sich Erhebende“, „der Aufstehende“) oder Mahdi wiederkehren soll.
Abdallah al-Akbar († nach 874) begann um 850 als Stellvertreter für den Mahdi Muhammad ibn Ismail aufzutreten. Er verkündete das Erscheinen des verborgenen siebenten Imams, durch den die Abbasiden gestürzt, alle Gesetzesreligionen (neben dem Christentum und Judentum auch der Islam) abgeschafft und die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte. Der Sektengründer trat erstmals im iranischen Chusistan hervor, floh dann aber über Basra nach Salamya in Syrien. Er scharte eine wachsende Gemeinde um sich und entsandte in alle Teile der islamischen Welt Missionare (Dais), die seine Lehre und ein Netz geheimer Ismailitenzellen aufbauten.145
Nach Abdallahs Tod übernahm erst sein Sohn und dann sein Enkel Abu sch-Schalaghlagh die Leitung der Sekte. Da Abu sch-Schalaghlagh keinen Sohn hatte, designierte er als Nachfolger seinen Neffen Said ibn al-Husain, der sich schließlich als der wahre Mahdi zu erkennen gab. Damit löste er wiederum eine Spaltung der Ismailiten aus, da die Qarmaten und andere Gruppen weiterhin an der Erwartung des verborgenen Mahdis Muhammad ibn Ismail festhielten.
Der Missionar Abu Abd Allah asch-Schiʿi stürzte die Dynastie der Aghlabiden in Ifriqiya, damit ebnete er den Weg für seinen aus Salamya geflohenen Herrn Abdallah al-Mahdi, d. h. Said ibn al-Husain nach Ifriqiya. Dieser führte seine Abstammung auf die Prophetentochter Fatima zurück, rief sich 909 zum Kalifen aus und gründete damit die Fatimiden-Dynastie. Er betrachtete die sunnitischen Umayyaden auf der Iberischen Halbinsel und die ebenfalls sunnitischen Abbasiden als Usurpatoren. Unter al-Qa'im bi-amri 'llah, dem Sohn des Dynastiegründers, begannen erste Expansionsversuche Richtung Ägypten, die jedoch 914–915 und 919–921 scheiterten. Erst 969 gelang die Eroberung Ägyptens. Dabei wurden, trotz des schiitisch-ismailitischen Bekenntnisses der Fatimiden, die sunnitischen Muslime toleriert.
Die Bahrain-Qarmaten eroberten im Herbst 968 mit Ramla die Hauptstadt Palästinas, womit sie die ägyptischen Kämpfe ausnutzten, um ihr Herrschaftsgebiet vom Persischen Golf zum Mittelmeer auszudehnen. Sie konnten sogar in Damaskus für kurze Zeit einen Statthalter installieren. Doch 969 bis 970 eroberten die Fatimiden Ramla und Tiberias, dazu die Gärten von Damaskus, wenn auch nicht die Stadt selbst. Truppen zogen sogar vor das byzantinische Antiochia und belagerten die Stadt. Doch die Bahrain-Qarmaten wollten die 300.000 Dinar Schutzgelder nicht aufgeben, die ihnen die Pilgerkarawanen jährlich einbrachten. Auch die in Bagdad inzwischen herrschenden Bujiden sahen sich bedroht und verbündeten sich mit den Qarmaten gegen die Fatimiden. Der Qarmate al-Hasan al-A'ṣam, der inzwischen die Sekte führte, konnte die fatimidische Armee am 31. Juli 971 völlig vernichten. Er zog nach Damaskus, dann eroberte er Ramla und Jaffa. Zugleich ließ er die schwarzen Banner der Abbasiden entfalten, die er weiterhin als Kalifen anerkannte, während er den Fatimiden ihre Abstammung streitig machte. Im Herbst 971 nahmen die Qarmaten Qulzum (Sues) und al-Faramā (Pelusion), doch erlitten sie eine erste Niederlage, al-Hasan al-A'ṣam musste sich zurückziehen. Fatimidische Einheiten unterlagen ihrerseits in einem Gefecht. Nun plante al-A'ṣam von den Häfen Palästinas aus einen kombinierten See- und Landangriff auf das Nildelta, doch Mitte September 973 wurde er geschlagen. 974 erschienen abermals Qarmaten im Delta. Doch schließlich unterlag al-A'ṣam endgültig und musste sich nach Bahrain zurückziehen.146 Im Mai 974 war Ramla wieder fatimidisch.
Inzwischen gelang am 4. Juni 974 die Eroberung der noch immer von Qarmaten gehaltenen Stadt Damaskus durch Zalim ibn-Mauhub, den Häuptling der 'Uqail-Beduinen. Am 16. Juni erschienen die Fatimiden vor der Stadt. Von September 974 bis Januar 975 wurde die Stadt von schweren Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen. Die Fatimiden verloren die Stadt bereits im Mai an Alp-Tigin, einen türkischen Condottiere. Vollends unübersichtlich wurde die Situation, als Kaiser Johannes Tzimiskes am 29. Mai Baalbek in der Bekaa-Ebene besetzte. Ob Alp-Tigin dem Kaiser eine einmalige Zahlung von 30.000 Dinar leistete oder einen jährlichen Tribut von 60.000 Dinar leisten sollte, auf den der Kaiser später verzichtete, berichten die Quellen widersprüchlich. Der Türke und der Grieche freundeten sich jedenfalls an. Tzimiskes besetzte nun Sidon, doch hatte er wohl nie vor, Jerusalem zu erobern.147
Im Grenzsaum zwischen dem muslimischen und dem christlichen Gebiet herrschten bis dahin die Hamdaniden (Banū Hamdān) im Namen der Bagdader Kalifen. Sie waren zunächst Emire von Mossul, dann von Aleppo. Während also Palästina und Südsyrien den Fatimiden unterstanden, herrschten in Nordsyrien die Hamdaniden. In diese Konstellation stieß die vielfach als Reconquista bezeichnete Eroberung des Gebiets durch Byzanz. Diese war ein Werk der Magnatenfamilien Kleinasiens, der Kurkuas, Phokas, Skleros und Tzimiskes. Als erster von ihnen stieg 963 Nikephoros Phokas zur Kaiserwürde auf. 962 gelang es ihm für einige Tage Aleppo zu erobern, 965 eroberte er die verbliebenen muslimischen Städte in Kilikien, darunter Tarsos, es folgte Zypern, 968 drang er bis Tripolis vor. Am 28. Oktober 969 fiel Antiochia, wenige Wochen später folge Aleppo. Nikephoros Phokas wurde allerdings am 11. Dezember 969 ermordet, ihm folgte Johannes Tzimiskes als Kaiser.
Inzwischen drangen die Fatimiden von Ägypten aus nach Norden vor. 970 besetzten sie Damaskus und belagerten von Januar bis Juni 971 Antiochia. Dann stießen wiederum die Qarmaten nach Palästina und bis vor Kairo vor. Am 12. Oktober 972 ließ der byzantinische Kaiser Nisibis niederbrennen, in Bagdad und Kufa kam es zu Unruhen. Doch 973 erlitt eine byzantinische Armee eine Niederlage. 974 kam es wohl zu einem Waffenstillstand zwischen Konstantinopel und Kairo, denn die byzantinische Offensive richtete sich nicht gegen die Fatimiden.
Die Imamiten oder Zwölfer-Schiiten sind heute die größte Gruppe der Schiiten. Kerngedanke der schiitischen Religion in ihrer imamitischen Form ist der Glaube an die Vierzehn Unfehlbaren: der Prophet Mohammed, dessen Tochter Fatima und die zwölf Imame. Die Schiiten beziehen sich dabei auf die Sure 33:33: „Siehe, Allah will euch von jedem Übel bewahren, o Leute des Hauses (Ahl al-Bait), und euch völlig reinhalten.“ Mit der Ahl al-Bait sind nach der Lehre die Vierzehn Unfehlbaren gemeint. Der zwölfte, verborgene Imam Muhammad al-Mahdi ist nach Ansicht der Zwölfer-Schiiten nicht gestorben, sondern wurde von Gott entrückt und lebt seitdem in Verborgenheit. Die Zwölfer-Schiiten glauben, dass er dereinst wiederkehren wird, um die Mission des Propheten zu vollenden und ein Reich der Gerechtigkeit auf Erden zu errichten. Dieser zwölfte Imam ist im Glauben der imamitischen Schiiten das einzig legitime Oberhaupt der Muslime. In der heutigen Verfassung des Staats Iran ist er deshalb auch eigentliches Staatsoberhaupt. Der Klerus herrscht nach dieser Auffassung nur in Stellvertretung des zwölften Imans (Wilayat-e Faqih ) bis zu dessen Wiederkehr aus der Verborgenheit. Durch die Ehe Hussein ibn Alis mit einer Tochter Yazdegards III., des letzten Sassanidenkönigs, aus der Ali Zain al-Abidin hervorging, sind die Imame nicht nur Nachkommen des Propheten Mohammed, sondern auch der persischen Könige.148 Die Anhänger dieser Version des Schiitismus stellen heute einen bedeutenden Teil der Bevölkerung des Libanon.
Palästina und den Süden Syriens unterwarfen die Fatimiden-Ismailiten bis 978; wichtiger noch war, dass sie die Kontrolle über Mekka und Medina gewannen. Damit unterstanden ihnen die wichtigsten Heiligtümer des Islams.
Unter Al-Hakim (995–1021) wurde die Religionspolitik gegenüber Nichtmuslimen deutlich intoleranter. So wurden öffentliche Prozessionen und Kulthandlungen der Christen und Juden ebenso wie der Genuss von Wein und Bier untersagt. Zeitweise wurden auch christliche Kirchen und Klöster geplündert, um Geldmittel für das Heer und den Bau von Moscheen zu beschaffen. So kam es 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem. Um 1017 entstand in Ägypten eine Sekte, die al-Hakim als die Inkarnation Gottes ansah. Aus dieser entwickelte sich später die Religionsgemeinschaft der Drusen, denn die Tanūẖ um Beirut und im Libanongebirge nahmen 1021 den Ruf der Sekte an.
Az-Zahir (1021–1036) gelang die Befriedung des Reiches und die Niederschlagung einiger Beduinenaufstände in Syrien. Den Höhepunkt der Macht erreichten die Fatimiden unter al-Mustansir (1036–1094) als ismailitische Missionare im Jemen die Macht ergriffen und die Abbasiden in Bagdad 1059 kurzzeitig gestürzt wurden. Zwar konnten sogar die Ziriden in Ifriqiya wieder unter die Botmäßigkeit der Fatimiden gebracht werden, doch gingen Syrien und Palästina 1076 an die Seldschuken verloren, mit denen eine neue, diesmal türkisch-sunnitische Großmacht auf den Plan trat, deren Einfluss bis weit nach Zentralasien reichte.
Das hatten auch andere Mächte zu spüren bekommen, deren Einflussbereich im Irak und in Nordsyrien von den Kriegszügen der Seldschuken betroffen war. In Mesopotamien selbst hatten sich im 10. und frühen 11. Jahrhundert kleine arabische, meist schiitische Fürstentümer wie die der Hamdaniden, der 'Uqailiden und der Mirdasiden gebildet. Die 'Uqailiden hatten sich im Nordirak von den Buyiden unabhängig gemacht und dazu 1010 die Fatimiden unter al-Hakim als theoretische Oberherren anerkannt.149 Unter Abu l-Makarim Muslim, der von 1050 bis 1085 die 'Uqailiden von Mossul führte, erreichte ihr Reich die größte Ausdehnung. Zeitweise beherrschten die aus nordarabischen Beduinen hervorgegangenen 'Uqailiden Bagdad und das nördliche Syrien. 1079 eroberten sie Aleppo und drangen auch in den nördlichen Libanon vor. Mit dem Tod des Herrschers im Kampf gegen die Seldschuken begann jedoch der Niedergang des Reichs, bis die 'Uqailiden 1096 endgültig von Seldschuken aus Mossul vertrieben wurden.
Das von Seldschuken unter Sökmen und Ilgazi von Mardin beherrschte Jerusalem wurde hingegen nach sechswöchiger Belagerung am 29. August 1098 von den Fatimiden unter Malik al-Afdal erobert,150 während das erste Kreuzfahrerheer bereits in Syrien stand. Die neue Kraft stieß dementsprechend in ein komplexes Auseinandersetzungsfeld hinein, in dem arabische und türkische, schiitische und sunnitische Gruppen im Streit lagen.
Als weiterer Machtfaktor erschienen christliche Kreuzfahrer, die glaubten, das Heilige Grab vor den Muslimen schützen zu müssen. Die Eroberung von Jerusalem am 15. Juli 1099 während des Ersten Kreuzzugs und die Gründung des Königreichs Jerusalem konnten die Fatimiden nicht verhindern. Nach erfolglosen Rückeroberungsversuchen (Schlacht von Ramla) gerieten sie 1130 zunehmend unter den Einfluss der Kreuzfahrer. Mit der Eroberung von Askalon durch König Balduin III. von Jerusalem verloren sie 1153 den letzten Stützpunkt in Palästina. Um einer Eroberung Ägyptens durch die Kreuzfahrer zuvorzukommen, führte Nur ad-Din, der Herrscher von Damaskus, bereits 1163 einen Feldzug nach Ägypten, bis sein Offizier Saladin 1171 die Fatimiden stürzte und die Dynastie der Ayyubiden gründete. Sie waren kurdischer Herkunft und Sunniten.
Das Königreich Jerusalem entstand nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des ersten Kreuzzugs am 15. Juli 1099. Als Herrscher kamen unter den zum Bleiben bereiten Führern Raimund von Toulouse und Gottfried von Bouillon in Frage. Raimund lehnte dies ab und auch Gottfried lehnte eine Krönung ab, erklärte sich aber dennoch bereit die Herrschaft zu übernehmen. Als Herr über den Kreuzfahrerstaat wurde Gottfried meist princeps („Fürst“), selten jedoch auch advocatus sancti sepulchri („Beschützer“ bzw. „Vogt des Heiligen Grabes“) genannt. Nach Gottfrieds Tod im Juli 1100 übernahm sein Bruder Balduin I. die Herrschaft.
Graf Raimund von Toulouse, einer der Anführer des Kreuzzugs, begann einen langwierigen Krieg mit den Banu Ammar, den Emiren von Tripolis, die theoretisch Vasallen der Fatimiden waren. Er besetzte nach und nach deren Gebiet und belagerte sie schließlich in der Stadt. 1103 erbaute Raimund die mächtige Burg auf dem Mons Peregrinus als Hauptstützpunkt zur Kontrolle des Landes um Tripolis. Raimund starb am 28. Februar 1105 und ließ seinen jungen Sohn Alfons-Jordan als Erben unter der Regentschaft von Wilhelm-Jordan von Cerdagne zurück. Wilhelm-Jordan setzte die Belagerung von Tripolis weitere vier Jahre fort, bis ein unehelicher Sohn Raimunds, Bertrand, den er als Regenten in Toulouse zurückgelassen hatte, in den Osten kam und Toulouse Alfons-Jordan und dessen Mutter überließ, die daraufhin nach Frankreich zurückkehrten. Bertrand und Wilhelm-Jordan kamen unter Vermittlung des Königs Balduin zu einer Übereinkunft, nach der jeder das Gebiet beherrschen sollte, das er selbst erobert hatte. Bertrand gelang am 12. Juli 1109 die Eroberung der Stadt. Als Wilhelm-Jordan wenige Monate später starb, wurde Bertrand Alleinherrscher.
König Balduin I. seinerseits erweiterte das Königreich Jerusalem von Süden her um die Hafenstädte Akkon, Sidon und Beirut und erlangte auch die Oberhoheit über die anderen Kreuzfahrerstaaten im Norden, das Fürstentum Antiochia, die Grafschaft Edessa und die Grafschaft Tripolis. Die italienischen Seerepubliken Venedig, Pisa und Genua begannen, im Reich eine wesentliche Rolle zu spielen: nachdem ihre Flotte die Eroberung der Hafenstädte unterstützt hatte, durften sie Händlerquartiere ohne Verpflichtung zu Steuerzahlung und Militärdienst einrichten. Der sich entwickelnde Asienhandel brachte dem Königreich jedoch auch ohne diese Steuern einen beträchtlichen Wohlstand.
Am 4. Dezember 1110 wurde Sidon vom König Balduin I. erobert, der vom Kreuzzug Sigurds von Norwegen verstärkt worden war. Sidon wurde daraufhin eine Grafschaft im Königreich Jerusalem; der Kreuzfahrer Eustach I. Garnier wurde deren erster Graf.
Balduin starb 1118 ohne Erben; ihm folgte sein Vetter Balduin II., Graf von Edessa. Die Grenzen des Königreichs wurden ausgeweitet, 1124 die Stadt Tyros erobert. Als Balduin II. 1131 starb, wurde sein Schwiegersohn Fulko von Anjou sein Nachfolger, der sich fast unmittelbar nach seiner Thronbesteigung einem neuen Gegner gegenüber sah, dem Atabeg Zengi von Mosul und Aleppo. Während es Fulko gelang, Zengi Zeit seiner Regierung aus dem Land fernzuhalten, ging unter der Herrschaft seines jungen Sohnes Balduin III. und der Regentschaft seiner Mutter Melisende 1144 die Grafschaft Edessa an Zengi verloren.
Dies wiederum führte zum Zweiten Kreuzzug, in dem – entgegen den Vorstellungen der Jerusalemer Adligen – die Kreuzfahrerkönige Ludwig VII. von Frankreich und der König des Römischen Reiches Konrad III. sich entschieden, nicht Zengis Sohn Nur ad-Din in Aleppo anzugreifen, der seinem Vater 1146 gefolgt war, sondern den friedlichen Emir von Damaskus.
Die Grafschaft Tripolis wurde kurz zuvor nach dem Tod Raimunds als Kronlehen des Königreichs Jerusalem Bertrand übertragen und bestand danach als Vasallenstaat, ab 1142 mit einer autonomen Burg innerhalb der Landesgrenzen, dem Krak des Chevaliers, der dem Johanniterorden übergeben worden war.
Kurze Zeit später übernahm Balduin III. persönlich die Herrschaft, obwohl seine Mutter versuchte, die Kontrolle über das Reich zu behalten. Er eroberte Askalon nach langer Belagerung 1153 von den Fatimiden, und damit deren letzten Außenposten an der palästinensischen Küste. Gleichzeitig wurde aber die Situation der Kreuzfahrer kritisch, als Nur ad-Din Damaskus eroberte und damit das muslimische Syrien unter seine Herrschaft brachte.
Balduin III. starb 1162. Sein Nachfolger wurde sein Bruder Amalrich I., dessen Regierungszeit ein ständiger Kampf mit Nur ad-Din und dessen Befehlshaber Saladin um die Kontrolle Ägyptens bestimmte. Obwohl vom byzantinischen Kaiser Manuel I. unterstützt, gelang es ihm am Ende nicht, Ägypten zu erobern. Amalrichs und Nur ad-Dins Tod 1174 sicherten Saladins Vormacht. Amalrich erließ in seinen ersten Regierungsjahren die so genannte Assise sur la ligece (siehe Haute Cour von Jerusalem), die Aftervasallen vor Willkürakten ihrer Lehnsherren schützen sollte, und zugleich dazu diente, diese nachgeordneten Vasallen an den König zu binden, da er nun auch (wenigstens formal) von ihnen, und nicht nur von seinen direkten Lehnsleuten, Gehorsam einfordern konnte.
Graf Raimund III., der Tripolis von 1152 bis 1187 regierte, spielte im südlich angrenzenden Königreich eine wichtige Rolle, zum einen aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen (seine Mutter Hodierna war eine Tochter Balduins II.), zum anderen aufgrund seines eigenen Titels als Fürst von Galiläa, den er durch seine Frau trug. Er war zwei Mal Regent im Königreich, zuerst für den jungen Balduin IV. von 1174 bis 1177, dann für Balduin V. von 1185 bis 1186, sowie der Führer der Adelsopposition gegen die Verbindungen Balduins IV. zu den Courtenay, den Tempelrittern, Guido von Lusignan und Rainald von Chatillon. Raimund bemühte sich erfolglos darum, mit Saladin Frieden zu halten, und es war Saladins Belagerung von Tiberias, wo seine Frau sich aufhielt, die die Kreuzfahrerarmee vor der Niederlage in der Schlacht bei Hattin vom 4. Juli 1187 nach Galiläa führte. Raimund überlebte die Schlacht, starb aber kurze Zeit später. Wenige Tage nach Hattin ergab sich Akkon, Jerusalem folgte im Oktober. Von den Hafenstädten blieb nur Tyros im Besitz der Kreuzfahrer. Saladin umging Tripolis, eroberte aber alle Städte nördlich davon bis Latakia. Doch im August 1189 griffen Kreuzfahrer von Tyros aus Akkon an und belagerten die Stadt. Im Juli 1191 kapitulierte die Stadt.
Amalrichs Nachfolger war sein junger Sohn Balduin IV., der bereits in frühen Jahren an der Lepra erkrankte. Es entstanden Fraktionen hinter Balduins Vetter Raimund III. von Tripolis und seinem Schwager Guido von Lusignan. Die Provokationen durch Rainald von Chatillon lieferten Saladin schließlich einen Grund, gegen das Königreich vorzugehen.
Dank einer rechtzeitig eingetroffenen Kreuzfahrerflotte und Armee aus Sizilien konnte die Grafschaft die Eroberung durch Saladin durch eine Reihe von Siegen nach Hattin verhindern. So unterlag Saladin dem Heer des englischen Königs Richard Löwenherz im November 1191 bei Arsuf, 1192 kam es zu einem Friedensvertrag, der den „Franken“ alle Städte nördlich von Jaffa einbrachte. 1197 eroberten sie Beirut, dessen Mauern 1190 ebenfalls von den Muslimen geschleift worden waren, als sie vom Anmarsch Friedrich Barbarossas gehört hatten, und stellten damit die Landverbindung zum Königreich Jerusalem wieder her. Nach Raimunds Tod folgten ihm die Söhne des Fürsten von Antiochia, Bohemund III.. Ab dem Tod Bohemunds III. 1201 wurde die Grafschaft – mit Ausnahme der Jahre 1216 bis 1219 – in Personalunion mit Antiochia regiert. Dies währte, bis 1268 Antiochia von den Mamluken erobert wurde. Saladins Politik, die Stadtmauern bei Bedarf zu schleifen, um sie ebenso leicht wieder aufzubauen, ging nach und nach in eine Politik systematischer, vorsorglicher Zerstörung einer ganzen Städtelandschaft über.
Gegen die Angriffe des Königreichs Jerusalem riefen die Fatimiden die Zengiden zu Hilfe, die Syrien beherrschten. Diese entsandten Truppen unter Sirkuh nach Ägypten, der sich zum Wesir ernennen ließ. Nach seinem Tod wurde sein Neffe Saladin 1169 ebenfalls Wesir. Er beseitigte 1171 die Dynastie der Fatimiden und begründete die kurdische Dynastie der Ayyubiden. Sein Vater Ayyub war unter Zengi von Aleppo Festungskommandant von Baalbek gewesen.
Unter ihm wurden Landwirtschaft und Handel gefördert. Bis 1181 wurde die Herrschaft über Syrien, Obermesopotamien, den Jemen und Nubien ausgedehnt. Nach Festigung seiner Herrschaft besiegte er die Kreuzfahrer am 4. Juli 1187 in der Schlacht bei Hattin und eroberte Jerusalem. Im nun folgenden Dritten Kreuzzug gelang es den Kreuzfahrern zwar, einige Küstenstädte (darunter Akkon) zurückzuerobern, doch konnten sie Jerusalem nicht wieder einnehmen.
Da Saladin vor seinem Tod das Reich teilte, kam es zunächst zu Machtkämpfen, bei denen sich al-Adil I. (1200–1218) gegen al-Mansur (1198–1200), den minderjährigen Sohn al-Aziz’ (1193–1198), durchsetzen konnte. Zwar teilte auch al-Adil das Reich vor seinem Tod, doch konnte sein Nachfolger al-Kamil (1218–1238) den Kreuzzug von Damiette (1217–1221) in Ägypten abwehren und den Kreuzzug Friedrichs II. (1228–1229) durch Verhandlungen mit dem Kaiser beenden. Das unbefestigte Jerusalem trat er 1229 an die Kreuzfahrer ab. Kurz vor seinem Tod konnte sich al-Kamil auch in Syrien durchsetzen.
Nach dem Ausbruch abermaliger dynastischer Machtkämpfe gelang es as-Salih (1240–1249), weite Teile des Ayyubidenreichs wieder zu vereinigen, auch wenn Nordsyrien, Obermesopotamien und der Jemen endgültig verloren gingen. Ebenso konnte er 1244 Jerusalem endgültig erobern.
Unmittelbar nachdem ein weiterer Kreuzzug (1249–1254) abgewehrt worden war, fiel der letzte Ayyubide Turan Schah einer Verschwörung der türkischen Mamluken im Heer zum Opfer, als er deren Einfluss einschränken wollte. Bis 1257 führte nun dessen Stiefmutter Schadschar ad-Dur als Regentin die Regierung, wobei sie den Mamlukenführer Aybak heiratete. Dieser erhob sich als al-Malik al-Muizz 1252 zum Sultan und begründete das Mamlukenreich, das bis 1517 Bestand hatte. Seitenlinien der Ayyubiden herrschten jedoch in Damaskus und Aleppo noch bis 1260, in Homs bis 1262 und in Hama sogar bis 1341.
Im Mai 1271 wurde auch Tripolis von den Mameluken belagert. Das gerade in Akkon eingetroffene Heer des Kreuzzugs des Prinzen Eduard konnte die Stadt aber entsetzen und die Grafschaft Tripolis vorerst wieder stabilisieren. Der Tod des unbeliebten Grafen Bohemund IV. 1287 führte zu einem Streit zwischen seiner Erbin, seiner Schwester Lucia und der Stadt, die sich selbst unter den Schutz der Republik Genua begab. Es gelang Lucia jedoch, eine Vereinbarung mit Genua und der Stadt zu treffen, die nun wieder Venedig und dem ehrgeizigen Bartolomeo Embriaco, dem genuesischen Bürgermeister der Stadt, missfiel, der nun den Mamelukensultan Qalawun zu Hilfe rief. Qalawun erobert die Stadt 1289 nach einer Belagerung und machte der Grafschaft Tripolis damit ein Ende.
Mamluken – weiße Militärsklaven – wurden im Abbasidenreich vor allem seit dem 9. Jahrhundert eingesetzt. Besonders al-Mu'tasim (833–842) baute eine Leibwache aus Sklaven auf. Die Samaniden in Transoxanien kontrollierten den Handel mit Krieger-Sklaven, sie wurden allerdings 1005 durch eine Sklavendynastie der Ghaznawiden abgelöst. Auch die Leibgarde Saladins bestand aus Soldaten, die meist im Kindes- und Jugendalter auf den Sklavenmärkten des nördlichen Anatolien oder des Kaukasus gekauft und dann durch eine Schulung zu Reitersoldaten und eine islamische Erziehung auf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie konnten die Freiheit erlangen und dann ihrerseits Mamluken erwerben. Auch wenn sie eine militärische Elite bildeten, waren die Mamluken weder Adlige noch hatten sie einen besonderen Segen durch Abstammung von der Prophetenfamilie.
1249 ergriff der Mamlukengeneral Izz ad-Din Aibak die Macht in Ägypten. Nach dem Tod Aibaks mussten sich die Mamluken mit der Bedrohung durch die mongolischen Il-Chane auseinandersetzen, die 1258 Bagdad eroberten, 1260 Syrien. Doch konnten sie von den Mamluken unter Qutuz und Baibars in der Schlacht von Ain Djalut geschlagen werden.
Nach der Zerstörung Bagdads 1258 durch Hülegü, der den letzten dort herrschenden Kalifen al-Mustasim hinrichten ließ, erlosch das Kalifat der Abbasiden und die Herrschaft der Il-Chane begann. Allerdings gelang dem Abbasiden-Prinzen al-Mustansir II., einem Cousin des letzten Kalifen, die Flucht nach Ägypten, wo ihn der soeben zur Macht gelangte Mamlukensultan Baibars als nächsten Kalifen einsetzte.
Bohemund VI. (1252-75) von Antiochia und Tripolis und sein Schwiegervater Hethum I. (1226-69) von Kleinarmenien schlugen sich auf die Seite der Mongolen. Bohemund hatte 1254 eine Tochter des Kleinarmeniers geheiratet. Da Antiochia nun von Kleinarmenien regiert wurde, zog sich Bohemund in seine zweite Residenz Tripolis zurück. Die Mongolen ernannten Bohemund und Hethum mit den ayyubidischen Herrschern von Baniyas zu Vizekönigen von Syrien. Diese drei zogen im März 1260 mit Hülagüs General Kitbuga in Damaskus ein. Der Enkel Saladins Nasir Yusuf endete in mongolischer Gefangenschaft. Doch 1259 starb Großkhan Möngke, so dass sich Hülagü zur Sicherung seines Einflusses mit einem erheblichen Teil seines Heeres nach Karakorum begab. Dass sich die Kreuzfahrer untereinander stritten mag für den Kampf zwischen Il-Chanen und Mamluken, die ähnliche Wurzeln hatten, nebensächlich sein, doch zeigt es die regionale Zersplitterung gerade des libanesisch-syrischen Küstensaums. 1256 hatte der Krieg von Saint-Sabas zwischen Genua und Venedig begonnen, der bis 1270 anhielt. In dessen Verlauf rebellierte einer der Lehnsleute Bohemunds VI., der Herr von Gibelet im Süden der Grafschaft, gegen die Lehnshoheit des Grafen. Mit Unterstützung Genuas erstritt er sich eine gewisse Unabhängigkeit. Erst Bohemunds Sohn und Nachfolger eroberte 1282 die Burg und tötete deren Herrn.
Baibars (1260–1277) nutzte seinen Sieg vom 3. September 1260 bei Ain Dschalut unweit von Nazareth aus, um am 24. Oktober selbst die Macht in Ägypten zu erringen. Er begann 1265 mit der Vertreibung der Franken. Dabei gelang ihm ein wichtiger Schritt mit der Eroberung von Antiochia im Jahr 1268. Trotz aller Erfolge gelang es ihm nicht, seinem Sohn Berke Qan (1277–1279) die Nachfolge zu sichern. Dieser wurde 1279 von Qalawun, dem Begründer der Bahri-Dynastie gestürzt.
Qalawun (1279–1290) und sein Sohn Chalil (1290–1293) eroberten die Kreuzfahrerstaaten endgültig. Die Burgen und Städte wurden zerstört. Vor allem die landwirtschaftlichen Grundlagen wurden so nachhaltig vernichtet, dass Palästina bis zur jüdischen Immigration nur dünn besiedelt blieb. Die Absicht hinter diesen Zerstörungen war, zu verhindern, dass Seefahrer in der Levante jemals wieder selbstversorgende Posten errichten konnten. In der Folgezeit zerstörten die Mamluken nach und nach nahezu alle der alten Seestädte an der syrischen Küste. Da Ägypten über keine für den Schiffbau geeigneten Holzbestände verfügte und die Seefahrt insgesamt keinen hohen Status besaß, waren maritime Unternehmungen der Mamluken selten.151 Als 1291 mit Akkon die letzte bedeutende Festungsstadt der Franken im Heiligen Land an die Mamluken fiel, flüchteten sich die meisten Überlebenden nach Zypern. Die Zerstörungswelle hatte 1265 mit Caesarea eingesetzt. Auf Caesarea folgte Arsuf, auch in Haifa wurden 1265 die Stadtmauern abgerissen. 1268 folgte Jaffa, im selben Jahr Antiochia. Wohl bewegte die Ankunft König Edwards I. von England im Jahr 1271 die Mamluken zu einem Friedensschluss, nachdem sie den Templern Chastel-Blanc und den Johannitern Krak des Chevaliers sowie dem Deutschen Orden die Feste Montfort entrissen hatten.
Qalawun war daran gelegen, die Wirtschaftsbeziehungen mit Europa zu fördern. Die Kreuzfahrer waren hingegen „natürliche“ Verbündete der eigentlichen Feinde der Mamluken, nämlich der mongolischen Il-Chane im Osten. Möglich waren die militärischen Erfolge gegen Kreuzfahrerstaaten und Il-Chane durch kaukasische Söldner, die in großem Umfang angeworben wurden.
Infolge des militärischen Kalküls der Mamluken wurden die küstennahen Festungen eher in das östliche Hinterland verlegt, um die Mongolen fernzuhalten, denn diese waren eine gefährlichere Bedrohung. Am 29. Oktober 1282 gelang es Qalawun bei Homs tatsächlich, eine Armee der Il-Chane zu besiegen. Der erste Il-Chan, der zum Islam konvertierte, war Tekuder (1282-84), doch wurde er durch Arghun (1284-91) gestürzt, der nun seinerseits eine verstärkte Förderung des Buddhismus initiierte. Unter Ghazan Ilchan (1295-1304) erfolgte schließlich die Konversion der Oberschicht zum sunnitischen Islam, was die Mongolen nicht davon abhielt, wiederholt in Syrien einzufallen. Anfang 1300 eroberten sie sogar Damaskus. Zuletzt überschritten die Mongolen 1303 den Euphrat.
Unterdessen wurde der Kampf um die Krone des Königreichs Jerusalem fortgesetzt, auch wenn die Stadt seit 1244 nicht mehr von christlichen Herren dominiert wurde. Hugo III. von Zypern (1267-1284) wurde als Hugo I. König von Jerusalem. Doch erhob zugleich eine Nachfahrin der Königin Isabella I. von Jerusalem (1190-1206), Maria von Antiochia, Thronansprüche. Sie konnte ihre Ansprüche jedoch nicht durchsetzen und verkaufte daher ihre Reche an Karl von Anjou, der 1268 einen anderen Prätendenten, den Staufer Konradin, aus dem Weg geräumt hatte.
In seinem Namen zog Roger von San Severino nach Akkon, wo Karl als König von Akkon, Sidon und den Templern anerkannt wurde. Hingegen erkannten Tyros und Beirut weiterhin Hugo an. Diese internen Kämpfe nutzte Qalawun, um 1281 separate Friedensverträge mit den Johannitern und Bohemund VII. von Tripolis zu schließen; 1285 folgte ein Vertrag mit dem Statthalter Karls. Damit hatte er den Rücken frei, um gegen die Mongolen zu kämpfen. Mit Eschiva, für Beirut, und Margarethe, für Tyros, schloss er einen eigenen Frieden, der jedoch mit der Eroberung der beiden Städte im Jahr 1291 gegenstandslos wurde. Denn Qalawun hatte 1285 eine erneute Eroberungswelle begonnen. In diesem Jahr eroberte er die 1280/81 vergeblich belagerte Johanniterburg Marqab. Daraufhin wurde das 5 km entfernte Küstenstädtchen Bulunyas zerstört, ebenso wie die Templerburg Maraqiya. Die Inselfestung war zwar nicht zu erobern, doch es genügte die Drohung, Tripolis zu zerstören, um Bohemund im Mai 1285 zu veranlassen, die Festung aufzugeben. Nachdem 1287 ein schweres Erdbeben die Festungsmauern von Latakiya beschädigt hatte, nutzte der örtliche Mamlukenemir die Gelegenheit, auch diese Stadt zu erobern.
Der Eroberung von Tripolis gingen noch heftigere Parteienkämpfe voraus. Nach dem Tod Bohemunds VII. im Jahr 1287 ernannte seine Mutter den Bischof von Tartus zum Regenten. Dagegen stellte sich der städtische Adel, eine Kommune wurde ausgerufen, die der Herr von Byblos, der Genuese Bartolomeo Embriaco führte. Inzwischen suchte Lucie, die Schwester des verstorbenen Grafen, ihren Machtanspruch durchzusetzen. Gegen sie verbündete sich die Kommune mit Genau. Doch die ligurische Handelsmetropole überzog ihren Machtanspruch, so dass die Kommune Lucie anerkannte. Die Genuesen waren keineswegs bereit nachzugeben und unterstützten die Prätendentin nun ihrerseits. Admiral Benito Zaccaria verhalf ihr schließlich zur Herrschaft. Venedig und Pisa, die Genua den enormen Machtzuwachs streitig machten, sollen Qalawun zum Angriff auf die Stadt geraten haben. Nach einmonatiger Belagerung drangen seine Truppen am 27. April 1289 in die Stadt ein. Die Stadt am Hafen, nun nur noch al-Mina, der Hafen genannt, wurde völlig zerstört und weiter im Hinterland entstand Neu Tripolis. Bartolomeo Embriaco, der mit Qalawun auf gutem Fuß stand, konnte Byblos loskaufen. Er hielt sich bis 1298. Damit war einerseits die Eroberung der Grafschaft Tripolis abgeschlossen, andererseits trat nun Tripolis hinter die einzig verbliebene Seestadt Beirut zurück - auf Dauer.152 1291 folgte schließlich als letzte Kreuzfahrerstadt Akkon, das inzwischen die Hauptstadt des Königreichs Jerusalem geworden war. Nur das Portal der Kathedrale überstand die Zerstörung und wurde nach Kairo verbracht, wo es heute die Madrasa des Sultans al-Malik an-Nasir Muhammad ibn Qalawun schmückt. Sidon und Tyros ergaben sich dem Emir von Damaskus, wobei in Sidon sich noch einmal christliche Ritter erhoben, die aber am 14. Juli 1291 aufgeben mussten. Nach Byblos (1298) fiel als letzter Stützpunkt die Insel Arwad vor Tartus im Jahr 1302.
Während der ersten Mamlukenherrscher kamen vielfach Flüchtlinge aus dem Mongolenreich in die Levante, die die Mamluken als Wehrbevölkerung ansiedelten. Damit kam ein erheblicher, nicht-arabischer Bevölkerungsteil ins Land, die wafidiya (Gäste, Ankömmlinge).153 Ähnlich waren im 7. Jahrhundert bereits Perser an der Küste angesiedelt worden. Die Ankömmlinge waren auch diesmal zunächst Chwarezmier, angeblich 10.000 Reiter, die 1243 ins Land kamen und 1244 Jerusalem eroberten. Als sie Damaskus nicht einmal betreten durften und stattdessen an die Küste abgeschoben wurden, rebellierten sie, doch wurden sie niedergemacht. 1258 kamen 3.000 Schahrazuri-Kurden nach Syrien, die vielleicht um Gaza angesiedelt wurden. Baybars siedelte vor allem in großem Maßstab Turkmenen an der Küste an, die in 40.000 Zelten gelebt haben sollen.154 Sie waren Sunniten.
Anfang des 14. Jahrhunderts kam es im Kisrawangebiet nördlich von Beirut zu einem schiitischen Aufstand, den die Mamluken niederschlugen. Dort siedelten sie 1306/07 Turkmenen an, die anscheinend in eigens eingerichteten Wehrdörfern lebten. 1295-1296 kamen schließlich mongolische Oiraten ins Mamlukenreich, ein Teil von ihnen siedelte in der libanesischen Bekaa-Ebene. Eine letzte Gruppe kam 1340/41 als Flüchtlinge vor dem Hunger aus dem Iran. Sie wurden bei Aleppo angesiedelt. Als eigenständige Gruppe blieben allerdings nur die Turkmenen, die sich auch in die dynastische Politik einmischten.
Die einzig verbliebene Stadt an der Küste, die nicht zerstört wurde, war Beirut. Zwar lag in Neu Tripolis eine große Garnison, und die Stadt war überaus wichtig für die Karriereleiter zahlreicher Notabeln - allein zwei Mamlukensultane waren hier zuvor Gouverneure -, doch damit stand bis in die heutige Forschung hinein der Zusammenhang zu den übergreifenden Kräften im Vordergrund.
Beirut jedoch war dem Vizekönig in Damaskus unterstellt, so dass die örtlichen Notabeln die Erstverteidigung im Falle eines Angriffs vom Mittelmeer her übernehmen mussten. Zudem stammt aus Beirut eine Chronik, so dass wir über die lokalen Verhältnisse relativ gut in Kenntnis sind. Diese hinterließ der Druse Ṣālih ibn Yahyā († 1435), der der lokalen Notabelnfamilie der Buḥturiden entstammte, und die von einem ihrer Sekretäre namens Hamza ibn Sibāṭ († 1520) fortgesetzt wurde. Wichtig ist das Werk zudem für die Geschichte der Maroniten, zumal eine ähnliche Arbeit für Tripolis nicht existiert.155
Die Buḥturiden waren eine Sippe des Stammes der Tanūẖ, der aus Südarabien stammte. Sie war nach der Eroberung Beiruts durch die Kreuzfahrer 1110 und dem Ende der Tanūẖherrschaft von den Atabegs von Damaskus als Teil der Wehrbauern im südöstlichen Bergland angesiedelt worden; ihr Hauptort wurde 'Abay. 1147 erhielt einer von ihnen den Titel Emir des Ġarb, eine Position, die von Nur ad-Din, nachdem er 1154 Damaskus erobert hatte, bestätigt wurde. Saladin tat dies ebenfalls, nachdem er 1187 Beirut erobert hatte. Als die Kreuzfahrer 1197 Beirut zurückeroberten, behielten die Buḥturiden den Ġarb. In den unruhigen Zeiten nach 1250 ließen sie sich vorsichtshalber von allen Seiten, also von Franken, Mongolen, Ayyubiden und Mamluken ihren Anspruch bestätigen; 1260 kämpften sicherheitshalber Buḥturiden auf beiden Seiten. Nachdem dort die Mamluken über die Mongolen gesiegt und sie sich in Syrien festgesetzt hatten, warfen sie führende Buḥturiden in Gefangenschaft. 1288 konfiszierten sie das 'iqta aller Gebirgsfürsten, damit auch das der Buḥturiden, das sie 1289 an ihre Truppen vergaben. Doch drei Jahre später erhielten sie es zurück.
Ein Gegengewicht gegen die lokale Macht der Buḥturiden bildeten zum einen die Turkmenen des Kisrawān nordöstlich von Beirut, die 1306/07 angesiedelt worden waren. Sie ersetzten die schiitische Bevölkerung der Region, die nach einem Aufstand von den Mamluken dezimiert worden war. Zum anderen machten die arabischen Abū l'Ğayš den Buḥturiden ihre Herrschaft über das Ġarb streitig. Sie hatten wohl ihren Einfluss bei den Mamluken geltend gemacht, um ihre Gegner 1270 ins Gefängnis zu bringen. Im 14. Jahrhundert kamen als weiterer Rivale die Banū l'Ḥamrā hinzu, die aus der Bekaa-Ebene stammten und westlich der Stadt lebten. Ende des 15. Jahrhunderts schwand der Einfluss der Buḥturiden, die Ibn al-Hamaš errangen die Vorherrschaft, ein Stamm aus der Gegend von Baalbek.
Der Statthalter in Beirut sollte der mamlukischen Oberschicht entstammen, doch übernahmen auch Angehörige der konkurrierenden Stämme und Familien dieses Amt, wenn die Zentralmacht schwach war. Der Statthalter von Damaskus trat nur dann auf den Plan, wenn er zur Abwehr fränkischer Angriffe mit einer Armee anrückte. Dabei bestanden eher freundliche Beziehungen zu Venedig, hingegen feindliche zu Genua, Zypern, zu den Katalanen und später Franzosen. Nach dem Fall Akkos (1291) war es zwar zu einem päpstlichen Handelsverbot gekommen, doch intensivierte sich der Handel bald wieder.
Dies war nach der mamlukischen Eroberung zunächst anders. Die Einwohner hatten die Stadt Richtung Zypern verlassen, von wo sie die Rückeroberung betrieben. Dort starb 1326 das einstige Herrscherhaus der Ibelin-Montfort aus, doch wurde der Titel und damit der Anspruch auf die Stadt 1385 erneut vergeben. Ein Anspruch auf die Stadt erscheint in muslimischen Quellen letztmals 1427. Noch 1394 traf ein Pilger in Famagusta schwarz gekleidete Frauen, deren Kleider nur die Augen frei ließen. Diese betrauerten damit noch immer den Fall Akkos. In der Stadt lebten so wenige Muslime, dass der Prediger nicht einmal die erforderlichen 40 Zuhörer fand. Bereits 1299 kam es zu einem ersten Angriff auf Beirut, doch musste die Flotte wegen eines Sturms abziehen. 1300 plünderte eine zyprische Flotte zwischen dem Nildelta und Kilikien und nutzte damit den Angriff der Mongolen, um Beute zu machen. 1300 erklärte sich Zypern zum Bündnis mit den Mongolen bereit, doch letztere wurden durch ungünstiges Wetter aufgehalten und plünderten 1301 im Raum Aleppo. Ende 1302 töteten Zyprer einen der Buḥturiden und gaben einen weiteren nur gegen Lösegeld wieder frei. 1306 plünderten Schiffe von der Insel um Sidon, der Statthalter brachte 30.000 Dirham auf, um Gefangene zu befreien. Um die Bevölkerung von Damaskus über die Vorgänge an der Küste in Unkenntnis zu halten, wurden immer wieder Köpfe fränkischer Gefangener an die dortige Stadtmauer gehängt. Offenbar blühte das Geschäft mit muslimischen Sklaven. So verkauften 1327 christliche Händler 140 Muslime, die sie in Algerien gekauft hatten. Dabei machten sie mit jedem von ihnen einen Gewinn von 120 Dirham.
Doch die Buḥturiden konnten, nachdem ihre Vorherrschaft wieder gesichert war, den Schutz des Hafens an sich ziehen, wozu ihnen Kairo 90 Reiter bereitstellte. Allerdings wurden die drei Abteilungen zu 30 Reitern jeweils ausgewechselt, so dass sich nie mehr als eine Abteilung in der Stadt befinden durfte. Nachdem 1297 der mamlukische Statthalter von Damaskus zu den Mongolen übergelaufen war, erhielten die Buḥturiden ein Schreiben des Il-Khans - offenbar hatte der Überläufer ihm die lokalen Machtverhältnisse erläutert und die Buḥturiden galten um Beirut als wichtigste Familie. Als derselbe Ilkhan 1300 Damaskus besetzte, kam es anscheinend zu keiner erneuten Kontaktaufnahme.
1301 bis 1304 kam es zu Konflikten zwischen dem mamlukischen Statthalter und Emiren in Tripolis. Der für die Handelsgeschäfte des Statthalters zuständige jüdische Schreiber sollte sich und seinen Herrn bereichert haben. Zudem hatte der Schreiber sich dadurch Unmut zugezogen, dass er den Statthalter zu Pferde begleitet hatte, denn Reiten war der mamlukischen Oberschicht vorbehalten. Der Schreiber wurde überfallen, überlebte jedoch, fiel aber schließlich einer Anklage wegen ketzerischer Reden zum Opfer und wurde hingerichtet. Dies war nicht der einzige Fall einer solchen Anklage, wie die Hinrichtung des Kopten Karĩm ad-Dīn 'Abdallāh al-Qibṭī im Jahr 1354 zeigt. Er wurde verbrannt, weil er angeblich den Islam beleidigt hatte. Ob diese Anklage nicht vielmehr Folge seiner Tätigkeit als Sekretär war, ist unklar.
Bei einem Unterwerfungsfeldzug gegen die Bewohner des Kisrawān beteiligten sich 1305 auch die Buḥturiden. Nachdem 1292 ein mamlukisches Unternehmen gegen sie gescheitert war und im Jahr 1300 nur ein hoher Tribut erzwungen werden konnte, sollte die Region nun mit einem angeblich 50.000 Mann umfassenden Heer unterworfen werden. Bei den brutalen Kämpfen, bei denen die meisten Bewohner umkamen oder versklavt, die Reste im Lande verstreut wurden, kamen auch zwei Emire der Buḥturiden ums Leben. Diese Unterdrückung hat aber nicht wegen ihrer Rücksichtslosigkeit zu einem Streit unter Historikern geführt, sondern wegen der Religionszugehörigkeit der Unterworfenen. Heute ist die Region fast ausschließlich von Maroniten bewohnt, doch gab es Quellenhinweise sowohl auf ein christliches als auch auf ein muslimisches Bekenntnis. Dabei überwiegen die Zeugnisse muslimischer Autoren, die die Kisrawān für Schiiten, Drusen oder Nuṣayrier halten. In jedem Falle wurde die ausgelöschte Bevölkerung durch Turkmenen ersetzt. Sie durften an einem Engpass nördlich von Beirut nur Leute passieren lassen, die entsprechende Papiere des Mamlukenstatthalters von Beirut oder der Buḥturiden vorweisen konnten.
Gravierend griffen die Mamluken mit dem sogenannten rawk in die Besitzverhältnisse ein. Damit versuchte der Sultan, seinen Privatbesitz am gesamten kultivierbaren Land von 4 auf 10/24 zu steigern. In Syrien wurde dieses Vorhaben 1313 begonnen, wobei Tripolis erst 1317, Aleppo gar erst 1325 folgte. In Ägypten wurde er jedoch 1315 durchgeführt. Der führende Kopf der Buḥturiden, Nāṣir ad-dĩn al-Ḥusayn, erreichte mit dem Argument, auf ihre Verdienste und dass die Buḥturiden nur so die Verteidigung auf eigene Kosten fortführen und materiell fortbestehen könnten, in Damaskus eine vollständige Befreiung vom rawk, die die dortigen Offiziellen in Kairo durchsetzen konnten. Doch dieser Vorgang wird nur in der besagten, der Familie nahestehenden Quelle beschrieben.
In der Provinz Tripolis wurde die Landaneignung dazu benutzt, auch andere Änderungen durchzusetzen, wie die Abschaffung bestimmter Lokalabgaben, die offenbar regionale Gewalten eingeführt hatten, dann wurden Alkoholkonsum und Prostitution stärker bekämpft, die Nuṣayrier mussten nicht nur die Errichtung sunnitischer Moscheen in ihrem Gebiet im Hinterland von Latakia hinnehmen, sondern diese leeren Gotteshäuser auch noch finanzieren. Dies provozierte einen kurzlebigen Aufstand, der jedoch keine groß angelegte Strafexpedition hervorrief. 1363 ging der Sultan verschärft gegen Schiiten vor. Den Einwohnern von Sidon und Beirut wurde die Ausübung ihrer Religion untersagt. Insgesamt sahen sich die Mamluken als Verfechter der Sunna.
Wie gefährdet alle nichtsunnitischen Gruppen waren, zeigte sich nach zwei Bränden in Damaskus am 25. und 30. April 1340, in deren Folge es zu unter der Folter erpressten Schuldeingeständnissen christlicher Sekretäre, zu Hinrichtungen und Vergewaltigungen kam. Unter den Opfern war 'al-Alam, der Steuerbevollmächtigte von Beirut. Er sollte die beiden angeblich für die Brandanschläge verantwortlichen byzantinischen Mönche über Beirut nach Zypern außer Landes gebracht haben. Sultan al-Malik an-Nasir Muhammad ließ, da er negative Reaktionen der christlichen Mittelmeeranrainer erwartete, wenn es zu Christenverfolgungen kam, den immerhin seit 1312 amtierenden Statthalter verhaften und später ermorden.
Bei diesen oft brachialen Unternehmungen der Mamluken darf nicht vergessen werden, dass nur umfangreiche Mittel ihre Stellung in ihrem Reich sichern konnten. Zudem befand sich die Region im Grenzgebiet zu den Mongolen und zu Kleinarmenien, wo über Ayas praktisch der gesamte Handel zwischen Südeuropa und Westasien abgewickelt wurde, seitdem der Handel über Kairo untersagt war. Daher war es schon 1266 zu einer Strafexpedition gegen Kleinarmenien gekommen, das sich sechs Jahre zuvor mit den Mongolen verbündet hatte. 1275 wurde Ayas geplündert, 1320 und 1322 standen erneut mamlukische Truppen im Land, die 1322 die Stadt sogar kurzzeitig besetzten. 1335 brannten Adana und Tarsus, woraufhin die Bewohner von Ayas die muslimischen Händler in ihr Handelshaus einsperrten und Feuer legten. 1346 eroberten die Mamluken die Stadt endgültig und ließen sie völlig zerstören. Dies war für Beirut und Tripolis von größter Bedeutung, denn nun musste ein Teil des internationalen Handels durch diese Häfen geführt werden.
Dies führte zu neuen Konflikten, auch zwischen den christlichen Seefahrerstaaten. Am 12. Juli 1334 drangen Genuesen in den Hafen von Beirut ein, um ein katalanisches Schiff zu kapern. Der lokale Gouverneur versuchte, dies zu verhindern, wobei es zu zweitägigen Kämpfen in den Gassen von Beirut kam. Nāṣir ad-dĩn al-Ḥusayn wurde mehrere Tage ins Gefängnis in Damaskus geworfen, doch ein befreundeter mamlukischer Emir konnte auf dem Umweg über den Harem seine Freilassung erwirken. Dieser Emir wurde allerdings im Zusammenhang mit dem Stadtbrand von 1340 in Damaskus geblendet.
Trotz der Versuche der Mamlukensultane, ihre Machtbasis zu erweitern, zerstritten sich ab 1341 die weiterhin mächtigen Emire um die Frage der Nachfolge, womit die Ära der „Marionettensultane“ begann, die bis 1382 andauerte und die durch die Zeit der tscherkessischen Mamluken abgelöst wurde. Nach der Ernennung des Sultans an-Nasir Ahmad I. (März bis Juni 1342), der aus dem jordanischen Karak in Beduinenkleidung anreiste, kehrte dieser mit Reichtümern beladen nach Jordanien zurück. Er wurde abgesetzt und man unternahm sieben Militärexpeditionen und eine Art Dauerbelagerung von Karak, bevor man ihn festnehmen und im August 1344 ermorden lassen konnte. Dazu wurde ein gewaltiger Militärapparat in Bewegung gesetzt, zu dem allein Beirut 250 Soldaten beisteuern musste, ebenso wie Sidon. Die Männer standen im April 1343 vor Karak. Auch Nāṣir ad-dĩn al-Ḥusayn, der Buḥturidenführer, nahm bis Juli 1343 daran teil.
Naturkatastrophen verschärften immer wieder die politische und wirtschaftliche Lage. 1303 kam es zu einem schweren Erdbeben, 1317 zerstörten schwere Stürme die Häuser der Turkmenen von Tripolis, Hagel und Regen vernichteten die Ernte. Hingegen blieb 1324 der Regen in Syrien aus, Heuschrecken erledigten den Rest. Nur die Abschaffung der Einfuhrzölle hielt die Getreidepreise auf einem gerade erträglichen Niveau. 1334 und 1341 traten Seuchen auf, 1338 starben in Tripolis bei einem Erdbeben 60 Menschen, viele Tote forderte dort die Flut von 1345. 1348 bis 1349 wütete die „große Pest“, die 20 bis 30 % der Bevölkerung des Küstensaumes tötete. Im Frühherbst 1347 trat sie in Alexandria auf, damit erstmals im Mamlukenreich. Im April 1348 erreichte sie Gaza,156 verbreitete sich von dort weiter nordwärts.
1352 erhoben sich die Statthalter von Tripolis, Hama und Aleppo gegen Kairo. Ihnen gelang kurzzeitig die Besetzung von Damaskus, dessen Statthalter sich geweigert hatte, sich der Rebellion anzuschließen. Das Hauptheer aus Kairo machte dem Aufstand und ihrem Leben ein Ende.
Peter I. von Zypern griff 1365 Alexandria an. Die Stadt wurde geplündert, ein Teil der Einwohner getötet und 5.000 Menschen als Sklaven verschleppt. Um die Beute abzutransportieren, wurden 70 Lastschiffe benötigt. Im Herbst 1367 plünderte seine Flotte Tripolis und Tartus.157 Im Sommer 1369 brandschatzte abermals eine zyprische Flotte Sidon, Batrun, Tartus und Latakia. Venedig und Genua scheinen Peters Sohn und Nachfolger schließlich 1370 gezwungen zu haben, Frieden zu schließen, um ihre Handelsinteressen in Ägypten wieder wahrnehmen zu können. Venedig übernahm nun den Syrienhandel selbst, während Zypern hier nicht mehr zum Zuge kam. Die Genuesen ihrerseits besetzten 1373 das zyprische Famagusta, womit Zypern endgültig den Rang einer Regionalmacht verlor.
Nach dem Angriff auf Alexandria kam es an der Levanteküste zu Übergriffen auf Christen. Das Verbot, mit Christen zu baden, wurde nochmals eingeschärft, zudem mussten sie verschiedenfarbige Schuhe tragen. Zugleich begann bei Beirut der Bau einer Flotte, doch ließ man sie, nachdem mit Yalbugā al-'Umarī die treibende Kraft im Dezember 1366 ermordet worden war, verrotten. Während dieser Zeit kam es zwischen den lokalen Eliten zu Auseinandersetzungen. In Beirut war eine Abteilung stationiert, die den Flottenbau sichern sollte. Die Buḥturiden hatten Mühe, die Kosten aufzubringen, hingegen versprachen die Turkmenen 1000 Mann für eine Expedition gegen Zypern, die sie dem Damaszener Vizekönig Baydamur zusagten. Dieser verwandte sich in Kairo darauf, dass den Buḥturiden ihr 'iqta entzogen wurde. Nun reisten zwei Emire der Familie nach Kairo, die das Blatt wenden konnten. Darauf mussten ihrerseits einige Turkmenen fliehen, die die Kosten nicht tragen konnten. Mit dem Ende des Flottenprojekts zogen die Truppen wieder nach Damaskus ab, die Kosten der Verteidigung lagen wieder bei den örtlichen Notabeln.
Bis zur Eroberung Kleinarmeniens durch die Mamluken im Jahr 1375 hatte vor allem das kleinarmenische Lajazzo bis 1346 für die italienischen Fernhandelsmetropolen Venedig und Genua eine überaus wichtige Rolle gespielt. Dementsprechend heftig waren die Konflikte - Venedig unterlag 1294 in einer Seeschlacht vor der Stadt. Dennoch hielten die beiden Handelsmächte an der Verlagerung dorthin fest, was durch die Tatsache begünstigt wurde, dass der direkte Handel mit Ägypten von 1322 bis 1345 infolge eines päpstlichen Verbotes fast gänzlich zum Erliegen kam.158
Doch von Nordwesten dehnten nun die Osmanen bis 1420 ihre Macht in Anatolien, die nach 1402 zusammengebrochen war, wieder aus und bedrängten die Mamluken. Einen ebenso mächtigen Block bildeten die Dulkadir, die 1337 unter Hasan Dulkadir Bey nach Anatolien eingewandert waren. Sie gerieten mit den Mamluken immer wieder in Auseinandersetzungen, doch kam ihr Gebiet um Elbistan 1522 an die Osmanen. 1381 führten die syrischen Statthalter einen Krieg gegen Dulkadir, 1383 gegen einen Aufstand in Kleinarmenien.
1383 griffen Genuesen in einem großangelegten Flottenunternehmen Beirut an, doch konnten es die lokalen Gruppen abwehren, bevor Truppen aus Damaskus die Stadt erreichten.
Als eine Revolte der nordsyrischen Emire ausbrach, wurde die Lage für Sultan Barquq in Kairo unhaltbar und er floh 1389 nach Kerak ins Jordangebiet. Die aufständischen Emire setzten Haddschi II., der bereits 1381 bis 1382 im Amt gewesen war, zum zweiten Mal als Sultan ein, doch brachen unter ihnen bald Machtkämpfe aus. So konnte Barquq 1390 seine Gegner schlagen und erneut die Regierung antreten. Damit begründete er die Herrschaft der Burdschi-Mamluken, die bis 1517 andauern sollte. Die bis dahin dominierenden Bahri-Mamluken verloren an Bedeutung. Mintaš, der Statthalter des anatolischen Malatya und treibende Kraft hinter dem Aufstand, führte noch Jahre später Kriegszüge in Syrien. Er wurde 1393 hingerichtet. Während dieser Zeit kam es auch zwischen Buḥturiden und Turkmenen zu Kämpfen. Barquq, 1389 aus seinem Gefängnis in Kerak geflohen, ließ Damaskus belagern. Die Buḥturiden unterstützten ihn dabei. Doch wurde der Flügel, auf dem sie in der Schlacht bei Šaqhab kämpften, geschlagen, und sie zogen sich, im Glauben besiegt zu sein, nach Beirut zurück. Doch Barquq gewann die Schlacht gegen Mintaš und seine Verbündeten. In Beirut hatte sich ein Anhänger des Mintaš zum Statthalter aufgeworfen, wobei er von den lokalen Turkmenen unterstützt wurde. 90 Anhänger starben in den folgenden Kämpfen. Bei Barquq, der inzwischen wieder Sultan in Kairo war, konnten die Buḥturiden einen hohen Lohn erhalten, während in Beirut weitere ihrer Leute umgebracht wurden. Es folgte eine Strafexpedition des Adels der Bekaa-Ebene gegen die Turkmenen. Doch für die Buḥturiden war der Bürgerkrieg noch nicht zu Ende, ebenso wie für Tripolis, das mehrfach den Besitzer wechselte und auch von Turkmenen, die mit Mintaš verbündet waren, geplündert wurde.
Mit der Eroberung Syriens, Palästinas und Ägyptens, aber auch von Mekka und Medina, durch die Osmanen unter Selim I. (1512-1520) in den Jahren 1516 und 1517 wurde Konstantinopel zum Sitz des Kalifen. Das Herrschaftssystem der Militärsklaven im Gebiet des unterworfenen Mamlukenreichs bestand jedoch unter osmanischer Oberherrschaft weiter. Dabei wurde Syrien der Verwaltung durch Kairo entzogen. Zugleich partizipierte das Osmanenreich nun am Handel durch die Sahara, vor allem am Goldhandel, dann aber auch am bisher von den Mamluken beherrschten Handel mit Gewürzen zwischen Süd- und Südostasien auf der einen Seite und Eiuropa und dem südlichen Mittelmeerraum auf der anderen.
Die Osmanen sahen sich vor allem für die Erhaltung von Sicherheit, Gesetz und Ordnung im Sinne des Islams verantwortlich, es ging also vorranging um die politisch-militärische Kontrolle, Grenzschutz, Schutz der Untertanen, Durchsetzung des islamischen Rechts (Scharia) und das Einziehen von Abgaben. Vor den Tanzimat-Reformen des 19. Jahrhunderts waren gezielte Eingriffe in Sozialstruktur und regionale Sitten und Gebräuche weder gewollt noch durchsetzbar.
Istanbul entsandte einen Richter (Kadi), der nur ein oder zwei Jahre amtierte. Während dieser meist der hanafitischen, im Osmanenreich dominierenden Rechtsschule angehörte, folgte der überwiegende Teil der Bevölkerung der schafiitischen. Ihnen und ihren Vertretern, die örtlichen Familien entstammten, oblagen neben Aufgaben der Rechtspflege auch Notariatsaufgaben, die von Kaufverträgen über Eheverträge bis zu Erbteilungen reichten. Zudem beaufsichtigten sie städtische Bauten, Preise, Maße und Gewichte, und sie führten die Aufsicht über die frommen Stiftungen. Der Kadi verfügte dabei über keine wirkliche Macht, die ihn zum Herausforderer militärischer Repräsentanten oder des Gouverneurs hätte machen können. Zudem verfügte er häufig nicht über ausreichende Kenntnisse des Arabischen und war, im Gegensatz zu den Rechtsgutachtern, den Muftis, nur kurze Zeit im Land. Sie hatten allerdings viel mehr Mühe, ihren Einfluss geltend zu machen, als etwa in Anatolien. Rang und Status hingen demzufolge weniger von einer Einbindung in die Rechtshierarchie ab, als von der Zugehörigkeit zu einer der einflussreichen Familien, dazu kamen womöglich Bildung und Wissen. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stellung der Muftis stärker formalisiert. Die öffentlichen Aufgaben nahm in den Dörfern oftmals der Schreiber und Prediger (khatib) wahr.
Wie überall im Osmanenreich bestanden drei Formen der Besteuerung. Eine direkte Besteuerung wurde von meist dazu entsandten Steuereinziehern durchgeführt; die Präbende, die Einkünfte gegen militärische Dienste vorsah (die häufig erblich wurden). Dazu kam die Steuerpacht. Ab etwa 1700 konnte letztere auf Lebenszeit erworben werden. Die Steuerpacht trat häufig in Verbindung mit hohen Ämtern auf und verlieh Möglichkeiten zum gesellschaftlichen Aufstieg. Das Timar-Präbenden-System verschwand im Reich nach 1800. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Steuern, sieht man vom Zehnten ab, den die Bauern leisteten, in Münzgeld eingezogen, nicht mehr in Naturalien. Mit militärischer Eskorte trieb der Gouverneur die Abgaben während der jährlichen Rundreise ein, doch auch untere Instanzen trieben, oftmals illegal, Abgaben ein.
Die Osmanen förderten die heiligen Stätten und die dazugehörigen Pilgerzüge, sowie die Karawanenwege. Von zentraler Bedeutung war der Schutz des Pilgerpfads nach Mekka und Medina. Truppen wurden stationiert, Häfen und Befestigungen errichtet. Zuständig für die Schutzmaßnahmen war der in Damaskus residierende amir al-hajj, ab dem frühen 18. Jahrhundert der dortige Gouverneur. Das Gebiet des heutigen Libanon war über seine Hafenstädte zwar Teil des Mittelmeerhandels und profitierte von Pilgerfahrten in die heiligen Stätten und nach Mekka. Auch die Handelskarawanen, die Syrien mit Ägypten und der Arabischen Halbinsel verbanden, bereicherten die Region.
Eine wichtige Rolle spielten fromme Stiftungen (Waqf), die einem vom Islam anerkannten Zweck dienten, etwa Moscheen, Schulen (Medresen), Sufi-Konventen (Tekken), Krankenhäusern oder der Armenspeisung, aber auch Mühlen, Wasserrädern, Bewässerungskanälen und Brunnen. Als Eigentümer des Stiftungsgutes wurde Gott gedacht, es war daher unveräußerliches Gut der toten Hand, dessen Erträge meist auf dem Land erwirtschaftet wurden, aber überwiegend in die Städte abflossen. Dabei bestand formal kein Eigentum an Land sondern individuelle und kollektive Besitz- und Nutzungsrechte. In weiten Teilen des Landes bestand dabei das Muscha'-System, eine Mischform gemeinschaftlichen und individuellen bzw. Familienbesitzes. Die jeweilige Landwirtschaftsfläche wurde nach gewohnheitsrechtlichen Regeln innerhalb der Dorfgemeinschaft periodisch zur Bewirtschaftung neu verteilt, wobei davon meist nur Weizenanbauflächen betroffen waren, nicht aber Obst- und Weingärten oder Olivenhaine. Das in Dorfnähe befindliche Weideland war Kollektiveigentum des Dorfes.
Zwar gelang es einigen Führern der Mamluken, u.a. Ali Bey (1760 – 1772), die Kontrolle über Ägypten zu erringen, doch konnte durch die internen Machtkämpfe und die gelegentlichen osmanischen Interventionen keine stabile Herrschaft aufgebaut werden. Schließlich gelang es den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey Muhammad und Ibrahim Bey 1790, die mit den Türken verbündeten Mamluken-Fraktion um Ismail Bey endgültig von der Macht zu verdrängen. Frankreich lieferte dies gleich zwei formale Anlässe zum Eingreifen: Zum einen war das Königreich Frankreich seit 1536 Verbündeter des osmanischen Sultans und konnte behaupten, dessen Autorität wiederherstellen zu wollen. Zum anderen konnte Paris seit der Französischen Revolution argumentieren, auch den Ägyptern die Freiheit vom Joch der feudalen Mamlukenherrschaft bringen zu wollen.
Unter britischem und russischem Druck erklärte das Osmanische Reich Frankreich den Krieg. Das Direktorium in Paris rechnete inzwischen mit einer Niederlage Napoleons. Es wurde ihm überlassen, sich gegen Konstantinopel zu wenden, um eine Teilung des Osmanischen Reiches zu betreiben oder seine Stellungen in Ägypten zu behaupten.159 Im Februar 1799 führte Napoleon mit 14.000 Mann einen Feldzug nach Syrien zur Verteidigung seiner Eroberung Ägyptens gegen ein sich formierendes türkisches Heer. Die anfänglichen Erfolge, etwa am Berg Tabor, endeten vor der Stadt Akkon, die er vom 19. März bis Mai 1799 vergeblich belagerte. Napoleon musste sich schließlich - auch wegen hoher Verluste in den Kämpfen, durch Seuchen und die Hitze - nach Ägypten zurückziehen, wo er am 25. Juli 1799 die Osmanen in der Schlacht von Abukir erneut schlug. Napoleon verließ seine Armee und übertrug das Oberkommando in Ägypten seinem General Jean-Baptiste Kléber.
Kléber handelte zwar mit den Osmanen den freien Abzug aus Ägypten aus, doch als Großbritannien die bedingungslose Kapitulation forderte, wurde der Krieg wieder aufgenommen. Die Osmanen wurden zwar am 20. März 1800 bei Heliopolis von Kléber abermals geschlagen, doch wurde er am 14. Juni von einem Muslim ermordet. Die französischen Truppen mussten Ägypten schließlich verlassen. Die Regierungen beider Länder nahmen Verhandlungen auf, die 1802 zum Frieden von Amiens führten. Doch die Vorherrschaft der Mamluken war durch die Niederlagen gegen die Franzosen schwer erschüttert. Dadurch wurde der Aufstieg von Muhammad Ali Pascha erst ermöglicht.
Im Gegensatz zu den „Talfürsten“ Rumeliens und Anatoliens, die im Osmanenreich beinahe autonom waren, entstammten die örtlichen Herren dem osmanischen Staatsapparat, nicht den lokal führenden Familien. Zu ihnen zählte etwa die Dynastie der Shihab ad-Dins im Libanongebirge oder Ahmad Pascha al-Jazzar, der 1799 Akko gegen Napoleon verteidigte. Er übernahm das Monopol für den Handel mit Baumwolle und Weizen, wobei er sogar die französische Konkurrenz ausschaltete, die seit den 1720er Jahren in Jaffa mit Baumwolle handelte. Zugleich betrieb er eine Ansiedlungspolitik gegenüber den Beduinen, aber auch von Christen und Juden, und förderte Akko. Mit seinen Einnahmen sicherte er die Besoldung einer Armee aus Landfremden. Andererseits vertrieb seine rücksichtslose Steuereintreibung viele Bauern. Jazzars Machtbereich umfasste Galiläa, den syrischen Küstenstreifen und den südlichen Libanon; er reichte zeitweise bis Damaskus.160
Im Amt des Paschas von Sidon folgte ihm von 1805 bis 1819 Sulaiman Pascha al-Adil, dessen Nachfolger Abdallah Pascha (1819-1832) sich wieder stärker in den Dienst Konstantinopels stellte. Der Einmarsch der Armee Muhammad Alis, der sich seinerseits von Konstantinopel weitgehend unabhängig machte, beendete diese relative Autonomie der Region in Palästina 1831 mit der Zerstörung Akkos.
Das neu gebildete ägyptische Heer schlug 1811 bis 1818 die Wahhabiten in Arabien und eroberte 1820 bis 1823 den Sudan. Während des griechischen Aufstandes (1822–1827) war der osmanische Sultan gezwungen, die modernen Truppen seines Vasallen Muhammad Ali zu Hilfe zu rufen. Trotzdem musste Istanbul 1830 Griechenland in die Unabhängigkeit entlassen, nachdem eine britisch-französischen Flotte zu Gunsten der Aufständischen eingegriffen hatte.
Im November 1831 marschierte die ägyptische Armee unter Ibrahim Pascha, dem Sohn Muhammad Alis, in Palästina ein, Akko fiel im Mai 1832 nach sechsmonatiger Belagerung.161 Ibrahim Pascha, der die ägyptische Armee geführt hatte, rührte nicht an die formale Unterstellung unter Istanbul und führte dementsprechend die Abgaben weiterhin dorthin ab, Würdenträger wurden weiterhin dort ernannt. Die ägyptische Armee stieß nach Siegen bei Homs und Konya durch Anatolien Richtung Istanbul vor. Zwar musste sich Ibrahim Pascha wieder zurückziehen, doch konnte er Syrien und Kilikien behaupten.
1833 wurde erstmals eine Kopfsteuer für alle muslimischen Männer ab 15 Jahren eingeführt, was vielfach als herabwürdigende Gleichstellung mit Christen und Juden aufgefasst wurde, die seit der Islamisierung im 7. Jahrhundert eine entsprechende Abgabe zu leisten hatten, während Muslime davon ausgenommen waren. Die europäischen Konsuln glaubten an eine Modernisierung, zumal nun Renovierungen von Synagogen und Kirchen erleichtert wurden. Es kam zu einem Aufstand der Bauern, die 1834 kurzzeitig Jerusalem besetzten und die Juden um Tiberias ausplünderten. Muhammad Ali schlug den Aufstand an der Spitze seiner Armee persönlich nieder.
Die Ägypter integrierten städtische Notabeln, indem sie ihnen Posten in den neuen Stadträten verschafften. Auch wurde die ländliche Bevölkerung rekrutiert und entwaffnet. Die osmanischen Provinzen wurden zusammengeschlossen und von Damaskus aus verwaltet, zudem die diplomatischen und ökonomischen Beziehungen zu Europa systematisch ausgebaut. Beirut profitierte von der Zerstörung Akkos, doch das zentrale Bergland musste die Lasten tragen. Dort kam es auch zu dem besagten Aufstand.
Zwar wurde in die Landwirtschaft investiert, doch verstärkte sich damit auch, wie in Ägypten, die Fronarbeit der Bauern. Heuschreckenplagen, schwere Erdbeben, wie 1837, und Choleraepidemien bedrohten das Vorhaben der Modernisierung, wie es Muhammad Ali plante.
1839 entschlossen sich Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich und Preußen, die ägyptische Armee aus Anatolien zu vertreiben, da ihnen ein unkontrolliertes Auseinanderbrechen des Osmanenreichs zu unabsehbare Folgen haben konnte. Die britische Flotte blockierte die syrisch-palästinensische Küste, Beirut wurde bombardiert, es kam zu lokalen Erhebungen und die osmanische Armee marschierte ein. Allerdings mussten die Osmanen Muhammad Ali 1841 als erblichen Vizekönig in Ägypten anerkennen.
Die osmanische Verwaltung basierte auf wenigen Sandschaks, nämlich denen von Beirut und Damaskus im Norden, dann Akko und Jerusalem im Westen, sowie den Sandschaks Hauran und Balqa jenseits des Jordans und des Toten Meeres. Lokale Herren, Emire und Scheichs, die Gemeinschaften oder Familien vorstanden, entrichteten die von ihren Bauern eingezogenen Steuern nach Konstantinopel. Die lokalen Herren bestimmten weitgehend über die Religionsangehörigkeit der Bewohner des „Kleinen Libanon“. Dieses System destabilisierte sich erst, als London die Drusen, Paris die Maroniten zu unterstützen begann.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden die West-Ost-Verbindungen innerhalb Palästinas zugunsten der Nord-Süd-Verbindung immer unbedeutender; letztere wurde vom überregionalen Karawanenhandel genutzt und verlief von Damaskus Richtung Kairo über Tiberias weiter nach Gaza. Sehr wichtig war auch die Pilgerroute östlich des Jordans, die nach Mekka führte. Die Küstenstädte kommunizierten und handelten hingegen vielfach über das Mittelmeer miteinander. Zwischen den Dörfern existierten nur wenige Straßen, fast alle waren unbefestigt. Daher waren Pferdefuhrwerke und Kutschen ungebräuchlich. Sie kamen erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auf. Eine schwach entwickelte Infrastruktur stärkte Tendenzen zur Autonomie, die von den Akteuren als hohes Gut betrachtet wurde. Dennoch waren die Gemeinden und Gruppen keineswegs isoliert. Familien-, Clan- und Stammesbindungen komplizierter Art bestanden, dazu Patronagebindungen. Hinzu kamen ökonomische Beziehungen, wie Handel und Gewerbe oder auch Kredit. Schließlich kamen in dem religiös äußerst zerklüfteten Land religiöse Beziehungen, die sich etwa in Sufi-Bruderschaften manifestierten, in Festen und Versammlungen, in heiligen Orten oder Wallfahrten.
Im Osmanischen Reich lebten vielleicht 25 bis 32 Millionen Menschen, davon die Hälfte im europäischen, die andere Hälfte im afro-asiatischen Gebiet; allein Konstantinopel zählte 600.000 Einwohner. Damaskus zählte vielleicht 100.000 Einwohner. Dabei waren die Bevölkerungsverluste z. T. drastisch, wie etwa im Falle der Stadt Akko, die 1780 noch 20.000 Einwohner gezählt hatte, drei Jahrzehnte später nur noch zwischen 8.000 und 12.000.163
Mit den von Istanbul ausgehenden Reformen von 1839 und 1856 sollten zentrale Konzepte wie Sicherheit, Ordnung und Effizienz durchgesetzt werden. Mittel dazu waren u.a. Zensur, Kriegspflicht, direkte Steuern und die Einbindung der lokalen Eliten in das Staatswesen. Um die Mitte des Jahrhunderts traten liberale Gedanken zu diesem System der Stärkung des Staates hinzu. 1876 mündete dieser Prozess in eine Verfassung, eine Abgeordnetenversammlung wurde gewählt. Doch bereits zwei Jahre später wurde das Parlament suspendiert, die Verfassung außer Kraft gesetzt und der Sultan herrschte wieder autokratisch. Dennoch wurden zahlreiche Reformen fortgesetzt, ab 1908 als Jungtürkische Revolution. Neben dem aufkommenden Nationalismus wirkte die zunehmende Integration in den Weltmarkt stark auf die Reformära ein. Zugespitzt gesagt wirkte Europa auf das Osmanenreich ein, dessen Zentrale ihrerseits Prozesse in den Provinzen in Gang setzte, um gegen die Großmächte nicht noch mehr ins Hintertreffen zu geraten. Dabei verdichteten sich die Handelsbeziehungen nach Europa zwischen 1825 und 1875 stark. Beirut war der bedeutendste Hafen der gesamten Levante.
Voraussetzung für die Durchsetzung war eine moderne Armee, die nach und nach die alten Heeresformen ablösen sollte. Bereits 1826 waren die Janitscharen zerschlagen worden, nun sollten die regionalen Warlords, lokale Dynasten und Beduinen entmachtet werden. Allerdings war Muhammad Ali hierin zunächst sehr viel schneller und konnte daher die osmanische Armee mehrfach besiegen. Die Osmanen führten 1838 die Wehrpflicht für Muslime ein.
Zudem gelang die Reform der Verwaltung. So wurden zivile und militärische Zuständigkeiten getrennt, nichtmilitärische Eliten wurden in Beratungs- und Entscheidungsgremien eingebunden, die Staatsbürokratie insgesamt ausgeweitet. Darüber hinaus wurde ein weltliches Bildungssystem installiert, wenn auch die alten Formen, vor allem die Religionsgelehrten (Ulama) weiterhin vorherrschten.
1865/66 tötete eine Choleraepidemie im Norden Palästinas mehrere Tausend Menschen, noch 1902 mehrere Hundert. Die Pest hingegen war seit etwa 1838 verschwunden (zuletzt in Jaffa 1834 und 1838). Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Malaria, die am weitesten verbreitete Krankheit, eingedämmt.
Es entstanden Banken, dazu Großgrundbesitz, der den Anschluss an den Weltmarkt fand, denn nur dieser konnte die neuen Kulturen und Verfahren finanzieren. Rechtssicherheit war weitgehend durchgesetzt, und selbst britische Diplomaten lobten die Verhältnisse in der Region, die der Wali von Beirut zu sichern hatte. Eine massenhafte Enteignung von Bauern konnte zwar nicht nachgewiesen werden, doch ermöglichte die Entstehung von freiem Grundbesitz den Kauf durch nicht in der Region lebende, meist abwesende Grundbesitzer. Zudem konnte nicht genutztes Land erworben werden, ebenso wie bisher gemeinschaftlich genutztes Weideland. Auch wurde die Konkurrenz um Wasser verschärft. In die expandierende palästinensische Landwirtschaft investierten vor allem Beiruter Bankiers, aber auch städtische und ländliche Notabeln. Der Beiruter Unternehmer Alfred Sursuq erwarb in den 1870er Jahren 200.000 ha Land in der Ebene von Marj Ibn Amir. 1882 investierte hier auch der Sultan in großflächigen Landbesitz, auf dem Pächter angesetzt wurden. Zahlreiche Bauern konnten einem Teufelskreis aus schwankenden Ernten und damit Einnahmen, die nicht immer die Steuerpflichten abdecken konnten, Verschuldung, Landverkauf und -flucht, schließlich Proletarisierung nicht entrinnen.164
Für die Wirtschaft spielte der Gegensatz zwischen den Religionen und Konfessionen eine erhebliche Rolle. Zum einen nahmen sie verschiedene Positionen in der Ökonomie ein, zum anderen bestimmte ihre Religionszugehörigkeit nicht nur über ethische Vorsellungen, sondern vor allem über die Art der Außenkontakte.
Die ersten libanesischen Drusen, die sich bereits um 1050 nach außen abriegelten und nicht mehr weiter missionierten, lebten im südlichen Libanon und im nördlichen Israel. Sie gingen davon aus, dass nur die erste Generation, der der neue Glaube bekannt wurde, eine Gelegenheit zum Übertritt erhalten sollte. Dies hängt damit zusammen, dass die Drusen an eine Wiedergeburt glauben, und dass alle späteren Menschen auf Individuen zurückgehen, die in der Zeit nach al-Hakim Gelegenheit hatten, sich zu entscheiden.
Nur die Wissenden (uqqal, sie tragen einen weißen Turban auf kahlem Haupt, dazu Bart und Schnäuzer, die Frauen tragen einen weißen Schal, ein naqab) verstehen den Wesenskern der Religion, die Unwissenden (juhal) verlassen sich auf die Tradition. Sie meiden Schweinefleisch, Alkohol und Tabak. Die Wissenden heiraten üblicherweise untereinander, der Aufstieg ist aber dennoch möglich. Da es keine Rituale gibt, gibt es auch, sieht man von traditionellen Versammlungsplätzen ab, keine geheiligten Plätze. Dennoch versammeln sie sich jedes Jahr am 25. April am Grab Jetros, des Schwiegervaters Mose. Auch Gräber anderer Propheten werden regelmäßig zu Versammlungszwecken aufgesucht.
Als die Region Anfang des 16. Jahrhunderts an die Osmanen kam, lebten sie auch im Hügelland um Aleppo. Der Sultan erkannte Fakhr al-Din 1593 als Emir der Drusen mit regionaler Autorität an. Doch weder Schiiten noch Sunniten erkannten sie als Muslime an. 1585 war erstmals eine Strafexpedition des Sultans gegen die Drusen erfolgt. Fakhr al-Din knüpfte Kontakte mit dem Herzogtum Toskana in Italien an, woraufhin der Sultan 1617 sein Land angriff.165 Nach der Flucht und seiner Rückkehr aus der Toskana166 konnte er sich erneut festsetzen und besiegte 1623 sogar den Gouverneur von Damaskus in der Schlacht von Majdel Anjar. Doch nach langen Kämpfen unterlag der Druse 1633 und wurde am 13. April 1635 hingerichtet. Unter seinem Neffen Ahmed Maan blieb die Region trotz der Niederlage recht selbstständig. 1697 löste die Familie Shihab die der Maan als Emire des Libanongebirges ab, obwohl ihr erster Herrscher Sunnit war.
Auseinandersetzungen mit den christlichen Maroniten endeten 1860 mit der autonomen Verwaltung des Libanongebirges, die die Großmächte den Osmanen aufdrängten. Der Schwerpunkt der Drusen verlagerte sich demzufolge zum Hauran in Syrien, der infolgedessen als Jebel-el-Druze (Drusenberg) bekannt wurde - eine Bezeichnung, unter der früher das Libanongebirge bekannt war. Bis zum Ende der Osmanenherrschaft im Jahr 1918 regierten Emire. Frankreich versuchte 1921 vergebens, einen Staat unter französischem Mandat einzurichten. Die Drusen in Galiläa standen dabei ununterbrochen in Kontakt mit denen des Hermon und des Libanon. Sie hielten sich aus dem arabisch-jüdischen Konflikt heraus und standen ab 1948 auf israelischer Seite.
Unter den Mamluken haben Maroniten, aber auch Drusen und Schiiten eine Zeit militärischer Verfolgung erlebt. Dennoch gelang es den Maroniten, ihre Verbindung zur katholischen Kirche aufrechtzuerhalten und auszubauen. Seit 1445 gilt ihre Kirche offiziell als „mit Rom unierte Ostkirche“. Sie bildet die einzige Kirche ihres Zweiges, die sich als Ganze dem Papst unterstellte. 1648 gab Ludwig XIV. den Maroniten, wie allen Katholiken der Levante, ein Schutzversprechen.167 Dieser Anspruch wurde in einer Kapitulation zwischen dem Osmanischen Reich und Frankreich von 1673 festgeschrieben. 1736 kam es bei den Maroniten zu einer Kirchenreform unter erheblichem päpstlichem Einfluss. 1764 konnten sie mit osmanischer Unterstützung ihre Einfluss auf das nördliche Libanongebirge zu Lasten der dortigen Schiiten ausdehnen.
Ihr kultureller Einfluss wuchs zudem. Unter anderem führten maronitische Mönche die Arabisch-Druckerpressen ein, ansonsten wurde die arabische Schrift bis 1729 ausschließlich mit der Hand geschrieben. Am Bosporus betrachtete man diese Entwicklung mit Argwohn. Um 1800 gewannen die Maroniten zunehmend an wirtschaftlichem Einfluss. Die ökonomische Entwicklung der Levante weckte zudem das Interesse der europäischen Großmächte. Während Frankreich dabei traditionell die christlich-katholische Bevölkerung unterstützte (vor allem die Maroniten), interessierte sich England für die Drusen. Unter dem 1767 geborenen Wali Baschir II. (1788-1850) hielten sich die Maroniten 1799 aus den Kämpfen Napoleons heraus. Baschir II. selbst und seine Familie, ursprünglich Sunniten, waren zu Maroniten konvertiert. Ab 1820 kam es zu Zusammenstößen mit konfessionellem Charakter, 1820-21 zu einer Rebellion gegen Steuerforderungen. Während der Kämpfe zwischen Damaskus und Akko kam es 1822 durch die mit Damaskus verbündeten Drusen unter Bashir Jumblatt zu einem Massaker. Die Kämpfe hielten bis 1825 an, als die Maroniten bei al-Simqaniya über die Drusen siegten.
Durch die ägyptische Invasion unter Ibrahim Pascha wurden diese Spannungen verstärkt, denn seine Reformen hatten einen weiteren Aufschwung der maronitischen Bauern zur Folge, zumal Baschir II. die Ägypter unter Muhammad Ali unterstützte. Bei konfessionellen Unruhen nach der osmanischen Rückeroberung wurde die Stadt Dair al-Qamar von Drusen erobert. Der letzte Emir, Bashir III., wurde daraufhin von der Hohen Pforte abgesetzt und ins Exil geschickt. 1840/41 kam es zu einem offenen Krieg zwischen den Glaubensgemeinschaften.
Nach dem Ende des Emirates wurde das Libanongebirge in zwei Distrikte unter der Oberherrschaft des Wali von Sidon aufgeteilt. Der nördliche Distrikt erhielt einen maronitischen, der südliche einen drusischen Gouverneur. Im Zuge einer Reform dieses Systems im Jahr 1845 durch Shakib Efendi, wurden Räte gebildet, die den Gouverneuren unterstellt waren. Die Mitglieder dieser Räte repräsentierten erstmals die jeweiligen Religionsgemeinschaften des Libanongebirges. Dieses System brachte einen anfälligen Frieden mit sich. Besonders in der nördlichen Provinz, die von einem maronitischen Gouverneur verwaltet wurde, nahmen die Spannungen zwischen Bauern und Feudalherren zu. 1858 erhoben sich die Bauern im Distrikt Kisrawan und vertrieben die Feudalfamilie Khazin und ihre Verbündeten. Damit waren die letzten bedeutenden Feudalherren vertrieben, und die maronitische Kirche gewann an Einfluss.
Auch im südlichen Distrikt eskalierte zwei Jahre später der Konflikt zwischen drusischen Feudalherren und den in der Regel maronitischen Bauern. Vor allem unter dem Einfluss des maronitischen Bischofs von Beirut richtete sich die Unzufriedenheit der Bauern gegen alle Drusen. Den drusischen Notabeln gelang es im Gegenzug, ihre Glaubensgenossen (und auch andere Muslime, sowie einige griechisch-orthodoxe Christen) gegen die Maroniten aufzubringen, indem sie Ängste vor einer Errichtung eines maronitischen Emirats schürten. Zusätzlich sorgte die Parteinahme von Briten und Franzosen für eine Verschärfung der Ressentiments. Seit den 1840er Jahren kam es zu bewaffneten Zusammenstößen der beiden Gruppen, wobei die osmanische Armee Partei für die Drusen ergriff. Bei einem drusischen Angriff wurde die von Maroniten bewohnte Stadt Dair al-Qamar in Brand gesteckt und die Zivilbevölkerung umgebracht. 1860 eskalierte der Konflikt endgültig: Es kam zu schweren Massakern an der maronitischen Bevölkerung.168 Die osmanischen Truppen unternahmen nichts, um dies zu verhindern, und leisteten den angreifenden Drusen sogar indirekte Unterstützung. Die Schätzungen über die Anzahl der Opfer schwanken zwischen 7.000 und 20.000. Das Blutvergießen endete erst mit der Intervention Frankreichs, der Schutzmacht der Maroniten, das zudem die Autonomie des Sandschaks unter einem christlichen Gouverneur durchsetzte.
Die zionistische Bewegung hoffte als Repräsentantin aller Juden, die sogenannte „Judenfrage“ oder die „jüdische Frage“ zu lösen, die antisemitische Kreise mit der Frage der in ihren Augen mangelnden oder fehlenden Integrationsfähigkeit verbanden. Dabei wird häufig übersehen, dass die Juden Palästinas mit dieser Frage gar nicht befasst waren, dass aber europäische und amerikanische Juden die zionistische Bewegung und damit die Zuwanderung nach Palästina dominierten. Nach Pogromen in Russland, der Ukraine und in Rumänien verließen wischen 1882 und 1914 allein 2,6 Millionen Juden Russland, wobei die meisten nach Amerika gingen.
Die russischen Juden waren für die Behörden in erster Linie Russen und damit Angehörige einer feindlichen Nation. Infolge der Pogrome in Russland gingen viele von ihnen nach Istanbul und manche bemühten sich darum, osmanische Staatsangehörige zu werden. In Palästina durften sich jedoch nur Geschäftsleute und Pilger aufhalten, jedoch nur für maximal einen Monat, später drei Monate.169
Als die Jungtürken 1908 an die Macht kamen, versuchten sie das Entstehen einer „jüdischen Frage“ dadurch zu verhindern, dass sie weitere Zuwanderung unterbanden. Neben dem Vorwand für Interventionen der Europäer fürchtete man vor allem die Entfremdung der Araber. Erst mit Beginn des ersten Weltkriegs konnte Istanbul die jüdische Zuwanderung unterbinden.
Der arabische Nationalismus war weder eine bloße Gegenreaktion oder gar ein Spiegelbild des Zionismus oder der europäischen Nationalismen, noch war er rein säkular zu verstehen. So spielte etwa die Bewegung für eine kulturelle Erneuerung (Nahdia) eine wichtige Rolle. Dazu sollten Sprache und Literatur wiederbelebt werden. Diese waren zutiefst in der religiösen Welt verankert. Auch spielten neue Massenmedien, wie Zeitungen sofort eine große Rolle, als die Jungtürken für kurze Zeit die Zensur lockerten. Dabei bot allein Beirut zwölf arabischsprachige Zeitungen. Auch der aufkommende Salafismus, dessen Wirkungsbereich bis dahin eher gering war, nutzte die neuen Möglichkeiten der Massenkommunikation, wobei er sich an den „frommen Altvorderen“, den strenggläubigen Muslimen des frühen Islams von Mekka und Medina orientierte.
Nach den Pogromen von 1860 wurde der Libanon selbständig unter einem osmanischen Gouverneur verwaltet. Ab 1864 war es Teil des Vilâyet Beirut. Der Gouverneur musste dabei immer ein katholischer (mit Rom unierter) Christ sein, der nicht aus dem Libanon kam. Die Einsetzung bedurfte der Zustimmung der europäischen Mächte. Die Autonomie des Libanon wurde von einer internationalen Kommission überwacht. Dennoch wurde der Sturz des despotischen Sultans Abdülhamid II. im Jahre 1908 auch im Libanon begeistert gefeiert. In das neugeschaffene Parlament in Konstantinopel wurden auch aus dem Libanon Abgeordnete entsandt. Der letzte osmanische Zivilgouverneur, Johannes Kouyoumdjian Pascha, ein aus Istanbul stammender Armenier und ehemaliger osmanischer Vize-Außenminister, der allerdings katholisch war und eine maronitische Mutter hatte, trat 1913 sein Amt an, das er bis zur Abschaffung der Zivilverwaltung 1915 ausübte. Wirtschaftlich und kulturell blühte der Libanon in dieser Zeit auf, Beirut mit seiner französisch geprägten Kultur begründete seinen Ruf als „Paris des Nahen Ostens“. Dichter und Intellektuelle wie Khalil Gibran erlangten Weltruf.
Das Gleichgewicht unter den europäischen Großmächten zu erhalten, hatte in der Politik der Kolonialmächte oberste Priorität. Dahinter traten die Aspekte einer antiarabischen oder antitürkischen Politik, die Nationalbewegungen der Levante bei Weitem zu hoch einschätzten, zurück. Dementsprechend lagen die Schwerpunkte zunächst in einer Freihandelsphase von 1838 bis 1878, dann dem Wettlauf um Afrika und schließlich der Zerschlagung des Osmanenreiches im ersten Weltkrieg. Im Libanon schlug sich dies in Form von wirtschaftlicher und finanztechnischer Dominanz nieder, aber auch im diplomatischen Verkehr, der sich vor allem auf den Schutz nichtmuslimischer Gruppen fokussierte, und der Kapitulationen erzielte, die zugunsten nichtosmanischer Bürger erstellt wurden. Vor allem die Großmächte Russland, Frankreich und Großbritannien, aber auch Preußen und der Vatikan oder die USA mischten sich immer wieder ein. Erst während des Ersten Weltkriegs wurde Großbritannien zur vorherrschenden Macht. In mehreren Abkommen wurden Bestandteile des Osmanenreiches an Italien (Libyen), Großbritannien (Ägypten), Frankreich (Teile der späteren Türkei und des Libanon) und Russland (Thrakien, sogar Istanbul), schließlich auch die Juden (Balfour-Deklaration von 1917) verteilt. Um lokale Partner zu gewinnen, wurde ihnen Partizipation oder Unabhängigkeit versprochen. Praktisch jeder Kriegsteilnehmer spielte dabei ein doppeltes Spiel.
Ab 1907 trat mit dem iranischen Öl ein neuer Faktor hervor, denn nun sah London eine hohe Priorität in der Sicherung der Transportwege von dort nach Großbritannien. Als die britische Flotte 1912 auf Öl umgerüstet wurde, dessen Hauptmasse aus dem Iran kam, wurde dieser Faktor schlagartig zentral. Spätestens ab da wurde die deutsch-osmanische Kooperation zur Bedrohung, die sich etwa im Bau der Bagdadbahn manifestierte. Mit dem Beitritt in die Kriegsallianz von Deutschland und Österreich-Ungarn im August 1914 war Istanbul Londons Kriegsgegner.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die selbstständige Verwaltung abgeschafft und der Libanon Ende 1915 unter osmanische Militärverwaltung gestellt. Der Zivilgouverneur wurde nach Konstantinopel abberufen. Neben Kairo und Damaskus war Beirut eines der Zentren der Nationalbewegung, die während des Ersten Weltkrieges von den Osmanen unterdrückt wurde. Unter anderem wurden auf dem Place des Canons in Beirut 1916 zahlreiche Menschen hingerichtet, der seitdem Place des Martyrs heißt.
Die alliierte Seeblockade und Lebensmittelrequirierungen der im Libanon operierenden deutschen und osmanischen Heeresverbände führten zu Hungersnöten und Seuchen, in deren Folge etwa 100.000 der im Libanon lebenden 450.000 Menschen, vor allem Christen, umkamen (siehe Hungersnot im Libanon 1916–1918). Während die deutschen Stellen dem Schicksal der Libanesen weitgehend tatenlos zusahen, kam es vor allem in den USA zu gewaltigen Protestaktionen, die u. a. von libanesischen Emigranten wie Khalil Gibran organisiert wurden. Viele Libanesen wanderten in dieser Zeit aus, vor allem in die USA, Kanada, Lateinamerika, Australien und nach Südafrika. Heute gibt es circa sechs Millionen aus dem Libanon stammende Maroniten. Gleichzeitig nahm der Libanon nach dem Ersten Weltkrieg mehrere hunderttausend armenische Flüchtlinge aus Anatolien auf, die bei Beibehaltung eigener sprachlicher und kultureller Traditionen in die Gesellschaft integriert wurden, und vor allem im Beiruter Stadtteil Bourj Hammoud leben.
Zunächst rief Sultan Mehmed V. zum Heiligen Krieg gegen Reichsgegner auf. Unter dem Militärgouverneur Cemal Pascha kam es zwar 1916 in Syrien zu einem arabischen Aufstand, doch wurde er kaum von Nationalisten unterstützt. Eine strenge Zensur überwachte die Zeitungen. 1915 und 1916 wurden Führer arabischer Geheimgesellschaften in Damaskus und Beirut verhaftet und von Militärtribunalen zum Tod verurteilt. Sein Plan einer Vertreibung der „ausländischen“ Juden wurde allerdings von der Regierung in Istanbul unterbunden, nachdem Deutschland und die USA interveniert hatten.
Nach der Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg besetzten die Ententemächte 1918/19 auch den Libanon. Nach der Konferenz von San Remo 1920 erteilte der Völkerbund Frankreich das Völkerbundmandat für Syrien und Libanon. Der französische General Henri Gouraud teilte das Mandatsgebiet in sechs Staaten auf, darunter einen Alawitenstaat nördlich des Libanon, der 1936 Syrien angegliedert wurde. Die Alawiten leben vor allem im Norden des Landes (ihr Schwerpunkt liegt im Westen Syriens), in der Ebene von Akkar, durch Arbeitsmigration aber auch in Tripoli. Früher als Nusairier bezeichnet, versuchten sie durch die neue Bezeichnung ihre Nähe zum Schiitismus und damit zu Ali zu betonen. Auch bestand ein Drusenstaat im Südosten Syriens, dazu kamen die Staaten Aleppo und Damaskus sowie der Sandschak Antakya (der später an die Türkei kam) und Großlibanon.
Aus dem am 1. September 1920 proklamierten Staat Großlibanon, der aus einer Vergrößerung des bisherigen Kleinlibanon hervorgegangen und aus syrischem Gebiet herausgeschnitten wurde, entstand der moderne Libanon. Die christlichen Nationalisten, insbesondere die Maroniten im Zentrum des Libanon, unterstützten dieses französische Mandat zunächst, während die arabischen Nationalisten ähnlich wie diejenigen in Syrien, dem Irak und Palästina eine unabhängige arabische Nation anstrebten. Die französische Mandatsverwaltung war zunächst unentschieden. Hochkommissar Gouraud liebäugelte mit einem föderalen Verbund der syrischen Staaten, zu dem auch der Libanon gehören sollte. Die Franzosen waren jedoch im Rahmen des Völkerbundmandats beauftragt worden, in einem bestimmten Zeitraum eine Verfassung zu proklamieren. Nach Ablauf der Zeit dehnte sich ein drusischer Aufstand im Hauran im Jahr 1925 schnell auf die anderen syrischen Mandatsgebiete aus.170 Um im Libanon den Frieden aufrechterhalten zu können, waren die Franzosen auf die Unterstützung ihrer traditionellen maronitischen Verbündeten angewiesen. Deren einflussreichste Vertreter (vor allem die maronitische Kirche), setzte sich vehement für einen unabhängigen „Großen Libanon“ ein. Der Drusenstaat, zunächst 1921 als État du Souaida nach der Hauptstadt As-Suwaida benannt, 1927 in Djébel druze (Drusengebirge) umbenannt, bestand bis zur Eingliederung in Syrien 1936.
Von 1929 bis 1931 war General Charles de Gaulle in Beirut stationiert, wo er unter anderem libanesische Offiziere ausbildete. Dies sollte im Zweiten Weltkrieg zunächst dem Freien Frankreich nutzen, das in den Libanesen Verbündete fand, und später auch wiederum der libanesischen Republik, die in Frankreich bis heute einen wichtigen Unterstützer auf internationalem Parkett hat.
Während des Krieges wurde der Libanon zunächst ab 1940 vom Vichy-Regime kontrolliert. Die dortigen Behörden erteilten 1941 Deutschland die Erlaubnis, Flugzeuge und Nachschub über Syrien in den Irak zu verschieben, wo sie gegen Großbritannien eingesetzt wurden. Da die britische Regierung befürchtete, das nationalsozialistische Regime könnte die vollständige Kontrolle über Libanon und Syrien erlangen, entsandte sie Einheiten nach Syrien und in den Libanon.
Charles de Gaulle, dessen Land von Deutschland besetzt war, und der dringend Truppen benötigte, stellte daraufhin Freiwilligenverbände (Troupes Spéciales du Levant) unter dem Kommando von General Fouad Chehab zusammen. Die von Chehab befehligten libanesischen Verbände entlasteten die Alliierten: In der Schlacht von Bir Hakeim in Libyen halfen sie deutsche und italienische Truppenverbände zu binden, so dass Montgomery Rommels Afrikakorps in El Alamein stoppen konnte. Während der alliierten Invasion in der Normandie entlasteten sie alliierte Truppenverbände in der Schlacht um Monte Cassino.
Am 26. November 1941 kündigte der französische General Georges Catroux die Unabhängigkeit des Libanon sowie seine Unterordnung unter die freifranzösische Regierung an. Der Libanon wurde damit als einer der ersten französischen Protektorate durch alliierte Truppenverbände der Kontrolle des Vichy-Regimes entzogen. Im November 1943 fanden Wahlen statt, und am 8. November 1943 löste die neue libanesische Regierung das französische Mandat unilateral auf. Als Reaktion der französischen Seite wurden die neuen Regierungsmitglieder inhaftiert, auf internationalen Druck hin jedoch am 22. November 1943 wieder freigelassen, woraufhin die Unabhängigkeit des Libanon akzeptiert wurde. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges stand das Land unter alliierter Kontrolle. Die letzten französischen Truppen wurden 1946 abgezogen. Die Briten, die mit den Franzosen schon seit langem um die Vorherrschaft in der Region konkurrierten, errichteten demonstrativ Botschaften in Syrien und dem Libanon. Unter der Vermittlung des britischen Ministers im Libanon, General Spears, kam es schließlich zu einer Annäherung liberaler Christen und der sunnitischen Elite der Küstenstädte.
Auf der Grundlage der Volkszählung von 1932, die die ethnischen und religiösen Gruppen erfasste, das heißt vor allem Maroniten, Griechisch-orthodoxe, Drusen, Schiiten, Sunniten und Armenier sowie Kurden, wurde der „Nationalpakt der Libanesen“ geschlossen. Demzufolge musste der Staatspräsident ein Maronit sein, der Parlamentspräsident ein Schiit und der Ministerpräsident ein Sunnit sein muss. Seither gab es keine Volkszählung mehr, auch wenn sich das zahlenmäßige Gleichgewicht zwischen den Gruppen stark verändert hat.
1945 war der Libanon ein Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der libanesische Diplomat Charles Malik (1933 Doktorand der Philosophie bei Martin Heidegger, vor den Nationalsozialisten in die USA geflohen und mit Hannah Arendt befreundet) spielte eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung der UN-Charta. Infolge eines starken Wirtschaftsaufschwungs wurde der Libanon zum kommerziellen Zentrum des Nahen Ostens. Allerdings blieben die internen Spannungen weiterhin erhalten, zumal durch den Zustrom palästinensischer Flüchtlinge der Anteil der Muslime gegenüber den anderen konfessionellen Gruppen stieg.
Der Libanon galt aus israelischer Sicht zunächst als neutral. Nach der Staatsgründung Israels partizipierte der Libanon jedoch mit einem kleinen Truppenkontingent am Palästinakrieg. 1948 lebten etwa 20.000 Juden im Libanon, 2008 waren es weniger als 100.171 Dies hing jedoch keineswegs mit dem ersten Krieg gegen Israel zusammen; im Gegenteil stieg die Zahl der Juden in Beirut, wo fast alle Juden des Landes lebten, bis 1949 auf das Doppelte an, nämlich auf etwa 8 bis 10.000. Mitte der 1950er Jahre lebten knapp 7000 Juden in Beirut. In Sidon hingegen lebten nur etwa 100 Familien mit 550 Angehörigen (1958).172 Die Mehrheit verließ von 1958 bis 1967 das Land; die syrischen Juden, die etwa die Hälfte der Gemeinde ausmachten, konnten mangels Papieren nicht ausreisen. Hingegen verließen mehr und mehr libanesische Juden das Land. Diese Schwierigkeiten führten dazu, dass zwar 1958 etwa 1000 von ihnen das Land verließen, im folgenden Jahr jedoch nur noch 239.173 Bis 1969 sank die Zahl der Juden auf 3.000. Während des Beginns des Libanesischen Bürgerkriegs in den Jahren 1975-76, der um das jüdische Viertel in Beirut tobte, wurden Häuser, Arbeitsplätze und Synagogen zerstört. Die meisten der noch verbliebenen 1800 Juden verließen den Libanon 1976, weil sie die wachsende Präsenz Syriens fürchteten. 1997 lebten noch 20 Familien im Land, fast alle in Beirut.
Das Ende des britischen Mandats für Palästina am 14. Mai 1948 führte zur Versammlung des Jüdischen Nationalrats in Tel Aviv. David Ben-Gurion verkündete dort die Errichtung des Staates Israel. Einige Stunden später eröffneten die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens den Krieg gegen Israel (Palästinakrieg).
Die Libanonkrise 1958 zwischen Befürwortern einer pro-westlichen und einer pro-arabischen Politik konnte erst durch eine US-Intervention beendet werden. Danach wurde Fouad Chehab zum Staatspräsidenten gewählt, der als ehemaliger Kommandeur der alliierten libanesischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg gute Beziehungen zu Eisenhower und de Gaulle hatte, sich aber im Gegensatz zu anderen arabischen Generälen in Staatsämtern als Diener der Republik sah. Er versuchte, das Gewaltmonopol des Staates wiederherzustellen, und die immer mehr über libanesisches Territorium operierenden palästinensischen Freischärler unter Kontrolle zu bekommen.
Allerdings verhinderten 1964 die Politiker Pierre Gemayel und Kamal Dschumblat gemeinsam eine Wiederwahl Chehabs, dem sie vorwarfen, ein Militärregime nach lateinamerikanischem Vorbild aufbauen zu wollen. Dschumblat verlangte eine Ordnung, die auf Säkularismus, Sozialismus, Arabismus sowie der Abschaffung des konfessionellen Systems beruhte. Er sammelte enttäuschte Sunniten, Schiiten und linke Christen in einer Oppositionsbewegung. Gemayel, der 1936 in Deutschland war, gründete eine rechtsgerichtete Jugendbewegung, aus der 1937 die Kata'ib oder Phalangistische Partei. Die Partei wurde unter seiner Führung (bis 1980) eine wichtige Bewegung, besonders der Maroniten.
Nachdem de Gaulle kurz vor Ausbruch des Sechstagekriegs die bis dahin enge militärische Zusammenarbeit mit Israel beendet und am 2. Juni 1967 ein Waffenembargo verhängt hatte, wurde die israelische Kooperation mit den USA immer stärker ausgebaut. Ende 1968 kam es nach einer palästinensischen Guerillaoperation zum israelischen Luftangriff auf den Zivilflughafen von Beirut, bei dem ein Großteil der Flotte der in den fünfziger Jahren von PanAm und Air France aufgebauten nationalen Fluggesellschaft Middle East Airlines zerstört wurde. Am 28./29. Dezember landeten dazu israelische Kommandos auf dem Flughafen und sprengten dreizehn Flugzeuge sowie Treibstofflager als Vergeltung für einen palästinensischen Angriff auf ein israelisches Flugzeug am 26. Dezember 1968 in Athen.
Nach dem „Schwarzen September“ (Jordanischer Bürgerkrieg) von 1970 bis 1971 zwischen jordanischen Sicherheits- und Streitkräften auf der einen und palästinensischen Guerillas und syrischen Truppen auf der anderen Seite174 verlegte die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ihre Kommandostrukturen nach Beirut. Sie setzte sich im Südlibanon („Fatah-Land“) fest und entwickelte sich mit ihren Institutionen zu einem Staat im Staate.
Am 13. April 1974 kam es zum offenen Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs, der zu mehreren syrischen (1976) und israelischen Interventionen führte. Am 14. März 1978, nach mehreren Anschlägen der PLO, deren letzter, ein Anschlag auf einen israelischen Autobus bei Tel Aviv, am 11. März 1978 stattfand, marschierte die israelische Armee im Rahmen der Operation Litani in den Südlibanon ein und besetzte das Gebiet südlich des namengebenden Litani. Dabei wurden zwischen 1000 und 2000 Personen getötet und nach Schätzungen der libanesischen Regierung rund 280.000 vertrieben. Fünf Tage nach dieser Invasion wurde die Resolution 425 des UN-Sicherheitsrates angenommen, zu deren Umsetzung UNIFIL-Truppen im Südlibanon stationiert wurden. Die israelischen Truppen schufen stattdessen die von Israel bezahlte Südlibanesische Armee, in der neben Christen anfangs auch Schiiten dienten, sorgten dann aber durch rücksichtsloses Vorgehen gegen die überwiegend schiitisch-muslimische Landbevölkerung selbst für immer mehr Zulauf zu der schiitischen Organisation, die sich die Benachteiligung des Südens in der Versorgung durch die Beiruter Regierung zunutze machte.
Zwischen der Nationalen Bewegung aus muslimischen, palästinensischen und linken Kräften und der Libanesischen Front aus christlichen, vor allem maronitischen Gruppen, kam es zu Kämpfen. 1976 griff Syrien mit dem Mandat der Arabischen Liga und einer 20.000 Mann starken Interarabischen Sicherheitstruppe zu Gunsten der maronitischen Gruppierungen ein. Innerhalb der Libanesischen Front gewannen die Phalangisten unter Pierre Gemayel beherrschenden Einfluss. Seit 1979 kam es auch noch zu Kämpfen zwischen den sunnitischen Murabitun-Miliz und schiitischen Milizen sowie zwischen libanesischen und palästinensischen sowie prosyrischen (Amal-Miliz) und proiranischen Gruppierungen, Vorläufern der Hisbollah.
Israel zog seine Armee 1980 an den Litani zurück, marschierte jedoch 1982 erneut in den Libanon ein. Im Libanonkrieg 1982 änderte sich die Zielrichtung. Nicht mehr die Sicherung der Grenze, sondern die Zerschlagung der bewaffneten palästinensischen Strukturen war nun das Ziel. Israel zwang die PLO am 21. August zum vollständigen Abzug aus dem Libanon. Dazu griff es im Juni zunächst das Hauptquartier der PLO an, es kam zu Luftkämpfen mit syrischen, von der Sowjetunion gelieferten Flugzeugen, die Abwehrbatterien in der Bekaa-Ebene wurden angegriffen.175 Am 20. Juni übernahm Israel die Kontrolle über den Beiruter Flughafen, am 3. Juli begann die Belagerung der Stadt; der Westteil der Stadt wurde vom 28. Juli bis zum 3. August ununterbrochen beschossen. Gleichzeitig wurde der Maronit und Führer der Phalangisten, Bachir Gemayel (der Sohn von Pierre Gemayel), zum Präsidenten gewählt, aber schon nach zwei Wochen, am 14. September 1982, ermordet. Daraufhin kam es zu Massakern in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila. Anstelle des ermordeten Bashir wurde dessen Bruder Amin Gemayel Präsident (1982–1988). 1985 zog sich Israel wieder in den Süd-Libanon zurück.
Bereits vor dem Bürgerkrieg entwickelten sich die Schiiten zur größten Religionsgruppe im Libanon. Da sie einen Großteil der armen Landbevölkerung des Südens stellten und im „Nationalpakt“ von 1943 nach ihrer Ansicht nicht mehr angemessen repräsentiert waren, entwickelte sich zu Beginn der siebziger Jahre eine neue politische Bewegung, die vom Imam Musa as-Sadr (1978 auf bisher ungeklärte Weise in Libyen verschollen) gegründete Amal-Bewegung. Nach dem Verschwinden des Imams, der nach heutigen Maßstäben ein eher moderater Muslim war, und sich vor 1975 auch für den interreligiösen Dialog mit dem Christentum engagiert hatte, wurde Nabih Berri, ein ehemaliger Manager in der Automobilindustrie, der einige Zeit in Detroit gelebt hatte, neuer Führer der Amal.
Seit der islamischen Revolution 1979 im Iran entstand parallel die Hisbollah („Partei Gottes“), die sich ideologisch eng an die Ideen Khomeneis anlehnte, und zunächst 1983 den westlichen Einfluss im Libanon mit Selbstmordattentaten und Geiselnahmen zu bekämpfen versuchte, dann aber sehr bald im bewaffneten Kampf gegen die Israelis im Südlibanon ein neues Betätigungsfeld fand.
Am 18. April 1983 wurden bei einem Bombenanschlag auf die amerikanische Botschaft in Beirut über 60 Menschen getötet. Am 17. September beschoss die US-Flotte erstmals Stellungen der Syrer in der Nähe von Beirut. Am 23. Oktober kam es zu schweren Sprengstoffanschlägen auf die Hauptquartiere der amerikanischen und französischen Friedenstruppen. Am 4. Dezember wurde ein US-Kampfflugzeug vom Typ A-6E Intruder über dem Libanon abgeschossen. Am 9. Januar 1984 feuerte das US-Schlachtschiff USS New Jersey (BB-62) erneut auf die Küste Beiruts, zu gleicher Zeit sicherten US-Soldaten im Süden Beiruts einen Green Coast genannten Küstenabschnitt und den Beiruter Flughafen im Rahmen der multinationalen Friedenstruppe.
Im Mai 1985 wurden Sabra, Schatila und Buri el-Baraineh erneut Schauplatz schwerer Kämpfe (erster „Lagerkrieg“), diesmal zwischen der palästinensischen PLO und der schiitischen Amal-Miliz. Die Phalangisten verloren unter Amin Gemayel innerhalb der Libanesischen Front an Einfluss, als es zur Spaltung der christlichen Rechten kam. Als sich das Parlament 1988 nicht auf einen Nachfolger für Amin Gemayel einigen konnte, ernannte er den Militärstabschef General Michel Aoun zum Regierungschef, der im März 1989 einen Befreiungskrieg gegen Syrien erklärte. Es kam zur Ausrufung einer muslimischen Gegenregierung und in der Syrien-Frage zum Bruch zwischen dem Maroniten Aoun und dem ebenfalls maronitischen Milizenführer Samir Geagea. Dies zog Kämpfe zwischen den christlichen Forces Libanaises und den von Aoun befehligten christlichen Teilen der regulären Streitkräfte nach sich. Letztere wurden im Oktober 1990 von der anrückenden syrischen Armee vernichtend geschlagen.
Bereits am 22. Oktober 1989 war unter der Vermittlung von Saudi-Arabien das Abkommen von Taif unterzeichnet worden, das u.a. eine paritätische Sitzverteilung von Muslimen und Christen im libanesischen Parlament vorsah. Nach Aouns Niederlage konnte das Abkommen in Kraft treten, der Bürgerkrieg, dem etwa 90.000 Menschen zum Opfer fielen, war beendet. Das kleine Eisenbahnnetz war zerstört.
Beim Wiederaufbau spielte die Firma Solidere des libanesisch-saudischen Milliardärs Rafiq al-Hariri eine zentrale Rolle. Der Sunnit Hariri war bis zu seiner Ermordung im Jahr 2005 mehrfach Ministerpräsident und ein Symbol für die nun auch machtpolitisch nachvollzogene demographische Verschiebung zugunsten der Muslime. Allerdings blieb der Süden weiterhin besetzt, und die dort operierende Hisbollah, die auf syrischen Druck hin nicht entwaffnet wurde, konnte auch durch zwei Militärinterventionen Israels nicht zerschlagen werden. Ein Höhepunkt war die von Rabins Nachfolger Schimon Peres im April 1996 befohlene Operation Früchte des Zorns, insbesondere der Artillerieangriff auf das UN-FIJIBATT-Hauptquartier (UNIFIL) in Kana im Südlibanon mit 118 Todesopfern. Im Jahr 2000 zog sich Israel aus der sogenannten Sicherheitszone im Südlibanon zurück und erfüllte damit die Forderungen der Resolution 425 des UN-Sicherheitsrates aus dem Jahre 1978.
Nachdem Rafiq al-Hariri am 14. Februar 2005 einem Attentat zum Opfer gefallen war, wuchs der Druck auf Syrien, das unter anderem von den USA und der libanesischen Opposition für das Attentat verantwortlich gemacht wurde, durch den Abzug der im Land verbliebenen syrischen Truppen dem Libanon die volle Souveränität zurückzugeben und die dortige Anwesenheit zu beenden. Die prosyrische Regierung trat in der Folge der Zedernrevolution zurück. Syrien zog bis Ende April 2005 seine Truppen ab. Kurz darauf fanden die im Libanon Wahlen statt, aus denen eine heterogene Koalition als Sieger hervorging. Die Hisbollah war dort ebenso vertreten, wie die Parteien der Zukunftsbewegung Saad al-Hariris, des Sohnes des ermordeten Ministerpräsidenten.
Nach der Entführung zweier israelischer Soldaten am 12. Juli 2006 durch Einheiten der Hisbollah begann der 34 Tage dauernde zweite Libanonkrieg. Nach der Verabschiedung der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates trat am 14. August 2006 ein Waffenstillstand in Kraft. Das Mandat von UNIFIL wurde ausgeweitet und die Kontingente aufgestockt. Gleichzeitig rückten libanesische Truppen erstmals seit dem Beginn des Bürgerkrieges 1975 in den südlichen Libanon vor.
Die Hisbollah forderte nun eine stärkere Vertretung der Schiiten in der Regierung. Die regierende Koalition des 14. März, die sunnitische, armenische, maronitische, assyrische, aber auch schiitische und säkulare Parteien umfasste, warf ihr allerdings vor, eine Kampagne auf Weisung Syriens zu betreiben, um die Konstituierung eines internationalen Tribunals zur Aufklärung des Attentates auf Rafiq al-Hariri zu verhindern. Am 1. März 2009 wurde das Sondertribunal für den Libanon gegründet.
Am 12. Januar 2011 kam es zum Scheitern der von Saad al-Hariri geführten Regierung der nationalen Einheit, an der mehrere Minister der Hisbollah beteiligt waren. Hisbollah und der mit Hisbollah verbündete Ex-General Michel Aoun hatten ihre Minister aus der Regierung abberufen, weil al-Hariri sich weigerte, sich gegen das Sondertribunal für den Libanon auszusprechen, das die Verantwortlichen für das Attentat auf seinen Vater Rafiq al-Hariri anklagen und verurteilen sollte. Nachdem Drusenführer Walid Dschumblat seine politische Position neu ausgerichtet hatte und nun Hisbollah und ihre Verbündeten unterstützte, wurde der prosyrische sunnitische Politiker Nadschib Miqati zum Nachfolger Saad al-Hariris im Amt des Ministerpräsidenten gewählt. Er wurde danach von Präsident Sulaiman als Führer der Allianz des 8. März, die als anti-westlich und pro-syrisch gilt, ernannt. Vor allem in der sunnitischen Bevölkerung führte die Ernennung Miqatis zu heftigen Demonstrationen und Unmutsbekundungen, wie in Tripoli, aber auch in Beirut.
Nach Beginn des Aufstands in Syrien kam es im Juni 2011 in Tripolis erstmals zu Gefechten zwischen sunnitischen und alawitischen Gruppen; letztere leben vor allem im Norden des Landes, in der Ebene von Akkar, durch Arbeitsmigration aber auch in Tripoli. Sie wurden früher als Nusairier bezeichnet. Auslöser für die Auseinandersetzungen war eine Demonstration zur Unterstützung der Gegner des syrischen Präsidenten Assad. Mitte Mai 2012 brachen wiederum Kämpfe aus, nachdem die Sicherheitskräfte einen sunnitischen Islamisten verhaftet hatten. Bei den Kämpfen wurden sieben Menschen getötet und fünfzig verletzt.176 Wenige Tage darauf wurde ein prominenter sunnitischer Geistlicher von der Armee erschossen. Die anti-syrische Opposition kündigte darauf einen dreitägigen Generalstreik an und drohte – sollten die „Mörder“ nicht zur Rechenschaft gezogen werden – mit der Gründung einer „Freien Libanesische Armee“ nach syrischem Vorbild.177
Miqati trat im März 2013 zurück. Inzwischen spaltet der syrische Bürgerkrieg das Land, zumal die Hisbollah die syrische Regierung inzwischen auch militärisch gegen die Aufständischen unterstützt. Anfang 2014 waren nach UNO-Angaben über eine Million Flüchtlinge aus Syrien im Libanon. Damit stellten die Flüchtlinge rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung.
Neben den einschlägigen übergreifenden Zeitschriften sind die Mamlūk Studies Review für die Zeit zwischen etwa 1250 und 1517 zu nennen.
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